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Ottendorfer Zeitung Bezugspreis: vkrteljShrk-h l-2o Mark frei in- ^-LS. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich z Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag Untertmitungs unä Anzeigeökatt M die NeinßpsAge »W deren Xanm ^fg. — Im RskkWtzNil M die kietnspeltigr Petit-Aetl« » ptß A«,ei§en«nnai,me bi» A Ntzr miMD»- V»S«ß«ßMchr n«ch Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilage« ,Handel »ad Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mede". v««k -» Verlag oon Rühl-, Buchdruck««! in Groß-Okrilla. Nummer 70 Somüag, den (3. Juni W5. Jahrgang Amtlicher Ter!. Bekanntmachung. Die nächste Brotmarkenausgabe findet Sonntag, den 18. dieses Monats von 1.1—1 Uhr in der neuen Schule zu Ottendori statt. Die Aushändigung von Brotmarken an anderen Tagen erfolgt nur an erst zugezogene Personen. Ottendorf-Moritzd-rf, am 10. Juni 19l5. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Obwohl die Franzosen ih e Durchbruchs versuche im Raume von Arras noch keines wegs ausgegeben haben, so sind sie doch seit einigen Tagen offensichtlich bemüht, auch die übrige Front nach irgendwelchen schwachen Stellen abzutasten in der Hoffnung, daß es ihnen dort gelingen könnte, was sie seit dem 9. Mai an der Linie Lille—Arras vergeblich zu erreichen suchten, trotz verzweifelter An strengungen und schwerer Opfer. So sind sie jetzt auch in der Champagne wieder zum An griff übergegangen. Aber der Erfolg blieb auch hier aus. — Magyar Orszag erfährt au- Turka, daß am unteren Dnjestr Abschnitte furchtbare Kämpfe im Gange sind. Die Russen ver teidigten jeden Fuß breit Boden mit Er bitterung, trotzdem aber müssen sie immer mehr auf Lemberg zurückweichen. Tausende von Gefangenen treffen in Turka ein, es scheint, daß die Russen einen derartigen Schlag erhielten, daß sie sich jetzt nicht mehr halten können und gezwungen sind, nördlich an der Grenze und von hier abwärts in der Richtung auf Jasoros und Grodeck zurückzugehen. — Seltsame Nachrichten kommen jetzt aus Rußland. Es ist, als ob ein Lichtschein dec Wahrheit selbst in dieses Dunkel zu dringen beginnt: Die Duma, bisher nur das Spott bild einer Volksvertretung, beginnt sich zu regen, beginnt zu fühlen, daß die Verkündung des Zaren bei seinem Besuch in Przemysl, der Feldzug fei abgeschlossen, der Siegeszug des Slawentums beendet, auch wenn sie ans dem Munde des Zaren kam, doch eine schwere Versündigung an der geschichtlichen Wahrheit sei, und wenn man auch nicht in dem drohen den Tone des französischen Konvents Rechen schaft fordert, so füllt sich doch mehr und mehr die Luft mit elektrischer Spannung. Denn man fühlt es, daß man betrogen wurde daß ein ungeheuerer Aufwand an Gut und Blut schmählich vertan ist und daß die be wunderten Helden an der Spitze des Heeres und der Regierung, Goremykin und Nikolai Nikolajewitsch, nur angemalte Helden sind. In Galizien, in Russisch-Polen, in Livland und an den Dardanellen sind gegen die Gott ähnlichkeit dieser Männer, aber auch gegen das herrschende autokratische System so harte Schläge geführt worden, daß sogar die Duma sich plötzlich als einen aktiven Faktor fühlt und das Recht der Einsprache fordert. — Unter der Ueberschrift: Eine empfind liche Schlappe der Italiener meldet die Köln. Ztg. aus dem Kriegspressequartier: Italienische Truppen in der Stärke von mehr als einer Division sind an der Jsonzo Front gestern heute nacht im Vorgehen auf unsere Stellungen bei Görz, Gradiska und Mont- salcone schwer geschlagen worden. Damit ist der erste große Kampf im Kriege gegen Ztanen zu unseren Gunsten entschieden. Der der italienischen Infanterie war durch Artrllenefeuer aus allen den Italienern zur Verfügung stehenden Kalibern eingeleitet worden, aber durch unsere flankierende Artillerie wurden die vorgehenden Truppen nicht nur ausgehalten, sondern e» wurde auch eine Batterie der Italiener zerstört. Die gesamten italienischen Verluste betragen hier mehr als 4000 Mann. — Amtlich wird zugegeben, daß das bei Lissin verbrannte italienische Luftschiff „Zephir" aus dem Luftschiffhafen von Campalto ge. wesen ist. Zürich. Die Pariser Blätter äußern Verstimmung über die „widerspenstige" Haltung der Balkanstaaten. Der Temps freilich hofft immer noch, das Beispiel Italiens verbiete Rumänien, sich vom Kriege fernzuhalten. Das Echo de Paris hat aber den Eindruck, daß Bratianu nicht geneigt sei, dem Vier- verband entgegenzukommen. Das Blatt schreibt Rumänien dürfe keinesfalls hoffen, ohne Krieg vom Vierverband „bedacht" zu werden. Selbst die „besiegten" Feinde würden der Be wunderung des Vierverbandes würdiger sein, als ein solcher Sieger, der ohne Schwertstreich Eroberungen mache. Der Sonderbericht erstatter des Echo de Paris in Sofia sendet einen unzufriedenen Bericht. Er schreibt, Bulgarien habe keine Lust zum Kriege, es denke nur an den Gewinn, den sein Handel mit Oesterreich und Deutschland ihm einvringe. — Aus London wird vom 11. Juni be richtet: Die Admiralität teilt mit, daß am 10. Juni frühmorgens die beiden Torpedo boote Nr. 10 und 12, welche an der Ostküste Englands operierten, durch ein deutsches Unterseeboot in den Grund gebohrt worden sind. Dreißig Mann wurden gerettet und ans Land gebracht. -- Der amerikanische Botschafter Gerard erschien am Freitag mittag im Auswärtigen Amt und überreichte die seit längerer Zeit angekündigte amerikanische Note wegen der „Lusitania"-Angelegenheit dem Staatssekretär von Jagow. Ueber den Inhalt der Note ist noch nichts bekannt. Wien Die günstigen Ergebnisse der letzten Musterung, unterstützt durch die Ueber- prüfung der bisherigen Enthebungen, er möglichten es, den für den 21. Juni 1915 in Aussicht genommenen Einberufungstermin der den Geburtsjahrgängen >878 bis ein schließlich 1886 angehörenden österreichischen Landsturmpflichtigen und bosnisch - herze- gowinischen Dienstpflichtigen zur Ver vollständigung der zweiten Reserve auf den 15. Juli hinauszuschieben. OertUcheS und Sächsisches. Vttendorf.Vkrtlla, <z. Juni iM. — Ein G-witter zog gestern nachmittag über unsere Gegend und brachte nach längerer Hitzedauer wenigstens etwas Ab kühlung aber so gut wie keinen Regen. Mes hoffte auf ein Emtreten des Regens während der Abend- oder Nachtstunden, aber vergebens. Endlich heute früh gegen 7 Uhr setzte unter entfernten Donner- q ollen schwacher aber anscheinend an dauernder Regen ein, der unseren Feld- und Gartengewächsen die für ihr Wachstum so notwendige Erfrischung bringt. — Der Kochktstenkursus wird am 18. und 19. Juni dieses Jahres abends 8 Uhr in der hiesigen Volksküche (Bahnhofs wirtschaft von Guhr) abgehalten werden, — Die Hitzeperiode, welche gegenwärtig über ganz Deutschland ruht, ist an und ür sich wohl keine barometrische Merk würdigkeit, in Verbindung mit der an haltenden Trockenheit ist sie aber, längeres Inhalten vorausgesetzt, geeignet, unsere nationalen Wirtschaftspläne für das jetzt kommende Erntejahr sehr zu beinträchtigen. Schon jetzt macht sich an einzelnen Früh- saaten die große Dürre bemerkbar, auch die Obnblüte beginnt bereits unter den An- ,äugen des Wurmfraßes zu leiden. Der Landmann schaut mit ernstem Blicke in das trockene WcNer, und wenn er sein Tagewerk beendet hat. dann endet er sein Kriegsgebet mit der heißen Bitte nach twas Regen. Der „kalte Sommer", den ans die Wetterkundigen noch im Frühjahr oorausgesagt haben, ist ausgeblieben, die ..Hundstage" sind meist verfrüht ins Land ezogen. Die einzelnen Niederschläge, die sich hier und da gezeitgt haben, haben nur ivenig Erfrischung gebracht. Was uns so ?ehlt, ist ein andauernder Landregen, jenes dünne Fadenwasser, das mit monoronun Geräusch auf die Fluren herniederrieselt und wie Musik in den Ohren des Land mannes klingt. In diesen heißen Tagen gewegt uns noch eine andere Sorge: die um uusere Angehörigen im Felde! Im glühenden Sonnenbrand marschieren die feldgrauen Bataillone, die 10 Pfund schwere „Knarre" auf der Schulter, den 50 bis 70 Pfund schweren „Affen" hintenaufgeschnallt, eisenbeschlagene Kommißstiefel und derbe Strapazierkleidung am Leibe. Und während die Sonne mit 30 Grad, im Westen noch mehr, auf die Pickelhauben sengt, während der Gedanke an Kaiser und Reich, an die eigenen Lieben und den häuslichen Herd die Schwerbeladenen vorwärtszieht, oft 40 bis 50 Kilometer am Tag, während dann am Abend die Sturmkommandos zum blutigen Tanz aufrufen, — sitzen wir zu Hause im bequemen Rock und trinken kühlenden Trunk! Denken wir mal daran! Geht uns da nicht auch eine Ahnung auf, welchen ungeheuren Dank wir doch jedem einzelnen dieser bärtigen schmutzbedeckten Krieger draußen schulden? Ein Kühlungs- mittel für die unter der Hitze leidenden Soldaten ist die Anbringung eines an- gefeuchteten Schwammes im Helm, wodurch eine erhebliche Herabsetzung der Temperatur unter dem Helm erzielt und dadurch der Entstehung des HitzschlageS vorgebeugt wird. Ein Hinweis auf dieses einfache Mittel ist im Interesse unserer Soldaten, die vielfach große Märsche machen müssen, gewiß am Platze. Die H^tze wird auch unseren Feldgrauen draußen viel zu schaffen machen, hoffen mir deshalb auf baldige Abkühlung. Unseren Feinden wird sie sicher ebenso wenig willkommen sein. Und wenn man bedenkt, daß in den Hundstagen die Zeitungsenten, von der „Seeschlange" angefangen bis herunter zum „Pferd mit dem Kindergesicht" sowieso schon ihr Wesen treiben, so kann man sich vorstellen, welche blühenden Phantasien unsere lügenbegabten Feinde in diesen Tagen wieder aushecken werden. . . . - Obstzüchter, wässert die Obstbäume! Fast alle Obstbäume zeigten in diesem Frühjahr einen reichen Blütenflor, sodaß - da auch Nachtfröste wenig Schaden an richteten — eine reiche Obsternte zu er warten ist. Leider ist bei der anhaltenden Trockenheit zur jetzigen Zeit zu befürchten, daß ein großer Teil dieser kleinen Früchte abfällt. Jeder Obstzüchter sollte es sich daher zur Pflicht machen, seine Obstbäume durchdringend zu wässern, namentlich sollte dies erfolgen bet Bäumen, die in leichtem Boden stehen und bei solchen, welche auf flachwurzelnden Unterlagen veredelt sind, wie z. B. bei Apfelbäumen aus Paradies unterlage. Bäume in Wiesen und GraS- gärten leiden weniger unter Feuchtigkeits- mangel. — In der am Donnerstag stattgefundenen Sitzung des Bundesrats gelangte die Vor lage betr. Vornahme einer Erhebung über die Ernteflächen des feldmäßigen Anbaues von Getreide und Kartoffeln Anfang Juli 1915 und über den Wegfall der Er mächtigung zum Erlaß des praktischen Jahres für Kandidaten der Medizin, die die ärztliche Vorprüfung bestanden haben, zur Annahme. — Zur Branntwein-Erzeugung im Juni. Nach einer Bekanntmuchung des Reichs kanzlers dürfen im Juni diejenigen Per sonen unverabeitertm Branntwein gegen Entrichtung der Verbrauchsabgabe in den freien Verkehr überführen, die es im Be triebsjahre 1913/14 getan haben und zwar bis zu 2 v. H. der im Betriebsjahr 19i3/l4 versteuerten Menge. — In der letzten Zeit ist die Beobachtung gemacht worden, daß von Händlern den Bäckern sogenanntes „Holzmehl" als Streckungsmittel zur Aufbereitung des Teiges und zum Ausstreuen der Back schüsseln angeboten worden ist. Die Bäcker haben mehrfach, da die Reisenden das Holz mehl als erlaubten Zusatz bezeichnet haben es angekauft und in ihren Betriebe ver wendet. Zur Vermeidung von Irrtümern und Bestrafung der Beteiligten möchte darauf htngewiesen werden, das dieses Holzmehl, welches nur aus fein gemahlenem Holz ohne jedweden Stärkegehalt besteh! bei dem Wirken des Brotteiges unbedingt teilweise mit in den Teig gelangen muß. Hierdurch wird dem Teig ein Bestandteil zugesetzt, der zur menschlichen Nahrung ganz ungeeignet ist; denn Holzmehl ist kein mehlartiger Stoff, weil ihm der Stärke gehalt fehlt. Deshalb bedeutet dieser Zu satz als Wtrkmehl eine strafbare Nahrungs mittelfälschung, vor der nur eindringlichst gewarnt werden kann. Königsbrück. Die am 3. Juni entwichenen Russen wurden in Uhyst bei Hoyerswerda cusgegriffen und in das dortige Amtsgerichtsgefängnis eingeliesert. Dresden. Die Vereinigung der Gastwirts- und Saalinhaber Dresdens gibt bekannt, daß sie sich genötigt sieht, die Speisekarten noch weiter zu vereinfachen. Königstein. Am Mittwoch nachm. brach im Cunnersdorfer Revier ein Wald brand aus, der infolge der herrschenden Trockenheit und des starken Luftzuges einen größeren Umfang annahm und nur mit größter Anstrengung der herbeigeeilten Löschmannschaften gedämpft werden konnte. Bautzen. Einem Gefangenen, der mir dem Wilthener Zuge befördert wurde, ge lang es, durch Heraussprtngen aus dem Zuge seinem Begleiter zu entweichen. Ob wohl der Zug sofort zum Halten gebracht wurde, konnte der Flüchtling nicht wieder eingeholt werden. Kirchennachrichten. Sonntag, den 13. Juni 1915. Ottendorf-Okrilla. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. (Ehrengedächtsnis.) Die kirchliche Unterredung mitJünglingen fällt wegen Begräbnisses aus. Medingen. Vorm, i/z 11 Uhr Predigtgcttesdienst. Großdittmannsdorf. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst,