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Ottendorfer Zeitung : 24.09.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191509246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19150924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19150924
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-09
- Tag 1915-09-24
-
Monat
1915-09
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 24.09.1915
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va§ enthüllte Zarenrätsel. Weshalb hat der völlig unmilitärische Zar den Oberbefehl über die russischen Armeen übernommen? Tausendfach ist die Frage ge« hellt und tausendfach verschieden beantwortet worden. Nur die Franzosen brachten es fertig. Zar Nikolaus als bedeutenden Feldherrn und erleuchteten Staatsmann zu feiern, im übrigen suchte feder Fragesteller nach den inner» politischen Gründen der auf einmal erwachten Feldberrnsuckt des Zaren. Jetzt ist die eigent liche Veranlassung klar geworden. Bekanntlich wurde die Duma immer ungebärdiger und verlangte die Umwandlung ihrer varlamen tarischen Scheinrechte in wirkliche Rechte nach europäischem Muster. Unter der Not des Krieges und der Niederlagen wurde die Duma zufammenbeiufen und mit Versprechungen ge« füttert, da man sie zur Beruhigung des Volkes nötig zu haben glaubte. Einzelne Dumamit» giieder hielten darauf Reden, in denen der Negierung in einer Weise die Wahrheit getagt ^urüe. wie man es seit hundert und mehr I-rhrc«, seit den Vorstürmen der französischen Revolution, nicht mehr vernommen hatte. Unter dem Zwange der Not schwiegen die russischen Machthaber und halfen sich durch Anwendung der Polizeigewalt gegen einzelne Dumamitglieder. Das Scheinparlament ein» sack nach Haufe zu schicken, wagten sie noch nicht, gaben anderseits aber auch nicht der gefährlichen Forderung nach, die Duma wolle sich in Permanenz erklären. Es schreckten da bestimmt die französischen Spuren. So halfen sich die russischen Machthaber mit der Pudel« Politik, schüttelten die Vorwürfe erstmal ichweigend ab und warteten auf den Tag der Rache. Nun hatte aber die Duma eingesehen, daß alle inneren Reformpläne in der Lust schweben, wenn die russischen Waffen dauernd rückwärts auf Petersburg zu, statt wie beabsichtigt auf Berlin zu getragen werden. Die albernen Märchen von der genialen Rückzugstaktik und von der Verwüstungsstrategie verfingen nicht mehr bei den Russen, die die Folgen davon so iurchtbar an eigenem Leibe zu spüren hatten. Auch das ewige Lamento über den dauernden und immer schlimmer werdenden Munitionsmangel im russischen Heere wollte nicht mehr recht ziehen. Selbst nickt die Aus rede, daß an diesem Mangel nicht etwa die fehlerhafte Organisation und sonstige „echt- russische Umstände" schuld trügen, sondern allein eine gewaltige Explosion in der Munitionsfabrik von Ochta bei Petersburg, die bisher das halbe Heer mit Munition ver sorgt habe. Die Dumamitglieder mochten so gar, durch Erfahrung gewitzigt, glauben, daß diese Explosion von denen hervorgerufen sei, die dadurch die Fülle ihrer Sünden mit in die Lust zu sprengen glaubten. Kurz, die Duma nahm für sich das Recht in Anspruch, Kritik üben zu dürfen auch an den militärischen Vorkommnissen, ia an der Heeresleitung selbst. Wie sollten die russischen Machthaber diesem gesährlichrn Verlangen begegnen? Noch glaubten sie die Zeit nicht gekommen, in der sie die Duma einfach wieder hohnlachend kalt stellen konnten. Noch hatten sie sie nötig! Da fielen sie auf einen recht schlauen Schach zug. Der Zar übernahm den Oberbefehl! Nicht als Militär, sondern als der Autokrat, über dessen Handlungen dem Volke und dessen Vertretung keine Kritik zusieht. Recht be hielten die. die sofort erklärten, der Zar sei nur als mystische Person von seinen Hinter männern in die exponierte Stellung geschoben, um ihnen als Schutz und Schirm zu dienen gegen die frechen Kritikgelüste der sogenannten Volksvertreter an der Handhabung der Heeres leitung und was mit ihr zusammenhängt. Der Beweis für diese Behauptung wurde bald durch die Russen erbracht. Im Senioren« konoent der Duma wurde nämlich ein Schreiben des Präsidenten bekannt gegeben, in dem dieser mitteilt, daß er Interpellationen und Anträge, die sich gegen die Heeresleitung richten, nicht mehr zulafsen werde. Er begründete diese Maßnahme damit, daß der Zar jetzt Leiter des Oberkommandos sei und Bejehls des Zaren verfassungsmäßig keinerlei Kritik unter liegen dürsen. Damit war das Rätsel ent hüllt, weshalb der friedsame, sa furchtsame Zar auf einmal von kriegerischen Gelüsten er faßt wurde. Er sollte mit dem Zarenmantel 6me Ilerreimatur. 11s Roman von Henriette v. Meerheimb. Erst kürzlich hatte Professor Olhardt eine Anzahl Bilder und Studien seiner besten Schüler ausstellen lassen, darunter be fanden sich auch einige besonders lobend er wähnte Skizzen von Georg. Warum sollte es ihm da nicht leicht glücken, mit einem größeren Bilds die Aufmerksamkeit des Publi kums, die Achtung der Kunstgenossen zu er gingen? Wenn er Nadine malte? Heimlich natürlich — keiner durste darum wissen. Sie würde ihm gewiß Sitzungen in seinem Atelier bewilligen. Für das Bild sand er sicherlich einen Käufer, wenn es so wurde, wie es ihm vorschwedte. Freilich — der Ge danke, ein Jdealporträt von Nadine in fremde Hände zu geben, erregte ihms Widerwillen. Jedenfalls würde er vorher sine Skizze für sich selbst anfertigen. Lange Zett drehte und wandte er den Plan in seinem Geist herum, ehe er an die Aus führung zu gehen wagte. Zaghaft, wie man trotz eines inneren Kraftgefühls vor einem großen Werke zaudert, bat er Nadine um ihre Einwilligung. Sie war sofort bereit. LlL sie ihm zum ersten Male in seinem Melier in dem langschleppenden weißen Ge wands, mit gelösten Haaren in der anvegebs« neu Stellung genüberstand, war er nicht voll befriedigt. Wie Idee, sie in dem lichten Ge wände einer Muse zu malen, war nicht ori ginell genug. Nadine mußte etwas darstellen. die Fehler decken, durch die Rußland heute in ein Meer von Elend getaucht wird, er sollte alle die Leute der berechtigten Kritik ent ziehen, die als Genossen und Gehilfen des in der Duma als Verbrecher und Vaterlands« Verräter bezeichneten früheren Kriegsministers Suchomlinow auf Kosten des Volkes Prak tiken betrieben, die wohl der eigenen Tasche dienlich waren, dem Volke aber das Mark aus den Knochen zogen. Eine nicht gerade rühmliche Rolle, die der Zar da auf Befehl derer, die mächtiger sind als der „verfassungs mäßig" mächtigste aller heut lebenden Selbst herrscher, zu spielen hatte. Das Zarenrätsel war vor aller Welt gelöst! Aber die Duma scheint sich diesem An sinnen nicht willig unterworfen zu Haden, und so dielt es der Zar mit seinen Hintermännern, vielleicht ermutigt durch die kleinen Teil erfolge im Kriegsgebiet, an der Zeit, den letzten Schluß aus feiner Übernahme des Oberkommandos zu ziehen und sich ganz wieder als Alleinherrscher zu zeigen, indem er die Duma einfach nach Hause schickte. Er hatte Oberbefehlshaber werden müssen, um die ganze russische Politik, auch die innere, der Mitberatung der Duma zu entziehen. Als sich einzelne Dumamitglieder der Vergewalti gung des Parlaments widersetzen wollten, wurden sie festgenommen und das Duma gebäude und sämtliche Bahnhöfe in Peters burg militärisch besetzt. Es herrscht also wieder in Rußland die absolute Autokratie, und keiner kann heute sagen, .was sich daraus entwickeln wird. Ob aber im parlamentarischen England und im republikanischen Frankreich eitel Freude über diese Lösung herrschen wird, ist eine an dere Frage. Wollten Engländer und Fran zosen ehrlich sein, so müßten sie zugestehen, daß die Freiheit vollständig geknebelt ist im Zarenreich. Im besten Fall aber werden sie allerhand schöne Verlegendeitsphrasen finden und weiter behaupten, daß sie an der Seite Rußlands für die Freiheit Ler Völker fechten. Selbst ein Clemenceau wird sich nicht daran erinnern, daß er vor wenigen Tagen noch triumphierend geschrieben hat: „Dis Bureau- kratie hat abgewirtschaftet in Rußland wie in Frankreich. In Rußland haben sich Herrscher und Volk einmütig zuiammengesunden in dem unerschütterlichen Entschlusse, mit der Ver gangenheit zu brechen und die Zukunft des Staates auf neue Grundlagen zu stellen." Klingt das nicht wie ein Trevpenwitz der Ge schichte? Das enthüllte Zarenräisel wird unsern Feinden sicher noch manch böse Stunde bereiten — im stillen Kämmerlein. verschiedene Uriegsnachrichten. Von der mil. Zensurbshörde zugelassene Nachrichten. Unsere lk-Boote im Schwarzen Meer. Dem ,Telegraaf' wird gemeldet: Einige deutsch-türkische Unterseeboote haben vor kurzem im Schwarzen Meer die Küste der Krim passiert. Eins davon wurde von einem russischen Wachtposten bemerkt und zwar am südlichen Ende der Halbinsel bei Kertsch. Das Unterseeboot kam zwecks Orien tierung an die Wasseroberfläche gegenüber dem Kap Pschaudi und wurde angeblich sofort von der russischen Küstenwache beschossen. Nachdem es mit einigen Schüssen geantwortet hatte, verschwand es schnell wieder. Aus der offiziellen Mitteilung geht hervor, so meint der Petersburger Korrespondent der.Morning« post', daß diese Unterseeboote vom neuesten deutschen Typ waren, schon darum, weil sie mttKanonenversehen sind und Schüsse mit der Küstenwache wechseltest. Die Frage, wie das V-Boot durch die' Dardanellen kommen konnte, bleibe ungelöst. * Englische Sorgen wegen des neuen deutsche» Angriffs. Die.Times' fragt sich in einem Leitartikel, an welcher Front der deutsche An griff einsetzen werde, wenn der Vor marsch in Rußland zum Stillstand gekommen sei. England müsse damit rechnen, daß es sich bald in einer wett größeren Notlage befinden werde als bisher. England müsse direkt be troffen werden, wo auch immer Deutschland angreife. Es müsse sich auf größere milttärische Anforderungen vorbereiten. Der kommende Schluß des deutschen Vorrückens in Rußland bringe keine Erleichterung für England, sondern frische und schwere Verantwortungen. — Wie wird man jetzt erst urteilen, nachdem das starke Wilna von unseren Truppen stürmender Hand genommen ist. * Serbische Friedenssehnsucht. Der serbische Sozialdemokrat Duschau Vopowilsch, Hauptredakteur des serbischen Parteiorgans, schreibt nach der.Berner Tag wacht' in einem Privatbrief: Dieser Krieg hat Serbien ruiniert. Unser Land ist verwüstet. Die Bevölkerung ist in ihrer ganzen besseren Heilste vernichtet. Zu den Kriegsverlusten kamen die Opfer der Epide mien. die ungeheuer find. Das Veste und Wertvollste Serbiens ist nicht mehr. Groß serbien wird ohne Serbien sein, und damit erledigt sich das ganze gefährliche Schlagwart vom größeren Serbien. Das Land ist völlig erschöpft, das Volk in verzweifelter Stimmung. Friedenssehnsucht herrscht allenthalben. Die sozialdemokratische Partei drückt die eigentliche Meinung und den heißesten Wunsch nicht nur der leidenden Volksmassen, sondern auch der regierenden bürgerlichen Kreise aus, die mit ihrer chauvinistischen und ruffophilen Polilik die furchtbarsten Enttäuschungen erleben mußte. Italienische Eitelkeit. Italien sorgt für den Humor im bitter ernsten Spiel des Weltkrieges. Cadornas Wetterschlachtberichte sind den österreichisch ungarischen Soldaten in den Schützengräben an der italienischen Grenze vorgelesen worden und haben Heiterkeiiserfolge errungen, um die mancher Varietökomiker den Herrn Cadorna beneiden wird. Barzilai, der Minister für die unerlösten und unerlösbaren Gebiete, reist von Stadt zu Stadt und hält flammende An sprachen, muß aber die Erfahrung machen, daß, je näher er den Gebieten der Unerlösten kommt, seine Reden desto frostiger ausge nommen werden. Mit Staunen vernahm die Kulturwelt in den sür Italien verhängnis vollen Tagen seines Eingreifens in den Krieg, daß das ausgepowerte und nur von Deutsch lands Gnaden auf Großmachts - Beinen wandelnde Italien dem Deutschen Reich um so und so viel Jahrhunderte an Kultur voraus sei, und jetzt ersabren wir gar aus dem Munde eines römischen Gelehrten, daß Italien — der Nabel der Welt ist. Humorvollere Behauptungen sind auf politischem Gebiet wohl noch nie aufgestellt worden. Italien, das seine Grenzen kaum gegen einen Splitter der Habsburger Truppen verteidigen kann, das nicht wagt, irgendwo einzugreiien, weil es seine innere und militärische Schwäche längst erkannt hat. bezeichnet sich als Nabel, d. h. Mittelpunkt der Welt. - Zu einer Zeit, da sich in Italien täglich die Stimmen mehren, die die Männer verfluchen, die das arme Volk in das namenlose Elend des nutzlosesten aller Kriege gestürzt haben, zu einer Zeit, da der Giolittismus, d. h. die ver nünftige Erkenntnis der eigentlichen Aufgaben und Ziele Italiens, sich in Rom und besonders in Neapel immer mehr gegen den Salandra- Sonmnonismus mit ö'Annunzioschem Ein schlag durchsetzt, veröffentlicht das römische .Giornale d'Jtalia' einen Artikel von Goffredo Bellonci, betitelt: „Der Nabel der Welt", in dem die Bundesgenossen ermahnt werden, das Umwerbender Balkanvölkerbleidenzulaslenund sich ganz allein und vertrauensvoll auf Italien zu stützen. Der übergejchnappte Italiener be hauptet weiter, das Heil des Weltkrieges würde vom italienischen Heers kommen. Italien sei der Hauptangelpunkt des euro päischen Weltkrieges. Wenn heute Italien aus dem Krieg ausscheiden würde, so wäre der Vieroerband ruiniert, und die Zentralmächte wären Sieger. Italiens Volk sei das erste Volk unter den Vierverbandsvölkern, sowohl hinsichtlich der Tatkraft wie auch hinsichtlich seines ihm von der Geschichte (!) zugewiesenen Amies. So etwas wagt ein Italiener zu stammeln, und was noch humoristischer ist, ein großes Blatt veröffentlicht es. Jtaiien an der Spitze der Vterverbandmäcdte, unser kleiner Bundes genosse a. D. als Führer unserer Feinde! Vergessen find die jämmerlichen Biitnufe an England um Geld und Kohle, vergessen die blutigen Köpfe am Jsonzo. Jtaiien marschiert aus eigenen Gnaden an der Spitze der Nationen. Mit dem Cadornaschen Regcn- schirm in der Hand! Und doch hack das blöde Gestammel auch einen politisch inter essanten Kern, es spiegelt sich in ihm die Anschauung gewisser römischer Kreise wieder, und sie find energisch balkanfetndlich. Tlas an der Spitze der Nationen marschierende Jckalien hat seinen neuen Verbündeten bisher nichts genützt, sondern ihnen nur die Balkansupps gründlich versalzen. Seit dem Eintreten Italiens in den Dreiverband ist der Bülkau eigentlich erst für die Lockungen Englands und Frankreichs taub geworden. Bulgarien auf beiden Ohren und Griechenland und Rumänien wenigstens auf einem. Selbst Serbien würde widerhaarig, als Jtaiien mit seinen An sprüchen auf Dalmatien usw. rausrückte. So bedeutet die blöde Renommirerei ernes Bellonci im Grunde weiter nichts als ein pus der Angst geborenes Prahlen. Die Italiener fürchten wohl mit Recht, daß die Bundes genossen herzlich gern auf Italiens Hizlfe Verzicht leisten würden, wenn es dafür -hie der Balkanvölker hätte, und da sich hie Italiener selbst nicht der Erkenntnis ver schließen können, daß sie es sind, die die Balkanvölker den Zeniralmächtfiu zutrieben, so blähen sie sich auf unid krähen ihre Stärke und ihre Kraft in alle Welt hinaus. Da sie nichts durch Taten er> weifen können, machen sie große Worte, und da Worte nicht viel Anstrengung kosten, griffen sie zu den aller wuchtigsten und stellten sich, aus eigener Papiermacbt an die erste Stelle der Visrverbandoölker und ernannten sich aus eigener Gnade zum Nadel der Welt. Danle ab England, verschwinde Frankreich, verkrieche Lich Rußland — Jtaiien hat das Szepter der Welt ergriffen. Die Geschichte hat ihm das Amt zugewiesen — allerdings wird es nur ein Narrenszepter sein. polNWe Deutschland. * Die Londoner Blätter bestätigen eine Unterredung des Grafen Bern storff. Er erklärte dem Vertreter von New Dark,Eoening World': Sie können sagen, ich bin sicher, daß binnen zwei Wochen alle ver meintlichen Schwierigkeiten zwischen Deutsch land und den Ver. Staaten dauernd erledigt sein werden. Lansing und ich er zielten ein völliges Einverständnis. Wir sind völlig einig. England. *Jm Unterhause erklärte der Abgeordnete Thomas (Arbeiterpartei), der dem Eisenbahn- verband angehört: Fast alle Gewerkschaften dieses Verbandes nahmen die Entschließung gegen dieWehrpslicht an und teilten obendrein dem aussübrenden Ausschuß mit, daß sie im Falle ihrer Einführung in den Ausstand treten würden. Der Gewerkschafts kongreß, der drei Millionen Arbeiter vertritt, nahm einstimmig eine Entschließung gegen die Wehrpflicht an. Unsere Ausgabe wird es sein, den inneren Frieden zu erhalten. Ich warne Sie! An demselben Tage, wo die Regierung die Wehrpflicht einbringt, wird die industrielle Revolution da sein. Nukland. "Der Lyoner .Republicain' meldet aus Petersburg: FüniunLsünfzig Abgeordnete haben in einer geheimen Sitzung beschlossen, den Dumapräsidenten aufzufordern, er möge ins Hauptquartier reisen, um dem Zaren Lie Empfindungen der Ab geordneten bei der Schließung der Duma« sttzung darzulegen. Vertreter aller Parteien haben beschlossen, Petersburg nicht zu ver lassen und die Ruhe zu bewahren. Balkanftaaten. * Wie in Bukarester Militärkreisen erzählt wird, besteht der Zweck des Donauausfluges des Königs von Rumänien nach Macin darin, mit dem König von Bulgarien zusammenzutreffen. Der Besuch des Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg wird eben falls mit diesem Ausfluge in Zusammenhang gebracht. wodurch ihre eigenartige Schönheit, ihre Jugend, der geheimnisvolle Retz. Ler sie um gab. so recht scharf zum Ausdruck gebracht wurde. Er sah sie unverwandt an. Jede Linie ihrer Gestalt, ihres Gesichts studierte er. Das Helle, kalte Licht des Ateliers hob alles klar hervor, konnte aber dem weichen Jugend schmelz ihrer Schönheit nichts anhaben. „Ich hab's!" sagte Georg endlich kurz. Er hatte gewiß eine halbe Siunde regungslos auf dem breiien türkischen Diwan gesessen, der in einer Ecke des Ateliers stand, während sich ihre weiße Gestalt scharf von dem blaßgrau getönten Hintergrund Ler ebenmäßig gestriche nen Wände vor ihm abhob. Er sprang leb- hast auf und stieß das runde Rauchtischchen, das im Wege stand, achtlos beiseite. „Wollen Sie das Kostüm anziehen, das ich Ihnen besorgen werde, das halten, was ich Ihnen in Lie Hand gebe, auch wenn Ihnen davor graut — und so am Dienstag abend hier in diesem Atelier stehen? Wir laden Olhardt und unsere Privatklasse ein. Die sollen Sie so sehen, denn ich will wissen, wie Ihre Erscheinung auf andere wirkt, obgleich das mich in meinem Urteil nicht beeinflussen kann. Aber Sie dürfen es niemand verraten, was der Zweck, dieies lebenden Bildes, Las Lie anderen bewundern dürfen, sein soll! Wir wollen beide allein unser Geheimnis haben, Nadine, beide berühmt werden durch das Bild — willst du?" „Ja!" Sie sali ihn groß an, halb erschrocken über die Leidenschaft, mit Ler er iprach. uns über das „du", das zum ersten Male feinen Lippen entschlüpfte. „O du Liebe, Süße, Schöne!" Heute konnte er sich nicht länger beherrschen. — „Nadine, liebst du mich auch?" Sie sah ihn an mit einem ihm ewig unver geßlichen Blick. Die ganze opferbereite Hingabe eines reinen Frauenherzens lag darin. Er zog sie innig an sich. Der Bann war gebrochen. Wie ein Sturzbach fluteten jetzt seine leidenschaftlichen Liebesworte über sie hin. Sie lag in seinen Armen, ließ sich küssen, erwiderte die Küsse mit der reinen heißen Hingabe eines Mädchens, das zum ersten Male liebt. „Ich habe mich bezwingen wollen," sagte er abgebrochen, stockend, „aber ich liebe dich zu sehr. Daß du mir heilig List, heilig, wie meine Kunst cs mir ist, unentweihbar — daß weißt du! Zwischen uns stehen Hindernisse, Liebling. Ich muß Zeit haben, sie aus Lem Wege zu räumen. Aber vertrau mir!" Sie legte die Arme um seinen Aals. Er küßte die zarten Fesseln mit heißen Lippen. „Was für Hindernisse stehen zwischen uns?" sragte sie endlich leise. „Meine Ettern wünschen nicht, daß ich in München bleibe. Mein Malen ist ihnen über haupt verhaßt. Sie wünschen, daß ick aujs Land gehe und als märkischer Krautjunker lebe." „Dann werden sie jedenfalls sehr unglück lich sein, wenn du Ihnen eine arme Malerin v!s Schwiegertochter dringst. Georg?" seuszte Nadine. „Wenn sie dich kennen lernen, werden sie anders darüber Lenken." entgegneie er etwas befangen. Er wollte ihr auch vonAnne-Marlr erzählen, aber er brachte die Worte nicht über die Lippen. Eigentlich war es auch nicht ritterlich, von der aufgezwungenen Braut zu reden. Das konnte sür Anue-Marie nur pein lich werden, wenn sie und Nadine sich später kennen lernten. „Unsere Verlobung muß vorläufig ein Ge heimnis bleiben, Nadine," bat er. „Erstens gäbe es hier einen endlosen Klatsch unter den Mitschülern, zweitens könnten meine Eltern davon erfahren und dich mit Briesen und Weigerungen kränken. Ich muß ihnen erst be weisen, daß ich auf eigenen Füßen stehen kann. Donn haben sie keinen stichhaltigen Grun, ihre Einwilligung zu versagen." „Und wenn sie es trotzdem tun?" „So heiraten wir denn ohne ihre Zustim mung." „Ich kann auch mitverdienen. Wie gut be zahlt der alte Herr meine Skizzen!" „Ja. Liebling — ja!" meinte Georg hastig. Sein Betrug siel ihm ihrer völligen Ahnungs losigkeit gegenüber jetzt doch schwer auf die Seele. „Ich möchte aber nicht, daß meine Frau Geld erwerben muß. Die soll ihre schönen Augsn schonen, lieber mich zur Kunst begeistern Lurch ihre Schönheit." In seinem Freudenrausch hob er die zarte Gestalt empor. „Wir zwei — so eins in un serem Wollen und Streben — welch ein Leben werden wir führen I Wir haben gewiß bald einen der ersten Salons in der Stadt, jeder huldigt meiner schönen Frau. Im Sommer gehen wir nach Starnberg oder Tölz, tief hin ein in die Wälder. Dort bauen wir uns ein kleines Haus, Rolen umranken es, die Sonne lacht uns in Lie Fenster, Lie Bäume wachsen
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