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Ottendorfer Zeitung : 15.10.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191510151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19151015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19151015
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-10
- Tag 1915-10-15
-
Monat
1915-10
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 15.10.1915
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Stadt und Hefte Veigerad! Durch Österreichs Lande jubelt das Lied vom Prinzen Eugen; dem Kaiser ist wieder gewonnen Stadt und Feste Belgrad! Das war ein guter Anfang zur Eröffnung der kriegerischen Operationen auf dem Balkan. Die Hauptstadt des ehrgeizigen, allen russischen Plänen mit lakaienhafter Eilfertigkeit dienenden Serbenvolkes, der Urquell des ganzen euro päischen Völkerringens, ist gefallen. Denn in Belgrad liefen die Fäden zusammen, die den Mord von Serajewo einleiteten, der wiederum seinerseits den Russen als Signal für den Aus bruch des Krieges diente. Schon einmal, vor .Jahresfrist etwa, war Belgrad in den Händen unserer Verbünoeten, die es am 1. Dezember 1914 genommen hatten. Die strategische Gesamtlage ließ es damals nicht ratsam er scheinen, ihren Erfolg weiter auszunutzen, viel mehr zogen sie 14 Tage später ihre Truppen wieder zurück. Wenn damals schon, mrter ganz anders ge lagerten Verhältnissen, die Eroberung der serbi schen Hauptstadt in der ganzen Welt ihres Ein drucks nicht verfehlte, so wird das diesmal ganz gewiß in doppeltem Maße der Fall sein: Was die deutsche Faust gepackt hat, das hält sie auch! Das ist nicht nur ein Erfahrungssatz, den unsere braven Truppen in 14 Kriegsmonaten den Feinden eingepaukt haben; dafür bürgen uns in diesem Falle insbesondere auch die Namen der auf den Balkan entsandten Heerführer, die uns die Oberste Heeresleitung heute bekannt gibt, des im Ringen gegen die Russen so er folgreichen Feldmarschalls Mackensen und seines erprobten österreichisch-ungarischen Mitstreiters, des Generals v. Koeveß; dafür bürgt uns nicht minder die gesamte Kriegslage in Ost und West. Die Serben haben natürlich Stadt und Feste Belgrad nicht ohne ernsten Widerstand auf gegeben. Hier tobten besonders schwere Kämpfe, nachdem es den Serben mißglückt war, den FlußüLergang über die 750 Meter breite Donau und die Save zu hindern. Trotz aller An strengungen der Serben, in deren Reihen eng lischen Angaben zufolge auch englische Artillerie am Kampfe teilnahm, ist der Flußübergang überall planmäßig vor sich gegangen. Der Feind versuchte mit allen Mitteln die natürliche Verteidigungslinie zu halten. Obwohl er unsere, den Fluß übersetzenden Truppen unter mörde risches Feuer nahm, gelang es diesen doch, den serbischen Boden zu erreichen. Die Überführung der angreifenden Truppen erfolgte in Schiffen, und als es ihrer Artillerie gelang, die serbischen Geschütze auf der Bracari-Höhe zum Schweigen zu bringen, wurde der Vormarsch nach Belgrad m raschem Tempo angetreten. Die am westlichen Ende Belgrads liegende Deneica-Wiese mit ihren spärlichen Häuserreihen wurde erst nach langem erbitterten Kampfe be setzt, weil die serbische Infanterie auf Barrikaden heftigen Widerstand entfaltete. Es folgte ein wütender Kampf in den Gassen. Im nördlichen Teste Belgrads tobte zwei Tage und zwei Nächte ein fürchterlicher Bajonettkampf. Die Serben wurden in diesem Kampfe Schritt für Schritt zurückgedrängt und mußten schließlich die ganze Stadt aufgeben. Die Verbündeten besetzten Belgrad sofort und pflanzten auf der Zitadelle die deutsche und die österreichisch-ungarische Fahne auf. Und ob auch mancher brave deutsche und österreichische Soldat Serbiens Boden mit seinem Blut gedünkt hat, wir wissen, daß diese Opfer nicht umsonst gebracht worden sind. Die Brücke von der Nordsee bis zum Bosporus wird durch sie geschlagen. Wie heißt es doch in Zuckmanns schönem Reiterliede: „Es ist um uns nicht schab', Wenn nur des Kaisers Fahnen wehen Auf Belgerad!" verschiedene Uriegrnachrichten. (Von der mil. Zensurbehörde zugelassene Nachrichten.) Die deutsche Linie ist lückenlos. Die deutsch Linie in der Champagne blieb, wie die Fachkritik nach einer Genfer Meldung zugesteht, auch nach den Kämpfen, namentlich im Tahuregelände, völlig lückenlos. Die letzte Note Joffres, läßt die Unsicherheit der franzö- bme ^erremiAtur. 20j Roman von Henriette v. Meerheimb. gZortsetzungv Sie zuckte zusammen. „Lieber nicht," sagte sie kurz. „Warum nicht? Mit Stechow fuhren Sie doch oft aus!" .Vielleicht wäre es bester gewesen, ich hätte es nicht getan," antwortete sie tonlos. „Doch ich will Sie nicht länger aufhalten." Er sah ihr eine Minute beunruhigt, kops- schüttelnd nach. Dann bog er hastig in die Seitenstraße ein, die zu dem nächsten Polizei amt führte. Vorher batte er sich noch überzeugt, daß Nadine wirklich den Weg zu ihrer Wohnung einschlug. Der Staub, der von dem Holz pflaster des Fahrdammes auistieg, lag wie eine feine Dunstwolke über den Straßen. Kein Lüftchen regte sich. Die wenigen Bäume ließen welk und schlaff ihre verstaubten Blätter hängen. Eine abgemagerte schwarze Katze mit triefenden Augen schlich scheu vor ihr her an den Häusern entlang. Nadine blieb stehen. Ein ihr selber unerklärliches Gefühl der Furcht packte sie bei dem Anblick des elenden, häß lichen Tieres. Sie wußte nicht, warum ihr das armselige, verhungerte Geschöpf solchen Abscheu erregte. Sie wollte, um nicht an der Katze dicht vorbeigehen zu wüsten, den Fahr damm überschreiten. Aber ein plötzlicher Auf lauf entstand. Die Wagenreihen, die sich durcheinander drängten, mußten eine Weile still halten. Etn Droschkenpferd war gefallen, uicht ausgeglitten, sondern vor Schwäche zu- fcheu VwlluiMN, befonders der nächst Lahure gelegenen, erkennen. Die bei den Kämpfen bei Loos, bei Souchez und im Argonnenwalde knapp berichtende amtliche Darstellung bekundet die gleiche Unsicherheit. * Die Hölle in der Champagne. In einem Bericht des ,B. Tck über die letzten Kampftage in der Champagne heißt es: „Wie im Mai und Juni auf der Lorettohöhe und bei Souchez wirft Joffre ohne jede Rücksicht auf Verluste Regimenter um Regimenter ins Feuer. Er hat seine gelichteten Brigaden aufgefüllt und durch neue ersetzt, so gar Regimenter aus dem Kampfgebiet von Arras hat er in die Champagne gezogen, wie Ge fangene aussagen. Am 6. und 7. begann eine neue Reihe von Angriffen. Sie wurden durch ein Trommelfeuer vorbereitet, das zeitweise die Heftigkeit des Feuerüberfalls der Septembertage übertraf. Man berechnet die Zahl der seit dem 20. September ge- schleudertenGranatenaufmehrere Millionen. Die Angriffe der letzten Tage waren indessen nicht von jener verzweifelten Wut der Septemberangriffe. Dis fran zösischen Truppen haben die ungeheure Schwierigkeit ihrer Aufgabe erkannt. Die Angriffsfront selbst war weniger breit, teil weise kam es nur zu heftigen Grabenkämpfen. Einige verlorengegangene Grabenstücke östlich der Navarin-Ferme haben wir wieder gestürmt. Die Verluste auf beiden Seiten sind bei der Heftig keit der Kämpfe schwer, indessen ist die Zuversicht unserer Truppe unerschüttert. Nach Aussage von Gefangenen will Joffre in acht Tagen bis Vouziers vorgedrungen sein. Don Tahure bis Douziers sind zwanzig Kilometer. Selbst wenn er die ganze Champagnearmee opfert, wird es ihm nicht gelingen. * England hofft nichts Unmögliches. In einem längeren Artikel, den er mit den Worten beginnt, England hofft nichts Unmög liches, führt der Pariser Unterleiter des Londoner ,Times' aus: „Es würde eine übermenschliche Kraft erfordern, die ganze deutsche Front durch allgemeines Vordringen zurückzu drängen; Joffre hat dies auch niemals beab sichtigt. Sein Offensivplan ist einfach der, an vielen ausersehenen Punkten Angriffe zu machen, welche die Aufmerksamkeit des Feindes dorthin richten, dadurch das System der feindlichen Ver- teioigungSlinien zu stören und so schließlich zu einer Durchbrechung und vielleicht für den Augenblick zu einer Unterbrechung des Stellungs krieges zu kommen." Der Korrespondent schließt: Die Franzosen unterschätzen ihren Feind nicht; niemand glaubt, daß die Aufgabe, die Deutschen aus Frankreich zu vertreiben, mit einem Schlage an einem einzigen Punkt der Front gelöst werden kann. * Einstellung der Operationen anfGallipoli! Wie der Mailänder ,Secolo' aus London meldet, haben die Heeresleitungen in Frankreich und England die Notwendigkeit in Erwägung gezogen, die Operationen auf Gallipoli einzu stellen, um sofort Truppen gegen Bul garien und die Deutschen auf dem Balkan zur Verfügung zu haben. Der Ent schluß sei allerdings schmerzlich und werde zweifel- losj e Hn st e Rückschläge in Ägypten und vielleicht bis nach Indien verursachen. Die Folgen werden aber nur vorübergehend und leicht behoben sein, wenn es gelingen sollte, auf diese Weste die Deutschen daran zu verhindern, Konstantinopel zu er reichen. Überdies seien alle Militärkritiker darin einig, daß es äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich sein werde, ernste Fortschritts auf Gallipoli zu machen, insbesondere west in zwei oder drei Wochen die Lage deS Expeditions korps auf Gallipoli wegen der dann beginnen den Stürme äußerst schwierig sich gestalten werde. * Befürchtungen der Montenegriner. ,Centtal News' erfahren aus Rom, daß die Montenegriner einen österreichisch- ungarischen Angriff auf den sammengebrochen. Unfähig, sich wieder zu erbeben, blieb das arme Tier trotz der klatschenden Peitschenhiebe auf dem Fahrdamm liegen. Die halbgebrochenen Augen starrten in die sengende Sonne. Trotz der glühenden Hitze fror Nadine. Sie drückte die Hand vor die Augen und lief vorwärts. O, nur nichts mehr sehen, nichts mehr hören von all dem Entsetzlichen um sie der! In ihrem Zimmer angelangt, warf sie sich aus ihr Bett und vergrub ihren Kopf in den Kissen. Ein unbezwingliches Schluchzen schüt telte ihren Körper wie im Fieber. Endlich richtete sie sich wieder auf. Die Arme um die Knie geschlungen, saß sie auf der Beitkante. Bei einer Bewegung, die sie machte, knisterte ein Papier in ihrer Tasche. Sie tastete mit der Hand danach. Es war Georgs Brief, den sie vor einiger Zeit er halten hatte, sein Abschiedsbrief. In diesen Tagen würde voraussichtlich seine Hochzeit sein! Sie las den Brief noch einmal langsam durch, Wort für Wort, obgleich sie ihn aus wendig konnte. Heute fühlte sie keinen stechenden Schmerz mehr im Herzen wie beim Empfang deZ Schreibens, nur eine lähmende, niederziehende Traurigkeit. Gedankenlos starrte sie zur weißgetünchten Decke hinauf, an der die Sonne zitternde Ringel malte. Die Hitze wurde nachmittags immer un erträglicher, der Straßenlärm ließ Nadine auch jetzt keine Sekunde Ruhe finden. Trotz ihrer Ermüdung beschloß sie, wieder auszugehen, sich hoch oben auf das Verdeck eines Omni busses zu setzen und ein Stück zu fahren. Lowcen befürchten, der dje Cattaro-Bucht be herrscht. Die Montenegriner hätten hier Zwölf zollkanonen eingebaut und sich auf eine ver zweifelte Verteidigung eingerichtet. 6m Sckiag ms Makler. Baumwolle als Bannware. Die Tatsache, daß trotz des scharfen Wider spruchs der in ihren Lebensinteressen so sehr geschädigten Baumwollpflanzer der amerikanischen Südstaaten die Baumwolle nunmehr doch von seiten Englands auf die Liste der Bannwaren gesetzt werden soll, legt die Frage nahe, ob wir in Deutschland denn überhaupt Baumwolle brauchen. Unter „brauchen" ist aber nicht ein Brauchen im Sinne des Baumwollhandels zu verstehen, der ja während der Zeit, wo die Baumwolle beschlagnahmt worden ist und keine neue Zufuhren stattfinden können, selbstverständ lich mehr oder minder aussetzen muß. Unter „brauchen" soll hier vielmehr die unabweisbare Notwendigkeit verstanden sein, d. h. es soll die Frage erörtert werden, ob unsere Technik und Industrie, ob einzelne Zweige des Gewerbes und ob schließlich die Kriegsführung selbst ohne Baumwolle auskommen können. Will man diese Frage richtig beantworten, so muß man sich stets erinnern, daß es zunächst einmal eine Zeit gab — und sie liegt noch gar nicht so ferne —, wo man in Deutschland über haupt keine oder nur sehr wenig Baumwolle verwendete. Des weiteren aber muß man sich daran erinnern, daß immer nur von der ameri kanischen Baumwolle die Rede ist, während es noch eine levantinische gibt, die in türkischen Gebietsteilen gezüchtet wird. Was den ersten Punkt, die Zeit ohne Baumwolle, anbetrifft, so dauerte sie bis vor etwa hundert Jahren. Damals kamen die ersten aus Baumwolle hergestellten Kattune aus England nach dem Festlande. Erst gegen die Mitte des 19. Jahrhunders zu entstanden dann in Deutschland die ersten Baum wollspinnereien. Man kann also wohl sagen, daß man in Deutschland bis vor ungefähr siebzig Jahren ohne Baumwolle ausgekommen ist, wie ja nicht zu leugnen ist, wir uns sehr an sie und ihren Gebrauch gewöhnt haben. Aber noch ein weiterer Umstand zeigt uns, daß eine Not wendigkeit des Besitzes von Baumwolle für uns nicht vorliegt. Ihre hauptsächlichste Ver wendung findet die Baumwolle in der Beklei- dungsindufttie, sowie in der Wäschefabrikatton usw. Gerade hier hat nun die Technik Ersatz stoffe in Hülle und Fülle geschaffen, als deren hauptsächlichster das — Papier zu nennen ist. Schon im Frieden, als man lange nicht an einen Mangel an Baumwolle dachte, hat "man die verschiedenartigsten Gegenstände aus Papier hergestellt, die sonst ganz oder teilweise aus Baumwolle gewonnen werden. Die Hygieniker waren es, die auf den gesundheitlichen Wert papierener Taschentücher hinwiesen, und gleich zu Beginn des jetzigen Krieges, als von einer Bannerklärung der Baumwolle noch keine Rede war, stellten viele Fabriken Taschentücher für das Feld aus Papier her, die als Liebesgaben in das Feld gern versandt wurden. Ebenso hat man auch Verbandmaterial, also Watten, Binden usw-, aus Papier gewonnen, mit dem man im Nussich-Japanifchen Kriege ganz vorzügliche Er fahrungen machte. Auch Anzüge hat man aus Papier hergestellt. Im äußeren Ansehen unter scheiden sie sich nicht von anderen Anzügen. Sie vertragen Regen sehr gut und sind sehr haltbar und warm, überhaupt läßt sich der aus Papier hergestellte Faden vorzüglich verspinnen und färben. In der Maschinenindusttie ist der papierne Putzlappen anstatt der zum Reinigen der Maschinen verwendeten „Putzwolle" vielfach in Gebrauch. Das Material zur Herstellung von Papier ist aber unerschöpflich, braucht man dazu doch nicht durchaus Lumpen zu nehmen, sondern man hat in der aus unseren Nadelhölzern her gestellten Zellulose ein sehr brauchbares Material zur Papierdarstellung gefunden. Auch andere Faserstoffe stehen uns dazu, falls es notwendig sein sollte, in Hülle und Fülle zur Verfügung. Somit sind wir gegen die frühere Zeit, in der es gleichfalls keine Baumwolle gab, entschieden Auf dem hohen Verdeck kam durch die Be wegung des Fahrens ein wenig Luftzug in die erstickend schwüle Atmosphäre. Der heiße Wind trocknete zwar alles noch mehr aus, aber im Augenblick war es doch eine wahre Erlösung. Der Wagen schwankte oft. Immerzu gings durch das Gewirr der engen Straßen rück sichtslos vorwärts. Aber wenigstens die Pferde waren große, stämmige Tiere, und der Kutscher saß so hoch, daß er sie nicht beständig antreiben konnte. „Welche Qual öas ist, daß immer jemand leiden muß, während wir genießen!" dachte Nadine. Selbst wenn sie es hätte erschwingen können, sie würde sich an diesem Tage in keine Droschke gesetzt haben. Das Bild des elend zusammengebrochenen Pferdes verleidete ihr schon den Gedanken an solche Farten. Endlich hielt der Wagen an seinem Halte ziel. Nadins kletterte von ihrem hohen Sitz die schmale gewundene Eisenireppe hinab, und langsam, mit müden, schleppenden Füßen ging sie weiter. Die schöne Aussicht flußaufwärts mit der althistorischen Brücke beachtete sie kaum. Die Luft flimmerte vor Hitze. ,Das Wasser der Isar sah graugclb, trübe <ms. Endlich gelangte sie in den Schatten der Michaeliskirche. Durch das nördliche, Ler heiligen Jungfrau geweihte Portal trat sie ein. Ihr Wunsch war erfüllt. Kühle, wenigstens im Vergleich zu der erstickenden Hitze draußen, wehte ihr entgegen. Durch die schöne bunte Glasmalerei der Fensterrosen über dem Lauvtvortal fiel das Sonnenlicht breit in besser daran. EnüttH tomuu noa; r-.Nza, oag es, falls es notwendig werden sollte, sehr wohl möglich ist, aus alten Textilstoffen (abgelegten Kleidern, Wäsche usw.), die Baumwolle ent halten, diese mehr oder minder vollständig wiederzugewinnen. Auch als Kriegsmaterial können wir die Baum wolle entbehren. Zur Herstellung von Schieß baumwolle, aus der die rauchlosen Pulver ge wonnen werden, braucht man sie nur im Aus lands. Die deutschen Chemiker haben es schon längst verstanden, auch andere Materialen in rauchlose Pulver umzuwandeln, und den deutschen Pulverfabriken ist es daher ganz gleichgültig, ob es Baumwolle gibt oder nicht. Wir kommen also zu dem Schluß, daß die Baumwolle zwar eine sehr angenehme Beigabe für unser tech nisches und industrielles Leben ist, daß wir ihr Vorhandensein aber durchaus nicht als Not wendigkeit empfinden: wir können recht gut ohne sie leben. Möge sie England daher ruhig auf die Liste der Bannware setzen. Es schädigt damit in erster Linie die südamerikanischen Pflanzer! Diese werden dann nicht verfehlen, einen entsprechenden Druck auf die amerikanische Regierung auszuüben, was uns auch nur recht sein kann. Politische Kunälckau. Deutschland. *Die Stadt Remscheid hatte sich mit einer Eingabe an den Bundesrat gewandt gegen die drückende Preis st eigerung der wichtigsten Lebens mittel. Darauf ist folgende Antwort des Reichsamts des Innern eingegangen: „Die Frage der Lebensmittel teuerung bildet den Gegenstand meiner be sonderen Aufmerksamkeit. Bei der Absperrung der Einfuhr und der beträchtlichen Erhöhung der Erzeugungs- und sonstigen Gestehungs kosten sind höhere Lebensmittelpreise als zu Friedenszeiten ein au sich sehr bedauer licher, indes durch den Krieg unvermeidlicher Übelstand. Soweit darüber hinaus durch ge winnsüchtige Zurückhaltung der Vorräte oder andere unlautere Machenschaften eine unberech tigte Preissteigerung herbeigeführt ist, ist die Herabminderung der Preise eine mit größerem Nachdruck vorzunehmende Aufgabe aller zur Mitwirkung bei der Preisregulierung be rufenen Stellen. Ob ihnen behufs wirk samerer Handhabung dieser Obliegenheiten noch weitere gesetzliche Befugnisse zur direkten Ein wirkung auf die Lebensmittel in die Hand zu geben sein werden, unterliegt zurzeit der Prü fung, deren Abschluß unmittelbar bevorsteht. Im Auftrage gez. Kautz." * Infolge überhandnehmens der beim Kriegs- Ministerium eingehenden Gesuche um Über sendung von Gedenkbl Litern an die Angehörigen gefallener preußischer Krieger muß darauf hmgewiesen werden, daß sämtliche Ge suche und Auflagen in Angelegenheit der Ge denkblätter nicht an das Kriegsministerium, sondern an die mit der Ausfüllung und Ver sendung beauftragten Ersatztruppenteile und Be zirkskommandos zu richten find. Frankreich. * Die Einnahme Belgrads ist dem Minister des Auswärtigen Deleass 6 so in die Glieder gefahren, daß er sich krank melden mußte und Viviani vorläufig seine Vertretung übernahm. Delcasss hatte gerade, als er die böse Nachricht empfing, einen beschwichtigenden Vortrag über die Lage für den Ministerrat aus gearbeitet, in dem er sehr zuversichtlich lautende Nachrichten aus Nisch zu einer Beruhigungs suppe verarbeitet hatte. Ob Herr Delcassö, oer Freund Eduards VII. und einer der Haupt schürer des Weltkrieges, überhaupt noch auf der politischen Bühne bleiben wird, ist fraglich. England. *Die öffentliche Meinung wird von einer immer stärker werdenden Partei heftig geschürt, um den Rücktritt Greys zu fordern. Man macht den Minister des Auswärtigen für sämtliche Rückschläge, die die englische Politik in der letzten Zeit erfahren hat, verantwortlich, be sonders für den schweren Mißerfolg auf dem Balkan. blauen und roten Reflexen über den grauen Stelnfußboden. Nadine setzte sich in eine Ecke des Quer« schiffes, in einen der reich geschnitzten S'ühle. Sie bog den Kopf gegen die Hobe, steile Leime zurück. Ohne zu denken, dämmerte sie vor sich bin. Mit mattem Wohlgefallen sah sie. wie die weiter vorrückende Sonne jetzt die Grab denkmäler in den Seitenkapellen mit rosigem Licht übergoß. Die wurdervoll modellierte Gestalt, die aus einem Grabmal aussteigt, war von grünlichem und rosa Schein über zittert. Eine magische Lichtwirkung, die ihrem Künstlerauge Wohltat. , „Darum ist uns die Kunst unentbehrlich." dachte Nadine bei diesem Anblick, „weil sie uns die Häßlichkeit der Wahrheit verschleierst Wie schön und erhaben wird in der Kunst das Leiden, der Tod dargestellt, und in Wirk lichkeit ist das alles so häßlich, niederziehend, traurig, ekelhaft!" Sprunghafte Gedanken, rasch wechselnde Entschlüsse fuhren ihr durch den Sinn, wie sie ibr Leden zurechtrücken» erträglicher gestalten könne. Aber die lähmende Unlust, die durch ihr körperliches Elendsein auch ihren Geist völlig niederdrückte, ließ sie keinen Ausweg finden. Sie mußte eben weiter vegetieren wie bisher, ein Lasttier der Arbeit, das nicht ein mal mehr Schmerz und Verzweiflung empfindest nur noch Überdruß, Sehnsucht nach Ruhe. Sie zürnte Georg nicht. Nadines kurzes Alleinsein wmde unter brochen. Von allen Seiten strömten Menschen durch die verschobenen Portale zu der Kirche hinein. Die Orgel fing an zu spi-len. Aus einem Seitenschiff klangen di« Laute einer
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