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Ottendorfer Zeitung : 16.05.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191505164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150516
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150516
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-05
- Tag 1915-05-16
-
Monat
1915-05
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 16.05.1915
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Verschwörung gegen die Türkei. Das Konstantinopeler.Blatt' Tanin dringt die aussebenerregende Mittelung, daß die Polizei Beweise einer Verschwörung größten Umfanges in Händen hat, deren Drahtneher in den Kreisen der höchsten englischen, fran zösischen und griechischen Beamten und Dipw- maten zu finden sind, die sich in Contumac:am zu Tode verurteilter türkitcher Verschwörer be dienten. Au den letzteren zählen der Prinz Sabeheddin. der. noch unter dem Sultan Abdul Hamid, aus der Türkei entflohen, ehemals Jungtürkenführer in Paris war. dann sich mit den Junglürken überwarf und seitdem von Paris gegen das jungtürkische Komitee wühlt, feiner Scherif Pa cha. ehemaliger türkischer Geiandter in Stockholm und Madrid, der ebenfalls seit Jahren in Paris wohnt, wo er e ne hetzerische Zeitschrift gegen die Jungtürken herausgab. dann der Führer der ehemaligen reaktionären Oftizierliga Sadik Bei. sowie eine An-abl verräterischer osmanischer Griechen und Mitglieder des armenischen revolutionären Komitees Hinschak. Sitz der Verschwörung ist Athen, die dor tigen Leiter sind der englische Gesandte Elliot, der bisherige Ministerpräsident Venizelos und der vor kurzem aus dem Amte geschiedene griechische Gesandte in Konstantinopel, Panas. Mitglieder in Athen sind der Attache der griechischen Ge sandtschaft Bukas, der Archivar dieser Ge sandtschaft Nlcolaides und eine Menge mit encüifch-französischem Celde bezahlter Personen. Zweck der Verschwörung war der Sturz der türkischen Regierung. Zerstörung der Flotte, Ermordung der deutschen Osstuere und der mühelose Einzug in Konstantinopel. In den Händen der Polizei befindet sich die bereits aufgestellte Liste des neuen Kabinetts unter Scherif Pascha, der angeblich schon Groß wesirsuniform für sich bestellt hat. sowie ein Verzeichnis der neu zu ernennenden Beamten. Vielleicht wäre der Plan geglückt, wenn nicht ein Mißgriff hinsichtlich des in Aussicht genommenen Palizeidirektors erfolgt wäre. Gerade vieler hat den Plan mit den Beweisen nunmehr der Polizei übergeben. Daraus ist auch ersichtlich, daß der englische Kriegsminister Lord Kitchcner aus den Kops eines bestimmten türkischen Ministers zwanzigtausend Pfund ausgesetzt und dem Offizier, der das Zeichen zum Aufruhr in Stambul geben sollte, zwanzigtausend Franken versprochen hat. Da es sich hier nm dokumentarisch fest gelegte Tatsachen handelt, kann man sie ein wenig eingehender betrachten. Da fällt denn zunächst das Rüstzeug unserer Feinde aut: Hinterlist, Verrat, Prämien auf Mord und andere solche Dinge, die das zioiliaerte Eng land sür durchaus einwandfrei hält. Man bat sich ja auch in Christiania nicht gescheut, unter Verletzung Ler Neutralität dieses Landes einen Anschlag auf daS Leben des irischen NationalistcnführerS Sir Roger Cafe» ment ins Werk zu setzen, und erb auf einen nicht gerade zarten Wink der norwegischen Regierung ist der ehrenwerte englische Ge sandte, der den Mörder dingen sollte — im Auslage des Herrn Grey — abberufen worden. Ja, Englands Methoden sind ehrenwert! Arme Schlucker mit gleißendem Golde be rücken. daß sie ihr Vaterland verraten, wie in Indien und Agyplen, wenn es not tut, den Ehrgeiz unbeslochener Herzen titzeln, wie man es mü Herrn Botha in Südafrika machte, und endlich, wenn aller andere nicht ver schlägt — einen Mord! Und die Regierung, die schamlos solche Ränke spinnt, die Menschen leben mit zyni cher Roheit und mit der Un bekümmertheit eine- asiatischen Despoten ver» fchachert, wagt es, Deutschland vor der Welt des Barbarentums und der Brutalität an.u- klagen, weil wir uns nicht in daS Res des sauüeren Aushungerungc planes verstricken ließen, das gegen das Leben von 60 Millionen Wehrlo en gerichtet war. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht. England ist bereits ge- ri-b'ei ^>er Ur«ei'^priich mi'd pS v-rw-^ten. verschiedene Uriegsnachrichten. Von der mil.Zen'urbehörde zugelassene Nachrichten. „Ungezählte deutsche Truvvcn." Dos Londoner B alt .Daily News" ver öffentlicht folaende Meldung aus Petersburg: Die Schlacht am Dunäjec übersteigt an He tigkeil alles Dagewesene. Die Deut schen führen ungezählte Truppen ins Feuer: weitere Verstärkungen kommen fortgesetzt an. Die russisch eZnjanterie weicht etwas zurück. Die deutsche Ostseekontrolle. Kopenhagener Blätter berichten: Der dänische Dampfer „Nordsee", der einer Esbjerger Reederei gehört und mit englischen Waren von Liverpool nach Stockholm suhr, wurde kurz vor Kopenhagen von einem deutschen To peüoboot aufgebracht und nach Swinemünde geführt. Es besteht der Ver dacht, daß die Warrn sür ruffbche Häsen bestimmt waren. — Der Kopenhagener Dampfer „Storebelt" wurde in der Nordsee von deutlchen Untersee booten angehalten. Er durfte nach der Prüfung der Papiere die Fabrt fortsetzen. — Der Dampfer „Union" der gleichen Lmie hatte eine ähnliche Begegnung. Der Kapiiän der lchwedirchen -räbre Saßnitz-Trellevorg meldet, daß die Fähr- route ständig von deutschen Untersee- booten kontrolliert würde. * Zevvelin-Tchrecken in London. Das Rcutersche Bureau berichtet: Zwei Zevveline erschienen morgens 2 Uhr 45 M n. über Southcnv uns LLest- cl ffe und warten im ganzen einige dreißig Bomben ab. Einige Brandbomben ver ursachten eine Anzahl Brände. Soviel bekannt ist, wurden zwei Frauen getötet und eine Anzahl Einwohner verwundet. Eine Bombe wurde auf die Gaswerke abgeworsen, verfehlte aber ihr Z-el. Ein Zeppelin wurde am lrühen Morgen in großer Höhe in der Nachbarschaft von Romsors gesehen, das zwölf Meilen von London ent- sernt ist. Er schien von Southend oder Puisleet zu kommen. Das Luftschiff wendeie kurz vor Rom orS und kehrte nach Chelms ford zurück. Auch üver Greoesend wurde früh morgens ein Lumchiff gesehen. Die Forts eröffneten das Feuer und vertrieben es. * Kein Friedcnsbedürfnis in der Türkei. Von türkischer amtlicher Stelle wird er klärt. daß die französischen Meldungen, wo nach die Türkei zum Abschluß eines Sondeririedens bereit sei, aus Erfin dung beruhen. Die türkische Regierung, die sich auf alle Parteien stützt, ist ihren Bündnissen treu und harrt voller Vertrauen aus den siegreichen Ausgang des Krieges. — Der sranzönscde Oberbe ehlshaver vor den Dardanellen, General ü'Aamade, ist abocrucen worden. Man scheint asto mit seinen „Er folgen" nicht zufrieden zu sein. bnlrülrung m Amerika. Zum Untergang der „Lusitania". Londoner Blätter enthalten New Parker Depeschen, die empörte Besprechungen der amerikonftchen Bläiter wiedergeven. Der New Porter Korre pcmdent der .Eoening News' erklärt, die öffentliche Meinung in Amerika zitiere vor Entrüstung, halte es aber sür unmöglich, daß die Regierung dadurch veranlagt werden könnte, Deuftchtanb den Krieg zu erklären. New Port .Ameiicakn' schreibt: Wenn die Regierung sür die Forde rung der Verteidigung gegen die Deutschen taub bliebe, so würde das Volk sie stürzen und an ihrer Stelle eine Regierung wählen, die tür die Stellung der Ver. Staaten in der Wett Verständnis hat. New Port .World' erklärt, daß der ersteste militärische Vorteil für Deutschland gering sei, dar avcr der mo>a- lische Schaden unberechenbar groß sei. Es würden Jahrzehnle notwendig sein, um die Missetaten Deutfchlands zu vergehen. New i Pork,Tnbuna' lagt, daß es nicht richftgwäre. ! wenn man etwas unternehmen wollte, um den Präsidenten der Republik zu veranlassen, zu VW- lockende Feuilleton wird durch selzende «kqihluu» «nterbrochent Vierte klaffe. Siudentengeschichte von Joseph Swensltzky.*) Ich studierte damals, es find schon reich lich 20 Jahre her. in Bersin, hatte soeben die Ferienzeit n meiner Heimatstadt verlebt und war im Begriff, wieder nach der schönen Residenz des geliebten Vaterlandes abzu» dawp en. .-zwei Studenten gaben mir daS Stzreiwe Geleit zur Bahn. Auf dem Ba> »steig halte ich meinem Koffer stehen. Solche Koffer gibt es heutzutage gar nicht mehr. Das war ein Er 'stück aus anno dazumal« Zeiten, anderthalb Meier lang und dreioiertel Meter in der Breite, von der Höhe ganz zu schweigen! Sein dickes Sohlenleder wies an den Ecken bedenkliche Schäden auf. da es ausmb. a s ob das Ungetüm hungrige Mäuler auiwerrte. Freund Zwiebel sdas war der Kneivname deS jüngeren meiner Bereiter) Halle, nachdem wir einen Ab-chiedtsbopoen gelrunien, bei meinem Reiseioffer Schilüwnche zu sieben. Storch und ich. mit dem Beinamen Mops benamset, gondelten zum Schalter, wo eine Fahrkarte, „zweimal zweiter" K affe nach Berlin erstanden wurde. Ich rückt- mit dem unei« höit hohen Fahrpreis von 670 M^: heraus, wofür mir allrrding» da« eigene Vergnügen in Ausficht stand, reu Personenzug volle zwölf Stunden benützen zu können. Es gibt eigentlich für einen fidelen Studio *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. c nicht leicht ein größeres Vergnügen, als vierter Güte eine Reise zu verüben, wenn da? ver ehrte Publikum wenigstens „einigermaßen" ist. — Damals, al» noch eine erbärmliche Lampe den viereckigen, graugestrickenen Kasten zu er leuchten hatte, als es noch keine Sitzbänke gab und jeder Reisende aus dem Fußboden hocken miFte. wenn er keine Kiste oder tonst war zum Sitzen bei sich batte, damals war so eine Reste noch ein bi-chen romantisch. Wie wir zu Zwiebel zurückkeVrlen, hatte er den Koffer hochkant nestelst, so daß er dahinter verschwand. Das war ein fauler Witz von Zwiebel, der m ch damit erschrecken wollte, als stehe mein geliebter Koffer mutterseelen allein auf dem Bahnsteig. Da lief der Zug in die Halle, pustend und keuchend. Wir nun los! Storch und tch sagten das Ungetüm von Koffer, während Zwiebel meinen Regenschirm und ein Paar St efei, die ich einzupacken vergeßen halte, etwns ungeniert hinierher trug. D e Lerne, die vierter Klage fahren, prügeln sich oeinave um den Vortritt in das Wagen- abteit und sind mit der größten Angst erfüstt, nickt mitgenommen zu werden. Ich aber als „gebildeter" Mensch blieb zunächst im Hinter gründe und Ite^ dem stürmischen „Psebs" sich die Hühneraugen abireten. Und als sich der Schwarm vermu en halte, zogen wir sein säuberlich em. „Vierter." Ich d e vaar Slu en -ur Plattform hinauf mit dem Koffer, wählend Sioich ibn am unter sten Ende fe chteli. Ich wollie gerade in den StaaiSbahnwagen hinein, aber. — das war ein Anblick! Da standen und hockten einge» piercht, wie Gänse, wenn sie im Viehwagen Taien zu greisen, aber der Präsident dürste sich keinerlei Täuschung über den Gemütszustand hinaeben. in dem sich seine Genossen befinden. Wie verlautet, verlangte das Staatsde- parlement in Washina on von der deutschen Regierung einen amtlichen Bericht über die Torpedierung der „Lrststania". Nach den leisten Berichten find 703 Passagiere gerettet. 1447 Menschen umgekommen. Einer der Di- rek/oren der Cunard-Linie erklärte, daß der Untergang der „Lusitania" nur geringe Wir» iung aut die Schiffahrt ausüven werde. Die englischen Reeder seien nicht eingeschüchtert. Die Schiße würden wie gewöhnlich abaehen. unaeachcet wie groß die Zahl der in Grund gebohrten Schiffe auch sein möge. Der Cunard- Dampier „Tranrchlvania" verließ New Port am Sonnabend mit 87-) Reisenden. Nur 12 Reisende waren aus die Nachricht vom Unter gang der „Lusitania" wieder an Land ge gangen. * Stimmung bei den Neutralen. Ganz ungeheuren Eindruck bat die Torpe dierung der .Lusitania" in den neutralen Staaten gemacht. Mehrere Blätier erörtern eingehend die Mögtichkeit eines Krieges -wischen den Ver. Smaten und Deutschland. So schreibt das Kopenhagener Blatt .Poli tiken': „Für Wilson und Bryan meldet sich w- sort die Frage: Kann es mit den Jn eressen AmeriiaS sür vereinbar angesehen werden, einen Krieg mit Deutschland zu beginnen? Wird Amerika in einem solchen Kriege etwas ausrichten können? Deutschland fürchtet offenbar die Ver. Staaten als Feind nicht. Dre Überführung amerikanischer Truppen nach dem Kriegsschauplatz in Nordsrankreich hätte wenig Bedeutung, sür die ameriianliche Flotte Haven Frankreich und England keinen Ge brauch. Falls Amerika die Richtigkeit diefes Ge ichtspunlies anerkennt, wird sür die Uwon unzwestelhait die Versuchung zur Einnahme einer kriegerischen Haltung abgeschwächt wer den. "Außerdem wird auf die amerikanischen Krlegsstimmuugen auch dämpsend einwir en, daß die Union unter ihren Bürgern eine große Anzahl Deutsche zählt. Ein deutsch- amerikanstcher Krieg könnte leicht verhängnis volle Reibungen unter den Nationalitäten in der Union hervorbrmgen. Das norwegische Blatt .Göteborgsposten' schreibt, daß das Ereignis nicht überra chend komme. „Lusitania" gehörte einer seindlichen Nation und war auch ein Hilfskreuzer in der englischen Flotte. Das Unseneeooot war schon zwei Tage vor Queenstown im Hasen gelehen worden: es sei deshalb eigentümlich, daß England nicht die „Lussiania" Hobe durch Kriegsschiffe begleiten lassen, zumal das Schiff einen großen Voriat an Waffen und Goldbarren mit sich nach England brachte. Der Vorsitzende des Reedeioereins in Christiania Ditleo Simonsen erzählt in .Aftenposten', daß der Holzexport mit den Segetichiffen von Norwegen noch England nach dem letzten Ereignis in der Nordfee am» bören solle. Die Kriegsversicherung hat die Prämien um 20 bis 100 Prozent für die Nordseesahrt erhöht. Man darf sogen, daß mit Ausnahme der bekannten italienischen Hetzblätter alle neu tralen Biälter sich einer durchaus unparteiischen Beurteitung befleißigen. Was die Entrüstung der amerikanischen Blätter an'angt, so können wir durchaus kühl und gelassen bleiben. Wenn Lie Viäller, die ietzt so entrüstet sind, die amt lichen deutschen Warnungen ernst genommen Hüften, anbatt sie zu verspotten, hätten sie die amerikanischen Mitbürger am Leben erhalten können. Aber wer zuiäßt, daß sich harmlo'e Leute auf ein Pulverfaß setzen, hat kein Recht, über das Unglück zu sommern oder gar anderen Menschen Mord und Toftchlag vorzuwersen. An England muß sich halten, wer nach ver antwortlichen Stellen iür den Untergang dieieS R esenschifleS sucht, an die englische Admiralität, die es zulteß. daß ein ihren Kriegszwecken dienendes Munitionischiff zugleich als Passa- aierdampser Verwendung sand. Hält man in Amerika ein solches Verfahren für zulässig? Hat man dagegen keine rechtlichen Bedenken? Lian wird sich in der Wett mit der Tatsache abfinüen müssen, daß unser Unterseebootkrieg mit England wimmer verschärftem Mage jort» gesührt wird. versandt werden, Menschen, von denen man nicht wußte, ob sie nach der Türkei wollten, oder ob sie einer Räuberbande angehörten. „Na, man immer rin." rief mir der vorderste Kert. der eine unglaublich rote Nase hatte, grinsend entgegen. „Jawoll, komm sich man rein in die gutie Stubbe," rief ein anderer, „hier is sich noch Plas an de Decken, da hängen wir sich dir uff." Ein schallendes Gelächter von allen Seiten. „Storch, zieh den Koster zurück, hier sind Banditen drin," ries ich meinem Freunde aus geregt zu. Und wir trotteten mit meinem Erb» loffcr w eder los. „Na. meine Herren, wo falls hiniehn?" fragte uns der Schaffner, ein Spree-Athener reinsten Wassers. „Berlin, vierter." „Ja, wissen Se. mit vierter ?s das sone Sache. Ick stöbe, da wer'n Se noch am besten in 'n Viehwagen uffsehoben önd." „Machen Sie keine Sachen." „Wat is zu machen? In Alexandrowa hob'n wer de ruifilüen Auswanderer jekriegt, die nach Amerika woll'n und hier war ooch 'n Andrang, der nich von Pappe war. Warum sind Se nich irieher lekommen? Wer zuerst kommt, malt zuerst, det is immer so." „AVer. Herr Oberschastner. Sie können doch nicht verlangen, daß ich in 'n Viehwagen..." „Na, wenn Se alleene objondeln. denn kennten Se am Ende dritter in leisen, det käme Helte nich io genau druff an." Nun wir Drei mitsamt dem großen Koffer hinter dem Schaffner der. der mir ein ganz leeres Abteil anwies, in welches tch hoch ge« Polüifcbe Kunälckau. Deutschland. "Bei der Ersatzwahl zum preußi schen L.andtag im 7. schleswig-holsteini schen Wahlkiei e (Eckernförde) wurde Henne» bero-Hokenbolm (kons.) ,ür Graf Reoenilow gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht aus gestellt. Österreich-Ungarn. *Das .Neue Wiener Tagblatt' und die ,N ue Freie Presie'besprechen die teil Monaten sich steigernde Agitation und Stimmung in Italien gegen Ost erreich-Ungarn und auch gegen Deutschland. Sie weisen aus den großen Ernst der Lage hin, d e sich in den Beziehungen zwischen Jtalien und den verbündeten Kaiserreichen entwickelt! habe. Beide Blätter sprechen trotzdem die Erwartung und Hoffnung aus. daß es der italienischen Regierung gelingen möge, der gesährlichen gegen die Zentralmächte gerich teten Bewegung zu widerstehen und Jmlien den Frieden zu erhalten. *Jm ungarischen Abgeordnetenhaus er klärte Ministerpräsident Graf Tisza bei Er örterung der Ernährungsfrage, daß die Regierung mit der Frage der Sicher stellung und Verwertung der nächsten Ernste sowie mit allen wichtigen Problemen beschäftigt lei, die damit zusammen» hängen. Diese Aktion werde in kurzer Zeit eingelritet. Nachdem bereits früher das Verbot eines Vorverkaufes der Brotirüchte erfolgt sei, werde die Regierung sür Be« friediaung des Kreditbedarfes der Lyndwirte Vorsorgen, der sonst aus dem Vorverkauf der Ernte gedeckt wurde. Italien. * In den Beziehungen zwischen Österreich und Italien ist nach wie vor weder ein Anreichen der Verschlechterung noch der Besserung festzu lellen. G olitti hat in Rom seine Unterredungen mit Abgeordneten und mit der Regierung aulgenommen, und man wird mit der Vermutung nicht seht gehen, dar einige Tage verstreichen lönnen, fbis diese Beiprechungen die Lage nach der einen oder anderen Seite geklärt haben. Auch die tia» tienische Regierung wird wohl nunmehr fest zustellen wünschen, wieweit die Kammer ihre Enftchlüffe, seien sie kriegerisch oder friedlich, guthetßen will. Rusiland. *Jn der .Blrsctiewija Wjedomosii' richtet Graf Soionow einen dringen Mahnruf an die Serben, sich über die italienftchen An sprüche auf Dalmatien nicht allzusehr aufzu regen und dem Zwange der Umstände nach zugeben. In d m gegenwärtigen Augenblick handle es sich nur um das Problem. Öfter- reich und Deutschland nrederzu- werfen, was ohneBeihilfeJtaliens nicht möglich sei. Denn nur wenn Italien emgreife, würden auch andere Staaten mit- geben, und es sei eine gründliche Änderung der Lage zu erzielen. Die kostbare Jmer- oention Italiens aber müße erkauft werden, weshalb die Serben gegenüber Italien nicht knaufern möchten. Balkanstaaten. *Jn den letzten Tagen wurden in Athen mehrere außerordentliche Minister» sitzungen abgehalten, die sich, wie ve>lautet, mit der auswärtigen Politik beschäftigten. Das Ergebnis die er Beratungen liegt bis jetzt nicht vor, ist aber nächstens zu erwarten. Asien. *Es verlautet in Tokio, daß China als Bedingung seines Nachgebens folgende Gegenforderungen an Japan ge» stellt hat: Elstens die Au'nahme des lapant» schen Versprechens der unbedingten Zurück gabe Krautschous in ras Verband« lungSprowkoll, zweitens: China verlangt, daß Japan sich verpflichtet, allen Chinesen, die durch den Krieg Schaben an Gul und Mut erlitten hätten. Enftchäüigungen zu zahlen: auch vieles Versprechen joll in das Protokoll ausgenommen werben; drittens: China ver langt von Japan das Versprechen, das China nach dem Kriege an der Friedenstonserenz teiinehmen dürfe. Es verlautet, daß Japan die Forderungen ohne werteres ab gelehnt hat. hobenen Hauptes, mit dem Empfinden eines Krösus einstieg. ES kostete nicht geringe Mühe, das Unge tüm von Koffer hineinzubekommen, aber ihn auf daS Geväcksach nach oben zu bugsieren, war vergebliche Liebesmüh. Deshalb stellte ich ibn terzengerade mitten in den Gang, als der Z rgführer vordeiging und einen Blick iu das Abteil warf. „Ja. aber hören Sie mal. das ist avev alles, was sein tann. Sie können doch selbst verständlich die Kiste nicht mit ins Abteil nehmen, die geben Sie natürlich mal ge fälligst aui." „Erlauben Sie," erwiderte ich, „das ist ja gar keine Kiste." „Das ist ganz egal, sür solche klobigen Koffer müssen Sie tick einen Wagen cxlra nehmen. Afto steigen Sie mal schleunigst aus, sonst können Sie noch hierbleiven." „Na, Storck, denn faß mal an!" Ich sagte es resigniert, aber doch in der Hoffnung, end lich zur Rube zu kommen. — Wir keuchten mit dem Koffer nach der Ge- päckabsertigungSstelle, allwo man mir den Rat gab, nächstesmal früher zu kommen, Sa ich gewärtig fein könne, den Zug zu ver- säumen. Der Koffer wurde gewogen. „Eins Berlin, Ostbahnhos 63!" rief der Gepäckträger dem diensttuenden Beamten zu. Ich erhielt den Gepäckschein und Fahr karte. „Nun beeilen Sie sich aber, daß Sie hin kommen, sonst geht Ihnen der Zug vor der Nase ab!" Ich war im Begriff, diesem wohlgemeinten
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