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Ottendorfer Zeitung : 10.10.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191510101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19151010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19151010
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-10
- Tag 1915-10-10
-
Monat
1915-10
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 10.10.1915
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Aussichten eines Balkankrieges. Verteilung der Kräfte. Die Absicht des Vierverbandes, ein Hilfs heer nach dem Balkan zu entsenden, zeigt, daß nach der Anschauung des Vierverbandes hier eine wichtige Entscheidung zu erwarten ist. Es fragt sich nun, welche Aussichten die Zenttal- wächte — wozu man im erweiterten Sinne auch Bulgarien wird rechnen müssen — bei diesem großen Waffengange haben? Die Ver teilung der Kräfte auf dem Balkan ist nach dem überwältigenden Siege unserer Waffen über Rußland für uns ebenso günstig, wie sie für den Vierverband ungewiß und ungünstig ist. Die Frage, ob und welche Balkanvölker voraussichtlich auf der einen oder anderen Seite eingreifen werden, sei vor der Hand noch nicht erörtert. Wichtiger ist die andere Frage, wie groß das „Hilfsheer" sein kann, das der Vierverband seinen bedrängten Bundesgenossen zu Hilfe schicken kann. Zwar hat Grey jüngst in seiner Note über Bulgarien drohend die Entsendung von Truppen in Aussicht gestellt. Wenn man aber die Zeitungs äußerungen der Vierverbandspresse in den letzten Tagen verfolgt hat, konnte man unschwer er kennen, daß dieses Hilfsheer für Serbien den Franzosen ebenso wie den Engländern nicht wenig Kopfzerbrechen verursache. Woher sollen die Verbündeten diese nun notwendig gewordenen Truppenmassen nehmen? Schon die Entsendung einer Expeditton nach den Dardanellen, die so überaus kläglich verlaufen ist, hat die schärfsten Krittler in England gefunden. Eine weitere Verzettelung der Kräfte durch das serbische Abenteuer ist nicht geeignet, den bisherigen schlechten Stand der Vierverbandsmächte im Westen zu verbessern. Sie haben erst bei der letzten Offensive ge sehen, daß ihre Truppenzahl hier zu einem siegreichen Durchbruch nicht ausreichte, daß aber andererseits die Zentralmächte genügend Truppen haben, um im Osten ihr Werk fortzusetzen und im Westen die eiserne Mauer aufrecht zu er halten. Diese Offensive, die den Bulgaren die „wahren Sieger" zeigen sollte, hat gerade be wiesen, daß die Deutschen den Anstürmen der Feinde im Westen gewachsen sind. Von Westen werden nicht viel Truppen abgezogen werden können, das Gleiche gilt von dem englisch französischen Dardanellenheer. Das serbische Hilfsheer wird darum nur aus vielleicht vor handenen Reserven genommen werden können, deren Zahl und Ausbildung nicht sonderlich ein schüchternd sein dürfte. Es handelt sich aber wohl mehr um die politische Wirkung, welche die Entsendung von Hilfstruppen nach Serbien auslösen soll, als um die militärische. Aber selbst vorausgesetzt, daß das Hilfsheer groß und stark sein könnte, und daß noch dieser oder jener Staat auf dem Balkan sich auf die Seite der Besiegten stellen sollte, sind die Aus sichten der Zentralmächte durch die Verteilung der Kräfte auch ausgezeichnet. Der Reichs kanzler hat uns mitgeteilt, daß starke Armeen zu neuen Schlägen bereit stehen. Wir dürfen dieser Mitteilung das höchste Vertrauen ent gegenbringen. Die Bulgaren sind stark und gut gerüstet und galten bisher stets als die hervor ragendsten Krieger des ganzen Balkan. Endlich hat auch die Türkei sehr starke Kräfte zum Flankenschutz Bulgariens frei, die in Anbettacht des kriegerischen Geistes des Türkenvolkes von bervorragender Bedeutung für die kommenden Ereignisse sein dürften. Wir sehen auf der einen Seite die stärksten soldatischen Völler mit ihren sieggewohnten Heeren, auf der anderen ein geschwächtes und mehrfach geschlagenes Voll, dem Truppen zu Hilfe gesandt werden, die im Lause, dieses Krieges noch nie das Hochgefühl der Über legenheit und des Sieges gehabt haben, wenn sie auch hin und wieder durch starke Kräfte einen Teilerfolg erringen konnten. Schon diese Gegenüberstellung zeigt, wo der Sieg zu er warten ist und beweist den noch unschlüssigen Balkanvölkern, daß eine Teilnahme am Kriege auf Seiten des Vierverbandes nicht ohne große Gefahr für die eigene Sicherheit bewirkt werden könnte, denn es ist sehr fraglich, ob durch den Beitritt eines verhältnismäßig geringen Heeres Eine ^errerniLtui*. 18^ Roman von Henriette v. Meerhe i mb. (ForU-himaU Der alte Herr fubr fort: »Was willst du eigentlich anfangen? Du bist ohne Anne- Marir ein Herr von Habenichts mit allerhand kostspieligen Gewohnheiten! Nettersbot kommt unter den Hammer — darauf verlaß dich. Ader vorher tannst du mich einscharren, denn das überleb' ich nicht." Er warf dek Jagdkalender so heftig von sich, daß das Buch weit in die Stube herein flog und breit aufgeschlagen am Boden liegen blieb. Georg nagte an seiner Unterlippe. Mit Entsetzen sah er in das von Wut und Ver- zweistung entstellte Gesicht seines Vaters. „Geh —geh mir aus den Augen!" schrie der ibn, immer heftiger werdend, an. »Entweder schreibst du heute noch nach Münt en und sagst dem jungin Mädchen die Wahrheit-oder—" Was für eins Drohung nachfolgen sollte, blieb unentschieden, denn das Gesicht des alten Sieckow lies plötzlich blaurot an. Er bekam einen Herftrampf, bei dem er sich mit zuckenden Gliedern, nach Atem ringend, in seinem Bette wand. Georg rief laut um Hilfe. Frau v. Stechow und Anne-Marie stürzten herein. Man schickte eilig zum Arzt. Dessen Mittel, Kampfereinspritzungen und Nthereinatmungen, belebten den Kranken wie der etwas, aber die Sprache versagte seit diesem Anfall. Lähmungserscheinungen zeigten sich. die Überlegenheit auf Seiten des Vierverbandes gebracht werden könnte. Das russische Beispiel hat zu Genüge bewiesen, daß selbst eine zahlen mäßige Überlegenheit an der moralischen nicht viel zu ändern imstande ist. (Zensiert: O. K. i. d. M.) Verschiedene UriegsnachrichLen. (Von der mil. Zensurbehörde zugelaffene Nachrichten.) Erfolg eines österreichischen H-Boots. Aus Marseille wird gemeldet: Der französi sche, von der Regierung requierierte Dampfer „Provincia", mit Proviant und Materialien nach Piräus beladen, wurde Sonntag früh auf der Höhe der Insel Cerigo von einem österreichischen Unterseeboot torpediert. Die Mannschaft von 40 Mann wurde gerettet. Die Joffresche Enttäuschung. Auffällig sind die Lücken im Joffreberichte, es fehlen die Ortsnamen Massiges und Ville sur Tourbe vollständig, und das Geständnis des den Brigaden Langle de Carys widerfahrenen Mißgeschicks. Die Fachkritik zeigt eine Ver stimmung, weil durch das neuerliche Scheitern der französischen Durchbruchsversuche in dem von Teichen durchzogenen Gelände nächst MaisonS de Champagne die Festigkeit der deutschen Stel lungen abermals vollgültig erwiesen ist. Auf der ganzen deutschen Linie zwischen Auberive und Ville sur Tourbe endete jedes französische Unternehmen mit einer schweren Joffreschen Ent täuschung. Auch zwischen Souchez und Givenchy hatten die Franzosen keinen Erfolg. Der Fünf straßenpunkt zwischen Angres, Souchez und Givenchy wurde nach einem deutscherseits über aus geschickt eingeleiteten und glänzend durch geführten Gegenangriff zurückgenommen und der Gegner in die Flucht geschlagen. Englische Ausflüchte. Der militärische Mitarbeiter der ,Times' schreibt über die Lage auf dem westlichen Kriegsschauplatz, daß nur drei dis vier englische Armeekorps an dem eigent lichen Kampf beteiligt gewesen seien, French also noch über genug Truppen für weitere Angriffe verfügen müsse, wenn die Zeit dafür gekommen sein würde. Man könne daher nur von dem Beginn einer Operation sprechen, die noch lange dauem könne, bis sie zur Entscheidung führe. Auch an den Kämpfen in der Chamapagne dürfte nur ein kleiner Teil der französischen Armee be teiligt gewesen sein (?). Der erste Teil des Kampfes sei jetzt beendigt, die französischen und englischen Heere hätten dis erste der ihnen ob liegenden Aufgaben durchgeführt; der zweite Ab schnitt werde beginnen, sobald die Vorbereitungen zur Fortsetzung der Offensive beendet sein würden. In der Zwischenzeit müsse das ge wonnene Gelände gesichert und den deutschen Reserven Zeit gegeben werden, sich in Gegen angriffen zu erschöpfen. * Russische Lügenmeldungen. Die Erwiderung auf die zahlreichen russischen Anschuldigungen gegendie Krieg führung unserer Truppen im Osten stößt bekanntlich deshalb auf Schwierigkeiten, weil den Angaben fast durchweg nähere Zeit- und Ortsbestimmungen fehlen. Nur vereinzelt waren Untersuchungen möglich, und dann haben sie die Haltlosigkeit der gegnerischen Verleum dungen stets prompt erbracht. Dies ist auch der Fall bei einer durch die ruffische Presse ver breiteten Meldung aus dem Mai d. I., wonach der Landsitz des früheren russischen Minister präsidenten Stolypin in Kiejdany (Kreis Kowno) von deutschen Truppen geplündert und das Familienarchiv beraubt sein sollte. Eingehende Erhebungen der deutschen Heeresleitung im Osten haben nach der ,Nordd. Allg. Ztg/ er geben, daß an dieser Behauptung kein wahres W o r t ist. * Frankreichs Hoffnung auf die Farbigen. Der Deputierte Maurice Ajam enrpfiehlt im ,Petit Parisien' eine rationellere Ausnutzung der Farbigen auf dem europäischen Kriegsschau platz. Wenn man von Indochina absehe und die, wie der Arzt zugab, nie wieder ganz ver schwinden würden. Niemand machte Georg einen Vorwurf. Aber trotzdem kam er sich wie ein Verurteilter vor. Sein Vater wandte den Kopf zur Seite, wenn er an sein Bett trat. Frau v. Stechow und Anne-Marie gingen mit verweinten Augen umher. Sie wußten nicht, welcher Art die Unterredung des Kranken mit Georg gewesen sei, aber daß ein heftiger Wortwechsel zwischen den beiden stattgefundcn batte, der dem allen Stechow den Schlaganfall zuzog, das gab Georg selber im ersten Schrecken zu. Tagelang saß er jetzt am Schreibtisch, rech nete und schrieb, aber das Resultat aller Berech nungen blieb stets das gleiche. Wenn er alle auf Rettershos lastenden Schulden be-ahleu mußte, war er mittellos und hatte überdies einen kranken, gelähmten Vater, eine an jeden Komfort gewöhnte Mutier zu erhalten! Wovon sollte das gefchedkn? Die Eifahrungen, die er mit dem Verkauf seines ersten Bildes gemacht, waren gerade keine glänzenden gewesen. Wenn er sich auf sein Rejerendarexamen hin um eine Anstellung bewarb, so ernährte die ihn kaum selber, geschweige denn seine Eltern und eine ganz arme Frau wie Nadine, die durch ihr eigenes Malen günstigsten Falles so viel mit erwarb, um sich ab und zu ein neues Kleid kamen zu können. Nicht nur die Hoffmmgslo'igkeit seiner Lage, die ihn förmlich zur Heirat mit Anne- Marie zwang, machte er sich selber unerbittlich klar, auch über seine eigene Natur gab er sich keinen Täuschungen hin. Er war nicht dazu geschaffen, ein armes, entsagungsvolles Leben zu führen. Verweich- seine Hoffnungen nur auf die beiden afrikanischen Territorien setze, so sei bei einer Bevölkerungs zahl von 15 Millionen leicht eine Rekrutierungs ziffer von 150 000 Mann zu erreichen. Er weist auf die früheren Jahrhunderte hin, wo die Besitzer Algeriens großen Nutzen auS den ungeheuren Armeen der Schwarzen, besonders in Spanien gezogen hätten. Die Fatalität der Ereignisse zwinge leider Frankreich heute zu derselben kriegerischen Poliük, und man könne auf diese Weise eine kraftvolle Unterstützung gewinnen. Der Heilige Krieg in Persien. Der englische Konsul inJspahan, der einstigen Hauptstadt Persiens, wurde von Anhängern des Heiligen Krieges getötet, ferner wurden sämtliche englischen Schutztruppen des dortigen englischen Konsulats von persischen Kämpfern für den Heiligen Krieg u m g e b r a ch t. Auch im Osten MAmgskrieg? Aus Berlin wird uns geschrieben: Der „mar schierende Sieg" im Osten, der jetzt etwa fünf Monate währte und mit der Eroberung einer großen Anzahl Festungen und der Gefangen nahme von rund 1200 000 Mann sowie mit der Erbeutung von 2750 Geschützen und 3400 Maschinengewehren wohl den gewaltigsten Siegeszug der Weltgeschichte darstellt, ist jetzt zu einem gewissen Abschluß gelangt. Zwar wurden noch von allen Seiten unserer Ostfront erfolgreiche Vorstöße gemeldet, im allgemeinen sind aber größere Ereignisse nicht mehr zu ver zeichnen gewesen. Ein deutscher Generalstabsbericht meldete, daß in der Gegend von Wischnow der Feind seit dem 30. September von stärkeren Angriffen Abstand nahm. Was hier von einem Teil der Heeresgruppe Hindenburg gemeldet wird, wird auch weiterhin auf die Heeresgruppe des Prinzen Leopold von Bayern und Mackensen ausgedehnt, so daß hier im allgemeinen Ruhe herrscht. Auch bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen wurde schon seit Tagen nichts Neues mehr berichtet. Bei der Heeresgruppe v. Linsingen sind teils kleinere erfolgreiche Vorstöße, teils siegreiche Abwehr maßnahmen gegen feindliche Durchbruchsversuche zu melden. Endlich haben sich die Unter nehmungen am Sereth bereits auch durch Ein grabung der Truppen zu Stellungskämpfen ent wickelt. Die Russen sind in diesen 5 Monaten über ihre stärksten Ausfallstore und Verteidigungs-. linien, wie z. B. Narew und Weichsel, Njemen und Bug geworfen, und ein gewaltiges Ziel ist erreicht worden. Der Krieg gegen eine Welt von Feinden macht es notwendig, nicht überall gleich stark sein zu wollen und die Ziele des Krieges nach den Erfordernissen der wech selnden Kriegslagen einzurichten. Wir haben im Osten schon mancherlei ähnliche Erscheinungen erlebt. Es sei nur der Kampf um Warschau erwähnt, wo bei Beginn dieses Jahres ein sieg reicher Vorstoß eingeleitet wurde, der nach wenigen Wochen zu Stellungskämpfen führte. Erst Mitte Juni wurde der Angriff wieder aus genommen, da in der Zwischenzeit andere Auf gaben zu erledigen waren. So ist auch jetzt im Osten der siegreiche Vormarsch auf einem Teil der Front in Kämpfe umgewandelt worden, die mehr dem Stellungskrieg ähneln. Es hat sich in dem fünfmonatlichen Ringen gezeigt, daß das russische Heer trotz des Wechsels in der Führung unserem Heere nicht gewachsen ist. Die Erwartungen, welche man in Rußland und in dem uns feindlichen Ausland an die Übernahme des Oberbefehls durch den Zaren geknüpft hat, sind auch in ein Nichts zefflossen, denn nicht das Geringste hatte sich in dem Kräfteverhältnis der beiden sich feindlich gegen überstehenden Heere geändert. Kurz nach der Übernahme des Oberbefehls durch den Zaren hat unser Heer die große Schlacht bei Wilna geschlagen, die mit der Besetzung dieses wichtigen und stark verteidigten Waffenplatzes endete. Auch auf allen anderen Teilen unserer Ostfront wurden seit der Zeit, da der Zar das russische Heer führte, schöne Erfolge erzielt. Die Unterlegen licht durch Erziehung und Gewohnheit, würde auch feine Kunst in .solchem Elend sich nicht durchringen, sondern untergehen. Bis jetzt hatte er Nadine nur kurze Briese, die unbestimmte Zukunftshoffnungen und traurige Krankheitsschilderungen enthielten, geschrieben, aber mit dem Vorsatz, sich dem Zwange der Verhältnisse zu fügen, durste er sie nicht länger täuschen. Auch Anne-Marie war er das schuldig. Liebe vermochte er seiner zukünftigen Frau nicht zu geben, ober wenigstens Treue im buchstäblichen Sinn, die konnte sir verlangen. »Sie kauft sich für ihr Geld einen fügsamen Gatten." dachte er erbittert. „Gut — bei Lem Handel darf sie nicht betrogen werden." Ohne Rückhalt schrieb er an Nadins dis Wahrheit. Er entschuldigte, beschönigte nichts. Jede Zeile seines Brieses atmete Liebe, Ver zweiflung über den eigenen und den ihr zu- gcfügten Schmerz. „Ich erbitte deine Verzeihung nicht." endete der Brief. „Du tannst und wirst mich kaum begreifen können! Du glaubst vielleicht, ich wäre dir untreu, hätte meine Braut doch geliebt und kehrte nun zu ihr zurückit Nichts davon ist der Fall. Ich liebe dich, Nadine, wie ich dich vom ersten Augenbl ick an geliebt habe. Ich nehme heute von dir, meiner Jugend, meinen Künstle:träume n zugleich Ab schied — mit welchen Gefühlen, das wirst du an deinem eigenen Schmerz ermessen können. Mein Leben verliert sich von nun an in der Einöde. Der Flugsan) der Alltäglichkeit wird langsam, aber unentrinnbar ak/es in mir er drücken, was einst zur Höhe strebte. Wenn du es vermagst, so denke ohne Bitterkeit an mich» heit des russischen Heeres kann durch keinerlei äußere Maßnahmen aufgehoben werden, da sie eine Folge der inneren Zustände ist. (Zensiert O. A. i. b. M.) poMlcbe Kunciscdau. Deutschland. *Die Verstadtlichung der Kar toffelversorgung ist bereits im Enswurf geregelt worden. Der dem Bundesrat zugehende Entwurf vermeidet es, die natürlichen Ver hältnisse in der Kartoffel-Industrie durch ein schneidende Maßnahmen zu beeinflussen. Aller dings werden für die Übernahme bestimmter Kartoffelmengen durch die neu zu schaffende Reichskartoffelstelle bestimmte Preise durch den Bundesrat festgesetzt werden. Der Reichs verband Deutscher Städte macht in der Zeit schrift .Kommunale Rundschau' darauf aufmerk sam, daß es in Anbettacht der außerordentlich guten Kartoffelernte nicht ratsam ist, daß die Gemeinden Kartoffelvorräte sicherstellen. Er fürchtet, daß derartige Maßnahmen zu einer Preistreiberei führen könnten, wie sie im vorigen Jahre bei dem Masseneinkauf von Fleisch durch die Gemeinden eingetreten ist. Er ist der Meinung, daß die Kartoffelangelegenheit bei den großen Vorräten wie in Friedenszeiten behandelt werden kann. England. *Wer die Ergebnisse der Reise des russischen Finanzministers Bark nach London erfährt die ,Neue Zürcher Zeitung' aus Amster dam, daß Rußland nicht nur von England einen Barvorschuß sür die Kriegführung erhält, sondern die Londoner Großbanken werden auch einen beträchtlichen Teil des Bestandes der russischen Staatsbank an Auslandswechseln dis kontieren, um dadurch den Rubelkurs zu stützen. Ferner sei auch die weitere Bezahlung der Zinsscheine der russischen Anleihen in England gesichert. Dänemark. *Die dänische Einfuhr von Farb stoffen undChemikalien aus Deutsch land wurde bisher erschwert, weil von deutscher Seite als Voraussetzung der Ausfuhr-Erlaubnis nicht nur das Versprechen des dänischen Ab nehmers gefordert wurde, die Ware nicht aus Dänemark weiter auszuführen, sondern auch weitergehends Garantien verlangt wurden, bei spielsweise deutsche Kontrolle über die Erfüllung des abgegebenen Garantteversprechens. Dänische Firmen protesüerten gegen die deutsche Kontrolle. Die Verhandlungen ergaben jetzt eine beide Telle befriedigende Lösung. Danach übernimmt der dänische Jndustrierat die Verantwortung für die Erfüllung der Garantieversprechen, so daß die Zufuhr der genannten Waren aus Deutsch land nach Dänemark hiernach gesichert ist. Balkanstaatcn. * Nachdem in Athen bekannt geworden war, daß der griechische Ministerpräsident Venizelos seine Abdankung angeboten hat, wußte man zunächst nicht, ob damit eine Verzögerung der Lösung der Krise herbeigeführt worden ist, oder aber ob der englandfreundliche Minister in der Tat der Ansicht war, daß seine Verbindung mit dem Vierverband seinem Vaterlande nicht nützen könne. Nunmehr ist die Lösung erfolgt, die der König und seine Ratgeber als die er sprießliche für Griechenland bewachten. Asien. * Die drohende Revolution in Indien macht den Engländern viel Kopf schmerzen. Die indische Presse zieht in schärfster Weise gegen England zu Felde. Die Inder fordern die Autonomie. Werde sie auf fried lichem Wege nicht bewilligt, so würde das Land durch eine Revolution dazu gelangen. Der Mehrheit der Inder werde jede Gelegenheit zur geistigen Hebung versagt. Große Erbitterung herrsche auch über die systematische Unterbindung jeder indischen Industrie durch die Engländer. Der englische Egoismus sei durchaus gegen die wirtschaftliche Entwicklung Indiens. Noch habe England Zeit, sich ein bescheidenes Blaß seiner Machtstellung Zu sichern durch bedingungsloses Entgegenkommen und Gewährung weitgehender Autonomie in zwölfter Stunde; sonst sei daS indische Reich den Engländern verloren. und wenn deine Liebe nicht völliq im Zorn über mein Verhalten dir gegenüber unter gegangen ist, dann laß mich wissen, ob ich dir mit etwas nützen oder Helsen kann " Als der Brief bereits abgesandt war, siel ihm noch ein, daß er Nadine gar nicht mit geteilt hatte, daß er von seiner Hochzeit an einen anderen Namen tragen wurde. Doch das schadete auch weiter nichts. Wenn sie ihm wirklich schrieb, würde der Brief ja doch in seine Hände gelangen. Aber er hörte nichts mehr von Nadine. Sie beantwortete sein Schreiben nicht. Zuerst hoffte er täglich auf ein paar Zeilen von ihrer Hand, endlich gab er es auf, noch auf ein Zeichen, einen Gruß zu hoffen. Vielleicht war es auch besser so. Was nützten noch Worte bei einem solch bitteren Abschied fürs Leben. Der einzige frohe Augenblick in dieser Zeit schwerer seelischer Kämpfe war ihm der glück liche Ausdruck in feines Vaters Gesicht, als er ihm Len von Anne-Marie nun endgültig festgesetzten Tag der Hochzeit nannte. Der alte Stechow tastete nach der Hand des Sohnes und behielt sie lange zwischen seinen Fingern. Nur einen undeutlichen Segens wunsch konnte seine halbgelähmte Zunge stammeln. Daß Anne-Marie für die letzten Wochen vor der Hochzeit nach Lehmin zurückkehrte, war Georg eine wahre Erlösung. Wenn er sie dort aussuchte, gab es so viel über bauliche Veränderungen und Zimmereinrichtungen zu sprechen, daß keine peinlichen Pausen im Ge spräch entstanden. Wie auf geheime Ver abredung vermieden beide, Georgs Aufenthalt in München, leine künstlerischen Bestrebungen
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