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IiER8U^iEk 'EIlLLRÜ I I — —n Bezugspreis: vterteljLhrlich ^20 Mark fr»i in« «LUS, In der Geschäftsstelle abgcholt viertel- j^rlich ; Mk. Einzelne Nummer >0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. — —a unä Anzeigeökatt a 0 Anzeigettprei»: Für die Nein^alttge U»rp«.Aelle oder deren Raum ,0 pfg. — Im Rekiamettil für die klrinspaltige Petit-Aelle 25 Pfg. Anzeigenannahme bi» U Uhr mtttng». Brtlagegebühr nach ver,:ndar»ng. Mit wächentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Di»F und Verlag von Hermann Rühle, Buchdrucker«! in Groß-Vkrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Äroß-GkEa. Nummer (0 Freitag, den 22. Januar W5. Jahrgang Amtlicher Lei!. Warnung! Die Viehbesitzer werden nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß derjenige, welcher Brotgetreide an sein Vieh verfüttert, streng bestraft wird. Es werden ab und zu Revisionen vorgenommen und bei Nichtbeachtung dieser Bekanntmachung mit äußerster Strenge vorgegangen werden. Auch der Schutzmann hat Anweisung, scharfe Kontrolle zu üben. Es werden die Viehbesitzer nochmals davor gewarnt, Brotgetreide zu verfüttern. OttendorfiMoritzvorf, am 21. Januar 1915. Der Gemrindevorstand. Neuestes vom Tage. — Einer Meldung aus Paris zufolge die dem „Berl. Lokalanz."über Rotterdam zugeht, gab die Zerstörung der Brücke bet Missy den Ausschlag in den Kämpfen um SorsfonS. Die Franzosen, die dorr am nördlich Ufer stauben, wurden dadurch von der Hauptmacht abgeschnitten. Ihre Leichen bedeckten, wie von einer Niesenstchel nieder- gemüht, das Ufer des Flusses. In der Gegend, die von den französischen Lazarett zügen pafsierl wurden entstand dadurch unter der Bevölkerung eine Panik, auch infolge der Gerüchte, die den Rückzug der Franzosen schon im voraus gemeldet hatten Soissons wurde nach dem Rückzug von der deutschen Artillerie heftig beschossen. Die Lazaremnanschaften erzählten, daß die Ambulanzen sich in der Hitze des Kampfes vom Schlachtfeld zurückztehen mußten, weil im dichten Pulverdamps Fahnen und Abzeichen des Roten Kreuzes mcht mehr zu erkennen waren. In Calais machte der deutsche Erfolg so hart m der Nähe von Paris einen starken Eindruck. Vian hoffe aber, daß die Stellung der Franzosen am anderen Ufer genügend stack seien, um em weiteres Vordringen der Deutschen zu verhüten. Auch wird gemeldet, daß dre Franzosen in St.-Paul am nördlichen Aisne-Ufer. Soissons gegenüber, zahlreiche Verstärkungen erhielten, die eine Wieder aufnahme Ler deutschen Offensive verhindern sollen. Flüchtlinge aus Soissons erzählen daß die Franzosen im ChivreStale von den deutschen Granaten buchstäblich begraben wurden. Ernes der französischen Linrenregimenler befand sich am nördlichen AlSne-User außerordentlich starken deutschen Truppen gegenüber. Das Regimen! erbat Verstärkungen, und es wurde ein Versuch gewacht, diese in Kähnen über den Fluß, dessen User überschwemmt waren,zu brtngen. Infolge der heftigen Strömung war es aber Nicht möglich, hinreichende Verstärkungen zu entsenden. Das Regiment am nördlichen User wehrte sich darauf so tapfer, daß nur ein Viertel seines Bestandes unverletzt blieb. Die Uebermacht der Deutschen und die Schwlergkeiten des Geländes nötigte Liese Uederreste, sich zurückzuziehen. Es gelang ihnen, den Fluß zu passieren, und sie hatten daraus einige Stunden Ruhe. Später ermutigten die Offiziere die Mann schaften, den Versuch zu machen, die ver lorenen Stellungen zurückzuerobern, worauf sie wiederum mit großer Bravour über den Fluß gingen und einen Angriff machten. Nach einem Kampf von mehreren Stunden wurden die Franzosen von neuem zurück getrieben, und als dann Appell abgehalten wurde, meldeten sich von jeder Kompagnie nicht mehr als zehn Mann. Aus Paris wird ferner berichtet: General Chersils warnt im „Echo Le Paris" nochmals vor unnützen Angriffen auf die deutschen Stellungen, die er eine uneinnehmbare Mauer nennt. Ein Angriff sei erst mög lich, wenn alle Hindernisse, beispielsweise die Drahtverhaue, beseitigt, die deutsche Artillerie niedrrgerungen und die ganze Infanterie in oen Stellungen, die an gegriffen werden sollten, kampfunfähig ge macht seien. Stürme auf die todspeiende Mauer kosten nur schwere Menschenopfer und erzielten keine Ergebnisse. — „Bei Soissons herrscht absolute Ruhe" meldet der französische Gencralstabsbericht vom Dienstag uno der letzte Tagesbericht des deutschen Großen Hauptquartiers er wähnt die Vorgänge im reichen Scheitel punkt der deutschen Aisnestellungmit keinem Wort. Aber private Nachrichten über das neutrale Ausland melden, daß die Deutschen Verstärkungen in der Richtung auf Soissons heranziehen, um „dm zwischen die französische Front getriebenen Keil zu erweitern und alsdann den Durchbruch zu versuchen." Es ist nicht an der Zeit, über die mut maßlichen Pläne der deutschen Heeresleitung Betrachtung anzustellen, aber selbstverständ lich ist an der Atsne das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. Die Deutschen stehen im Raume Soissons auf den nach der Aisue abfallenden Höhen zwischen CuffteS, Bucly Long und Missy sur Aisne nachdem sie die sich hinter dieser Linie ausbreitende Hochebene durch die Sturm angriffe hei Crouy und Vregny vom Feinde gesäubert hatten. Die neue deutsche Stellung reicht bis an die Vorstädte Soissons heran, von denen St. Paul be reits von den deutschen Geschützen belegt wurde. Der Feind hat sich auf die am anderen AiSneufer befindlichen, wahr scheinlich längst vorbereiteten Stellungen zurückgezogen, von wo aus er die Deutschen am Ueberschreiten des Flusses hindern will. Köln. Zur Frage der Kriegödauer läßt sich, wie die „Köln. Ztg." hör,, der Mit arbeiter des „Daily Chromele" in der Kopenhagener Zeitung „Politiken" ver nehmen. Danach spreche Lord Kitchener zwar von einer Dauer von drei Jahren, die allgeneine englische Austastung sei aber die, daß es gelingen werde, in einem Jahre die Deutschen aus Belgien htnauszutreibenst?) Ob die Engländer über den Rhein kommen würden, fei zweifelhaft, die Rückeroberung Belgiens werde aber die Grundlage eines ehrenvollen Friedens sein. Ein Friede vor der Rückeroberung Belgiens sei aus geschlossen, auch wenn der Krieg zwanzig Jahre dauern sollte. — Es ist erstaunlich, wie bescheiden die Engländer schon ge worden sind. Oertliches und Sächsisches. VttenSort-VkrMa, 2z. Januar ^5. — „Der Kaiser rief und alle kamen", so betitelt sich das jüngst von Ed. Löwenburg vollendete dretattige Vaterländische Schauspiel aus dem Weltkrieg 1914, welches durch oas Dresdner Residenz-Ensemble Direktion Rrch. Flechsig (Dresden) am Sonnabend, den 23 Januar abends 8 Uyr 20 Min. hier im Gasthof zum schwarzen Roß zur einmaligen Aufführung gelangt. Unter Zugrundelegung o^s Kaijerwortes: „Ich kenne keine Parteien" gibt uns der Bersüsser em patriotisches, Vater- üudijches Schauspiel ersten Ranges. In harter Kriegezeit, da alle dramatischen Höhen maße in« zwe-genhafte schrumpften vor dem einen Gewaltigen, müssen wir von den deut. scheu Schaubühnen fordern, baß sie uns nichts Seichtes, sondern etwas Markiges, Kraftvolles vor Augen führen. Kein Sensationsstück wollen wir heute sehen, sondern ekwas, das uns mitten in unsere schwere Zeit hinein« vei setzt und in diesem Sinne ist der Dichter seiner Aufgabe gerecht geworden. Er führt uns hinaus auf Lie heißumstrittenen Grenzen und Kriegsschauplätze, wo unsere Väter, Brüder und Söhne fern von ihren Lieben daheim, kämpfen, bluten und siegen für unsere nationale Ehre und das Bestehen unseres ge bebten Vaterlandes, wo so mancher brave mpfere Solrat .vht still und kalt in fremder Erde, er zeigt uns was uniere Brüder da draußen im Felde erdulden, wie hoch sie aber auch die deutsche Treue zu halten wissen und sich eins fühlen, sei es arm oder reich, hoch oder niedrig, und wie sie freudig alles er« tragen, um ihr Heim zu schützen vor den Horden unserer zahlreichen Feinde, nur von dem einen Gedanken beseelt, zu siegen oder mutig zu sterben auf dem Felde der Ehre. „Deutschland Deutschland über alles" so klingt es durch das ganze Stück uno jeder wahre deutsche Patriot sollte nicht verfehlen, der Aufführung des Werkes in unserem Orte bei- zuwohnen. Die Aufführung ist trotz hohen Unlosten zu kleinen Preisen zu sehen. Der Vorverkauf der Biletts ist im Theaterlokal Nachmittags 4 Uhr findet eine Kinder vorstellung statt und gelangt zur Aufführung das neueste Stück aus dem Jahre 1914: „Der Pfadfinder oder die Zauberflöte der Zwerge". Alles Nähere ist aus dem Inserat sowie dem Zettel ersichtlich. Hoffentlich wird der Direktion auch hier derselbe große Er folg zuteil, wie es in vielen anderen Orlen der Fall war. — In Bezug auf die in voriger Nummer angekündigte „Reichswollwoche" ist zu erwähnen daß die alten Sachen von Sonnabend, den 23. Januar (nachmittags) ab aus den Häusern abgeholt werden. Die Gegenstände möchten in Paketen verschnürt und wenn möglich in gereinigtem Zustand abgegeben werden. Mitglieder des hiesigen Frauenvereins haben sich in dankenswerter Weise erboten, die ge sammelten Sachen, nachdem sie desinfiziert sind zu Decken, Unterjacken, Unterhofen ufw. für Soldaten im Felde zu verarbeiten. — Durchhalten I Dieses Wort, dos unsere kämpfenden Truppen zu immer neuem frischen Mule befeelt, das unser ganges Volk anseuert mit fester Zuversicht den weiteren Kriegs ereignissen entgegenzasehen und alle heimischen Kriegsnüle tapfer zu tragen, muß auch für die Llebestätigkeit gelten. Der Ester, der in w glänzender Weste bisher in allen Kreisen der Bevölkerung von reich und arm gezeigt worden ist, wo es galt die unsäglichen Mühen und Beschwerden unserer todesmutigen Kämpfer, alle die Unbilden die sie durch die Krieg'ührung durch Kälte und Entbehrungen erdulden mußten, dankerfüllt zu lindern, darf nicht erlahmen. Darum ergeht an alle unsere Leser die herzliche Bitte: Haltet aus im Geben und gebt immer mehr und immer weiter! Wir bitten dringend, auch fernerhin in freigebiger Weise zu helfen unseren Truppen alle die Mittel zuzuführen, deren sie zum „Durchhaltten" im Kampfe dringend bedürfen warme Unterkleidung jeglicher Ari, ganz be sonders die immer und begehrten Strümpfe — dann Genußmittel, vornehmlich in Gestalt von Zigarrn, Zigaretten, Rauch- und Kau tabak. Auch Lebensmittel, wie Dauerwürste, Fischkonserven ufw. sind hochwillkommen. Möge der Gedanke an den nahenden Ge r-urlstag unseres Kaisers auch rin Ansporn zur Gebfreudigkeit sein I Eine schönere Feier kann in dieser Zeit diesem nationalen Festtage nicht zuteil werden als die einer Massen« betätigung des Dankes und der Fürsorge für unsere Kämpfer. Jetzt in der Reichswollwoche ist dazu reichlich Gelegenheit. — Es ist schon wiederholt daran erinnert worden, welcher bedauerlicher Gegensatz darin liegt, daß noch immer die große Mehrzahl der Männner und Frauen Deutschlands sich an dem Genüsse von Kuchen gütlich tut, während draußen im Felde unsere wackeren Soldaten an keinerlei Genüße solcher Art denken dürfen. Jetzt endlich sollte doch das Tiesbeschämendsn dieses Gegensatzes uns allen klar werden, und wir sollten energisch dafür eintreten, daß daS Weizenmehl, das wir noch haben, den Kranken und Verwundeten zuteil wird oder mit Roggen- und Karloffelzusatz vermischt zur Brotbereitung verwendet werde, aber nicht mehr den Leckereien des verwöhnten Gaumens diene. Wie aber die Soldaten selbst über unsere Ver geudung mit dem kostbaren Weizenmehl und den unnötigen Kuchenluxus denken ver anschaulicht das Gedicht eines Landsturmmannes Adam Kessel, das aus dem Felde gesandt wurde. Es lautet: Das ist vom Teufel und soll nicht sein: Wir Grauen wir ziehen nach Frankreich hinein Mit Singen und mit Fluchen: Heida, wie glüht unser Mut Heida, wie springt unser Blut, Ihr aber — eßt Kuchen! Das ist vom Teufel Und soll nicht sein: Wir springen zum Schützengraben hinein Ohne feige Bedenken zu suchen: Es quillt der Schlamm, verschlingt uns sacht Und hat uns doch nicht herausgebracht Ihr aber — eßt Kuchen! Das ist vom Teufel und soll nicht sein: Der Graue leidet große Pein, Muß er die Heimat besuchen; Zerrissen den Arm, den Fuß in Verband, So hinkt er zerschossen ins Vaterland, Ihr aber — eßt Kuchen! Möge dieses Gedicht, dem wir weiteste Verbreitung wünschen, dazu beitragen, daß wir Daheimgebliebenen Einschränksn und und Sparsamkeit üben und unS nicht vor den Feldgrauen draußen zu schämen brauchen. Ortrand. Die Beschickung des am vergangenen Montag hier abqehaltensn Wochen schweinemarktes mit Ferkelschweinen war wiederum eiue zahlreiche. Der Geschäftsgang war auch in ein leidlicher zu nennen. Der Preis für das Paar betrug 12 bis 27 Mark. Fette und Läuferschweine waren nicht aus» geteieben. Chemnitz. Im Stadtteil Bernsdorf wurde die 45 Jahre alte, aus Böhmen stammende Ehefrau verhaftet, die ihrs 75 Jahre alte Mutter derart körperlich mißhandelte, daß die alte Frau kurz daraus im Kranksnhause an den erlittenen inneren Verletzungen starb. Schwarzenberg. In der vergangenen Nacht kurz nach zwei Uhr ereignete sich in den Wasserstoff- und Sauerstoffwerken Genossenschaft m. b. H. Schwarzenberg eiue gewaltige Explosion. Zwei Arbeiter die mit dem Füllen von Sauerstoff-Flaschen beschäftigt waren, der 19jährige Arbeiter Korb aus Crandori, wurden in Stücke gerissen. Von den beiden Fabrikgebäuden wurde das ältere Gebäude, in dem die Explosion statifand völlig in Trümmern gelegt. Das neuere Gebäude wurde gleichfalls schwer beschädigt. In der Umgebung der Fabrik wurden viele Fenster durch den gewaltigen Luftdruck zertrümmert, insbesondere in dem gegenüber liegenden Schützenhaus.