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Kei äen Verwunäeten. Ein Amerikaner über den Deutschen Kaiser. Vom Kaiser im Kriege erzäblt der Bericht- erstatier des New Volker ,Globe' Herbert Corey einige Geschichten, die er während seines Aufenthaltes in Deutschland gehört hat. Er kennzeichnet das deutsche Gefühl gegenüber dem Kaiser als »einen flamm-nden Patriotis mus". wenn sie auch in tbm durchaus nicht den geheimnisvollen „Kriegsherrn", als den die Engländer ihn schildern, sehen, sondern „einen warmherzigen gebietenden, männlichen Mann". Von einem Deutschen in hoher Stel lung ist Corey folgende Geschichte erzählt worden: „Ich will Ihnen etwas vom Kaiser be richten, das Ihnen erklären wird, warum wir ihn so lieben. Kurz nach der Schlacht von Soisions besuchte der Kaiser ein Feldlamrett. Er kam dabei zu einer Tür, die geschloffen war. „Geben Sie nicht hinein, Moiel'ät", baten die Militanten, „es ist ein sterbender Monn darin, der so furchtbar verwundet ist." »Ich will hineingehen", war die Antwort. In dem Raum lag ein lunger Leutnant. Er war noch bei Bewußtsein und wußte, daß er im Sterben lag. Er war ganz allein. Die Dienste der Pfleger im Lazarett wurden bei denen ge braucht. bei denen noch Hoffrung auf Rettung war. Der Kaiser kniete an seinem Bett nieder. „Gehen Sie," sagte er zu den anderen. Von Zeit zu Zeit öffneten seine Begleiter ein wenig die Tür, um nach ibm zu sehen. Immer wieder fanden sie den Kaiser aut seinen Knien an der Seite des sterbenden Mannes, laut betend. Erst als die gemarterte Seele ent flohen war, verließ der Kaiser das Zimmer..." Eine der dramatischsten Geschickten vom Kaiser wird von einem andern Besuch in einem Feldlazarett erzählt. Ein Verwundeter lag sterbend in seinem Feldbett. Als der Kaiser hereintrat, öffnete der Sterbende seine Augen und sagte lächelnd: „Ich halte einen Traum. Es schien mir. daß mein Kaiser käme und an meinem Bett stünde." „Sckauen Sie her." sagte der Kaiser, „es war kein Traum: Ihr Kaiser siebt an Ihrer Seite." Wieder huschte ein Lächeln über das Antlitz des Mannes, der sanft binüberscklummerte." Weiter erzählte der amerikanische Berichterstatter, daß der Kaiser vor einigen Wochen in seinem Auto eine Straße in Frankreich entlangfukr, als ihm eine Gruppe Verwundeter begegnete. Sie waren auf dem Wege zum nächsten Lazarett, einige leichter Verwundete halten den andern Kameraden. Der Kaiser ließ den Wagen halten. „Wie weit ist es zum Lazarett?" fragte er. „12 Kilometer, Majestät." „Ich will nicht fahren, wenn diese Leute laufen müssen," sagte der Kaiser, stieg aus und half den Verwun deten in den Wagen. Dann ging er mit seinen Begleitern zu Fuß bis zur nächsten Stadt. Von rinÄ fern. Englischer Besitz beschlagnahmt. Die »Koburger Zeitung' meldet: Auf Veranlassung des Staatsministeriums wurden die hier be legenen Besitzungen des Barons de Reuter, des früheren Direktors Les Reulerschen Bureaus, der in England durch Selbstmord endete, beschlagnahmt. Et» Offizierkasino niedergebrannt. Auf dem Truppenübungsplatz Döberitz entstand ein Brand. Das Feuer brach durch Explosion einer Lampe im Offizierkasino des Flugplatzes Döberitz aus. Das aus Fachwerk erbaute Kasino ist niedergebrannt: es gelang jedoch, das Feuer aus seinen Herd zu beschränken, und so wurde weiterer Schaden nicht angerichtet. Sich selbst gerichtet. Im Untersuchungs gefängnis in Darmstadt hat sich die am 12. März vom Schwurgericht wegen An stiftung zum Gattenmord zum Tode ver urteilte Frau Heydrich aus Berlin-Lichterfelde erhängt. Als man sie auffand, war sie be reits tot. Wie erinnerlich, hatte die Frau, zu sammen mit dem 23 Jahre alten Studenten der Medizin Vogt, die Villa ihres Mannes in Brand gesteckt und dadurch dessen Tod verursacht. Drei Personen verbrannt. In Polchow auf Rügen entstand in einem Vackthoie ein Feuer, das infolge starken Südostwindes bald zehn lanbwsttschaftliche Gebäude einäscherte. Bei den Rettungsarbeiten fanden drei Per sonen, ein Maurer und zwei Knechte, den Tod in den Flammen, eine vierte Person erlitt schwere Brandwunden. Sämtliches Vieh ver brannte. Ein 25 jähriger Vatermörder. In der Gemeinde Zawodzie bei Kattowitz tötete, wie die.Schlei. Ztg.' berichtet, der 28jährige Hütten- invalide Johann Borys im Streit mit seinem Vater dielen durch einen Messerstich in den Hals. Der Vatermörder hatte vor wenigen Jahren bei einem Unfall in der Hütte den linken Arm verloren. Er wollte von der Mutter Geld zum Verjubeln haben, was ihm aber nicht gegeben wurde. Die Folge davon war zunächu ein Streit mit der Mutter. Diese holte den Mann, der mit dem ungeratenen Sohne in Streit geriet und im Verlauf des selben erstochen wurde. bestellungsarbeiten an Sonntagen vorgenommen werden. Einstellung der verstärkten Schweine- abschlachtuniren. Von unterrichteter Seite schreibt man der ,Kreuz-Ziq.': Die abschließenden Ergebnisse der Schweinezählung vom 15. April liegen zwar noch nicht in allen Einzelheiten vor. Das Gesamtbild recksieriigt jedoch die Annahme, daß die Gsiahr der Verfüiterung der zur mensch lichen Ernährung geeigneten Kartoffeln durch die Schweine im wesentlichen behoben oder doch erheblich herabgemindert ist. Damit dürfte das Ziel der Maßnahmen, die die ver mehrte Abschlachtung von Schweinen zum Gegenstände haben, als erreicht betrachtet werden können. Unter diewn Umständen steht das alsbaldige Außerkraftsetzen der Bundesratsoer- ordnuna zu erwarten, durch die den Gemeinden mit mehr als 5000 Einwohnern die Verpflichtung zum Ankauf und zur Verarbeitung von Schweinen aukerlegt ist. 4 ie Ausschaltung dieser Zwangs- ankäufe wird hoffentlich dazu beitragen, die außer geklagten öffneten nun den verschlossen/« Brief und füllten auch die übrigen Rubriken des Scheines aus, so daß sie auch Strümpfe, Unterho en und andere Wäschestücke ausgehändigt. erhielten. Dis Sachen verkauften sie für 10 Mark an einen Trödler. — Mit Rücksicht darauf, daß ein Unter nehmen wie das Rote Kreuz vor derartigen Schwindeleien ganz energisch geschützt werden müsse, erkannte die Straikammer trotz der bis herigen Unbescholtenheit der Angeklagten gegen Stoll auf 6 Wochen und gegen Zilinski auf 10 Wochen Geiängnis. VermMbtLS» Frau v. Hindenburg nnd die Schul jugend. Vor O lern sammelte, dem .Hann. Cour.' zufolge, die Oberklgffe dsrcBürgerschuIs in Kirchrode Liebesgaben tür die" Truppen im Osten, u. a. vierzig Pfund harte Mettwurst und sonstige Fleischdauerwaren, Wollhemden. Strümpfe, Taschentücher und anderes. Waren Vas ölterreickilck-itLUemlcke Grenzgebiet Fünf Knaben innerhalb eines Jahres. Die Ehefrau des Fabrikarbeiters Heinrich Siegner in Niedersimten schenkte, wie die „Bayerische Staatszeitung" meldet, drei ge sunden Knaben das Leben, nachdem sie erst im Juli v. I. mit Zwillingen gelegner war. Fünf Knaben innerhalb eines Jahres, da braucht uns um die Wehrkraft nicht bange zu sein. Der Papst bekommt den Nobelpreis. .Politiken' berichtet ans Paris: Das.Giornale d'Jtalia' meldet, der Nobehriedenspreis werde in diesem Jahre dem Papste zuerteilt werden. Schließung einer deutschen Auslands schule. Die deutsche Schule in Rom schließt wegen Lehrermangel und wird den Unterricht so lange aussallen lasten, bis Ersatz geschaffen werden kann. VolksWirllckaftlickes. Acker- nnd Gartenarbeit an Sonntage» gestaltet. Nach einer Verfügung des preußischen Ministers des Innern an .die Oberpräsioenten können im allgemeinen Interesse und zur Durch führung der Vo ksernährung Acker- und Garten ¬ ordentlich gestiegenen Fleischpreise auf ein den Zeit Verhältnissen tatsächlich entsprechendes Maß herabzndrücken. Aufträge auf Arbeiter aus Russisch-Polen aussichtslos. Der Verband Deutscher Arbeits nachweise teilt mit, daß nach Mitteilung des Ar beitsamts des Kaiserlich Deutschen Polneipräsi- diums Lodz die Nachfrage nach Arbeitsträften aus Russisch-Polen außerordentlich stark gewesen ist, we halb für die nächste Zeit Aufträge aus Be schaffung von Arbeitskräften keinerlei Aussichien aut Berücksichti-ninq mehr hätten. GericktskalLe. Berlin. Wegen Betruges und schwerer Ur kundenfälschung mußten der Arbeiter Ewald Stoll und der Schlosser August Zilinski vor der Straf kammer erscheinen. Beide Angeklagten waren vor einiger Zeit gls Landsturmpflichtige aus gehoben worden, hatten aber noch keine Ein berufung erhalten. Als ihnen mitgeteilt wurde, daß das Rate Kreuz an bedürftige Militärpflich tige Wollwäsche und sonstige Kleidungsstücke ver teile, verschallte sich Zilinski einen Schein, in welchem die Verteilungsstelle angewiejen wurde, ihm ein wollenes Hemd auszuhändigen. Die An ¬ die kleinen Sammler schon stolz über das oute Ergebnis ihrer Liedesarbeit, so leuchteten ihre Augen ganz besonders auf. als dieser Tage folgendes Schreiben an sie einlief: „AU den lieben Kindern, die mir so schöne Liebesgaben gesandt haben, möchte ich persönlich noch ein mal so ganz besonders danken und ebenso auch im Namen meines Mannes, dem jede Gabe für seine Truppen eine Herzensfreude ist. Mit dem Wunsche, daß jedes von euch ein treuer, braver Mensch wird, wert der Opfer, die jetzt für euch und das Vaterland gebracht werden, bin ich eure Gertrud von Hindenburg." Goläene Morte. Laßt ab von diesem Zweifeln, Klauben, Vor dem das Beste selbst zerfällt; Und wahre dir den vollen Glauben An diese Welt trotz dieser Welt. Fontane. Die Sehnsucht ist dem Menschen oft lieber als die Erfüllung. Langbehn. Wer wünscht und hofft, der lebt schon in der Zukunft. Scheier. den mich als einen entfernten Verwandten oder als einen lange verschollenen Freund ausgeben. . „Es ist gut," nickte Doktor von Bergheim. „Ich werde Ihnen hier nebenan einen Raum zum Schlafzimmer Herrichten lasten, im übrigen siebt Ihnen natürlich das ganze Stockwerk zur Verfügung." „Es ist mir noch manches unklar," melnte Mellace, „und ich bitte Sie. mich heute nicht mehr zu fragen. Es mag Ihnen genügen, daß mich Baron Mons telegraphisch her beordert bat und daß ich mit ihm im Kur park bereits eine längere Unterredung hatte. Für das weitere lasten Sie mich und den Zu fall sorgen." S. Der Festsaal des Kurhotels erstrahlte In Hellem Lichlerglanze. An den langen Tafeln saßen die sührenden Persönlichkeiten der Bade- gesellschast. Das Orchester spielte lustige Operettenmelodien, und es herrschte rings die Stimmung, in der man sich nicht langweilt. Nur am unteren Ende der langen Tafel au der Stirnseite des weiten Saales saßen ein paar Herren, die anscheinend nicht teil nahmen an der allgemeinen Fröhlichkeit: Doktor von Bergheim und ein Japaner. Sie sprachen angelegentttchst miteinander, und während der Arzt meist mit gleichgültigem Blick die Gesellschaft musterte, schaute der Japaner mit offensichtlicher Spannung auf das Getriebe, das sich vor seinen Augen ent rollte. „Graf Onaga hat mich an Sie gewiesen, weil er sich zu erinnern glaubt, daß Sie ihm damals erklärten, sie würden das arme Weib mit ihrem Kinde heimnehmen nach Deutsch land. Wir selbst haben alles versucht, ihre Adreste ausfindig zu macken. Sie wissen, wir kamen damals, mein Vater und ich aus Kanada, wo uns die Regelung politischer Ge schäfte aufgehalten hatte. Erst jetzt, bei einem zufälligen Zusammentreffen mit dem Grasen Onaga erfuhren wir, wo das junge unglück liche Weib mit dem kleinen Mädchen ge blieben ist." Der Japaner hatte leise und doch mit ein dringlicher Betonung gesprochen. Gleichsam, als ob er jedes Wort in seiner Tragweite genau abzuschätzen gewohnt sei. Doktor von Bergheim musterte seinen Nachbar mit einem durchdringenden Blick. „Woher wußte denn Graf Onaga, wo ich mit den beiden geblieben war?" „Sie hatten sich ja an ihn gewandt, um festzustellen, ob Frau von Strüning keine Verwandte in Uakohama habe. Er hat ihnen natürlich nickt sagen können, daß wir beson deres Interesse an der Frau nahmen " „Darf ick fragen, welcher Art dieses In teresse war?" „Sehr einfach, der Vater der Frau von Strüning hat während des Boxeraufstandes, als mein Vater vor Ttuenlin Schulter an Schulter mit ihm kämpfte, meinen Vater vor der hinterlistigen Kugel eines Reisverkäufers bewahrt." „Was veranlaßt Sie nun, diesen Mann hier zu suchen?" Der Javaner stutzte einen Augenblick. Dann sagte er mit verhaltener, aber um so heißerer Leidenschaft „Die Rache Japans ist wie seine Dank barkeit, sie schläft nie." „Ich verstehe Sie nicht." „Herr von Strüning, der sich damals als Freund Japans erklärte, hat uns an Rußland verraten." Unwillkürlich trat ein Lächeln in die übermüdeten Züge des Arztes. Sein Nachbar bemerkte es wohi und beeilte sich, fortzufahren: „Wir halten auf Sachalin große Konzessionen erworben. Durch geschickte Manipulationen an der New Norker, Londoner und Peters burger Börse hat uns Herr von Strüning um alles Eigentum gebracht und endlich auf meinen Vater den Verdacht des Betruges ge lenkt. Der Mann, der auch jetzt wieder, da sich große Dinge in Ostasien vordereiten, die Hand im Spiele hat, ist schuld daran, daß mein Vater Hand an sich legte, weil etn Leben ohne Ehre kein Leben für ihn war. Das Leben meines Vaters ist er mir schuldig ge worden, und außerdem muß ich mein Land davor bewahren, daß seine unheilige Hand, daß seine Käuflichkeit wieder die Früchte unserer Mühen an andere gegen schnödes Gold ausliesert." Doktor von Bergheim stand wie unter einem geheimnisvollen Bann. Was der Mann da vor ihm mit so großer Ruhe und Selbst sicherheit sagte, klang wie aus einem heiligen Vermächtnis geboren, klang, als ob eine un sichtbare Macht itzn an ihren geheimnisvollen Fäden hielt und unerbittlich zur Vollstreckung seines Amtes führte. „Und Sie meinen, daß er jetzt hier ist?' „Ich weiß eS bestimmt." Doktor von Bergheim sann nach. Er wußte in dem ganzen Bade keinen, der mit jenem Manne identisch sein konnte. Und doch lebte da einer, der —. Der Arzt schüttelte gewaltsam den Gedanken ab. Von dem Augenblick an, da er erfahren hatte, daß Graf Feldern sich mit der Freiin von Heiner verbinden wolle, war in ihm das Gesühl lebendig gewesen, daß er diesen Mann Haffe. Dann aber erinnerte er sich auch, daß gelegent lich seines Aufenthaltes in Rom dieser Feldern der unrühmliche Held einer bösen Skandal geschichte gewesen war. Das war alles. Man erzählte sich damals, daß Graf Feldern das Glück im Spiele korrigiert habe und er war mit Schimpf und Schande daoongejagt worden. Man sagte: aber was sagte man nicht alles. Sein gerader Sinn empörte sich dagegen, daß er diesen Mann, den er Hatzte, weil er im Begriff stand, ihm . sein Bestes zu nehmen, verdächtigte. Der Japaner riß ihn aus seinem Sinnen. Ganz leise sagte er an seinem Ohr. „Blicken Sie bitte.unaufsälltg hinüber zu dem großen Spiegetvfeiler. Der Mann, der dort mit der bildschönen Dame steht, ist der, den ich suche. Er ist es und kein anderer. Ich erkenne ihn, trotz seiner schwarzen Haare." Dr. von Bergheim schrak auf. Air der Stelle, die ihm der.Japaner bezeichnet halte, stand Graf Feldern im Gespräch mit Freit» von Heiner. „Irren Sie nicht?" Die Stimme des Arzte- zitterte leicht. vi» (Fortsetzung folgt.)