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Ottendorfer Zeitung : 12.05.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191505123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150512
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-05
- Tag 1915-05-12
-
Monat
1915-05
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.05.1915
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Japan unä Okma. Das Ultimatum. Nack den letzten Meldungen bat Japan an China ein Ultimatum üderreickt und zugleich über die Provinz Kwaniung lan deren süd lichster Spitze Port Arthur liegt) den Belage rungszustand verhängt. Wenngleich damit auch noch nickt getagt ist, daß der Krieg un- vermeivlick geworden ist. so ist die Lage doch am »ordentlich ernst. Nur in England gibt man sich den Anschein, als ob im fernen Osten nickt eine schwere Gefahr herauszöge, denn im Unterhause gab Staatssekretär Grey auf die Frage, was England tun werde, um eine Vergewaltigung Chinas zu verhindern, eine ausweichende Antwort. Herr Grey meinte, die Verhandlungen zwischen Japan und China seien vertraulich und könnten nicht zum Gegenstand einer öffentlichen Besprechung gemacht werden. Und der Mann, der sonst Verträge für absolut unverletzlich hielt, gab auch seine zarte Rück- sichtnahme Japan gegenüber nickt auf, als ihm ein Unterhausmilglied vorhielt, daß England mit Cbina einen Vertrag geschloffen habe, wonach England unbedingt verpflichtet sei, die Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit Chinas zu erhalten, die jetzt durch die um fassenden Truppenlandungen der Javaner ge fährdet seien. Herr Grey aber weiß amtlich nichts von den japanischen Truppenlandungen aus chinesischem Boden. Ihm ist nur mit- geteiit worden, es handle sich um 89 Offiziere und 633 Mann. Herr Grey sieht also angeb lich keine Gefahr. Und dennoch ist die Spannung im kernen Osten ams höchste gestiegen. Der Gedanke, daß zu all den Kriegsw'rren und den Kriegs möglichletten. die heute die europäischen Mächte bedrängen, noch ein Krieg im sernen Osten treten tönnte. der ihrer aller Interessen in Mitleidenschaft zieht, hat etwas Verwirren des. Es ist indes anzunehmen daß Juanschikai, ein Meister in der Führung von Verhand lungen. noch einen Ausweg finden wird. Er weiß, was bei der heutigen Weltlage der Krieg sür China bedeuten würde. Er kennt die eigene militärische Schwäche und die Stärke des Gegners, er weiß, daß d eier be reits sechzigtausend Soldaten auf chinesischem Boden gelandet hat, und daß eine Flotte be reitsteht, vor Taku und nor der Jangtse mündung zu erscheinen. Er weiß, daß die Mächte, von denen er Beistand gegen den Bedränger erwarten könnte, heute mehr denn je durch ihre eigenen Sorgen auf den europäi schen Schlachtfeldern in Anspruch genommen find, und daß die einzige Macht, die ihnen Helsen könnte, Amerika, nicht den kleinen Finger rühren wird. Bei einer Betrachtung der Lage darf man nickt übersehen, daß der japanische Unter händler durck die letzte chinefische Antwort bereits kehr wesentliche Zugeständnisse erreicht hat: China hat, unter gewissen Vorbehalten allerdings, allen japanischen Forderungen über die Halbinsel Sckantung, die Mandschurei und die Ostmongolei zugestimmt und damit schon einen ungeheuren Teil seines Gebiets der politischen und wirtschaftlichen Ausdeutung durch Japan überantwortet. Es hat den Forderungen, die den Japanern die Serrschait über das zukunftsreiche wichtige Kahlen- und Eisengebiet am mittleren Jangtse sichern, zu- yestimmt. Es hat sich ferner verpflichtet, keine Häfen oder Inseln mehr an irgendeine fremde Macht abzutreten. Adgelehnt worden find eigentlich nur die For derungen. die China nickt annehmen kann, weil es anderen Mächten gegenüber vertragsbrüchig würde (Bahnkonzeisionen im Jangtsetal) oder weil deren Annahme den freiwilligen Verzicht auf die eigene Souveränität bedeuten würde tallgemeine Anstellung japanischer Na'gcber und die Erteilung eines japanischen Vorrechts auf Arsenale und Munitionslieieiungen). In seinem Widerstand gegen die das Jangtsetal betreffenden Forderungen ist China natürlich auch von England ermuntert worden, und die englische Presse hat es an freundschaftlichen Mahnungen nach Tokio nicht jehlen lasten. Japan hat sich indes in seiner ganz eigen artigen Auffassung des Bündnisvertrages nickt irre machen lasten und bleibt dabet. daß sein Vorgehen weder die Unabhängigkeit Chinas noch die fremden Interessen beeinträchtige. So müssen also England und die Ver. aalen zusehen, wie Japan die Früchte ihrer mbrelangen Mühen pflückt, denn es ist selbst verständlich, daß Japan so oder so eine Er füllung seiner Forderungen durchsetzen wird. In Japan ist man denn auch überzeugt, daß kein kräftiges militärisches Awtreten nötig sein wird. Eine bloße Kundgebung zu Master und zu Lande genügt, um das von aller Welt verlassene China zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Möglicherweise warten die chinesischen Staats männer auch nur auf den Augenblick, um mit tragischer Gebärde der Welt verkünden zu können: Wir sind nur der Gewalt gewichen. China wird besiegt. England aber in Wahr heit der Unterlegene sein. Die Geister, die es zum über all auf Kiautschou rief, kann es nie wieder bannen. verschiedene Uriegsnachrichten. Von dermil.Zensurbehörde zugelastene Nachrichten. Vierzehn Fischdampfer in zwei Tagen versenkt. Der »Nicuwc Rotterdamsche Courant^ meldet aus London r Insgesamt wurden am Sonntag neun nnd am Montag fünf eng lische Fischdampfer, die der Marine eingc- rriht waren, zerstört. Ein anderer Dampfer ans Hull, „Portia", entkam der Verfolgung durch ein deutsches Unterseeboot. Der Kom mandant eines Unterseebootes erklärte, daß er seit dem A. d. Mts. Schiffe im Werte von 180000 Pfnnd (über 3 Millionen Mark) vernichtet hätte. Der englische Bormarsch in Belgien. Die .Times' schreiben in einem Leitartikel: Die Deutschen rückten noch näher nach Ipern vor. D» tatsächliche Gewinn der Deutschen an Gelände ist nickt groß, aber es ist richtig, daß die besetzten Plätze seit vielen Monaten umstritten waren und daß ihre Besetzung den Feind näher an Ipern bringt. Jeder Laie weiß, daß der Abhang bet Ipern ein be sonders gefährlicher Punkt in der Linie der Verbündeten war. Wir freuen uns, daß die Linie günstig ausgeglichen ist, denn die Schwierigkeiten, sie unter den in letzter Zeit gegebenen Bedingungen zu halten, hatten sich seit einer Woche sichtlich vermehrt. Das Reinergebnis des vierzehntägigen ver zweifelten Kämpfens und die Veriustlisten be zeugen tedock, wie furchtbar der Kampf war und ist, und daß wir gegenwärtig weiter denn je von dem Vormarsch in Belgien sind, den unsere Soldaten ersehnen. Bulgariens Freude an Rußlands Niederlage. Zu dem letzten Siege der österreichisch-un garischen und der deuticken Truppen in West galizien sagt das angesehene bulgarische Blatt .Kambana': Endlich mögen auch die Russen- freunde sehen, daß das ö lerretchisch-ungarische und das deutsche Schwert nickt bloß den großen slawischen Unruhestifter zertrümmert, der erwiesenermcwen Bul garien übel wollte, sondern daß es zugleich auch Bulgarien derVerwirklichung seiner Ideale näherbringt. Deshalb sreuen wir uns der Niederlagen, die Rußland erleidet, und der Siege, die Osterreich-Ungarn und Deutschland erringen. Wir sreuen uns, daß unsere Feinde, die Bulgarien 1913 zu grunde richten wollten, geschlagen werden. * Nichts von den Dardanellen! Im Unterhause fragte Lord Charles Beresford, ob Ministerpräsident Asquith angesichts der Er klärung der Regierung, daß jeder Mann und jedes Geschütz sür den Feldzug in Flandern ge braucht werde, sich über den neuen Feldzug gegen die Dardanellen äußern wolle, um die Besorgnisse über seine Wirlung auf die britischen Hillsquellen zu zerstreuen, und ob Schiffe, Munition, Oifiziere und Mannschaften von Flandern nach den Dardanellen geschafft worden seien. A quith lehnte es ab, darauf zu antworten. Eine allgemeine Erklärung wäre jetzt vorzsitiq.— Die Ablehnung jeder Antwort läßt tief blichen. * Schwere Verluste der Verbündeten. Einer Privatmeldung aus Kairo zufolge ordnete General Hamilton an, daß nur ein ganz geringer Prozentsatz der an den Darda nellen Verwundeten und vornehmlich der Leichtverletzten nach Ägypten gebracht werde. Bestimmend hierfür war die Besorg nis, daß die Nachschübe durch den Anblick der Schwerverletzten sich entmutigen lassen könnten. Trotz dieser Vorsicht weiß man heute in Ägypten, daß die austra lischen Truppenteile fast auf die Hälfte zusammengeschrumpft sind, daß Senegaineger und anüere Abteilungen in gleichem Maße gelitten Haven und daß die Gesamtlage der Hamiltonschen Streitmacht unaünstia ist. kriegsereignil le. 30. April. Russische Angriffe im Crawn« und Oportal werden abgennesen — Auf Galli poli fügen die Türken den gelandeten Eng ländern und Franzosen riesige Verluste zu. Ein Landungsoersuch im Golf von Saros scheitert. 1. Mai. Feindliche Vorstöße auf dem west lichen User des Ipernkanals bleiben ohne Erfolg, ebemo die Angriffe östlich des Kanals. Dünkirchen wird weiter von uns mit schwerem Geschütz beschossen. Zwischen Maas und Mosel zersplittern sran-ösische Angriffe. Aut der Westfront verliert der Feind am 30. April drei Flugzeuge. — Im Osten endet das Gefecht bei Sckawle sieg reich sür uns. Die Russen flöchten nach starken Verlusten in Richtung auf Mitau. 2. Mai. Deutsche Erfolge in Flandern, in den Argonnen und zwischen Maas und Mosel. — Der Vormarsch der Deutschen im nordwestlichen Rußland macht gute Fortschritte, unsere Spitzen bewegen sich gegen Mitau. — An der Karpathenfront wird ein starker russischer Stünvunkt östlich des Ostryderges genommen. — Das türkische Hauptquartier meldet die Verwirkung des englisch-australischen Unterseeboots „^o ll". 3. Mai. Großer Sieg der deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen in West- gaitzien unterFührung des deutschen General obersten v. Mackenien. Bon der ungarischen Grenze bis zur Dunajecmündung in die Weichsel wird die rutsilcke Front an zahl reichen Stellen durchstoßen. Die Russen gehen fluchtartig und heilig verfolgt nach Osten zurück. Bei Kalwarja werden die Russen über die Szefzupa zurückgeworfen. Niederlage der Rusten bei Skierniewice unter schweren Verlusten an Toten und Ge fangenen. — In Fandern nehmen die Deutschen das Dorf Portuin. Ein fran zösischer Angriff beim Hartmannsweiler- kovf wird zurückgewiesen. — In der Nord see wird das englische Kanonenboot „Columbia" von einem deutschen Untertee boot zum Sinken gebracht. Ein weiteres O-Boot versenit den englischen Torpedo bootzerstörer „Necruit". — Gefecht zwischen zwei deutschen Vorpostenbooten und be waffneten englischen Fischdampsern beim Feuerschiff „Noordhinder". Ein Fischdampier vernicklet. Eine hervetkommende englische Torvcdobooiszeistörer-Division greift in das Gefecht ein, die beiden deutschen Vorposten boote gehen dabei verloren. 4. Mai. In Flandern erobern die Deutschen die Orte Zeventote, Zonnebeke, Westhoek, den Polygoneveldwald, Nonne BoSschen. — Die Russen werden bei Kalwarja, Augustow und Jedwabno geschlagen. — In der Nordsee Gefecht zwischen deutschen Marinelustschiffen und englischen Untersee booten. Ein englisches Unterseeboot wird versenkt. Deutsche Flugzeuge bewerfen eng lische Kriegs'chiffe im Kanal mit Bomben und beschädigen das Linienschiff „Formi dable". — Auf den russischen Aalandsinsein wird ein Leuchturm in Brand geschossen. 5. Mai. In Flandern erobern die Unsern die Geholte Barchente, Eksternest, Het Poppoije und den Schtoßpark von Herent- bage, die Engländer weichen unter schwersten Verlusten auf Ipern zurück. Im Priester walde scheitern französische Angriffe, im Walde von Ailly nehmen wir den Fran zosen 10 Offiziere und 7ö0 Mann als Ge fangene ab. — Im Osten werden rmsiscke Angriffe auf Rossienie abgewiesen, ebenso bei Kalwarja. Suwalki und Augustowo. — Der Vormarsch der verbündeten Truppen nördlich der Waldkarpathen durchbricht Lie dritte Befestigungslinie der Ruffen, die mit ihrer ganzen Front zurückweichen. — In Flandern rücken die Deutschen am Ipern vor, in Westgalizien dauert der fluchtartige Rück zug der Rusten an. 6. Mai. Die Deutschen nehmen bei Ipern mehrere feindliche Orte. Im Atllywalde werden die Franzosen aus ihrer Stellung geworfen. Auf dem östlichen Kriegsschau platz scheitern russische Angriffe unter großen Verlusten für die Rusten. Die Festung Grodno wird von Fliegern bombardiert. — In Westgalizien versuchen die Nachhuten der Russen vergeblichen Widerstand, die Unseren dringen unaufhaltsam über die Wts-l loka vor und besetzten bereits die Duklapaß- sstaste und Dukla selbst. Polttilcbe Kunölcdau. Frankreich. "Der Pariser Berichterstatter des Berner „Bund" weist auf den tiefen Eindruck hin, den die neueste ungünstige Beoölkerungs- statistik in Frankreich gemacht bat. die sür das erste Halbjahr des vorigen Jahres, also noch vor dem Kriege, einen Überschuß der Todesfälle um mehr als 23 000 über die Geburtensälle ausweist. Bisher hatte man immer einen, wenn auch geringen und stets sinkenden, Geburtenüberschuß verzeichnet. Der Berichterstatter schreibt, die Statistik wirke in diesem Augenblick besonders tragisch, und ang voll fragen sich die französischen Patrioten, wie sich das Land vom Kriege werde erholen tonnen, wenn es nickt einmal die Kraft hat, die Lücken der gewöhnlichen Sterblichkeit aus zufüllen. Italien. * In Berliner diplomatischen Kreisen be steht nach der .Frankfurter Zeitung' keine Gewißheit darüber, ob es wahr ist. was in französischen und einzelnen italienischen Blättern in der letzten Zeit schon mehrere Male und neuerdings wieder behauptet wor den ist. daß im stillen Italien mit Frankreich und dem ganzen Drei verband einig sei. Wäre das der Fall, so könnten die Weileroerhandlunaen höchstens den Zweck eines, aus irgend welchem Grunde noch gewünschten Aufschubes des Krieges haben. Überraschungen im letzien Augenblick seien nickt ausgeschlossen, und bevor das ent scheidende Wort offiziell gesprochen worden ist, könne man hoffen, daß es zu einem Aus gleich u d Erhaltung des Friedens zwischen den bisherigen Verbündeten noch komme. Die Entscheidung trifft natürlich die Leitung der deutschen Politik und unsere oberste Heeresleitung nicht unvorbereitet, man darf beiden zutrauen, daß sie jeden möglichen Fall schon seit langer Zeit in Rechnung ge stellt haben. * Alle englischen Blätter weisen darauf hin, daß Deutschlands Erfolge aus jüngster Zeit, die amsehenerregend aufgemacht l?) worden wären, die Haltung Italiens, das jetzt dickt vor einem Entschluß stehe, leider viel leicht beeinflussen können, zumal jetzt auch der Ausstand in der Syrte einen recht ernsten Umsang annehme. "Reuter meldet aus Rom: Der.Stampa' zufolge habe der Papst einem Besucher gegen über geäußert, es beständen Befürchtungen, daß nun auch Italien am Kriege teilnehmen werde. Er sei aufs tiefste erschüttert bei dem Gedanken, daß dann sämtliche größeren christlichen Völker Eu ropas in den Krieg verwickelt wären. Balkanstaaten. "Nach einer Meldung des.Lokal-Anzeigers' aus dem Haag übermittelte das amtliche ser bische Prcssebureau der englischen Presse einen Artikel der Belgrader Zeitung.Politika', in welchem Italien davor gewarnt wird. dieHand nach rein slawiichen Landesteilen am Adriatischen Meer auszustrecken. Wer immer sich der ser bischen nationalen Einheit widersetze, sei ein Feind der serbischen Rasse. Serbien müsse die Sympathien, die es für Italien hege, aul geben, wenn sick herausstellte, daß die italieni schen Diplomaten nickt nur die Stärlung ihrer rechtmäßigen Interessen verfolgen, son dern auch die Interessen des Ballans durch einen Angriff gegen Serbien schäoigen wollen. Vas seltsame spickt. 5j Erzählung von E. Frhr. v. Skarfegg. cgo«!r?ung.> Nack einer Weile fragte der Inspektor: „Hat Ihnen Baron Mons anvertraut, ob er f nur durch das Ungewöhnliche der Erscheinung beunruhigt wird oder bringt er bas rote Lickt mit andern Vorgängen in Verbindung?" Dr.von Bergheim zuckte die Schultern! „Ich weiß es nickt." sagte er zögernd, „ich glaube, daß er ganz bestimmte Vermutungen hin sichtlich der seltsamen Erscheinung hat." „Ja, hat denn nun der Baron oder haben Sie, Herr Doktor, nicht den Versuch gemacht, wenigstens zu ergründen, wie dieses seltsame Licht zustande kommt?" „Aber selbstverständlich! Wir beide haben unsere Diener inS Vertrauen gezogen —" „Das war unklug," entfuhr es dem In spektor, „aber es läßt sich nun nicht mehr ändern. Bitte, berichten Sie weiter." „Sie müssen sich die Lage meiner Grund stücke vergegenwärtigen. Es dürste Ihnen bekannt sein, daß von der breiten Seeprome- nade die Hauptstraße bis an den Gebirgszug führt, etwa in ihrer Mitte zweigt die Neue Straße ab und führt fast schnurgerade eben- savr bis zum Gebirge. In diesem Dreieck, das heißt also, begrenzt vom Gebirge, von der Hauptstraße und der Neuen Straße, liegen meine sämtlichen Villen. DaS Hau», in dem wir uns befinden, liegt an der Hauptstraße, die Villa „Margarete", die der Generalkonsul Söthe bewohnt, liegt an der Neuen Straße, Wid die Villa „Traunstein", in der Baron MonS kein Leim hat, lehnt sich unmittelbar an das Gebirge. Mitten in diesem Dreieck, auf einer kleinen hügeligen Tannenschonung, erschien nun das seltsame Lickt, dergestalt, daß man es wohl von allen drei Häusern, nicht aber von der Straße aus sehen konnte." „Auf dem von Ihnen soeben geschilderten Grundstück liegt kein anderes Haus?" „Nein! — Dock ja! Dort, wo die Neu- Straße in das Gebirge führt, habe ich vor mehreren Jahren ein kleines Terrain ver kauft." „An wen?" „An den Beauftragten eines Petersburger Bankhauses." „Und der hat es bebaut?" „Gan; recht." „Und bewohnt es auch jetzt, nickt wahr?" „Nein, das kleine Gebäude im Schweizer- stil ist in dieser Saison an einen Grafen Feldern vermietet." Inspektor Wellace batte während dieser Zeit einige Notizen gemacht. Jetzt blickte er aus und fragte: „Graf Feldern, was sür ein Adel ist das?" „Ich bedaure sehr, ich kenne leider den Gotha nicht." „War Graf Feldern schon in früheren Jahren hier?" „Soweit ich mich erinnere, nicht." «Und Sie meinen, daß man auch dort von der Villa aus das rote Licht hätte beobachten können?" „Selbstverständlich." „Was haben Sie nun mit den beiden Dienern zur Ergründung des Rätsels unter nommen ?" „Wir legten uns Abend sür Abend ab wechselnd auf die Lauer. Wir versteckten unsere Diener tn unmittelbarer Nähe des Ortes, wo das Licht erschien." „Nun und —" „Wir ergründeten nichts. Wir vermochten trotz der Aufmerksamkeit nicht einmal festzu stellen, was da leuchtete, wie es leuchtete, wo durch es entzündet ward und auf welche Weite es verlöschte." „Und Ihnen siel nichts auf? Ich meine das Licht erschien immer regelmäßig?" „Nein, das ist nicht der Fall. Der sonder bare Lichtschein blieb in diesen Tagen aus, wenn Baron Mons daheim war." „Baron Mons hatte aber zuerst das Licht von seinem Hause aus gesehen?" „Allerdings, aber nur das eine Mast" „Sie haben keine Vermutung, Herr Doktor, welchen Zweck das sonderbare Licht haben könnte, denn daß es sich weder um eine Sinnestäuschung, noch um eine Naturerschei nung handelt, davon sind Sie überzeugt, nicht wahr?" „Felsenfest, aber ich kann mir auch nicht erklären, welchen Zwecken das Licht dienen sollte." „Bitte löschen Sie die Ampel." Der Doktor schaltete das Licht aus und Inspektor Wellace trat in das Dunkel der schweren roten Plüschportiere, die das Fenster umrahmte. Hinter ihm stand Doktor von Bergheim. Es mochten etwa zehn Mimten verstrichen sein, der Mond glitt gerade hinter eine schwarze Wolkenwand, als Doktor von Bergheim plötzlich ausrief: „Da, da, setzen Sie!" „Sst, kein Wort, ich sehe alles." In der Schonung, die sich zwischen den Villen dehnte, flammte ein kleines rotes Licht auf. Blitzschnell wandte sick Wellace um. „Zeigen Sie mir schnell den Boden." Doktor von Bergheim griff nach dem Schlüsselbund und eilte dem Inspektor voran, der mit einer TalcheUlaterne den Weg erhellte. Als die Herren das kleine Mansardenstübchen hoch oben auf dem Dack erreicht hatten, ver glimmte gerade in kaum 200 Meter Entfernung das seltsame Lickt. Inspektor Wellace hielt scharfe Umschau. Sein Auge, geübt durch jahrelange Arbeit, beseelt von dem Eifer eines Mannes, der in schier undurchdringliches Dunkel Licht bringen will und gestärkt durch eine ungewöhnliche Energ e, bohrte sich durch die Finsternis. Kein Licht war rings zu sehen und doch ganz von Ferne am Ende der Tannenschonung, dort wo die kleine Villa Sonia stand, die Graf Feldern bewohnte, bemerkte der Inspektor einen schma len, roten Lichtstrei'en. Er wies vorsichtig mit der Sand in der Richtung des Lichtes: „Sehen Sie dort den Schimmer, Doktor? Es ist dasselbe Licht, das eben in der Scho nung autflammte und verglomm." Die beiden Männer stiegen wieder hinab in das Arbeitszimmer des Arües. Als sie sich im Schein der wiederentflammten Ampel gegenüberlaßen, sragte der Jnwektor: f ^.Sie haben keine Räumlichkeiten mehr „Nein, erklärte der Doktor." „Und dennoch muß ich morgen bei Ihnen einziehen. Nur von hier aus kann ich der Lömng des Rätsels nahe kommen. Ich bin mit dem kleinsten Raum zufrieden. Sie wer
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