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Ottendorfer Zeitung i , o SezUgspreisr vtertrtjLhrLch ^20 Mark fr«i ins ^s». t« Aesrhästsstelle abgeholt viertel. Mvitch 1 Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, vonnerrtag nn» Sonnabend Nachmittag, Unterüaktung8- unä Anzeigebkatt Mit wSchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel Md Wandel* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Ventsche Made". Dank »t Verlag vm, Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. VerantwarUich für die Redaktion h. Rühl« in Oroß-G-Ma. Nummer (20 Freitag, den 8. Oktober M5. Jahrgang Amtlicher Ceil. Bekanntmachung. Laut amtshauptmannschastlicher Verfügung nimmt das Kgl. Proviantamt Dresden Haler im Wege der Tageskäuse von jetzt ab nicht mehr an. Der Hafer wird seiner Zeit dmch die Gemeinde angefordert werden. Gleichzeitig werden hiermit alle Erbauer von Hafer und Roggen erneut aufgefordert, den Ausdrufch des Hafers und Roggens mit allen Kräften zu fördern, damit die An- wlderungen der Heeresverwaltung und des Kommunalverbandes befriedigt werden können. Ottenvorf-Mositzdorf, am 5. Oktober 1915. Der Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Nächsten Freitag, den 8. Oktober 1915, von früh 8—12 Uhr findet für den hiesigen Ort die Verteilung der Kleie statt. Verteilungslokal: Scheune der Bahnhossrestaurations- besitzerin Frau Guhr. Der Zentner Kleie kostet 8,20 Mark. Ottendorf-Moritzdorf, am 7. Oktober 1915. Der Gemeindrvorstand. Neuestes vom Tage. — Wenn in den letzten Tagen auch ein unverkennbares Abflauen der franzüsischen Opemwe festzustellen war, so war doch nicht anzunehmen, daß die Offensive sich bereits er schöpft habe. Schon aus politischen Gründen müssen vie Franzosen unter allen Umständen ihre Angriffe fortsetzen. Sie einstellen, das wäre gleichbedeutend mit dem Eingeständnis der Unmöglichkeit, irgend etwas zu erreichen. Und so laßen sie denn keinen Tag vorüber gehen, ohne sich zu rühren. Ihren ver- hältnrrmäßig schwachen Angriffsbewegungen der letzten Tage ließen sie am Mittwoch wieder eine Offensive größeren Stils in der Champagne folgen oder bekundeten vielmehr den ernsten Willen zu einer solchen. Teils kamen ihre Angriffe unter der Wirkung unseres Feuers gar nicht zur Aussichtung, teils brachen sie erfolglos zusammen. Zweifellos werden sie auch an anderen Stellen der Front aufs neue gegen uns vorgehen, aber einen Durchbruch werden sie wohl niemals zuwege bringen. Die besten Truppen haben sie jeden falls bereits geopfert, und zugleich auch die Truppen, die unter dem Eindruck des Joffre, schen Tagesbefehls an den Sieg der fran zösischen Waffen glaubten. Das völlige Aus bleiben der Erfolge, die ihnen ihr General verheißen hatte, kann auf sie gar nicht anders denn demoralisierend wirken. Daß sie noch von Siegeszuversicht beseelt sind und mit der selben Todesverachtung wie in den ersten Tagen der Offensive gegen unsere Stellungen anstürmen werden, kann als ausgeschlossen gelten. Und so dürste denn die Gefahr eines feindlichen Durchbruchs durch unsere Linien in Zukunft noch bedeutend geringer sein, als sie es bisher gewesen ist. Aber auf eine Fortsetzung der französisch-englischen Angriffe müssen wir uns nach wie vor gefaßt machen. — Der Kamps nördlich von Arras scheint soweit sich bas nach dem deutschen Heeres bericht und nach dem, was unsere Feinde er zählen, beurteilen läßt, bereits fast wieder die üblichen Formen des Grabenkrieges an zunehmen. Aber wir machen dabei Fort- schrille. So haben wir dem Feinde bei Gwenchy ern von ihm besetztes Grabenpück wieder abgenommen und bei Loos haben wir emen englischen Handgranatenangriff zurück- geschlagen. In der Champagne aber ist es uns gelungen, die feindlichen Vorbereitungen zu einem Angriff so durchgrchend zu stören, daß er unterbleiben mußte. Was es bedeutet daß zahlreiche feindliche Minenstollen durch Sprengungen unsererseits abgequeticht worden nno, zeigen die Vorgänge bei Ypern. Dort leiteten die Engländer ihren überraschenden Angriff damit ein, daß sie Minengänge, die bi» unter unsere vordersten Gräben reichten, sprengten, und die Sprengtrichter durch einen schnell durchgeführten Sturmangriff besetzten. Eine Wiederholung dieser Praxis in der Champagne haben wrr, wie der deut sche Heeresbericht besagt, dadurch verhindert, daß wir in den unsererseits in der Richtung auf den Feind vorgetriebenen Minenstollen Sprengungen vornahmen und so die feind lichen Minengänge verschütteten. Dadurch wurde der feindliche Angriff vereitelt, denn ohne daß unsere vordersten Gräben durch solche Sprengungen zerstört sind, hat der Feind seine Sturmkolonnen nicht mehr vor zuschicken gewagt. Jetzt gibt übrigens General French selber zu, daß wir die Hohenzollern- redoute zurückerobert haben. — In einem Leitartikel schreibt das Kopenhagener Blatt „Politiken" laut „Franks. Ztg.": Der letzte Durchbruchsversuch der Alliierten scheint nach den geringen Fort schritten im Sande zu verlaufen. Nach Er oberung der ersten deutschen Linie in einer Breite von 25 Kilometern und stellenweisem Vordringen der Franzosen bis zur zweiten Linie sei der Angriff abgeflaut. Er beschränkt sich jetzt aus die gewöhnlichen Kämpfe um einige hundert Nieter Schützengraben. Wenn der Durchbruchsversuch wirklich Erfolg haben sollte, wäre zur Durchführung Schlag aus Schlag erforderlich gewefen. Die Deutschen hätten nicht Zeit bekommen dürfen, sich zu reorganisieren und ihre Verstärkungen herbei zuziehen. Die Angreifer mußten Munition genug haben, ein zweites und drittes Eisen gewitter rajch auf das erste folgen zu lassen und neue srische Truppen zum Sturm vor zuwerfen. Joffre habe anscheinend weder Munition noch Reserven genug zum Fort- setzen der Offensive. — Der Madrider „Corriere Espanole" meldet, daß eins der im Mittelmeer kreuzen den deutschen Tauchboote vor einigen Tagen am Eingänge der Meerenge von Gibraltar ein mit Truppen uud Kriegsmaterial beladenes englisches Transportschiff torpediert und ver senkt hat. Die Versenkung wird von den Engländern streng geheim gehalten. Eine spätere Meldung aus Tanger besagt, daß sieben Leichen indischer Soldaten angeschwemmt und begraben worden sind. Die Abfahrt von sechs Truppentransporschiffen aus Gibraltar wurde ausgeschoben. — Einen Beweis sür die überaus großen Verluste Rußlands an Verwundeten bildet der Umstand, daß die Regierung befahl, in einer Reihe von Städten die Schulen zu schließen und diese in Lazarette umzuwandeln. Eine große Anzahl von Kinotheatern ist zu diesem Zwecke bereits geschloffen worden. Die „Rjetsch" bemerkt dazu: „Daß die Regierung in Notfällen stets zuerst die Schulen beschlag, nahmt und die Jugend auf die Straße setzt, das ist gerade kein schlagender Beweis für den Respekt der Regierung vor der Not- wendigteit der Schulbildung." — Aus Paris wird berichtet: Die „Agence Havas" erfährt aus Athen, daß Minister präsident Venizelos am Dienstag vom König empfangen wurde, der ihm erklärte, er könne der Politik des Kabinetts nicht fbis zu Ende folgen. Venizelos habe dem Könige sein Ab schiedsgesuch eingereicht. — Der französische Gesandte in Sofia überreichte Radoslawow ein Ultimatum der französischen Regierung gleichen Inhalts wie das russische. — Aus Sofia meldet die „Agence Bulgare" unterm 5 Oktober: Die bulgarische Antwort auf das englisch-französisch-russische Ultimatum ist am Nachmittag überreicht ^worden. Am Morgen ist seitens der bulgarischen Regierung den Vertretern des Vierverbandes die Ant wort auf ihre Vorschläge vom 14. September mitgeteilt worden. Oertliches und Sächsisches. fGttendorf'Vkrtlla, ?. (Oktober W5. — Die Lösung der Kartoffelfrage. Im Reichsamt des Innern haben in letzter Zeit mehrere Verhandlungen im Bundes rat mit preußischen Ressortministern, Ober bürgermeistern und Vertretern des Kartoffel- Handels stattgefunden, die jetzt zu einer Entscheidung geführt haben. Der gesamte Bedarf wird seitens der Reichsstelle aus die einzelnen Landkreise „verstrickt" und nach Maßgabe der Anbaufläche auf die einzelnen Besitzer umgelegt. Die auf den Einzelnen entfallende Kartoffelmenge stellt die untere Behörde „sicher", d. h. der Er zeuger kann diesen Teil seiner Kartoffelernte nur an die Reichskartoffelstelle oder gegen den Bezugs'chein an eine Stadtverwaltung usw. verkaufen. Für den Verkauf dieser Mengen wird durch den Bundesrat ein „Uebernahmepreis" sestgestellt, der sich ent sprechend den Bestimmungen des Höchst preisgesetzes genau nach Sorte und Qualität richtet. Weigert sich der Eigentümer, die aus ihn entfallende Menge „sicherzustellen" oder zu dem Uebernahmepreis zu verkaufen so kann die Zentralstelle zur Enteignung schreiten. Die neuen Bestimmungen sollen sofort in Kraft treten. Da wir nach über, schlägiger Berechnung in diesem Jahre eine Kartoffelernte von mindestens 52 Millionen Tonnen (gegen 45*/, Millionen Tonnen im Vorjahre), ja, nach einer optimistischen Schätzung vielleicht sogar eine Ernte von 60 Millionen Tonnen zu erwarten haben, während der durchschnittliche Jahresbedars sür die menschliche Ernährung nur 13 bis 14 Millionen Tonnen und iür Saatgut 6 bis 7 Millionen Tonnen beträgt, und zur Versütterung im Frieden niemals mehr als 20 Millionen Tonnen gebraucht werden kann von einem Mangel an Kartoffeln gar keinen Augenblick die Rede sein. Es handelt sich bei den Beschlüssen der Reichs leitung also nur um eine Maßnahme der Beruhigung und zugleich der Bekämpfung unberechtigter Spekulation. — Alkoholverbot auf Bahnhöfen. In folge eines Erlasses des Cheis des Feld- eisenbahnwesenS ist jeglicher Verkauf von Schnaps (hierunter sind alle Spirituosen, also auch bessere Liköre, Rum und Arrak — ohne Zusatz von Wasser — zu verstehen) in den Bahnhofswirtschaften untersagt. Verboten ist daher der Verkauf von Schnaps nicht nur an Militärtransporte und einzelne Mannschaften, sondern auch an Offiziere, Portepee-Unteroffiziere und an sämtliche Zivilpersonen. Alle entgegenstehenden Ver- sügungen werden damit ausgehoben. — In seiner Sitzung am Sonnabend hat der Bundesrat einen Beschluß über das Schroten von Brotgetreide gefaßt, bet dem es sich um die Versorgung der Land wirtschaft mit Futtermitteln handelt. Die Reichsgelreidestelle ist mit einem sehr be deutsamen Vorrat an Brotgetreide aus dem letzten Ecntejahr in das neue herein gegangen. Außerdem ermöglichen die bis herigen Erfahrungen, von der Rücklage so großer Reserven abzusehen, wie ursprüng lich in Aussicht genommen war. Es werden infolgedessen bedeutende Mengen von Brotgetreide versügbar, die für die Aufzucht und die Durchhaltung unserer Viehbestände Verwendung finden lallen. Zunächst dürfte es sich um etwa 150000 Tonnen Getreide handeln, das geschrotet werden soll, hoffentlich wird sich das end gültige Ernteergebnis so gestalten, das noch weitere Mengen für Futterzwecke verwertet werden können. Das Schrot wird der Landwirtschaft zu demselben Preise über lassen werden, der für Futtergerste festgesetzt ist. Zur Verhütung von Unregelmäßig keiten ist eine leichte Färbung des Schrotes mit Eosin in Aussicht genommen. Durch die Herabsetzung der Ausmahlung von 82 bezw 80 Prozent auf 75 Prozent, die gleichzeitig einer Verbesserung des Mehles dient, wird ein Zuwachs an Futtermitteln von etwa einer halben Million Tonnen gewonnen. Die Reichsgetreidestelle ist also bemüht, unsere Vorräte an Brotgetreide neben einer ausreichenden Brotversorgung für die Bevölkerung auch zur Beschaffung von Futtermitteln zu verwerten. Königsbrück. Vor dem Königlichen Schwurgericht Dresden hatte sich Dienstag nachmittag der 19 Jahre alle Schuhmacher und vormalige Postaushelfer Ernst Erich Sicker aus Krakau wegen Urkundenfälschung und Unterschlagung im Amte zu ver antworten. Der junge Mann war als Aushelfer bei dem Kaiserlichen Postawte in Riesa verpflichtet. Es wird ihm bei gemessen, während der Monate Februar und März dss. Js. fünf Poftanwetfungs- betrüge von zusammen 80 Mark 80 Psg., die er in amtlicher Eigenschaft in Ver wahrung hatte, sich rechtswidrig zugeeignet und um diese Unterschlagungen zu verdecken das zur Kontrolle bestimmte Annahmebuch verfälscht, ferner zwei Quittungen fälschlich angesertigt zu haben. Sicker wurde dem Wahrspruche der Geschworenen gemäß zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Radeburg. Die dritte Straikammer des König!. Landgerichts zu Dresden ver urteilte am Ditnstag den 39 Jahre alten, vorbestraften Wirtschaftsgehilfen Friedrich Hermann Knöfel aus Großdittmannsdorf wegen schweren Diebstahls unter Annahme mildernder Umstände zu 6 Monaten Ge« längnis. Während der Nacht zum 4. Juli d. I. stieg der Angeklagte in Reinersdorf bei Großenhain in das Haus seines Schwagers, des Wirtschaftsbesitzers Eichhorn und stahl dort ein Fahrrad im Werte von 60 Mark, das er für 12 Mark an einen Händler in Weinböhla verkaufte, und den Erlös in eigenen Nutzen verwendete. Chemnitz. Festgenommen wurde von der Kriminalpolizei der 18 Jahre alte Kutscher, der zum Nachteil einer hiesigen Molkerei, in deren Diensten er stand, in den letzten Monaten nach und nach für etwa 1000 Mk. Milch, anstatt an die ein zelnen Verkaufsstellen abzuliefern, zurück behalten, sie an Leute verkauft und den Erlös für sich verwendet hatte.