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Die Zchadelstatte von Zmljrg. Ein Denkmal dcS Grausens. Nus dem Vordringen gegen das Nischawatal haben die Bulgaren nach Hainen Kämpfen den Brückenkopf von Svrljig gestürmt, womit ihnen Stadt und Schloß gleichen Namens in die Hand fiel. Es ist eine wildromantische Landschaft, die ein barbarisches Denkmal birgt, das in Europa nicht seines Gleichen hat. Von Svrljig aus zogen 1809 die Serben wieder einmal in einen ihrer Befreiungskriege, kommandiert von dem gefeierten Heiducken Mi! oje Petrovitich. Dazu gehörten natürlich ein Dutzend Unlsran- fuhrer, die ihre Kraft in gegenseitigen Eifer süchteleien verzettelten, sodaß im entscheidenden Moment jeder auf seine eigene Faust kämpfte und jeder einzeln geschlagen ward. Der in türkischem Solde kommandierende albanische oder serbische Renegat Schehir Aga wollte an Ler -ewig, unruhigen Bevölkerung endlich ein Beispiel statuieren und schrieb für den Bezirk Nisch eine eigene Steuer aus, deren Ertrag dazu dienen mußte, aus den Schädeln der ge fallenen Serben südöstlich von Nisch, nicht weit Lon Svrljig, nach dem Vorbild des Welten stürmers Timur eine Schädelpyramide zu er richten, die als „Cele Kula", „Schädelturm" Las Aird'enken an die Serbenniederlage durch die Menschenalter hindurch festhälr. Das grausige Monument ist eins der wenigen, denen man in Serbien merkwürdigerweise etwas wie Heimatschutz und Denkmalspflege zuwendet; es ist in neuerer Zeit mit einem Gitter umgeben und durch einen kioskartigen Oberbau geschützt worden. Neben ihm dient unter einer ur wüchsigen Platane ein Ouell als Viehtränke. Das unfcrne Schloß Svrljig liegt über einer Schlucht, die in Verbindung mit mehreren an deren Engpässen im Herbst 1876 im letzten russisch-türkischen Kriege hart umkämpft wurde. Der eigentümliche Name soll aus dem alten Thrazischen stammen, dem viele Tier- und Pflanzennamcn der illyrisch-serbischen Grenz- laude entlehnt sind; er ist aber wahrscheinlich nur eine Verstümmelung des türkischen „Js- ferlik". Nach dem „Starinar" war hier im frühen Mittelalter, in der serbischen Großzarenzcil des 13. Jahrhunderts, eine Stätte literarischer Studien; Stadt und Schloß aber verödeten, als Musa, Sultan Mohammeds Bruder, die Festung 1413 zerstörte. Mit ihrer Einnahme war ein, wichtiges Hindernis auf dem Wege nach Nisch gefallen. Von unä fern. Kaiser Wilhelm an Krupp. Herr Krupp von Bohlen und Halbach hat dem preußischen Minister des Innern Herrn von Loebell tele graphische Mitteilung von der neuen Krupp- Stiftung von 20 Millionen Mark zugunsten bilderreicher Familien gefallener oder schwer beschädigter Krieger gemacht. Daraufhin hat Herr Krupp vou Bohlen und Halbach von Kaiser ein Telegramm erhallen, in dem der Monarch seinen Dank in herzlichsten Worten ausspricht. Die Spionage in Belgien. Das Feld der Tätigkeit für die belgischen Spione liegt nach der .Schles. Zig.' fast austchließlich in dem Ausspähen der Eisenbahnzüge, die die deutschen Truppen befördern. Dieser Hauptaufgabe dient das Zentral-Spionagebureau, Las Frankreich in der holländischen Grenzstadt Mastricht errichtet hat. Von dort aus wird das ganze Spionage system in Belgien geleitet. Sobald ein.Eisen bahnzug mit deutschen Soldaten ausgespäht ist, wird die Nachricht durch Etappen nach Mastricht westergegeben und von da nach Paris telegraphiert. Perteilnng der Nobelpreise. Die Schwedische Akademie der Wissenschaften hat nun auch die Nobelpreise für Chemie und Physik für. das laufende Jahr 1915 verteilt. Den Nobelpreis der Chemie erhielt Geheimrat Richard Willstätter (Berlin-Dahlem) für seine Untersuchungen der Farbstoffe im Pflanzenreich, an erster Reihe der Chlorophylls. Der Nobel preis der Physik für 1915 wird zwischen Pro fessor W. H. Bragg von der Universität in Leeds (England) und dessen Sohn W. L. Bragg (Cambridge) geteilt. Die Gelehrten haben sich um die Forschung der Struktur der Kristalle mittels Röntgenstrahlen verdient gemacht. Matzregeln gegen die Aufkäufer. Für Len Berliner Viehmarkt hat der Magistrat auf Grund der Bundesratsverordnung zur Rege lung der Preise für Schlachtschwcine ungeordnet, daß kein Käufer berechtigt sei, an einem Markt tage direkt oder durch Vermittelung Dritter mehr als 200 Schweine zu kaufen. Die Direktion des Viehhofes ist ermächtigt, je nach der Höhe des Auftriebes eine Ermäßigung dieser Zahl eiutreten zu lassen oder eine Über schreitung zu gestatten. Diese Bestimmung ist bereits für den Markt vom 13. November in einen Betrag in deutschem Gelds. Der Dieb flüchtete nach London, wo er nach Ausbruch des Krieges interniert würde. Als Austausch gefangener traf der Mann jetzt in Hamburg ein; bald nach seiner Ankunft in der Hafenstadt begab er sich auf das Meldeamt, um seine Papiere in Ordnung zu bringen. Bei dieser Gelegenheit stellte die Behörde fest, daß er wegen des obigen Diebstahls steckbrieflich ver folgt wird; er wurde daher in Hast genommen. Italienischer Mtlitärlicfcrungsskandal. Laut,Secolo' soll ein neuer Skandal wegen Militärlieferungen, in den der römische Jour nalist Bonaretti und der Advokat Timoncini verwickelt seien, bevorstehen. Neue Aufsehen er regende Verhaftungen werden erwartet. Geltung getreten. — In Berlin, wie in andern großen Städten, war ain essten Tage nach dem Inkrafttreten der Höchstpreise der Schweine markt außerordentlich still. Beschleunigte Kartoffelsendungen auf der Eisenbahn. Um die Kartoffelverjorguug, namentlich der Großstädte, sicherzustellen, werden die Wagenanforderuugen sür den Versand von Speiiekartosfeln vorzugsweise befriedigt, wobei insbesondere auf die Anmeldungen der Rcichs- kartosselstelle und der Großstädte Rücksicht ge nommen wird. Ebenso wie die bevorzugte Wagengestelluug ist auch die bevorzugte Be förderung für die Kartoffelscndungen ungeordnet worden, damit die Sendungen schleunigst ihren Bestimmungsort erreichen und unterwegs leinen unnötigen Aufenthalt erleiden. In Fällen be sonders dringenden Bedarfs soll dis Zuführung der Kartoffeln ohne erhöhte Frachtberechuung in Eilgüterwagen erfolgen, soweit die Betriebs verhältnisse es gestatten und ein Vorteil in der Beförderung dadurch erreicht wird. Wiedersehen mit einem Anstausch gefangenen. Vor zwei Jahren entwendete ein Anstaltspfleger in einer Privatklinik in Nieder- jchöuhaussn bei Berlin einem russischen Justizrat Nubslscheine im Werte von mehreren hundert Mark, sowie eine wertvolle goldene Uhr und Paketverkehr nach Serbien. Die Frei gabe des Privatpaket- und Frachtstückgutverkehrs zu den Truppen in Serbien ist in absehbarer Zeit im beschränkten Maße zu erwarten. Schdn jetzt sind sür einzelne Verbände günstige Be- smderungsmöglichkeiten vorhanden oder in Aus sicht. Damit diese Gelegenheiten gegebenenfalls ausgenutzt werden, empfiehlt es sich, besonders dringende Sendungen sür Angehörige der Trnppsn im Südosten unverzüglich den zu ständigen Militär-Paketdepots zuzusenden. Bei Zweifeln über die Zuständigkei! der letzteren wird Anfrage beim nächsten Militär-Pakeidepot mittels der bei allen Postanstalten erhältlichen grünen Doppelkarten empfohlen. VoLksn'irlscbLMcbLS. Ausprägung von Silbermünzcn. Seit Kriegsausbruch »st es möglich gewesen, noch sür 78 Millionen Mark Silbermünzen >neu auszuprägen. Dabei mrß man sich vergegenwärtigen, daß hierzu Rohsilber in einer Menge von 890000 Kilogramm erforderlich war. Dieses wurde der Nerchsverwal- tuna nahezu ausschließlich aus dem Inland zur Verfügung gestellt; Deutschland ist mithin auch in diesem Edelmetall in hohem Grade unabhängig vom Ausland. Da noch immer Silber zum Angebot gelangt, wird mit Prägungen sortgefahrcn, und zwar werden gegenwärtig ausschließlich Fünszigpfennig- stücke ausgeprägt, weil vor allem an kleine« Zah lungsmitteln Mangel herrscht. Natürlich ist der Preis für Rohsilbcr unter dem Einfluß der ge sperrten Auslandsmärkte gegenwärtig nicht un wesentlich höher als im Frieden, immerhin bleibt aber noch ein ansehnlicher Münzgewinn. Die neuen Prägungen erfolgen noch auf Rechnung der außer ordentlichen Diwerreserve, die in Höhe von 120 Millionen zur Verstärkung unseres KriegsichatzeS ge bildet werden sollte, von der aber bei Kriegsaus bruch erst rund 6 Millionen ausgeprägt waren. SeriektskalLe. Berlin. In dem Prozeß gegen die Vertrete rinnen der christlichen Wissenschaft Hüßgens und AhrenS, die der fahrlässigen Tötung der Hoischau- spielcrinnen Nuscha Butze und Alice v. Arnauld an geklagt sind wurden beide Angeklagte zu je 6 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten verurteilt. — In der Urteilsbegründung wird aukgefübrt, daß die Angeklagten in beiden Fällen die Zuziehung eines Arztes verhindert und sogar, als höchste Gcfalw im Verzüge war, jede Hilfeleistung unmöglich gemacht haben. Die „christliche Wissenschaft" stehe deutschem Wesen und der Kirche gleich fremd gegenüber und habe mit beiden nichts gemein. Das Gericht ist Zu der Überzeugung gekommen, daß die Angeklagte« grob-fahrlässig gehandelt haben. Die beiden Ange klagten hatten zuvor noch erklärt, daß in Amerika durchschnittlich im Jahre 104 neue fcientische Kirchen entstehen. ES gibt in Amerika LOW offizielle Vertreterinnen der christlichen Wissenschaft. Rach einer offiziellen Statistik des Scien- tismuS gelangten in einem Jahre in Ncw- Dork 13 500 Fälle von Krankheit zur Behandlung, davon endeten 11244 nach der Darstellung der Statistik mit völliger Heilung. Meist handelte cS sich angeblich um solche Fälle, wo ärztliche Wissen schaft versagt hatte. 1495 Fälle von Krankheit sind zurzeit noch in Behandlung und noch nicht ab geschlossen. In seinem Plädoyer bezeichnete der Staatsanwalt die beiden verstorbenen Schauspiele rinnen a!S bedauernswerte Opfer einer amerikanischen, Erfindung. Die Tat der Angeklagten sei ein Werk der Narretei und Unvernunft, m das Gott, den Allerbarmer hincinzuziehen außerordentlich bedauer lich sei. Landsberg, (Warthe). Der 29 jährige frühere Dentist und spatere Assistent einer rumänischen Poli- kl.mk Walter Dietrich, Sohn eines Gymnasialvro« fessors, verschaffte sich unter. Vorspiegelung falscher Tatsachen in emem Militärlazarett zu Landsberg (Warthe) eine Arzistelle, die er mehrere Monate lang bekleidete. Schließlich fielen dem Chefarzt und den anderen Ärzten feine mangelhaften ärztlichen Kennt nisse auf, so daß die Entlarvung nicht schwer war. Durch sein Auftreten fand er Eintritt in die ersten Kreise. Er war kurz vor dem Kriege auS Rumänien nach Deutschland gekommen, um sich als Ersatz- Reservist zu stellen. Dietrich besitzt nicht einmal da» Einjährig-Freiwilligen-ZcugniS. Die Strafkammer verurteilte ihn zu 6 Monaten Gefängnis und 1000 Mark Geldstrafe. Vermilcktes. Der kostspielige Rekrut. Da die englische Negierung der Familie jedes angeworbenen Re kruten eine der Anzahl der Angehörigen ent sprechende Unterstützung zahlt, wird auch der Freiwillige aus dem Londoner Rekrutierungsamt gewagt: „Unverheiratet?" — „Jawohl." — „Kinder?" — „Jawohl." — „Wie viele?" — „Zwöis." — „Hinaus, hinaus!" brüllt da der Nekrulierungsbeamie: für das Geld können wir schon einen General haben! . . ." Amerikanischer Kriegshumor. TieLmien und Gl Üben, die man durch das Fernrohr auf dem Mars erkennen kann, beweisen, Laß wir diesem Planeten unwissentlich den entsprechendsten Namen gegeben haben. — Bian meldet aus Konstanti nopel, daß die russische Kau!aiuS-Armee sich in vollem Rückzugs befindet. Nun ist es also klar, daß Großsürst Nikolajewitsch dort aus seinem Posten eingelroffsn ist. — Der Zar tröstet sich über seine Niederlagen gegen die Deutschen, indem er um jo kräftiger gegen die Duma ins Feld zieht. Soläene Morte. Keinem ist das Leben so süß, wie jenem der jede Todesfurcht überwunden hat. Smiles. Die Leidenschaft ist die Todfeindin der Vernunft. Alter Spruch. Erfahrung wird durch Fleiß und Müh er langt. Shakespeare. "" diesem Bilde, dem Hauplan-ishungspunkt der diesjährig?« Ausstellung, hinwanderien, küßte Norbert Na ines L ppen. Aut Le-n Gemälde vor ihnen schien der Sonnenstrahl, der da rüber hin-itterte, immer tieier, leuchtender zu werden. Wie ein schwermütiges Lächeln der Verklärung lag das aoidene Licht über diesen drei Erniedrigten, Armen, Unoekannlen. die das allumfassende Gejühl eines großen Künst lers emporhob. Ende. Kus dem Leben populärer Könige. In dem am Jsargestode eivst gelegenen Gasthau e „Zum arün°n Baum" sanden sich einmal wöchentlich die Mitglieder des Mün chener Hwlheaieis zusammen, und wie ein Magnet zoaen diese gejelltgen Abende die höchsten Würdemräger des Slaates und die Er en der Künstlerscha t an. Wieder tagte die wohe Schar, als die Wirtin fa 'unzslos. mit dem Ruie durch die Stube sauste: „Jesfas, der König is da!" Cpcachios vor Staunen war die Gesell» schaff von den Sitzen aufgeschnellt, als sie den Träger der Krone erblickte. Mit feiner de» zou rinden L-utiellgkeit trat Ludwig tn ihre Mitte und war sibtlich erweut, in diesem Kreise auch seinem Sekretär, dem KadinelSrat Nied! zu begegnen, der den unerschöpflichen Komiker Ferdinand Lang in Befchlag ge- nommen batle. .Da finde ich gerade die Rechten bei- sawmen," sagte er. „Ich Hötte, lieber Lang. Laß Sie mich ledenLgelreu kopieren, davon wollte ich mich einmal überzeugen. ACo los» legen! Ich möchte doch einmal jehen. wie ich regiere." Mit einer Veibeugung von packend komi scher Würde sagte Lang: .Majestät, befehlen es, woh- an. ich gehorche." Niedl einige Woite 'ns Ohr flüsternd, entfernte er sich mit dem selben. Nach einigen Minuten erschien Lang, von Niedl in reipe'tnoüer Entiernurg gefolgt, wieder in der Stube — ganz Luowig 1., in Gang, Haltung und Mienenspiel. Der Sekretär reiä ts dem Pseudo-Könige ein Schriftstück, Lang durchflog es ra ch, dann sagte er: „Da petitioniert der Theaierarbe ter Müller, der Vater von lieben Kindern ist, um Lohnerhöhung. Was meinen Sie, Riedl? Lallen Sie ihm drei g Gulden auszahlen." In emem zweiten iL-chri tstück beklagte sich der L-ibschneider wegen Mangel an Arbeit. Ludw g I. war nämlich be ügfich seiner Loilette. die mitunter unverkennbare Faden- scheinigselt oufw e», ein großer Sparmeistcr. Long verfügte: „Mein Kammerdiener soll Ihm me ne Röck- vom vorigen Jahre zum Wenden tchi en." Nun kam eine Vorstellung des Krieg?« Ministers, betre'end die Erhöhung des Fiiedens-PräscnzslandeS der Armee, an die Reihe. Ludwig applaudierte seinem Doppelgänger: »Bravo, Lang" Dieses Bravo kam der Majestät teuer zu stehen. Riedl pack e die Akten zusammen, da hielt ihn der Pleudo-stönig noch zurück. .Lieber Riedl, mein Theaterintendant teilie mir mit. daß mein Hoßchaulpieter Lang eine Bade ur benötige. Weisen Sie rbm sechs hundert Gulden aus meiner Kabinetts« taffe an." Jetzt sprang der wirkliche König vom Stuhle auß griff rasch nach dem Hute und liei seinem Dopp ganger zu: »Sie kopieren mich trejstich. nun habe ich aber genug!" * * Ten zwölf Greisen, die „Avollel" genannt, meistens Männer aus den unieren Volks« schichien. schlug vor Erregung das Herr, als am Giündonnerslag der König llch ihnen nohie, um an ihnen die allehrwürdiqe Zere monie der Fußwaschung zu vollziehen. Nur einer der „Apo e!". der den Hunderter bereits überschritten halte, ließ den König ganz gemächlich an sich heiankommen. Des Königs Blick siel auf die hinter dem Greise in voller Uni'vrm stehenden Söhne desselben und er fragte leitselig: .Die Herren sind wohl deine Söhne, mein lieber Alter?" .Ereilt, sreiii, dö sem meine Buabn I" lautete die Antwort. .Run. du kannst FsteuLs an ihnen haben." erwiderte der König herrlich. Das Ge icht des Alten strahlte vor Glück. Mit der Hand nach der Loge weisend, in welcher die beiden im Knabenalter stehenden Söhne deS König? d-r Feirr anwohnten, rief er laut: »Du, Majestät, an deine zwoa liebn Buabn aal" » * * ES gibt im Menschenleben Augenblicke, wo man dem — Leihhaus näher steht, als lottst. König Max erging sich öfters auf seinen Spaziergängen bis in die äußeisten Winkel Ler Voistäote. An einem heißen Junilage schritt er. den Überzieher leicht über den Arm geworfen, die J^r entlang in die Vorstadt Au. An der Ecke eines schmalen Gü chens gewahrte er eine al!e Fran, die ihm einen .verüohlcnen" Wink gab. Begierig, was die Alte von ihm wolle, ging er auf sie zu und war nicht wenig überrascht, als die Frau ihm leise zuflüsterte: »Lieder Herr, Sö woll'n g'w.ß den Überzieher versetzen?" Das war ein Abenteuer ganz nach dem Geschmack des Königs. Gespannt, was weiter mit seinem Überzieher vorgrhen weide, sagte er mit erkünstelter Verlegenheit: »Ja. ich möchi' es wohl, weiß aber nicht, wie ich'L an- fangen soll." „Dös werd' ich schon b'sorgen. gnä Kerr." erwiderte die Alte. »In ancr Vieris! und kommen S' wieder her, da hab' ich schon 's Geld." Eprach'S und huschle mit Lem Über zieher fort. Endlich kam das Weib herangekeucht und überreichte ihm Len Pfandschein. »Lieder Herr." sagte sie. .ich bad' leider nur zwöis Gulden drauf kriagt. Ich kriag' neun Kreuzer fürs Versetzen, da baden S' den Rest. Beim AuSiösen lasten S' mich empfohlen sein." Hekl auslache«d schov der König den Pfand« schein in die Lasche, der Alten aber schenkte er den ganzen Erlös. r In der Residenz angelangt, begab sich der König so!ort zu seiner Gemahlin, und ihr dea Piandschein präsentierend, tagte er: »Marie, ich dave meinen Überzieher versetzt, den kannst du mir auSkölen."