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Ottendorfer Zeitung : 28.03.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191503281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150328
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-03
- Tag 1915-03-28
-
Monat
1915-03
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.03.1915
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Dichtung unä Äladrkeit. Seit Wochen und Monaten bekommt die Welt mittags und abends zu lesen, daß auf dem westlichen Kriegsschauplatz die Sache der Verbündeten günstig steht. .Bei X gewannen wir Boden", .bei X machten wir leichte Fort schritte". .bei 2 fielen so und so viel Meter Schützengraben in un er« Hände". — Das sind die ständigen Redensarten in den franzö sischen Kriegsberichten, die ihre Fassung nicht im Hauptguarlier Joffres, sondern in Paris erhalten. Die größte Sorge der Pariser Re gierung ist, daß die Bevölkerung des Landes die Wahrheit erfährt: das Scheitern des großen Joffreichen Angriffs in der Champagne, die Schwere der Verluste, die Unbezwinglichkeit der deutschen Mauer von Dixmuiden bis m den Voaesenkämmen, und vor allem auch die fürch terlichen Niederlagen der Russen bei den Masu rischen Seen, bei August ow, in den Karpathen und der Bukowina. Während die deutsche Heeres leitung im Bewußtsein des Vertrauens des eigenen Volkes lein Bedeuten trägt, die feind lichen Berichte zur Veröffentlichung in der Presse zuzulaffen. darf in Frankreich nichts von den knappen deutschen Kriegsberichten ge druckt werden. Die Verantwortlichen in Paris wissen, daß sie sich nur durch eine Gewaltherrsckait über die Geister ihres Landes behaupten können. Bezeichnend für die Angst der Regierenden ist die Härte, mit der die aus Deutschland im Austausch der Kriegsinvaliden heimgekehrten Soldaten von der Außenwelt abgesperrt werden, damit sie ihren Angehörigen und Freunden nichts davon erzählen können, was sie in Deutschland gehört, gesehen und am eigenen Leibe erfahren haben. Wie leicht würden sonst die Lügengespinste über die deutschen Niederlagen und die deutschen Barbaren als das erkannt werden, was sie find. Schrieb doch neulich der Londoner.Dailn Telegraph' folgendes über das Leben in Berlin: »Die Bevölkerung verzweifelt, die Straßen verödet, Verwundete ohne L eine, die sich wie unter dem Druck fürchterlichster seelischer Qualen fortschleppen, des Nachts die Caiös überfüllt von Menschen, die ihre Ver zweiflung in Bier und Wein ertränken, am Tage überall öde Traurigkeit." — Diese Schilderung war offenbar bestellte Arbeit, die Pariser Regierung ließ sie sofort in ihrer! Preste verbreiten mit dem Zusatz, daß der Ausbruch einer Hungerrevolte in Berlin be- ! vor stehe. Aus solch törichtes Gefasel konnte ganz Deutschland keine bessere Antwort geben, als di« Neun Milliarden-Anlethe, die das ge samte Volk von neuem nach acht Kriegs monaten aufgebracht hat. Freilich, so leicht werden die Franzosen — ihre überragende Mehrheit — nicht zu überzeugen sein, daß man sie mit jedem Generalstabsbericht, mit feder Nachricht von Deutschlands bevor stehendem wirtschaftlichen Zusammenbruch belügt. Noch lange wird es den französischen Machthabern möglich sein, durch trügerische Mätzchen die Stimmung im Volke zu er halten. Aber der Tag wird kommen, da dieses jämmerliche System unter den Ver wünschungen des getäuschten Volkes zu sammenbrechen muß. Und nicht anders sieht es mit der Er klärung der wahren Sachlage in Petersburg aus. Auch dort wagt man dem Volke nichts zu sagen von den schweren Niederlagen in Masuren und bei Äugustow, von den un geheuren Verlusten in den Karpathen und in der Butowina. Dagegen bauscht man jeden Vorstoß, jeden geleisteten Widerstand maßlos auf und läßt auf dem geduldigen Papier die russischen Truppen Sieg auf Sieg erfechten. Kann auf die Dauer ein solches System der Berichterstattung sich halten? Es muß eines Tages unter der Wut der Massen, die sich in ihrer Hoffnung und Zuversicht getäuscht sehen, elend zufammtnbrechen. Ganz anders liegen die Dinar für uns in Deutschland. Die kurzen knappen, schmuck losen Berichte der Obersten Heeresleitung übermalen nichts, verschweigen nichts und dichten vor allem nichts in sein Gegenteil um. Die deutsche Heeresleitung weiß, daß sie dem Volke jede Wahrheit ungeschminkt mit teilen darß weil in Deutschland die feste Zu versicht lebt, daß wir, mag auch hier und da ein Rückschlag eintreten, siegreich auf ollen Fronten vordringen. Wir wollen und müssen siegen. Und wenn ja ein Flaumacher unter uns lebt — in der Gesamtheit des Volks willens. in der Opierbereitschaft der Masse findet er keinen Halt. Lassen wir also die Feinde weiter — dichten. Der Tag wird kommen, wo die Wahrheit ihre Kartenhäuser Umwirbt. Ws^mrmn. verschiedene Uriegsnachrichten. Von der mil. Zensurbehörde zugelaffene Nachrichten. Der Feind ist Russland. Auf eine Anirage im Großen Hauptguartier betreffend die Vergeltungsmaßregeln gegen russische Dorier ist folgende Antwort bet dem .Kuryer Slaski' in Beutben eingegangen: „Der Feind ist Russland, folglich kommt für Repressalien nicht pol nisch er,litauisch er oder jüdischer Besitz in Betracht, sondern nur rus« fisch er." Deutschlands wirtschaftliche Großtat. Zu dem glänzenden Erfolge der deutschen Kriegsanleihe schreibt der .Verner Bund': »Schon die erste Anleihe erregte Bewunde rung. Die zweite aber bedeutet sicherlich ein Neues in der Weltgeschichte. Daß nach acht KriegSmonaten das Land imstande ist, neun Milliarden Mark aufzubringen, ist ein Ereignis, bas von der Geschichte einst als wirtschaftliche Großtat verzeichnet we>den wirb. Es zeigt, was bei glänzender Organisation mit ge schlossener, fest und bestimmt auf das große Ziel gerichteter Tatkraft zu er reichen ist." Unsere V-Voot-Erfolge. Nach dem zuletzt veröffentlichten Wochen bericht der englischen Admiralität wurden in der Woche vom 10. bis 17. März acht englische Handelsschiffe mit 22 825 Tonnen Bruttogehalt torpediert und versenkt. Drei Schiffe, die torpediert wurden, erreichten den Hafen, 1539 Schiffe fuhren ad und kamen an. Seit Be ginn des Krieges sind 9S Handelsschiffe verloren gegangen, 54 von ihnen wurden durch Kreuzer, 12 durch Minen und 30 durch Unter seeboote versenkt. Fischersahrzeuge sind in der Zählung nicht einbegriffen. Man darf getrost annehmen, daß diese amt liche Liste bei weitem nicht alle Verluste ent hält. Man weiß ja. wie die englische Admi ralität über Verluste zur See zu schweigen versteht. * Schlimme Zeichen. Nach italienischen Zeitungen stellten sich in letzter Zeit mehrere Hundert fran- zöstscherDeserteuredei den italienischen Grenzbehörden mit der Bitte ein. auf italienischen Boden gelassen zu werden, und erklärten, nicht me hr im französischen Heere dienen zu wollen, wegen des furchtbar aufreibenden Dienstes in den Schützengräben und wegen der schrecklichen Verluste, die ihnen die Deut schen fortgesetzt, besonders mit Artillerie feuer, beibrächten. O Die Mobilisierung der russischen Reichs wehr. 23 Jahrgänge ungedienter Reichs wehr erster Klasse sind nach Petersburger Meldungen zur Eintragung in die Listen auf gefordert worden. Jmolge von Ärzte mangel sind Studenten und Studentinnen älterer Semester zur Krankenpflege und als Ärzte herangezogen worden. * Folgen des türkischen Dardanellenfieges. Die schwere Niederlage der Ver bündeten bei den Dardanellen macht in Athen den größten Eindruck. Die Presse freut sich, daß griechischerseits keine Schiffe mitmachten, da man wahrscheinlich große Schiffsoerluste zu beweinen hätte. Außer den sieben teils gesunkenen, teils havarierten Schiffen der Verbündeten sind alleüvrigen am Angriff beteiUgten zehn Der Enkel -er Grafen Hau-egg. 19 > Erzählung von MargaCarlssen. Langsam kehrte die Farbe in HelenenS Wannen zurück. »Also auch sie," dachte Alfred, »und wie rätselhaft, sie wie Ernst, beide bitten mich, mie mehr davon zu reden? Was mag der Grund fein?" Aber wie er auch nachdachte, er fand die Lösung nicht. Bald trennten sich die Ge schwister an diesem Abend. Warm umschloß Alfred die Schwester. Es war ihm. als müsse er Abbitte leisten, daß er ihr, ohne seine Absicht allerdings, webgeian hatte. Der Weihnachtsabend kam. Im Erker stand der strahlende Christbaum. Marie und das Hausmädchen waren dankbar und glück lich mit ihren reichen Gaben. Nun standen Alfred und Helene allein unter dem schim mernden Baum. Würziger Tannenduit er« füllte den Raum, und die Nadeln knisterten. Alfred blickte träumerisch in die Lichter. Er aatte Mühe, den trostlosen Zustand seines öerzens zu verbergen. Ein hei' es Heimweh nach dem verlorenen Gluck erfüllte ihn. Er ah seine schöne, stolze Felizitas an der Seite ^es verhaßten Mannes, seinen Aufmerksam keiten. ja seinen Liebkosungen preisgegeben, schutzlos ihm überliefert. Alfred preßte die Zähne zusammen in namenlosem Weh. Auch bei Helene kam keine Teststimmung auf. Doppelt vermißte sie an diesem Abend die Mutter: es dünkte ihr, als nötte ' e >en Vcrlrist. nie so schmerzlich emp- umsen. Astred hatte mit rührender Sorgfalt die Wünsche seiner Schwester erfüllt, und auch Helene hatte für den Bruder liebe Gaben bereitet. Auch die Straßburger Freunde hatten es sich nicht nehmen lassen, den Weih nachtsabend der mutterlosen Geschwister zu verschönern. Und doch lag es wie ein Druck auf den Gemütern. Helene, die sich nicht so in der Gewalt hatte wie Alfred, kämpfte mit den Tränen. Alfred sah es und trat zu ihr. Liebe voll legte er den Arm um ihre Schultern. Da war es mit der Fassung deS Mädchens vorbei. »Mutter," schluchzte sie auf: «in Strom von Tränen stürzte aus ihren Augen; ihr Kopf lehnte auf dem Arm des Bruders. Dieser redete der Weinenden sonst zu, lieb koste das tränenfeuchte Gesicht, suchte sie auf alle erdenkliche Weise zu beruhigen. Allmählich aelang es ihm. Regungslos lag sie in seinem Arm. Dankbar sah sie zu ihm auf; dann entwand sie sich seiner Umarmung mit einem halberschrockenen, halbverwirrten Blick in den Augen. Die Kerzen am Baum waren schon halb niedergebrannt: Alfred begann, sie auszu löschen. Nach wenigen Minuten war alles dunkel, nur die Gasflammen brannten noch und ließen die schimmernden Goldketten am Tannenbaum aufblitzen. Die Feiertage gingen still vorüber. Sil vester, Neujahr waren vorbei, und am 8. Januar begannen die Vorlesungen. Mit noch größerem Eifer als bisher gab Alfred sich seinen Studien hin: denn Mitte Februar sollte das Examen staitfinden. Die sechs Wochen vergingen schnell. Die Tage des Kampfschtffe beschädigt und besitzen teil weise nur noch geringen Gefechts wert. — In Athen ist man gut unterrichtet, und es ist deshalb durchaus glaubhaft, daß die gesamte Flotte der Verbündeten schwer gelitten hat. Prremyl l. Die letzten Tag« und die Übergabe. Die Wiener Blätter geben ihrem tiefen Bedauern über den Fall der Festung Przemysl Ausdruck und stellen fest, daß nicht der Feind ihre Widerstandskraft gebrochen hat, sondern daß die Verteidiger selbst dem Feinde die Trümmerstätte überlassen haben. Die Helden von Prcemyjl, die durch viereinhalb Monate dem Feinde starken Widerstand geleistet haben, haben nicht umsonst gekämpft. Die Festung wurde erst übergeben, als sie sich auch nicht einen Tag mehr halten konnte und nach dem alle Magazine, Brücken, Forts und Schanzen, sowie die Militärvorräte vernichtet waren. Mangel an Proviant. Die Festung war vor der ersten Belage rung reichlich mit Lebensmitteln versehen. Nach der Entsetzung aber war der Nachschub des Proviants äußerst schwierig. Die Muni tionstransporte gingen vor. und nach dem folgenden plötzlicken russischen Vorstoß und der blitzschnell vollzogenen zweiten Umzinge lung mußte Kommandant Kusmanek das Mindestmaß an Proviant feststellen und dem- entsprechende Weiiunaen für Erteilung der Rationen treffen. Mit Abnehmen der Vor räte an Futtermitteln war auch daS Schlachten einer gewissen Anzahl von Tieren, auch von Pferden, not wendig geworden, deren Fleisch in Kühl« räumen aufbewahrt wurde. Eine Zufuhr von Lebensmitteln durch Luftschiffe war unmöglich, dazu wäre e ne ungeheure Luft flotte nötig gewesen, Luftfahrzeuge brachten auch in der schwersten Zeit nur Post, Instru mente für drahtlose Telegraphie, Medikamente und einige Kleinigkeiten in die Festung. Immer schlimmer wurde der Mangel an Nahrungsmitteln. Der letzte Tag. Als der letzte Biffen verzehrt war, wurde die Kapitulation beschlossen. Zum ewigen Ruhm gereicht der Besatzung die Tatsache, daß sie, obwohl geschwächt durch Entbeh rungen und Krankheiten, die fort währenden Angriffe der Russen noch in den letzien Tagen unter sehr großen Verlusten des Feindes zurückwies. Die militärische Bedeutung des Falles der Festung er scheint dadurch stark gemindert, daß die Russen längst vorher schon die Eisenbahn im Besitz hatten, die sich um die Festung zieht, und daß sie nach und nach ganze Abteilungen ihrer Einfchließungsarmee bereits sortge- nommen hatten, deren Abgabe sie durch die Anlage starker Befestigungen ersetzten. Die Folgen der Übergabe. Die jetzt freiwerdende russische Armee ist keineswegs geeignet, durch Verwendung an irgendeinem Punkt der Schlachttront eine Ent scheidung herbetzuführen. höchstens könnte sie dam bestimmt sein, die alles Erdenklicke über treffenden Verluste der Russen hier oder dort auszusüllen. Einer Meldung aus Petersburg zusolge zählte die russische Belagerungsärmee Przemysls rund hunderttausend Mann, die österreichisch - ungarischen Truppen in der Festung sind dagegen nur fünfundzwanzig- tausend Mann stark gewesen. Die Festung hat ihren Zweck erfüllt. Die Wiener und Budapester Blätter stimmen, obwohl sie den Fall Przemysls be dauern, darin überein, daß die Festung ihren Zweck vollkommen erfüllt hat. Es sei für die Besatzung zum Schlüsse nur Ehrensache ge wesen, solange wie möglich standzuhalten. Mit Reckt schreibt der »Budapester Hirlap', man müsse sich vor Augen halten, daß die militärische Lage deute viel leichter sei, als sie es bisher und hauptsächlich im Anfänge des Krieges gewesen in. Man müsse auch weiter Vertrauen zum Heere Haven und könne un gebrochenen Mutes der Zukunft entgegen sehen. — Wir sind sicher, daß die allgemeinen Examens kamen, und Alfred bestand. Ermüdet kehrte er am dritten Tage nach Hause zurück. Es waren sehr gemischte Gefühle, mit denen Helene den Bruder beglückwünschte: denn nun, wußte sie, mußte sie ihn hergeben für lang« Zeit. Er würde wieder in See gehen; sie würde wieder allein sein. Warum wurde es ihr schwerer denn je, ihn fortzulaffen? Sie war es doch gewöhnt, das Abschiednehmen, als Schwester eines Seemanns? Aber die Antwort auf diese Frage verschloß sie tief in ihr Herz: nur eine flammende Röte ergoß sich über ihr Gesicht, wenn sie daran dachte. Alfred hatte Giück. Er erhielt die Stelle eines ersten Offiziers an Bord der Santa Rita, die nach Buenos-AireS gehen sollte. Am 20. Februar trat er seine erste Wache an auf dem Dampfer. Die Abreise war auf den 28. festgesetzt. Tag für Tag stand Alfred jetzt auf der Kommandobrücke, ganz so wie früher, und doch so anders. Einst hatte er froh in die Zukunft geblickt, jetzt lebte er in Gedanken nur der Vergangenheit. Achtlos glitt sein Auge weg über das Leben im Haien, vor seiner Seele stand ein junges, schönes Mädchengeffcht mit dunklen sehnsüchtigen Augen. Wild schüttelte der Schmerz den ein samen Mann, wenn er sich das Schicksal der so sehr Geliebten vergegenwärtigte. O hinaus in die See, hinein in die Gefahren! Donnerndes Wogengebraus, gähnende schwarze Meeresttefen, heulender Sturm, das Weh zu ertöten I Die letzten acht Tage waren vorüber, alles war gepackt. Es war am 27. Februar abends sechs Uhr, als Helene dem Bruder das Geleit aab bis ans Tor. Mit einem letzten Blick um Operattonen durch de« Fall der Fenung «um beeinflußt werden. Die Entscheidung liegt jetzt in den Karpathen. Politische Kunclschau. Deutschland. "Nach einer Entscheidung der römischen Kurie findet die Auf' ellung der Kandidaten liste für die ErzbischofSwahl nicht durch daS Domkapitel Gnesen-Pojen statt. Vielmehr soll der Erzbischofsstuhl auf Grund von direkten Verhandlungen zwischen Rom und Berlin besetzt werden. Italien. "In Mailand haben wieder Straßen- demonstrattonen stattgesunden, aus denen wiederum Zusammenstöße zwischen Friedensfreunden und Kriegshetzern erwuchsen. Militär mußte einschreiten, um die Ordnung herzusteUen. Einige Personen wurden ver wundet. Die italienische Regierung hat 50 Mill. Lire zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ausgeworfen. Russland. "Rußland beabsichtigt. Monopole auf Tee, Zündhölzer und Petroleum ein zu führen und die Elektrizität zu besteuern, mit Ausnahme der für Fabrikdetriebe be nötigten. Balkanstaaten. "Den Sofioter Blättern zufolge erklärte Ministerpräsident Radoslawow hei einer pri vaten Zuiammenkunst der Parlamentsmehr heit, daß Bulgarien in seiner ab» wartenden Haltung verharren müsse bis zu dem Augenblick, wo die Inter essen des Landes eine neue Politik erheischen würden. Der Ministerpräsident bezeichnete das Gerücht über einen Wechsel im Ministe rium als unbegründet. "Der englische Gesandte setzt seine Ver" suche, Persien durch Versprechungen für den Dreiverband zu gewinnen, kotz aller deutlichen Abweisungen unentwegt fort. Er erklärte, wie der ,Germ.' berichtet wird, dem Ministerpräsidenten des vorigen Kabinetts, England werde der persischen Regierung eine Anleihe gewähren, die sür alle Bedürfnisse ausreichen würde, falls sie englische Offiziere statt der schwedischen in die südpersische Gendarmerie einstelle, den Stamm der Kalchgais entwaffnen lasse und ferner die Sendung von politischen Emissären nach Afghanistan verhindere. Auch diesmal wur den die engliichen Forderungen mit Ent schiedenheit zurückgewiesen. Amerika. " Reuters Bureau meldet aus Washington: Die Sachverständigen des Landwirtsckafts- amteS erklärten, daß die gegenwärtigen großen Ausfuhren von Wetzen und Mehl aus den Ver. Staaten nach Europantcht sortdauern könnten, ohne Gefahr für den amerikanischen Bedarf. Außer den sür den eigenen Bedarf nötigen Vorräten waren am 1. März neunzehn Millionen Bushels Weizen vorrätig, aber bei dem gegenwärtigen Umfang der Ausfuhr würde man hundertvierzig Mil lionen Bushels brauchen, um bis zur Juliernte gedeckt zu sein. Asten. ",Daily Telegraph' meldet aus Peking: Japan legteChina eineListe von 27 Städten in der Südmandschurei und in der Ostmongolei vor, die den Japanern zur Nieder! assung und zum Handels betriebe eröffnet werden sollen, die Liste ent hält tatsächlich jede Stadt in diesen Gegenden, die zehntausend oder mehr Einwohner hat: die Frage wird wahrscheinlich zufriedenstellend erledigt werden, wodurch die allgemeine Lage wesentlich günstiger würde. Eine starke chine sische Partei ist dafür, daß die sogenannte Etsenbahnzone, das ist ein sieben Meilen bretter Landstreifen längs der Eilenbahnen, tn dem sich die Japaner ansiedeln dürfen, hin reichend erweitert werde. China scheint außer dem bereit zu sein, eine beschränke Anzahl von japanischen Polizetinspektoren anzustellen, die als Beamte der chinenfchen Regierung Reibungen und bewaffnete Zusammenstöße zu verhindern hätte. faßte der Scheidende den Garten, daS weiße Haus mit der Veranda und dem kleinen Türchen an der Südseite. HelenenS Gesicht war bleich und trug noch Spuren vergossener Tränen. Stumm schritten die Geschwister den Weg bis zum Tore. Dort machten sie Halt. »Nun, Schwesterchen, leb wohl, vergiß den Bruder nicht und halte unser Heim schön ge mütlich, bis ich wiederkomme." Er nahm di« kleine, zarte Gestalt in seine Arme und küßte die Stirn der Schwester zärtlich. Helene schlang beide Arme um den Hals des Bruders: dann löst« sie sich schnell; große Tränen rollten über ihr Gesicht: sprechen konnte sie nicht. Alfred Kat vor das Tor, sprang in den beretistehenden Wagen, warf noch einen letzten Blick auf die Schwester, deren stummer Schmerz ihm das Scheiden schwer mach««, und dann zogen die Pferde an. Hel-ne sah dem Wagen nach, bis er an der Biegung des Weges verschwunden war. Sie lehnte die Stirn an das kalte eiserne Tor und weinte bitterlich. Ehe wir nun den jungen Seemann auf seiner Reise begleiten, kehren wir nach Straß burg zurück, um das Schicki«! Felizitas von Brenkens zu erfahren. Es war Ernst von Haidberg erst nach acht Tagen nach der Abreise des Freundes ge lungen, dem jungen Mädchen den Abschieds brief einzuhändigen. Felizitas war im Begriffe, in früher Morgenstunde die heilige Messe zu besuchen, als Ernst sie überholte, der in den Dienst ging. Er begleitete sie ein Stück WegeS. Voll Mitleid sah er auf das blasse Gesicht, kaum
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