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Ottendorfer Zeitung Bezugspreis: viert^jährlich ^rv Mark fr»! i-s ksLü». In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich i Mk. Einzelne Nummer w Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »nd Sonnabend Nachmittag, Unterüaktung8- umt Anzeigeökatt Xn»«tDtz*ße«Ed: Fär di« kleinfpoltig« U»rp»-H«il« »d«r d«r«n Xenm ,o pfg. — Im XeNemettil fär di« N«inspaltig« Petit-A.il« re Pf,. An»«tg«nannahmr bi» w Uhr mttt«-,. B»U«g«gMhr nach S«rinbae«M. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mmkl" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". v«ck »d Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Okrilla. verantwortlich für die Redaktion y. Rühl« in Oroß-GkriSa. Nummer 52 Sonntag, den März Jahrgang Neuestes vom Tage. — Seit Wochen haben die Engländer im Gebiete von La Bassse-Belhune Ruhe gehalten, jetzt scheinen sie— nachdem der französische Vorstoß in der Champagne kläglich scheiterte — ihrerseits die deutsche Front beunruhigen zu wollen. Sie waren seinerzeils am Kanal von La Basste stellen weise vorübergehend erfolgreich und hatten erst nach hartnäckigen Kämpfen aus unseren Gräben zurückgeworsen werden können. Offenbar haben sie es auch diesmal wieder mit einem überraschend mit starken Kräften durchgeführten Vorstoß versucht; denn eS gelang ihnen, in das Dorf Neuve Chapelle einzudringen und sich festzusetzen. Hier sind die Kämpft noch im Gange. Bei dem von Wochen hart umkämpften Givechy nördlich des Kanals mißlang der englische Angriff dagegen vollständig; der Feind wurde dort zurückgeschlagen. In der Champagne er leben wir jetzt anscheinend das letzte Auf- flackern der großen französischen Offensive. Der Feind unternimmt wohl mehr im Interesse seiner Waffenehre als in der Hoffnung auf Erfolg Vorstöße gegen die deutschen Stellungen. Denn daß er die eiserne Mauer der deutschen Stellungen nicht zu durchbrechen vermag, daß kein Uebeiraschungserfolg ihn für die Nieder, lagen der letzten drei Wochen entschädtgen kann, wird der Gegner inzwischen selbst eingcsehen haben. Auch diesmal wurden die Angriffe auf den Wald östlich von Souain — wie der deutsche Heeresbericht betont — blutig abgeschlagen. Die Verluste des Feinde» sind demnach bedeutend ge wesen. Endlich haben die Kämpfe in den EUdvogesen ihren Fortgang genommen. Es scheinen somit oie WitterungSverhältnisse sich etwas gebessert zu haben. Hart um. stritten ist hier der Reichsackerkopf im Westen von Münster. Die Franzosen wollten dort nach ihren letzten Berichten Erfolge erzielt und die deutschen von der Höhe vertrieben haben. Eine deutsche Be stätigung dieser Meldung ist allerdings nicht erfolgt. Da ab.r die umliegenden zum Teil höheren Kuppen noch von den Franzosen gehalten werden, ist einleuchtend, daß die Stellung für die Dauer sehr sehr schwierig ist. Sie wird und muß aber genommen werden, da der Reichsackerkopf die Straße nach Gerandmer flankirrt und somit oie Forcierung des Schluchtpasses von Ge» randmer auch den Besitz der umliegenden Berghöhen nötig macht. — ES bestätigt sich, daß die Engländer nördlich des Kanals von La Bassäe starke Kräfte in Bewegung setzten, um die deutsche Front zu durchbrechen. Der Hauptstoß scheint sich gegen das Dorf Neuve Cha. pelle an der Straße von Bethune nach ArmentterS gerichtet zu haben, dessen Be setzung dem Gegner auch gelang. Ueber Neuve Chapelle in östlicher Richtung hinauszudrtngen, vermochten jedoch die Engländer nicht. Ihre Angriffe wurden zurückgeschlagen. Somit hat die im ersten Ansturm von ver Uebermacht zurückgewichene deutsche Front bereits wieder ihre volle Widerstandskraft erlangt und die Unseren können nun threSseitS darangehen, den verlorenen Boden zurückzugewinnen. Die Kämpfe in dieser Richtung sind noch im Gange. Die Verbündeten haben den vorübergehenden Erjolg der englischen Waffen sofort zum Anlaß genommen, übertriebene Siegsmeldungen in die Welt hinauSzuposaunen. Ihr Tagesbericht spricht von der Wegnahme von 2500 Metern Schützengraben und vielen Gefangenen. Jedoch muß ihr Bericht vom Donnerstag abend bereits das Ende des „SiegeszugeS" eingestehen; deun hier ist schon wieder von deutschen Gegenangriffen die Rede, die angeblich zurückgewiesen wurden. In zwischen scheinen sich weiter oben im Norden, im Küstengebiet, schwerwiegende Ereignisse anzubahnen. Der französische Tagesbericht meldete vor kurzem, daß die deutsche Artillerie mit schweren Geschützen — angeblich ven 42-Zentimeter-Mörsern — Nieuport beschieße. Aus dem neutralen Holland liegt heute die ergänzende Meldung vor, daß die Stadt völlig zusammen- geschossen sei und nickt mehr als Stütz, punkt der englisch-belgischen Armee dienen könne. Die Truppen würden aber jeden falls zurückgenommen werden. Die deutsche Heeresleitung scheint demnach durch das Üebergewtcht ihrer schweren Artillerie sich Boden erzwingen und vielleicht den Weg nach Calais bahnen wollen. Damit im Zusammenhang dürfte wohl auch das Er scheinen englischer Linienschiffe bei Westende- Bad zu bringen zu sein, deren Feuer offen bar unsern Artilleriestellungen galt. Aller dings hatten die Engländer keinen Erfolg trotz erheblichen Munitionsverbrauchs und mußten sich vor unseren Küstenbatterien zurückziehen. — Der Korrespondent der ,.Tyd„ meldet aus SluiS: Die Lage in Onende wird für die Bevölkerung unangenehmer, nachdem die Fluggeschwader der Verbündeten an- scheinend die Aufgabe der Flotte über nommen haben, ästende zu bombardieren. Bislang kostete dies noch nicht das Leben eines einzigen Bürgers. Aber vorige Woche fielen die ersten Opfer. Ein deutscher Bericht spricht von drei Toten, doch das ist unrichtig, da nur zwei Mädchen verwundet wurden. Der Seebahnhos steht nach den drei Luftangriffen genau so unversehrt wie vorher da. Rotterdam. Ein gestern mittag in Amuiden angelangter Fijchereidampser be richtet einer Meldung des Rotterdamschen Courant zufolge, daß er in der Nordsee einem Geschwader begegnet sei, bestehend aus 42 Kreuzern, etwa lO Torpedobooten und verschiedenen Unterseebooten. Die Schiffe fuhren in voller Fahrt mit süd westlichem Kurs. Haag. Der in Boulogne eingelaufene Dampfer „St. Malo" berichtet, er habe im Kanal das Wrack eines anscheinend Zwei- tausend-Tonnen-DampferS in sinkendem Zustand angetroffen. Der Name dieses Schiffes iet nicht erkennbar gewesen. Gleich falls hat der in Amniden angelangte Dampfer „Terrier" bei Schouwen-Bank das Wrack eines gesunkenen Dampfers, dessen Masten 2^/, Meter über dem Wasser spiegel hervorragten, gesehen. Offenbar sind die fraglichen Dampfer torpediert worden. OertlicheS und Sächfisches. Gttendorf-Gkrilla,tstärz MS. — Am Mittwoch hatte der Landwirtschaft- liche Verein seine Mitglieder und Interessenten zu einem Vortrag in das Roß eingeladen. O gft'ch r>on sachkundiger Seile über die deutsche Laudwiriichaft im Kriegsjahre geredet wurde, ließ die Beteiligung zu wünschen übrig. P olcssorKahlichmidt-Freiberg sprach zunöchi alig mein vom Kriege, sodann beanwortete er d e Frage ob die Landwirtschaft sich bewährt habe und welche Ausgaben ihr nnn zufielen. In überzeugender Welle wies er nach, daß die deutsche Landwirtschaft ihre Pfl cht voll erfüllt habe und daß der Borwurf von ge- wffser Seit«, die Landwirt ichcfft könne nich> das Land versorgen, zu Unrecht erhoben worden sei. WaS nun weiter zu tun sei um durckzohalten besprach er sodann. Eine große Anzahl von Anregungen gab er in bezug aus Früchtcbau und Viehzucht. Hierbei gab er auch die Entstehung der zahlreichen Ver ordnungen bekannt. Lebhafter Beifall wurde ihm gezollt. Der Vorsitzende Herr C. Beck dankte namens der Versammluna. Die nach« »olgende Aussprache brachte verschiedene An regungen über Gemüse- und Kartoffelbau. Wie wir böreu will der Landwirtschaftliche Verein auch in nächster Zeit von berufener Seite über ErnährungSfragen einen Vortrag halten. Möchte sich jetzt schon die Ein wohnerschaft darauf einrichten. — Es wird erneut daraus hingewiesen, daß Privatpaketen für Angehörige deS Feldheere- bis zum Gewicht von 10 auch bei persönlicher Anlieferung im alten Ständehaus gelbe Bealeitadressen betzusüaen sind. Größere Güter im Gewichte von Über 10 bis 50 sind mit Frachtbrief auf dem Güterbahnhof Dresden N., Versandboden I, Luke 16 an- zulieiern. — Zum Besuche kranker oder verwundeter Krieger sowie zur Beerdiguug verstorbener Krieger sind die Fahrpreise auf den im Militärbetrieb befindlichen Eisenbahnen in Belgien für Erwachsene Angehörige. Kinder unter 15 Jahren sind ausgeschlossen — auf die Hälfte und zwar für 1 Kilometer 5 cts. in der 2. und 2 r/i cts in der 3. Wagenklasse ermäßigt werden. — Der Reichsregierung ist eine große Reihe von Vorschlägen über Maßnahmen unter breitet worden, die den Zweck verfolgen, da nach immer in großen Mengen zurückgehaltene Gold der Rctchsbank zuzufübren. Gemeinsam ist diesen Vorschlägen der Gedanke, von einem bestimmten Zeitpunkt ab das zurückaeholtene Gold so zu entwerten daß die Goldsparer mit der unentwickelten nationalen Gesinnung einen empfindlichen Verlust erleiden. Alle diese Vorschläge werden selbstverständlich an der zuständigen Stelle aus ihre Zweckmäßigkeit genau geprüft. Die Goldfrage hat gegenwärtig für unser ganzes Finanzwesen eine so große Bedeutung, daß ihre Entwicklung von der RnchSregiernng mit größter Aufmerksamkeit verfolgt wird. Falls die durch Aufklärung und private Sammeltätigkeit ringeleitrten Be strebungen von einem durchschlagenden Erfog wären, könne von Zwang-Maßregeln auf dem Wege der Gesetzgebung abgesehen werden. Aus anderen Gebieten unseres Wirtschaft-- leben« ist aber die Erfahrung gemacht, daß Belehrungen und Ermahnungen nicht zum Ziel geführt haben. Sollte diese Erfahrung auch in der Goldsrage gemacht werden, dann würde aus ZwangSmoßregeln nicht verzichtet werden können. Nun zeigen ja die regel mäßigen Ausweise ter Reichsbank in den letzten Wochen einen recht ansehnlichen Gold zufluß. Immerhin steht aber ein wöchentlicher Zuwachs von 20 bis 2ü Millionen Mar kaum in einem geraden Verhältnis zu dem noch immer im Privatbesig befindlichen Gold gelb, lieber bie Höhe dieser Summe gehen die Ansichten ziemlich erheblich auseinander, und da- ist begreiflich, weil eine einigermaßen sichere Schätzung des in Deutschland vor- handenen gemünzten Goldes nicht möglich ist. Insgesamt sind bisher rund 5,1 Milliarden Mark in Gold ausgeprägt. Rechnet man davon den Goldbestand der Reichsbank ab, der sich gegenwärtig rund auf 2,3 Milliarden beläuft, sv ergibt sich eine Differenz von 2,8 Milliarden, die man aber keineswegs als den noch im Privatbesitz befindlichen Goldbestand ansehen darf. Denn unsere blühende Gold industrie verbraucht Jahr für Jahr Gold münzen in erheblichen Mengen. Wie gro aber dieser Verbrauch ist, steht nicht genau est. Eine vor einer Reihe von Jahren vom ieichSamt de- Innern veranstaltete Erhebung iber den Goldverbrauch unserer Industrie ührte zu dem Ergebnis, da- jährlich rund >0 Millionen Mark deutschen MünzgoldeS von der Industrie verarbeitet werden. Viel- ach ist dieser Betrag noch als gering an- lenommen. Nimmt man aber diese Zahl als annähernd zutreffend an, dann würde sich unser Münzgold in 20 Jahren um eine Milliarde vermindert haben. Zu berücksichtigen «st außerdem auch der Abfluß unseres Gold gelbes in das Ausland. Jedenfalls darf man aber als zutreffend annehmen, daß 1 bis 1 >/, Milliarden Gold sich noch im Privatbesitz befinden. Diesen hohen Bestand der Reichs bank zuzusühren, ist unter allen Umständen erforderlich, und daß der ReichSregterung hierzu nötigstenfall- geeignete Zwangsmaßregeln zur Verfügung stehen, bedarf nicht der Erörterung. Dobra bei Radeburg. Herr Pfarrer Mayer ist als Lazarett-Pfarrer uach Brüssel beordert worden. Die vikarische Verwaltung des Pfarramts und den Konfirmanden- Unterricht hat Herr Pfarrer Toller-Schönfeld übernommen. Königsbrück. Der 50 Jahre alte, zuletzt beim hiesigen Amtsgericht angestellt ge wesene Gerichtssekretär Richard Albin Hed rich aus Stollberg, der am 26. Februar d. I. von der Ersten Strafkammer deS Land gerichts Bautzen wegeu Beseitigung und Unterdrückung von Schriftstücken und Akten, sowie Fälschung öffentlicher Urkunden zu zwei Jahren zehn Monaten Gefängnis und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt worden war, hatte sich vor den Geschworenen wegen Unterschlagungen im Amte und unrichtiger Führung der zur Kontrolle dienenden amtlichen Bücher zu verantworten. Wie in der vorigen Verhandlung, so kam auch heute wieder zutage daß Hedrich in seinem Amte seit ungefähr fünfzehn Jahren eine geradezu unerhörter Mißwirtschaft getrieben hatte. Er hatte eS mit großen Raffinement verstanden, feine vorgesetzte Behörde und das Publikum zu täuschen, sodaß ihm großes Vertrauen ent gegengebracht worden war. Die Geschworenen versagten mildernde Umstände. Hedrich wurde unter Wegfall der Strafe vom 26. Februar zu einer Gesamtstrafe von fünf Jahren Zucht haus und sechs Jahren Ehrenrechtsverlust unter Anrechrechnung der Untersuchungshaft verurteilt. Malter. Die Talsperre ist seit In betriebnahme zum zweiten Male bis zum Ueberlausen angesüllt. Dienstag mittag über flutete der Wasserspiegel das Wehr vor der Kaskade mit allerdings nur geringen Ueber- laus Infolge des letzten Frostes ist wieder ein Stillstand im Zufluß eingetreten. Schon an der Vorsperre machten sich Segnungen der großen Stauanlagen durch ruhigeren Lauf de- Flusses bemerkbar, wo sich dessen Geschwindigkeit auf ungefähr zwei Stundenkilometer ver ringerte. Dir Messungen an der Sperre er gaben in der Sonnabendnacht einen Zulauf von 864 000 Kubikmetern, also reichlich 1S Kubikmeter in der Sekunde Sonntag früh war der Zufluß auf 17 Sekundenkubikmeter zurück gegangen. Gegenwärtig beträgt der Wasser abfluß 1500 Liter in der Sekunde, eine Menge, die vorläufig auch betbehalten werden dürste. Bei Wiedereintritt des Tauwetters wird sich der Zufluß natürlich nochmals er höhen, weshalb zu erwarten steht, daß die Kaskade an der Sperrmauer von neuem über flutet wird. Die Kaskade im vorderen Rabenau« Grund am Elektrizitätswerke wird noch überflutet.