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Ottendorfer Zeitung I > 8 Bezugspreis: vierteljährlich ^20 Mark frei in: Hm:-. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. — Ü Untergattung^ unä Anzeigeökatt rlnz«i§»«pr»tH: Für di« kleinstpeltige Ä»rpn»-A«üe »der d«r«n Raum jo pfg. — Im Reklamettil für die kleinspaltige Petit-Kelle ss pfg. Anzetgenannahme bi» j« Uhr mit»»-». V»llag«-«dühr nach v«reind«r»nß. Mit w-chentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode", Druck »L Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Orvß-GKÄa. Nummer 8 Lonntaq, den s7. Januar M5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Der deutsche Generalstab meldet: dmch (W. T. B.) Westlicher Kriegs schauplatz. Vor Westenoe zeigten sich gestern einige Torpedoboote und kleinere Fahrzeuge, die sich der Küste bis auf etwa 14 Kilometer näherten. Französische An griffe beiderseits Notredame de Lorette nordwestlich Arras wurden von unseren Truppen abgewiesen Ein vor 8 Tagen bei Ecuris nördlich Arras dem Feinde entrissener von Teilen einer Kompagnie besetzter Schützengraben ging uns gestern verloren. Die Kämpfe an dieser Stelle sind heute wieder im Gange. Nördlich und nordöstlich von SoissonS ist das nörd liche Aisne-Ufer von den Franzosen end gültig gesäubert worden. Die deutschen Truppen eroberten in ununterbrochenem Angrlff die Orle Cuffies, Crouy, Bucy le- Long, Missy und dre Gehöfte Vavxrot und VerreriS. Unsere Beute aus den drei tägigen Kämpfen nördlich Soissons beläuft sich jetzt auf rund 5200 Gefangene, 14 Ge schütze, 6 Maschinengewehre und mehrere Revolverkanonen. Dre Franzosen erlitten schwere Verluste. 4—5000 tote Franzosen wurden aus dem Kampffelde gefunden. Der Rückzug südlich der Aisne lag unter dem Feuer unserer schweren Batterien. Wie sehr sich die Verhältnisse gegen frühere Kriege verschoben haben, zeigt ein Vergleich der hier besprochenen Kämpfe mit den Er eignissen von 1870. Wenn auch die Be deutung der Gefechte nördlich Soissons mit denjenigen der Schlacht vom 18. August 1870 nicht zu vergleichen ist, so entspricht doch die Breite des Kampffeldes annähernd der von Gravelotle — St. Privat. Die französischen Verluste aber vom 12. bis zum 14. Januar 1915 übersteigen aller Wahr scheinlichkeit nach die der Franzosen am 18. August 1870 um ein Beträchtliches. Feindliche Angnffe nördlich Verdun und bei Cousenvoye scheiterten. Mehrere Vor stöße gegen unsere Stellungen bet Ailly südöstlich St, Mihiel wurden durch Gegen angriffe, nachdem sie stellenweise bis in unsere vordersten Gräben geführt hatten, unter schweren Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. Im letzten Nachstoß er oberten unsere Truppen die feindlichen Stellungen, die aber nach Wiederaufbau unserer eigenen Stellung freiwillig und ohne Kamps während der Nacht wieder ausgegeben wurden. Ein unbedeutender Angriff bei Mesnil nördlich St. Dis wurde von unseren Truppen abgewiesen. Im übrigen fanden aber in den Vogesen nur ArttUertekämpse statt. Oestlicher Kriegs schauplatz. In Ostpreußen und Nordpolen keine Veränderung. Die Angriffe in Polen westlich der Weichsel machten langsame Fortschritte. Bei Eroberung eines Stütz punktes nordöstlich Rawa blieben 500 Russen als Gefangene in unseren Händen. Drei Maschinengewehre wurden erobert. Heftige Gegenangriffe wurden unter schwersten Verlusten sür die Russen zurück geschlagen. Oberste Heeresleitung. Berlin. Seit November v. I. ist die Verfütterung von Roggen und Weizen all gemein verboten. Seitdem hat in vielen teilen Deutschlands eine starke Verfütterung von Hafer an Rindvieh und Schweine ein gesetzt. Dies erscheint im Interesse der Erhaltung genügender Haservorräte für die Bedürfnisse des Heeres, zur Aussaat und zur Versorgung der im Lande befindlichen Pferde nicht unbedenklich. Durch >Ver- wendung anderer Futtermittel und soweit diese nicht verfügbar find, durch Einschränkung der ohnehin im Verhältnis zu den Futter beständen übergroßen Viehhaltung muß er reicht werden, daß der Hafer seinen vor genannten wichtigeren Zweckbestimmungen erhalten bleibe. Demgemäß ist, wie wir hören, ein allgemeines Verbot der Ver fülterung von Hafer an andere Tiere als an Pferde in Erwägung gezogen. — Die Beförderung der Feldpost in Russisch-Polen ist in den rückliegenden Wochen teilweise mit Verzögerungen ver knüpft gewesen. Die Ursache dieser beklagenswerten Stockungen, die besonders die in der vordersten Linie befindlichen Truppen betroffen haben, liegt vornehmlich in der geradezu unglaublichen schlechten Beschaffenheit der Straßen und Wege. Durch die vielen Regenfälle in der letzten Zeit ist ein Teil von ihnen grundlos ge worden, andere wiederum sind ganz zer fahren. Auch halten die Russin einzelne Straßen streckenweise durch tiefe Quergräben unbrauchbar gemacht. Alle Vertiefungen und Löcher auf den Straßen waren bis oben mit Schlamm gefüllt. Kraftwagen können daher vielfach überhaupt nicht und b.ladene Postwagen nur mit geringer Be lastung bet starker Bespannung und nur unter ständiger Gefahr, umzustürzen oder zusamwenzubrechen, verkehren. Oesters haben Postfahrzeuge nur durch Unterlegen von Holzdielen und mittels Winde wieder flott gemacht werden können. Einzelne sind in der Dunkelheit in Moräste geraten und darin, trotz der größten Anstrengungen sie wieder herauszubrtngen, stecken geblieben. Lie Beschaffung des unter solchen Um ständen unverhältnismäßig oft einirelenden Pferde- und Wagenersatzes ist außerordentlich schwierig. Auf den Eisenbahnen muß, wie es nicht zu vermeiden ist, die Beförderung der Feldpost vor wichtigen Militärischen Versanden (Truppen, Munition, Verpflegung usw. zurückstehen. Post-Eisenbahnwagen mit Feldpost haben deshalb auf einzelnen Bahnhöfen in Polen manchmal Tage hin durch liegen bleiben müssen, bis sie die Eisenbahn weiterleiten konnte. Aber auch sonst war die Beförderung infolge der starken Belastung der Eisenbahnlinien nur sehr langsam. Man wird sich erinnern daß ähnliche schwierige Besörderungs- Verhältnisse im August und September in Belgien bestanden, und daß dort damals zeitweilig auf der nur 40 Kilometer langen Elsenbnhnstrecke Hrrbesihal—Lüttich bis zu 127 Züge gleichzeitig gelegen haben. Diese Tatsachen darf das Publikum nicht außer acht lassen, wenn neuerdings über die Beförderung der Feldpost in Russisch- Polen Klagen laut werden. Natürlich liegt die Schwierigkeit der Feldpost beförderung nicht zuletzt auch in dem riesigen Umfange der Post selbst. Werden doch nicht weniger als 7—8000 große schwere Fcldpostsäcke mit Briefen, Pou- karten und Päckchen täglich aus der Heimat allein an unsere Truppen in Russisch-Polen abbefördert. An der Verbesserung der Be- söcderungsoerhältnisse wird von oen Feld- postdtenststellen unter Leilung eines be sonderen Komissars des Reichs-Postamts fortgesetzt gearbeitet. OertlicheS und Sächsisches. Vttendorf.Vkrtlla, jb. Januar Mk. — Am Donnerstag abend wurde in in unseren Orte daß Lastgeschirr des Fuhrwerksbesitzer Eichhorn aus Hermsdorf ohne Führer angehalten. Sofort angestellte Nachforschungen ergaben, daß der Besitzer auf der Höckendorfer Straße lot ausgefunoen wurde. Ueber die Umstände des Unfalles ehlt bis jetzt jeder Anhalt. — Feldpostbriefe nach dem Feldheer im Gewicht über 250 bis 500 Gramm sind be kanntlich noch bis kommemden Sonntag, den 17. Januar zugelassen. Eine weitere Zu- assung solcher Sendungen ist alsdann für die ZUt vom 1. bis einschließlich 7. Februar vorgesehen. Die Gebühr beträgt 20 Pfa. Die Sendungen müssen dauerhaft verpackt ein. Nur Pappkarton oder dauerhafte Lein wand sind zu verwenden. Für die Wahl des Verpackung:sloffes ist die Natur des In haltes maßgebend: zerbrechliche Gegenstände wd nach Umhüllung mit Papier oder Lein wand ausschließlich in starke Schachteln oder Kasten zu verpacken. Päckchen, auch die mit Klammerverschluß versehenen, müssen allgemein mit dauerhaftem Bindfaden fest umichnürl werden, der Sendungen von größerer Aus dehnung in mehrfacher Kreuzung. Die Auf schriften sind auf die Sendungen nieder- zujchreibeu oder unbedingt haltbar auf ihnen zu befestigen. Sie müssen deutlich und richtig sein. Außer kleinen Bekleidungs- und Ge- brauchsgegenständen sind auch Lebens- und Genußmittel zulässig, aber nur so weit, als sie sich zur Beorderung mit der Feldpost eignen. Ausgeschlossen sind leicht verderb- tiche Waren, wie z. B. frisches Obst, frische Wnist, ferner seuergeiähiliche Gegenstände wir Patronen, Streichhölzer und Taschen feuerzeuge mit Benzinfüllung. Päckchen mit Flüssigkeiten sind nur zugelassen, wenn die Flüssigkeiten in einem starken, sicher verschlossenen Behälter enthalten und dieser in einen durch lochten Holzblock oder in eine Hülle aus starker Pappe fest verpackt ist, und sämtliche Zwischenräume mit Baumwolle, Sägespänen oder einem schwammigen Stoffe so ungefüllt sind, daß beim Schadhaftwerden des Behälters autgesaugt wird. Sendungen, die den vor stehenden Bedingungen nicht entsprechen, werden von den Postanstalten unweigerlich zurückgewiesen. — Die Verwaltung Ver seit 12 Jahren bestehenden, herrlichen im Moritzburger Walde in der Nähe der beiden Waldteiche gelegenen „Heilstätte Setfrieden" sür Alkoholkranke ichickl aus Verlangen an Interessenten ihren II. Jahresbericht kosten- und portofrei zu Der Jahresbericht enthält interessante Statistiken über die erfolgreiche Heilbehandlung alkoholkranker Männer sowie ein Adressen- Verzeichnis von ea. 400 Personen aus allen Teilen Sachsens, die bereit sind, Alkohol kranken mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Dresden. Es läßt sich annehmen, daß in Dresden manche Leute die früher eine be sondere Ehre darin suchten, gewissen Aus ländern nachzulausen, jetzt eine bittere Pille darin gesunden haben. Bitter nicht nur vom nationalen, sondern, was diese Art Mitbürger vielleicht noch viel schmerzlicher empfindet, vom finanziellen Standpunkte aus. Wie jetzt all gemein bekannt, schweben nämlich bei den Dresdner Gerichten eine ganze Anzahl Klagen gegen die Engländer und Russen wegen Schuldforderungen. Die noblen Herrschaften und besonders die Engländer, kommen meistens ja überhaupt nur nach Deutschland weil sie hier billiger als in ihrer Heimat leben können; sie wollen hier sparen und sich dabei in der dummen Gutmütigkeit der Deutschen mit Be hagen rekeln. In Dresdner Pension lebten sie für die Hälfte des Preises, den sie in gleichwertigen Häusern etwa in Genf, Brüssel, Paris oder in England selbst hätten zahlen müssen. Junge englische Misses wurden in Dresden sür einen Spottpreis erzogen und la ch hoffnungsvolle englische Jünglinge mit I en Manieren Londoner Dockardeiter bekamen jj m der alten gesellschaftlichen Kultur Dresdens wenigstens eine Ahnung von Lebensart. Wie erheblich es dem Durchschnittsengländer an dieser fehlt, schilderte uns schon vor einigen Jahren den Leiter eines vornehmen Dresdner Hotels, das derartige englische Reisende über haupt nicht mehr aufnahm, weil die Hotel- leitung die Erfahrung machte, daß diese „Gentlemen" durch ihr Betragen den anderen Gästen lästig wurden. Es ist hier so ziemlich allgemein bekannt, daß die Engländer un bescheidene Käufer waren, deren ungeniertes Verhalten in den Läden nur noch durch ihre Sucht, möglichst billig zu kaufen, überboten wurde, Man erinnert sich, das vor einer Reihe von Jahren das anmaßende Verhalten der Engländer selbst in der gutmüdigen Dresdener Bevölkernng einen starken und allgemeinen Unwillen hervorrief, der nur mit Mühe besänftigt werden konnte. Mit mehr Anmaßen und dabei so wahlfeil wie manche Engländer hat hier nie ein Dresdner gekauft. Sie zahlen überhaupt nicht, und die Folge sind gerichtliche Klagen, die den geschäftstüchtigen Gentleman und Misses aber schwerlich einen Penny aus der Tasche locken werden. Sie werden sich damit entschuldigen, daß ihnen bi« Dresdner Geschäftsleute und Wohnungsvermiter melfach den Kredit fast uufgedrungen haben. Bei vielen von ihnen hatte der Ausländer mehr Kredit als der Einheimische; nicht etwa, weil er vertrauenswürdiger, sondern einfach weil er Ausländer war I Das ist eine bittere Wahrheit, die denen, die eS angeht, nicht sreundlich in die Ohren klingt, aber einmal ausgesprochen werden muß. — Die Veranstaltung einer Fachausstellung unserer heimischen Blumenindustrie ist vom Verein „Vereinigte Vlumenindustrie" beschlossen worden. Sie soll vom 15, bis 28. Februar in Dresden statlfinden und den Zweck haben, der leider noch immer herrschenden Nmchauung daß die künstlichen Blumen sächsischen Fabrikats gegenüber dem französischen Produkt minder wertig seien entgegenzutreten. Die Aus stellung findet in den Räumen statt, die von Geheimrat Arnhold-Dresden unentgeltlich zur Verjagung gestellt werden Das Protektorat hat Ihre Exzellenz Frau Staatsminister Gräfin Vitzthum von Eckstädt und Frau Amtshauptmann Dr, Wach-Pirna übernommen. Pirna. Die Vorarbeiten sür den neuen Adstellbahnhoj sind hier in Angriff genommen worden. Die neue Anlage soll besonders dem Vorortverkehr dienen und den Adstellbahnhof m DreSden-Allstadt entlasten, der den An sprüchen des stark gestiegenen Personenverkehrs nicht mehr genügen kann. Nach der Elektrisierung der Eisenbahnstrecke Pirna- Dresden—Meißen wird der gesamte Abstell verkehr hiejer Vorortstrecken auf die beiden Endstationen verlegt. Der neue Abstellbahnhof in Pirna wird auf den Etbwiesen errichtet, die sich an den Bahnhof Pirna anjchlteßen. Kamenz. Ein Stammtisch im „Goldenen Stern" hat sich von Anfang des Krieges an mit lobenswertem Eifer in den Dienst vater ländischer Nächstenliebe gestellt und bisher weit über 700 Mark gesammelt. Bautzen. Die Preise der Butter sind hier aus dem Wochenmarkt stark gesunken. Vor Weihnachten wurde daS Kilo Butter 3,80 bis 3,90 Mark bezahlt, jetzt werden nur 2,60 bis 2,70 Mark gefordert. Kirchennachrichten. Sonntag, den 17. Januar 1915. Ottendorf-Okrilla. Vorm. i/z lO Uhr Predigtgottesdienst. Medingen. Vorm, r/,9 Uhr Predigtgottesdienst. Großdittmannsdorf. Borm. */, 11 Uhr PredtgtgotteSoirnsi.