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Ottendorfer Zeitung : 04.12.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191212048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19121204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19121204
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-12
- Tag 1912-12-04
-
Monat
1912-12
-
Jahr
1912
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 04.12.1912
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Lin veruhigungrtelegramm -es Reichskanzlers. Die Gerüchte von der Mobilmachung der beiden ostpreußischen Armeekorps scheinen an Ort und Stelle, in Königsberg und Allenstein, selbst vielleicht weniger als in den kleinen Landstädtchen und Dörfern der Provinz einige Beunruhigung erzeugt zu haben. Anders ist ' es nicht zu verstehen, daß der höchste Beamte des Reiches in eigener Person das Wort nimmt, um dem Entstehen einer allgemeinen Beun ruhigung vorzubeugen. Bei dem Oberpräsidium in Königsberg ist nämlich ein Telegramm des Reichskanzlers eingegangen, in dem der Ober- präsident gebeten wird, der anscheinend in der Provinz herrschenden Kriegsaufregung, die durch nichts gerechtfertigt sei, entgegenzutreten. Die alarmierenden Nachrichten über angebliche Kriegs vorbereitungen dies- und jenseits der preußisch- . russischen Grenze entbehrten jeder Grundlage. / Von deutscher Seite seien keinerlei besondere militärische Maßregeln ergriffen worden, auch seien bisher keine Nachrichten über russische militärische Maßnahmen eingegangen, die deutsche Gegenmaßregeln veranlaßt hätten. 6m e Lösung äer Krise. Botschafterkonferenz über die Balkankrise. — Österreichs äußerste Zngestänvntsse. T Der Leiter der englischen auswärtigen Politik, Sir Edward Grey, hat nach längeren diplomatischen Vorverhandlungen jetztdenMächten einen Vorschlag zur Lösung der Streitfragen, die als Folgeerscheinung des Balkanlrieges auf getaucht sind, unterbreitet. Danach sollen folgende drei Fragen einer in einer europäischen Hauptstadt tagenden Botschafterkonferenz unter breitet werden: 1) die albanische Frage, 2) die Frage der ägäischen Inseln, und endlich 3) die Dardanellen-Frage. Der österreichisch-serbische Adriakonflikt soll auf dieser Konferenz unerörtert bleiben. Dian wird den Absichten Sir Edward Greys, der Einmütigkeit der Großmächte einen neuen Rück halt zu geben, indem er bereits jetzt wichtige Fragen von internationaler Bedeutung dem Gedankenaustausch der Diplomaten unter breitet, volle Sympathie entgegenbringen, wenn auch der Erfolg dieses Schrittes zweifelhaft ist. Die Begrenzung der geplanten Konferenz auf diejenigen Fragen des vielgestaltigen Balkan problems, deren internationales Interesse unbe stritten ist, ist jedenfalls ein guter Gedanke und würde den Verhandlungen, die sonst leicht ins uferlose sich verlaufen könnten, erhöhte Aussichten auf Ergebnisse verschaffen. Ausgeschieden bleibt ferner die Neuordnung des europäischen Besitzstandes der Türkei, die lediglich Gegenstand der Friedensverhandlungen mit den Regierungen des Balkanbundes bilden oll. Unklar bleibt allerdings, ob die Adria rage etwa als ein Bestandteil der für die Kon- ttenz in Anspruch genommenen albanischen Frage gelten soll. Sollte das der Fall sein, so würde Österreich nur unter bestimmten Vor aussetzungen dem Grehschen Vorschlag, den übrigens Bulgarien sofort abgelehnt hat, zuzu stimmen bereit sein. Um alle Mißverständnisse in dieser Beziehung zu vermeiden, haben Wiener amtliche Stellen dem Pariser ,Temps' das Höchstmaß der Zu geständnisse mitgeteilt, die Österreich in voller Übereinstimmung mit Italien in der Adria- Frage zu machen bereit ist: „Österreich erkennt rückhaltlos an, daß Serbien als Preis seiner Waffenerfolge Anspruch auf Altserbien und den Sandschak Novibazar hat. Auch gegen Serbiens uneingeschränkten Besitz eines Hafens im Ägäischen Meere hat Österreich nichts einzuwenden. Ferner ist man in Wien noch immer gewillt, unter allen erforderlichen Bürgschaften Serbien für seinen wirtschaftlichen Bedarf den Zugang zu einem dalmatinischen Hafen zu gestatten und überdies ein serbisch-montenegrinisches Überein kommen zur Kenntnis zu nehmen, wonach Serbien politische und wirtschaftliche Rechte auf einen montenegrinischen Hafen erhielte. Das A Der 8otm aus Afrika. 16 s Roman von Max Hoffmann. (Fortsetzung.) „So ist der Laden vorn jetzt ganz ohne Aufsicht?* fragte Alfred. „Auch nicht," bemerkte Kleinert. „Vorn sitzt ein Alter, der mit dem ganzen Geschäftsbetrieb aufs genauste vertraut ist. Und nun werden wir unire Kluft einer Änderung unterziehen." Er schellte wie vorhin, und nach einiger Zeit trat durch die Tapetentür mit schlürfendem Schritt ein ganz gebeugter, weißhaariger alter Mann ein. Kleinert flüsterte ihm einiges ins Ohr, von dem Alfred nur die Worte „Freund" — „Anzug" verstand. Der Alte musterte sie beide scharf von oben bis unten und entfernte sich schweigend, wie er gekommen war. Nach kurzer Abwesenheit erschien er wieder mit zwei An zügen. „Achtzig Mark!" krächzte er. „Füy beide zusammen," ergänzte Kleinert. „Nein, für" jeden." „Na, alter Filou, wenn's nicht anders geht, meinetwegen." Als die beiden Freunde wieder allein waren, kleideten sie sich um, und nach der Verwandlung sah Alfred in dem dunkelgrauen Reiseanzug wie ein Tourist aus, während Kleinert im schwarzen Gehrock den Eindruck eines biederen Onkels vom Lande machte. „Wir dürfen dieses Haus natürlich nicht zu sammen verlassen," erklärte Kleinert. „Ich schlage vor, du gehst zuerst. Wir treffen uns in spätestens vierzehn Tagen bei Mutter letzte und wichtigste Zugeständnis der Wiener Regierung ist, daß Serbien für den wirtschaft lichen Bedarf auch den Zugang zu dem Hafen des künftigen selbständigen Albanien erhalten soll, mit der einzigen Beschränkung, daß das einheitliche Gebiet dieses Zukunftsstaates nicht etwa durch Schaffung eines serbischen Gebiets streifens Einbuße erlitte." In der französischen Presse wird durchgängig anerkannt, daß Österreichs Standpunkt durchaus gerechtfertigt sei und daß die ursprüngliche An schauung, Österreich fei in dieser schwierigen Zeit als Friedensstörer aufgetreten, ferner nicht mehr haltbar sei. In Paris, Wien und London ist — ganz in Übereinstimmung mit der Ansicht der französischen Presse — das Gerücht ver breitet, daß zwischen den Großmächten gegen wärtig Verhandlungen über einen bei der serbi schen Regierung gemeinsam zu unternehmenden Schritt schwebten. Man will der serbischen Re gierung einmütig zum Ausdruck bringen, daß Österreich-Ungarns Haltung gebilligt werden müsse. — Sollten sich die Mächte wirklich zu einem solchen Schritt aufschwingen können, so dürfte er in Verbindung mit der von England vorgeschlagenen Botschafterkonferenz die Wege zu einer europäischen Konferenz ebnen. Diese Konferenz wird nachgerade zur unab- weislichen Notwendigkeit, denn das Balkan problem gestaltet sich mit jedem Tage schwieriger und mannigfaltiger. Hat doch jetzt das so schweigsame Rumänien wieder einmal etwas von sich hören lassen und durch den Mund eines Ministers zu erkennen gegeben, daß es bei der Teilung der europäischen Türkei unter keinen Umständen leer ausgehen will. Der frühere Kriegsminister und gegenwärtige Domänen- ministe^ Filipescu erklärte in einer Versamm lung m Turn-Severin, die auswärtige Lage sei zwar sehr schwierig; Rumänien werde aber daraus nur Nutzen ziehen. Unter anderm werde es einen Zugang zum Adriatischen Meer er reichen. Es könne sein, daß die vorzüglich vor bereitete rumänische Armee demnächst zum Kampfe fürs Vaterland gerufen werde. — Der neue Staatssekretär im Kriegsministerium Antonescu forderte in feiner Begrüßung die Offiziere auf, die größte Tätigkeit zu entfalten, denn man könne nicht wissen, was schon der morgige Tag bringen werde. Daß mit der Möglichkeit eines rumänischen Eingreifens jetzt ernsthaft gerechnet werden muß, erhellt auch daraus, daß der österreichisch ungarische Armee-Inspekteur Frhr. Konrad von Hötzendorf in Bukarest eingetroffen ist und ein Handschreiben des Kaisers Franz Joseph an König Karol überbracht hat. Armee-Inspekteur Konrad v. Hötzendorf ist während seines Auf enthalts in Bukarest Gast des Königs. Dieser Besuch erregt in politischen Kreisen größtes Aufsehen, um so mehr, da er wenige Tage nach dem Besuch des österreichischen Generalstabs chefs Schewua in Berlin erfolgt. In jedem Falle zeigt er, daß die Frage, ob die Geschicke des Balkans friedlich am grünen Tische oder durch die Gewalt des Schwertes entschieden werden sollen, trotz aller Diplomatenbesprechungen noch keine endgültige Lösung gefunden hat. Atan will angeblich in allen Lagern den Frieden, es deutet aber alles darauf hin, daß man nach wie vor mit der Möglichkeit eines Krieges rechnet. Politische Kunälckau. Deutschland. * Im Auftrage Kaiser Wilhelms nimmt der Kronprinz an den Beisetzungsfeier lichkeiten für die Gräfin von Flandern (der Mutter des Königs der Belgier) in Brüssel teil. * Die Entscheidung des Bundesrats zu der von der bayrischen Regierung verlangten Erklärung der im Inlands erlaubten Ordens tätigkeit der einzelnen Jesuiten ist nun mehr gefallen. Amtlich wird sein Beschluß wie folgt mitgeteilt: „Da Zweifel über die Bedeu tung des Begriffs der verbotenen Ordenstätig keit im Sinne der Bekanntmachung des Reichs kanzlers vom 5. Juli 1872 entstanden sind und die Königlich Bayrische Regierung eine maßgeb liche Auslegung dieses Begriffs beantragt hat, hat Gerard in Paris. Also dann auf Wiedersehen in Paris, schöner Fredy, man bon K»r§nn!" Sie schüttelten sich kräftig die Hände, Alfred verlieb den Schlupfwinkel und trat, wie er ge kommen war, über den Hof und den Hausflur auf die Straße. Der Abend war längst hereingebrochen. Er überschritt den Damm und wollte eben etwas stärker ausgreifen, als er von beiden Seiten der Straße eine Reihe von Männern auf Cybulskis Laden zueilen sah. Es schien ihm säst, als wenn sie aus dem Erdboden gewachsen wären. Nun standen sie vor dem Haus, das er soeben verlassen hatte. Er zählte neun Mann. Kräftige Gestalten, dunkel gekleidet. Rasch war er in einen tiefen, gegenüber be findlichen Hauseingang geschlüpft. Drei der Männer gingen in den Keller hinunter, und zwar wußten sie es so einzu richten, daß sie nicht auf das untere Brett traten, so daß die Klingel nicht ertönte. Drei andre verschwanden im Hausflur, die übrigen stellten sich draußen auf. Als Alfred die kurze Straße hinunterblickte, bemerkte er an beiden Enden derselben uniformierte Schutzleute. Nun wußte er genug. Es dauerte gar nicht lange, so erschienen die Kriminalbeamten wieder, und in ihrer Mitte befand sich Jakob Kleinert. Seine Hände waren gefeffelt; aber er schaute so! ruhig um sich, als wenn er das unschuldigste Geschöpf der Welt wäre. Eine Droschke fuhr vor, zwei der Herren setzten sich mit dem Arrestanten hinein, der Wagen rollte von dannen, und die übrigen der Bundesrat beschlossen: Verbotene Ordens tätigkeit ist jede priesterliche oder sonstige reli giöse Tätigkeit gegenüber andern, sowie die Er teilung von Unterricht. Unter die verbotene religiöse Tätigkeit fallen nicht, sofern nicht landesherrliche Bestimmungen entgegenstehen, das Lesen stiller Messen, die im Rahmen eines Familienfestes sich haltende Primizfeier und das Spenden der Sterbesakramente. Nicht untersagt sind wissenschaftliche Vorträge, die das religiöse Gebiet nicht berühren. Die schrift stellerische Tätigkeit wird durch das Verbot nicht betroffen." *Dem Landtag des Fürstentums Reuß j. L. ist eine Vorlage auf Änderung des Wahlgesetzes zugegangen. Statt 16 sollen in Zukunft 21 Abgeordnete nach einem Drei klassenpluralwahlrecht gewählt werden. (Bisher war die Wahl direkt und geheim.) Zus äem Keicbstage. Der Reichstag setzte am Donnerstag die Be sprechung der Teuerungsinterpsllation in Verbin dung mit dem Gesetzentwurf über vorübergehende Zollcrleichterungen fort. Abg. Wendorff (fortschr. Vp.) erklärte, die Teuerung beweise, daß die deutsche Landwirtschaft nicht in der Lage sei, den Fleisch bedarf zu decken. Der preußische Landwirtschaft?» minister Fror. v. Schorlemer trat diesen Aus führungen entgegen und betonte, eine Beseitigung der Teuerung könne nicht allein durch Vermehrung der Viehproduktion erfolgen, sondern nur, wenn sich das Volk den andern Nahrungsmitteln mehr zu wendet als bisher. Abg. Löscher (Reichsp.) meinte, daß eine allgemeine Aufwärtsbewegung doch nicht zu verkennen und eine Folge unsrer Wirt schaftspolitik sei. Abg. Molkenbuhr (soz.) er klärte, die Absperrung der Grenzen sei ein untaug liches Mittel zur Bekämpfung der Seuchcngefahr. Abg. Matzing er (Zsntr.) hielt eine Aufhebung der Zölle für nutzlos. Das Gefrierfleisch sei nur ein unvollkommener Ersatz des frischen Fleisches. Präsident des Reichsgesundheitsamtes Dr. Bumm erklärte die Teuerung für bedauerlich vom gesund heitlichen Standpunkt. Die Behauptung aber, daß das Volk an „Unterernährung leide", fei nicht halt bar. Die Aufhebung des 8 1? würde schwere Ge fahren mit sich bringen. Am Freitag antwortete zunächst Leg.-Rat Leh mann auf eine Anfrage des Abg. v. Richthofen (nat.-lib.), daß bei den Ereignissen in Saloniki bis her Leben und Eigentum von Deutschen nicht zu Schaden gekommen sind. Sollte sich die Lage wider Erwarten zuspitzen, so sind die auf das östliche Mittelmeer verteilten deutschen Kriegsschiffe imstande, in kurzer Zeit vor Saloniki zu erscheinen. Sodann gab der preuß. Kriegsminister v. Hee ring e n auf eine Anfrage des Abg. Junck (nat.- lib.) die Versicherung, daß für den Kriegsfall das Erforderliche in die Wege geleitet worden ist Auf eine Frage des Abg. Mumm (wirtsch. Vgg.) erwidert Geheimrat Reim, daß noch keine Schritte getan seien, um die im Februar vertagte Brüsseler Konferenz zur Revision des afrikanischen Spiritus handels zu einem neuen Zusammentreten zu veran- laffen. Auf eine Frage des Abg. Göhre (soz.) ant wortete Staatssekretär Richter, daß er nicht im stande sei, zu sagen, ob es noch in dieser Session möglich werde, dem Reichstag ein Wohnungsgesetz zu unterbreiten. Darauf werden die Erörterungen über die Fleischteuerung fortgesetzt. Der Abg. Sieg (nat.-lib.) tritt für die Erhaltung unsrer Wirtschaftspolitik ein und erklärt es für notwendig, gerade in schweren Zeiten, wie jetzt, Sorge zu tragen, daß Deutschland mit gutem eigenen Fleisch versorgt werde. Abg. Graf Schwerin-Löwitz (kons.) erklärt, auch die Landwirtschaft bedaure die Fleischteuerung. Was sie wünsche, seien gleichmäßig mittlere Preise, bei denen die Produzenten bestehen könnten, ohne daß der Verbrauch erschwert werde. Die deutsche Landwirtschaft werde in fünf Jahren in der Lage sein, den Bedarf zu decken. Zum Schluß erklärte der Abgeordnete, daß die Konservativen, wenn sie auch nicht mit allen Ausführungen des Reichs kanzlers voll übereinstimmten, doch seine Wirt schaftspolitik für richtig halten und deshalb gegen den sozialdemokratischen Antrag, der sich gegen des Kanzlers Teuerungsmaßnahmen wendet, stimmen würden, den sie auch formell für unzulässig halten. Staatssekretär des Innern Delbrück: Wir haben in den letzten drei Jahren in jeder Session" eine Aussprache über die Teuerung gehabt, und ich habe in jedem dieser drei Jahre am dritten Tage der Verhandlung ein Resümee zu ziehen gesucht. Ich muß aber sagen, daß es immer im Beamten entfernten sich ebenfalls rasch. Das alles ging so lautlos, so sicher und zielbewußt vor sich, daß niemand von den Hausbewohnern etwas davon gemerkt hatte. 14. In einem Hotel am Alexanderplatze erwachte Alfred am andern Morgen sehr früh. Er erhob sich und öffnete das Fenster. Ein scharfer, kalter Luftzug kam herein, aber er sog die frische Luft mit wahrem Behagen ein, sie dämpfte die Fieberglut, die in seinem Innern brannte. Sinnend blickte er eine Weile hinaus. Man hatte ihm ein Zimmer im obersten Stock gegeben, und er schaute über ein Gewirr von Dächern. Als er sich ein wenig vorbeugte, da gewahrte er schräg gegenüber den käfigartigen kleinen Turm des Polizeipräsidiums, und ein unangenehmes Gefühl bemächtigte sich seiner bei diesem Anblick. Er schloß das Fenster wieder, wusch sich, kleidete sich an und ging leise die Treppe hinunter. Und nun? Was nun? Er stand an einer Straßenecke und blickte um sich. Da drüben brausten die Eisenbahnzüge über die Straßen überbrückung, dort ging es in die Ferne, in die Freiheit! Und schon war er im Begriff, hinüberzugehen und sich ein Billett zu lösen, als er Halt machte. Es war, als wenn ihn eine unsichtbare, unwiderstehliche Macht von hinten gepackt hätte und ihn nicht weiter ließ. Ja, sie zog ihn mit aller Gewalt zurück, und er konnte nicht anders, er mußte ihr nach geben. wesentlichen das gleiche gewesen ist, nämlich daß diele Debatten uns einer Lösung des Problems nicht wesentlich nähergebracht haben. Der Grand liegt darin, daß die Erörterung auf falschen Vor aussetzungen aufgebaut ist. Auf der Linken, die von ihrem Standpunkt aus mit Recht auf eine Be seitigung der Schwierigkeiten auf dem Fleischmarkt drängt, geht man immer wieder von der von ihnen als erwiesen angenommenen, aber keineswegs be wiesenen Tatsache aus, daß die Fleischnot von unsrer Zoll- und Wirtschaftspolitik herrührt, und deshalb artet die Erörterung immer in einen wirtschaftlichen Kampf aus, bei dem der Wunsch nach Besserung untergeht in einem Streit über allgemeine Wirtschaft- liche und politische Theorien. Bei der internatio nalen Entwicklung des Wirtschaftslebens der Welt ist es selbstverständlich, daß die wirtschaftlichen Vor gänge der einzelnen Länder in immer stärkerem Maße beeinflußt werden durch allgemeine Vorgänge, und daß der Einfluß, den die Wirtschaftspolitik eines einzelnen Standes ausüben kann, verhältnis mäßig gering bleiben muß. Ich habe mich an unsre sämtlichen auswärtigen Gesandtschaften gewandt und gebeten, mir, wenn irgend möglich, ein zuver lässiges, übersichtliches Material über die Preis bildung der Lebensmittel und andrer wichtiger wirt schaftlichen Artikel in den betreffenden Ländern zu gehen zu lassen. Das Ergebnis dieser allgemeinen Umfrage zeigt, daß der Preisstand gewißen periodischen Schwankungen unterworfen ist. Damit ist zugleich erwiesen, daß in Ländern, in denen eine ganz verschiedenartige Wirtschaftspolitik vor herrscht und die Verhältnisse in der Landwirtschaft weit voneinander abweichen, sich doch das gleiche Ergebnis zeigt, und danach liegt der Schluß nahe, daß die sehr erhebliche Steigerung bei unsern Nahrungsmitteln, vor allen Dingen beim Fleisch, ihren Grund in den internationalen Wirtschaften hat, in Ursachen, die wir außerstande sind, aus der Welt zu schaffen. Mr pflegen hier deshalb durchaus unfruchtbare Erörterungen. Sie werden diesen Reichstag niemals dazu bringen, an den bewährten Grundlagen unsrer Wirtschafts politik zu ändern. Es muß festgestellt werden, daß ein grober Teil der Bevölkerung, weit über die oberen Zehntausend hinaus, keinen Mangel an Fleisch leidet- Mangel leiden nur diejenigen Kreise, die ihrem ganzen Einkommen nach an sich schon schwer in der Lage sind, sich das nötige Fleisch zu verschaffen. Hoffentlich gelingt es der Enqucten- kommisfion, recht, bald zu einem praktischen Ergebnis auf diesem uns allen am Herzen liegenden Gebiet zu kommen. Abg. Gothein (fortschr. Vp.): Ich habe eine allgemeine Preissteigerung schon 1912 beim Zolltarif vorausgesagt. Man hat den Städten geraten, sich selbst an der Fleischproduktion zu beteiligen. Das hat man nur getan, damit sie schlechte Erfahrungen machen, denn die Schweinezucht erfordert eine liebe volle Behandlung, wie nur die kleinen Landwirte sie dem Vieh angedeihen lassen können. Hatte man auf unsern Antrag im Oktober vorigen Jahres Re Futtermittelzölle auf ein Jahr aufgehoben, dann wären so viel Futtermittel hereingekommen, daß wir jetzt nicht ,im entferntesten eine solche Teuerung hätten. Die bestehenden Futtevmittslzölle und die Einfuhrscheinsysteme sind eine Versündigung gegen die kleinen Landwirte und alle Konsumenten. Abg. Seyda (Pole): Reichskanzler und Regie rung haben in langen Reden ihre Arbettersreundlich- keit betont, aber im selben Augenblick haben sic Hunderte von Arbeitern brotlos gemacht — im Wege der Enteignung I Abg. Ricklin (els.-Iothr. Zentr.): Ich kann namens der Mitglieder der elsaß-lothringischen Gruppe erklären, daß wir im großen und ganzen mit der Art und Weise, wie der Reichskanzler die Anfrage beant wortet hat, einverstanden sind. Abg. Gebhart (wirtsch. Vgg.): Auch wir sind befriedigt darüber, daß der Reichskanzler an der be währten Wirtschaftspolitik festhatten will. Abg. Südekum (soz.): Herr Delbrück gab zu, daß die Zölle nur den Zweck haben, die Lebens- miltelpreise hochzuhalten. Es ist gar nicht wahr, daß die deutsche Bevölkerung von der deutschen Landwirtschaft allein mit Nahrungsmitteln und Fleisch versorgt werden kann. An den schrecklichen Teucrungs- und Wohnungsverhältnissen muß die Kraft der Nation zugrunde gehen. Ein Schlußantrag wird angenommen. Die Frage, ob ein Anttag zu einer Interpellation spezialisiert werden darf, wird der Geschästsorvnungs- kommission überwiesen. Der Gesetzentwurf über die vorübergehenden Zvll- erleichterungen bei der Fleischeinfuhr geht an eine Kommijflon von 28 Mitgliedern. Staatssekretär Delbrück erklärt, daß er die Interpellation über den Wagenmangel in der zweiten Hälfte der nächsten Woche beantworten werde. Das Haus vertagt sich. Und so wanderte er denn erst langsam, dann immer schneller und schneller dem Osten der Stadt zu. „Verfehltes Leben! Ein ganz verfehltes Leben!" murmelte er vor sich hin. „Ochse, kannste denn nich sehen?" Durch diesen, von einem Rippenstoß be gleiteten liebenswürdigen Zuruf eines Vorüber gehenden, gegen den er versehentlich gelaufen war, wurde er aus seinen Grübeleien unsanft aufgeichreckt. Es war sein Glück. Er war, von einem merkwürdigen Instinkt getrieben, ganz in die Nähe der Stätte seiner bisherigen Wirk samkeit gelangt. Es war nur gut, daß er auf der andern Seite ging, sonst wäre er dicht am „Riesenkrebs" vorübergegangen. Sein Appetit regte sich. Er hatte noch nicht gefrühstückt und sah sich deshalb in der Gegend nach einer Konditorei um. Aber er sand keine. Auch ein sogenanntes Wiener Cafö war nirgends zu sehen, und so trat er kurz entschlössen in eine zu ebener Erde gelegene Destillation ein. Er trank eine große Tasse Kaffee und aß dazu mehrere mit Butter bestrichene Brötchen. Bei der Unentschlossenheit und Gedrücktheit, die sich seiner jetzt bemächtigt hatte, wäre er noch gern hier sitzen geblieben; aber der dicke Wirt, der mit aufgekrempelten Hemdärmeln am B'isett stand und ihn fortgesetzt scharf beobachtete, war ihm lästig, und so ging er bald. Lautes, fröhliches Kindergeschrei schallte ihm entgegen. Der Unterricht in einer jener Riestn- Doppel-Gemeindejchulen der Stadt, wo mehrere Tausende von Kindern den halben Tag über eng beieinander sitzen müssen, war gerade be endet, und die Schüler und Schülerinnen stürzten Verba russische S sind in T Untersuchm Von 2 Schacht de: Mingen (H sicher Ungl eine Kiste nach feiner aus unaust Bergmann Einstu Hnnsbruö ist die Mai bitzendivisio Mehr als Gebäudes Ouadratme gefallen. l fahrbare s und andres als einer - der Militär Krönen bet Stadtgemei 50 000 Krc weise nicht Scharf Auf dem reich) wurd ianterie-Abi schossen. Z Säbeln exe den Säbel den Hals t Und verletzt am Stirnbl durch Teil wund et. 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