Volltext Seite (XML)
o Bezugspreis: vterkljShriich V20 Mark frei ins Im »er Geschäftsstelle abgeholt viertel. Mriich i Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «>» Souuabend Nachmittag, Unterkiaktnng8- unä Anzeigeökatt » - — »«-«tßSRpr,»: Au dt, klems^attize tlerpus -M, »>«r deren A«m ,o psg. — Im Mr »ie Netns-alftge Petit.-eil, re ptz Auzei-enannatzme b<» A Wfr Mit wSch««tüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel «d WM-el* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mode". V«»ck Verlag »an Hermann Rühle, Buchdrucker«! in Groß-Dkrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Or»ß<GdMa. Nummer fOY Sonntag, den f2. September W5. sq. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Dem bedeutsamen Siege, den unsere Württemberger und Lothringer Regimenter am Mittwoch bei Vienne-le Chateau in den Argonnen errangen, reihten sich am Donners tag einige Ersolge kleineren Umfanges an. So wurden in den Vogesen am Schratz- männle und am Hartmannswerlerkopf ver schiedene feindliche Graben gestürmt und da bei über 100 Mann gefangengenommen. Auch nördlich von Souchez wurde ein französischer Graben genommen trotz er bittertster Verteidigung, bei der die gesamte Besatzung bis auf einige wenige Leute die in Gefangenschaft gerieten, im Bajonettkamps ihr Leben ließ. — Dem „Berliner Lokal Anzeiger" wird aus Genf berichtet: Nach der Rückkehr in sein Hauptquartier erkundigte sich Joffre sofort nach dem Stand im Argonnensektor. Von den Nachrichten des dortigen Befehls habers Humbert zeigte sich Joffre wenig be friedigt. General Humbert konnte, obschon die vorbereitenden deutschen Aktionen seit mehreren Tagen seine Aufmerksamkeit erregten nicht verhindern, daß am Mittwoch in den ersten Vormittagsstunden einige der stärksten wahrend der letzten Wochen im westlichen Argonnenwaloe zum Schutze der vielgenannten Hauptstützpunkle errichteten französischen Be festigungen von der unwiderstehlich vorstürmen den deutschen Infanterie nach ausreichender artilleristischer Vorbereitung genommen wurden. Alle Versuche Humberts, dem Gegner den Gewinn zu entreißen, blieben aber erfolglos. Humbert beschränkte sich auf die Trostmeldung an Joffre: Es ist den Deutschen nicht ge- lungen, unsere ganze Front zu durchbrechen. — Es läßt sich immer noch nicht erkennen, welche Linie die Russen für ihre nun schon von ihnen selbst wiederholt angekündigte neue Verteidigungsschlacht zu wählen beabsichtigen. Jedenfalls können die Kämpfe der letzten Tage noch nicht als ein Kampf mit den russifchen Hauptstreitkrästen betrachtet werden. Wie über diese von der russischen Heeres leitung verfügt wird, ist noch unbekannt. Dagegen steht es sest, daß heute unser Ver- solgungskamps gegen weit stärkere russische Nachhuten geführt werden muß, gegen früher. Den härtesten Widerstand sanden unsere Truppen im Norden zwischen der Ostsee und Grodno. In Galizien ist die Gegenoffensive der Russen, die ursprünglich auf der ganzen Front emsetzte, heute nur noch auf einzelne Punkte beschränkt. — „National Tidende" schreibt: Jetzt ist auch Großfürst Nikolai den Siegen Hindenburgs und Mackensens zum Opfer gefallen. Man kann es wohl verstehen, daß sich der Zar nur schwer entschließen konnte, den Großfürsten fallen zu taffen. Die rusische Heeresleitung beging aber unzweifelhaft große verhängnisvolle Fehler. Selten hat ern Heersührer größere Siegesaussichten gehabt als Großfürst Nikolai. Als die deutschen Flieger Hindenburg meldeten, daß neue rufsiiche Heerscharen über die Weichsel zogen und das deutsche Heer den Rückzug antrat, war es Tatsache daß die russische Heeresleitung es nicht verstand, diese Chancen und ihre überlegenen Streitkräfte auszunutzen. Drese wurden vielmehr durch den Feldzug rn den Karpathen und durch Munitions- mw.gel so sehr geschwächt, daß Mackensen die russische Linie durchbrechen und einen Umschlag rm Kriegsglück herbeiführen konnte, der seit dem die russischen Millionenheere zum be ständigen Rückzug gezwungen hat. Es ist be- greiftrch, daß der Zar nach dem Falle von 12 russtichen Festungen auch den Großsürstcn Nikolai als Genralissimus fallen läßt- Generale, die andauernd geschlagen werden, verlieren nun einmal das Vertrauen ihrer Soldaten und Landsleute. Der Entschluß des Zaren ist ein harter Schlag für den Großfürsten. Man kennt den Haß des Großfürsten gegen Deutschland und sein Wort „Ich zerschmettere Deutschland", und man versteht daher die Begeisterung und und das Vertrauen, womit er das Oberkommando über die von Suchomlinow ausgerüsteten Millionenheere übernahm. Man wird sich auch das Gefühl denken können, mit der er jetzt den Feldherrnstab aus der Hand legen muß. Wird die Uebernahme des Ober kommandos durch den Zaren einen Umschlag im Kriegsglück auf der mächtigen Ostfront herbeisühren? Der Siegesgott geht mit den stärkeren Bataillonen, und die Frage ist die, ob der neue Kriegsminister imstande gewesen ist, dem Zaren und Alexejow genügend neue Streitkräfte zur Verfügung zu stellen. — Einen Einblick in die erschreckend hohe Zahl der russi'chen Verluste bietet eine Mel dung der „Nowoje Wremja", wonach die russische Regierung gezwungen ist, zu Zwangs enteignungen von Privathäusern zu schreiten da die gegenwärtig zur Verfügung stehenden Lazarette schon so überfüllt sind, daß den täglich ankommenden unzähligen Verwundeten keine Unterkunft mehr geboten werden kann. Wie bekannt, sind in Rußland alle geeigneten öffentlichen Gebäude, Schulen, Kirchen und Schlösser in Lazarette verwandelt. Bei den furchtbaren Verlusten, die das russifche Heer täglich erleidet, haben sich die getroffenen Maßregeln bisher als ungenügend erwiesen, so daß die Regierung sich zu außerordentlichen Schritten gezwungen sieht. So kann die Regierung wohl die Frage des Raumes lösen unbeantwortet bleibt aber die Frage, wie sie den ständigen Mangel an Aerzten und Krankenpflegerpersonal abstellen will, der schon immer bestand und bei der Erichtung neuer Lazarette noch drückender als bisher sich be merkbar machen wird. — Die „Nowoje Wremja" wendet sich in einem von ohnmächtiger Wut und Erbitterung schäumenden Artikel gegen Bulgarien, das sie beschuldigt, zum Verräter an der slawischen Sache geworden zu sein. Das Blatt hat jede Hoffnung aufgegeben, Bulgarien noch an der Seite Rußlands zu sehen. Bulgarien stellte sich offen auf die Seite der Mittelmächte zu mindesten werde es diesen gegenüber wohl wollende Neutralität bewahren. Bulgarien verrate Rußland in dem Augenblick, wo dieses seine Hilfe gebrauche und ihm anbiete wonach es verlange, nämlich Mazedonien. Bulgarien ziehe es aber vor, zum Verräter an der russischen Sache zu werden. Es werde daher immer vom russischen Hasse verfolgt werden. — Der neue Luftüberfall gegen England hvt wieder einmal das Herz des englischen Jnselreiches, die Weltstadt London aus dem Dunkel des Themsenebels in das volle Licht der Zeppelinbomben gezogen. Der Westteil des inneren Teils von London, große Fabrik anlagen bei Norwich, sowie die Hafenanlagen und Eifenwerke von Middlesborough wurden mit zahlreichen Bomben belegt und diese haben starke Explosionen und viele Brände zur Folge gehabt. Auch die östlichen Graf schaften wurden überflogen und angegriffen Nach englischen Meldungen sind es dre Zeppeline gewesen, die diesen kühnen Angriff aussührten. Abwehrkanonen feuerten auf sie und Flugzeuge stiegen auf, konnten die Luft schiffe aber „nicht finden". (!) Die Be schädigungen der Häuser waren durchweg sehr schwerer Natur, in einzelnen Orten wurden sämtliche Fenster und Türen eingedrückt und zu Splittern zertrümmert. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf'Vkrtlla, g. September Ms. — Am morgendeu Sonntag wird auch hier das Erntedankfest gehalten. Ein Ernte dankfest, wie es uns nun zum zweiten Male beschieden, denn auch diesmal eine stille ernste Feier, nicht mit geräuschvollen Festtrubel verbunden, aber wer dächte auch jetzt an so etwas, wo doch der Krieg tag täglich in die Schick-ale der Menschen greift und daher soll es ein kirchliches Ernte dankfest sein. — Wesentliche Ermäßigung der Brot preise! Wir haben wiederholt schon auf die viel zu große Spannung zwischen Getreide- und Mehlpreis bezw. Getretde- und Brvtpreis hingewiesen, und denjenigen die über Lebensmittelteuerung klagen, geraten weniger ihre Agitation gegen die Getreidehöchstpreise, bei denen, der Land wirt, wie jeder weiß, der Me Verhältnisse kennt, tatsächlich keine Schätze sammeln kann, zu richten, sondern alle Hebel an zusetzen. um die bezeichnete viel zu große Spannung zu beseitigen. Daß auf dem von uns vorgeschlagenen Wege eine Ver billigung leicht zu erzielen war, lehrt jetzt die Festsetzung der Brotpeise durch die Kommunclverbände. Bis vor kurzem waren noch Brotpreise von 72 und 74 Pfg. und auch sogar 76 Pfg. für das 4-Pfund Brot zu zahlen. In der Amts- hauplmannschaft Großenhain gibt der Kommunalverband bekannt, daß von jetzt ab das 4-Piund-Brot zu 60 Pfg. zu haben ist, daß also eine Ermäßigung von 14 Pfg. eintritt! Dabet ist noch zu be rücksichtigen, daß das Brot aus besserem Mehl hergestellt wird, wie bisher, da die Ausmahlung nur bis zu 75 Prozent zu erfolgen hat, und daß dem Brot künftig nicht mehr 20 Prozent, sondern nur noch 10 Prozent Kartoffelmehl beigebacken wird. Das Resultat der neuen Vorschriften ist daher nicht nur eine wesentliche Er mäßigung des Brotpreises, sondern eine recht wesentliche Verbesserung seiner Qualität! — Unerbittlichkeit illt not gegen die Lebensmittel-Verteuerung. Unbekümmert darum, ob wir Vorräte in durchaus genügenden Mengen im Lande haben, ob die Erzeugungskosten unwesentlich oder überhaupt teurer geworden sind oder nicht werden seit Monaten die Preise 'ämtlicher Lebens, und Gebrauchsmittel, als sei dies die selbstverständliche Sache der Weit, von unersättlichen Spekulanten in die Höhe getrieben. Ohne Murren hat das deutsche Volk auch die schwersten Opfer auf sich genommen und es ist entschlossen, auch weiterhin jedes Opfer zu tragen, das die Freiheit, Sicherheit und Größe des Vater landes von ihm fordert. Aber es empört sich mit Recht, gegen den Gedanken, daß es opfern solle für Ehrlose, die sich auf die blutige Not des Vaterlandes als eine willkommene Gelegenheit, reich zu werden, stürzen. Trotz aller Regierungserlasse, aller Versammlungsbeschlüsse sind diese Wucherer nach wie vor skrupellos am Werke, und nicht zu verwundern ist es, wenn die Empörung gegen sie in sämtlichen ehrbaren Schichten unseres Volkes bedrohlich steigt. Wir sind es der Giöße dieser Zeit und uns selbst schuldig, uns vor den „Nachrum" zu schützen, daß wir es nicht vermocht hätten, jenes schrankenlosen Händlergeistes Herr zu weiden. Deshalb ist es, wie auch das Königl. Sächsische Ministerium sehr richtig betont, dringend notwendig, daß das offenbar noch Lei vielen vorhandene Be ¬ wußtsein, ein jeder könne aus seinem Geschäfte den Nutzen ziehen, den die Notlage seiner Mitbürgsr bietet, durch eine Reihe strafrechtlicher Verfolgungen und Verurteilungen gründlich erschüttert werde. Man kann, schreibt der Herausgeber des „Türmer" Frhr. v. Grotthus, die wucher rischen Würger nicht mit väterlichen Mahnungen, moralischen Anrufungen ihrer Klassenehre oder kleinen Geldstrafen Einsicht bringen, man wird sie nur über, zeugen, wenn man die entehrenden Strafen die für solche ehrlose Verbrechen am Vaterlande angebracht sind, ohne Ansehen der Person und des Standes, rücksichtslos verhängt und vollstreckt. Dürfen wir unseren Tapferen, die täglich ihr Leben für uns etnsetzen auch diese Sorge noch zumuten. Langebrück. Dem hiesigen Kapell- meister Berthold, Reserve-Regiment 247, der bereits zu wiederholten Malen aus gezeichnet worden ist, wurde die Königlich Württembergische Tapferkeits Medaille ver liehen. Dresden. Zur Mehlversorgung für Backbetriebe, die nicht notwendige Nahrungs mittel oder Besonderheiten Herstellen, z. B. Pfeffer- und Lebkuchen, Mazzen, Pudding pulver, Simons-, Schlüter- usw. Brot Suppentaseln, Oblaten, Schokoladenwaren usw. mit Mehl und dergleichen, wenn auch in beschränktem Um ange, sollen demnächst amtliche Schritte unternommen werden. Es ergeht daher an alle Betriebe dreser Art im Handelskammerbezirke Dresden die Aufforderung, der Handelskammer Dresden sowrt anzuzeigen, wie groß ihre Erzeugung in den Kalenderjahren 1913 und 1914, unterschieden nach Menge und Wert, war und in welchen Mengen sie dabei Mehl und andere vom freien Handel ausgeschlossene Rohwaren verwendet haben. Aus der Lausitz. Erst jetzt ist es möglich, den Schaden, welchen das Unwetter am Sonntag in der Lausitz angerichtet hat, zu Überblicken. In Koltmarsdnrf wurde eine Pappel, der mächtigste Baum selbst in der weiteren Umgebung des Dorfes, auS dem Boden gedreht. Bei seinem Sturze drückte der Baum die Giebelsette im Stall gebäude des Wendler chen Gutes ein. In Großhennersdorf wurde ein über hundert Jahre alter Birnbaum zu Fall gebracht. Im Oppach wurde eine Pappel, die einen Durchmesser von dreiviertel Meter besaß, ent- wurzelt, wobei sie auf den Dachfirst des Hilleschen Hauses stürzte und ihn zerstörte, dabei auch die Lichtleitung trafl svdaß der Ort ohne Licht war. An der Straße von Hirsch elde nach dem Krematorium wurden über 80 Obstbäume umgebrochen, an der Straße von Bischdorf nach Löbau über 30. In Warnsdorf wurde eine 150 Jahre alte Linde am Hotel „Kronprinz Rudolf" über die Straße geschleudert, wo sie ein starkes Verkehrshindernis bildete.