Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 28.05.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191505285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150528
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-05
- Tag 1915-05-28
-
Monat
1915-05
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.05.1915
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vie Lösung des Dreibundes. Aus dem Italienischen Grünbuch. Das der italienischen Kammer von der Regierung unter dem S eget der t ef len Ver- schnsiegenhett überreichte Grunbuck entdält u. n. lösende Note, die Sonnino der Mini er des AuswärtM-n» an den ita ienischen Bot- schas'er in Wien, Herzog v. Avarna. ge richtet hat: Ich bit'e Sie, dem Minister des Auswärti gen Baron Burian, lotende Mitteilung zu machen, von der Sie idm eine Abschrift h-nter- lasten werd-n: Das Bündn 8 zwischen Italien und Osterreich-Ungarn Hot sich mm Anfang an al» em Element der Bürgschaft sür den Frieden bewährt und batte zuerst da' Dauvt» ziel gemen'amer Verteidigung. Angesichts weiterer Ereignisse und der neuen Lage. die sich aus ihnen ergab, mußten die Regierungen der beiden Länder sich ein andere? nicht minder wichtige? Mel stecken und richteten im Lauf der aufeinander'olgenden Erneuerungen des Vertrage? ibre Aufmerksamkeit darauß die Festigkeit ihreS Bündnisses zu erhalten, indem sie den G uadiab vorgängiger Vereinbarungen bezüglich der Balkrnverhältniste sehlegien, in der Absicht, die auSeinanderoe'-enden Interessen und Bestrebungen der beiden Mächte mitein ander in Einklang zu bringen. Es ist einleuchtend, daü diele Abmachungen, wenn loyal beobachtet, genügt hätten, eine haltbare Grundlage für eine gemeinsame fruchtbare Aktion! dnrzubieten. Im Gegensatz b'erzu stellte Osterreich-Ungarn im Varste dxs Sommers 1914, obne irgendein Einverständnis mit Italien zu treffen, ia, ohne ihm die ge ringste Benachrichtigung zugehen -u lasten, und ohne sich irgendwie durch die Rastch äqe zur Mäßigung beeinflussen zu lasten, die ihm durch die Königliche Regierung gegeben wor den Maren. am 28. Juni Serbien das Ulti matum. das die Ursache und der AuSaangs« punlt -des augenblicklichen Kriegsbrandes in Emova wurde. Indem Osterreich-Ungarn die Berpflich'ungen. die sich aus dem Vertrag er gaben, vernachlässigt, brachte es den -tstus guo auf der Balkanhalbinsel von Grund aus in Verwirrung und schuf eine Vage, von der eS allem Nutzen haben mimte, zum Schaden der allerwichtiasten Interesten, die lein Ver bündeter lo ost (als die seinen) bestätigt und proklamiert batte. Eine so flagrante Verletzung des Buch stabens und des Geistes deS Vertrages recht- fertifte nicht nur die Weigerung Italiens, sich in dem ohne Einholung seiner Meinung heroorgeruftnen Krieae an die Seite seiner Verbündeten zu stellen, sondern sie nahm sogar dem Bündnis mit demselben Schlage seinen wesentlichen Inhalt und sein Daftins- reckt. Soaar das Abkommen über eine wohl wollende Neutralität, das durch den Vertrag vorgesehen war. fand sich durch die'e Ver« l-tzung beeinträchtigt. Tatsächlich kommen Überlegung und Gefühl darin überein, die Aufrechterhaltung einer wohlwollenden Neu- trafttät auszuschließen, wenn einer der Ver bündeten zu den Waffen greist zur Verwirk lichung eines Programms, das den Lebens interesten des anderen Verbündeten strikt zuwiderläuft, und -war den Interessen, deren Wahrung der Hauptgrund gerade dieses Bünd nisses bildete. Nichtsdestoweniger hat Italien sich mehrere Monate hindurch bemüht, eine Lage uschaffen, welche der Wiederherstellung freundschaftlicher Beziehungen den beiden Staaten günstig wäre, welche die wetentliche Grundlage jedes Zuge- sammenwirkens im Bereich der großen Politik bilden. In dieser Absicht und in der Ho nung erklärte die italienische Regierung sich bereit, auf ein Arrangement einzuaehen. welches die Befriedigung der legitimen nationalen An- tprücke Italiens in billigem Ausmaß zur Grundlage häite. und welches zugleich dazu gedient hätte, die vorhandene Ungleichheit in der gegenseitigen Lage der beiden Staaten im Adriatischen Meere zu beseitigen. Diele Ver- hnndlungen sührten jedoch zu keinem in Be tracht kommenden Ergebnis. Alle Bemühungen der Königlichen Regierung stießen aut den Widerstand der Kaiserlichen und Königlichen Regierung, welche ach nach mehreren Monaten nur -ur Anerkennung besonderer italienischer Interessen in Valona und zum Versprechen einer nicht genügend-'r Gebielseinräumung im Trenlino entschlossen hat, einem Zuge ständnis, das durchaus keine normale Rege lung der Lage enthält, weder vom ethischen noch vom politischen oder militärischen Stand punkte aus. Au erdem sollte dieses Zugeständnis erst in einem unbestimmten Zeitpunkt, nämlich erst am Ende des Krieges, verwirklicht werden. Bei diesem Stande der Sache muß die italienische Regierung oui die Hoffnung ver zichten, zu einem Einverständnis zu kommen, und siebt sich gezwungen, alle Vorschläge zu einem Übereinkommen zurückzuriehen. Es ist ebenso unnütz, den äußeren Anschein eines Bünvniste- ausrechtzuerbalten, welches nur die Bestimmung haben würde, das tatsächliche Bestellen eines beständigen Mi trauens und täglicher Meinungsverschiedenheiten zu ver schleiern. Aus diesem Grunde versichert und erklärt Italien im Vertrauen aus lein gutes Recht, daß es von diesem Augenblicke an sich die volle Freiheit seiner Handlungen wieder nimmt und seinen Bündnisvertrag mit O ler- reich-Ungarn tür annulliert und künftig wirkungslos erklärt. Gegenüber dieser Erklärung Salandras. daß O erreich-Ungarn Ende Juli 1914 die rech zeitige Verständigung der italienischen Regierung von der Absendung seiner Nole an Seib en unterlassen und dadurch seine Vertragspflichten gegenüber Italien verletzt habe, wird von diptomatilcher Sette irr Wien ertlärt: Nach Wort und Sinn des Vertrags war Österreich-Ungarn nicht verpflichtet, der italienischen Regierung von dem Ultimatum an Serbien Mitteilung zu machen. Trotzdem iu eine solche Mitietlung oornchtswehe zu einer Zeit, die Ita ien kaum paffen konnte, erjolgt, da es früher geläbrlich geibesen wäre. In der Regel haben italienische Staats männer solche Mitteilungen ver traulicher Art mißbraucht, indem sie sie an feindliche Stellen weitergaben, oder sie dazu be nutzt, uns in den Arm zu sollen. Von seinen Absichten am Tripolis und von derRriegserllärung an die Türker hatte Ita: Lu die Wiener Regierung nicht vorher verständigt, ovgleich die Kriegserklärung an die Türkei sicherlich geeignet war. nach Salandras Worten .das empfindliche System territorialer Be sitzungen und Einflußiphäien zu Hören, das sich au» der Baikanhalbiniel herausgebildet hatte", übrigens iit Italien zu seinem Ein- areiien in den Krieg bis zum 25. Mai dem Dreiverband gegenüber verpflichtet, da tonst sein Übereinkommen mit ihm automatisch ge löst wäre. verschiedene ttriegsnachrichten. Von der mibZenlurbehörde zugelassene Nachrichten. 1385VVV Kriegsgefangene in Deutsch land und Österreich-Ungarn. Nach einer Zusammenstellung der »Franks. Ztg.' beläuft sich die Zahl der in Deutsch land undOsterreich-Unoarn bisher gelangen gehaltenen Ruisen am 1017 000 Mann, die Zahl der in den Ge fangenenlagern unlergebrachien Franzosen auf etwa 254000, Engländer 2i 000. B e t- gier 40 000, Serben 50 000, so daß die Ge- samtzahl der Kriegsgefangenen im zehnten Kriegsmoyat schon auf 1885 000 gestiegen ist. « - Tie mißglückten Angriffe im Westen. Das .Echo de Paris' warnt seine Leser, auf die französit chen Angriffe nörd lich von Arras allzu große Hoffnungen zu setzen und erklärt, man müsse sich aut einen langen wahren Belagerungskrieg getaßt machen. Der milttärbche Bericht erstatter des,Matin', Kommandant de Cuirieux. bespricht die Angriffe, die die erste englische Armee am 9. Alai an der Front Armen- tieres—Betbune unternahm. De Cinrieux er- klärt, die Angriffe seien gescheitert, da der Mangel an M unttton sür die Artillerie die weiteren Kämpfe unmöglich mache, und daß ohne Artillerie-Vorbereitung unü -Unter stützung nennenswerte Fortschritte Ler Infanterie u n m ögltch seien. * Englische Enttäuschung über Nutzland. Der militärische Mitarbeiter der Londoner »Times' schreibt: Die Früchte des russi- schenWinterieldzuges in den Kar pathen lind größtenteils verloren. Wir hmen. daß sich die beruhigenden Versicherungen aus Rutland als wahr erweilen werden, aber es besteht die Möglichkeit» da- die Lage noch schlimmer wird, ehe sie sich bessert. Wir müssen offen unsere Enttäuschung bekennen. Es ist schwer zu verstehen, daß gegen die Offensive, die einen Monat vorher vorau-geleben werden konnte, nicht ent sprechende Gegenmaßregeln getroffen wurden. Auch ist eS nicht erklärlich, weshalb der rus sische Nachrichtendienst anschei nendversagte. Die Hauptsache ist jetzt die Erhaltung und Vereinigung der russischen Armeen und die Festhaltung ihrer ganzen Linie. - (Oie Festhaltung scheint nachgerade unmöglich zu sein.) * Neue Erfolge der Türken. Nach Berichten rumänischer Blätter ist der russische Panzer „Panteleimon" (12 780 Tonnen) auf der Höhe von Midia im Schwarzen Meer mit 1400 Mann unterge gangen. DaS Schiff, das einen Truppen transport an Bord hatte, ist einem Torvedo zum Opfer gefallen. ES soll niemand ge reuet lein. Niedergeschlagenheit in Paris. Der ,Frlf. Ztg.' wird von der Schweizer Gren e gemeldet: Die Stimmungsberichte, die der «schweizer Presse gegenwärtig aus Paris zugehen, lassen erkennen, daß sich des sranzö- nschen Publikums trotz der Siegesberichte, mil denen das Kriegsministerium die Presse über schwemmt eine starke Niedergeschlagenheit be mächtigt hat. Die sranzosenfieundlicke.Tri bune de Gänöve' brachte eine Korrespondenz aus Paris, in der offen zugegeben wiro. daß besonders die Erfolglosigkeit der Dardanellen- Expeüiiton, die so schwere Verluste gebracht habe, die Unzufriedenheit im Publikum ge- steiaert habe. Die .Neue Zürcher Zeitung' bringt eine Schilderung der Eemütever assung des Heeres in Frankreich, in der ausgesührt wird, daß die Soldaten, die im Felde stehen, immer mehr die Vorherrichaft über alles öffentliche Leben an sich ziehen, und daß die übrige Bevölkerung deshalb nicht ohne Sorgen der Zukunit ent- gegensieht. »In oer Bevölkerung", so heißt es in dieser Schilderung, „folgen den Augen blicken der.Hoffnung, Vcrvorgebracht durch Lie Aussicht auf die große siegreiche Offensive, solche unbeuimmter Niedergeschlagenheit, die zunimmt, wie man dies seit etwa 14 Tagen beobachten kann. Die sranzösische Presse gibt augenblicklich eine völlig jalsche Schilderung der öffentlichen Meinung. Der Umstand, Laß die Deutschen zum Angriff übergehen, der Mangel an bestimmten Nachrichten, das immer mehr überhandnehmende Gefühl, daß man in bezug aus Lie wirkliche Lage im Dunkeln gehalten wird, der erschreckend große Verlust an Menjchenleden, den man oergebens verbergen möchte, das Aufgebot der letzten Mannschaften, — dies sind die hauptsächlichsten Ursachen deS Stimmungsurmchwungs. Man sieht die Möglichkeit eines zweiten Winterfeldzüges voraus. Man weiß, daß Be stellungen auf im Dezember zu liefernde Munition nach- Amerika abgegangen sind, unü dasz das englische Kriegsministerium Be stellungen sür den Februar erteilt hat. Leb- Hailer Tadel läßt sich gegen die Darda nellen-Expedition vernehmen und gegen die Kraftzersplitterung Das Merkwürdigste ist. daß der Minister des Auswärligeneinen leinerDiplo- maten nach den Dardanellen gesandt hat. Will man bereits mit dertürkischen Regierung in Unter- Handlungen treten ? Was Italien anve.angt, — so ist sein moralischer Kredit stark gesunken, und die Offiziere sagen sogar, daß eS wün schenswert wäre, wenn es sich ruhig verhielte, da man ihm sonst Verst irkunaen schicken müßte. Die 200 l.00 Mann starke Lyoner Armee würde dam bestimmt sein. Von Rußland er wartet man nichts mehr, und von den Eng ländern hört man tagen, daß sie nicht alles das tun, wa? tie tun sollten. Mehr als ein mal haben wir dieser Tage die Äußerung ocr- l nommen: »Es wird uns Mühe kosten, unS f von diesem Krieoe zu erholen!" poiMcbe KurEckau. Deutschland. * In der Ersatzwahl zum preußi schen Abgeordneten Hause im Kreise Merseburg 3—Bilterseld wurde der konservative Kandidat Regierungspräsident a.D. v. Werder auf Sagisdorf gewählt. Österreich-Ungarn. 'In Budapest sanden große Kund gebungen statt, welche durch die Nach richten von den Vorgängen in Italien und in der italienischen Kammer heroorgerusen waren. Eure tausendköpfige Menge zog, patriotische Lieder singend, unter Hochrufen auf Deutschland und die Türket zuerst vor das deutsche Konsulat, wo die „Wacht am Rhein" gelungen wurde und hierauf vor das türkische Konsulat, wo Hochrufe aus die Türkei ausoebracht wurden. Sie versuchte dann, vor das Gebäude des italienischen Konsrssäles zu dringen, wurde aber von der Polizei daran gehindert, welche die Menge ausforderte, das Gastrecht nicht zu verletzen. Die Menge zer streute sich hierauf in voller Ordnung. Frankreich. * Der Pariser Vertreter des .Daily Chro- nicle' meldet: Die sranzösische Regierung be reitet nach dem Beilpiel der Nationalver sammlung 1871 eine Gesetzesvorlage vor. welche allen durch d e n K r ie g G e s ch ä d i g t en einen Schadens r s a tz auf öffentliche Kosten zubilligt. Die Kammer genehmigte tür die en Zweck zunächst einen vorläufigen Kredit von 240 Millionen Mark. Italien. * Wie der Berner .Bund' vernimmt, hat die deutsche Regierung den schweize rischen Bundesrat ersucht, den Schutz der deutschen Interessen in Italien zu übernehmen. Der schweizerische Bundesrat hat zustimmend geantwortet. Die öster reichischen und türkischen Interessen sollen be« kanntzick von Amerika vertreten werden. Die italientiche Regierung bat in den letzten Tagen ihre frühere Zusage, di« Neutralität der Schweiz zu achten, dem Bundesrat erneuert. *Die Wiener .Reichspost' meldet aus Lugano: Ein königliches Dekret veröffentlicht, die allgemeine Amnestie für politische V e r b r e ch e n und Vergehen. Schweden. *D!e Stockholmer Mvrgenblätter veröffent lichen eine Londoner Depesche, nach der der Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amts auf eine Anirage im Unterhause mitgeteilt hat, daß die Vertreter Grotzbritanmeys, Frankreichs und Rußlands im August voriges 7' Jahres erklärt haben, daß diese Länder die Neutralität und Unabhängigkeit Schwedens respektieren und garantieren werden, solange Schweden die Neutralität beobachte. — .Svens a Telegrambyran' ist er mächtigt, zu bestätigen, daß solche Erklärüngtzst auch von Leut ich er Seite abgegeben wurden, und daß diese für Schweden irgend ein Anerbieten oder eine Verpflichtung weder oorauss«tzten noch veranlaßten. Balkanstaaten. * Das .Bukarester Tageblatt' schreibt unter dem Titel .Rumänien und Italien': Die Mächte des Dreiverbandes schmeicheln sich damit, dgß Ler Anschluß Italiens ge wissermaßen automalftch auch das Mit» gehen der übrigen Neutralen zur Folge haben werde, in erster Reihe Rumäniens. Nichts kann irriger sein. Ein Eingreisen Italiens zugunsten der Mächte des Drei- verbanoes würde für den Fall, daß es ein treten sollte, ganz gewiß einen sehr-starken Eindruck in Rumänien Hervorrufen, aber das bedeutet noch lange nicht, daß eS genügt, aus den ita ienischen Knopf zu drücken, damit Lie rumänische Klingel inS Läuten kommt, und es ist ein grundlegender Irrtum, zu glauben, daß Rumänien sich beruen lühlt, der blinde Nach treter zu sein. Für Rumänien kann und wird nicht die Haltung Italiens, sondern einzig und allein die Rücksicht auf seine eigenen Lebenstnteressen maßgebend sein. Vas leltssme L,ickr. 10s Erzählung von E. Frhr. v. Tkarfegg. In tiefen Gedanken schritt Inspektor Wellaee durch den Garten. Wenn eS sich wirklich darum handelte, daß jemand hinter daS Geheimnis deS Dokumenftnversteckes im Arbeitszimmer des Baron Mons gekommen war, so gab es nur die Möa ichkeit, da* die Dokumente entweder im Zimmer des Divio-- waten photographiert 0 er aber zu diesem Zweck aus turze fteit ent ernt wurden. Immer hin blieben'noch zwei Tinge zu erküren. Was bedeuteten die weißen Karlen, die Baron Mons in seinem Ü erzieber und in seinem Rock in den letzten Tasen gefunden hatte, unü vte tonnte ein Unbestmter dar geheime Ver steck öffnen, wen« nicht Doktor von Berg- «im — Aus seinem Sinnen schreckte ihn ein Gruß ulk. Vor ihm stand Egon Balling, der ge- -ade von einem Rundgang durch daS Wäldchen am. Niemand tu bei einem Kriminahall nebensächlich. schoß es dem In pettor durch oe» Kop'. Es war ein Leitsatz der welftie- mhmten amerikanischen Pmkerton-Geselllchast. Seren Schule er ent amm e. Er erw terte! deshalb sre-indlich den Gru> und dlieo wie usällig an der Seite des jungen Manne?. .Wollen Sie wich ein Stückchen an den sre begleiten? Ich bin seit me-ner Ankunft roch nicht draußen gewesen!" »Aaer gern!" .Ich höre, Sie malen und haben schon -trüge Erfolge gehabt." ' »°ffn den letzten zwei Jahren war mir das Glück hold." .Jeder Künstler muß seinen Leidensweg macken. AuS welcher Schule stammen Sie?" .Ich habe trüber in München, wo ich als Photograph tätig war, Altstudien bei Ullrich gemacht. Landschaften studierte ich in Holland, in der Schweiz und in Italien. Und daS alles," lüg e er schwärmerisch hinzu, .verdanke ich meinem Freunde Dollar von Bergheim, dem herrlichsten Men chen, den Gottes Erde trägt." «Sie sind also dem Doktor zu großem Dank verpflichtet." »Zu leoenslönglichem Dank, wenn er eS auch niemals mehr hoben will. Denken Sie. ich war in München in leiftt-nnige Kreise geraten. Ich arbeitete wenig und mochte Schulden, daß ich bald nickt mehr ein noch aus wußte. Da mals lernte ich zu ällig Doktor von Bergheim kennen, eer seine erste Praxis in München hatte. Er war mir vom ersten Tage an ein väterlicher Freund und Berater, wenngleich ich zunächst, irre gemacht durch seine sckroffe Art, nicht entzückt von ihm war. Ich arbeitete damals an einem Bilde »Die ferne Insel", auf da? ich nicht wenig stolz war. Eines Tazek, das Bild war nahezu fertig, lud ich ihn ein. das Werk, das mein ganzer Stolz war, anzu chauen. Er kam, unü schon an seinem Stirnrunzein Iah ich, daß er nicht ge willt war, in daS überschwengliche Lob meiner Freunde, d. h. meiner Kneipkumpane einzu- slimmen. Seine Kritik war äußerst herbe, Line talentvolle Dilettantenarbeit, meinte er, die gute Ansätze zeige, aber auch alle Mängel offenbare» Lie fleißiges Studium der alten Meister und ununterbrochene Arbeit noch aus- gleichen müßten. Ich weiß nicht, was ich sagte; aber ich weiß, daß ich ihm sehr wehe tat und daß ich ihn verletzen wollte, weil er Meiner Eitelkeit zu nabe getreten war. Ich ähnle ja nicht, wie bald ich auf ihn ange wiesen sein würde. Doktor von Bergheim wohnte nahe dem Hause, in dem da? Atelier sich befand, wo wir unserer vier gemeinsam arbeiteten. Am Abend, nachdem ich mich im Zorn von ihm getrennt habe, nahm ich teil an einem wüsten Gelage. Als ich ziemlich spät heimging, hörte ich schon an der Straß necke Feuerlärm. -ch war plötzlich ganz nüchlern, und sah, daß das Haus, in Flammen stand, in dem sich un er Atelier befand. Mein Bild war mein einziger Geüanle. Ich stürme vor wärts. Der Dackttuhl stand an einer Seile des Hau es in Hellen Flammen. Schnell war ich oben. Als ich gerade in da? Atelier ein dringen Mill, höre ich auf der Teppe hivter mir einen verzweifelten Schrei: »Mein Kind! Mein Kind!" Zugleich aber sehe ich eine Frau zu sammen sinken unü einen Mann sich um sie bemühen. Ich kannte die Frau. Sie versah bei uns im Hause Auswartedienste und bewohnte eine kleine Stube nebst Küche, oje hinter unserm Atelier lag. Der Mann, der sich um die Leblo e mühte, riel mir zu: »Retten Sie das Kmd!" Ich sl-rmie vor- wärls! Au? der Rückseite des AletierS schlugen mir Flammen entgegen. Da stand mein Bild I Mein Werk, das mich berühmt machen sollte. Ich schwankte. Da hörte ich den ernsten Mann rufen: »Retten Sie das Kind auS der Kammer!" Noch einen Blick warf ich auf Las Bilü, dessen Farben im leuchtenden Schein der Flammen lebensvoll und lebenswarm heroortraten. Dann wandt« ich mich nach hinten durch Qualm und Feuer. — Ich brachte daS weinende Kind; aber ich selbst war schwerverletzt. Erst nach Wochen kam ich zu mir. An meinem Betts saß Dr. von Bergheim, und nun erinnerte ich mich, daß er damals neben der sinkenden Frau gestanden, daß er mich im letzten Augen blick noch ermahnt hatte, da? Kind zu retten, dem toten Bilde nicht Las Menschenwelen zu opfern. Ich genas; aber ich war entstellt. Seit jener Zeit hat mich Dr. von Bergheim getreulich geleitet. Unter seiner Hand bin ich vorwärts ge ommen, und wie er sür mich jahre lang sorgte, so nahm er sich der einsamen Frau mit ihrem Kinde an." »Er ist immer ein wahrer Helfer gewesen," sagte Wellace. Die Sonne spiegelte sich in den klaren Fluten des Sees. Langsam senkte sich Ler Abend hernieder. »Ich muß heim," erklärte der Jnsvektor, und ehe noch Egon etwas erwidern konnte, chatte er lick verabsckiedet und war schnell den,Weg zurückgegangen. * In der eleganten Villa, die Freiin v. Herner bewohnte, herrschte an d.eiem Nack mittag ge- schäft gesLeden.Baronino.Puinick.die Lchweittzr der Freifrau, war mil ihrem Solm zum Kur aufenthalt eingetroffen. Sie hatte eine Villa am Bergesadhang, aanz am Ende der Neuen Straße gemietet. Da aber Lie Dienerschaft noch mit der Einrichtung deS Sommerheims beschäftigt war, hatte sie iür wenige Stünde» bei der Schwester Aufenthalt genommen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)