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Ottendorfer Zeitung : 19.05.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191505193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150519
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-05
- Tag 1915-05-19
-
Monat
1915-05
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 19.05.1915
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Italien am Lckeiäewege. So viel Schlimmes auch Deutschland wäh rend dieses Krieges von seinen Feinden und in neuiralen Ländern nachgesagt werden ist, niemand bat mit einem Schein von Recht be haupten können, daß es aus Habgier in den Krieg gezogen sei. Es tst wahrscheinlich, daß auch England, als es sich zum Helier der russischen Kriegstreiber machte, nicht an Land- erwerb in Europa dachte. Der Grund seiner Politik seit zehn Jahren war Handelsneid und Sorge um seine Seeherrscha t, die es sich allerdings unter Raubzügen in allen fremden Erdteilen aufgebaut hatte. Ave anderen Feinde Deutschlands, abgesehen von Belgien, wurden von Eroberungssucht getrieben: Serbien mit seinem Drang zum Adriatischen Meer, Rußland mit seinen panslawistischen Bestrebungen auf dem Balkan und an den türkischen Küsten des Schwarzen Meeres, Frankreich mit seiner „Wiedernahme Elsaß- Lothringens". Am nacktesten trat die Raub gier bei dem englischen Bundesgenossen in Ostasien hervor. Japan ist im Begriff, China unter seine Botmäßig'e>t zu bringen. Dagegen führen die beiden Bundesgenossen des Deut schen Reiches, Österreich - Ungarn und die Türkei, ebenso wie dieses selbst, den Krieg zur Verteidigung ihrer Lebensinteressen. In den erben Tagen des Deutsch-Franzö sischen Kriegs 1870 war die Haltung des jungen italienischen Königreichs Italien schwankend. Im Volke bestand Neigung, den napoleonischen Lockungen der „lateinischen Schwesternation" zu folgen. Unter dem Eindruck der raschen deutschen Siege bei Spichern und Wörth ent schied sich Viktor Emanuel für Neutralität und hielt ohne Vertrag bis zu feinem Tode Preu ßen — Deutschland die Treue. Das Italien von heute schwankt trotz Vertrag und wird sich vielleicht unter dem Einfluß einer von französischem und englischem Gelds unterhaltenen Hetzpresse für das Wagnis entscheiden, den Sieg seiner bisherigen Verbündeten verzögern zu helfen. Osterreich-Ungarn war bereit, den nationa listischen Wünschen der Italiener freiwillig und als Entschädigung für die mögliche Machterweiterung gegen Serbien und auf dem Balkan im voraus Genüge zu tun. Wer nach einer Erklärung für das Unbegreifliche sucht, daß die Slimmung weiterer Kreise in Italien danach verlangt, das Volk in das Blutbad des Weltkrieges zur Eroberung von Gebieten zu stürzen, die ihm zum größten Teil auf friedlichem Wege angeboten werden, muß auf den Gedanken kommen, daß die Begierde nach Landerwerb noch über das aus nationa listischen Gründen begreifliche Maß hinaus- schweift. Dabei kommt weniger deustch- fprachisches Gebiet in den Alpen und dalma tinische und albanische Ländereien in Betracht, als die Inseln im fog. Dodekanes, die Italien (seit dem Tripoliskriege) nur als Pfand besitzt und die es einer Türkei, die sich im .Kriege behauptet, zurückgeben müßte. Daß den Er werb dieser Inseln Österreich-Ungarn nicht versprechen und Deutschland nicht garantieren kann, versteht sich nach dem mit der Türkei abgeschlossenen Bündnis von selbst. Aber wegen dieser Inseln, die der Drei verband ohne Zweifel versprochen bat, den alten Bundesgenossen in den Rücken zu fallen und den nackten Eroberungstrieb der Japaner in den Schatten zu stellen? In der Tat, man begreift es nickt. In künftigen Verwicklungen würde England italienischen Jnselbentz im Mittelmeers gerade so mißachten, wenn es sein Interesse verlangt, wie es jetzt mit griechischen Inseln gewalttätig verfährt. Fällt die Ent scheidung in Rom wirklich so, wie sie der Dreiverband mit allen Mitteln betreibt, so ist es mit der Großmachtstellung des Reiches Viktor Emanuels vorbei, und es wird selbst im besten Fall zur Rolle des Mohren ver dammt sein, der seine Schuldigkeit getan hat. Allem Anschein nach gewinnen die Friedens freunde, derer Führer Giolitti, Italiens größter Staatsmann, ist, ständig an Boden. Wenn man Kopenhagener Blättern glauben darf, so bat Giolitti die Mehrheit des Parlaments für sich. Uber 800 Kammerabgeordneie und etwa 100 Senatoren sandten eine Adi esse an Gio litti, die ihm das Vertrauen ausürückt. Man darf sagen, daß, soweit die Entscheidung über Krieg und Frieden überhaupt von einem Vas seltsame ?j Erzählung von E. Frhr. v. Skarfegg. cWrtietzunst.i „Unsinn, will er gar nicht haben. Will er Schriftstück aus österreichischer Hand. Weiter nichts." .Verzeihung, aber die Angaben müssen doch einigermaßen zuverlässig sein." .Müssen nicht," brummte Petrowitsch, jetzt schon ärgerlich. „Kann drinsteben was will, nur muß man sehen, daß von Österreicher herstammt. Das ist alles." .Und wenn nun die Angaben eines solchen Planes unrichtig oder gar vollständig irre führend sind?" Petrowitsch griff verzweifelt nach der Wologdanaflasche. Seufzend meinte er nach einem tüchtigen Schluck, den er der Einfachheit halber aus der Flasche nahm. .Ob richtig oder nicht, ist ganz Nebensache. Plan wird bezahlt. Das ist die Hauptsache. Verstehst du nun, Brudderherz. 25 000 Rubel kannst du verdienen, wenn du machst Plan. Schreibst einfach rein, ob Österreich mehr zielt nach der Theorie vom Neigungswinkel oder nach Kuroentheorie." .Ja. aber das weiß ich doch nicht," unter brach ihn Steffanow. .Ist doch egal, schreibst rein, was du meinst, machst Bericht zurecht und Geschäft ist gemacht." Er nahm wieder einen tüchtigen Schluck und wollte aufs neue seine Überredung be ginnen, aber Steffanow ließ ihn nicht zu Worte kommen: Menschen abhängt, diese Entscheidung bei Giolitti liegt. Die Frage ist, ob die Kriegs hetzer und die Schreier der Straße stärker sein werden als er. Vorläufig darf als Friedens reichen gelten, daß das Kabinett Salandra rurücktreten und der Kammer die Enischeidung überlassen will. verschiedene ttriegsnachrichten. Von der mil. Zensurbehörde zugelassene Nachrichten. 201 englische Handelsschiffe versenkt. Im englische» Unterhaus sagte Mac Na- mara auf eine Anfrage nach der Zahl der während des Krieges vom Feinde ver senkten Handelsschiffe: Die Zahl beträgt 201, die Zakl der dabei verlorenen Lebe» 1556. Deutschland bleibt fest. Der ehemalige Staatssekretär des Reichs, kolonialamtes Dernbu rg hat in einer Unter redung erklärt. daß auch die amerika nische Flagge Schiffe, die Munition an Bord haben, nicht vor dem Versenken schützen würde. In England scheint man jetzt nach denklich geworden zu sein, denn dir Cunard linie läßt vorläufig ihre Schiffe nicht ver kehren. V-Boote im Mittelmeer? Einer Nachricht aus Livorno zufolge erzählt der Kapitän des englischen Dampfers „Shenaud- cock", aus New Dort kommend, daß er den Atlan tischen Ozean passiert habe und ohne ZwsschenfaÜ ins Mittelmeer kam, daß er aber am 11. d. M. bei Cap Palos von dem englischen Dampfer „Delta" durch Funkspiuch befragt wurde, ob der Damoser „Shenaudcock" von Torpedobooten be gleitet sei. „Shenaudcock" antwortete ausweichend, worauf „Delta" erklärte, er sei von einem Unterseeboot versolgt. Welcher Nation dieses angebörte, konnte der Dampfer nicht beant worten. Der Kapitän des „Shenaudcock" be fürchtet, daß „Delta" untergegangen ist, weil es ihm nicht gelungen war, bas Schiff zu sichten und durch Funkspruch zu erreichen. * Die Lage im Oste». Obwohl fick die Russen noch immer be mühen, ihre schwere Niederlage in Galizien abzuleugnen, wird es doch immer klarer, daß sie dort den schwersten Zusammenbruch erlitten haben. Wie stark der Voruo'r der Verbündeten war, zeigt am besten die Aufgabe der stark befestigten Nidairont durch die Russen. In England ist man erschreckt über die russische Rieüerlage. Die .Morning Pol' schreibt: Allem Anschein nach hatten die Deutschen nie besseren Grund, einen Sieg zu verkünden als gegenwärtig. Ein eine Woche dauernder Kampf zwang die Russen zurückzugehen. Von russischer Seite wird keitre Erklärung iür diese Tatsache gegeben, außer, daß der Feind die überwältigende Krait schwerer Batterien für sich batte. Der Zu sammenbruch ist so völlig unver ständlich, daß man, wenn nichtamtliche Berichte zum erben Male die schweren Verluste zugäben, berechtigt wäre zu glauben, daß et was, was der Laie nicht versteht, den Mel dungen von diesem augenscheinlichen Unstück zugrunüeliegen wüste. - In Rußland aber rust man nach oen Neutralen. Der ,Rußki Invalid'einmilitänachlichesBlatt, nennt die militärische Technik und das mili tärische Genie Deutschlands erst klassig. Man könne diesem nur die Spitze bieten, wenn die Neutralen die ihnen aus dieser Stärke entstehende Gefahr erkennen und sich Len Verbündeten anjchließen. * Bor den Dardanellen. Nach griechischen Blättermeldungen ist die Lage der Engländer und Franzosen auf Gallipoli wenig befriedigend. Es werden schleunigst Verstärkungen herangeholt, um den andltngenden Türken Widerstand zu leisten. Nachdem setzt wieder die Türten ein englisches Linienschiff zum Sinken gebiacht und ein englisches Schlachtschiff schwer be schädigt. sowie die russische Flotte im Schwar zen Meer in die Flucht geschlagen haben, ist man in Konstantinopel von frohester Zuver sicht erfüllt: Der Feind kann die Engen nicht bezwingen. Deutsche und englische Industrie. Je häufiger sich englische Zeitungen oder führende Männer am Themsestrand über die Kriegsgründe äußern, desto klarer wird es der ganzen Welt, daß ausschließlich die Sorge um den Sieg des wirtschaftlichen Wettbewerbers England das Schwert in die Hand gedrückt bat. Der Siegeszug der deutschen In dustrie ist seit langem in England mit Neid verfolgt worden, und dieser Siegeszug, der Enaland überflügelte und in den Schatten stellte, brachte es schließlich auf die Seite unserer Feinde, um dort systematisch unsere Vernichtung vorzubereiten. Es ist noch gar nicht so lange her, daß kein deutscher Arbeiter mit Werkzeugen arbeiten wollte, die aus deutschem Stab! hergestellt waren; es mußte vielmehr englischer oder amerikanischer Stahl sein. Auf dem Gebiete des Schiffsbaus ferner gab es Zeiten, an die sich das jüngere Geschlecht, Gott sei Dank, nicht mehr erinnert, in welchen auch die preußisch-deutscken Kriegsschiffe aus englischem Schiffvaumaterial erbaut werden mußten, während wir vor dem gegenwärtigen Welt brande selbst Schiffbaumaterial nach Eng and liejerten und erst in den letzten Jahren bei dem Torpedowettbewerbe in Argentinien England aus dem Felde geschlagen baden. Aber nickt allein auf dem Felde der Eisen- und Stahliabrikaiion, sondern auch in der Textilindustrie hat es der Deutsche durch die weitgehendste Anpassungsfähigkeit an den Ge schmack der verschiedenartigen Abnehmer seiner Erzeugnisse, sowie durch einen unglaublichen Fleiß und Eifer verstanden, große Gebiete, die früher unbestritten England gehörten, zum deutschen Absatzgebiete zu machen. Aus dem Gebiete der chemischen Industrie endlich waren wir früher genötigt, Beispiel und Vorbild in England und Frankreich zu suchen, jetzt aber sind wir auf dem Gebiete der pharmazeutischen Produkte, der Farbener- zeugung und der Erzeugung künstlichen Düngers allen übrigen Nationen voraus. Beispielsweise haben wegen Mangels an Farbstoffen zahl reiche Fabriken im Auslande während des Krieges geschloffen werden müssen. Und wie einst die Erfindung des künstlichen Indigos eine deutsche Tat war, so dür'en wir uns in der theoretisch bereits gelungenen Lösung des Problems des künstlichen Kautschuks einer zweiten wissenschaftlichen Ruhmestat von gleicher Größe und Tragweite rühmen. Noch ist freilich infolge der hoben Erzeugungskosten die praktische Verwertbarkeit des künstlichen Kautschuks in großem Maßstabe nicht möglich, doch dürste auch die Hinwegräumung dieser Schwierigkeit durch weitere Forscherarbeit nur eine Frage kurzer Zeit sein. Alle diese Erfolge und Leistungen unserer Industrie aber er? zeugten in England einen wütenden Haß, der an erster Stelle zu der Entfesselung des furcht baren Kriegsbrandes geführt hat, der jetzt die Welt verheert. Doch der Haß macht blind, und wohl nie mals hat sich diese alte Erfahrung deutlicher bewährt als in dem vorliegenden Falle. War es denn für England nötig, die Herstellung günstiger Wettbewerbsbedingungen mr sich auf dem Wege einer Vernichtung Deutschlands zu suchen? Gewiß nicht. Vielmehr war ver nünftigerweise das Heil nur in einer aus richtiger Selbsterkenntnis hervorgehenden Änderung und Besserung der englischen Jndustrieoerhältniffe zu fuchen. England hätte mit feinen veralteten Fabrikattonsmethoden brecken, es hätte sich deutschen Fleiß und deutscher Geschicklichkeit, sowie den wirtschaft lichen Wagemut des deutschen Kaufmanns an eignen. es hätte nach unserm Muster Wissen» sckait und Praxis in fruchtbare Wechsel wirkung setzen, und es hätte endlich, wiederum nach unserm Mu ier, für die Erhaltung oder Neubeledung seines inneren Marktes Sorge tragen sollen. Statt dessen beschwor England ein furchtbares Blutmeer und eine namenlose Fülle von Leid herauf, um mit seinem Kon kurrenten seinen besten Kunden zu vernichten. Denn das war Deutschland tatsächlich vor dem Kriege. Wir empfingen beispielsweise im Jahre 1908 für ^52 und im Jahre 1912 für 660 Mil lionen Mark Waren aus England. Dann kommen in weitem Abstande für 1912 erst die „Exzellenz, bedenken Sie, daß ich eine doppelte Niedertracht begehen würde. Sage ich auch nur einen Teil der Wahrheit, schände ich das Gastreckt, das mir Österreichs Kaiser gewährt hat, lüge ich aber ohne Sinn und Verstand, so betrüge ich Rußland." Petrowitsch hatte nun langsam eine schwere Zunge bekommen, die ihm trotz aller schein«' baren Lebhaftigkeit seiner Bewegungen den Dienst versagte. „Betrügen? Nicht doch, Brudderherz. Kein Mensch wird betrogen, oder meinst du, daß wir in Rußland alle betrogen werden. Gibt jeder, der Geld braucht, solchen Plan ein und betrügt doch nicht. Haben alle betrogen, die reich geworden sind, als wir in der Mandschurei gegen den gelben Teufel Rußlands Ehre und Ansehen in der Welt verteidigten. Be trügen? Brudderherz. das ist ein hartes Wort." Seine Stimme war immer leiser geworden und es schien, als weine er bei den letzten Worten und gleichsam, als wolle er seiner Rührung Herr werden, nahm er die Flasche Wologdana. die er schon nicht mehr aus der Hand gelassen hatte und leerte sie auf einen Zug. Mühsam erhob sie sich dann. „L - l - lass-lassen w—wir Heu -heute Sache sei—fein." Pugatiew versuchte noch einmal, auf ihn einzureden, aber der Alte war nicht mehr für das Thema zu gewinnen. Wankend erreichte er die Tür, Steffanow nahm ihn am Arm. Da richtete er sich auf, und seinem jungen Freunde voll ins Gesicht blickend erklärte er: .In Bett brauchst mich nicht zu bringem wenn du nicht willst ehrliches Geschäft mit mir machen." * * Auf der Terrasse war es menschenleer. Einem alten hier im Bade geheiligten Brauch entsprach es, daß die Teilnehmer an der Fest tafel den Saal nicht eher verließen, ehe nicht der Ranghöchste das Zeichen gab. Der Rang höchste war aber seit einigen Wochen Fürst Michael Michalowitsch, der Mann, von dem man sich in die Ohren raunte, daß ihm nicht nur halb Moskau, sondern auch ein großer Teil der Ländereien in der Narewniederung gehöre. Ais Graf Keraucht den Saal verlassen hatte, war man allgemein erstaunt, das jemand es wagte, mit dem alten Brauch zu brechen. Nur einer im Saals wandte dem Japaner besondere Aufmerksamkeit zu. Das war Graf Feldern, der mit Freiin von Heiner in der angenehmsten Unterhaltung mit noch mehreren andern Herren am großen Spiegel stand und so den Japaner den Saal ver lassen sah. Ein jähes Erschrecken ging über seine Zügu. Wenige Minuten später entschuldigte er sich, um angeblich eine unaufschiebbare Korre spondenz zu erledigen. Ais er draußen auf der Terrasse stand, war es mit seiner Selbst beherrschung zu Ende. „Was war das?" murmelte er. „Wie kommt dieser Unglücksmenich gerade in diesem Augenblick hierher? Gerade jetzt, wo ich am Ziele zu sein glaubte?" „Ich habe Sie erwartet," hörte er da plötzlich neben sich eine leise klingende Stimme. Ver. Staaten mit 434 und Frankreich mit 330 Millionen Mark. Was aber endlich die Blindheit des Hasses und elenden Neides, der England in diesen Krieg oegen uns hinein gestürzt hat, aufs deutlichste dartut, ist die gänzlich falsche Sckätzung, in der das englische Volk über das Kräfteverhältnis zwischen ihm und uns vor dem Kriege befangen war. Wer erinnert sich nicht der prahlerischen Redens arten, wonack man unlere Flotte, noch bevor die Kriegserklärung in Berlin bekannt gegeben wäre, bereits in den Grund gebohrt haben würde! Und nun? Der Fall der „Lusitania" hat es soeben wieder bewiesen, daß es mit der englischen Seegeltung unaufhaltsam ab wärts geht. Der Haß hat England mit Blindheit geschlagen. Es wird die bitteren Früchte dieses Hasses bald in vollstem Maße ernten. I^riegsereigml le. 7. Mai. Der als Hilfskreuzer ausgerüstete Riesendampfer „Lusitania" der englischen Cunard-Linie wird torpediert und sinkt. 8. Mai. Der englische Zerstörer „Maori" wird durch deutsche Küstenbatterien vor Zeevrügge in Flandern zum Sinken gedrückt. — J-r den Vogesen sckeitern französische Vorstöße unter starken Verlusten für die Franzosen. - Beim Vormarsch gegen Kurland nehmen die Unsern den festen russischen Haien Libau. 9. Mai. In Flandern nehmen die Deutschen die Orte Freyenverg und Verlorenhoek. Französische Angriffe bei der Lorettohöhe scheitern. — Unsere Ostarmee erbeutet große Kriegsvorräte in Libau. zerstört die Bahn Wilna-Szawle, vernichtet ein russisches Bataillon und nimmt zahlreiche verlprengte Ruffenabteilungen gefangen. Angriffe der Russen gegen unsere Stellungen an L« Pstica werden abgeschlagen. — In West- galizien wird der wochenlang von den Russen verteidigte Brückenkopf Zalee cyki genommen. — Englische Flottenabteilungen bekämpfen sich im Nebel selbst und bringen sich gegenseitig schwere Verluste bei. Das Schlachtschiff „Superb" sinkt. „Warrior" und „Lion" wxrden stark beschädigt. 10. Mai. Kaiser Wilhelm ist auf dem galizi schen Kriegsschauplatz eingetroffen und hat Geiechten der 1. preußischen Gardedtoi ion beigewohnt. — Bei Nieuport und in Flan dern Fortschritte der Deutschen. Starke Vorstöße der Engländer und Franzosen südwestlich Lille werden abgewiesen. — Ein deutsches Luftschiff bombardiert Sostkheaü an der OMme Englands. — In Galizien werfen die Unsern bei der Verfolgung die Russen von Stellung zu Stellung zurück. — An der Dardanellenfront werten die Türken Angriffe des Feindes zurück und ver nichten dabei drei seiner Bataillone. 11. Mai. Deutsche Fortschritte östiich Dvern. Südwestlich Lille schlagen wir französische Angriffe ad. — Bei Berry au Bac stürmen die Unsern eine starke feindliche Sieilung. Bei Flirey und im Priesterwalde hat der Feind schwere Verluste. — Ein Versuch der Russen in Galizien, die Verfolgung der Unsern zum Stehen zu bringen, scheiterte gänzlich Die russischen Linien werden durchbrochen und der Feind hat schwerste Verluste. Die Verfolgung geht weiter. 11. Mai. Die russische ScklackHinie in Galizien wird bei Debica durchbrochen. Die Russen ziehen ihren Südflüget in Russisch-Polen zu rück. Die befestigte Nidairont wird von ihnen geräumt. Ein russischer Gegenangriff bei Sanok scheitert. 12. Mai. Eine wichtige Höhe bei Dpern wird schottischen Hochländern durch die Unsern entrissen. Dünltrchen wird weiter beschossen. Alle Vorstöße des Feindes brechen unter den schwersten Verlusten für ihn zusammen. Vom Hartmannswetierkopf werden bis auf die Kuppe stürmende französische Alpenjäger wieder heiadgeworien. - An der Bzura in Polen wird ein russisches Bataillon beim Versuch der Flußüberschreitung vernichtet. — Zwischen Karpathen und Weichsel schreitet die Verfolgung der geschlagenen Russen fort. Die verbündeten Truppen über schreiten den San zwischen Sanok und Dynow. Mühsam verbarg er sein Erschrecken, aber seine sonst so sichere Stimme zitterte, als er fragte: .Si« haben mich -rwartet? Ich wüßte nicht, wie Sie wissen konnten, daß ich hierher komme." Ein seines Lächeln umspielte die Lippen des Japaners. „Ich wußte es," sagte er nur, aber eine tödliche Feindseligkeit lag in dem einen Wort. Dann aber fügte er verbindlich hinzu: „Wir werden ein wenig in den Park gehen, denn ich nehme an, daß Sie Wert auf eine ver schwiegene Zwiesprache legen." Graf Feldern antwortete nicht, aber er ging die Stufen hinab, Lie zu Lem weiten Park führten. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen. Es war, als wollte der Japaner den andern in Ungewißheit des Kommenden lassen. Feldern seufzte tn Oualen auf. Endlich fragte Kerauchi: „Welche Genug tuung wollen Sie mir geben?" „Was verlangen Sie?" „Man bezahlt bei uns in Japan immer mit derselben Münze," antwortete Graf Kerauchi, „und irre ich nicht, so ist es ja wohl auch ein Grundsatz Ihrer Religion: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll wieder durch Menschen vergossen werden. Er schrecken Sie nicht," fügte er verbindlich hinzu, „ich denke gar nicht daran. Sie niederzu schießen. Aber ich gebe Ihnen eine Frist von acht Tagen -" „Was?" schrie Feldern auf und zum ersten-
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