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Ottendorfer Zeitung : 09.05.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191505098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150509
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150509
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-05
- Tag 1915-05-09
-
Monat
1915-05
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 09.05.1915
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insbesondere in seinen Folgen von ganz un- Fragen, Probleme und Rätsel er im weiteren V. v. unler«ucken «ein. entzogen werden muffen. Es ist nämlich doch so. daß nicht unmittelbar nach dem Friedens- lästuß unser Wirtschaftsleben sofort wieder das gewöhnliche Getriebe zeigen wird; es ist vielmehr mit Sicherheit anzunehmen. daß mit dem Zmnäfluten grosser Mengen von Ar beitern der Markt nickt sogteich für sie alle Verwendung haben wird. Ist damit fckon für die Gesunden eine sch vers Ke ahr verbunden, so wird sie zur äußersten Notlage bei den Invaliden, bei Der Lieg nack äem Kriege. Es ist bereits setzt bei «ns allen zur unum- stö licken Gewißheit geworden, dah der Krieg, der uns von grausamen und hinterlistigen Feinden aujgezwungen worden ist, nicht nur die ganze dtplomattiche Welt verwandelt, nicht nur in semer Entwicklung, durch seine Ausdehnung und durch die Art seiner mannig- sacken Mittel etwas in der Geschichte Un erhörter geworden ist, sondern auch, daß er Kritische Lage in Montenegro. Nach Züricker Blättern wird dem Pariser .Temps' au' Cetime gemeldet, die auS alten Teien des Landes emlamenden Nachrichten besagen übereiniiimmend, daß die Lage der momenegrinstcken Bevölkerung imolge des Krieges von Tag zu Tag schlimmer werde. Besonders in den Gegenden, welche durch die österreichischen Truppen besetzt gewesen teien, mache sich eine riebensmilleiieuerung und em Lebensmittelmanget reckt lühlvar. Imolge der ununterbrochenen Ausfahrten dec ö er- reichiicken Flotte ist die Verproviantierung des Landes vom Meere her nahezu unmög lich geworden. Tausende von Familien, die sich auS Bosnien und der Herzegowina nach Montenegro geflüchtet haben, liegen nun der Regierung zur ^ast. Die österreichischen Verlaute au werfen wird, wer, in welcher Weite die Umgestaltung der Welt sich weiter voll ziehen wird. Wir wissen nur alle eines: daß wir zu jedem Opser entschlossen sind und daß wir noch zu groben Opiern gezwungen sein wer den. Selbstverständlich muß dabet zuerst an die kostbaren Menschenopfer gedacht werden und nickt nur an irne, die mit ihrem Tode die Heldengemelnschast und die Treue zum Vaterlande besiegeln, sondern vor altem auch an jene, die heimkehren aus dem blutigen Ringen, geschädigt in ihrer Gesundheit, be schränkt in ihrer Arbeitssähigleit oder gar ihrer gesunden Gliedmaßen zum Teil beraubt. Es kann nickt ott und ernst genug hervor gehoben werden: das Problem der Invaliden- btlte ist schon setzt da» bedeutsamste, dessen Lösung der Weltkrieg neben dem Siege von uns heilcht. Wir haben weltgeschichtliche Waffentaten vollbracht, haben einen finanz- und wirtschauriechmschen Sieg ohnegleichen errungen und müssen nun das dritte glorreiche Weik vollbringen, den Sieg nach dem Kriege, den Sieg der Kultur, die Versorgung der Invaliden. Wie zur Teilnahme an dem heiligen Kampfe, io ist auch zu dieser Ausgabe die ganze Nation beru en. Kein einzelner keim Gesellschaft und Genossenschaft, kein Einzel staat kann diese Ausgabe allein lösen, ebenso wenig wie das Reich. Die selbstverständliche Dankbarkeit der Nation gegen ihre Hstden muß hier ein Werk schaffen, das sich in Ittner Einzigartigkeit den Waffenlaten uns'ier Truppen an die Seite stellen kann. Aut dem Wege zur Lösung dieser Aufgabe gibt die (setzt bei R. Fed-rn in Leimig erschienene) Denkschrift der Deutschen Gartenstaotgesell- scka t außerordentlich wertvolle Fingerzeige. Mit Recht schreibt die Hobe Schüben,! der Geiellichaft, die Kronprinzessin des Deutschen Reiche« in einem die Denkschrift einleitenden Geleitwort . .Möchte doch unser ganzes Volk den segensreichen Bestrebungen der Gesell schaft tatkräftige Hilse zuteil werden lassen." Mit tie em sittlichen Ernst, der auf die Verborgenheiten des ganzen Problems hin wein, der mit Sachlichkeit und aus einem un erbittlichen Verantwortlichkeitsgetühl als Nebeimagen prüft, wird hier zunächst der fatale Gedanke bekämpft, als sei die aanze Frage der Invalidenfürsorge eine bloße Geld frage, al« hänge ihre Lösbarkeit in erster Lmie von den finanziellen Opiern ab, die der einzelne, wie Gesamtheit. Staat, Reich und Kommunen zu bringen in der Lage und ge- w llt seien. Mit ehernem Griffel sollten die Worte der Denkschrilt iedem ins Bewußtsein gemeißelt werden: .Wollen wir die Leiden des Kriege« in ihren Quellen lindern, so müssen wir unser allgemein menschliches Ge fühl in Helle klare Gedanken hineinzwingen und nicht daS tun, was uns am bequemsten und sympathischsten ist, was uns am meisten liegt und Besriedigung verschafft, sondern daS, was cie, denen wir Helsen wollen, am besten in den Stand setzt, sich selbst zu Hellen und unlerer Hilse möglichst bald zu em wachsen." DaS Ziel, sür 0a« sich die Denlickrut ein- setzt, ist die Schaffung von Siedlungen sür Invaliden in organischer Verbinoung mit Gartenstädten, von Siedlungen, die mit Werthöien verbunden sind und die in jeder Beziehung ein wahrhaites Heim darstellen. Wenn auch ohne weitere« zugegeben werden muß, daß dieie Lömng nicht sür alle Jnoaliüen die mögliche und notwendige sein wird, so_i«t doch sicher, daß sie sur ihren größeren Teil die ideale Lösung dariiellt. Vor allem halt sie an dem Grundsatz test, daß alle Invaliden aus ieden Fall der Arbeitslosigkeit schnellstens muh. .Renten allein, und wären sie noch so hoch, geben kein Glück, kein Selb igesühl. leine Lebensfreude," sagt die Denkschrilt; daS Ziel müsse sein. daS zukunitsnvhe Sireben der In validen zu wecken und ihr Voranko umen auf der sozialen Stulenleiter sicherzustellen, zu mindest aber ihnen das Bewußtsein zu nehmen, daß sie auS dem Kampfe für das Vaterland heimae'ommen sind als Mindertüchuge oder Nutzlose. Es ist das unbestreitbare Verdienst der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft, den Ge danken in eme testumrissene Form gebracht zu Haven, daß die Jnoaliüen nickt das Recht auf Unterstützung, sondern vielmehr daS Recht aus Arbeit und auf ein Heim erworben haben. Inwieweit die F>age zum kleineren oder grösseren Teil innerhalb der Garienstadl- sieü'ungen gelöst werden kann, wird »sich zu Rußland gesteht die Niederlage ein. AuS dem Haag wird berichtet r Die Pe tersburger Meldungen der englischen Blöttcr besagen r DaS Auftreten beScutcuocr neuer fctuvltcher Streitkräfte gegen deu rechten russischen Flügel zwang zu Frontverände- ruugen in den West-arvathen. Mehrere russische Brigaden scheine» vom Gegner um zingelt, dürftrn jedoch versuchen, sich durch zuschlagen. Im übrigen weiß man natürlich nichts von der russischen Niederlage. Im Gegentest. nach rMsi chen Berichten find „die in den Kampf ye- iührten Truppen der Verbündeten ungenügend". Und ein Bericht behauptet sogar: Die KrisaS- handlungen in den Karpathen verlaufen, wie die in Belgien, im Sande. DaS gleiche werde wahr scheinlich auch am Nsemen eintreten. Den unve- jtimmten ösleireichsscy-deutschen Krtegshandlungen siehe gegenüber der gründlich vor veredele, sest ausgeprägte russische Wcke, in den Karpathen und an den Dardanellen festen Fuß zu fassen. Es sei offenbar, daß, wenn ein Gegner schwächer, der andere stärker werde. insbesondere in seinen Folgen von ganz un- d:nen neben der körperlichen Schwäche und berechenbaren Wirkungen sein wird. Wer Gebreckl-ckkrit doch auch mit gewissen Hem- vermöchte beute schon zu sagen, welche neuen : mmrgkrw'änden der S»e!e gerechnet werden Verschiedene Unegsnachrlchten. Vvn üermckZeMurbehärde zugelassene Nachrichten. Strsiffahrt deutscher Kriegsschiffe in der Ostsee. Ein in Geile (Schweden) angekommenes Segelschiff hat dsmeftt. daß der LangSlaer- Levchlturm südlich von Mariehamn amAaianü niedergemonnt ist. Da man kurz vorher zwei igxplvstonen gehört hat, nimmt man an, daß dec Leuchfturm von deutschen Kriegsschiffen in Brand geschossen" worden ist. De Aolands-Jnseln, am Eingang zum Bott nischen Meerbusen der schwedischen Küste vorge lagert, sind russischer Besitz. Bereits vor einiger Zeit war gemeldet worden, man habe dort dem^che KrtegSiHiffe beobachtet. Flieger bewerfen täglich die Städte und Dörfer des Landes mi t Bombe«, wodurch viele Personen gelötet und verwundet werden. — Zudem mache die vor einiger Zeit aus gebrochene Typbusepideniie sürckterliche Fort schritte. Es fehie an Ljpzten und Medika menten, Allgemeine Wehrvffkcht in England. Kopenhaaener Blätter melden aus London: DaS KriegSmininerium fragte beim Verein der Lederindustriellen ,«n, inwieweit sie be gonnen hätten, Frauen in der Leder verarbeitung aus nibilden, da wabr- «cheiniich alle dienst «fähigen Männer in den nächsten drei Monaten zum Mili tärdienst eingezazren werden würden. Die Lederindustriellen, ja heißt eS in der Meldung weiter, sind fickst nicht klar darüber, ob etwa die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht beabsichtigt sei. * Plänkeleien am Suezkanal. Während die Türken am den Dardanellen mit heloenhaftem Mut» ficken LandungSver- mch der Engländer und Franzosen trotzen, schieben sie ihrs Streitmacht, die gegen Ägypten bestimmt ist, langsam aber stetig gegen den "Suezkanal vor. In den letzten Tagen ha >en nach englisch»» Berichten in unmittelbarer Nä ie ivrit Kanals verschiedene Scharmützel en-glftchsr cßameireitsr mit tür- kichen Beomchtunaspostez«: slattge unden.-Die Honnung Engianos, die: Türkei werde den Marsch nach Ägypten nusgeben, war also tkiwensch. KuManäs Tulammenbruck. Preflestimmen Schlackst in Westgalizien. Die holländische Presse widmet den deut schen und östeireichftch-ungcnischen Kriegs berichten, die eure Überraschung brachten, lange Besprechungen. Der „Haager Nteuwe Courant' iragt, whr eS möglich sei, daß io schnelle Fortschritte gemacht wurden, und sagt, das mache die unglaubliche Energie der Menschen und der Industrie mnerteits und die kolossale technische Vollendung der Kriegs- mtfte! anderseits. Beide ergänzten sich. So erreiche man in diesem Kriege Ecsolge. die ans Wunderbare grenzten. Wer ims zuerst zu tun vermöge, sei der anderen Mehler. ,Handelrblad' schreibt i Wie cpwß die Veränderung dec Lage an der galizischen Front ist, läßt sich noch ni t ab eh^.n. Aber m/m kann auS den deutschen und ösierretzchisch-ungar fchen Be richten entnehmen, daß den Russen ein tüchtiger Stoß verletzt wurde. , T y d ' erklärt: Wer fetzt Räderest über die Operationen der oermoni'chen BnrdeS genossen zu vernehmen wün cht. kann sich die Tj uhe sparen, die ormselmen Berichte des rgstsMern Staves -u Rate zu z ehen, die an Unvedei tenah,stt nicht viel den Berichten Ler Franzofen mr i Enr ständer über die Kamp e in Frankreich nackig eben. Der .Nieuwe Rotterdam sche Cou rant'meint: Die lräftiae Offens» >e über den Duna ec, gepaart mit starkem Lgmk in den Kar pathen muß. wenn sie gelinst, die assen zwischen dem llzsokpaß und der Stelle, wo Ist e Iront nach Norden umbiegt, in eine Hecke Lav^e bringen und sie zum Rückzüge nötigen. Sämtliche österreichische Bläkte r heben in Würdigung deS großen Siegest die enge Waffenbrüderschaft hervor und belonen, daß dieser Sieg einen neuen Achchn Hit des Krieges einleite. Das .Neue Wiener Ta blatt' sagt: Der gewaltige Sieg ist oielleick st der wichtigste Ersoig des bisherigen Feldzuges tu Galizien. Die stärkeren Nernen, dir stählerne Ausdauer ent- ichieden das Schicksal Westgali lens. Das Bioit weist aus die erfolgreichste ^sfer fioe Ler deutschen T uppen in Noidwestrußland h tn, die die über wältigende Tatsache verzeichnet, daß die nörd lichste deutsche Armee von Berlin bedeutend weiter enlsernt stellt, als von P etersbura. .Neue Freie Presse' sc hreckt: Es handelt sich zwebellos um eine großari ,j>ze Aktion, deren ganze Größe erst die Zukunft.' erkennen lassen wird. .Reich-post' schreibt: I« der herrlichen Gemeinsamkeit ward jetzi der Sh g erfochten, der mit einem gewaltigen Schlage dl :e Lage in West galizien umlormt. Der Sieg im Raume von Golice ist die militärische Er g änzung der sieg I reichen Karpathenschlacht. Die großzügige Offen» , sive, die aus Westgalizien hervorbricht und zu- f gleich in Ostaalizjen Höbe auf Höge nimmt, trifft mit dem blitzschnellen Vordringen der deutschen Nordmmee zaiammen durch Samland noch Kur land, das große neue russische Gebietsteile dem deutschen Schwerte unterwirft. Der Stimmung aller wirklich Neutralen gibt wohl am besten Hermann Stegemann im Berner,Bund' Ausdruck, wenn er schreibt: Längst erwartet und doch überraschend fiel der große S l lag. Die ruisiiche Front zwischen der Weichsel und dem Karpathenwall ist durch brochen an der Stelle, wo der Schlag die ganze Veneidigungsstellung über den Haufen werfen mußte. Die Verluste muffen sehr groß sein, j Zweifellos sind mächtiges Artilleriemaierial und ' zcchlrsicke Gefangene in die Hände der Sieger gefallen. Die Verbindung zwischen der russischen - und der polnischen Karpäthenfront ist gerissen. Damit ist auch die Karpathenstellung ge Lhroet. Der Durchbruch am Dunajec an sich ist eine vorzügliche, mit der gebotenen Heimlichkeit auf breiter Grundlinie vorbereitete und glänzend durchgeführie Operation großen Stils. Est ist anzunehmen, daß die ruisiiche Heeresleitung nun doch zu einer Neugruppierung schreiten muß, die den Verzicht aut eine Wiederauf nahme der Offensive in sich schließt. Den aus dieser militärischen Lage und der dadurch be dingten allgemeinen potitischen Gruppierung sich eraedevden Folgerungen werden sich auch die nicht entziehen können, die jetzt noch zwischen N-mrälität und kriegerischem Emgreijen zu schwanken scheinen. Politische KurEckau. Osterreich-Ungarn. »Der Finanzminister beabsichtigt, die neue Kriegsanleihe unter ähnlichen Bedingun gen wie die erste zu begeben. Es wird ein fünseinhalbprozeniiger, an fixem Termin rück zahlbarer Typus auch bei der nächsten Kriegs anleihe gewählt weiden. Bezüglich der Lauf zeit der neuen Kriegsanleihe ist noch keine Entscheidung getroffen, doch steht ein Zeitraum von zehn Jahren tm Vordergründe der Er wägung, sodaß die Anleihe im Mat 1625 fällig würde. Italien. *Me der «Bayerische Kurier' berichtet, haben atleGesandten beim Heiligen Stuhle den Auftrag von ihren Regierungen erhalten, auf ihrem Posten zu bleiben, was immer auch kommen möge. Rutzland. * Die Petersburger .Rjetsck' sagt in ihrer Wochenübersicht: Eins gewisse Unruhe ver« Ursachen die Ereignisse im fernen Oven. Die chinesische Regierung kann gar nicht die Forderungen Japans erfüllen, ohne in den Augen der öffentlichen Meinung des Landes sich völlig zu kompromittieren. Mit Bedauern stellen wir fest, daß gegenüber den Versicherungen Okumas über eine friedliche Lösung des Slreitjalles die japanische Presse durch ostentative Drohungen einen allzu großen Druck auSübt. Zu berücksichtigen ist, welche Erschwerung der politischen Situation geschaffen würde, wenn tm fernen Osten gleichfalls kriegerische Ereignisse einträten. Balkanstaate«. «Der griechische Gesandte tn Sofia hat an den buloarnchsn Minister des Äußern eine Anfrage über die bulgarischen Truppen- ansammlungen nach dem Zwtschensall voy Varandowo gerichtet. Griechenland sei berechtigt, diese Vorbereitungen als den ersten Schritt zu einer Mobii- machung anzmehen. Die griechische Re gierung wüniche eine friedliche Poliftk Bul gariens gegenüber und wolle sich, bevor sie zu Gegenmm regeln schreite, erst Gewißheit über die wahren Gesinnungen Bulgariens schaffen. In seiner Antwort betonte der Äiinisjer. daß die Regierung wie gewöhnlich die an der Grenze siebenden Truppen abgelöst habe. Es handle sich in keinem Falle um die Ver stärkung der Grenzwachen oder um auser- ordentliche Rüstungen. Amerika. * .Rußkoje Slowo' meidet aus Wladiwostok: Die Regierung in Walhinglon ließ in Bering erklären, sie werde im Faste eines chine s i s ch iapantschen Konflikts neutral bleiben. Vas selts-me lUcdt. 4s Erzählung von E. Frhr. v. Gkarfegg. Doktor von Bergheim wusste, daß es meist die Patienten am eiligsten haften, denen nichts fehlle, und ein wenig unwirsch sragte er in den Schalltrichter: „Was tst denn schon wisd-r r" Dann aber schien seine ganze Aufmerksam keit non den Milteilungen in Anspruch ge nommen zu sein, die man ihm von drüben mackte. .Inspektor Mellace aus Stockholm? — Ja. ja, ick erinnere mich, er soll sogleich zu nur herüber kommen. Lieber Eron, du mußt mich fehl allein lassen, der Besucher ist in großer Eile und wünscht mich unter vier Armen zu sprechen." Er reichte dem jungen Manne die Hand und geleitete ikn zur Tür, an die es in diesem Augenblick klopfte. Im Rabmen stand ein Mann von etwa sünftjg Jahren, groß und schlank, mit be- sonderer Eleganz gekleidet. Er verbeugte sich und begann soiort den Überzieher abzulegen. Als sich die Tür hinier Egon geschlossen hafte, staute er: .Sind wir allein?" Der Doktor beckhte. Ais sie beive Pla? genommen haften, be gann der Fremde: .Sie werden sich meiner kaum noch erinnern, Herr von Bergheim, und doch sind wir uns einmal begegnet in einer Stunde, wo Sie vor einer schweren Ent scheidung llanden." Dokior von Bergheim musterte sein Gegen über, aber er vermochte nicht sestzustellea, wo und wann er den Fremden schon einmal ge sessen hafte. Der aber fuhr ruhig iort: .Es sind jetzt etwa zwanzig Jassre her. Sie waren damals der Gesandtschaft in Tokio zugeteilt, ein heißer Boden, Wir sahen tust an dem Tage, a>S man Sie für das Verschwinden eines wichtigen Ak enstückes, daS sich auf die üeutsck-chine 'ichen HandelSavmachungen bezog, vernntworllich machte." Da fchoß eS wie ein Blitz des Erkennens durch Doktor von Bergheims Hirn. Das war der Mann, der damals sür ihn einge- treten war, der endlich die vorgesetzte Behörde ükerzeuat hatte, daß es sich nicht um eine unverzeihliche Nachlössiakeit des jungen Gesandtschastssekretäis gehandelt Halts, «an dern dav daS wichtige Aktenstück aus uner- liäillche Weise gestohlen worden war. .Erinnern S'e sich nun meiner?" Doktor von Bergheim hatte sich erhoben. Er streckte seinem Besucher die Hand ent gegen: „Wie könnte ich je vergessen, was Sie da mals für mich getan haben. Nur erinnere ich mich nicht mehr genau Ihrer Ge'cktszügs. An J irer Stimme aber erkenne ich Sie, denn immer werden mir Ihre Worte in den Ohren klingen: „Meine Herren, ein Verlust des Schiittstückes ist unmöglich. Wenn Sie aber vlaubcn. daß jemand io leichtfertig war. das A tenstück "jedem erreichbar liegen zu lassen, warum wollen Sie denn nicht annehmen, daß es ge lotsten worden tst? Ich weiß heule, dar Sie damals reckt halten. Der Täler war ein Gsjandlscha t-diener, der von einer Macht bestochen war. Das Schriftstück land sich später wieder an, als ich schon in Europa war, offenbar aber hafte man es photo graphiert. Ja, ich kenne Sw wieder." „Nun, dann wird mir n« sine heutige Aus gabe wesentlich erleichtert. Es handelt sich auch diesmal wieder um ein Dokument." „Um ein Dokument?" „Allerdings. Sie wissen, j Zerr Doklor, daß vor zwei Wochen in der Vil la Edelheim, wo der schwedische Diplomat sei nen Urlaub ver bringt, ein Einbruch verübt tl wrden ist." „Da wurden dock aber nur Wertsachen, Edelsteine und Schmuck acher entwendet." „Richtig, aber man ist dabei dock noch einem andern Verdrecken c us die Spur ge kommen" - Inspektor Wellm :e neigte sich über den Schreibtisch, an dem L er Doktor wieder Platz genommen halte —, „eS wird nämlich hier im Bade eine umsangreiL ze Spionage ge trieben." Dollar von Bergheim s ah (ein Gegenüber ungläubig an. „Verzeihe r Sie. Herr In« ivektor, ich bin mit d en diplomatischen Gepflogenheiten nickt gm iz unbekannt und weiß auch einigermaßen I n den Personalien Bescheid, abgesehen davon , daß ick als Ches« arzt des Bades so ungewl >r jeden Mann von einiger Bedeutung kenne." „DaS wußte ich, mein Lieber, und darum komme ich ja gerade zu Ihnen. Ich meine, unter den Diplomaten, dfi l wir in diesem Juli unsere Gäste nennen, befi« idet sich kaum einer, dem man zulrauen könn le, daß er die Ge schäfte seines Heimatland es irgendwie maß gebend beeinflußt. Ich k ann also unmöglich annessmcn, daß die Herr? i, die hier weilen, in der Lage sind, einander i . die Karten zu sehen. Wellpolitik wird in diesem Jabre hier nicht gemacht." „Herr Docior, ich rede zu einem Ehren« manne, der kein Wort von dem verrät, was hier in seinen v er Wänden vorgeht. Dennoch würde ich schweigen, wenn ick nickt der Über zeugung wäre, daß Sie mir wertvolle Hilfe leisten können, das setzt voraus, daß Sie Menschen und Dinge von der richtigen Seite bslrackten lernen. Sie haben recht, die großen Kanonen sind in diesem Sommer nicht bei Ihnen, denn seit in Seraiewo die Bomben und Schüsse serbischer Mordbuben grell die Gefahr beleuchtet haben, in der Europa durch dis slawische Propaganda schwebt, sind ur plötzlich die beiden großen europäischen Par teien gezwungen worden, ihre Karten deutlich vor aller Welt auf drnTiscd der Weltgeschichte zu legen, wenn man so lagen darf. Die einen bemühen sich nach Kräften, die Gefährlichkeit der heimlicken Mächte, die unter dem Schutze einer Großmacht ihr Wesen am dem Balkan und weit darüber hinaus treiben, zu ver bergen. die andern aber, nämlich Deutschland und Österreich, haben das größte Interesse daran, aller Welt zu zeigen, wie verderblich das Treiben ist, dem jetzt möglichenfalls die Rube und der Frieden Europas zum Opier gebracht werden sollen. Glauben Sie noch, daß die Herren hier — ich weiß, es ist alles zweile Gacnilur — nichts zu verbergen haben, daß sie nicht den Wunsch haben, einander die Geheimnisse abzuluchsen, daß es nicht selbst verständlich ist, daß gerade hier, wo niemand es für möglich hält Fäden, diplomattlcher Intrigen -u ammenlaulen, die entwirrt, eine Welt in Flammen zu setzen vermöchten?"
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