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Ottendorfer Zeitung : 25.06.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191506256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150625
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150625
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-06
- Tag 1915-06-25
-
Monat
1915-06
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 25.06.1915
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Otto Meöäiaens Hoä. Der Name Otto Weddioen ist uns Deut schen gewe-ht. Dem jungen Seebeiden war es vergönnt, nicht nur an seinen Namen den Rutun zu he len, daß er dem Seekriege im Weiten,ingen eine neue Form gegeben und dem bis Sahin als übermächtig geltenden Gegner nie Gesetze "es Landeins vorgeschrieben habe, sondern auch die ganze gesittete Weit zu überzeugen, da er bei aller Lärie und Strenge seiner Ausgabe auch dem Gegner stets ritterlich begegnete. Wir ahnten bereits, a s die Kunde von seinem Heldensch-ck al uns erreichte, dai er englischer Tücke zum Omer gefallen, nicht in ehrlichem Kampfe von seinem ost besiegten Gegner überwunden worden sei: Jetzt in die Ahnung zur Gewißheit geworden. Bon maßgebender Stelle ist bekannt ge geben woroen. daß .17 29". das von unserem sür immer unvergeßlichen Otto Weddigen kom- manüierieUnterseeboot. durch einen unter ichwe» bischer Flagge fahrenden englischen Tank dampfer zum Sinken gebracht worden ist. Da mit bestätigt sich der Verdacht, der nach der auffallenden i^orm, in der die englische Adm-- raiitot das Ende von .17 29" bekanntgab, alsbald au tauchte, daß das Boot ein Opfer eng iscker Hinterlist geworden fei. Es bestätigt sich aber auch gleichzeitig, daß es ein Op er unserer 7 ückichinohme auf die Neutralen ge worden in. Der gegebene Standpunkt iür uns wäre hiernach, den Neutralen zu »agen: .Solang- ihr England nicht zwingt, von dem Mißbrauch eurer Flaggen ab ustehen, können wir dieie als neutral nicht respektieren, sondern müssen bis zum Beweis des Gegenteils unter ihr ein feindliches Schiff vermuten und dem- gemätz handeln." Feder Neutrale, der , ch noch einen Funken von Billigkeitsgefühl be wahrt hat. muß letzt einsehen, daß die eng lischen Pralinen uns tedes Entgegenkommen gegen neutrale Interessen unmöglich macken Man kann nickt von uns ver angen, daß wir unsere Unterseeboote mit ihren Besatzungen englilcker Hinterlist und Rücksichislo'gkett und der dagegen ohnmächtigen Schwächlichkeit der Neutralen ovfern. Otto Weddigens Heldentod offenbart Eng lands gan e Niedertracht. Unter sal'cher Flagge, ftzleinbar harmlos, in friedlicher Ab sicht, als angeblich Neutraler, hat sich ein Handelsdampier, dessen heimtückische, seind- Ucke Absichten niemand m erkennen vermochte, dem kapieren Unterseeboot genaht. Als Ende März die englische Admiralität bekannt gab, sie habe Anlaß, zu glauben, daß .0 29" ver nichtet worden sei, wurden so ort in Deutsch land Stimmen laut, die Midirauen äußerten. Alle Wahrscheinlichkeit, so sagte man, spricht dafür, daß der Verlust von .17 29" unter Um ständen erfolgte, die die Kritik der öffentlichen Meinung der ganzen Welt zu scheuen Haven und deren Bekanntwerden das Gegenteil von dem bewirken würde, was man so lebhaft in England wünscht: die Zunahme der neutralen Einfuhr unter neutraler Flagge nach England. In diesem Falle zeigt England seine Hinterlist und Gemeingesährlichkeit. Der englische Dampfer, der die schwedische Flagge führte, hätte in dem Augenblick, als er eine feindliche Handlung gegen .17 29" einleitete, die schwe- di'che Flagge streichen und seine eigene zeigen münen. Den Engländern ist die Richtigkeit dieses Grundsatzes internationalen Rechtes seit jener Zeit, in der die Vernichtung des .17 29" erfolgte, in der zweiten Hüllte des März, auch klarer zum Bewußtsein gekommen, denn in längster Zeit sind "e bestrebt, bei allen Mitteilungen über Angriffe aus Untersee boote oder sonstige deutsche Fahrzeuge das Auswechseln der Flagge vor Beginn der Feind- seligkeiten zu registrieren. England, das immer wieder vor aller Welt erklärt, es kämpie für Recht und Freiheit, zeigt hier sein wahres Antlitz: der Brigant dcr Meere verbirgt sich hinter der Flagge der Neutialen. Wir haben England leit feiner perfiden Kriegserklärung hinlänglich kennen- gelernt. Dumdumgeschoße, Aushungerungs plan, Lügenfelüzug - alles das wird über troffen durch das Piratenitück, dem Held Weddigen zum Opfer fiel. Für uns, darauf weilt mit Nachdruck die .Kreuz-Ztg.' hin, bleibt bestehen: Weddigen und .17 29" sind ein Opfer des ungeheuer großen und weitgehenden Entgegenkommens, das wir den Neutralen in unserem Unter» seebootkamp'e von Anfang an bewielen haben. Unrre Tauchboote haben gegen neutrale Schiffe stets so gehandelt, wie es das '"ölkerreckt iür die früher allein bekannten Überseeschiffe vorschrieb. Sie find aulgeiaucht, Hasen die Schiffe ungehalten, durchsucht und unter Rettung der Manntckast nur dann ver senkt. wenn die Durchsuchung unmlälstae Ladung ergab. Der Untergang von .17 29" zeigt, wie ungeheuerlich gefährlich dieses Ver fahren gegenüber dem Flaggenmißbrauch Englands gewesen ist, und legt die Annahme nahe, daß unsere Erfolge noch erheblich größer gewesen lein würden, wenn wir diese Rücksicht nickt genommen hätten. Wir wären Toren und ehrten das Andenken unsres toten Helden schlecht, wenn wir aus seinem tragischen Tode nicht die Nutzan wendung ziehen wollten. Gerade jetzt, da Amcrita von uns eine Erklärung erwartet, in welcher Weile wir den .V-Bootkrieg" weiter zu führen gedenken. Das Ende Weddigens, wie wir es jetzt kennen, zeigt klar und deutlich, welche Bedeutung die Forderung Amerikas bat, daß unsere Unierseeboote auch feindliche Handelsschiffe nicht ohne weiteres torpedieren, sondern zunächst anvalten und unterluchen fallen. Darin läge praktisch nicht mehr und nickt weniger als ein voller Verzicht aut die Vorteile, die wir dank unterer technischen Überlegenheit durch die Unterseeboote haben. Das Vevahren ist deshalb nickt möglich, weil die englischen Lanüelsschiffe bewaffnet und mit genauen Anweisungen versehen lind, wie sie die Unterseeboote rammen sollen. Außerdem bringt es den V-Boonührer in Ge fahr, weil das Kriegsgebiet, um das es sich hier handelt, selbstverständlich von Torpedo- bootszerstmern stark besetzt ist. Auch die zahl reichen Fjs^dawp er, die in letzter Zeit in den englischen Gewässern torpediert worden sind, waren in Wahrheit bewaffnet und zur Ver- olgung der Unterseeboote bestimmt. Gehen wir asto auf die ameUlaniscke Forderung ein, io verzichten wir auf die Anwendung dieser Waffe, die wir nun einmal gegen England Haven, überhaupt. Endlich aber beharrt England aus dem V rateng'undiatz des F aagenmißbraucks. Das muß sür uns entscheidend fein, wenn wir den mit so großer ussicht auf Erfolg begonnenen Unterseebootkrieg zu einem guten Ende führen wollen. Nachdem England er« tiärt hat, in erster Linie gegen uns den Han dels- und Wirtsckaftskrieg sühren und unsere Bevölkerung aushungern m wollen, bleibt uns keine Wahl, als unsere Avwehrwaffe - und sei es gegen den Protest der ganzen, von England unterjochten Welt — zu gebrauchen. Das fordert der Heldenlot Otto Weddigens von uns. verschiedene Uriegsnachrichten. Von dermil.Zeniurbehöide zugelaffene Nachrichten. Aushebung der Siebzehnjährigen in Frankretch. Nach dem .Temps' sind die Vorarbeiten des Aushebung-ausschusieS sür die Zahres- klasse 1917 beendet/ Ms Aushebungen für ganz Frankreich werden am 13. Juli zu Ende sein. Ein Unterpräfelt. oer als Vertreter der Zmilbedöroen den Arbeiten des Aushebung?« ausichuius beiwohnte, erklärt, daß im Durch schnitt 65 bis öSProzent der untersuchten Mannschaften der Jahrestlaffe 1917 sür feld- diensttauglich (?> bejunden worden sind. Die körperlichen Fähigkeiten der Mannschaften seien sehr entwickelt, und es hätte sich in vieler Hinsicht im Vergleich zu srüheren Jadres- kiassen ein überraschend gwes Ergebnis herausgestellt. — Zugleich trifft man Maß nahmen gegen die immer wachsende Zahl der Fahnenflüchtigen. Nach einer in der Kammer cmgebrachten Gesetzesvorlage wird jedem Fahnenflüchtigen vom Inkrafttreten des Ge setzes an eine einmonatige Frist gestellt, um sich straffrei den französischen Militärbehörden zu stellen. Nach Ablauf dieser Frist werden dem Fahnenflüchtigen die bürgerlichen Ehren und die Ausübung der väter lichen Gewalt aberkannt, seine Güter beschlagnahmt und zugunsten des Staates vertäust, salls er keine Kinder oder Verwandte aufsteigender Linie besitzt. Besitzt er Kinder ober Verwandte genannten Grades, so werden die Güter unter Zwangs« verwattung gestellt. D'e Nutznießung der Zinken siebt dem Flüchtigen zum Unterhalte seiner Familie zu. Italien in Schwierigkeiten. Zur Lage auf dem italienischen Kriegs schauplatz schreibt der .Berner Bund' u. a., es sche ne, als ginge die italienische Heeres leitung von dem Gedanken aus, daß sie gar nicht stark genug sein könne, um den Feldzug mit Aussicht aus Er olg zu Mren. Das sei wohl insofern richtig, als sie nur dann den angekündigten Marsch auf Wien unter nehmen könne, wenn sie mit einem starken Heere aus dem Gebirge berausträte Dazu müsse sie sich den Weg erkämpfen. Dadurch würde sie aber nur in Schwierigkeiten ge raten. Denn je stärker das Herr sei. um so geringer werde seine Operatiovssähigkeit in dem schon jetzt mit Truppen so vollge stopften Gebiete. O Was den Engländern nicht gelungen ist. Der Mtlilärkritiker der «Basler Nachrichten' beschäftigt sich mit den Presseäui-erungen über die geringe Frontausdehnung der englischen Armee, erwähnt die Angabe englischer Blätter, daß sie 86 Divisionen stark sei. und sckreibt: Erst spä'er werden die Ur sachen dieser Erscheinung sestgestellt werden können, aber soviel dari jetzt schon gesagt werden, daß die Engländer bisher noch nicht bewiesen haben, daß es möglich sei. in wenigen Monaten ein operations'ähiges. zu einem An griffe großen Stiles geeignetes Millionenheer au zustellen, obaleich tapfere und körpei ich ge eignete Elemente genug zur Ver-ügun-i standen. Was in unseren Länbern jahrzehntelang eine unverdrossene, zielbewußte und pflichttreue Arbeit von Hunberttausenden verlangt, kann niemals in wenigen Monaten ge schaffen werden., Rustlands ungeheure Verluste. Aus P-tersvurg er ährt die «Frankfurter Zeitung': Die amtlich bekanntgegevenen O'si- ziersoerlu"e seit Kriegsbeginn vis zum 25. Mai 1915 belaufen sich auf 97 422. Statt der Gefangenen werden, wie man test eilen konnte, in der Regel Tote gezählt. Es scheint nickt einmal, als ob dies adsichtlick gefchehe. Rechnet man nach dem Verhältnisse, das bisher sich für die russischen Verluste als zu treffend erwies, auf einen ORzier 80 Mann, so würde sich ein russischer Gesamtabgang von drei Millionen Mann bis zum 25. Mai er geben. Es ist jedoch seither mindestens noch eine halbe Million Mann zu den Verlusten hinzugekommen. Auch darf man nicht amer acht lassen, daß die russischen Oiffziersverluste mit großer Verspätung veröffentlicht werden und daß daher noch weitere vor dem 25. Mai eingetretene Verluite bekanntzugeben sind. * Serbien verlangt die versprochenen Gebiete. Die russische Zeitung.Rietsch' meldet, daß dle serbischen Blätter einstimmig das ihnen bei Beginn des Krieges versprochene ungarische Gebiet und das Banat verlangen. Sie erklären, daß Mazedonien mtt serbischem Blule erworben sei und nur durch Blut wievergenommen werdest könne. Die Grenzen Seroiens gegenüber Bulgarien dürsten nicht verkleinert, sondern müßten um Jsker und Struma, cinschliestlich Sofias, er- weltert werden. Eine freiwillige Abtretung Mazedoniens würde eine Revolution in Ser bien heroorrusen. Auf den Vorwuri der Hals starrigkeit und Unndchgiebigkett und der Ver ursachung des Krieges antworte Serbien, daß es nur als Werkzeug Ruhlands gehandelt habe und andere Balkanstaaten ebenio un- nachg'evio kein Italien. * Die italienische Zensur gestattet den beiden Hauptorganen der Kriegspartei, dem .Popolo d'Jtalia' und der ,Jdea Nazionale'. wenn auch mit Streichungen, in einem Artikel die Kriegs« erklärungFtaltens gegenLeutsch« land zu verlangen. Der .Popolo d'Jtalia' hebt in seinen Ausführungen mit Beto s ung hervor, daß die mangelnde Kriegsertlrn ung den Eintritt der Balianstaaten in den E-Welt krieg verhindere, weil sie sich dem halbersVer« hatten Italiens gegenüber unsicher sohlen. Zum minselten aver müsse das italienische Volk er-adren. daß Italien einen PaÄ mit dem Dreiverband binsicktl-ch des Friedens« sckluffes. der nur gemeinsam erfolgens dürfe, eingegangen sei. Schweden. *An'äßlich des ruchlosen Angriffs / franzö sischer Flieger aus das Schloß in Karlsruhe, wobei die gegenwärtig dort weilende- leidende Königin von Schweden in großer 1'evensgesahr schwebte, gedenit das schwedische Volk dieHeimreise der Königin^zu einem großartigen HuldigungsMge zu gestalten. Auf allen schwedischen Stationen sollen ver Königin Beweise sür die Wiebe und Freude über ihre Errettung von -Dem fran zösischen Anschläge dargebracht weiden. Der Zeitpunkt der Heimreise der Königin aus Karlsruhe ist wegen des bestäub'« leidenden Zustandes der Königin noch nicht.Gestimmt. *.Stockholms Dagblad' sorderlc anläßlich des deuiichen Berichts über den Untergang von »17 29" die englische Regier-ang auf. zu lagen, was sie darüber wisse. Da die ehr» liebe Flagge des neutralen Schwe dens in diesem Zu'a nmenhanije genannt werde, so warte man in Schweden gespannt darauf, welche Antwort von autoritativer englischer Seite komme. Schweigen sei auch eine Antwort und indire t eine Anerkennung dafür, daß man bei dem Untergange svn .17 29" in einer Art verfahren habe, die man früher un« englisch genannt habe. Ruhland. *Der Oberbefehlshaber deS gesamten Mosiauer Gouvernements Murawjew ver öffentlicht einen Erlaß, in dem er darauf hin- weist. daß die Unruhen nunmehr auch aus die Moskau benachbarten Ort schaften übergreifen. Der Oberbe fehlshaber kündigt an daß erc gegen alle Un ruhen mit mitttmicher Gewalt vorgehen werde. Im Gouvernements Donetz haben blutige Kämpfe zwischen Arbeitern und der "andgendarmerie stattgesumiden. Auf dem Nikoläibahnhos in Petersburg beschlagnahmten die Behörden drei FrachtstMe. in denen neben revolutionären Proklamationen Schießwaffen und Munition vorgesunden wurden. * In einer außerordentli chen Sitzung der Stadtverwaltung in Moskau erklärte das Mitglied Astrew. daß trotz des Glaubens an den Sieg Rußlands doch einige Unruhe in die Gemüter geschlichen sei. Uber den Ausgang desKrteg Ls seienZweik el entstanden. Dies fei vermutlich die Ur sache der Unruhen. Gr verlangte unter stürmischer Zustimmung dm ganzen Versamm lung zur Klärung der inneren Lage die so- syrtige Einverusung der Duma. Amerkka. * Die Antwort der Oer. Staaten auf die deutsche Note betreffend die Versen- kunadesamerikanischenDampfers »William Frey" ist. wie »Reuter" aus Washington berichtet, ie-tzt beinahe fertig. Sie wird in den nächsten Tonen nach Berlin ab- gesandt werden. Die Ver. Staaten ver weigern die Anerkennung des deutschenStandpunktes.daß amerika nische Schiffe mit Kiciegsbanngut beladen unter dem Vorbehalt einer Schadenvergütung vernicklet werden tönrüen. * Der Korresponderst der Londoner.Morning Post' in Wackington berichtet mtt Besorgnis über die Agitation für einen Frieden. Es werden jetzt in allen Teilen des Landes Friede-nsversammlungen abgehallen und täMch neue Friedensgesell- schatten gegründet. Die Amerikaner schließen sich diesen Gesellschaften an, und Bryan ent faltet eine rege Tätigkeit in ihrem Sinne. Der Korrespondent sagt: Roosevelt konnte nicht widerstehen, als d'« Gelegenheit an ihn her« antrat, zwilchen RiMand und Japan Frieden zu bitten. Wie lanAe wird Wilson oem täglich wachsenden Drucke widerstehen können? Di« angeblichen Friedensoorichläge scheinen den Amerikanern überaus billig, namentlich der Grundsatz der FieHett der Meere. Vas seltsame L2s Erzählung von E. Frhr. v. Skarsegg. lSwink.» Da hing sie an seinem Salse und weinte herzzerbreckend. Ein paarmal nahm sie einen Anlauf, um ihm wegen des Schlüssels Abbitte zu leisten, aber das ungeheure Weh raubte ihr die Sprocke. Er aber kü-te sie auf die reine Stirn und drückte ihr die Hand. Sie fühlte, daß er ihr auch ohne Worte verzieh und es war ihr wie ein milder Trost. »Nur Mut, Klara! Du sollst nun mit der Mutter das ganze Anwesen versehen, bis wir wieserkommen." S'e nickte unter Tränen. »Du sollst über nichts zu klagen haben." »" ete sür Deutschlands Sieg." »Das will ich tun, alle Tage! Und für eure Gesundheit!" * Er atmete auf, als er endlich auf der Slraße stand. Nun halte er noch den lebten, aber nicht den leichtesten Abschied zu nehmen. Wie unter einer schweren Last ging er hinaus zur Villa der Frau v. Lerner. Sie stand auf der Terrasse und winkte ihm zu. Als er den Gartenweg erreicht hatte, öffnete sie die feingelchnitzte Tür und trat am den Balkon hinaus. »Allo, meine Gnädigste, nun heißt eS schnell noch Lebewohl sagen." Er bemühte sich» einen recht leichten Ton anzuschlagen, aber eS wollte idm nickt recht gelingen; denn leine Wort« tlangen gequält. Im traulichen Dämmerschein der rot behangenen Lampe saßen sie einander an der offenen Balkontür gegenüber. Nur selten drang ein Laut des Lebens zu ihnen herein. Sie sand lange kein Wort. Ihre Gedanken schweiften in eine weite Ferne, in eine Zeit zurück, in die noch Jubelklänge der Jugend tönten, wo noch Hoffnung die junge Seele mit ihrem Märchenschein erfüllte. Da war jener, der ibr jetzt in der Vollkraft seiner Männlichkeit ihr gegenübersaß. noch ein bleicher schmächtiger Gesell gewesen, auf dessen Gesicht sich der Ernst schweren Erlebens widerspiegelte. Wie sehr hatte sie ihn damals geliebt, um seiner Zuversicht willen, mit der der schon ziemlich alte Student seine Arbeit betrieb, um der Ruhe und Sicherheit willen, die sein ganzes We'en umstrahlle. Er aber mar schweigend seine Straße ge zogen, hatte Reisen gemacht und sie in seinen Briefen immer Backsischchen Naseweis genannt. Dann kam der Zu ammenbruck des Vaters, aus dem nichts als der ehrliche Namen zu retten war und damit die Notwendigkeit, eine Versorgung zu suchen. Da mußte sie das junge hoffende Herz begraben und thre junge Liebe vor sich selbst verleugnen, als Freiherr von Herver ihr seine Hand bot. Und dann kam eine lange öde Zeit, bis eines Tages die Befreiung kam. Und was sie all die Jahre von ganzem Herzen gewünscht hatte, war end lich in Erfüllung gegangen, sie war dem Ideal der Jugend wieder begegnet. Sie wohnte in unmittelbarer Nähe. Ader war er früher nur scherzend-sarkastisch gewesen, so war er jetzt bärbeißig-grob. Er wich ihr aus — und sah sie überhaupt nicht mehr an, seit jener andere sie umwarb. Jener andere? Hatte sie denn den geliebt? Zum erstenmal fiel es ihr brennend auf die Seele: es war das Seltsam- Fremde, das Abenteuerliche, was ihr Interesse sür Feidern wachgerufen hatte. Und aus» schlaggebend war die Dankbarkeit gewesen, die sie empfand, als er ihr erzählte, wie er für ihren Bruder besorgt war. Als sie an den Bruder dachte, kamen ihr die Tränen. Ob wohl der Mann die Gedanken seines Gegenüber erraten hatte? Er saß unentwegt und sah auf ihr Haar, das um die Schläfe wie zahme Schlangen züngelte. Jetzt aber beugte er sich ein wenig vor. »Gnädige Frau, was sollen die Tränen?" Sie Halle nie zu ihm von ihrem Bruder gesprochen. Stolz und Scham hatten ihr die Lippen geschlossen. Jetzt aber warf es die Not der Stunde aus ihr heraus. All ihr Leid strömte sie aus, daß es dem Manne vor ihr eigen ums Herz ward. Als sie schwieg, fragte er leise: »Und Sie glauben, daß Graf Feldern lhm jetzt eine Stütze sein wird?" »Nein," jagte sie hart. »Graf Feldern be darf selbst der Stütze. Er ist und bleibt ein Fanatiker, in dessen Leben alles nur eine Rolle spielt, was seinen höheren Zwecken dient. Darum fürchte ick sür meinen Bruder." »Er wird bald sein Verwandler sein." Da blickt sie aus und ihr Auge war kühl und ihre Stimme klang sremd und trotzig. »Niemals!" Doktor von Bergheim wäre fast in wilder Freude aufgesprungen. Aber mit fast über menschlicher Gewo/lt zwang er sich auf seinen Platz. »Nie." wiederholte sie. »Ich würde nie« mals einen Mann heiraten, der — mag der Grund sein, welcher er wolle — seine erste Pflicht, bie Pflicht gegen sein Kind so vernach lässigt hat. übrigens verzichtet Graf Feldern auf dis Scheidung. Schon aus diesem Grunde ist eine Verbindung also ausgeschloffen. Wußten Sie derm nicht, daß Feldern —" »Waren Sie denn sür mich zu sprechen?" Sie schlug d'E Augen nieder. »Wenn Sie mit mir. sprechen, geschah eS immer nur. um mir weh zu tun!' »Ich wollte es nicht!" »Und in mir lebte der Trotz." »Und wesdajlb?" »Lassen wir das. Doktor! Die Wunden sind vernarbt." »Die Wunden aus der Jugendzeit? Weil ich Sie ein wenig quälte und das Back« stschcken gern -ein bißchen böse machte I" »^-ch wäre töricht, wenn ich daran dächte—" „An was Konst?" Ein leises Dämmern stieg in ihm auf, ein Glüäsge'ühl durchrieselte ihn und er wagte nicht, weiter zu sprechen, aus Furcht, es möckte ein Irrtum sein, dem grausame Wirklich» leit folgen müsse. »Nicht heute," sagte sie. »Dock, doch, drängte er. »Mathilde, war es die Einsamkeit, daß Sie Ihre er,re Ehe schloffen?' , » »Ich antworte nicht," widerstrebte sie und war doch schon halb besiegt. »Ich lasse Sie nicht. Mathilde, bis Sie mir antworten." jauchzte er.
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