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OertlicheS und Sächsisches. Dttendorf-VkriUa, 2. April —Wegen Abhaltung von Schießübungen mit scharfer Munition am 26. und vom 28. bis 30. April und vom 2. bis 3. Mai von 7 Uhr vormitlags bis 3,16 Uhr nach mittags wird das gesamte, im Gefahren bereiche des Infanterie-Schießplatzes bei Glauschnitz liegende und durch Warnungs- tafeln kenntlich gemachte Gelände gesperrt. — Geschlossene Zeiten zu Pfingsten. Am Vorabend des ersten Pfingstfeiertages von nachmittag 6 Uhr an und am ganzen ersten Pfingstfeiertage sind Tanzveran staltungen an öffentlichen Orten, in Privat- Häusern oder in den Räumen geschlossener Gesellschaften in Sachsen verboten. Aus nahmen von diesem Verbote dürfen nach der hierzu erlassenen Verordnung der sächstchen Ministerien des Kultus und öffentlichen Unterrichts und des Innern vom 14. Februar 1911 keinenfalls gestattet werden Am ersten Pfingstfeierlage ist auch die Abhaltung öffentlicher Versamm lungen aller Art untersagt. Versamm lungen am Pfingstsonnabend muffen um 12 Uhr nachts spätestens ihr Ende erreichen. — Zum Dienstbotenwechtel. Im Hin blick darauf, das 1. Mai in diesen Jahre auf einen Feiertag! nämlich den Himmel fahrtstag, fällt, ist bei der Polizei mehrfach angefragl worden, an welchem Tage die Dienstboten, die mit Ende des Monats April ihre Stelle anfgeben, den Dienst zu verlassen haben. Nach den Bestimmungen der Gesindeordnung ist Freitag, der 2 Mai, als Anzugs- und Abzugstag anzusehen. — Schlecht vorgebildete Gesellen. In der Gewerbelammer in Zittau gab es vor kurzem eine interessante Aussprache über die große Zahl ungenügender schriftlicher Arbeiten bei den Gesellenprüfungen. Die Durchsicht der Arbeiten hatte ergeben, daß Neuestes vom Tage. Die montenegrinischen Trupven haben die Stadt Skutari mit serbischer Unter stützung durch einen Slurmangr ff ge nommen. Die Einnahme Skutaris ändert nichts an dem Entschluß der Mächte, diese Stadt Albanien zuzuweisen. Man bezweifelt je doch, daß Montenegro sich dem fügen wird, und glaubt, daß es Skutari als wert volles Kompensationsmittel ausspielen wird. Die bei Budua in Dalmatien lagern den sechs österreichischen Gebirgsbrigaden haben Befehl erhalten sich marschbereit zu halten. Wie ernst man in politischen Kreisen den Fall Skutaris und seine möglichen Folgen beurteilt, geht daraus hervor, daß der Kaiser seine Reise mit dem „Imperator" abgesagt Hal und sich nach Berlin zurück begibt. die einfachsten Sätze und Aufgaben derart fehlerhaft waren, daß man es hätte für unmöglich halten sollen, diese Arbeiten seien von Leuten geliefert worden, die acht Jahre lang die Volksschule und dann noch weitere drei Jahre eine Fortbildungs schule besucht haben. Die Kammer te- schloß, die Arbeiten zu sammeln. Zur Durchsicht kamen 983 Lehrlingsarbeiten Von den geprüften Arbeiten waren 30 als vollständig ungenügend und weitere 30 als mangelhaft bezeichnet. Die praktischen Arbeiten waren verschiedentlich besser aus gefallen. Es war die Wahrnehmung ge macht worden, daß einige vor der Prüfung einen tadellos geschriebenen Lebenslauf eingereicht hatten und in ihren schriftlichen Aufgaben nicht zwei Worte richtig schrieben. Wegen dieses Ergebnisses reg>e ein Kammermitglied an, daß die gewerblichen Schulen veranlaßt werden sollen, die Schüler auf die Gesellenprüfung vor- zubereiten. — Das sächsische Reisepublikum und die „Deutschböhmische Landesschau Komotau 1913". Die böhmische Seite des Erz gebirges bildet seit jeher ein sehr beliebtes Reiseziel der Touristen aus dem König reiche Sachsen. Heuer im Sommer werden sich die Fahrten und Wanderungen übers Erzgebirge besonders intensiv gestalten und das Ziel aller wird die „ Deuts v- böhmische Landesichau Kemotau 1913" sein. Ein besonders großes Entgegen kommen hat dem deutschen Ausstellungs werke in unserem Nachbarlande die Direktion der kgl. sächsischen Staatsbahnen bewiesen, indem sie die Bewilligung erteilt hat, die Komotauer Ausstellungsplakate auf den Bahnhöfen und in den Personen wagen kostenlos auszuhängen. Die Ei öffnung der „Deutsch-böhmischen Landes schau Komotau" erfolgt am 14. Juni d. I. Dauer drei Monate. Bei dem großen Umfange der Ausstellung, die auf einem weitausgedehnten Terrain über 12000 Aussteller umfaßt, empfiehlt es sich, ihrem B. suche mindestens einen ganzen Tag zu widmen. Dresden, Ein Unglückefall trug sich aus der Zw ckauer Straße m einer neben der Pvsihallerei befindlichen Aulogarage zu. Ein Krailwaeemührer der Dresdener Motorwogen- gesellschchl wollte einen Benzindchälter an seinem Anto lötens obwohl der Behälter leer nar, müssen sich doch dann Gase befunden haben, die plötzlich unter heiliger Detonation explodierten und die Kleider des Kraftwagen- lührers in Brand letzten. Dieser erlitt bei dem Unfall am ganzen Körper erhebliche Verletzungen. Arnsdorf. Von einem tragischen Ge- chick ist die Familie des Glasmachermeislers D. hier heimgesuchl morsen. Vermutlich beim Spielen im Sande halte sich das tueijährige Löhnchen des letzteren eine unbedeutende Wunde an der^j Hand beigebrachl, wodurch nach wenigen Tagen Blutvergiftung entstand, die sich nach dem linken Bein zog und der der Junge gestern erlegen in. Ob dieses herben Verlustes wendet sich der Familie D' allgemeine Teilnahme zu. i > » Bezugspreis: vierteljährlich z,20 Mark frei ins Haus. Zu der Geschäftsstelle abgckalt viertel jährlich < Mk. Einzelne Nummer >o psg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. um! Mnzeigeökntt 0 —————-y Anzeigenpreis: Für die Neinspaltige Korpus-Zeile »der deren Raum w pfg. — Im ReNameteil für die kleinsxaltige Petit-Zeile 25 Pfg. Anzeigenannahme bis,2 Uhr mittag». Betlagegrbühr nach Vereinbarung. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Leid und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-DkrUa. Nummer §8 Freitag, den 25 April sM s2. Jahrgang Amtlicher Teil. Freitag, den 25. April, abends '^9 Uhr öffmü. Kemeinberats-Sihung. Die Tagesordnung hängt am Amtsbrett im Gemeindeamt aus. Otendorf-Moritzdorf, den 23. April 1913. Der Gemrindevorstand. Meißen. Der vierwöchige Probebetrieb der Aulomobillinie Meißen—Weinböhla ist am Sonnig in Meißen eröffnet worden. Der gegen 20 Plätze ausweisende olivgrüne Wogen ist von der Automobilfabrik Nacke in Coswig gebaut, Der Wagen soll am Tage 7 Fahrten hin und zurück machen. Der Fahrpreis für die ganze Strecke beträgt 55 P»g. Die Automobilfabrik Nacke hat bereits mehrere Automobilomnibuslinien in Betrieb und hat daher einen allen Anforder ungen entsprechenden Omnibus geschaffen. Die Geschwindigkeiten des Wagens bewegen sich zwischen 4 Kilometer bis ungefähr 30 Kilo meter pro Stunde. Im Innern sind 20 be queme, mit feinstem Manchesterstoff gepolsterte, Sitzplätze eingebaut, cußerdem ist neben dem Führer ein Sitzplatz ongeordnel Der Einstieg enolgt beim Führer. Der Führersitz ist ganz geschlossen. Für die kältere Jahreszeit ist eine Heizung durch die Auspuffgase vorgesehen. Das Innere des Wagens ist hell naturfarbig und macht einen freundlichen Eindruck, das Fahrgestell ist staubgrau gehalten. Döbeln. Am letzten Börfenlage wurden in einem hiesigen Restaurant wieder eine Anzahl Gutsdesitz r und Gewerbetreibende beim Glücksspiel von der Polizei ertappt. Die Kasse des Bankhalters wurde beschlagnahmt. Grimma. Von der hiesigen Polizei wurde ein junger Bursche sestgenommen, der sich in einem Restaurant durch sein Prahlen mit vielem Geld verdächtig gemacht halte. Man fand bei ihm über 1600 Mk. in bar, vier Scheckquittungen über größere und kleinere Beträte, wwie einen Scheck über 2286 Mk. Der Verhaftete wies sich als der 16»/,jährige Kausmannslehrling Oschmann aus Leipzig- Lindenau aus, der feit dem 1. April bei der Firma Pelikan u. Schneider in Stellung war. Er war von seiner Firma am gleichen Tage mit 1800 Mk. in bar und verschiedenen Ouillungsbeträgen zur Post gejchicki worden, war aber nicht dorthin gegangen. Er kaufte sich von dem Gelde ein neues Fahrrad und fuhr damit nach Grimma, wo er sich noch mit einem Radfahreranzng und einem Rucksack ausstaffierte. Von dem ihm Übergebenen Gelde hatte er bis zu seiner Verhaftung 154 Mk. verbraucht. Schönheide. In einer hiesigen Bürsten- mdiik gerieten zwei 16 jährige Bürstensadrik- ardeiler infolge Hänselei in einen Streit, der ichließbch in eine Messerstecherei ausartele, wobei der eine der jugendlichen Arbeiter einen gefährlichen Stich in die Nahe der Herzgegend erhielt. Haidengrün. Der in den 70er Jahren stehende hiesige Landwirt Saalfrank wurde voo feinem eigenen 40jährigen Sohne während d.r Arbeit auf einer Wiese nach einem kurzen Wortwechsel mit einer Hacke erschlagen. Der Täler, der den herbeieilenden Leuten läche-nd erklärte: „Das ist der schönste Tod, der Tod im Feldes, war schon einmal wegen Geistes krankheit in einer Heilanstalt unlergebracht. Der häusliche Friede. Physiologische Studie von Dr. F. Wendland. Schluß. Wiederum einige Wochen später. Im Sprechzimmer erscheint Frau von Altenberg. „Nun, gnädige Frau, bei Ihnen braucht man wirklich nicht erst fragen, wie Ihnen Vie Kur bekommen ist. „rief ihr der Professor entgegen. Sie sehen ja um 20 Jahre jünger aus." „Kein Wunder," entgegnete sie lachend. „Und nicht mir allein geht es so, sondern allen Patienten im Sanatorium Finlenmühle. Sie glauben gar Nicht, wie dankbar ich Ihnen bin» Geehrtester und Gelehrtester aller Prozessoren, daß Sie mir gerade diesen Dr. Hotz empfohlen haben. Im Anfang freilich kam mir die Beköstigung etwas sonderbar vor — Herr Dr. Hotz heilt die Nerven, indem er durch rationelle Ernährung dem ganzen Körper frisches gesundes Blut zuführt und natürlich nicht dis Nervenleiden allein, sondern jede Erkrankung, die auf mangel haftem Stoffwechsel beruht. Aber nicht allein für mich, sondern auch für meinen Mann habe ich einen dauernden Nutzen davongetragen, cenn an der Hand eines von Herrn Dr. Hotz verfaßten Kochbuches kann ich selbst die rationelle Ernährung durchführen, Und dann —" Sie stockte plötzlich. „Nun?" fragte der Professor lächelnd. „Ich will es Ihnen sagen, Herr Professor, aber nur unter der Bedingung, daß Sie nie, nie meinem Mann etwas davon verraten. Im Sanatorium Finkenmühle waren natürlich auch verschiedene Herren. Da war nun unter Anderem ein Fabrikbesitzer aus dem Elsaß, der mir dadurch auffiel, daß er immer ging, „wie aus dem Ei gepellt", während mein Mann sein Aeußeres entsetzlich vernachlässigt. Er ist schon ohne Schlips aus die Straße gegangen." „Schauderhaft." „Nicht wahr", fuhr sie eifrig fort. Also Herr Kratz gefiel mir recht gut, auch weil er sich stets sehr patriotisch äußerte. Da kam eine junge Französin in das Sanatorium Finkenmühle, eigentlich gar keine richtige Fran zösin, sondern nur Genferin, ein kokettes Ding, das rasch den Männern die Köpfe verdrehte. Und siehe da — Monsieur Kratz steckte mit einem Male seinen Patriotmus in die Tasche, lediglich ihr zu Gefallen! Na, ich habe ihm natürlich meine Meinung gründlich gesagt und die Andern auch. Aber einer solchen Charakterlosigkeit wäre mein Mann nie fähig. Und überhaupt, je mehr ich verglich, destomehr kam ich zu der Ueberzeugung, daß — ach warum sollte ich es nicht sagen, daß er eigentlich doch der Beste von Allen ist." „Braoo, bravissimo, gnädige Frau. Es freut mich umfomehr, daß Sie zu dieser Ein sicht gekommen sind, als ich bei Ihnen davon überzeugt bin, daß Sie zu logisch denken, um nicht auch die praktischen Konsequenzen aus ihr zu ziehen." „Welche Konsequenzen?" „Die, daß ein solcher Monn auch verdient, daß man seine Eigenheiten mit liebevoller Schonung behandle, ihn gewähren lasse, nicht zu viel an ihm herumschulmeistere. Ich bin ja überzeugt, daß Sie Letzteres nie getan haben, aber schon im Bewußtsein einen schwer zu besiegenden Trieb uach dieser Richtung hin glücklich bemeistert zu haben, liegt eine hohe Genugtuung." Sie war betroffen, schien etwas erwidern zu wollen, schwieg aber dann doch. „Sehen Sie, meine liebe gnädige Frau", suhr er fort, „Ich habe nicht selten von einem Ehepaar sagen gehört; „Schade, es sind beide liebe prächtige Leute, nur sie passen nicht zu sammen. Und fast stets sand ich bei genauem Zusehen, daß dieses Zusammenpassen sich wohl hätte hervorbringen lassen, nur mußte nicht der eine Teil die Fehler bei dem andern suchen, statt nur einmal an sich eine bessernde Hand zu legen." Schweigend, im Innern schwer kämpfend, saß sie da. „So glauben Sie, daß ich die Schuld trage?" „Die Schuld nein, die Mitschuld ja, gab er ihr mit unverminderter ruhiger Freundlich keit zur Antwort. Der häusliche Friede, das höchste Glück auf Erden, steht vor Ihnen gnädige Frau. Fassen sii ihn und halten sie ihn fest." Sie brach in ein heftiges Weinen aus, dem er keinen Einhalt tat. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, stand sie auf und reichte ihm die Hand. „Ich will es", sagte sie leise. Sie hat Wort gehalten und der häusliche Friede ist wieder eingekehrt in Haus Altenberg.