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Verk)Lnäelskrieg äer^ukunft. Immer deutlicher gibt die englische Presse ihre Enttäuschung über die Erfolge der Herren Grey und Asquith im Handelskriege gegen Deutschland zu erkennen. So wird in einem Leitartikel der »Morning Post' ausgeführt: Wir hören, daß in Deutschland und Österreich die Fabrikanten Pläne für die Wiedereroberung der Auslandsmärkte nach dem Kriege machen. Sie legen große Warenvorräte an, mit denen sie die Märkte anderer Länder überfluten wollen, und überlassen mit der bekannten Gründlichkeit nichts dem Zufall. Es ist nötig, sich im Kriege für den Frieden vorzubereiten, wie auch umgekehrt. Wenn wir unsere Pläne nicht vorher fertig haben, können wir als Industrieland im scharfen und furchtbaren kommenden Jndustriekriegzwischen den Nattonen miniert werden. Unser Ziel muß sein, den deutschen Handel zu vernichten, nicht nur, weil Deutschland der Feind ist und eingestandenermaßen das englische Reich vernichten will, sondern vor allem, weil eine Nation durch den Handel lebt und auf die Dauer dieser Krieg um die Vorherrschaft durch den Handel entschieden werden wird. Wir sollten nicht nur an die Verteidigung unseres Handels nach dem Kriege denken, sondern wir sollten unsere Märkte als Mittel benutzen, um Deutsch land zu strafen und uns bis zu einem gewissen Grade für die uns durch Deutschland zu gefügten Verluste zu entschädigen. Dazu müssen wir im Verein mit unseren Verbündeten handeln, die alle wie wir unter den Methoden und Praktiken des deutschen Handels zu leiden hatten. Als ein einziges mächtiges Handelsgebiet stehen zur Verfügung: England und das bri tische Reich, Rußland und das russische Reich, Frankreich upd das französische Reich, Japan mit Belgien und Serbien, wenn wir sie vor dem Deutschen retten können, wie wir es noch für möglich halten. Warum sollten wir uns nicht alle zusammenlun, und über unsere eigenen Zolltarife hinaus einen Strafzoll auf die gesamte deutsche Einfuhr nach dem Kriege erheben. Wir könnten für jeden Kriegsmonat ein halbes Prozent auf die deutsche Einfuhr erheben. Wir sollten mit einem Strafzoll von 7 Prozent beginnen und schon jetzt unsere gemeinsame Absicht an kündigen, für jeden weiteren Monat, den Deutschland noch kämpft, ein weiteres halbes Prozent hinzuzuschlagen. So würde Deutsch land für das, was es tat, gezüchtigt, und das würde für Deutschland ein Beweggrund sein, den Krieg einzustellen. Dazu käme für alle beteiligten Staaten der Vorteil einer künftigen besseren Verteidigung gegen das Eindringen des deutschen Handels. Man könnte sagen, das Deutschland sich durch Auferlegung eines Straftarifs seinerseits den Verbanosmächten gegenüber rächen würde. Aber das ist aus zwei Gründen in dem gleichen Maße nicht möglich. Nämlich erstens ist das Gebiet, das es beherrschen würde, viel kleiner und weniger wertvoll als das vom Verbände beherrschte Gebiet. Asien, Afrika und der Stille Ozean werden ihm dann verschlossen sein. Zweitens ist Deutschland ein Land, das in nor malen Zeiten fabrizierte Waren ausführt und Rohmaterial einführt. Daher wäre seine Fähig keit, zu Vergeltungsmaßregeln zu greifen, viel schwächer, als die der Mächte, die industriell jene unentwickelten Gebiete beherrschen, die die Hauptmärkte für fertige Waren bilden. Wenn Rußland den deutschen Handel straft, könnte Deutschland Rußland gegenüber keine Vcr- geltungsmaßregeln nehmen aus dem einfachen Grunde, weil es gewohnt war, alles zu nehmen und nichts zu geben. Auch das englische Welt- r-eich hat als Ganzes weit mehr zu geben als zu empfangen. Es kann ohne Deutschland auskommen, aber Deutschland nicht ohne Eng land. Das gleiche gilt von Frankreich. Und wer den italienischen Handel studiert hat, muß die große Gefahr erkannt haben, die das Land lief, durch die Handelseroberung seitens Deutsch lands seine wirtschaftliche und selbst politische Unabhängigkeit zu verlieren. Man könnte nun einwenden, daß ein solcher Plan die Anerkennung einer Niederlage sei. 6me k)errennatur. 2Ss Roman von Henriette v. Meerheimb. rgortUeuns.) »Nun leben Sie wobl — allo ging er doch durch eigene Schuld zugrunde " Georg nagte an seinem Schnurrbart. Die flachen und dabei so selbstgefällig vorge tragenen Urteile seiner Frau reizten ihn stets. .Armer Werner!" sagte er mitleidio. .Bei wem nahmen Sie sväter nott Unterricht. Fräu- -e n Nadine? Ich las Olhardts Berufung nach > resden." »Eine Zeitlang bielt die alte Malttasse iich noch zusammen ein Modell, und Norbert lorriaier e meine Arbeiten. Später, als Lucn und Ro and noch ausjchieden, wurde auch mir das Modell zu teuer. Ich habe dann nur noch Muster gezeichnet und av und zu eine Skizze versucht. Meine levte Landscha tsstudie land Norbert gut gelungen. Aus seinen Rat schickte ich üe der Ausstellung ein. Wenn das B Id« chen angenommen wud, habe ich das gewiß hauptiächlick seiner Fürsprache zu verdanlen. Nordens Meinung gilt viel. Sein Gemälde wird sicherlich eines der besten der diesjährigen Aus>'ellung sein." .Was stellt das Bild denn dar?* Dies mal klang Georgs Stimme nicht freundlich teilnehmend. Nadine zögerte. Sie sah, baß die übrige« Anwesenden auch au:merkten. »Er malte drei Tote, die er im Leichenschauhaus liegen sah. Weiner war der eine," sagte sie end ich leise. .Diese Idee steht ihm ganz ähnlich," spottete Georg. .Emen Käuser wird er schwerlich Man könnte sagen: ihr könnt Deutschland auf dem Felde nicht schlagen und wollt es daher im Handel schädigen. Wir antworten darauf: Im Gegenteil, unser Plan beruht auf der Vor aussetzung deS Sieges. Denn wir können ganz sicher sein, daß, wenn Deutschland diesen Krieg gewinnt, es den Mächten des Verbandes ihre Handelspolitik vorschreiben wird. Wir können nur den besprochenen Plan durchführen, wenn wir im militärischen Sinne nicht geschlagen sind. Mit schonungsloser Offenheit werden hier die letzten Ziele englischer Politik, das Kriegsziel — aber auch der Kriegsgrund Englands enthüllt. Wir müssen den angesagten Kampf um jeden Preis zu Ende führen. Unsere Selbsterhaltung erfordert es. verschiedene ttriegsnachrichten. (Von der mit. Zewurbehörde zugetassene Nachrichten.) Abschluß der großen Offensive. Der militärische Mitarbeiter schreibt in den ,Basler Nachrichten': „Aus den Ereignissen der letzten Wochen geht hervor, daß die große englisch - französische Offensive vorläufig eingestellt ist. Immerhin weisen manche Anzeichen darauf hin, daß sie vielleicht in kurzer Zeit wieder ausgenommen wird, obwohl das Ergebnis der letzten Angriffe für weitere derartige Versuche nicht ermutigend ist. General Joffre hat zwar mit Recht den tapferen französischen Truppen seine Anerkennung ausgesprochen, das darf aber nicht hindern, sich Rechenschaft darüber zu geben, daß der Auf wand an Kraft in keinem Ver hältnis zum Endergebnis steht. Nach Einsatz von 78 Divisionen mit 5000 Ge schützen sind in harten Kämpfen ein paar Dutzend Geviertkilometer Boden gewonnen worden, aber von einem Durchbruch ist keine Rede, geschweige denn von einer entscheidenden Mederlage der Deutschen. Trotz der unzweifelhaften Übermacht der englisch-französischen Streitkräfte an den An griffsstellen, haben die aufeinanderfolgenden Stöße es nicht fertig gebracht, die deutsche Widerstandskraft zu zertrümmern." * Die Öffnung des Donauwegcs. Die Bedeutung der Vereinigung der ver bündeten Truppen in der Nordostecke Serbiens ist ungeheuer und wird sich bald im ganzen Umfange zeigen. Vorbereitende Maßregeln sind getroffen, um den freiwerdenden Donauweg ganz auszunutzen. Eine Dampferflotille für die Beförderung des Kriegsbedarfs wartet am geeigneten Orte. Dieser Erfolg ist entscheidend für den Gang des neuen BalkankriegeS. Der Durchmarsch durch Rumänien. Wie der Amsterdamer ,Telegraaf' meldet, würden die Verhandlungen zwischen Rußland und Rumänien über einen Durchzug der in Beßarabien zusammengezogenen russischen Truppen durch rumänisches Gebiet zur Hilfe leistung für Serbien noch immer fortgesetzt. Auch Moskauer Blätter veröffentlichen Berichte aus Bukarest, wonach Rußland der rumänischen Regiening neue umfassende Angebote für die Erlaubnis des Durchmarsches und womöglich Mithilfe der rumänischen Armee gemacht haben soll. Aber von einer Zustimmung Rumäniens sei bisher nichts bekannt geworden. * Serbenflucht nach Rumänien. Der russische und der serbische Gesandte be mühen sich, oas Schicksal der nach Rumänien geflüchteten Serben auf dem Wege der privaten Wohltätigkeit zu lindern. In Turn Severin allein sind 5000 Flüchtlinge, die vom Slavischen Verein unterstützt werden. Wie Italien in die Balkanaktion eingreift. Der römische Korrespondent des .Secolo' teilt mit, die Zensur habe ihm seit vier Tagen die Veröffentlichung der Nachricht verboten, wo nach ein italienisches Geschwader zusammen mit französischen Schiffen an der Beschieß ungvon Dedeagatsch teilgenommen habe. So habe Italien unmittel bar in die Aktion gegen Bulgarien eingegriffen. Vorerst nehme Italien nicht an der militärischen Unternehmung des Vierverbandes nach dem Balkan teil, es arbeite jedoch zusammen mit den Verbündeten zur Erreichung des gemein samen Zieles auf anderen Wegen mit. bngianäs Orientlorgen. Die Engländer ärgern sich schmählich, daß Griechenland so völlig taub gegen alle Lockrufe und so unempfindlich gegen alle Drohungen Albions ist. Am meisten ärgert es sie aber, daß Griechenland nicht einmal dadurch zu ge winnen war, daß England, zum erstenmal in dem ganzen Valkanversprechungsfeldzug, sich dazu herablieb, eine Sache zu versprechen, auf die es selbst die Hand gelegt hatte, nämlich Cypern. England fühlt sich in seiner Würde tief gekränkt, daß das kleine Griechenland etwas verschmäht, das sich der Seeriese dereinst als Entgelt von der Türkei für eine allerdings wenig kostende Hilfe gegen Rußland hatte schenken lassen. „Die Dinge müssen schlimm stehen," sagt, reichlich naiv die .Morning Post', „wenn das engliche Reich einen Teil von sich für die mili tärische Hilse Griechenlands verkauft. Grey suchte anfangs die Balkanstaaten vom Kriege fernzu halten und sucht sie jetzt hineinzuziehen. Nach dem wir versucht hatten, Bulgarien zu ver söhnen, indem wir ihm Gebietsteile unserer Verbündeten anboten, sind wir jetzt beinahe stolz auf unser Angebot Cyperns. Grey ließ sich zuerst in Abenteuer ein auf Kosten anderer und tut es jetzt aus unsere Kosten." Immer mehr macht sich überhaupt in Eng land das unbehagliche Gefühl geltend, daß unser Vorstoß durch Serbien an den Lebensnerv Albions 'tasten wird. Schon bereuen es die Briten bitter, daß sie nicht mächtiger an den Dardanellen vorgegangen sind, wobei es uner- örtert bleiben mag, ob sie dazu jemals die Kraft gehabt hätten. Der Manchester Guardian' klagt: „Die Expedition gegen die Dardanellen war in grundsätzlicher Auffassung das beste von den wenigen Beispielen richtiger Voraussicht auf eng lischer Seite in diesem Kriege. Leider wurde sie schlecht geleitet. Dazu kam die falsche Rech nung daheim. Im August hätte eine Ver stärkung von 150 000 Mann Konstantinopel gewonnen, aber diese Truppen wurden anders wohin geschickt." Das Blatt erachtet es für richtig, sich an der Westsi ont defensiv zu ver halten und im Orient die Offensive zu ergreifen, wenn nicht an den Dardanellen, dann in Maze donien. Das Ziel wäre, die Verbindung Deutschland mit Konstantinopel zu verhindern. Dazu wären 250000 Mann binnen 14 Tagen erforderlich. Wenn dann das englische Blatt noch fest stellt, daß diese Truppen nicht durch Lord Derbys Werbesystem aufzubringen sind und auch nicht durch die Drohbriefe, mit denen jetzt die einzelnen Engländer, die sich nicht fteiwillig stellen, bedacht werden, so bricht es damit eine Lanze für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in England. Glaubt es aber wirk lich, mit der Einführung dieser Pflicht 250 000 Mann in 14 Tagen auf die Beine stellen zu können? Der serbische Balkanfuchs Pasitsch wägte kürzlich das Wort von der Notwendigkeit ür Serbien, „in Schönheit zu sterben", und der serbische Kronprinz riet ziemlich unverhüllt zu einem Friedensschlutz mit den Mittelmächten, da nicht damit zu rechnen sei, daß die Hilfe der Entente den Serben noch zur rechten Zeit zuteil werde. Pasitsch' theatralische Phrase wird niemand ernst nehmen, dagegen die Äußerung des serbi schen Kronprinzen wohl verstehen. Nachdem England versucht hat, Bulgarien auf Kosten Serbiens für die Entente zu gewinnen, also Serbien im Stiche ließ, als vielleicht noch die Möglichkeit vorlag, ihm zu helfen, wäre Serbien heute doch mehr alS töricht, wenn es sich opfern wollte und zu dem Zwecke den Aufmarsch unserer Truppen nach Konstantinopel in Eng lands Interesse bis zu seiner letzten Kraft auf zuhalten versuchte. Denn daß es mehr tun könnte, als sich kurze Zeit defensiv gegen unsere und Bulgariens tapfere Truppen zu halten, wird doch selbst in Serbien keiner glauben. England ist bereit, die Westfront weiterum defensiv zu halten, will Frankreich also allein lassen und seine ganze Kraft auf den Orient werfen, wo es fühlt, daß es für seine Weltherrschaft zum Entscheidungs kampf kommt. Sollten nicht selbst die Ver bündeten Albions da endlich einsehen, daß Eng land überall nur seine eigenen Interessen ver folgt und die der anderen nur so'weit, als es ihm für sich selbst gut dünkt? Serbien wird das sehr bald begreifen. Vielleicht kommt sogar einmal die Zeit, wo das Frankreich und Ruß land einsehen. Politische Aunälekau. Deutschland. * Die Gründung eines EinkaufSsyndi» kats für Kaffee wurde in einer Sitzung des Beirats der Neichsprüfungsstelle für-Lebensmittel- preise erörtert. Es soll auf diese Weise eine wesent liche Steigerung der Kaffeepreise verhindert und die Lieferung'sregelung nach allen Teilen Deutsch lands gesichert werden. Für Tee wurde jedes Eingreifen für überflüssig erachtet, da aus reichende Vorräte vorhanden sind. Von einigen Seiten wurde eine Vcrbrauchsregelung - für Kakao gewünscht. Für alle drei Würengrüsipen wurden Bestandsaufnahmen attgeretzt.' *Die Widerstandskraft derbeut» scheu Volkswirtschaft gegenüber den Einflüssen des Krieges hat nicht nachgelassen. Mit welcher Geschicklichkeit und Schnelligkeit sich unser Wirtschaftsleben neuen Lagen anpaßt, welche durch die im militärischen Interesse not wendigen Eingriffe geschaffen werden, hat wiederum die Produktionseinschränkung in der Textilindustrie bewiesen. Nach vierzehnmonatiger Dauer des Krieges ist die Lage unserer In« dustrie im großen und ganzen immer noch so günstig, daß der Plan unserer Feinde, unsere wirtschaftliche Kraft durch diesen Krieg zu ver nichten, als endgültig gescheitert gelten kann. Italien. *Der ,Offervatore Romano' veröffentlicht ein Schreiben des Papstes an den Fürstbischof von - Kra k a u,. in dem er alle Polen Österreichisch-, Deutsch- und Russisch- Polens auffordert, sich mit ihm in gemeinsamen Gebeten zu vereinigen. Zugleich sandte der Papst 25000 Kronen für die Kriegsopfer Polens. Balkanstaaten. * Der Vierverband ist äußerst freigebig mit Geschenken, die erst dem rechtmäßigen Besitzer von dem Beschenkten weggenommen werden sollen. So erfährt man jetzt, daß man Griechenland außer Cypern noch Doiran und Gewgheli, der nordöstliche Teil Kleinasiens nebst Smyrna und die bul garische Küste bis Enos angeboten hat. Derselbe Bericht erklärt weiter, die Mitteilung der ,Stampa' und anderer Blätter, wonach Sonnino sich die Zustimmung zu diesem Angebot noch Vorbehalten hätte, sei unsinnig. Falsch sei auch, daß die griechische Negierung die Rück berufung des italienischen Gesandten Grafen Boedarie gefordert hätte, übrigens sei das alles unwichtig, weil von Griechenland doch nichts mehr zu hoffen sei. Wichtig sei jetzt nur noch Rumänien; tvenn aber für die Gewinuung Griechenlands England Opfer bringen wollte, käme für Rumänien nur Rußland in Frage. Rußlands Pflicht sei es, auf Konstantinopel zu verzichten und Teile Beßarabiens sofort abzu treten. * Aus italienischer Quelle verlautet mit Be stimmtheit, daß Rumänien mit den Mittel mächten einen Neutralitätsvertrag abgeschlossen habe. Die Haltung Rumäniens in der letzten Zeit spricht für ein solches Ab kommen. Amerika. * Die a m e r i kanischeNote an Eng land, die sich mit den Rechten der neutralen Schiffahrt während des Krieges befaßt, ist nun mehr abgegangen. Die Note hat einen Umfang von zehntausend Worten. Wie verlautet, fordert Amerika in höflichen Worten, aber entschieden wesentliche Erleichterungen für den neutralen, d. h. zunächst für den amerikanischen Handel. sinken. Wer hängt sich wohl solch schauer liches Bild in die Stube?" »Für einen Prlvatbe tz ist baS Bild viel zu groß. Die Toten sind in Lebensgröße darge stellt. Norbert hat mehrere Jahre an dem Gemälde gearbeitet. Vielleicht kauft ein Museum eS an." »Tas wollen wir ihm wünschen. Vom Rühm allein lebt man schleckt," antwortete Georg nicht ohne Bitterkeit. Er emp and ein neidiickes Unbehagen bei dem Gedanken, daß Norbert allein den Lorbeer erringen sollte, nach dem er selber nickt mehr streoen konnte, dessen Erreichen die übrigen Mitscküler aus- geben mußten, weil die bittere Not sie zwang. Seine Kunst erstickte im Reichtum — die ihre in der Armut. Der Ersoig war der gleiche. Nur Norbert rang sich durch. Der Gedanke peinigte ihn. »Haben Sie bas Gemälde gesehen?" fragte er ge pannt. Naoine errötete. »Nein. Norbert wollte nickt, daß ich es unvollendet sah. Meine Ab reise hierher kam da wischen." »Leben Sie jetzt in München mit einer andern Dame zusammen, leit Lucy O'Reilly Ire verlies?" »Ja. Aber ich habe mich ihr nicht so ange schlossen wie der gutmütigen Lucy." »Mit wem verkehren Sie üenn haupt- sächlick?" »Norbert sehe Ich am meisten." „Tas tonnte ich mir denken!" Georg verstummte. Er rückte seinen Stuhl weiter von Nadine ab und nahm an dem all gemeinen Gespräch teil, denn er glaubte in Anne-Maries aut ihn gelichteten Auaea Miß trauen, in Jagows und seiner Mutter Blicken neugieriges Staunen zu leien. »Ende dieses Monats oll ein großes Garten'est mit Tan? bei Rocklitzens statt- stnden." berichtete Jagow. »Bis dahin sind Sie hoffentlich wieder hergestellt, Krä^n? Übrigens würden Rocklitzens gewiß glücklich lein, wenn Sie Ihren Gast. Fräulein Hol,inner, miibrächten. Wir haben immer Damenmangel." »Wenn ick bis dabin meinen Fuß ge brauchen kann, mache ich natürlich das Fest mit." tagte Anne-tt arte. „Fräulein Hollinger wird gewiß meine Schwiegermutter nicht ver lassen mögen." Anne-Marie ärgerte sich über Jagows Taktlosigkeit. Tas sollte ihr ein allen, diese kleine Malerin mit auf die Feste in der Nach barschaft zu nehmen! Die war ausschließ lich zur Pflege und Bedienung ihrer Schwiegermutter da und nicht, um sich hier zu amüsieren. „Ich bliebe gern den Abend allein." ver sickerte Frau von Steckow. „Ein hübsches junges Mädchen will auch einmal tanzen. — Nickt wahr, Fräulein Holzinger?" Nadine sah sie danlbar an. »Sie sind sehr gütig, gnädige Frau. Ader das wird doch wohl nickt angehen." »Natürlich geht es!" rief Georg lebhaft. »Wir sind das Rocklitzens einfach schuldig. Au, zehn Husareno.fiziere kommt höchstens eine Tänzerin — und was für eine! Nun sollen un ere Krautiunter und Landpomeranzen einmal wirklichen Sckick sehen!" Nadine läche te über seinen Etter. »Mein Mulliaancken wird aewts lehr ünooruerenl Eme Balltoilette bestpe ick überhaupt nicht. Wozu tollte ich die in München bräuchen? Ich lebe ja gam zurückgezogen." ' „Darum eben sollen Sie hier Ihre Jugend genießen." Nadine schüttelte sanft den Kopf und' schwieg. Als Frau v. Steckow sich anschickte. zrck Belt zu gehen, folgte sie ihr sofort nach einer allgemeinen Abschieosoerbeugung. Jaaow fühlte sich bald auch entlassen. Anne-Marie wurde immer einsilbiger. Sie war aaaen cheinlich so verstimmt, daß er es vorzog. auf ubrecken. K ugerweise untcrdiü kte er darum auch lieber einen Ausbruch des Ent ükens ürer Aussehen und Benehmen der reizenden Malerin. Er sühlle deutlich, gerade solch Lob war heute wenig angebracht. »Sol! mich wundern, wie lange die Ge schichte hier dauern wird!" dachte er im stillen. „Ich würde dich gern noch eine Strecke be gleiten. Jaaow," tagte Georg. »Oder willst du lieber einen Wagrn Haden ?" „Nein, danke. — ich gebe sehr gern mit dir." Einen unterhaltenden Begleiter hatte Jagow aber nicht. Georg beantwortete alle Fragen nur sehr kur,. Freiwillig sprach er kaum ein Wort während des langen, einsamen Weaes durch das Helldunkel der Sommernacht. Mit stummem Händedruck verabschiedete er sich an der Grenze von Malchin. Jagow sah ihm gedankenvoll nach, dann pfiff er leise vor sich hin. Georg schlug einen Feldweg ein. Die Ähren rauschten zu beiden Seittn tast nickten sie üver lemem Kop> zusammen. Lie Grillen