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Ottendorfer Zeitung : 13.01.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191501130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150113
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-01
- Tag 1915-01-13
-
Monat
1915-01
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 13.01.1915
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frieäenswimsche. Schon kurze Zeit, nachdem am S. Sep tember die Verbündeten übereingekommen waren, keinen Sonderfrieden zu schließen, wurde in Frankreich der erste Ruf nach Frieden laut. Freilich, damals noch im Hoch gefühl der Hoffnung auf England und Ruß land. Man wollte angeblich Frieden, weil jeder Widerstand des zur Vernichtung be stimmten Deutschen Reiches zwecklos sei. Da mals erschien ein aufsehenerregender Artikel, in dem ein bekannter Diplomat seine Zu kunftsträume entwickelte. Danach wollten die Verbündeten nach dem endgültigen Siege zu den Friedensverhandlungen keinen Vertreter Preußens zulassen, weil Prew en ausgehört habe, die Vormacht des Deutschen Reiches zu sein. Im übrigen dachte man sich den Frieden so: Aus dem Deutschen Reiche sollten sechs Königreiche, zwei Groß herzogtümer und ein Herzogtum herausgeschnitten werden, denen es verboten isi, sich zu einem Bunde zusammenzuschließen. Preußen geht in den angrenzenden König reichen auf, Berlin wird .Freie Stadt", Frankreich gehtbis zum Rhein und ein Stück in das Großherzogtum Baden hinein. Belgien erhält das Rheinland bis Köln, Österreich wird zerstückelt, und die einzelnen Teile fallen an Rußland, Rumänien, Serbien, Montenegro und Italien. Böhmen und das stark beschnittene Ungarn werden unabhängig, und neben ihnen wird ein Großherzogtum Österreich hergesiellt. Um die .Ordnung" und Zahlung einer Kriegs entschädigung zu garantieren, werden die Hauptstädte Österreichs und Deutschlands zwanzig Jahre lang mit feindlichen Garni sonen belegt! Wie auf dem Festland, so er geht es auch Deutschlands Kolonialreich, und England kann dann endlich in Ruhe seine transafrikanische Bahn vom Kap der Guten Hoffnung bis nach Kairo bauen. In Europa bleiben a sdann nur mehr vier Großmächte übrig: Frankreich, England, Rußland und Italien. An diesem von ihrem Standpunkt aus wunderbaren Zukunftstraum, dessen Verwirk lichung sie zu Herren der Welt machen würde, haben unsere Gegner lange festgehalten. Bis man sich in Ost und West enttäuscht sah. Zuerst versagte die russische Dampfwalze: an statt nach Berlin zu kommen, würden die Russen auf Warschau zurückgeworfen. Statt sich mit ihrer ganzen Macht auf Posen und Schlesien zu werfen, mußten sie zu einem Ein bruch nach Ungarn und zur Festhaltung Galiziens einen Teil ihrer Streitkräfte fesseln. Die gegen Deutschland angesetzte Hauptmacht aber wurde nach den Schlachten bei Kutno und Lodz in die Verteidigung gedrängt, aus der sie kaum wieder herauskommen dürfte. Dazu kam, daß auch England in gewisser Beziehung versagte. Es konnte weder die .Aushungerung Deutschlands" durchsetzen, noch war es in der Lage, mit seiner Flotte die deutsche Flotte zu ver nichten. Im Gegenteil, es ward schon früh in die Notwendigkeit versetzt, voller Angst und Schrecken seine eigene Küste gegen feind liche Angriffe sichern zu müssen. Alle Hoff nungen der Übermacht sind so nach und nach zuschanden geworden. Ist es ein Wunder, wenn man in allen Lagern unsrer Feinde enttäuscht, erbittert, erbost ist? Die russische Regierung, die unter dem Druck des ohr feigenden Generalissimus Nikola Nikolajewitsch steht, verweist zwar die Nachricht, daß man in Rußland Friedenswünsche hege, inS Reich der Fabel und dennoch ist es so. Das Organ des Ministers des Äußeren .Rußkoje Slowo' schreibt in einem Artikel, .die Weiterführung Les Krieges sei lediglich eine Lebensfrage für England. Rußland solle des halb gleich Serbien und Frankreich in einem günstigen Augenblick einen Sonderfrieden schließen. Mit Lobgesängen und ermunternden Zurufen, mit denen Frankreich und England nicht sparten, sei wenig geholfen, wenn ihre Taschen, wie bisher zugeknöpft blieben." Solche Worte sind nur aus der Verbitterung über Englands Verhalten zu erklären, das für eine Anleihe 75 Millionen Rubel Gold verlangt habe. Das sei nicht freundschaftlich, so meinen die Blätter, die endlich einsehen, daß Europa in den Krieg gehetzt wurde, um Eng lands Geschäfte aufzubessern. Es ist begreiflich, wenn man auf russischer Seite behauptet, die Gegner seien kriegs müde: denn man muß ja vor dem Lande das Gesicht wahren. Ähnlich liegen die Dinge in Frankreich. Dort hat man schon vor längerer Zeit eine neutrale Macht be wogen, mit Deutschland die Grundlagen zu er örtern, auf denen ein ehrenvoller Sonderfrieden zustande kommen könnte. Die Verhandlungen sind — wie bei der Gesamtlage nicht zu verwundern ist — nicht über einen ernsthaften Versuch hinausgekommen. So liegen die Dinge in Wahrheit, und die Tatsachen strafen diejenigen ausländischen Zeitungen Lügen, die unsere Verbündeten oder uns Friedens wünsche zuschreiben. Gewiß wünschen auch wir den Frieden, aber nur unter Bedingungen, die die absehbare Zukunit unseres Landes und Volkes sicherstellen. Wir können es ge trost erwarten, bis die Friedenssehnsucht in Rußland und Frankreich unter dem Druck der deutschen Siege so stark wird, daß Englands Zuspruch wirkungslos bleibt. Ll. v. * * * verschiedene Unegsnachrichten. Die jungen deutschen Truppen. Nach Schweizer Blättern zeigten bei Boureuilles und Bauquois in der Maas- gegcnd (nach französischer Darstellung) auch die frisch eingestellten deut schen Soldaten hervorragenden Heldenmut und entschieden den Rück zug der Franzosen nach dem Bajonett- kampf. * Der Gesundheitszustand der französischen Truppen. Der Gesundheitsausschuß der Kammer, der den Oberkommandierenden Joffre gebeten hatte, an der Front eine Untermchung über den Gesundheitszustand der Truppen durch führen zu dürfen, hat den Bescheid erhalten, Joffre werde dem Vorsitzenden des Aus schusses sowie einigen Mitgliedern die Unter suchung ermöglichen. Es sei aber unzu lässig, daß alle 44 Mitglieder des Ausschusses an der Front ver- weilenwürden. — Dem Drängen militärischer Kreise fol gend, will Frankreich jetzt den Jahrgang 1817 rekrutieren, also junge Leute von 16-17 Jahren. — Wie schlimm muß es um die Siegeszuversicht der militärischen Kreise stehen. , Kitcheners neue Armeen. Während man bisher in England laut die Erfolge der Rekrutierung pries, ist es plötzlich ganz still geworden. Es heißt aber, daß die Überhäufung der Industrie mit Aufträgen für die Verbündeten, wodurch die Arbeitslosigkeit sehr zurückgehe, die Werbung ungünstig beein flusse. Die Landwirtschaft brauche auch sehr viele Hände, und die Pächter erklären, daß es gerade jetzt für England ein Lebensintereffe sei, Arbeitskräfte für das Land zu erhalten. Die neuen Armeen Kitcheners sind deshalb schwer zusammen zu bringen. — Aus einem Briefe, den ein Offizier des auf dem Viktoriasee in Ostafrika stationierten Dampfers „Clement Hill" an seine Angehöri gen geschrieben hat, geht hervor, daß die Eng länder in Uganda bei Kisumu in einem Gefecht mit den Truppen der deutschen Schutz truppe schwere Verluste erlitten haben und sich zurückziehen mußten. * Zehn russische Flugzeuge vcruichtet. Die »Basler Nachrichteck berichten: Nach der »Russkoje Slowo' sind bei den Kämpfen bei Lodz und Lowicz zehn russische Flugzeuge verloren gegangen. — Russische Blätter berichten, daß die Kurdenim Kaukasus sich den vordrin genden Türken anschließen. Japans rätselvolle Haltung. Die englischen Blätter werden immer un ruhiger über die Haltung Japans, das sich nicht entschließen kann, den Verbündeten in Europa Hilfe zu leisten. Inzwischen nimmt die Presse Japans eine kühle Haltung ein. Sie fordert sogar — eine Aussöhnung mit Deutsch land. (!) Okina imä Japan. In einem längeren aus Schanghai stammenden Artikel der Londoner .Daily News' wird ein gehend das Verhältnis zwischen Japan und China behandelt. Es heißt da u. a.: Es ist sehr wichtig, die wachsende Unruhe in Kanton zu beachten, die man als ein Komplott zur Wiederherstellung der Mandschu-Dynastie be zeichnet. Außerdem mutz man die starke Neigung feststellen, die sich in der Hauptstadt für den Militarismus kundgibt. Schon früh in diesem Jahre wurde eine dritte Revolution prophezeit. Im letzten Monat wurden drei Bombenattentate verübt: das erste stistete keinen Schaden, beim zweiten und dritten wurden mehr als vierzig Leute getötet. Es muß auch besonders heroorgehoben werden, daß das zweite Attentat gerade vor dem Restaurant stattsand, in dem eine Reihe höherer Beamten speiste. Trotz eifrigster Untersuchung konnte der Täter nicht entdeckt werden. Die öffentliche Meinung fühlte infolgedessen ein starkes Unbehagen, das noch vergrößert wurde durch eine wahre Flut aufrührerischer Literatur, die von Kwantung herzukommen schien und augenscheinlich ihren Ursprung in der revolutionären Presse Amerikas hatte. Es kam dann eine merkwürdige amtliche Erörterung, in der es heißt, daß erstens alle Gerüchte von einem Aufstand unwahr seien, zweitens, daß, wenn diese Gerüchte wahr wären, die Revolution doch zu nichts führen würde, da die Regierung streng vorgehe, und drittens, wenn die Revolution doch einen gewissen Erfolg hätte, so dürfte das Volk nicht so töricht sein, sich den Revolutionären anzuschließen, da es sonst nur schlimm für das Volk werden könne. Die Tatsache allein, daß diese Erklärung er lassen wurde, ist bezeichnender als ihr Text. Es ist nicht zu leugnen, daß starke Mißstimmung ent standen ist, aber die revolutionären Führer scheinen kein Geld zu haben und es scheint ihnen auch nicht leicht zu werden, dies zu beschaffen. Das Komplott zur Wiederherstellung der Man dschu-Dynastie hat aber trotzdem große Erregung heroorgeruten. Viele Chinesen und fast alle Be amten haben das größte Mißtrauen gegen Japan. Allgemein glaubt man, daß es Japan ist, das die Unruhen in Kanton und in der Mandschurei hervorgerufen habe, und baß es die Absicht habe, „die kaiserliche Puppe auf den Thron zu bringen und dadurch die Republik in Verlegung und Auflegung zu stürzen." Es darf nicht vergeßen werden, daß die japa nischen Operationen in Schantung nicht nur großes Mißtrauen hervorriefen und die Chinesen auch sehr verärgert und bedrückt haben, da diese Operationen den Chinesen ihre eigene Machtlosig keit vor Augen führten. — In der letzten Zell ist in den Hauptstraßen und allen Provinzen der deutsche Einfluß sehr stark geworden und dieser Einfluß macht sich geltend, indem er Mißtrauen gegen Japan und England hervorruft. Es ist auch einigermaßen merkwürdig, daß auf einmal diese Leidenschaft für den Militaris mus und die Ehrung für militärische Helden in der Hauptstadt heroorgerufen worden ist. — Soweit dieser Bericht von dem Wachsen des deutschen Einflusses spricht und die Ver ärgerung in China auf deutsche Einflüsse zurück führt, dürfte er kaum zutreffend sein. Immerhin enthält er sehr interessante Mitteilungen, die Aufmerksamkeit verdienen, zumal das Verhältnis zwischen China und Japan schon lange ein ge spanntes ist. Sicher scheint zu sein, denn das Petersburger.Nowoje Wremja' bringt die Nach richt, daß zwischen der chinesischen uns der japa nischen Regierung neue Meinungsverschiedenheiten entstanden sind, weil China die Besetzung von Tsingtau nachträglich von der Zustimmung des chinesischen Parlaments abhängig machen wolle. Auch lehne China ab, die deutschen Bahnkonzessio- nen in China für nichtig zu erklären. Politische Kunäschau. Deutschland. * Der deutsche Reichskanzler hat in einer sehr herzlich gehaltenen Note dem schweize rischen Bundespräsidenten aus Anlaß der zum Abschluß kommenden Heimschaffung ge fangener Zivilpersonen den tief empfundenen Dank für die Leistung der be treffenden Büros und anderer menschen freundlicher Bestrebungen der Schweiz im Namen des deutschen Volkes ausgesprochen und dem Wunsch Ausdruck gegeben, daß die schweizerische Eidgenossenschaft auch fernerhin dem schönen Ziele nachgehen könne, die Schrecknisse des Krieges durch Betätigung ausgieichender und versöhnender Nächstenliebe zu mildern. "Die amerikanische Botschaft in Berlin hat von ihrer Regierung in Washington die Mitteilung erhalten, daß seitens der eng lischen und französischen Regierungen Ver sicherungen abgegeben worden sind, Baum wolle nicht auf die Liste der als Konter bande erklärten Artikel zu setzen und Baum- wolladungen nicht kapern zu wollen. Baum wolle kann deshalb in neutralen Schiffen nach Deutschland eingeführt werden. * Gegen den neuesten Fall unerhörtesten Mißbrauchs der Justiz in Frankreich, wo eine deutsche Reiterpatrouille wegen Plün derung zu Gefängnisstrafen verurteilt wurde, wird die deutsche Regierung mit allem Nach druck vorgehen. Es werden durch neutrale Vermittlung bei Frankreich die Schritte ge schehen. die eine Beseitigung des Urteils her- beisühren sollen. Dänemark. * In den Kopenhagener Zeitungen herrscht große Erregung über das rücksichtslose Vorgehen Englands gegen däni sche Schiffe. Die in den Weihnachtstagen angehaltenen Dampfer der Vereinigten Dampfschiffahrtsgesellschaft „Kentucky", „Vir ginia" und „Arkanfas" sind, obwohl bei sämt lichen Dampfern die Papiere vollständig klar waren, nicht sreigegeben worden. Auch einige andere Schiffe werden festgehalten und Teils der Ladung beschlagnahmt. - Diese willkür lichen Handlungen verursachen der dänischen Schiffahrt den größten Schaden. Russland. * D!e Mailänder .Sera' meldet über die revolutionäre Bewegung in der Schwarzmeer flotte: Bereits Mitte De zember wurden im Kriegshafen Sebasiovol vier russische Großschiffe entwaffnet. Die Ur sache war nicht zu erfahren. Zehn Tage darauf verurteilte das Marinekriegsgericht in Sebasiovol zwölf Leute wegen Meuterei zum Tode. 65 andere Leute und zwölf Offiziere er hielten noch unbekannte Strafen. Soweit die Todesstrafe in Betracht kommt, wurde ihre. Vollstreckung bereits amtlich bekanntgegeben Balkanstaaten. * Bei der letzten Kammersitzung hat der griechische Ministerpräsident Venizelos erklärt, üaß alle Maßregeln getroffen worden sind zur Verteidigung Griechenlands. Der Minister sägte hinzu: „Von heute ab ist Griechen land imstande, in jedem Augenblicke die Mobilisation aller Kontingente seiner Armee auf allen Punkten des Terri toriums umgehend vorzunehmen." Die Re gierung verlangte weiterhin 70 Millionen Militärkredite, unabhängig von den bereits bewilligten 25 Millionen außerordentlichen Kredits und den 123 bisher bewilligten Mil lionen für die Armee. Amerika. "Der Korrespondent der ,Morning-Post' in Washington telegraphiert seinem Blatte nach London, daß Lie Unionregierung von ihrem Botschafter in London einen Bericht erhalten habe, worin der Hauptinhalt der Antwort Greys auf die Note Ame rikas mitgeteilt wird. In der Frage des Rechts der englischen Marine zur Durch suchung amerikanischer Schiffe hält die eng-, jische Regierung an ihrem Standpunkte fest. Sie kann ferner nicht dem amerikanischenStand- punkte zustimmen, daß England nicht be rechtigt sei, gewisse Artikel von der Liste der bedingten Kriegskonterbande auf die Liste der unbedingten Kriegskonterbande zu übersühren. Die Antwortnote wird in diesen Tagen in Washington überreicht werden. Australien. * Große Exporte von Rindfleisch nach Len Ver. Staaten haben Mangel an Fleisch verursacht. Auf die Regierung wird ein starker Druck ausgeübt, um die Ausfuhr von Rindfleisch — außer nach England und den verbündeten Ländern — zu verbieten. — Ein anderer Ausweg wäre der zwangsweise An kauf des Rindfleisches durch die Regierungen der australischen Staaten. Es braust ein Kuf. L5j Roman von Max Arendt-Denart. <Forlsey»u«.> Es blieb nun noch die Telegraphenleitung, bis anscheinend von Belfort nach der Kreis stadt führte und so von unberechenbarer Be- -eulung für den Feind war. Carllen besann sich nicht lange. Er rief Lie Brüder Pigall und beide waren bereit, mit ihm zu gehen. Die übrige Mannschaft schwamm über den Fluß zurück, um Meldung zu machen. Der Hohenlindower hastete mit seinen beiden Begleitern vorwärts: aus dem schweren Gewölk löste sich jetzt ein durch dringender Regen. Und vom Kamm der Vogesen toste ein Sturmwind daher, der das BorwärtSkommen hinderte. Aber in de» drei Männern, die da durch den grauenden Momen vorwärts stapften, lebte ein so starker Wille, daß sie des Un wetters kaum achteten. Dort hinten winkten die aus jungen Tannensiämmen hergestellten Stangen der Feldtelegraphen. Fritz Pigall war als erster an dem schlacken Mast. Ein Hieb mit dem Seitengewehr — die Verbindung zwischen der Kreisstadt und Belsort war unterbrochen. Ilm Bahndamm — etwa 500 Schritt vor Ihnen — grasten sünf oder sechs Pferde. Vor sichtig schlichen die drei heran. Es waren feindliche Dragonerpferde. Wie ein Blitz schoß «S dem Hohenlindower durch den Kopf, Laß er mit seinen Begleitern schneller zu seiner Truppe zurückköme, wenn er zu Im Osten brach jetzt durch das Grau der Dämmerung ein Heller Schein. Sie mußten sich beeilen und konnten un gesehen den Weg bis zum Flußufer nicht mehr zurücklegen. „Also vorwärts!" Im Nu saßen die drei auf den Pferden. Hinter ihnen aber setzte ein Schnellfeuer ein, das ihnen jede Hoffnung auf Entkommen nahm. Carsten ritt hinter den beiden Pigalls. Uber ihre Köpfe hinweg pfiffen die Kugeln, zischten neben ihnen vorbei und schlugen in den Erdboden. Plötzlich stöhnte der Leutnant auf. Ein harter Schlag hatte ihn am Bein getroffen, dem ein'stechender Schmerz folgte. Fast im selben Augenblick brach sein Pferd zusammen. „Das ist das Ende!" dachte der Hohen lindower. Aber die beiden vor ihm hatten den Vor gang bemerkt. Was kümmerte sie der feind liche Kugelregen! Dort lag ihr Leutnant, der im gleichen Falle für jeden Mann fein Leben lassen würde. Carsten winkte ab. „Laßt mich nur liegen, Kinder!" .Nein, Herr Leutnant!" sagte Paul Pigall mit fester Stimme. „Drüben warten sie auf Ihre Meldung. Um mich ist keine Not. Ich schlag' mich schon durch. Schnell, schnell, auf mein Pferd!" Die beiden Brüder halfen dem blutenden Leutnant aufs Pferd. „ Ler Soüeultnbower brückte dem wackeren Soldaten bewegt dis Hand und im Kugel regen ging es weiter, hart am Ufer des Flusses, der hier ganz morastig war, entlang. Der Leutnant sühlte keinen Schmerz und keine Schwäche mehr. Da hinter ihm war einer zurückgeblieben, ein ganzer Kerl, einer, der wußte, auf was es ankam. Um die Leiden Retter zischte und fauchte es noch immer. Ganz gleich! Immer durch! Denen da drüben Meldung bringen. Und Leutnant Carsten ritt im gestreckten Galopp über die Brücke, erreichte in Blut und Schweiß den Hohlweg, wo man ihn mit Ungeduld erwartete, und erstattete seine Mel dung. Dann sank er vom Sattel — ein tod wunder Mann, der noch glücklich lächelte, als er mit schwindenden Sinnen vernahm, welchen groben Dienst er der Sache des Vaterlandes geleistet hatte.... Daß man die beiden Brüder Pigall ver mißte, hörte er nicht mehr. * , * Vormittags gegen neun Uhr kam die Vor hut vor Willwetter an. Und nur kurze Zeit später folgte die ganze Infanterie und Ka vallerie, die durch das stegreiche Waldgefecht die Flankendeckung des Feindes vertrieben hatte. Noch immer donnerten die Kanonen: aber die Deutschen gewannen mit jeder Stunde mehr Terrain und erhielten immer mehr Ver stärkungen. Das französische Ariilleriefeuer wurde immer schwächer: offenbar bereitete man drüben den Abzug vor. " '» Und wirklich, um elf Uhr brachte ein Flieger die Meldung, daß große Abteilungen aller Truppengattungen auf dem Wege nach der Grenzgarnison seien. Die Kreisstadt wurde nur noch von schwachen Artillerie kräften und einem Halbzuge Kavallerie ge halten. Auf diese Meldung hi« gingen die Deutschen zum Sturm vor. Während die Artillerie die feindlichen Batterien, die auf der Nordsette der Stadt aufgefahren waren, unter Feuer nahm, de tachierte der Kommandeur einen Zug Husaren zu einer Flankenumgehung. Den Zug führte Edwin von Carsten. Ein Automobil mit drei Maschinengewehren begleitete die Kolonne. Wie die wilden Jäger stoben die wackeren Reiter davon. Unterhalb der Stadtmauer wurden sie von feindlichem Jnfanteriefeuer empfangen. , Die Schützen hatten die obere SteinMicht der Gartenmauer,und der Mauer vom Fried hof abgedeckt und schossen so aus einer vor trefflichen Deckung. i Leutnant von Carsten ließ seitwärts bei, einer Windmühle die drei Maschinengewehre auffahren, die mm aus zwei Etagen das Feuer der feindlichen Infanterie erwiderten. Das Gefecht dauerte nur kurze Zett. Dann hörte drübendas Feuern auf und die Schützen wandten sich in rviiüer Flucht in die Stadt zurück. Das war der Augenblick für die Husaren. Zwar tauchten unmittelbar unter der Stadt-. mauer französische Dragoner auf, aber mit« Sturm ging es drauf und dran. . LlaL
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