Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 14.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191511145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19151114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19151114
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-11
- Tag 1915-11-14
-
Monat
1915-11
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 14.11.1915
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
bme neue Offensive? Wie über Kopenhagen berichtet wird, kün digen englische Blätter eine neue Offensive der englisch-französischen Kräfte an der deutschen Westfront an. Im Artois werden bereits alle Vorbereitungen für einen umfassenden französi schen Angriff getroffen. Es ist bezeichnend, daß Englands Zeitungen zuerst die Nachricht von dieser neuen Offensive verbreiten, deren Last, wenn sie Tatsache wird, doch wieder auf den Schultern Frankreichs ruht, deren Blutopfer im wesentlichen doch wieder das französische Volk tragen muß. Man kann es kaum fasscki, daß ein ganzes Volk in seiner Verblendung und Rachsucht, in seinem Dünkel und seiner Eitelkeit sich von einem andern kühl berechnenden hin opfern läßt, nur, damit Englands Tyrannei ans dem Weltall lasten bleibe. Und auf was wartet Frankreich, auf was hofft es noch immer? Wer. von all den Tapferen in den fran zösischen Schützengräben kann heute noch glauben und hoffen, daß England Frankreich helfen könnte und wollte zum endlichen Siege? So sagt die ^Köln. Ztg.' mit Recht. Wenn Eng land helfen könnte, dann Hütte es zur letzten großen Offensive wenigstens eine Million Sol daten nach Flandern geschickt, Hütte seine Flotte vor die deutschen Häfen geworfen, hätte die Landung von Armeen an Belgiens Küste nnd an den deutschen Küsten mit Einsatz der ganzen Flotte erzwungen. Wenn England Helsen könnte, dann hätte es längst wenigstens Ruß land in der Ostsee geholfen und ftir Rußland den Weg zum Weltmeer freigemacht. Wenn England helfen könnte, dann würde es nicht wie ein Bettler und Apresser vor den Türen der kleinen neutralen Staaten betteln und drohen und würde nicht Cypern, den eigenen Besitz, Griechenland für seine Hilfe anbieten. Bis jetzt hat England nur fremdes Gebiet denen angeboten, die ihm helfen sollten. Daß England jetzt eigenen Besitz, wertvollen Besitz, (die Insel Cypern) Griechenland ftir den Fall, daß es England Helsen wollte, als Entgelt an geboten hat, das ist der stärkste Beweis für die Schwäche Englands, für die Unmöglichkeit, daß Englang selber seinen Verbündeten entscheidende Hilfe bringen kann. England hat die eigene Sorge um Ägypten, um Indien am Halse sitzen. Englands Außenminister Grey hat vor wenigen Tagen mit empörender Ruhe im Parlament Serbien aufgegeben. Dieses gleiche England hat schon vor mehr als einem Jahr, als Antwerpen vor dem Fall stand, und die belgischen Hilferufe verzweifelt klangen, nur seinen Churchill nach Antwerpen, aber keine Armee gesandt, die hätte Hilfe bringen können. England hat mit der gleichen Ruhe, wie es jetzt Serbien preisgibt und wie es im letzten Balkankrieg Bulgarien preisgegeben hat, Belgien längst aufgegeben und es wird auch Frank reich aufgeben, wenn der Zeitpunkt dafür ge kommen ist. Wenn Frankreich verblutet am Boden liegt, wenn die deutschen Truppen siegreich weiter Vordringen, wenn Frankreich erschöpft an Gut und Blut um Frieden bitten würde, England würde auch dann Frankreich nicht helfen, aber England würde auch Frankreich nicht den Frieden schließen lassen. Es würde verlangen, daß Frankreich weiterblutet und opfert, solange bis England den ihm günstigen Frieden er halten kann. Dann wird der Briand von morgen auf der Tribüne des Parlaments die jenigen, denen er jetzt unmögliche Bedingungen diktieren will, vielleicht bitten müssen, daß sie ihm helfen, gegen Englands Willen und Gewalt für Frankreich den Frieden zu schließen. Glaubt irgend ein Kenner Englands und seiner Politik in Frankreich, daß England frei willig wieder Calais und Boulogne an das besiegte Frankreich herausgeben würde? Kein Mensch. Dann wird vielleicht der Briand von morgen auf der Tribüne des französischen Par laments die deutschen Sieger anflehen müssen, daß sie ihm helfen, Frankreichs Boden von den Engländern in Calais und Boulogne und Mar seille zu säubern, und Griechenland wird viel leicht kommen müssen und Bulgarien, die Türkei und uns auffordern, daß wir Saloniki und Eine ^errennatur. L3j Roman von Henriette v. Meerheimb lgorNetzuna.) »Deine Münchner Erfahrungen, dächte ich, hätten dich von solchen Ideen gekeilt." »Was weißt du davon? Du liehst in deinem abgesperrten Hochmut ja nichts von der Welt. Was ahnst du von der Größe solch eine« dir armselig erscheinenden Lebens eines Künst ers? In dem Entbehren und Ringen e ner Nadln? Hol-ing-r steckt mehr Größe und wahrer Erfolg, als in allen deinen wirtichast- llchen Resultaten, wenn du und deine Schmeichler sie noch so sehr aufbauichen. Schließlich verdankst du doch alles der Größe deines Geldbeutels."' »Arn die e Beleidigungen weiß ich im Augenblick nichts zu sagen." »Das ist auch überflüssig. Unser Denken ist so grundverschieden. daß ich weder dich ver stehen noch du mich je begreifen wirst. Um meiner Mutter und unseres Kindes willen bitte ich dich, erschwere mir mein Fortgehen nicht." Sie tab ihm fest ins Auge. »Nie — höist du — nie lasse ich dich fort, nie gebe ich meine Anrechte auft Dieter Wahn inn wird vorüber gehen. wenn die Perlon dir entrückt ist." »Und wenn ich Nadine nie wiedergesehen Kälte, ick würde doch aui die Dauer unsere Ehe nicht ertragen haben. Gtb's gutwillig auf, was du nicht halten kannst. Ich zahle ein hohes Reugelo. indem ich mich aller Rechte auf meinen Sohn begebe." Anne-Marie antwortete nicht. Sie trat in den Erker, riß das Fenster aui und lehnte sich Kawalla nnd die griechischen Inseln von der englischen Besetzung frcimachen helfen. Verschiedene UriegsnachrichLen. (Von der mit. Zcnsurbchörde zugclassene Nachrichten.) Der erste Zeppelin in Bulgarien. Von unbeschreiblichem Jubel begrüßt, erschien bei herrlichem Herbstwelter der erste.deutsche Zeppelin über der Haupt st adt Bulgariens. Das deutsche Luftschiff war von Temesvar aufgestiegen und hatte die 300 Kilometer lange Strecke, die Temesvar von Sofia trenut, in unglaublich schneller Fahrt zu rückgelegt. An Bord des Luftschiffes befand sich Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der Zar von Bulgarien war mit seinem gesamten Gefolge und vielen Offizieren persönlich an der Landungsstelle erschienen, um den deutschenHerzog feierlich zu begrüßen. Deutsche Beute in Kragujevac. Aus Kragujevac wird der ,Deutsch. Tagesztg.' gemeldet, daß die dortigen Arsenale und die pyrotechnische Anstalt der Waffenfabrik noch mit wertvollem Material angefüllt sind. Die ersten Schätzungen, die natürlich nur ungenau sein können, lassen vermuten, daß wir allein an Metall, Öl, Gummi zusammen einen Wert von Millionen erbeuteten. Vor der Stadt befinden sich in der Umgebung der pyrotechnischen Anstalt 14 Gebäude, die bis unter die Decke mit fertiger Munition an gefüllt sind. Die Befreier von Nisch. Die bulgarischen Truppen wurden in Nisch von der Bevölkerung mit Blumen, Freuden rufen, Hurra und „Willkommen, Befreier!" enipfangen. Die Stadt war von den abziehenden serbischen Soldaten geplündert worden. Als Kriegsbeute wurden in Nisch und Umgebung gezählt: 42 Festungs geschütze, Tausende von Gewehren und Kisten mit Munition, 700 Eisenbahnwaggons, die Mehrzahl beladen mit Lehensmilteln, viele Automobile, viel Sanitätsmaterial, u. a. 12 Desinfektionsmaschinen, 500 Wasserpumpen, 500 neue Fahnen, Hunderttausende von Soldalen wäschestücken und Uniformen. Weiter ließen die Serben bei ihrem Rückzug noch zahlreiche Geschütze, Maschinengewehre und Gewehre zurück. * Italien und Albanien. Manien — so schreibt der,Popolo d'Jtalia' — ist von drei Gefahren bedroht, von der öster reichischen, der bulgarischen und der griechischen, da griechische Banden wieder in Süd albanien eingefallen sind. Italien, dem an sich der Besitz Valonas genügt, kann nicht zulassen, daß eine andere Macht sich in Albanien festsetzt. Die Handelsinteressen unserer Adriastädte ver langen Handelsfreiheit am anderen Ufer. Eine fremde Macht könnte dort durch Errichtung von Zollschranken uns wirtschaftlich schädigen. Auch militärisch wäre der Besitz al banischer Häfen in fremder Hand für die italie nische Küste gefährlich: Man spricht in ganz Italien von einer italienischen Expe dition quer durch Albanien, um die Serben wenigstens vor den Albanerbanden im Rücken zu schützen. Indessen erfährt ,Secolo' aus unterrichteten Kreisen Roms, daß die Regierung darüber keine Entscheidung vor Beendigung der Parlamentsarbeiten treffen werde. * Ein japanischer Dampfer torpediert. Die ,Köln. Ztg.' meldet aus Athen, daß bei der dortigen Funkenstation ein dringender Funk spruch einlief, daß ein jap an i s ch er Han de l s d a m p f e r in der Nähe von Kreta in Gefahr sei, durch den Torpedoschuß eines deut schen Unterseebootes versenkt zu werden. Er ersuchte um Hilfe. Da aber die genaue Stelle nicht angegeben war, war es unmöglich, sofort Hilfe zu senden. Aus einer Reutermeldung geht hervor, daß der Dampfer versenkt worden ist. Reuter berichtet nämlich: Der englische Dampfer „Buresk", sowie der japanische weit hinaus, als ob sie ersticken.müsse. Aber mit einem entsetzlichen Ausschrei. die Hände vor die Augen gedrückt, wandte sie sich plötz lich wieder ins Zimmer zurück. »Was gibt's denn?" fragte Georg er schrocken. „Das Kind!" stammelte sie. „Jobst klettert die Tuimireppe hinaus" M4 zwei Schritten stand Georg neben ihr im Erker. Anne-Marie hatte sich nicht getäuscht. Die kleine weiße Gestalt kletlerte mit unsicher wankenden Schritten von außen die maischen Stuien hinaus Mit beiden Händchen klam merte Jobst sich an das Geländer. Schon war er so doch hinausgi stiegen daß ein Sturz ihn schwer, wenn nicht gar tödlich ver letzen mußte. Georg wandte sein erblaßtes Gesteht seiner Frau zu. „Das ist auch dein Werk!" herrschte er sie in seiner Verzweiflung rauh an. Anne-Marie preßte die Hände krampikiaft zusammen. Här'er wie alle seine vorherigen schonungslosen Worte, sein Verlangen nach Freiheit, die einaestandene Liede sür eine andere, traf sie diese Anklage aus seinem Munde. Blendend hell enthüllte dieser Vorwurf den Abgiuna, der zwischen ihnen gähnte. „Wirf mir das ietzt nicht vor!" bat sie mit ge brochener Siimme. „Ich bin genug gestrait! - Licker Golt, nimm mir alles, meinen Mann, meinen Belitz, aber laß mir nur mein Kind! Behüte das unschuldige Kind — mein alles — mein einziaes —" Sie sank in die Knie und vergrub ihr Ge sicht in den Polstern Les Sesjels. Dampfer „Dasikuni-Muru" (5100 Tonnen) sind versenkt, ihre Besatzungen gerettet worden. Ein weiterer englischer Dampfer soll ebenfalls ver senkt und seine Besatzung gerettet worden sein. * Das erste türkische V-Boot. Das französische Unterseeboot „Tur- quoise", das vor einigen Tagen in den Dardanellen versenkt worden war, ist wieder flott gemacht und in gutem Zustand nach Konstantinopel gebracht worden. Es wird in die türkische Marine eingereiht. Es fand die Zeremonie der Neubenennung und der Hissung der türkischen Flagge statt. Österreichs Knanzsieg. Noch ist das Ergebnis der dritten österreichi schen Kriegsanleihe nicht genau festgestellt, aber schon jetzt, wo das Ergebnis 3300 Millionen Kronen übersteigt, darf man von einem glän zenden Siege der österreichischen Finanzkraft sprechen. Die erste Kriegsanleihe, im November 1914, ergab in Österreich über zwei Milliarden, genau 2135 Millionen Kronen, in Ungarn 1170 Kronen. Auf die zweite Anleihe, im Mai 1915, winden in Österreich 2630, in Ungarn 1120 Millionen gezeichnet. Jetzt wird Österreich allein über 3300 Millionen aufbringen, also mindestens ebensoviel, als bei der ersten Anleihe Österreich und Ungarn zusammen der Krieg führung zur Verfügung stellten. Das voraus sichtliche Ergebnis der ungarischen Anleihe ist noch nicht bekannt, man darf aber auch bei vor sichtigster Schätzung Wohl ruhig sagen, daß dies seits und jenseits der Leilha zusammen auf mindestens 4500 Millionen zu rechnen ist. In Österreich hat es so gut wie überall auch immer Schwarzseher und Unglücksraben ge geben ; in Österreich behauptet man sogar und spricht es offen aus, dort sei diese Klasse von Menschen, die „Raunzer", von jeher stärker ver treten als anderwärts. Man weiß nicht, ob es auch „Raunzer" gegeben hat, die einen Miß erfolg der dritten österreichischen Kriegsanleihe prophezeit haben. Sollte es deren wirklich ge geben haben, so ist ihnen die Lektion, die Öster reichs Sparer ihnen soeben erteilt haben, ganz besonders zu gönnen. Nicht eine abgeschwächte Leistungsfähigkeit und noch weniger Kriegsmüdig keit beweist — nach 15 Kriegsmonaten — der ge steigerte Erfolg des finanziellen Generalstabes unseres treuen Verbündeten, sondern das gerade Gegenteil. Wie im Deutschen Reiche, zeigen die Anleiheergebnisse auch in Österreich eine Steigerung, wobei natürlich,zu berücksichtigen ist, daß die Volkswirtschaft beider Verbündeten Reiche nicht ohne weiteres verglichen werden kann; die Industrie, insbesondere auch die Kriegsindustrie, ist im Deutschen Reiche bekanntlich viel stärker entwickelt. Österreich ist noch mehr Agrarstaat, Ungarn fast völlig. „Der über alle Erwartung große Erfolg der dritten deutschen Kriegsanleihe", so schrieb der verdiente Bürgermeister von Wien, Dr. Richard Weiskirchner, im Amtsblatt seiner Verwaltung vom 26. Oktober, d. I., „es ist ein Ansporn sür uns, es unserem starken Bundesgenossen nach Maßgabe unserer Leistungsfähigkeit gleichzutun. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben; denn die Aufwendungen sür die bisherige Krieg führung sind auch bei uns zum größten Teile im Lande geblieben und stehen natürlich für die Bedürfnisse des Staates bereit." Dr. Weis kirchner konnte darauf Hinweisen, daß allein in Wien die Spareinlagen trotz der Abhebungen für die Kriegsanleihen seit Jahresbeginn um 14 Prozent gestiegen waren und daß die Steuerertrügnisse in Wien nur um eine Kleinig keit hinter den vorjährigen Zahlen zurückblieben. Auf diese Erfahrungen gestützt, die auch in den anderen Teilen der Monarchie in ähnlicher Weise gemacht wurden, hat sich der Wiener Bürgermeister in seinen Erwartungen nicht ge täuscht, und wir dürfen heute unserem wackeren Bundesgenossen mit voller Genugtuung be stätigen, daß er es in der Tat nach Maßgabe seiner Leistungsfähigkeit uns gleichgetan, daß er ebenso wie wir Freund und Feind belehrt hat, daß wir, d. h. die in unserem Bunde vereinigten Länder und Völker, nichts weniger als müde „Steh aui, Anne-Marie!" Georg zog dle zusammengesunkene Gestalt kocb. „Hier giots nur ein einziges Mittel zur Hilfe." „Welches — welches?" „Lehn' dich hinaus zu dem Fenster, so weit du kannst, lache, svrich mit Jobst. Wenn du reckt laut sprichst, kann er dick verstehen. Er weiß, daß du gerne siehst, wenn er mutig ist, darum erschrickt er nicht, wenn er dich sieht, während mein Anblick ihn ängstlich machen und den Sturz herbeifükren könnte. Während du ihn unierbältst, gebe ich von Kirsten herum und kann ibn vielleicht feslhallen, ooer wenigstens auffangen." Jbr verzerrtes Gesicht war mit Angst schweiß übergoßen. Georg sab, daß sie ihre Lipnen blutig biß, um sich zu beherrschen. Eine Minute war nichts im Zimmer hör bar als ihr keuchender Atem. Durch die lautlose Stille drang plötzlich schwach, aber deutlich vernehmbar, ein juoeln- der Ruk. „Mama — Mama! Sieb nur, wie hoch ich bin! Sieh doch, wie Jobst klettern kann!" Anne-Marie bog sich weit zum Fenster hinaus. Das Kind stand srei. Die kleine Ge alt hob sich sä arr von dem grauen Hintergrund der Mauer, dem stahlblauen E o nmerkimmel ab, wie wenn sie in den Wo ken schwebe. Eine Selunde lang fürchtete Georg. Anne- Marie würde ohnmächtig zummmeniallen. Er wandte (ich zur Tür, um die Rettung des K ndes zu versuchen. Ehe er hinausging, sah er sich noch einmal um und bemerkte, wie Anne-Marie. Icbbaft mit dem Kopl nickend, zum Fenster Kinauslehnle. und erschöpft sind, daß wir vielmehr uns fest entschlossen und fähig gezeigt haben, durchzu halten bis ans siegreiche Ende! Politische Kunälcbau. Deutschland. *Die Vergeltung für die Mörder vom „Baralong" wird durch die ,Nordd. Allg. Ztg.' angekündigt. Das halbamtliche Blatt schreibt: Wir haben nach amerikanischen Blättern den Wortlaut einer Vernehmung amerikanischer Bürger über die Tötung deutscher Mannschaften eines Unterseebootes durch die Besatzung eines englischen Kriegsschiffes veröffentlicht. Der von dem Kaiserlichen Botschafter in Washington eiu- geforderte Bericht steht, wie wir hören, noch aus. Sobald dieser Bericht und das ihm zu grunde liegende eidliche Material eingegangen sein wird, werden, wie bereits früher mitgeteilt, die dadurch erforderlichen Schritte unternommen werden. * Die Begründung einer Neichs- handelsstelle wird in maßgebenden Kreisen erwogen. Die Unterbindung unseres Außen handels durch den Krieg und die Schwierig keiten, die seiner Wiederbelebung zu der früheren Bedeutung entgegenstehen werden, haben in industriellen Kreisen den Wunsch nach weit gehender Unterstützunga aller Ausfuhrfördenmas» bestrebungen durch die Reichsregierung entstehen lassen. Im Zusammenhang damit trat aus den beteiligten Kreisen die Forderung nach Begrün dung einer Neichshandelsstelle hervor. Dieser Anregung, die keineswegs neu ist — sie ist vielmehr bereits vor sieben Jahren im Reichstag erörtert worden — soll jetzt entsprochen werden. Frankreich. Der alte Mimsterstürzer Clemenceau ist durch den Regierungswechsel durchaus nicht befriedigt. Er erklärt, die Neubildung des Ka binetts habe eine wirkliche Veränderung, wie sie das Volk wünsche, nicht gebracht. Briand halte, wie sein Vorgänger, schöne Reden, dis aber keine Aufklärungen brachten, wie man die Deutschen, die immer noch bei Noyon, 80 Kilometer von Paris entfernt, stehen, ver treiben wolle und wie man die verfehlte Politik auf dem Balkan zugunsten des Vierverbandes zu wenden gedenke. „Nichts hat sich geändert und nichts wird geändert werden," erklärt Clemenceau, „so lange es noch einen Poincarö gibt!" Sein Kampf gilt also dem Präsidenten. England. * Im englischcn Oberhause hat der greise Lord Courtney eine Friedensrede gehalten. Er sehe den Ruin der europäischen Kultur voraus, wenn dem Kriege nicht bald ein Ende gemacht würde. Ec warf die Frage auf, ob nicht durch Vermittlung neutraler Mächte Friedensverhandlungen angebahnt werden könnten. Niemand antwortete ihm darauf. Einleitend halte Courtney ausgeführt, daß England eine freie Nation sei, die bleiben oder untergehen müßte; die Engländer sollten weitelkämpfen, bis Belgien und Frankreich vom Feinde geräumt seien. Man müsse in Deutschland die tief ein gewurzelte Überzeugung, daß es einen Schaden ersatz erhalten müsse, aufgeben. Dennoch wünschte er, daß Besprechungen unter den Neu tralen stattfinden sollten, und er wollte Greys Äußerung, daß über das freie Meer ein Ge dankenaustausch stattfinden könne, in diesem Zusammenhangs zur Sprache bringen, um diesen Gedanken zu befürworten. — Also man sieht, auch dieser weiße Rabe ist trotz seiner Friedens sehnsucht noch immer soweit Engländer, daß er Deutschland nichts zugestehen will und kein Verständnis für dessen Lage hat. Rußland. * Die Petersburger Souderkommission zur Beschaffung von Feuerungsmaterial hielt unter dem Vorsitz des Handelsministers eine Sitzung ab. Der Vorschlag des Ministers, den Kohlenhandel zu monopolisieren, wurde angenommen. Das Ministerium stellte sofort 10 Millionen Rubel zur Bezahlung der Grubenbesitzer zur Verfügung. „Sehr gut. Jobst!" rief sie und ihre Stimme schwankte nicht. „Aber klettere jetzt nicht Höker. Halte dich ganz fest mit beiden Händchen. Ich will einmal sehen, wie lange du still flehen kannst" „Soll ich dir ein Blümchen pflücken, Mama?" schrie das Helle Stimmchen wieder. „Nein — nein, halte dich nur fest!" Lag doch etwas w e Angst in ihrem Zuruf, oder erschrak das Kind vor etwas anderem? Die Skeine bröckelten unter den kleinen Füßen, einer löste sich ad und fiel laut klatschend aufs Gras unten. Als wenn ihm mit einem Male die Gefahr seiner Lage zum Bewußtsein käme, so angst voll warf Jobst stch gegen das schwankende Geländer zurück. Noch ein paar Steine brachen los und polterten die Stufen herunter. Das Kind schrie auß und eke noch Georg, brr wie rasend üoer den Grasplatz lief, ihn erreichen l onnte. ließ Jot st mit einem gellenden Angst- schrei das Geiänder Io? und stürzte rücklings herunter, schwer au; Len harten, steinigen Bo en außchwgenü. Anne-Marie», iah, wie ihr Mann nach wenigen Sekunden vor der kleinen, regungs los daliegenden Gestalt kniete, sie vorsichtig aushob und langsam ins Haus trug. Sie wollte ikm entgegenlaufen, aber ihre Kni« zitterten so heilig, daß ihr die Kraft fehlte. Sie siel in den Lehnstuhl und iah mit starr aufgerissenen Augen nach der Tür. Endlich ging die Tür auf. Georg kam her ein. Der blonde Lockenknpf des Kin es hing wie ieb'os, mit geschloffenen Augen, über seiner Schulter. Georg ging gerade aus Anne-Marie zu
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)