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Ottendorfer Zeitung : 22.01.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191501229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150122
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-01
- Tag 1915-01-22
-
Monat
1915-01
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.01.1915
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Soissons. Mr dürfen uns der Schlachttage von Caissons freuen, denn sie stellen nicht nur einen großen strategischen Erfolg dar — zeigen sie doch, daß die Schlagkraft unserer Truppen unvermindert ist —, sondern sie sind eine Waffentat ersten Ranges. Und wenn der deutsche amtliche Bericht in seiner sach lichen Zurückhaltung uns auch die Größe des Sieges nicht erkennen läßt, so zeigen uns die Blätlerstimmen aus den feindlichen Ländern, besonders aus England und Frankreich, daß es sich um eine regelrechte französische Nieder lage handelst Der Eindruck der französischen Niederlage bei Soissons ist in Paris so nach haltig und die Stimmung der Bevölkerung so gedrückt, daß die Presse andauernd Beruhi gungsartikel zu schreiben sich veranlaßt sieht. Die gespendeten Trostworte sind jedoch nicht sehr wirksam, da man die Verlegenheit der Fachleute deutlich aus ihnen heraushört. So findet der ,Matin' nichts Besseres als dies: .Mit Einsetzung offenbar sehr starker Kräfte nur ist den Deutschen ihr Erfolg bei Soissons gelungen. Dieser Teilerfolg braucht hierorts keine Beunruhigung zu erwecken, denn überall auf der anderen Front ist die Lage für uns günstig. Es ist selbstverständlich, daß der Kampf mit den Deutschen nicht ohne harte Schläge für uns selbst abgehen kann." Andere Blätter wollen, nachdem sie den ersten Schrecken überwunden und eingesehen haben, welche Beunruhigung über die Be völkerung gekommen ist, überhaupt von einem Mißerfolg nichts wissen. So meint das .Echo de Paris' zum Beispiel: .Es gibt ge wisse Leute, die jede schlechte Nachricht dazu benutzen, um Alarm zu schlagen. Wir mußten an einer Stelle etwas zurück. Was ist dabei? Vergißt man die vor einigen Tagen ver zeichneten Fortschritte? Gerade die Offenheit, mit der jeder Mißerfolg sofort berichtet wird, muß uns Vertrauen in die von uns ge meldeten Erfolge schenken. Ader für Lie Alarmisten gelten nur schlechte Botschaften. Erfolge sehen sie nicht. Nur wenige Blätter geben auch jetzt noch zu, daß es sich um einen ernsten Vorgang handelt. So schreibt ein Oberstleutnant in der,Libertö': .Infolge der energischen deutschen Angriffe mußten die Franzosen das Plateau von Vregny räumen, wodurch ein allgemeiner Rückzug herbeigeführt wurde. Dieser Rückzug führte die Franzosen bis auf das linke Aisne- ufer, weil, so sagt man uns, das Hochwasser einen Teil der Brücken weggeschwemmt und die Verbindungen gefährdet hatte. Dies ist allerdings ein Grund. Die Heeresleitung muß aber Maßnahmen treffen, damit die schwere Schlappe, die wir erlitten haben, möglichst wenig Folgen hat. Und »Petit Journal' schreibt: .Der Rück-mg, der infolge des Hochwassers geboten erschien, ist immer hin ein Zusammenbruch unseres Angriffs an dieser Stelle." Auch in England ist man, da neutrale Be richterstatter unumwunden eine Darstellung der französischen Niederlage veröffentlicht haben, in heikler Lage. Ein Teil der Presse hatte zunächst eine abfällige Kritik an der französischen Heeresleitung geübt, da aber weite Kreise eine große Beunruhigung ergriff, sah man sich zum Einlenken veranlaßt, und so schreiben die .Times', der Sieg der Deutschen bei Soissons sei zum Teil eine Folge der Flußüberschwemmung, wodurch die Brücken sortgeriffen wurden, was wiederum ein zu spätes Eintreffen der französischen Verstärkun gen zur Folge hatte. Diese französische Nieder lage sei zwar sehr zu bedauern, doch hält man in Paris die Lage nicht für gefährlich, da die französischen Kanonen das ganze nördliche Ufer des Flusses bestreichen und die Höhen im Süden starke Stellungen bilden. In Paris herrsche keine Furcht, daß ein zweiter deutscher Angriff in der Richtung Soissons Erfolg haben könnte, überhaupt hofft man, daß eine Fort setzung der Angriffe infolge des schlechten Wetters nicht möglich sein werde. Flüchtlinge aus Cronp erzählen, die deutsche Beschießung von Soissons sei sehr heftig gewesen. Die Kathedrale sei schwer beschädigt. Eine packende Schilderung des dreitägigen Kamp es wird im.Soenska Dagbladet' ver öffentlicht. Das schwedische Blatt schreibt: .Man versteht aus den emgelaufenen Nach- Cs branlt ein Auf. L9 Erzählung von Max Arendt-Denart. S'e drückten sich noch einmal die Hände und halten einander restlos verbanden. Edwin nahm Handschuh und Mütze. .Nanu, willst du nicht mein Gast sein, Junge, ich will doch wenigstens etwas von dir haben, solange wir noch zusammen sind." „Nur noch einen Gang, Vater! Im Hilss- La mrett hier in der Hauptstraße liegen ein paar Jungen aus meinem Beritt. Sie muß ich doch erst mal besuchen, ehe ich mir's an Vaters Tafel wohl sein lasse." .Aber selbstverständlich! Kann ich dich be gleiten? Wir wollen den armen Kerlen was miinebmen von unserem üverfluß: so'n paar Pullen vom Wirt und was Rauchbares, was meinst du?" „Sie werden sich riesig freuen!" In aller Eile ließ der Hohenlindower ein paar Flaschen Wein, eine Kiste Zigarren und eine Kiste Zigaretten in einen Korb packen. Dann nahmen Vater und Sohn den Korb zwischen sich und trugen ihm selber hinüber zur Hauptwache, da in der menschenleeren Stadt wohl niemand autzutreiben gewesen wäre, der den Transport hätte besorgen können. Der Gastwirt war ein alter gebrech licher Mann, dem der Schrecken der Beschießung noch in allen Gliedern steckte. In dem gro en Prachtzimmer der Komman dantur, das früher nur zu Festlichkeiten be nutzt wurde, lagen etwa vierzig Verwundete: Deutsche und Franzosen. Celchästig und laut los Men die Schwestern vom Listen Krem richten, mit welcher Klugheit die deutsche Armeeleitung es verstand, die günstige Gelegen heit zu benutzen. Sie paßte auf, als die Aisne über ihre Ufer trat, und zerstörte die Brücken, über die die französischen Truppen Ersatz bekommen sollten oder im schlimmsten Fall sich zurückziehen konnten. Der Angriff begann, als anhaltender Platzregen dazu bei trug. die Laune und Kampflust bei den Fran zosen zu vermindern. Man wußte, daß man sich auf die deutschen Nerven bei derartigen Widrigkeiten besser verlassen könnte als auf das leichtbewegliche französische Blut. Die Folge war auch tatsächlich, daß es den bran denburgischen Regimentern gelang, Linie auf Linie, Schützengraben auf Schützengraben in einem kräftig durchgesührten Sturmanlauf zu nehmen. Da die deutsche Armeeleitung den Angriff gerade an den Teil der Frontlinie verlegte, der die hervorspringendste Partie ihrer Stellung in Frankreich ist, so hat sie dadurch der Welt gezeigt, daß sie andauernd in ihren Gedanken Angriffs-Unternehmungen gegen Paris hegt. Die Deutschen haben damit dargetan, daß sie noch immer die stärkere der beiden Parteien in Frankreich sind." Dafür ist uns der Sieg von Soissons ein vollgültiger Beweis. Wir vertrauen unserer Armee, die noch immer, im Westen und im Osten, unsere kühnsten Erwartungen über troffen, unsere geheimsten Wünsche überflügelt hat. Es geht vorwärts! Das ist die frohe Zuversicht, die uns aus der Siegeskunds von Soissons entgegenschallt. Paris fühlt sich aufs neue bedroht. Man rät bereits der Bevölke rung, sich Windmesser anzuschaffen, um mit ihrer Hilfe festzustellen, wann die Windströmung einem Zeppelinangriff günstig sei. Und wie in Paris, so fühlt man sich in Warschau und London bedroht. Es geht vorwärts. Unsere Hoffnung wächst und unsere Zuversicht ist un erschütterlich. Soissons ist wieder ein Schritt zur Erfüllung. IV. Verschiedene UnegMachrWen. England in der Furcht. Obwohl man sich in amtlichen Kreisen Englands den Anschein gibt, als rechne man nicht mit der Möglichkeit einer deutschen Lan dung, werden doch jetzt allenthalben .Ver haltungsmaßregeln" für diesen Fall öffentlich angeschlagen. Alle Pferde, Maultiere, Esel, Auto mobile, Wagen, Karren, andere Gefährte, Geschirre usw. müssen sofort nach einem bestimmten Platze gebracht werden, sobald die Behörden de» Notstand in dem Bezirk proklamieren. Wenn sie nicht fortgebracht werden können, müssen sie vernichtet oder unbrauchbar gemacht werden. Das Vieh muß auf den Straßen wcggetrieben werden. Vieh, das sich in der Nähe des Feindes befindet, muß zusammengetrieben und nach einem bestimmte» Orte gebracht werde», wo Schutz Vorhände» ist; im Notfälle muß cs getötet werden. Unausgcdroschcnes Getreide braucht nicht ohne besonderen Befehl vernichtet zu werden. Der Befehl zur Zerstörung des Eigentums wird, so weit es die Umstände erfordern, schriftlich gegeben werde». Wer dem Befehl, sein Eigentum zu zerstören oder unbrauchbar zu machen, nicht nachkommt, verliert allen Anspruch auf Entschädigung. Ohne behördlichen Befehl soll niemand Brücken, Eisenbahnmaterial, elektrische Ltckt- und Kraftslationen, Telegraphenanlagen, Wasserwerke, Schleusen oder Kais zu zerstören versuchen. Die Zivilbevölkerung soll, wenn sie keinen anderen Befehl erhält, ruhig zu Haufe bleiben. — Man scheint also sehr ernst haft mit einer deutschen Landung zu rechnen. Die Lage in Südafrika. Den in Holland aus Südafrika eingeiroffenen Nachrichten zufolge ist durch die Zwangsaus hebungen eine sehr gefährlicheStimmung unter der südafrikanischen Bevölkerung eingetreten. MehrereKommandos holländischer Bürger, die gegen Deutsch-Südwest gesandt werden sollten' rebellierten und weigerten sich, außerhalb der Grenzen des eigenen Landes verwandt zu werden. Die Anführer der Widerspenstigen sollen zur Zwangsarbeit im Minendrstrikt Verwendung finden, was die Erbitterung weiter Kreise natür lich verstärkt hat. zwischen den Betten hin und her, hier einem Ungeduldigen Trost, dort einem Durstigen einen Trunk spendend. An der Htnterwand, wo ein ungewisses Halbdunkel herrschte, lag einer in schweren Fieberphantasien. Eine Frau von hohem Wuchs war um ihn bemüht. Sie netzte seine Lippen mit Zitronenwasser und kühlte seinen Kopf mit Eisumschlägen. Dabei fuhr sie un ausgesetzt mit ihrer schmalen weißen Hand über seine Stirn, dann wieder hielt sie seine Hände, die nach den Verbänden um Brust und Schenkel fahren wollten. An dieses Bett kamen die beiden Hohen lindower zuletzt, nachdem sie ihre Gaben ziem lich verteilt halten. „Wer ist's?" sragie Edwin, der nur die Binde am Arm des iungen Weibes sah. Die ernste Helferin beugte sich tief über den Kranken, und es war, als ob ein Schluchzen sie durchbebte. Leise antwortete sie: „Ein deutscher Offizier." Edwin von Carsten war jetzt an die andere Seite des Bettes getreten, um dem Fiebernden die Hand zu reichen. „Hier bin ich," ächzte der Verwundete, „hier, Herr Oberst! Der Feind ist da, viele hundert Mann — Kabel zerschnitten — und Pigalls Pferd!" Edwin beugie sich nieder: aber er richlete sich sofort wieder auf. Er wandle ssty um: „Vaier — es ist Karl!" Der Aste verstand nicht sofort: dann aber, als Edwin sich auf die Knie niederlieb und seines Bruders hci'e Hände zwischen die seinen nahm, begriff auch der Hohenlindower. Vaier und Sohn saßen eine geraume Zeit Diese Nachrichten stimmen überein mit einem aus Südafrika an englische Blätter gerichteten offenen Briefe, den diese nicht veröffentlichten, von dem aber die Zeitung,Nieuwe Courant' im Haag eine Abschrift erhalten hat. Der Brief sagt, daß das Ergebnis der Provinzialwahlen in Transvaal beweise, daß das Ministerium Botha nicht mehr das Vertrauen des Landes besitze, und daß das Ministerium sallen müsse, wenn die Re gierung den Mut hätte, allgemeine Wahlen aus zuschreiben. Der Brief besagt ferner, daß die Regierung von der Bürgerschaft keine Eroberung Südafrikas fordern könne, sondern höchstens die Bewachung des eigenen Hauses und Bodens gegen äußere Feinde, namenllich da die Regierung es war, die vor kaum einem Jahrzehnt die eigene Flagge des Landes herunterholte. General Smuts habe das Parlament durch falsche Be richte zur Billigung der Regierungspolitik ver anlaßt. Aber die Wahrheit breche sich Bahn. Die sich der Regierung widersetzen, würden zum Wahnsinn und zur Rebellion getrieben. Die Regierung säe Mißtrauen, Brudermord und Rassenhaß, wodurch die Zukunft Südafrikas sehr dunkel würde. Das einzige Gegenmittel sei die Ausschreibung allgemeiner Wahlen. * Geld oder Sonderfrieden! Das halbamtliche ,Rußkoje Slowo' befaßt sich in einem längeren Artikel mit den finanziellen Schwierigkeiten Ruß lands und fordert England auf, Rußland unverzüglich zu Hilfe zu eilen. Wenn dies nicht in wenigen Wochen geschehe, so wäre Rußland gezwungen, mit Deutschland und Osterreich-Ungarn einen Sonderfrieden zu schließen. Bald nach Beginn des Krieges (am 4. September) hätten sich zwar Rußland, Frankreich, England, Belgien und Serbien verpflichtet, keinen Sonderfrieden abzuschließen. Aber diese Verpflichtung ziehe auch jene andere nach sich, die Kosten gemeinsam zu tragen, besonders jetzt, wo die Türkei Deutschland und Osterreich-Ungarn zu Hilse gekommen sei. England wird aifo wohl oder übel in den Beutel greifen müssen. — Vertraulichen Berichten aus Petersburg zufolge hat sich der Konflikt zwischen dem Zaren und dem Generalissi mus Nikolai Nikolajewitsch in der letzten Zeit derart verschärft, daß die Ab setzung des Generalissimus bereits erwogen werde. Die russische Friedens partei gewinne täglich an Einfluß, zumal nach der allgemeinen Überzeugung Rußland den Krieg wirtschaftlich höchstens noch drei Monate fortführen könnte. Für den baldigen Ausbruch innerer Unruhen seien zwar keine Anzeichen vorhanden, dasür aber liegen sichere Merkmale für die Unabwendbarkeit der späteren Revolution vor. Diese werde diesmal nicht von den Arbeiterklassen, sondern von den weiten Schichten der Bauernbevölke rung ausgehen und somit einen ungeheuren Umfang annehmen. — Eingeweihte Kreise bringen mit diesen, von sehr ernster Seite stammenden Nachrichten auch die neuesten fieberhaften Bemühungen der Russen und Engländer in Verbindung, alle neutralen Staaten zum unverzüglichen Anschluß an den Dreiverband zu bewegen. Besonders die Engländer lügen den Neutralen säst täglich vor, daß bald Rumänien, bald Italien oder gar Bulgarien in den Krieg eingreifen würde, und machen die lächerlichsten Versprechungen, um auch Lie übrigen zum Anschluß zu be wegen. , Afghanistan im Kriege. Nach zuverlässigen Meldungen Hai der Emir von Afghanistan 35 000 Mpnn nach 'Nordpersien entsandt, die sich dort den türkischen Truppen anschließen sollen. Seine übrige Streitmacht soll gegebenenfalls gegen Indien verwendet werden. Durch dieses Vorgehen Afghanistans wiro Persien in seinem Entschluß, am Kriege teilzunehmen, zweifellos bestärkt. * > * . - Die Javaner bleiben daheim. Russische Blätter veröffentlichen Auszüge aus japanischen Zeitungen, die alle teils ho?- lich, teils schroff Len Hilferuf Frankreichs ablehnen. Las den ministeriellen Kreisen schweigend am Bette des Fiebernden. Ver geblich warteten sie, daß er einen Blick auf sie werfe, oder sie gar anspreche. — Karl von Carsten war einer von den Hoffnungslosen. Endlich erhob sich der Alte. Er hatte den Schmerz über dieses Wiedersehen verwunden. Die große Zeit hatte von ihm einen Tribut gefordert. „Komm', Edwin," sagte er, „dich ruft die Pflicht." Der Offizier fuhr empor wie aus einem wüsten Traum. Jetzt erst bemerkte er, daß die Pflegerin das Zimmer verlassen halte. Im Gange stand eine Wärterin. Noch immer unter dem Banne dieses schrecklichen Wiedersehens mit seinem Bruder stehend, fragte Edwin nach der Pflegerin, das Mädchen wies ihn in einen kleinen Neben raum, wo sich Ankleidezellen und Medlkamenten- schränke befanden. Die beiden Männer trafen ein, um dem Weibe zu Lanken, das sie in so hingebender Besorgnis um ihren Lieben gefunden hatten. Da stand die Hohs Gestalt am Fenster. Edwin trat auf sie zu. Als sie Schritte hinter fick vernahm, wandte sie sich um. Der Offizier vermochte nicht sogleich zu sprechen, als er sie erkannte. Amelie d'Eströe hatte genügend Zeit ge habt, sich auf diesen Augenblick vorzubereiten. Sie halte gehofft, daß er hierher kommen würbe und war sich schon, als dis Tür ge öffnet wurde, im klaren, was sie ihm sagen wolfie. „Hcrr von Carsten." flüsterte sie, „wenn Sie an dieleck Orte mit mir reden wollen, jo nahestehende Blatt ,Asahi' schreibt sogar, wer! andere zum Siege brauche, sei schon verloren. Politische Aunälebau. Deutschland. * Der Herzog von Sachsen-Meiningen hat wegen seiner Abreise nach Lem Kriegsschau- platz die Regentschaft des Herzog tums für die Dauer seiner Abwesenheit seiner Gemahlin, der Herzogin Char- lotte, übertragen. Für die Dauer dieser Regentschaft hat das Gesamtministerium Vollmacht zur Ausübung von Regierungs geschäften in dem bisher für Zeiten der Ab wesenheit des Herzogs bestimmten Umfange erhallen. , * Die Kopenhagener .Nationaltidende' hat sich an den deutschen Sozialistensübrer v. Vollmar gewandt mit Lem Ersuchen, sich über die Stellung der deutschen Sozialdemokratie zum Kriege aus zusprechen. Das Blatt veröffentlicht folgende Antwort. Es ist wohlbekannt, welches Ziel die politische und ökonomische Vertretung des Arbeiterstandes samt der sozialdemokratischen Partei und den freien Fachvereinigungen er strebt und welche harten Kämpfe sie seit vielen Jahren mit den Regierungen und den herrschenden Klaffen geführt haben. Aber jetzt, La Deutschland von außen bedroht ist, muß die innere Abmachung in den Hinter- grund treten. Im Augenblick ist das deut sche Volk in seiner Gesamtheit nur; beseelt von einem einzigen unbe-i zähmbaren Willen, nämlich das! Vaterland zuverteidigen, seine Un abhängigkeit und seine Kultur gegen die Feinde ringsumher, und nicht zu ruhen, bevor sie be siegt sind. Es gibt keinen Deutschen, der nichts jedes noch so große Opfer bringen würde, das von ih m v erlangt wird, um dieses Ziel zu erreichen. »Der konservative Lanbtagsabgeordnete! Graf von der Recke-Volmerstein ist! nach längerem Leiden in Wiesbaden^ ge storben. Er stand im 58. Lebensjahre und vertrat Glogau-Lüben seit 1900 im preußischen Abgeordnetenhause. Frankreich. * Das Blatt des ehemaligen Premier-! Ministers Clemenceau, ,Homme enchaine', warnt vor übertriebenen Hoffnungen auf das Eingreifen neutralerStaaten zugunsten Frankreichs. Das Blatt schreibt wörtlich: „Bei Besprechung der Möglichkeit' der Intervention der Neutralen denken wir! zu sehr an unseren eigenen Standpunkt und! nicht genug an den Standpunkt der betrefsend en V ölker. Es ist klar, daß diese ihre Neutralität nicht aufgeben, ehe sie den Augenblick für günstig halten. Siewerden gewiß im allgemeinen Interesse Europas' handeln, hauptsächlich aber ihr eigenes Inter esse im Auge haben. Wir können also überj den geeigneten Zeitpunkt der Intervention anders denken als sie." § Italien. * Die .Stampa' warnt vor der gegenwärtig lebhaft betriebenen Verbreitung von Alarm gerüchten in Italien. Das Blatt schreibt: „Es handelt sich um die Frage: Sind unsere Interessen geschädigt oder bedroht, oder werden sie dies binnen kurzem sein? Diese Frage ist aufs entschiedenste zu verneinen.' Die Lage Italiens gegenüber dem krieg führenden Europa hat keine wesentliche Ände rung erfahren. DieLageist im allgemeinen dieselbe wie vor sechs Wochen. Bei diesem Stand der Dinge nötigt uns unser Interesse, dem Kampfe Ler anderen an zu wohnen, ohne unsere Aktionsfreiheit zu ge fährden, indem wir uns darauf beschränken, unsere Vorbereitung zu beschleunigen und unseren Marine- und Heeresapparat in jeder Hinsicht vollkommen und furchtbar zu gestalten." Belgien. »Zur Einschränkung des Wohl lebens und zur vermehrte» Erhaltung der Landesvorräte für die Brotbereitung hat der deutsche Generalgouverneur angeordnet, daß die Herstellung feiner Backwaren oller Art in den Bäckereien, Konditoreien und Gasthäusern nur am Mittwoch und am Sonnabend jeder Woche stattstnden darf. ' lassen Sie uns beide wenige Minuten ÄllM bleiben." Wie unter einem unerklärlichen Zwange stehend, wandte sich Edwin zu seinem Väter. „Ich bitte dich, Papa, laß mich einen Augen-, blick mit dieser Dame allein." ' Der alte Herr ahnte nicht, um was esM? hier handelte. W; „Gewiß, mein Sohn," antwortete Mrabek; vorher darf ich dieser Dame danken, iba^sie! an unserm Jungen getan hat." / Er schritt auf Amelie zu und streckte ,ihr die Hand entgegen. ' I Aber sie nahm die ausgestreckte Hand'nicht.! „Herr von Carsten," sagte sie leise, „vielleicht könnten Sie in wenigen Minuten bereuen, mir die Hand gereicht zu haben. Möchten Sie nicht! fieber erst Ihren Herrn Sohn fragen. )ob Sie mir die Hand geben dürfen, mir, die sich" selber von Ihrer Gemeinschaft und von jedem Glück ausgeschlossen hat." ' . Der Hoheminvower sah sie scharf MH'er bemerkte in ihren Augen Len Leidenszug,-den die letzten schweren Tage und die Nacht wachen am Bette des verwundeten Carsten dort'eingegraben hatten, und sein Herz ent schied in Ltesem Augenblick für das Weib, dem er noch vor wenigen Wochen nicht den Aufenthalt in seinem Hause gestattet haben würde. „Gnädiges Fräulein," sagte er, „ich be greife, welche Gefühle Sie jetzt beseelen. Ich will und darf nicht danach fragen. Meine Pflicht ist nur, Ihnen dafür zu Lanken, daß Sie meinem Sohne in diesen schweren Stun den eine so aufopfernde Pflegerin gewesen sind. Was sonst noch." leine StimM,MMj
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