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Ottendorfer Zeitung II Bezugspreis: vierteljLhrlich ,.2« Mark frei ks ^sss. der Geschäftsstelle abgeholt viertel« jährlich i Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, »- - a um! Anzeigeötatt UnterüaÜung» a- -' » rlnzetgenprets: ^tir dir kl einspaltig« Kerp»,. Keil« oder deren Raum w pfg- — Im ReklametlU fiir die Netnspaltig- Petit«K^le 25 pfg. Anzeigenannahme bi»Ahr mittug«. Hetlag^dähr nach 0«^ndar«hz. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel rmd Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Made". Dmck »d Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckrrri in Groß-Gkrilla. verantwortlich für hi« Rehaktion H. Rühle in Groß-Gkriva. Nummer H5 Mittwoch, den sH. April M5. Jahrgang Amtlicher Ceil. Bekanntmachung. Vom 14. bis 17. dss. Mts. gelangt im hiesigen Gemeindeamt während der fest gesetzten Kassenstunden die Entschädigung für die in die Mühle nach Grünberg ge lieferten Roggenmengen zur Auszahlung. Ottendorf-Moritzdorf, am 13. April 1915. — Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — An der Westfront — ausgenommen den Abschnitt zwischen Maas und Mosel — hat sich die Gefechtstätigkeit noch weiter verringert. Nur in den Argonnen griff der Feind mit stärkeren Kräften wiederholt an, hatte aber keinen Erfolg zu verzeichnen. An anderen Stellen sanden keine in fanteristischen Unternehmungen statt. Die Verbündrten sind anscheinend noch immer mit den Vorbereitungen zu dem großen Sommerfeldzug beschäftigt, den dieser Tage erst wieder Oberst Repington in den Lon doner „Times" anlündigte. — Aus dem österreichisch-ungarischen Kriegspressequartier wird gemeldet: An der ganzen Karpathenfront ist es wesentlich ruhiger geworden. Im westlichen Abschnitt wird seit dem von den Russen im Ondawa- und Laborczatale mit starken Kräften ver suchten Durchbruche, der in der Schlacht der Ostertage unter außerordentlich schweren Verlusten des Gegners völlig scheiterte, seit mehreren Tagen nicht gekämpft. Die, in dem Abschnitte zwischen Virava und dem Uzsoker Paß stehenden Truppen haben während der letzten Tage an der Linie Telepoz-Zellö-Juhaslak Patakotfalu alle An griffe znrückgeschtagen. Auch hier lassen die russischen Angriffe nach. Die den Uzsoker Paß nördlich deckenden Höhen sind von unseren Truppen in dreitägigen heftigen Kämpfen behauptet worden. Am Sonntag war hier nur Geschützkampf. Nördlich von Tucholka nnd Slavsko gelang es den deut schen und unseren Truppen, mehrere Stel lungen zu erobern und Gefangene zu machen. Die seit dem Fall« von Przemysl andauernde russische Offensive ist somit an der ganzen Karpathenfront zum Stehen gekommen und durch Gegenstöße unserer Truppen an mehreren Stellen empfindlich getroffen worden. Der Kriegsberichterstatter der Wiener „Sonn- und Montagszeitung" meldet: Am Sonntag wiesen die Kämpfe in den Karpathen einen ruhigeren Charakier auf. Im Zentrum war ein Abnehmen der Heftigkeit sestzustellen. Nur östlich Virava fand ein größeres Gefecht statt, in dem die wütenden Angriffe der Russen zurückgeworfen wurdeu. Anch aus dem rechten Flügel der deutschen Karpathen armee war eine lebhafte Gefechtslätigkeu zu bemerken. Der am 9. April nördlich Tucholka erzielte bedeutende Erfolg machte sich auf der ganzen Front fühlbar und veranlaßte lebhafte kleinere Gefechte, die für die Verbündeten erfolgreich waren. Auf der übrigen Front sind keine be deutenden Ereignisse zu verzeichnen. Au der bessarabischen Grenze bewahren die Russen, nachdem ihre erneuten Angriffe glänzend zurückgeschlagen worden sind, Ruhe. In Südostgalizien liegen sich die Gegner untätig gegenüber. Die Verhält nisse sind dort etwa ähnlich wie in der Bukowina. — Ueber die Bedeutung der Karpathen schlacht erhält der Kriegsberichterstatter des Berliner „Lokalanz." von einem hohen Offizier Aufklärungen, in denen u. a fol gendes gesagt wird: Der gegenwärtige Krieg hat nun sowohl im Westen wie im Osten auf dem größten Teil der Fronten den Charakter der zähen und langwierigen Stellungskriege früherer Zeiten angenom men, jedoch bet unvergleichlich größerer Energie der Kriegführung, was einen ganz außerordentlichen Kraitverbrauch zur Folge hat. Insbesondere in der Karpathenschlacht kann man auf feiten der Russen ein Zer störungsergebnis feststellen, das einen noch nie dagewesenen Umfang angenommen hat. Trotz des überaus schwierigen An- gr'ffgeländes in den Karpathen werden die russischen Truppen in der schonungslosesten Weise in dichten Mafien gegen unsere starken Stellungen vorgetrteben und lassen bet diesen Mafienstürmen buchstäblich Berge von Leichen vor unseren Linien liegen. Die zerstörende Wirkung ist um so größer als sie sich im großen langsamer äußert, als dies bet der operativen Vernichtung eines Heeresteils der Fall ist und infolge, dessen die Entschlüsse der russischen Heer führer weniger beeinflußt. Diese Führer beharren andauernd bet ihrer Absicht, die Karpathenfront zu durchbrechen, und peit- chen ihre Truppen immer von neuem, trotz der entsetzlichsten blutigen Verluste, gegen die Verschanzungen der Verbündeten vor. Von französischer Seite wurde nach dem Versagen der russischen „Dampfwalze" dem russischen Heere die Rolle einer „Dresch maschine" zugewiesen, die die deutschen und österreichisch-ungarischen Heere in fort währendem Kampfe zerreiben sollte. Tat sächlich befinden sich aber die russischen Truppen in den Karpathen selber in einer Dreschmaschine, besser gesagt in einer Mäh maschine. Reihen- und haufenweise werden die anstürmenden Russen von Geschütz Maschinen- und Gewehrseuer niedergemäht ohne daß sie, trotz der ungeheuren Btut- opfer, an ihr Ziel kommen würden, die Front dec Verbündeten zu zerreißen. Die Stellungstaklik der Verbündeten ist hier direkt aui die Beseitigung der russischen Uebermacht durch Zerstörung der lebenden Streitmittel des Angreifers bei tunlichster Schonung der eigenen Kraft angelegt, und dieses Verfahren, das bereits auf große Erfolge zurückblickt, trifft unmittelbar die Volkskcaft Rußlands. In diesen Kämpfen handelt es sich nicht so sehr um die Zahl der Gefangenen als um die oer Toien und Verstümmelten. Selbst die riesige Be völkerungsziffer Rußlands wird die ent setzlichen Aderlässe dieses Positionskrieges nicht ohne weiteres ertragen können. So langwierig und entscheidungslos diese wochenlange Karpathenschlacht auch äußer lich zu sein scheint, ihre innere Bedeutung reicht weiter als die so mancher glänzen gelungenen Op.rattonen des Bewegungs krieges. Diese Schlacht ist die furchtbarste defensive Vernichtungsfchacht der Wett- geschuyte, eine wirkliche ^erstörungsschlacht ein fiontales AuSringen, welches den an- greifenden Russen Schläge versetzt, deren Wirkung vor allem in die Tiefe geht un deren Narben das russische Botk noch nac Jahrzehnten tragen wird. Denn di Menschenvermchtung hat hier auf russischer Seite infolge der Herdentaktik der russischen ührer einen erschreckenden Grad erreicht. Venn trotzdem die letzten Entscheidungen des gegenwärtigen Krieges aus dem ussischen Kriegsschauplatz noch geraume .eit auf sich warten lassen dürften, so innen wir anderseits darauf vertrauen, daß die Wochen, um die sich die Kriegs dauer noch verlängern wird, uns dann mindestens ebenso viel Frtedensjahre mehr bescheren werden. Denn unsere Gegner werden viele Jahre brauchen, um die Wunden auch nur weniger Wochen dieses blutigen Krieges zu heilen. Washington. Deutschland hat an üe Vereinigten Staaten eine Note gerichtet rn der es sich beklagt, daß die Vorstellungen Amerikas an die Alliierten bezüglich der ufuhr von Lebensmitteln für die bürger- che Bevölkerung der kliegführenden Länder !eine Wirkung erzielt hätten. Amerika ege auf dieses Recht lange nicht so viel Nachdruck, wie auf das Recht, den Alliierten Waffen zu liefern. Die Note dringt dar auf, daß die Vereinigten Staaten die Neutralität sorgfältiger etnhalten mögen. — Nach einer Mitteilung des „Daily Telegraph" hat Lloyd George am Freitag eine Abordnung der Wein- und Spin- tuosenhändler empfangen, die gegen das geplante Alkoholverbot Widerspruch erhoben. Die Unterredung dauerte 1*/, Stunden. Ueber das Ergebnis wird auf beiden Seiten strenges Stillschweigen beobachtet, Das Blatt will jedoch wissen, daß von der Abordnung vorgeschlagen worden sei, kein völliges Llkoholverbot zu erlassen, sondern eine besondere Steuer auf die Erzeugung von geistigen Getränken zu legen. Für diese Sondersteuer soll der Satz von fünf Schillingen für die Gallone in Aussicht genommen worden sein. Dem „Notter- damschen Courant" zufolge rieten die Ver treter des Wein- und Branntweinhandels in England dem Schatzkanzler, den Alkohol gehalt der Getränke herabzusetzen, u. a. den des Whisky um 40 Prozent zu vermindern. Em völliges Ausschankverbot würde schon deshalb auf Schwierigkeiten stoßen, weil die Nebenprodukte, welche sich bet der Er zeugung alkoholischer Getränke ergeben, nicht entbehrt werden können. — Die Einnahme aus allen Zweigen des Alkoholhandels beträgt in England nach Daily News and Leader vom 5. April jährlich 60 Millionen Pfund Sterling, d. h. beinahe ein Viertel des gesamten Nationaleinkommens. Da nun der Krieg England monatlich 55 Millionen Pfund Sterling kostet, so wäre vom Standpunkt des Schatzmeisters ein Monat Krieg gleich zusetzen den dem Staate entgehenden Llkoholeinnahmen von 11 Monaten. Falls das Verbot am 1. Mat begänne und der Krieg am 31. Oktober zu Ende wäre, so würden 30 Millionen Pfund Sterling weniger einkommen. OertlicheS nnd Sächsisches. Vttendorf.Vkrilla, iZ. April MS. — Mitten im Kriege beginnt ein neues Schuljahr. Wir Deutschen sind in jeder Be ziehung ein Volk der Ordnung, und auch unter schwierigen Verhälinissen muß bei uns nües klappen, so weit und so gut es eben geht. Gerade auch der Schulbeiricb ist ja gegenwärtig mit gewissen Erschwernissen ver bunden, da viele Lehrkräfte durch den Waffen dienst iu Anspruch genommen sind, oder noch jeden Tag einberufen werden können. Aber wie gejagt, die gute Bolksbildungssache wird trotz allem durch- und aufrechigehalten, und die Jungen und Mädel, die ganz begreiflicher weise den Kops voll KriegSdilder haben, müssen sich schon daran gewöhnen, die Aufmerksamkeit auch auf das übliche tüchtige Lernen zu richten. Für Tausende deutscher Kinder kommt jetzt das allererste Schuljahr. O du liebe, schöne Zuckertüten-Poesie! Und dann all das Neue mächtig Interessante der schulischen Abcschützsn- Hrrlichkeit! Freilich, es kommen auch die ersten Sorgen und straffen Pflichten ins freie Kindesleben. Aber es geht, die kleine Ge sellschaft findet sich bald in den freundlichen Zwang des Neuen, und sie kommt sichtlich vorwärts, zur eigenen Freude und der dss Elternhauses. Haus und Schule — es ist gut, wenn gleich von Anfang an zwischen beiden ein rechtes, starkes Vertrauensverhältnis herrscht. Möge auch dieses neue Schuljahr in jeder Beziehung einen guten Inhalt be kommen und an seinem Teile am deutschen Volksleben still und stetig bauen Helsen. — Vom 12. April ab werden die für Angehörige usw. des Feldheeres bestimmten Privalpakete und Frachtgüter nur noch in Dresden-Friedrichstadt, Empsangs-Güter- schuppen, Luke 15 angenommen. — Keine Maifeiern. Nach einer Berliner Mitteilung ist von den deutschen Gewerkschaften in Hinblick auf die gegenwärtige Kriegszeit von den üblichen sozialdemokratischen Mai feiern sowie von der Arbeiterruhe am 1. Mai abgesehen worden. — Das Strohmehl. Die amtliche Prüfung des Friedenthalischen Verfahrens zur Her stellung von Strohmehl ist inzwischen zum Abschluß gebracht. Sie hat zu dem Ergebnis geführt, daß die Verwendung von Strohmehl als Ersatzstoff für die Brotbereitnng als bedenklich anzusehen ist weil das Mehl chemische Stoffe enthält, die der menschlichen Gesundheit unzuträglich sind. Wohl aber kann das noch dem Verfahren hsrgestellte Strohmehl mit sehr guten Nutzen zur Fütterung von Wiederkäuern Verwendung finden, da hier schädigende Einflüsse nicht in Frage kommen, dagegen aber dss im Stroh enthaltenen Nährwerte durch die Art des Mahlens voll zur Geltung gebracht werden. Dresden. Am Sonnabend abend kurz vor 7 Uhr brach aus dem Gelände der Holz schneidemühle Dürichen in der Hamburger Straße gegenüber dem Schusterhause ein be deutendes Schadenfeuer aus, das sich in dem langen Schuppengebäude, welches vom Tischler Gellner gepachtet war, an den reichen Holz» Vorräten entwickelte und alsbald das gesamte Gebäude ergriff. Die Feuerwehr war mit sämtlichen Löschzügen, darunter zwei Dampf spritzen, am Platze, da große Gefahr für die umliegenden Gebäude, namentlich für das Petroleumlager von Everth bestand. Bald nach acht Uhr gelang es jedoch, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und jede Ge fahr für die Umgebung zu beseitigen. Ueber die Entstehungsursache des Brandes tonnte bisher nichts ermittelt werden. Coswig. An der Moritzburger Straße wurde in einem Walde die Leiche eines un bekannten 50 bis 60 Jahre alten Mannes aufgefundcn, welche anscheinend schon einige Monate dort gelegen hatte. In der Wäsche sand man das Monogramm A. H. Rochlitz. Noch gut abgelavfen ist hier ein Unfall, der leicht ein Menschenleben hätte kosten können. Auf seinem Zweirad fuhr ein junger Mann in rasendem Tempo die Chem nitzer Straße herein und mit solcher Gewalt gegen die Mauer der Moldenbrücke, daß er über diese hinweggeschleudrrt wurde. Im ent scheidenden Augenblick konnte sich der Radler noch mit letzter Kraft an der Mauer fest halten und blieb so vor einem Sturz in di« Tiefe bewahrt. Das Rad war vollständig zertrümmert.