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In äer f^öUe von )?rrLS. Eine fesselnde Schilderung eines Sturmangriffs bringt die.Nordd. Allg. Ztg.' in folgendem Feldpostbrief: »Ich habe dem fürchterlichsten Bombarde ment beigewohnt, das ich seit Ausbruch des Krieges gesehen habe," schreibt ein französischer Offizier in einem in der .Gazette de Lausanne' wiedergegebenen Feldpostbriefe. „Keine Phan tasie, keine Beschreibung kann davon eine auch nur schwache Vorstellung geben. Stelle Dir vor, daß unser Angriff von einigen hundert Feuerschlünden vorbereitet wurde, unter denen sich Geschütze von größtem Kaliber befanden, und daß die Beschießung ununterbrochen vier Stunden lang dauerte. Die Intensität des Feuers wuchs mit der Zeit, um in den letzten zehn Minuten ihre größte Stärke zu erreichen. Zu den Kanonen gesellten sich zahlreiche Minenwerser, die Melinitbomben von 26 Kilogramm schleuderten und einen betäubenden Lärm machten. Damit noch nicht genug, sprangen am Ende der Be schießung Minen, die acht bis zehn Meter unter den feindlichen Schützengräben entlang- sührten und mit vielen tausend Kilogramm Sprengstoff gefüllt waren. Das sich bietende Bild war unbeschreib lich, furchtbar, höllenhast. Die deutschen Linien verschwanden auf Kilometer hinter einer undurchdringlichen, dünken Rauchschicht, die sich von Augenblick zu Augenblick ver dichtet. Und in diesem Meer von Rauch darben Hunderte von Geschossen, die explo dierend meterhohe Rauchwolken zum Himmel emporsandten. Und das dauerte vier Stunden lang! Vier Stunden lang drang der Eisen- Hagel auf die Deutschen ein, deren Artillerie endlich schwieg. Wir wu-ten, daß nach Ab lauf des Bombardements unsere Infanterie aus ihren Schützengräben herausspringen, den sie von den deuischen Drahtverhauen trennen den Raum durchstürmen und die Drahtver haue zerstören sollte, um zu den deutschen Verschanzungen zu gelangen, deren Netz sich in einer Tiefe von 400 Metern ausdehnte. Die Aufregung, die uns unter diesen Um händen während oer letzten Minuten der Be schiel ung packte, ist unmöglich zu schildern. Wir alle sahen auf die Uhr; was würde ge schehen? Wie oft hatten sich nicht unsere Inianteristen aus die Drahtverhaue des Feindes geworfen und hatten sie, an ihrem Rande angelangt, nicht zu zerstören vermocht, weil sie plötzlich von vorn und von den Seiten Maschinengewehrieuer er hielten. Sollte sich etwas Ähnliches jetzt wiederholen ? Selbst nach einem solchen Bom bardement war ja noch immer alles möglich, denn die Deutschen wissen sich wundervoll zu verschanzen und sind Meister in der Kunst, an entscheidenden Stellen Maschinengewehre zu verbergen, die die Angret er im letzten Augenblick niederzuschmettern vermögen. Da ran dachten wir alle, als wir auf die Unseren hinsahen, die mit ausgepflanztem Bajonett das Zeichen zum Angriff erwarteten. Noch ,üns Minuten! Die Minenwerser wüten, die Explosionen der von ihnen ge schleuderten Geschosse sind nicht mehr zu unterscheiden, alles verschmilzt in einem einzigen gigantischen Tone, gegen den das Grollen des Donners wie Kammermusik wirkt. Noch drei Minuten! Wir sehen die Bajonette der Unseren in der Sonne aufblitzen: tausend sind's. Zwei Minuten,. .. eine noch. Unler Atem geht schwer, wir werden blaß ... Und jetzt, und jetzt! Die Unseren sind aus den Schützengräben hervorgekrochen, sie gehen vor. sie stauen sich vor den Drahtverhauen, scheinen vor dem Hindernis zu stocken. Ein Maschinen gewehr beginnt zu funken. Wir alle sind toten blaß, das Blut ist in unseren Adern erstarrt. Werden sie wiederkommen? Da geht der An griff weiter, das Drahtverhau ist von unseren Granaten durchschnitten worden, gedeckt gehen unsere Truppen weiter vor. Ihnen folgt eine zweite Angriffslinie: Handgranatenwerfer. Sie wollen das Werk vollenden." Trotz alledem aber gelang es den Fran zosen nicht, ihre Offensive vormtra^en. Von unü fern. Ausstellungseröffnung. Die Eröffnung der im Landesmufeum in Kassel veranstalteten Ausstellung kür Verwundeten« und Kranken fürsorge im Kriege hat durch den Oderpräsi denten stattgeiunden. Ihr wohnten Prinz Heinrich XXXIII. von Neuß und seine Ge mahlin. als Schirmherrin der Ausstellung, sowie die Militär- und Zioilbehörden und zahlreiche Geladene bei. Ringförmige Sonnenfinsternis. Nach Mitteilung der Zeitschrift für populäre Astro nomie .Sirius' findet am 10. August eine ring förmige Sonnenfinsternis statt, welche jedoch nur an der Ostküste Astens, in Japan, den Philippinen, der nördliche Hälfte von Neu- Guinea und im Stillen Ozean sichtbar ist. Die Dauer der Verfinsterung beträgt auf der Zentralitätslinie 1 Minute 29 Sekunden bis 1 Minute 61 Sekunden. Exvlofis»en in französischen Fabriken. Nach einer Meldung des ,Temps' fand in der für die Nationalverteidigung arbeitenden Raketenfabrik in Aubervilliers bei Paris eine Explown statt, die auf die Selbstentzündung einer Rakete zurückgeführt wird. Bier Per sonen wurden verletzt, darunter der Fabrik besitzer Charnier und sein Sohn. Über den Schaden ist nichts bekanntgegeben. — In einer pyrotechnischen Fabrik bei Rochefort platzte eine Granate. Fünf Personen wurden getötet, zwei verletzt. Ein italienischer Militärzug in die Luft gesprengt. Wie die,Idea Nationale' meldet, ist aui der Linie Villaco ein Militär zug einer Explosion bei den Schienen nieder- gelegten Dynamits zum Opfer gefallen. Eine Zum Übergang -er deutschen Truppen über die Windau. Die Nachricht von dem Brande der Hafenstadt Windau in Verbindung mit der Meldung von dem Übergang der deutschen Truppen über den gleichnamigen Fluß könnte den Eindruck erwecken, daß die Armee nach dem überschreiten des Flusses auf Windau marschieren werde. Diese Ansicht würde unteres Erachtens eine irrige fein; denn der Bericht des Großen Haupiquartiers sogt ausdrücklich, daß der Fluß „in üblicher Richtung" überschritten wurde. Dis Stadt Windau liegt etwa ISO Kilometer norbnordwestlich der Über gangsstelle. Von der etwa 14 Kilometer nördlich Popeljany gelegenen Übergangsstelle über die Windau führen zwei Straßen in östlicher, be ziehungsweise nordöstlicher Richtung auf Mitau. Beide Straßen vereinigen sich LS Kilo meter nordöstlich der Windau und führen so ¬ dann als Einzelstraße über Shagory und Mitau. Noch weiter nördlich erreicht eine dritte Straße von Weksgani an der W ndau über Klilole und W geri dasselbe Ziel, ist jedoch durch Sumpsge- lände zu großen Biegungen genötigt. Südlich von Popeljany wäre schließlich die sehr wichtige Straße von Schaulen zu erwähnen, die in gerader Linie über Janischki auf Mitau füllt, so daß Gelegenheit geboten ist, in getrennt marschie- renden Kolonnen Mitau zu erreichen. Dem weiteren Vormarsch von Mitau nach Riga legt sich in Gestalt des großen Tiru! Sumpfes ein starkes Geländehindernis in den Weg. Durch diesen Sumps führt nur eine einzige große Straße über die Misse und die Düna in die Hauptstadt Kurlands, Riga. Stiftung eines Kriegs Waisenhauses. Der Kaufmann Gotthardt Pabst und dessen Gatlin in Eilenberg stifteten ein Kriegswaisen haus und ein Schwesternerholungsheim, das durch die Herzogin von Sachsen-Altenburg eingeweiht wurde. Vollstreckung eines Todesurteils. Der am 30. April vom Kötner Kriegsgericht zum Tode verurteilte 39 jährige Arbeiter Franz Szimaniki ist erschossen worden. Er hatte am 22. April auf offener Straße einen Schutzmann erschossen. Tödlicher Fliegerabsturz. Die schwe dischen Militärflieger Leutnant Malmguist und Leutnant Graf Hamilton sind bet Stock holm abgestürzt. Beide Flieger wurden ge tötet. Anzahl Wagen wurde zerstört; die Schienen wurden ausgerissen. Unter den Opiern be finden sich auch einige Olstziere. Es ist dies der zweite Anschlag gegen einen Militärzug innerhalb kurzer Zeit: Millionendiebstahl. Nach dem .Corriere della Sera' ist in den Bureauräumen der Genueser Reedereifirma Paolo Oueiroli und Komp, ein schwerer Diebstahl ausgeführt worden, bei dem den Dieben eine Million Lire in Wertvapieren in die Härne ge allen sind. SerrcbwkMe. Berlin. Die 3. Ferienstrafkammer des Land gerichts I hatte sich mit einem Vergehen gegen das Gesetz über den Belagerungszustand in Ver ¬ bindung mit der Verfügung des Oberbefehlshabers in den Marken zu beschäftigen. Eine Schank wirtin, deren Ehemann sich im Felde befindet, be trieb eine Schankwirtschaft, in der sie nur bis 11 Uhr Konzession hat. Als eines Abends die Mitglieder eines bet ihr tagenden Skatklubs gegen 11 Uhr noch ihren „Lachs" zu Ende spielen wollten, gebot sie Feierabend, ließ sich aber durch die Versicherung, daß jene Bestimmung für dis Mitglieder eines Klubs als „geschlossene Gesell schaft" nicht Anwendung finde, schließlich verleiten, das Lokal über die Polizeistunde hinaus aufzu lassen. — Von der jetzt besonders geschaffenen polizei lichen Lokalkontrolle wurde Anzeige erstattet. Vor Gericht behauptete die Angeklagte daß sie jene Bestimmung nicht gekannt habe und außerdem in einen Irrtum versetzt worden sei. Das Gericht sah dies nicht als einen Strafausschließungsgrund an und verurteilte die Angeklagte zu der niedrig sten gesetzlichen Strafe von einem Tage Ge fängnis. Sckwacker Hrolt. Der Kriegsprophet der Alliierten. Da die französische Armee trotz aller An strengungen nicht vorwärts kommt und die Sache der Alliierten auch sonst mancherlei Mängel aufzuweisen bat, suchen die Franzosen sich mit geheimnisvollen Prophezeiungen und kindlichen Wahrsagungen zu trösten. Nun veröffentlicht der .Gaulois' die Weissagung eines Amerikaners, des Obersten Harrison, dessen prophetischer Blick — nach der Meinung der französischen Blätter! — über alle Zweifel erhaben ist. Das merkwürdige Dokument dieser düsteren Weissagung, die selbstverständ lich die Deutschen in den tiefsten Abgrund der Verzweiflung schleudert und das Ende des Krieges für Dezember 1916 festsetzt, lautet wie folgt: „^uli: Noch keine allgemeine Änderung; die Franzosen ziehen allmühli'ch die Offensive an sich: deutsche Offensive vor Warschau: langsames Vordringen der Alliierten an den Dardanellen. August: Zunehmender Mu nitionsverbrauch und Verstäikung der eng lischen Stellungen: Einschließung von Triest und Pola; Stillstand der deutschen Offensive im Osten und Sol atenmangel im deutschen Heere; Bildung eines Balkanbundes: Ru mänien und Bulgarien treten aus Seite der Alliierten. September: Letztes Ausflackern einer deutschen Offensive im Westen, fürchter licher Munttionsoervrauch, Verbindung der italienischen, serbischen und rumänischen Front, allgemeiner Angriff gegen Österreich: Vor dringen der Russen; Fall der Dardanellen und Einnahme von Konstantinopel. October: Die Deutschen nehmen freiwillig ihre Front zurück; die Franzosen erreichen die Linie Ostende - Maubeuge—Ardennen — Luxemburg —Metz; Wiederbeseyung Galiziens durch die Ruffen: die österreichische Regierung flüchtet nach Deutschland; Rückzug der Deutschen. November: Neuerliche Durchbrechung der deutschen Westfront; Rückzug in Polen; Schlesien wird besetzt. Dezember: Ankunft der Franzosen am Rhein; die Deutschen bitten um Frieden." Nach dieser so genau eingeteilten Prophe zeiung des Herrn Harrison ist es verwunder lich, daß die Alliierten ihn noch nicht zum gemeinsamen Oberbefehlshaber ernannt haben. ! Wir besitzen ja leider kein solches Genie . . . Vermischtes. Die Schulen im Keller. In Reims, dessen Stadtgebiet schwer unter den.Schrecken des Krieges leidet, sind nun auch die Schulen unter die Erde gefl ichtet. Da die größte An zahl der Schulgebäude den Geschossen oder den Flammen zum Op:er fiel, wird der Unter richt in Kellergewolben fortgesetzt. Im .Eclaireur de Brest' sind einige interessante Angaben über diesen „unterirdischen Unter richt" zu finden. Die Schulen, die sa im wahrsten Sinne des Wortes Kriegsanstaiten sind, wurden mit den Namen bekannter Heer führer getauft. So givt es in Reims eine Joffre-Schule mit den Klaffen Foch, Sarrail und Albert I., eine Dubail-, eine Maunoury- und eine Garibaldi-Schuie. Der Weg zu dielen Schulen, der zu Fuß zurückgelegt werden muß, ist nicht immer gefahrlos . . . Von 715 Schülern in Reims sind 498 Zöglinge Vieler Kellerlchulen. Maxl mich nit vorstellt — Pfarrer Werneggcr aus Sankt V. in Oberbayern." Klara reichte ihm lächelnd die Hand. „Wir sind bisher nur erst verlobt." sagte der Prosesior und riß nervös an der Quaste eines Sessels, „aber in acht Tagen wird Frau- lein Ullinger meine Frau, hoff' ich." „So, so, also erst verlobt," sagte er. „Aber 'S is auch recht. Also, meine Gratulation." Er setzte sich in den nächsten Stuhl und richtete sich offenbar zu längerem Bleiben ein. „Übrigens, Maxl, wie war der Name? Ullinger? I, das ist ja ein kurioses Zusammen- treffen —" Der Professor sprang auf, wie von einer Natter gestochen. „Rauchst du. Wernegger?' rief er hastig, ohne an die Gegenwart der beiden Damen zu denken. „Nee, besten Dank. St. V. ist eine Pfarre, auf der man sich Allotria wie das Tabak- rauchen abgewöhnt." „So, dann erzähle mal, wie kommst du eigentlich hierher» das weiß ich ja immer noch nicht." -Ach, ganz einfach. Eine Cousine meiner Mutter, die hier lebte, ist kürzlich gestorben, und da ich der nächste Erbe war, so mußt' ich wohl oder übel her, um die Angelegenheit zu ordnen. Es hätt' sich das ja vielleicht schrift lich abmachen lassen, aber da Hörle ich vor einiger Zeit, daß du und der bekannte Pro fessor Olden, die Zierde der Universität, ein und dteseibe Person seiest — Gott ja, was nicht alles aus 'nem Menschen werden kann — und so dacht' ich bet mir, da mußt du hin und amal sehn, wie's dem Maxl geht, und wie ihm der Übergang vom Zeichenstift zum Seziermesser gefallen hat." Er sah sich in der behaglichen Eleganz des Zimmers um. „Na fa, man fiehi's, pekuniär bist du nicht schlecht bei dem Tausch gefahren, 's ist halt auch nicht vonnöten. Vak Oslenus opss, äst cku8i.inis.nus kovorss, Kosss oum ksooo eogchnr irs peäv8," tachte er gutmütig. Olden verwandte keinen Blick von seiner Braut. Seine Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen. Halte doch der Kuckuck diese Cousine geholt. Er schlang verzweislungsvoll die Finger ineinander. Dann sah er, wie ein ganz leises Besremden sich in Klaras Zügen ausdrückte. Jetzt öffnete sie die Lippen, aber schon fiel er ihr mit hastiger Frage ins Wort: „Na, sag' mal, Wernegger, wie bist du denn zur Theologie übergegangen? Das würde mich sehr interessieren." „Das erzähl' ich dir gleich. Vorher aber noch eins. Mir fiel ein, daß ich noch immer ein Buch von dir hab' aus der Münchener Zeit her, das hab' ich jetzt mitgebracht. Du denkst gewiß, ich-wär' damit durchgegangen, aber anfangs war's die reine Bummelei von mir. und später halt' ich dich ganz aus den Augen verloren. Wie gesagt, ich hab' erst vor Jahresfrist gehört, wo du steckst und wie du jetzt hießest. Ein alter Unioersttätsfreund, den ich zufällig in Oberammergau traf, hat's mir erzählt, 's freut mich wahrhaftig ganz arg, daß ich dich hier wiedergefunden hab'", rief er lebhaft und schüttelte Oldens beide Hände mit bajuvarischer Urkraft. Aber sein En- Umasiasmus fand wenig Erwiderung bei seinem Wirt; im Gegenteil, der Professor unterdrückte mit Mühe einen Seufzer. So fanden sich über all Beziehungen. Die Welt war doch nur recht klein. Ein Mensch konnte heutzutage gehen wohin er wollte, er würde immer jemanden treffen, der seine ganze Lebensgeschichte vor- und rückwärts kannte. Wernegger zerrte jetzt aus seiner geräumi gen Rocktasche das beProchene Buch, einen Band Schelling, hervor und legte es, ob der Versäumnis nochmals um Entschuldigung bittend, auf den Tisch. Otden achtete gar nicht darauf. Mit einer Art stumpfer Neugier dachte er darüber nach, was woht die nächste Stunde bringen wsioe. Er wunderte sich in späteren Jahren ost darüber, daß es ihm nie in den Sinn gekommen, Wernegger unter einem der Vorwände, die ein Arzt ja so leicht vorschieben kann, einfach hinauszu komplimentieren , aber sein Denkvermögen drehte sich wie behext nur um einen einzigen Punkt. „Ich sühle mich in St. V. sehr wohl," fing der Pfarrer wieder an. „Meine Pfarrkinder und ich sind einander sehr zugetan, außerdem leben wir da in einer gesegneten entlegenen Ecke. Mein Einkommen ist nicht großartig," plauderte er, „aber, du lieber Himmel, was nu's! Für mich und meine Haushälterin reicht's alleweil, und wenn du demnächst deine Hochzeitsreise machst, soll mir's eine Freud' sein, euch zu Gast auf meinen Pfarrhof zu bitten. Die Gegend wird dir gefallen, wir Haven alljährlich ein Dutzend Maier dort, und wo die sich aufvaiten, ist's immer nit zu ver achten. Du konntest dort deine alte Kunst auch mal wieder probieren. Na, ich kam eben zu der Einsicht, daß ich vielleicht einen leid lichen Pfarrer. aber gewiß nur einen sehr mäßi gen Bildhauer abgeoen würde. In der Kunst haben heutzutage ja nur Sterne erster Ord nung eine Zukunft. Mit dir freilich würde das keine Not gehabt haben. Du hättest nimmer umsatteln brauchen." „Sie waren also, wenn ich recht verstehe, Kunstakademtker, lieber Professor? Das höre ich heute zum erstenmal," jagte Frau von Knorring. Olvens Stirn rötete sich heftig. „Es mag auch sein, daß ich es nur ver gessen habe", setzte sie begütigend hinzu. „Ich war es nur kurze Zeit," stieß er hastig hervor, aber trotz aller Mühe, die er sich gab, gehorchte ihm die Stimme doch nicht ganz. „Es war sin völlig verfehltes Unternehmen, eine bloße Episode, deshalb vergaß ich wohl, davon zu sprechen. Ich hätte besser getan, es nicht zu versuchen, ich hatte kein Talent." „Ei warum nit gar, im Gegenteil," rief Wernegger eifrig und harmlos. „Eine Professur für Kunstgeschichte wäre dir bei deinen schönen Gaben sicher gewesen. Wenn ich der heiiigen Kunst den Rücken wandte, jo war das einfach eine Forderung der Lernunst.ich hatte mich in meinen Fähigkeiten gründlich geirrt — aber dul — Die Lehrer hielten alle große Stücke auf dich, kann ich dir sagen, und kein Mensch in München begriff, weshalb du «ach der un glückseligen Affäre nicht zu deinem Studium zurückkehrtest. Es war wirklich nit recht ge scheit." MM i» (Fortsetzung folgt.)