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Bezugspreis: vterieljihrüch vro Mark frei n» ^ssr. Zu der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer 40 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «d Sonnabend Nachmittag, Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel and Wandel* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Diack »- Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß Dkrilla. verantwortlich ftir di« Redaktion H. Rühle in Oroß-GßMa. Nummer s23 Freitag, den s5. Oktober W5. Jahrgang -rcueftes vom Tage. — Obwohl verschiedene Anzeichen darauf schließen lassen, daß die Franzosen sich irotz übelster Erfahrungen immer noch mit Offensiv-, abfichten tragen, so scheinen sie sich mit deren Ausnihrung doch Zeit zu uehmen. So haben sw sich auch am Dienstag wieder mit be-^ scheidenen Unternehmungen begnügt. In der Champagne gingen sie bei Tahure mehrere Male zum Angriff vor, wnrden indes in allen Fällen zurückgeschlagen. Bei Souchez verloren sie obendrein noch etliche Graben- stücke, und auch in den Vogesen büßten sie am Schratzmännle einen Teil ihrer Stellungen ein. Der neue Balkankrieg wird ihrer Offen frve überdies auch nicht sonderlich zu statten kommen. Um wenigstens mit einiger Aussicht aus Erfolg von Saloniki aus den Feldzug gegen Bulgarien und die Mittelmächte be- grnnen zu können, werden sie nicht umhin können, Kräfte aus Frankreich selbst dorthin abzugebcn. Es erscheint daher durchaus glaublich, was die „Basler Nachrichten" melden, daß die kürzlich formierte Ost- oder Beffortmmce aufgelöst und zum größeren Teil nach Sulvniü abgegangen sei. Aber selbst wenn das auch nicht der Fall sein sollte, so wird unsere Westfront, wie in allen Fällen bisher, imstande fein, auch der neuen Offen sive zu begegnen. — Die arge Mißstimmung, die auch in Frankreich um sich greift angesichts des Fiaskos der Balkanpolitik des Vierverbandes mit den sich daraus ergebenden ungünstigen Perspeküven wird auch durch Joffre nicht meh< de'chworen werden, so sehr er sich auch Muhe geben mag, durch verschiedene Teil- opensiven hier und da noch einen Erfolg zu erzielen. So versuchte er es am Montag mit slälkeren Angriffen bei Souchez und Neuville sowohl wie in der Champagne bei Tahure, aber wiederum erfolglos, die Angriffe buchen unter sehr erheblichen Verlusten für den Feind zusammen Herr Joffre weiß es zweifellos selbst am besten, daß der Durch bruch, der ihm in der großen September offensive, für die er alle verfügbaren frischen Truppen ins Feld führte, nicht gelungen ist, ihm mit zum größten Teil erschütterten und demoralisierten Kräften noch weniger gelingen wird, zumal rür seinen Gegner nun auch noch der Moment der Ueberraschung wegfällt. Wenn er es trotzdem unternimmt, weiter gegen unsere Mauer anzustürmen, so leiten i n dabei wohl Rücksichten auf die Stimmung des Volkes, dem man die gänzliche Aussichts- longkeii des Kampfes nnr noch nicht ein- gestehrn will. Man muß sich allerdings darüber wundern, daß sich die französische Regierung, die doch über die wahre Lage der Dinge nicht im unklaren fern kann, es vor Ihrem Gewissen verantworten kann, immer neue T »sende von Menschenleben in völlig zw.ctwi > Weite zu opfern. Aber das sind uch uanzöstfche Sorge», die die Frau zofen mit nch selbst abmachen mögen. — Nach den Basler Nachrichten wird aus Lyon gemeldet, daß die kürzlich formierte 'nmzösische Ostannee oder Belfortarmee aus- eU» »Md zum gröfjten Teile nach Saloniki, zum kleineren Teile nach dem nördlichen Kr egsfchauplatze «bgegangen sei. — In den gewaltigen Kämpfen, die seit M^ua e.^ aut dem östlichen Kriegsschauplätze ausgewchlln wurden, ist mit dem Beginn des Angriffs gegen Serbien eiue Pause ein getreten. Die Schlacht zwischen der Düna und dem Pripjet ist unentschieden geblieben. Jeder der Gegner hat seine Stellring be hauptet und aus dem Bewegungskrieg ist jetzt »ieder ein Stellungskrieg geworden. Die Operationen größeren Stils haben aufgehört, und nur an einzelnen Punkten der Front finden noch Kämpfe statt, die aber durchweg einen örtlichen Charakter tragen. Am leb haftesten geht es noch vor Dünaburg zu, an dessen Westfront die deutschen Angriffe in den letzten Tagen sehr beachtenswerte Fortschritte gemacht haben. Russische Gegenangriffe, die diese Vorteile wieder ausgleichen sollten blieben erfolglos, schon unser Artilleriefeuer genügte, sie im Entstehen zusammenbrechen zu lassen Von deutscher Seite ist jetzt auch hier die Luftflotte in Tätigkeit getreten. Ob jetzt die Russen mit ihren Angriffen, mit denen sie in der letzten Zeit an den ver schiedensten Teilen der Front einsetzten, auf- bören werden, bleibt dahingestellt. Nisch. Die Agence Havas meldet: Die! Bulgaren haben uns auf der Front von Knjazewac angegriffen. Damit sind nun die Vürfel gefallen. Bulgarien hat den Feldzug gegen Serbien eröffnet. Und zwar an einer Stelle, die strategisch zunächst in Frage kommt wenn das eine Ziel dieses Krieges, die Er- ffnung einer Landverbindnng mit Kon- lopcl zuerst erreicht werden soll. Im der Morawa führt auch die sogenannte Orientbahn — eine Zweiglinie verbindet Semendria mit ihr — über Krujevatsch, wo die serbische Morawa von Westen her ein mündet, und Nisch im Tale der bulgarischen Morawa, und Pirot und dann über die bul garische Grenze nach Sofia weiter. Die Zahn hat natürlich den bequemsten Weg durch das serbische Bergland gewählt und auf eben diesem Wege wird voraussichtlich die Armee Gallwitz vorrücken. Durch unser Vordringen beiderseits des Toptschiderska-Baches sind mir nun im Besitz aller wichtigen Höhenstellungen üblich von Belgrad. Die Hauptstadt selber wird voraussichtlich die Operationsbasis der Armee Köveß werden. An der unteren Drina also an der Westgrenze des Landes, meldet der österreichische Heeresbericht erfolgreiche Jnsanteriekämpfe gegen die Serben, die aus unseren Gräben vertrieben worden sind. — „Az Est" meldet aus Bukarest: Die bulgarischeRegierung verständigte dierumänische dahin, daß ihre Häsen im Schwarzen Meere durch Minen geschlossen sind. Nach einer authentischen Meldung haben die Serben Prahova, die Donaustation der serbischen Bahnen, geräumt. — Aus Bukarest wird gemeldet: Die hiesigen Blätter berichten über riesige Verluste die die Serben in den letzten Kämpfen er litten haben. Fast sämtliche Batterien seien von den Angreifern zerschossen worden. Die Verluste der serbischen Infanterie seien gerade zu unglaublich. Auf der Zigeunerinsel haben deutsche Soldaten nicht weniger als 600 Serben begraben. In den Straßen von Belgrad liegen Haufen von Leichen der ge fallenen Serben, die nur langsam fortgeschafft werden können. Die Lazarette sind überfüllt mit serbischen Verwundeten aus dem drei tägigen Straßenkampf. Die Leitung des Lazarettwesens ist vom österreichisch-ungarischen Sanitätsdienst übernommen. — „Daily Telegraph" meldet aus Rom: Die Unruhen in Albanien werden fortgesetzt stärker. Albanische Banden griffen in Nord albanien an verschiedenen Stellen die Serben und Montenegriner an. Man macht sich in Rom wegen der albanischen Vorgänge ernst liche Sorgen. Drei italienische Kriegsschiffe kreuzen an der albanischen Küste. - Ans Galatz wird berichtet: Der russische Dampfer „Belgrad", der fünf Munitions schlepper nach Serbien führte, wurde im Donau-Hasen Lom-Polanka von Bulgare, gekapert, nachdem der ganze Schiffszug durc die armierten bulgarischen Schiffe „Boris" und „Zora" angehalten worden war. Drei andere russische Schiffe „Sant Georgi", „Romania" und „Nikolas", die 8 Munitions schlepper führten, flüchteten in den Hasen Corabia. Auch den beiden russischen Schiffen „Tergenjew" und „Serbia" gelang es, zu entkommen. — Der Kapitän des griechischen Amerika- Dampfers Patris berichtet, er habe in der Nacht zum Donnerstag den drahtlosen Hilfe- ruf des französischen Truppentransportdampsers Samblin Haver erhalten, welcher von einem deutschen Unterseeboot torpediert worden war und sich etwa hundert Seemeilen östlich von Malta mit über 2000 algerischen Schützen an Bord in sinkendem Zustande befand. Als die Patris die Unfallstelle erreichte, war der Dampfer Samblin Haver mit allen an Bord efindlichen Truppen gesunken. Englischen Transportbooten gelang es, nur 90 Mann, zum größten Teil Verwundete, zu retten. Samblin Haver war vor der Katastrohe auf der Fahrt nach Mudros. — Rußkoje Slowo meldet: Aus Düna- llüchten jetzt so große Scharen, daß sie aus an Wagen auf den Dächern und fahren. Die Stadt ist wie aus- estorben. Alle Läden sind geschlossen. Die Urchenglocken und das sonstige Kircheneigentum ind fortgeschafft. Vom Kanonendonner fallen die Schornsteine der Häuser und die Stukka turen der Wände zusammen. In Witebsk erließ der Stadthauptmann den Befehl, daß alle Bürger sich zu melden hätten bei Strafe von 3000 Rubeln. — Aus dem Haag wird gemeldet: „Vader- and" nennt das Einrücken der deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen in Belgrad, nachdem die Feindseligkeiten gegen Serbien kaum erst drei Tage dauerten, die Aussehen erregendste Reklame, die in diesem Kriege sür den preußischen Militarismus gemacht worden ei. Es sei zweifellos ein militärischer, poli ischer und moralischer Erfolg, der beweise, daß Deutschland keineswegs an der eigenen Kast zweifelt und daß es nicht zögert, den rüheren Fronten neue hinzuzufügen. Man müsse anerkennen, daß die Haltung der vor trefflich geschulten deutschen Heere Ehrerbietung abzwinge. Deutschland, das seit 14 Monaten an zwei Fronten in Kämpfe verwickelt ist, erscheine jetzt auch noch an einer dritten und zwar mit einem sofortigen Erfolge. Die Nachricht von dem deutschen und österreichisch ungarischen Aufmarsch in Serbien werde nicht verfehlen, auf die Mächte des Vierverbandes Eindruck zu machen, deren Heere offenbar noch immer nicht ganz ausgeschifft seien. Neben dem Auftreten der deutschen Diplomaten und der Armeen während der letzten Tage erscheine das Auftreten der Alliierten nur schwächlich. — Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Bekanntmachung betreffend Vorschriften über die Anmeldung des im Jnlande befindlichen Vermögens von Angehörigen der feindlichen Staaten. Lertliches und Sächfisches. «vttendorftMrilla, Dktober MS. — Eine Gasexplosion ereignete sich ver- gangene Nacht gegen 3 Uhr in dem leer stehenden Laden der frühren N öbelhandlung von F. Kunath in Großokrilla. Die zu diesem gehörige Wohnung war jetzt wieder bezogen und die Gasanlage derselben von einem Schlosserlehrling geöffnet worden, wobei dieser aber übersehen hatte, daß die Leitung des LadeuS nicht geschlossen war. Als in der Nacht, durch den Gasgeruch aufmerksam gemacht, der Mieter nachsehen wollte, woher der Geruch komme, erfolgte enster und den Eingangsladen hi naus drückte und bis über die Straße hinweg schleuderte, auch noch sonstigen Schaden am Gebäude anrichtete und vor allem in der Wohnung des dort wohnenden Aushilfs« Brieiträgers Großmann sehr beträchtlicher Schaden entstand. Dem Besitzer des Grund stückes Herrn Vetter ist durch die Explosion ein sehr beträchtlicher Schaden entstanden, zumal das Gebäude durch die Erschütterung im Ganzen sehr gelitten hat. — Unsere Milch Versorgung ist sicher gestellt. Ueber vermeintliche Mängel in der Milchversorgung finden sich in einzelnen Blättern Behauptungen, die zu grundloser Beunruhigung Anlaß geben könnten. Es wird gesagt, daß bei der Verteilung von Futterschrotdie städtischen Abmelkwirtschaften hinter den landwirtschaftlichen Betrieben zurückgesetzt werden, so daß die Säuglings pflege gefährdet erscheine und dergleichen mehr. Das Direktorium der Reichs. Ge treidestelle hat auf Grund der Bekannt machung des Bundesrats über das Schroten von. Brotgetreide zu Futterzwccken aus seinen Getreidebestönden zunächst 200000 Tonn-n zur Verfürterung freigegeben. Hiervon sind je 100 000 Tonnen zu der Mästung von Schweinen und zur Ver- fütterung an das Milchvieh bestimmt. Vor allem soll die Erzeugung von Frischmilch zur Versorgung der großen Städte gefördert werden. Bei der Verteilung des Schrotes werden dementsprechend besonders auch die Milchwirtschaften berücksichtigt, die in die Großstädte liefern, wobei zwischen städtischen und ländlichen Wirtschaften kein Unterschied gemacht werden soll. Die Beschaffung von Futtermitteln für städtische Melkbetriebe, die sür die Versorgung mit Säuglingsmilch eingerichtet stnd, ist dabei Gegenstand be sonderer Fürsorge. Für Fälle dringender Bedürfnisse steht für die Fütterung des Milchviehs eine weitere Futtermittelreserve zur Verfügung. Dresden. Ein aufregender Vorgang spielte sich am Dienstag vormittag auf der Weißeritzbrücke am Schuslerhaus an der Hamburgerstraße ab. Dort wollte sich eine 26 Jahre alte Schmiedsehefrau W. über das Geländer in die hochangeschwollene Weißeritz Hinabstürzen, wurde aber von einem hinzukommenden Pionier an ihrem Vorhaben gehindert. Da die unglückliche Frau durchaus ihren Plan zur Ausführung bringen wollte und sich daher fest an der Brüstung anhielt, bedurfte es großer An strengung, sie zurückzuhallen und nach der Heil- und Pflegeanstalt zu bringen. — Vor der vierten Strafkammer hatte sich der Fleischermeister und Viehhändler Oswald Walther Hugo Kühn aus Bunzlau wegen Vergehens gegen die Bundesrals- verordnung vom 23 Juli 1915 zu ver antworten. Am 23. August d. I. kaufte Kühn hier während des Marktes eine Kuh und zwei Bullen für zusummen 3502 Mk. und verkaufte diese Viehstücke sofort weiter sür 3661 Mark. Kühn soll hierdurch in mehreren Fällen gegen die Vorschriften verstoßen haben, indem er Zwischenhandel getrieben, sowie übermäßig hohe Preise ge< »ordert und sich hat gewähren lasten. Ein derartiges Treiben soll auf Grund der an- gezogenen Bundesratsverordnung vermieden und der übermäßigen Preissteigerung ent gegengetreten werden. Kühn erhielt wegen des Vergehens 1000 Mark Geldstrafe. Mrchennachrichte». Donnerstag, den 14. Oktober 1915. Oltendorf-Okrilla. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde,