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Ottendorfer Zeitung Vezng,preis: vtertelWrSch ^r» Mark frei ins Lf«u. I» der Geschäftsstelle abgeholt viertel- Meiich i M. Snzelne Nummer ,0 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »nd S« «»abend Nachmittag. Unter^aktllngA- unä Anzeigebkatt AM »SchoLch «scheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel and Wandel* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Made". Vmck iwd Verla- »n y«m«m MHI«, Buchdrueknet in Groß-OtMa. veraniw»rt«ch ftk di, «edaklian h. RSHle in O»eß.«e«a. Nummer ^0 Mittwoch, den 2^. November W5. l^. Jahrgang Sparkasse Ottendorf Woritzdops «»zinst Smiagen bei strenger Geheimhaltung mit Z i/zv/g. Die in den ersten 3 Werk- ta-<n eines Monats «ingezahlten Beträge werden für den betreffenden Monat noch voll »er^nst S Einlagen bei auswärtigen Sparkassen werden kostenfrei hierher »übertragen. Neuestes vom Tage. — Keine wesentlichen Ereignisse, nichts von Bedeutung, Artillerie-, Minen- und Hand granatenkämpfe. Das sind etwa die Worte, mit denen unsere Heeresleitung in der ihr eigenen knappen und prunklosen Art schon seit Wochen über die Lage an der Westfront belichtet, und doch künden sie uns allen, die wir die Bedingungen des Krieges an der Westfront kennen, täglich immer wieder aufs neue das stille, unverdrossene Heldentum, in dem unsere tapferen Truppen, denen der heißersehnte vorwärtsdrängende Bewegungs krieg versagt bleibt, nach wie vor, einer stählernen Mauer gleich, alle Angriffe und Turchbruchsversuche des Feindes abschlagen oder, selbst zu kühnem Vorstoß ausholend, ihm den kargen Gewinn wieder abnehmen, den er mit zahllosen Opfern an Toten und Verwundeten vor Wochen einmal müh am errungen Hal. — Der Lyoner „Nouvelliste" meldet aus Paris: Der Heeresaueschuß der Kammer hat eine Regierungsvorlage angenommen, wo nach die marokkanischen Hilfstruppen in re guläre Korps umgebildet werden sollen. — Aus London wird gemeldet: Die Nationale Porträtgalerie ist mit Rücksicht auf die Gefahren von Zeppelinbomben für die Dauer des Krieges geschloffen worden. — Die „Daily News" meldet der „Agence Havas" zufolge aus Ottawa das Gerücht, Roosevelt werde der englischen Regierung demnächst seine Dienste anbieten, um an eer Spitze eines kanadischen Bataillons in den Reihen der Alliierten zu kämpfen. — Taswir i Efkiar veröffentlicht eine Unter- redung mit dem bulgarischen Gesandten Ko- luschew, der u. a. ausführte, Bulgarien werde Wert darauf legen, sich auch die in der bul garisch-serbischen Uebereinkunft von 19-2 nicht inbegriffenen Gebiete, in denen jedoch der bulgarische nationale Gedanke seit jeher eingepflanzt war, wie das Moravatal und die Landstriche von Nisch und Vranja, ein zuverleiben, um dadurch seine nationale Ein heit zu sichern. Koluschew hob hervor, daß viele Volksteile in Serbien bulgarisch seien, und erinnerte daran, dak selbst Pasitsch bul garischer Abstammung sei, was ihm seinerzeit in Belgrader Hofkrrisen zum Vorwnrf gemacht wurde. Die französisch-englische Expedition in Mazedonien erklärte Koluschew für eine Komödie. Anstatt die Serben reiten und Sofia oder gar Konstantinopel erobern zu wollen, hätten die Franzosen lieber trachten sollen, ihr eignes von den Deutschen besetztes Land zu retten. Der Gesandte brandmarkte in den schärfsten Ausdrücken die Beschießung von Dedeagatsch und betonte zum Schluß, daß die türkisch-bulgarischen Beziehungen nach dem Kriege sich auf wirtschaftlichem Gebiete entwickeln werden. — Ganz Aliserbien ist jetzt von den Ver bündeten besetzt, das serbische Heer im vollen Rückzug aus dem eigenen Land. Der Druck der verbündeten Heere hat die Serben ge zwungen, auch den Sandschak aufzugeben, ohne sich zum Entscheidungskampf stellen zu können. Oesterreichifch ungarische Truppen sind in Nova Baro» emgezogen, Szenica und Du- gapoljana mußten vor den über Javor und von Jankov anrückenden Kräften geräumt werden. Während sich die österreichisch- ungarischen Truppen über Dugapoljana her vom Westen Novibasar nähern, sind deutsche Truppen über RaSka hinaus gelangt und rücken im Raskatale von Norden gegen die Hauptstadt des Sandschak. Dem schneidigen Vorgehen der österreichisch ungarischen Truppen und ihrer überraschenden Schwenkung gegen Karadak gelang es, im Winkel zwischen Raska und Jbar die sich zähe verteidigenden Serben abzuschneiden und 2000 Gefangene zu machen. Inzwischen drängen die Deutschen und Bul garen von Norden und Osten an Prischtina heran. Die Armee Gallwitz hat den Sattel von Prepolac bereits überschritten und kämpft um den Eintritt in das Tal des Lab, das den Weg nach Prischtina eröffnet. Im Gol- iakgebirge geht General Bojadjew vor, und da von Süden und Südosten her über Kacanik und Gnilau starke Kräfte der bul garischen Südarmee im Anzuge sind, so ist Prischtina immer stärker bedroht. Nicht mehr das serbische Heer, nur das serbische Land und der serbische Winter vermögen der Vor rückung noch Hindernisse zu bereiten. Im Vergleich zu den Wegen im Sandschak und in Mazedonien sind selbst die im alten Teile Serbiens noch sehr gnt zu nennen. Hier verlieren sich die Pfade ost im Steinmeer des Karstes, oder sie werden zu grundlosen Schlammströmen, auf denen die Wagen nicht mehr fortkommen können. Selbst den zwei rädrigen Gebirgskarren und den Tragtieren wird es immer schwerer, ihre Lasten zu be fördern. Man sieht oft ganze Kolonnen, die stecken geblieben, oder Heroen von Tragtieren die müde am Wege stehen und neue Kräfte sammeln. Der Nachschub ist unter solchen Verhältnissen nur mit Aufgebot aller Kräfte an die Truppen zu bringen und nur ein un vergleichlicher Heroismus von den Führern bis zum letzten Maultiertreiber herab, kann solche Erfolge erzwingen, wie die der letzten Tage. Das serbifche Heer, das auf den Boden Montenegros gewichen ist, hat dort unter noch größeren Entbehrungen zu leiden. Dieser Rückzug in die unwegsamen schwarzen Berge ist eine Art Selbstmord. Entgegen allen Ententemeldungen, der ungebrochenen Zuversicht des serbischen Heeres, lauten die Mitteilungen von Ueberläusern, daß die ge flohenen Bruchstücke der Armee hungern und verzweiseln. Wehrpflichtige, die von den Serben mitgeführt wurden und ihnen ent wichen sind, bekunden als allgememe Stimmung daß man von der Nutzlosigkeit des Kampfes im fremden Lande überzeugt sei. — Der Konstantinopeler „Jkdam" meldet: Die Italiener erlitten wiederholt eine schwere Niederlage in Tripolis. Dre Aufständischen griffen das Fizan-Gebiet an. Verschiedene Orte wurden besetzt. Bei Fizan erbeuteten die Aufständischen fünf Geschütze und sieben Maschinengewehre, in weiteren Kämpfen 17 Geschütze und 3 Maschinengewehre. Die aus Tripolis nach Terhena entsandten Hilfstruppen wurden zurückgeschlagen. Die italienischen Verluste sind außerordentlich groß, besonders an Offizieren. Oertliches und Sächsisches. VttenSorf-Vlrtll^, 23. November WS. — Der letzte Sonntag war dem Ge dächtnis unserer teuren Entschlafenen ge weiht. Ein stiller Tag war der Toieu- onntag in diesem zweiten Kriegsjahre. Der Friedhof war am Sonntag das Ziel vieler Hunderter, namentlich in den Nach- mittagsstundcn. Schon in den Tagen vor dem Sonntag waren liebende Hände bei der Arbeit, um die Ruhestätten der ver storbenen Angehörigen zu schmücken. Die klare und trockene, wenn auch etwas kalte Witterung des Sonntags ließ den Besuch des Friedhofes in den NachmiitagSstunden größer werden als in anderen Jahren. Wie viele neue Gräber haben sich seit einem Jahre den alten zugesellt! Hier ist's der Vater, dort die Mutter, das Kind, ein Sohn oder Bruder, oder Schwester, die heimgegangen sind ins himmlische Reich All ihrer wurde am Sonntag in stiller Wehmut an ihrem Grabe gedacht. Aber wieviele Familien gibt es auch in unserem Or^ nicht weilen konnten am Grab hügel ihres in Feindesland gefallenen Angehörigen, des treuen Gatten oder lieben Sohnes, des Verlobten. Auch derer wurde mit betendem Herzen im Ehrengedächtnis gedacht Schwere Wunden hat der Krieg in vielen Familien geschlagen, und groß ist der Schmerz um die in Feindesland Ruhenden; ewige Dankbarkeit aber soll uns beseelen den Helden gegenüber, die ihr Leben für das Vaterland dahingaben, auf daß wir leben . . . - Böse Znngen sind eS, gegen die Warnungsworte gerichtet werden müssen. Es ist hier und in anderen Orten vor- gekommen, daß zu Feldgrauen, die aus Feindesland in der Heimat eingetrofsen waren, in höhnischer Weise gesagt wurde, „hier liefen noch so viele herum, während sie draußen sein müßten". Wenn die, die so sprechen, sich doch überlegen wollten, wie sehr sie sich versündigen am Vaterlande und an dem guten Gerste, der unser deut sches Volk in allen seinen Schichten während der langen Kriegsdauer bisher beseelt! Was bezwecken nun diese bösen Zungen mit ihren leichtsinnigen Reden? Sollen unsere Feldgrauen, die draußen als Helden dem Feinde gcgenübergestanden, in der Heimat erleben, daß eS hier Menschen gibt, die der vielen Opfer, die da draußen gebracht weiden müssen, tatsächlich nicht wert sind? Und wahrlich, diejenigen, die unseren Feldgrauen den Heimatsurlaub durch törichte Reden verkümmern, sind solcher, auch für sie gebrachten Opfer nicht wert! Es gehen bei den Behörden noch immer Schreiben, zumeist natürlich anonym ein, in denen der oder jener als „Drücke berger" verdächtig wird. Nun, eS ist keinem Mann an der Nase anzusehen, ob ec einen körperlichen Schaden hat, der ihn untauglich macht zum Dienste im Felde. Und viele von denen, die jetzt als nicht selddienstsähig tu der Heimat weilen müssen würden gern mit hinausziehen, wenn es ihre Gesundheit zuließe. Gerecht sein sollte ein jeder auch bei seinen Urteilen über seine Mitmenschen! Künftig wird von den Be hörden, bet denen solche Anzeigen etn- gehen, strenge Untersuchung eingeleitet und rücksichtslose Bestrafung eintreten, um die bösen Zungen, denen das Verleumden so leicht fällt, zum Verstummen zu bringen. Vielleicht genügt diese Warnung für jene, die es angehtl — Zur Beachtung. Es kommt vor, daß Kartoffelkleinverkäuser die Abgabe von Kartoffeln im Pfund mit der Begründung verweigern, sie hätten bei dem pfundweisen Auswiegen der Kartoffeln zuviel Gewichts verlust, sodaß ihnen bei dieser Art des Verkaufs ein ausreichender Verdienst nicht bleibe, und die Käufer veranlaßt haben, Kartoffeln in ganzen Zentnern zu kau en. ES sei daher darauf hingewiesen, daß die Abgabe der im Kleinverkaufe üblichen Mengen an den Verbraucher nicht ver weigert werden darf. Zuwiderhandlungen können nach Z 19 der BundeSratsbekannt- machung vom 25. September 1915, sofern nicht schwerere Strafen Platz greifen, mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder Haft bis zu vier Wochen bestraft werden. — Eine häufige Klage unserer Haus- frauen verursacht die Schwierigkeit, Woll- wüsche gründlich zu reinigen, ohne sie durch heißes Kochen hart und filzig werden zu lassen. Ein Verfahren, Wollwäsche nicht nur von allem ihr anhaftenden Schmutz, sondern gleichzeitig von Blutstoffen und Krankheitskeimen, die oft die Quelle der Uebcrtragung ansteckender Krankheiten sind zu befreien und sie dabei immer locker und griffig zu erhalten, ist ihre Behandlung mit Persil, dem selbsttätigen Sauerstoff. Waschmittel. Man löse Persil in nur lau warmem Wasser (etwa 30 bis 35« L) durch Umrllhren auf, bringe bie Wollstoffe in die Lauge und schwenke sie darin gründ- lich hin und her. Nachdem die Wäsche stücke in frischem, reinem Wasser sorgfältig nachgespült sind, drücke man sie kräftig aus vermeide aber jedes AuSwrtngen, ebenso muß ein Trocknen an besonders heißen Orten, oder unmittelbar an der Sonne vermieden werden. So behandelt, blekbt Wollwäsche jederzeit weich, griffig und locker. — Der Schweineauftrieb aus dem Dresdner Vieh- und Schlachthofe nimmt ganz allgemach wieder zu. Am gestrigen Montage waren bereits 716 der grunzenden Borstentiere angetrieben. Wenn man die Ziffern der FrtedenSjahre dagegen hält, so wollen 716 Schweine für einen Haupttag allerdings nicht viel besagen In Friedens zeiten waren manchmal bis an die 3000 Schweine an den Montagen zum Verkauf gestellt. Moldau. Bei einer Hochwildjagd im Forstrevier Nassau bei Moldau wurde der als Treiber verwendete Waldarbeiter Josef Rudolf aus Moldau von einem starken Hirsch, der zurücksprengte, auf das Geweih genommen und mit solcher Wucht zu Boden geschleudert, daß er besinnungslos mit schweren Verletzungen liegen blieb. Er wurde bewußtlos ins Spital gebracht. Schlachtviehmarkt zu Dressen am 22. November 1915. Aus trieb Stück Tiergattung Marktpreis für bv kx Lebend- Schlacht Gewicht 270 Ochsen 38-84 99-138 240 Bullen 38-78 88 -130 521 Kalben und Kühe 25 79 81-134 423 Kälber 56-80 103-128 704 Schafe 58-77 122-154 716 Schweine 90-126 I OI_I S Ml