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Ottendorfer Zeitung : 19.12.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191512194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19151219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19151219
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-12
- Tag 1915-12-19
-
Monat
1915-12
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 19.12.1915
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Sngianäs ^ieäerlage. Die Befreiung Mazedoni'enS. Nun haben die Engländer, die sich bisher immer so vorsichtig in der Reserve zu hallen wußten, auch'einmal, in großer Feldschlacht auf mazedonischem Boden den Kampf gegen die Bulgaren versucht. Sie sind vernichtet geschlagen worden. Mit - eisernem Besen haben die tapferen bulgarischen Truppen unter der geschickten Füh rung des Generals Todoroff den mazedonischen Boden von den französischen und englischen Eindringlingen reingesegt. Es ist ihnen in kurzer Zeir gelungen, die starken, durch sorg fältig ausgebaute Stellungen geschützten englisch- französischen Heere auf den Schub zu bringen und ihnen Schläge zu versetzen, die den Rückzug ans Katastrophale grenzen lassen. Zwei englische Divisionen, rund 25 000 Mann, sind dabei nahezu aufgerieben worden. Und wenn die Engländer 10 Geschütze in den Händen der Bulgaren lassen mußten — die Engländer selbst wollen nur von acht wissen, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß sie bei der Hast ihres unfreiwilligen Rückzuges nicht hinreichende Zeit zum Zählen finden konnten — so beweist das schon zur Genüge, wie wenig sie imstande gewesen sind, den Bulgaren wenigstens so lange noch Trotz zu bieteu, bis sie ihre Artillerie in Sicherheit bringen konnten. Unsere tapferen Bundesgenossen dürfen stolz auf ihren Erfolg sein. Sie haben mit ge waltigen Schlägen das heißumstrittene, heiß ersehnte Mazedonien erobert gegen eine Macht, die nicht gering zu schätzen war. Standen doch nach dem bulgarischen Generalstabsbericht in den zehntägigen Operationen, welche in der Ge schichte als die „Operationen am Vardar und Karussu" werden bezeichnet werden, eine Armee von 97 000 Franzosen und 73 000 Engländern, im ganzen also über 170 000 Mann mit 600 Feldgeschützen, 130 Gebirgsgeschützen und 80 schweren Haubitzen gegen die Bulgaren. Dem englischen Selbstbewüßtsein und der französischen Eitelkeit ist auf mazedonischem Boden der schwerste Schlag versetzt worden. Selbst der Hochmut des französischen Führers Sarrail, der allerdings bald genug auf den be scheidenen Standpunkt der „Zufriedenheit" zurückgekehrt war," als er die ersten Tatzenschläge des bulgarischen Leuen verspürte, den er zu er legen gedachte, ist nun einer starken Beklemmung gewichen. Der Korrespondent des ,Secolo' fand ihn in „bitterer Stimmung". Sarrail ist ein zu guter Soldat, um nicht zu wissen, daß er jetzt auf dem Balkan keinen Ruhm mehr ernten kann. Für ihn doppelt schmerzlich, da er hier seine Mißerfolge in den Vogesen wettzumachen hoffte. General Sarrail hat übrigens schon vor mehreren Wochen, als sich der serbische Widerstand gegen die Verbündeten als unzu reichend erwies, seiner Regierung erklärt, die Salon ili-Fahrt der französischen Truppen sei umsonst unternommen, wenn nicht in größter Eile Verstärkungen herangebracht werden. In dessen England wollte zunächst nur Zeit ge winnen, oder hat es wirklich mit ganz unzu- länglichen Mitteln Serbien entlasten wollen? Es wird für den Geschichtsforscher später einmal interessant, Englands Pläne und Berechnungen im Jahre 1915 darzulegen. Die letzte Hoffnung der auf den Schub ge brachten englisch - französischen Truppen, daß ihnen für den Notfall in Griechenland ein sicherer Zufluchtsort offen stehen würde, wo sie gegen eine weitere Verfolgung der ihrer Meister gewordenen Gegner unter allen Umständen ge sichert wären, ist nun auch zu Wasser geworden. Nach italienischen Meldungen hat der griechische Oberst Pallis die Generale Sarrail und Mahon nicht im unklaren darüber gelassen, daß die Griechen die flüchtenden Truppen zwar nicht entwaffnen wollten, daß sie aber auch den Ver folgern keinen Widerstand entgegensetzen, sondern die griechischen Truppen so weit zurückziehen' würden, daß kein Konflikt entstehen kann. Dieser Standpunkt ist der einzig mögliche, wenn Griechenland den Vierverband auf griechischem Boden als operationsfähige kriegerische Macht schalten läßt. Das griechische Volk ist also Zeuge, wie die geschlagenen Armeen Englands und Frankreichs, die so stolz und anmaßend von Saloniki aus zogen und sich erfrechten, auch Griechenland zu bedrohen, nun, von den Bulgaren weidlich zer zaust, nach ihrem Ausgangspunkt zurückhasten. Das Ansehen des Vierverbandes sinkt in der Welt immer mehr. Gegen die Lügenflut des Vierverbandes wirft der neue Vierbund die kristallklare Macht der Wahrheit in die Wag schals! Die Welt horcht auf; denn Englands Niederlage in Mazedonien läßt auch im Orient neue Hoffnungen reifen, wie sie im Herzen der englischen Machthaber neue Befürchtungen weckt. v. verschiedene Uriegsnachrichten. (Von der mit. Zensurbehörde zugelassene Nachrichten. Rumänische Stimmen für die Mittelmächte. Nach Bukarester Blättern wurde der Führer der konservativen Partei, Marghiloman, vom König in Audienz empfangen. Er überreichte dem König eine Denkschrist. Wie in politischen Kreisen verlautet, betont Marghilo man in diesem Schriftstück, daß es für Ru mänien jetztZeit sei, an der Seite der Zentralmächte in den Krieg ein zugreifen und Beßarabien zu besetzen. * Aufhebung der friedlichen Blockade Griechenlands. Nach Pariser Blättermeldungen haben die Ge sandten des Vierverbandcs den griechischen Minister präsidenten Stuludis verständigt, daß die wiri sch aftlichen Maßnahmen gegen Griechen land aufgehoben worden seien; die in den Häfen fcstgehaltenen griechischen Schiffe würden als bald freigelassen werden. Joffre — Leiter des Balkanfeldzuges? Nach einer Meldung des .Corriere della Gerat soll der Entschluß des Kriegsrates des Vierver bandes zu gemeinsa m e n Operationen am Balkan unter einheitlicher Leitung vor aussehen lassen, daß die Leitung des Balkan- feldzuges Joffre übertragen werde. * Kämpfe in Ägypten. Eine englische Aufklärungsabteilung aus Patruh stieß am 11. Dezember auf 300 feind liche Araber, die gegen Westen hin verjagt wurden. Sie halten 35 Tote; sieben von ihnen wurden gefangengenommen. Die feindliche Ab teilung war mit Gewehren bewaffnet, sie bestand aus türkischen Landsoldaten und aus Irregu lären. Die Engländer verloren 16 Mann an Toten, 3 Offiziere und 15 Mann an Ver wundeten. Verteidigung des Suez-Kanals. Die,Kölnische Volksztg/ erhält Mitteilungen aus Kairo von einem Gewährsmann, der eine Fahrt durch den Suez-Kanal machte, wonach an beiden Ufern mehrere hunderttausend Eingeborene und englische Soldaten damit beschäftigt sind, Schützengräben in sechs- bis siebenfachen Reihen auszuheben. Besondere Aufmerksamkeit wird der westlichen Seite des Kanals zugewendet, die am stärksten befestigt wird. Eine Anzahl Städte wird zu starken Festungen ausgebaut. Auf der östlichen Seite werden große Anlagen errichtet, um weite Strecken zu überschwemmen. Eine große Anzahl von Kanonenbooten liegt im Kanal.an mehreren Punkten verankert. Englische Offiziere beziffern die in Ägypten angesammellen Truppen auf 240 000. In Alexandria werden beinahe täglich englische Truppen gelandet. * Russisch-englische Niederlagen in Persien. Nach türkischen Berichten haben die Perser in einem h e f t i g e n K a m p f mit russischen und englischen Soldaten bei Kermanschah und Hemedan einen Sieg errungen. Die Russen und Engländer hatten über fünf hundert Tote und ebenso viel Verwundete. Die Perser machten große Beute. Bei einem anderen Kampf zwischen Kermanschah und Sine wurden die Russen von den persischen Kämpfern für den heiligen Krieg völlig ge schlagen, wobei dreihundert Kosaken, die unter dem Kommando des rnssischen Generals Samanow standen, gefangengenommen und zwei Maschinengewehre erbeutet wurden. Deutscher Aeicbstäg. (Orig.-Bcricht.) Bertin, 14. Dezember. Die kurze Sitzung begann mit der Behandlung der kleinen Anfragen des Abg. Dr. Liebknecht (Soz.), die vielfache Heiterkeit und auch teilweise Unruhe auslöste. Er wollte zunächst wissen, ob die Negierung zu Friedensverhandlungen unter Verzicht auf Annexionen bereit sei. Staatssekretär v. Iagow erwiderte, daß er nach den Verhandlungen vom 9.. Dezember ab lehnend antworten müsse. Eine Ergänzung der Frage durch den Fragesteller, was die Regierung zu den Jriedensvorschlägen neutraler Staaten sage, wurde vom Präsidenten als neue Frage, angesehen und abgelehnt. Abg. Dr. Liebknecht fragte weiter, ob die Dokumente über die Entstehung des Krieges veröffentlicht und ob eine parlamentarische Untersuchungskommission zur Prüfung der Ver antwortlichkeiten eingesetzt werden solle. Staatssekretär v. Jagow antwortete, daß die Veröffentlichung bereits geschehen sei und weiter geschehen solle. Eine parlamentarische Untersuchungskommission müsse jedoch die Ne gierung ablehnen. Die Verantwortlichkeit für den Krieg treffe nur unsere Gegner. Eine dritte Anfrage wünschte Auskunft, ob die Regierung einen Ge setzentwurf vorlegen wolle, der die Ersetzung der Geheimdiplomatie durch eine unter öffentlicher Kontrolle stehende demokratisierte auswärtige Politik bezwecke. Weitere Anfragen über Lebens- mitlelfffrsorge und Neuorientierung der inneren Politik bzw. Wahlrechtsreform lehnte Ministerial direktor Dr. Lewald im Namen des Reichs kanzlers ab. Abg. Dr. Liebknecht stellte zu fast jeder Frage Ergänzungsfragen, die der Präsident" fast sämtlich ablehnte. Der Fragesteller versuchte' mehrmals weiterzusprechen und die Glocke des Präsidenten zu übertönen, rief.jedoch damit nur die Unruhe und. teilweise auch Heiterkeit des Hauses hervor und mußte schließlich unter dauernder Unruhe abtreten. Nach ihm begründete Schatzsekretär Dr. Helfferich die neue Itt MMarden-Borlage. Anfangs durch die andauernde Unruhe des Hauses beeinträchtigt, gewann er doch bald all- seitige Aufmerksamkeit und verständnisvolle Heiterkeit, als- er den Vergleich zog zwischen den Finanzen des Reiches und denen seiner Feinde. Gr schätzte die gesamten Kosten des Krieges für alle Kriegführenden auf 320 bis 330 Millionen für jeden Tag, wovon etwa ein Drittel aus die Mitternächte und ihre Verbündeten komme. Eng land habe die meisten Kosten zu tragen, etwa 100 Millionen Mark für deu Tag. Mit der neuen Anleihe habe Deutschland 40 Milliarden aufgebracht. Damit, feiere, die Staatsbürger- Pflicht ihre Triumphe. Trotzdem stehen wir fest auf deutscher Erde, den .Gegnern aber leuchte das Wort entegegen: Nena takel updarmn. Abg. Scheidem a n n (soz.) erklärte namens seiner Partei, daß sie sich die endgültige Ent scheidung bis zur 3. Lesung Vorbehalte. Darauf wurde ein Schlußantrag angenommen und die Vorlage dem Ausschuß überwiesen. Abg. Dr. Liebknecht (soz.) bedauerte, nicht mehr zu Worte gekommen zu sein. Weitere Ausführungen gingen in entrüsteter Unruhe des Hauses' unter, wogegen Abg. Ledebour (soz.) Verwahrung einlegte. Abg. Dr. Neumann-Hofer (Fortschr.) antwortete, daß die Unruhe erst einsetzte, als Abg. Liebknecht trotz des Tönens der Präsi- dentenglocke weiter redete. Das Haus erledigte noch die Vorlage über weitere Zulassung von Hilfsmitgliederm beim Patentamt und vertagte sich dann auf Montag den 20. Dezember: Kriegsgewinnsteuer und Er nährungsfragen. Politische Acmäscdau. Deutschland. AerSeniorenkonvent des Reichstages hat beschlossen, am 20. und 21. d. Mts. noch Plenarsitzungen abzuhalten und den Neichshaus- Halts-Ausschuß zu veranlassen, möglichst viel vor Weihnachten zu erledigen. Man war überein stimmend der Meinung, daß es nicht möglich sei, vor Weihnachten allen Stoff aufzuarbeiten, und der Reichstag wird also am 11. Januar 1916 wieder zusammentreteu. * Im Haushallsausschuß des Reichstages wurde die Frage der Herabsetzung der Altersgrenze für die Arbeiter- alter'srettze eingehend besprochen. Der Reichsschatzsekretär führte dabei aus, daß man die Beendigung des Krieges», mit dieser Maß nahme abwarten müsse, weil sich erst daun die Finanzlage übersehen lasse. Der Ministerial direktor meinte, daß eine Herabsetzung der Altersgrenze eine Erhöhung der Beiträge zur Folge haben müsse, da sonst keine Deckung für die Mehrleistung vorhanden sei. Österreich-Ungarn. * Im ungarischen Abgeordneten hause erklärte Ministerpräsident Graf Tisza auf Anfrage, daß er es vorziehen würde, wenn erst das neugewählte Abgeordnetenhaus den Ausgleich mit Österreich, den die Regierung gegenwärtig vorbcreite, verhandeln würde. Das gegenwärtige Abgeordnetenhaus werde mir dann über diese Vorlagen entscheiden, wenn das öffentliche Interesse' dies gebieterisch erfordere. Ruhland. *Dis Frage des Wiederzusammen tritts der Duma ist immer noch nicht ent schieden. Der Zar hat zwar befohlen, das Parlament soll unmittelbar nach Abschluß der Beratungen in der Budgetkommission zusammen treten; indessen die. (rückschrittliche) Mehrheit dieser Kommission weigert sich ihre Arbeiten so fortzuführen, daß sie in absehbarer Zeit beendet sind. Baikaustaaten. *Als günstiges Anzeichen für die Besserung der Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland ist es auszufasseu, daß der fast seit Jahresfrist von Konstantinopel ab wesende griechische Generalkonsul nach dort zurückgskehrt ist und ferner, daß der seit dem Frühjahr freigewordene griechische Gesandten posten wieder besetzt werden soll. Die Er nennung des Gesandten soll unmittelbar bevor- stehen. * Amtlich wird in Sofia erklärt: Die von gewissen Organen der Salonikier Presse ver breitete Nachricht, -daß das bulgarische Volk mit der Verlängerung des Krieges unzufrieden wäre und auf Friedens- Ichluß binnen kurzer Frist bestünde, und daß lärmende Kundgebungen gegen den Krieg in Sofia und der Provinz stattzefunden hätte», die zu blutigen Scharmützeln geführt haben sollen, wird in aller Form sür unwahr erklärt. *Nach italienischen Meldungen haben die albanischen Notabel» der Bezirke Elbassan, Terana, Kraja und Kavaja sich als u n a b h ä n g ig e a l b a n i s ch e V o l k 8 ver - tretuug konstituiert und damit den Abfall von Essad-Pascha vollzogen. — Das inter essanteste an dieser Meldung ist, daß die Be wegung von Essad gerade von den Bezirken ausgeht, wo er zu Hause ist und wo seine sämtlichen Besitzungen liegen. Die Bewohner sind fast durchweg Mohammedaner.' Amerika. * Die Vereinigten Staaten befinden sich auf dem Wege zum — Militarismus. Das ist die neueste Nachrichtv' on jenseits des großen Wassers. Der Staatssekretär des Kriegschatz amtes befürwortet nämlich in seinem Jahres bericht die Bildung von 10 neuen Infanterie- Regimentern, 4 Regimentern Feldartillerie, 52 Kompagnien Küstenartillerie, 15 Kompagnien Pioniere und 4 Luftgeschwadern. Das stehende Heer soll um 400 000 Mann verstärkt werden, indem 130 000 Mann zum dreijährigen Dienste ausgehoben werden. 6o!äene Schranken. 12j Roman von M: D i ö r S. lForMhung.) . Dann begrüßte er auch -Magdalene, aber wie eine Fremde. Ella mußte sie vorstellen, wobei sie ihn tüchtig auszankte. Er errötete auch flüchtig über sein Versehen.' . . „Sie stehen so im Schatten, gnädiges Fräu lein," entschuldigte er sichf „Ja, das tut sie viel zu oft," sagte Ella lachend. Neuthner schwieg einen Moment. Er sah über- Magda hin, die etwas hastig am Baum weiter hantierte. „Das ist wohl richtig," sagte er langsam und ernst. Sein Wesen traf sie. Das Schwere, Herab gedrückte sprach sie seltsam an. Sie vergaß die Befangenheit und hob die Augen. „Soll ich Ihnen nicht ein bischen helfen?" fragte er. „Das Lichtchen wird tropfen, cs steckt schiesi" Aber wie in Hast verbesserte sie ßlbst den kleinen Schaden. "„Es war nur ungeschickt, jetzt wird es gehen." „Warum soll ich denn nicht?" fragte er. „Zu Hause habe ich auch keinen Weihnachts- baüm." Es war eine einfache ehrliche Betrübnis in seiner Stimme, die ihr durchs Herz ging. Doch sie vermochte nichts zu erwidern. „Aber dafür haben Sie die herrliche Be scherung in Süllach," tröstete Ella. „O diese Pracht! Ich erinnere mich noch vom vorigen Jahre. Dieser majestätische Baum und dann der große Saal mit der blendenden Beleuchtung, all dfe herrlichen Transparente. Ich darf gar nicht daran denken, sonst gefällt mir unser liebes Bäumchen gar nicht mehr wie sonst." „Ja, gewiß, Sie haben ganz recht," sagte Neuthner trocken. Dann ging er an den Eßtisch und setzte sich. „Sie müssen mich entschuldigen," bat er. „Ich bin entsetzlich müde." „Sie arbeiten zu viel!" schalt Ella. „Es ist wirklich nicht mehr anzusehen." Er lachte. „Ein Landkind, und weiß noch nicht,' daß im Winter der Landwirt faule Zeit hat?" „Ja, wovon sind Sie denn müde?" - „Vom-Nichtstun," sa^te er schroff. Magdalene - hatte ihre kleine Arbeit einge stellt. Ihr war, als müsse sie Ella bitten, nicht' weiter in ihn zu dringen. Denn was ihn er müdete, — sie fühlte es, als habe eine Stimme es ihr gesagt — es war nicht die ungewohnte Arbeit. Es war etwas anderes, etwas Tieferes, etwas Schlimmeres. Sie wußte selbst nicht, daß sie ihn ansah, mit großen, ernsten, grauen Augen. Und als er zu fällig hinschaute, traf ihn der Ausdruck dieser Augen. Aber nicht wie eine Frage, die ihn quälte und belästigte. Eine Weichheit lag darin, etwas Wohltuendes, Tröstendes. Doch er sagte nichts und suchte auch diesen Blick nicht festzu halten. Die frühe Dämmerung, die durch den trüb grauen Lag noch verstärkt, wurde, sank tiefer. Er mußte fort, die Zeit drängte, man erwartete ihn auf Süllach. Aber- ein seltsames Gefühl beherrschte ihn hier, ließ ihn . micht los. Wie geheimnisvolle VorweihnachtssMmM^ es durch diesen Naum. Die Geister längst ver gessener Kindheitstage mit' all . ihrem' Zauber wurden lebendig. Er stützte den Kopf in die Hand und ließ den Strom weihevoller Herrlichkeit über sich da hingehen. - Wehmut rührte ihn, aber in..der Wehmut, war etwas Liebes. Er hatte ein überstarkes Verlangen, hier zu bleiben, Stunde um Stunde, den ganzen lichtvollen Abend. . Da störte ihn Ellas Geplauder wieder auf. Sie hatte sich von der kleinen Schlappe wieder erholt, die er ihr vorhin gegeben hatte, und mit der Nachsicht, die ein Frauengemüt Meist dem Manne gegenüber hat, den sie in irgend einer Weise leidend vermutet, schlug sie vor: „Sie sollten lieber heute nicht mehr in das naßkalte Wetter Hinausreiten. Entweder bleiben Sie hier oder kehren nach Hause zurück. Mein Schwager schickt gern einen Boten nach Süllach." Er sah auf. Drüben stand der Baum fettig. In der Ecke Tische mit den bedeckten Geschenken. Im Hintergrund des Zimmers neben dem großen Kachelofen und dem Wäscheschrank hatten sich schon die schwarzen Schatten des Abends eingenistet. Hinter den Fensterscheiben verdämmerte der lichtlose Tag. Die freundlichen Worte des jungen Mäd chens begegneten sich mit seinen innersten Wün schen. Eine wohlige Lässigkeit kain über ihn. Ja, ja, wenn sie es so klar und entschieden sagte, dann mußte es gehen. Dann war nichts Un richtiges dabei. Mit einem träumerischen Lächeln hob, er, Pie Augen.. Ella, um ihm Zeit zur Äutwott'zu lassen, ging ins Eßzimmer nebenan und .brachte ihm ein Glas Wein. Magdalene aber stand in einer seltsam unschlüssigen Haltung am Weih nachtstisch. Sie hätte gern mitgeholsen, es ihm hier bequem und hübsch' , zu. machen, -aber es hatte sich um sie gelegt wie ein eiserner Ning, so daß die kleinste Hantierung ihr unmöglich wurde. In dieser ganzen Haltung, halb unbeholfen und doch von einem warmen, kräftigen'Emp- findungsleben durchstrümt, war etwas, was Hans Neuthners Blicke festhielt. „Wäre es Ihnen nicht störend, wenn ich hier bliebe?" fragte er, unwillkürlich in einem eignen, gedämpften Tonfall. Eine rasche, unverstandene Angst, griff ihr nach dem Herzen. In der unsicheren Beleuch tung sah er ihr Erröten nicht, aber der Gedanke, der gleichsam drohend an ihr vorkberflog, drängte sich ihr auf die Lippen. „Aber auf Hohen-Süllach erwartet man Sie —" Niemals, soviel sie später darüber nach grübelte, konnte sie begreifen, wie sie zu dieser, doch recht unfreundlichen Antwort kam — wie ein junges Menschenkind mit unflektiertem Emp finden noch nie das stumme geheime Leben in sich begreift, das von seinem ersten Erwachen an, die ganze laute Oberfläche mit all ihrem bewußten Hin und Her beherrscht, die gewohnte
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