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Ottendorfer Zeitung : 03.12.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191512035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19151203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19151203
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-12
- Tag 1915-12-03
-
Monat
1915-12
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 03.12.1915
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In einer kurzen Meldung Hai dar Londoner Neutcr-Bureau der Wei! miigeteill. daß Italien, dem Abkonunen, keinen Sonderfrieden zu schließen, nunmehr beigelreten ist. Nach langem Zögern Hai sich allo Italien doch noch für den inier- nationalen Trusp gegen Deutschland gewinnen lassen. Man wird über die daher gettosienen Abmachungen ja bald da- nähere erfahren. Gemeint ist dar Abkommen vom 4. und 5. Sep tember IVI 4, durch das England gleich im Anfänge des Weltkrieges Frankreich und Rußland zu binden verstanden hatte, keinen Sonder frieden ohne Erlaubnis Englands abzu- schlicßen. Damals schon halte sich gezeigt, daß die mit England Verbündeten Fest- landSmächte den europäischen Mittelmächten ohne selw starke finanzielle und sonstige Unter- i stützung Englands nicht gewachsen waren. Eng land nutzte diese Lage in seiner bekannten Ungeniertheit aus, in dem es sich für seine Hilfe die Zusage geben ließ, daß keiner seiner Verbündeten sich ohne seine Erlaubnis zurück- §ieh?n dürfe, daß alle aushalten und für Eng lands Interesse weiter bluten müßten, bis England selbst es seinem Interesse entsprechend fände, Frieden zu schließen und auch seinen Verbündeten gnädigst das Friedenschließe» zu gestalten. Lang« hatte man von diesem Abkommen nichts mehr gehört, und cs war schon zweifel haft geworden, ob es noch bestünde. Ta auf einmal, anfangs November, erschien es wieder auf der Bildfläche. Der neue französische Ministerpräsident Briand erwähnte in seiner Rede vom 4. November, daß Japan diesem Abkommen beigetreten sei. Damit war vor allem festgestellt, daß dieses Abkommen noch bestand, sei es, daß es ursprünglich für die ganze Dauer deS Krieges abgeschlossen worden war, sei es, daß es den Engländern gelungen war, seine Verlängerung durchzusetzen. Materiell war durch den Beitritt Japans nichts geändert worden. Aber die Feststellung, daß das Ab kommen noch besteht, war natürlich von Be deutung. Nun also ist es gelungen, auch Italien zum Beitritt zu pressen. Der Umstand, daß in jüngster Zeit sowohl Japan wie Italien be- ; wogen worden sind, jenem Abkommen beizu- weten, läßt auf eine fast fieberhafte Tätigkeit der englischen Diplomatie schließen, jenes Ab kommen zu befestigen und wieder in den Vorder grund zu schieben. Natürlich ist England mit Gfer dazu tätig. Wenn nur keiner dem Ab kommen untreu wird, daraus muß die englische Diplomatie ihre ganze Anstrengung richten. Nicht umsonst hat ja England jetzt nach fast anderthalb Jahren den gemeinschaftlichen KriegS- rat geschaffen, der erstmalig in Paris zusammen- getreten ist. Dieser neue Kriegsrat des Vier verbandes soll und wird eine weitere Klammer sein, um den gesamten Trust auf Grund des Abkommens vom September 1915 hübsch bei der Stange zu hallen. Der Beitritt Italiens war schon vorher von dem italienischen Juslizminister Orlando bei seiner Rede in Palermo am 20. November ange- deutet worden. Er meinte: „Kriegsgründe ver langten eine festere Geschlossenheit mit den Ver bündeten. Ein isolierter Sieg sei für Italien ebenso wenig nützlich, wie der Abschluß eines SeparatSfriedens/ Toch die nationalistischen Blätter verlangten eine glatte Erklärung über den „tatsächlichen Beitritt Italiens zum Londoner Protokoll". Die Antwort wurde erteilt in der erwähnten Mitteilung nach Paris, die dann nach London weilergegeben und von Reuter verbreitet wurde. Italien hat sich nur schweren Herzen? zu diesem Beitritt entschloßen; denn immer wieder haben seine leitenden Männer erklärt, Italien führe den Krieg nur mit Österreich um italienische Interessen. Und jetzt verlangt England Er weiterung dieses Krieges und vor allem die Kriegserklärung gegen Deutschland. Ler Bei tritt Italiens zu diesem Abkommen ist kaum von wellerschütternder Bedeutung. Es bedeutet weder etwas für Deutschland noch für Österreich- Ungarn. Italiens Unabhängigkeit, die längst an England verkauft ist, wird aber schwer durch das Abkommen belastet. Wer weiß, ob nicht der s feindliche Stellung bei Mille. Kuch der Ort Tag kommt, an dem die italieniichen Staats- selbst wurde besetzt und der Feind bezog, unter männer bedauern werden, neben der Ebre auch schweren Verlusten gegen den die Entschlußfreiheil für — für' englische Vcr- S e r e I h z u i ü ckg e d r ä n g t, seine im Monat sprechungcn aufgeopserl zu haben. v. Juli inncgehabtcn Stellungen bei Ulaszkowce. verschiedene Uriegsnachrichten. (Don bei mit. Zenwrdebörde ruliemüene Nachrichten.) Rückzug der Verbiindetcn nach Mazedonien. Nach Meldungen der französischen Presse aus Saloniki ha! der größere Teil der sran - ! zösischen Armee gn den Stellungen bei Krivolac den Rückzug nach Süd westen angelreten, da starker Schneefall alle Unter nehmungen behindert. — Die Stärke der Balkanarmee der Verbündeten wird auf 1 2 5 0 0 0 Mann angegeben. Eine neue Truppenabteilung von 4-5 000 Plan» soll «ach Saloniki unterwegs sein. * Nber 123 600 serbische Gefangene. Der Föln. Zigst zufolge hat die Gesamt zahl der gefangenen Serben 125 000 über- tchritten. Auch die Zahl der erbeuteten Geschütze wird immer stattlicher. Der ge samte Arlilleriepark von Schneider- Creusot befindet sich unter den Beutestücken, ferner eine Unzahl älterer Modelle aus der Zeil Milans, in der Serbien sein artilleristisches Material aus dem befreundeten Osterreick bezog. Der serbische General Milanowitsch steht in lebhaftem Meinungsaustausch mit dem montene grinischen Generalstabschef, um die Ver pflegung des flüchtige« HeereS auf fremdem Boden zu sichern. * Die türkischen Siege in Mesopotamien. Nach ergänzenden Meldungen über die Kämpfe im Irak (Mesopotamien) haben die Engländer auf ihrer regellosen Flucht eine große Anzahl Verwundeter und eine Menge Waffen und Bomben zurückgelaffen. Englische Gefangene erzählen, daß in der eng lischen Armee große Panik herrschte. Die Verluste der englischen Truppen werden auf mehrere Tausend Mann geschätzt. — Gerade auf diesem historischen Kampfplatz sind Niederlagen für die Politik des englischen Reiches von unabsehbarer Wirkung. Alles, was am Persischen Meerbusen vorgeht, hat eine schnelle Nachwirkung in Vorderindien- Englische Bedenken. Ein Artikel in der .Morning Post' stellt fest, daß sich die Engländer in der Annahme geirrt haben, daß die Deutschen außerstande wären, ihre Verluste an Unterseebootsbemannungen, Luftschiffen und Flugzeugen zu ersetzen. Las Blatt sagt ferner, es sei schwer zu be stimmen, ob derKrieg durch mili tärische o d e r w i r t s ch a s t! i ch e Gründe entschieden werden würde. Die Verbündeten seien an sich den Zentralmächten wirtschaftlich weit überlegen, aber man muffe die schlechte Finanzverwallung Englands in Betracht ziehen. Die großsprecherischen Äußerungen englischer Staatsmänner über die unerschöpf lichen Hilfsmittel des britischen Reiches würden das Finanzproblem nicht lösen. * ZsrückdrSngnng -er Russen an der Sertich. Wie aus Czernowitz gemeldet wird, spielen sich an der Dnjeslr- und Serelhsront Teilkämpfe ab, die sich nunmehr zu einer bedeutenden Aktion der österrichijchcu Truppen entwickelten. Nach der Eroberung des Brückenkopfes von Czernelicz durch österreichische Truppen setzte sich der Feind bei Tluite fest, welches die Basis seiner Operationen am Sereth bildete. Die z österreichischen systematisch durchgcführlcn Angriffe bezweckten die Erschütterung der feindlichen! Stellung bei Tluste. Trotz Nebel und Schnee setzte vorerst ein starker Artillericangriff am 20. und 21. November ein. Hierauf ging öster reichische Infanterie unter Benutzung von Sappen zum Sturm vor und eroberte nach mehr stündigem heftigen Kampfe die starkbesesligle Gedrückte Stimmung in Petersburg. Der Petersburger Korrespondent des .Eorricre della Sera' schreibt: „Tie slawische Volksseele erhielt durch die Z e r st ö r u n g desTraumes von Konstantinopel einen vernichtenden Schlag. Polen, Galizien, alles hätte das russi sche Volk gern darangegeben, wenn nur die Hoffnung auf Zarigrad (Konstantinopel) nicht zerstört wäre. Die Russen ahnen jetzt, daß durch das Eingreifen der deutschen Heere die Erb schaft P e t e r s d e s G r o ß e n inGefahr sei und zweihundert Jahre russischer Politik der Katastrophe entgegeneilcn." LelZarabilcke Pläne. Rußland scheint außer dem mißglückten Vor sehen gegen die bulgarischen Häsen Warna und jurgas am Schwarzen Meer auch zu Lande ein abenteuerliches Unternehmen zu planen. Aus Mitteilungen rumänischer Blätter erfuhren wir schon darüber einige nähere Einzelheiten, die allerdings noch nicht bestätigt sind. Rußland zieht schon seit einiger Zeit, wie bereits vor mehreren Tagen gemeldet wurde, in der Gegend von Jsmailia Insanterie und Kavallerie in der Stärke von zwei Armeekorps zusammen. Es handelt sich hierbei um den Donan hafen, der auf russischem Boden in dem von der Dobrudscha gebildeten rumänischen Winkel gegen über von Galatz gelegen ist. Der Ort der Truppcnzusammenzichung ist recht eigenartig ge wählt und ließ auch manche Schlüsse zu, selbst wenn rumänische Blätter nichts Näheres über die Absichten Rußlands mitgeteilt hätten. Die Ernennung Kuropalkins zum Oberbefehlshaber gegen Bulgarien scheint als ein weiterer Beweis, daß Rußland doch noch eine etwas verspätete Offensive gegen Bulgarien zur „Rettung" Serbiens plant. Danach kann man annehmcn, daß mit einem größeren russischen Truppen transport auf der Donau nach Bulgarien ge rechnet werden kann. Schon vor einigen Tagen wurde gemeldet, daß Rußland eine größere Anzahl von Truppen- transportichiffen gemietet habe, und daß zu dieser Transportflotte auch ungefähr 30 Schiffe von italienischen Reedern gestellt wurden, um dadurch die „Teilnahme" Italiens an der Unternehmung geg-n Bulgarien kund zu tun. Allgemein nahm man an, daß der Transport der Truppen durch das Schwarze Meer geleitet werden sollte, um die russischen Mannschaften an der bulgarischen Küste des Schwarzen MeereS zu landen. Auch die Beschießung von Warna und Burgas schien die Einleitung zu diesem Unternehmen darzu stellen. Es scheint aber, als ob andere Pläne beständen. Die Donau führt bekanntlich auch in bulgarisches Land, denn von Turlukai bis nach Radujavao bildet sie die Nordgrenze Bul gariens gegen Rumänien. Von Reni (Rußland) bis Turlukai, westlich von Silistria fließt die Donau durch rumänisches Gelände. Die russische Truppentransporlflotte müßte demgemäß ihren Weg teilweise durch das neu trale rumänische Land führen. Von der russen- freundlichen rumänischen Presse wird nun daraus hingcwiejcn, daß Rumänien dagegen gar nichts tun könne, da die Tonausttaße wie das offene j Meer behandelt werde. Aus diesem Grunde ! hätte Rumänien auch keine Einwendungen er- - heben können, als Rußland bis vor kurzer s Zeit aut dem gleichen Wege Mannion und russische Soldaten nach Prahovo in Serbien zur Unterstützung Serbiens gesandt habe. Liese Verbindung ist jetzt bekanntlich durch die Vereinigung unserer Truppen mit den Vulgaren gestört. Rußland habe wie alle anderen anliegenden Länder vertraglich das Recht, auf der ganzen Donaustraße den freien Schiffahrlsverkchr in jedem Umfange und in jeder Art aufrecht zu erhallen. Diese Aus legung steht natürlich aus sehr schwachen Füßen und dürfte wohl von der anderen rumänischen Presse nicht geleilt werden. Jedenfalls kann ans diesen Andeutungen und Meinungsstreits keilen, die sich in der rumänischen Preße darüber erhoben haben, ersehen, daß unter Um ständen auch mit einer russischen Offensive rr, Laude gegen Bulgarien gerechnet werden kanrr. iHenÜerl: O. L. t. d. M.) Politische Kunälcbau» Deutschland. * Wie der ,Frkf. Zig.' aus Berlin berichtet wird, muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß dem Reichstage in seiner jetzigen Tagung eine Kreditvorlage zugehen wird. Diese i Kreditvorlage ist nicht etwa eine Anleihe, sondern sie würde, wie früher schon, dem Ncichsschatz- sckrelär die verfassungsmäßige Ermächtigung geben, durch Begebung von-Cchatzanwersungcr, etwa notwendig werdende Mittel zu beschaffen, die dann später, wie es auch bei d^c letzten Anleihe der Fall war, durch eine Anleihe ge deckt werden. Vor dem n ä ch sten Fr ü h - jahr ist, wie mich der Schatzsekrelär im August gesagt hat, eine Anleihe nicht zu er- warten. *Jm bayerischen Mini st eriumdes I n n e r n sand eine .Konferenz mit Vertretern des Verbandes der landwirtschaftlichen Vereine ! sowie der Stadt- und Landgemeinden statt. ES wurde sestgestellt, daß in Bayern iweder Fleisch- noch Milcht arten ! nötig seien. Für Fleisch- nnd Wurstwaren i wurde die Festsetzung von Höchstpreisen für ! notwendig erachtet. Es sollen aber Vor kehrungen getroffen werden, um einer ge steigerten Abwanderung von FIcischwaren aus Bayern entgegenzutreten, aber ohne eine Be schränkung der Ausfuhr im gegenwärtigen Umfang. E fterre i ch-Ungar«. *Wie das ,Neue Wiener Tageblatt' erlähn, hat außer dem Präsidenten des Abgeordneten hauses Tr. Sylvester auch der Ministerpräsident Graf Stuergkh Schritte zur Befreiung der nach Rußland verschleppten Ab geordneten eingeleilet. Rußland. "Gut unterrichtete Petersburger Blätter kün digen den bevorstehenden Rücktritt des Ministers des Äußern Sasonows an. Die Gründe dafür lägen nicht eigentlich auf dem Gebiet der auswärtigen Politik. Aber der russiiche Minister des Äußern sehe sich in seinen Beziehungen zur Diplomatie der befreun deten Westmächie durch die Kabinettsmehrheit bloßgestellt. Er habe sich ferner durch sein Ein treten für die Duma im Ministerral persönliche Gegner geschaffen, die ihrerseits aus seinen Sturz hinarbeileten. Es sei anzunehmen, das Sasonow vor der Duma nicht mehr erscheint. Balkanstaate«. *Das rumänische Parlament rf: mit einer Thronrede eröffnet worden, die auf die Notwendigkeit hinweist, angesichts des Weltkrieges die Bedürfnisse desHeeres in erster Linie zu befriedigen. Das Regierungs blatt erklärt aus Anlaß der ParlamentS- eröffnung: „Unsere Lage ist heikel. Es wäre indessen ohne Zweifel der Zusammenbruch ge folgt, wenn gewisse Ratschläge zu Aben teuern befolgt worden wären. Es war das Glück deS Landes, daß seine Führer zu wider stehen wußten. So lernten wir den Charakter des Krieges kennen und konnten uns selbst gut vorbcreiten. Wir sahen, daß nur große Slaatu den Krieg lange aushalten können. Ta er allem Anschein nach noch lange dauern wird, wäre es da nicht Wahnsinn, sich hineinzustürzen?" *Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, steht die Beschlagnahme von Fellen und Ölen bevor, die durch den kürzlicken BundcLralsbeschluß ermöglicht ist. - Aste«. * Nach Nachrichten der ,Frkf. Ztg.' au? Tokio wurden einige Deutsche, die aus den ehemals, deutschen Südsceinscln vom japanischen Gerick, bestraft worden waren, durch Gnadenakt des Mikado in Freiheit gesetzt. Sämtliche d e u s ch c n Studenten an der Universität von Tokio erhielten anläßlich der Krömingsfcier japanische Ordenauszeichnungen. sie bei dec ersten Annäherung dieses Mannes befallen hatte, saß ihr noch in allen Nerven. Ihre Zähne schlugen auseinander wie im Frost. Endlich raffte sie sich gewaltsam zusammen. Sie zwang sich zum klaren Denken. Was war denn so Furchtbares geschehen? Magda blieb zurück in einer vollständigen Fassungslosigkeit. Noch wirkte Schreck und Furcht so übermächtig in ihr, daß sie am ganzen Körper zitterte. Kaum konnte sie einen klaren Gedanken erfassen über das, was ge schehen war. Langsam trat sie ans Fenster. Noch immer strömte der Regen und das Stückchen Himmel, das die hohen Gebäude rechts und links frei gaben, war in blcigraue Färbung gehüllt. Sie sah das alles mit haarscharfer Deutlich keit, was sie doch in diesem Moment gar nichts anging. Lie vorüberschicßenden grauen Wasser in dem anSgemaucrten Ninnsaal, all die ein tönige Färbung in Luft und Himmel, und es verwob sich mit dem Erlebten dieser Stunde so unzertrennlich, daß sie es in der Erinne rung später nie wieder davon zu trennen vcr- Woher nahm sie den Grund, sich so namenslos zu entsetzen, sich preisgegeben zu fühlen? DaL ihr em Alaun, seine Liebe erklärte, das noch nie gemerkt, wie lieb ich Sie habe?" fragte er. „Magda, weißt du es nicht, wie rasend, wie über alles —" Vor seinen ausgestreckten Händen wich sie jäh zurück. Was sie empfand, war nur das eine, das einzige, daß sie allein war mit diesem Alaune, dessen Augen sie ansahen, so glühend, daß ein wildes Grauen sie erfaßte. „Geh'n Sie hinan?! Gch'n Sie hinaus l" ries sie außer sich. „Hier ist kein Platz sür solche Geständnisse. Gch'n Sie fort! Bitte! gch'n Eie sorl!" „Ich gche nicht!" sagte er in halbem Flüster töne und wat näher. „Magda — du liebst mich ja auch — sei doch nicht so scheu — ver stehe doch: das Glück ist es. das zu dir kommt —" Schon beugte er sich über sie, sein Atem 6oläene Schranken. 6) Roman von M. DicrS. GorN'chimz.» DaS Negenlicht, das durch die Scheiben kam, war grau, aber noch hell genug, um alles eutlich erkennen zu lassen. Hugo aber, an die sendende Beleuchtung der unteren Räume ge höhnt, mußte erst mit den Augen Ugen diese Veränderung ankämpsen. Er umr im Gescllschaftsanzng, sein Gesicht w« rot von dem genossenen Wein, uni» die Laore klebten ihm an den Schläfen. In seinen Äugen war ein unsläter Ausdruck. „Sind die Kinder schon zu Bett?" fragte er. Magda n-r ansgcstanden, unruhig gemacht durch sein seltsames, unerwartetes Erscheinen. „5a, jetzt sind sie sicher vor Ihren TückenI" sagte sie mit etwas erzwungenem Scherz. Er ging nicht darauf ein. Langsam zog er einen Stuhl heran und setzte sich. „Ich darf doch?" fragte er. „Unten — die Seme alle — es ist direkt langweilig. Dars ich »ick hier nicht ein bißchen auSruhen?" Die unbestimmte Unruhe in Magda wuchs, aber sie gab ihr immer noch ein scherzendes Gewand. „Nein, Herr Sehling, das geht wirklich nicht. Ich habe nötig zu tun. Und außerdem gehören Eie nach unten." „Seien Sie doch nicht so streng," bat er. „Immer grausam gegen mich. Und ich gebe mein halbes Leben, wenn Sie mir ein bißchen gut wären. Aber das wird moU me k-unUn Ich bin Ihne» abstoßend.* Ton sir zurück. ! „Tun Sie eS nicht, Fräulein Magda, ich! j gehe schon. Aber ich verzweifle noch nicht. An ! j anderer Stelle, wo und wann es Ihnen lieber j ist, und wenn Ihr junges, geliebtes Herz sich, ! erst daran gewöhnt hat, nicht mehr frei zu sein, t dünn will ich wiederlommLU und wie Lin Bettler " flog über ihr Gesicht, da riß sie sich los und mochte. mit einem einzigen, kurzen schrillen Aufschrei I DaS unwillkürliche, plötzliche Grauen, kW stürzte sie an die Klingel. Aber noch ehe ihr " ' Finger den Knopf berührte, hielt sein veräirdcrter s Magda stand noch immer. Eine Ler- > um mein Glück flehen. Verzeihen Sie mir, daß Wirrung, grenzenlos in ihrer Neuheit, er- ich Sie erschreckte. faßte sie. j Er war zu ihr getreten, nur leise berührten „Was reden Sie nur?" stammelte sie. ! seine Lippen ihre Hand, dann mich einem letzten, Er stand langsam aus. „Haben Sie denn! langen Blicke ging er hinaus. war doch keine Beleidigung. Mar sie denn überempfindlich, hysterisch, daraus so etwas GraueucrregcndeS zu formen? Sie setzte sich. Mit einer ordnenden Be wegung fuhr sie über ihr Haar, ihr -erhitztes Gesicht. Es war, als ordne sie damit auch innerlich ihre Gedanken und Empfindungen. Ja — daS war eS gewesen, war sie verstört nnd so auS allen Fugcnhcrausgcrissen hatte: die ttbvraschung. Die ungeheure Überraschung, daß er, der reiche Sohn des Hauses, der Ver wöhnte, dem sie überall die Türen öffneten, um sie, die arme Gouvernante, geworben hatte. Geworben? Hier, wo si§ stets eine unbe achtete, demütige Nolle spielte, hier war es ge schehen, daß von solcher Seite um sie geworben war. Ihre Hände lagen ineinander, ihr Blick ging in der Regen hinaus. Sie mußte es sich wieder und wieder vorsagen, ehe sie es begriff. Langsam kämpfte sie das Grauen in sich nieder. Sie wollte sich Vorreden, einen Stolz zu empfinden, ein Triumpfgesühl, aber es ging nicht. Ihr war, als sei durch den Schreck der vergangenen Stunde alles in ihr gelähmt. Was würde nun weiter geschehen? Sie hatte ihn abgewicscit, aber er hakte gesagt, er wolle wiederkommen Seine Worte klangen ihr noch in undeutlichen Umrissen nach. Ware» sie nicht gut gewesen, z"rt, großmütig ? Plötzlich sprang sie auf. Der Bann brach, und wie eine Sturmflut ergossen sich dir losge lassenen Gedanken über sie hin. Was würde Frau Sehling sagen, wenn sie plötzlich als ihre Schwiegertochter vor sie wat? Hub waL Witte mm aus allem werde«? Keine
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