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Ottendorfer Zeitung : —« Vez»gspr,ts: vterletjihrLch 1.20 Mark frei ins Hsss. I» d« SeschLstsstell« abgeholt viertel- MiLch M. Einzelne Nummer ,o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «S SsimabenL Nachmittag. « Ü Unterkmktung8' unä Anzeigeökatt Mit »Sch«tÜch erscheinender Sonntagsbeilage ^Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Pmdil «ed Mandel" „Fel- und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mode". »mk an» v«lag »a» yermaim Rühle, Buchdruck««! in Groß-Okrilla. verantwortlich für die Redaktian h. Rühl« in «^«Ma. Nummer fl5 Mittwoch, den 29. September M. Jahrgang Neuestes vom Tage. Selten ist unser Heeresbericht wohl nnt größerer Spannung erwartet worden, als jetzt. Schlagen doch Millionen deutscher Herzen in Angst und Sorge um die Ihren, die dort vraußen im Wegen in heißem Kampfe stehen. Und mit großer Erleichterung konnte man aus dem Berichte entnehmen, daß dem Feinde nirgends seine Absicht geglückt ist, daß er trotz seines Ansturmes mit überlegenen Kräften nirgends hat durchbrechen können, ja nicht einmal wesentliche Vorteile errungen hat. Vielmehr sind seine Sturmangriffe fast über all abgeschlagen worden und es ist bereits ein Gegenangriff unserer Truppen im Gange. Das ist ein Erfolg, der nicht hoch genug ein zuschätzen ist. Wir haben gewußt, was kommen würde, und Lord Kitchener hat uns demnach kein Geheimnis verraten, wenn er vor wenigen Tagen im englischen Unterhause erklärte, daß General French erhebliche Ver stärkungen erhalten habe, die ihn in Stand gesetzt haben, 30 weitere Kilometer der Front mit seinen Truppen zu übernehmen. Deshalb finden wir jetzt die Engländer nicht nur auf der Norvfront bis über Apern hinaus, sondern sie stehen auch in der Front gegenüber Lille bei Armenti^reS und sogar südlich davon bis zum Kanal von La Bafföe. Und es scheint fast, daß auch bei dem Vorstoß von der Lorettohöhe auf die Trümmerstätten des Dones Souchez ganz besonders Engländer beteiligt gewesen sind, denn hier wird unter den 1200 Gefangenen, die wir gemacht haben ein englischer Brigade-Kommandeur genannt. Verhältnismäßig am schnellsten ist der eng lische Vorstoß im Gelände östlich von Apern abgeschlagen worden. Eine Flankenunterstützung hat dieser englische Angriff von Apern nur durch die Mitwirkung der englischen Flotte enahren, die gleichzeitig Zeebrügge beschaffen hat. Eins drl angreisenven Schiffe ist ge sunken, zwei andere sind beschädigt. Zu dem Vorstoß aut unsere Front zwischen Lille und Arras scheint der Feind, wahrscheinlich Fran zosen und Engländer, eine Hauptmacht zu» sammengefaßt zu haben. Die Engländer haben dabei giitige Gase und Stinkbomben verwandt. Das hat den Nachteil daß Gas sich nur verwenden läßt, wenn der Wind auf nie feindlichen Stellungen zu weht. Gegen über Ltlle and bei Souchez hat nun der Feino einen Erfolg zu erzielen vermocht Er hat eine unserer Divisionen bei Loos aus ihrer vordersten in die zweite Verteidigungs- lime zurückgewoven. Loos liegt etwas süd- w. atich von Lllle. Außerdem sagt der letzte General,tabsbeächt, haben wir naturgemäß er hebliche Einbuße auch an dem zwischen den Stellungen eingebauten Material aller Art erlitten. Die kühle und überlegene Art, in der der Heeresbericht diese Verluste zugibt, zeigt, daß eine Gefahr nicht mehr besteht. Die Hauptsache bleibt: Unsere zwecke Stellung vor Lille ist nicht nur gehalten worden, solidem: der im Gange befindliche Gegen angriff schreitet erfolgreich fort. Alle anderen Angriffe des Gegners aus diesem Teile der Front sind abgeschlagen worden, und zwar mit schweren Verlusten des Gegners. Als Ergebnis einer monatelangen Vorbereitung ist das was der Feind erreicht hat, recht be- 'chewen. Er '.iauble uns rm Osten so stark beichäsl gi, daßMnfcre Front im Westen nur düm- sein konnte. Ueberall aber, wo er an ae r-pen pal, M0 ,eidp da, wo die mit Gmuaien tagelang überschütteten vordersten Gräben u.-sereft ms geräumt worden sind, ist der Feind nirgey S dmchgekomwen, trotz seiner munlaiuichen ^ilmitlon Und wenn unsere F.vnt trotz dire. mit überlegenen Kräften nntelnommenen-Lorstö e gehalten hat, so hat sie damit eme Feuerprobe bestanden, die uns die Sicherheit gibt, daß wir auch im Westen keinerlei Befürchtungen zu hegen brauchen. Die Vorbereitungen auf die feindliche Offen sive haben sich als völlig ausreichend erwiesen. Unsere Front im Westen hat gehalten wie eine stählerne Mauer. — Bis in den Oktober hinein, so meinen Pariser Fachkritiker, werden die am Sonn abend bei Arras, Apern und in der Cham pagne begonnenen heftigen Kämpfe dauern, bet denen mehrere englische und französische Armeekorps beteiligt sind. Die Hauptziele dabei seien Geländegewinn zwischen Suippes und der Aisne, sowie nördlich von Arras, doch soll auch in anderen Abschnitten nach Möglichkeit Tag und Nacht vorgegangen werden. Die Fachkritik hebt hervor, daß die Deutschen an keinem Punkte der angegriffenen Front zwischen Middelkerke und Schratzmännle überrascht worden seien. Joffre und French müßten damit rechnen, daß die Deutschen ihre Hauptkräfte für unmittelbar bevorstehende Gegenstöße aufsparen werden. — Ueber die Kämpfe im Westen schreiben die „Leipz N. Nachr.": Die neue englisch französische Offensive hat in den letzten Tagen mit voller Kraft auf der ganzen 500 Kilo meter langen Front von der Küste bis zur Schweizer Grenze eingesetzt. Daß sie an einzelnen Stellen zunächst Erfolg gehabt hat, ist nicht weiter verwunderlich. Es liegt in der Natur des modernen Stellungskrieges, der mit ungeheuerer Artillerievorbereitung arbeitet daß derartigen Offensivstößen zunächst ein Er folg beschieden sein muß, da die vorderste Linie in der Regel nicht zu halten ist. Ein solcher Erfolg aber hat nur Reklamewert, wenn ihm die Durchschlagskraft in die Tiefe fehlt, und durchzustoßen vermocht haben weder die Franzosen noch die Engländer, trotz ihrer Artillerievorbereitung, trotz ungeheuerer Ver luste an Menschenleben, die zumal bei den Engländern in der Gegend von Loos ganz außerordentlich schwer gewesen sind. Natür lich haben auch wir Verluste zu erleiden ge habt. Die Zahl von 12000 Gefangenen aber, die Vie Franzosen meldeten, dürste weit übertrieben sein. Wie viele Gefangene wir in Wahrheit abgeben mußten, wird sich wohl erst im Laufe der nächsten Tage feststellen lassen, da es nicht so einfach ist, einen Ueber- blick über die Verluste zu gewinnen. Trotz- dem aber die Verluste anßerordentlich schmerz lich sind, dürfen wir doch auch sagen, daß sie nicht vergeblich gewesen sind, denn wenn auch die Angriffe voraussichtlich noch mehrere Tage mit derselben Heftigkeit weiter durchgeführt werden, so dürfen wir doch das eine schon heute sagen, daß ihr Endzweck verfehlt ist. Es ist den Feinden nirgends gelungen, unsere Lrnien zu durchbrechen, und es wird ihnen auch nicht gelingen, weil an allen gefährdeten Punkten dte nötigen Reserven rechtzeitig zur Stelle waren. Wir können daher der weiteren Entwicklung der Kämpfe, obwohl sie noch sehr ernster Natur sein dürften, mit voller Ruhe entgegensehen. — Ueber die Heldentat des Flieger unteroffiziers Boehm, der im deutschen Heeres bericht genannt wurde, berichtet die badische Presse zensiert: Vier feindliche Flugzeuge näherten sich am Sonnabend früh der Stadt Freiburg. Abgehaltcn durch die Ballon abwehrgeschütze gelang es den Franzosen nicht über die Stadt zu kommen, um ihre Bomben abzuwersen. Die Flugzeuge machten vielmehr einen Bogen nach Norden, um von dort her die Stadt zu erreichen. Währenddessen wurden sie von dem Unteroffizier Boehm, welcher einer bayerischen Feldfliegerabteilung angehört, angegriffen. Es gelang dem tapferen Helden, der sich allein in dem Flugzeuge be fand und gleichzeitig seinen Apparat führest und seine Waffe bedienen mußte, dem einen feindlichen Flugzeug den Führer, dem anderen den Begleiter durch wohlgezielte Schüsse zu töten und die beiden Flugzeuge zum Absturz zu bringen. Dre anderen beiden Insassen wurden gefangen genommen. — Zum Milliardensieg schreibt der Basler Anzeiger anläßlich des glänzenden Ergebnisses der deutschen Kriegsanleihe u. a.: Die Situation zeigt, daß auch auf finanziellem Gebiete, wo man ziemlich sicher mit einer Niederlage der Mittelmächte zu rechnen geneigt war, der Sieg sich auf die Seite der letzteren zu wenden beginnt. Der Riesenerfolg der dritten deutschen Anleihe hat gezeigt, daß un zweideutig hier über 1b Milliarden Franken mit anscheinend geringer Mühe im eigenen Lande aufgebracht worden sind, während dort die gewiegtesten Finanziers der Gegner seit Wochen in heißem Bemühen um Unterbringung einer Anleihe von 500 Millionen Dollar sich die Füße wundlaufen. Das ist ein Betrag, der gerade für einen Monat Kriegführung reicht, und wenn er für England und Frank reich zusammen bestimmt sein soll, nicht ein mal so lange. Das ist allerdings ein Vor gang, der zu denken gibt. — Petit Parisien meldet aus Marseille: Eine Fabrik, welche seit einigen Monaten für die Lagerung von Lebensmitteln für die Armee dient, wurde am Sonnabend durch einen Brand zerstört. — Um den bedenklichen Zuständen im französischen Ackerbau zu steuern, wird der Ackerbauminister, wie er einem Mitarbeiter des Matin mitgeteilt hat, eine Gesetzvorlage einbringen, nach der der Bürgermeister jeder Gemeinde berechtigt sein soll, die Besitzer von Ländereien, die für Zwecke der Land wirtschaft bestimmt sind und trotzdem nicht bestellt werden, aufzusordern, ihre Ländereien zu bestellen. Wenn der Besitzer dieser Auf forderung des Bürgermeisters nicht nachkommt ist der Bürgermeister berechtigt, von Amts wegen einen Verwalter zu ernennen, welcher auf eigene Rechnung die Bestellung des Landes vornehmen soll Die Zivilbehörden werden ferner berechtigt sein, dte zur Be stellung des Landes notwendigen Arbeiter, Tiere, Maschinen und Werkzeuge zu requirieren. — Der Petersburger Korrespondent des Temps meldet, daß die Haltung Bulgariens in Petersburg lebhafteste Entrüstung hervor gerufen habe. Man messe die Schuld an der Haltung Bulgariens nur dem Zaren Ferdinand und seiner Regierung bei. Die amtlichen russischen Kreise warteten ab, ob die bulgarische Nation für oder gegen ein neues Abenteuer ihres Herrschers Stellung nimmt. — Nach einer Meldung des in Bagdad erscheinenden arabischen Blattes Sada il Islam sind unter den indischen Truppen des englischen Kriegsheeres Meutereien aus gebrochen. Das englische Kommando mußte deshalb mehrere Bataillone nach Indien zurückschicken. Oertttches und Sächsisches. VUenborf-Vkrilla, 28. September MS. — Die Musterung der durch Neichsgesetz vom 4. September 1915 wehrpflichtig ge wordenen Personen findet Freitag, den 8. Oktober 1915, früh »^7 Uhr im Hotel Kurhaus zu Langebrück sür die Wehr pflichtigen der Ortschaften Großokrilla, Hermsdorf, Kleinokrilla, Langebrück und Rähnitz mit Hellerau und Sonnabend, den 9. Oktober 1915, früh ^7 Uhr im Hotel Kurhaus zu Langebrück für die Wehr- pflichtigen der Ortschaften Cunnersdorf bei Medingen, Lausa mit Gomlitz und Weix dorf sowie Ottendorf mit Moritzdorf statt. — Kartoffelpreise. Wie eine amtliche Auslassung der Kartoffelsrage erklärte, liegt absolut kein Grund vor, hohe Preise zu bewilligen. Die sehr günstigen Ernte- ergebnisse erlauben die Festsetzung mäßiger von der minderbemittelten Bevölkerung auch ausbringbarer Preise. Die Regierung verschließt sich nicht der Ueberzeugung, daß der ärmeren Bevölkerung bei der leider unvermeidlichen Steigerung der Preise sür, die meisten Lebensmittel die Kartoffeln zu vertretbaren Preisen zur Verfügung gestellt werden müssen. Nötigenfalls wird dte Regierung eine Sicherung für die ärmere Bevölkerung in den Städten und Industrie- bezirken erforderlichen Bedarfes durch Zwangsmaßnahmen herbeiführen. — Deutschlands Obstbau und der Krieg. Seit Jahren ergeht von namhaften Pomo- logen und Volkswirtschaftlern der Ruf: Pflanzt Obstbäume! Ungeheure Summen werden alljährlich für Obst an das Aus land gezahlt. Nach Angaben des Kaiser!. Statistischen Amtes betrug die Einfuhr au Obst und Obsterzeugnissen in der Zeit vom 1. Januar bis 1. November 1913 6243250 Doppelzentner im Werte von 141988000 Mark. Wenn auch ein Teil dieser Summe sür Südfrüchte in Anrechnung zu bringen ist, welche in Deutschland nicht angebaut werden können, so verbleibt doch immer noch eine gewaltige Summe, die für Obst verausgabt wird, das wir im eigenen Lande erzeugen können. Es gilt uns vom Ausland unabhängig zu machen. In den Gärten find noch viele kahle Wandflächen, und Mauern, die durch Anpflanzung von Spalierobst verschönt und nutzbar gemacht werden können. Bei richtiger Auswahl der Obstart und der passenden Sorten kann jede Wandfläche, gleichviel ob Nord- oder Süd-, ob Ost- ober Westseite ausgenutzt werden. Ebenso bietet so mancher Park und Garten noch Platz für Obstbäume und Sträucher. Beherzigen wir hierbei den Grundsatz: Vereinte Kräfte führen zum Ziel und der Erfolg wird nicht ausbleiben. Radeburg. Von der Fürstlichen Kollaturherrschaft zu Greiz sind behu s Wiedecbesetzung der hiesigen, zur Erledigung kommenden Pfarrstelle dem Kirchenvorstand von 39 Bewerbern zur Wahl vorgeschlagen worden: Piarrer Butter in Greiz, Pfarrer Meyer in Wilschdorf und Pfarrer vr. Willms in Fraureuth. Die genannten Geistlichen werden demnächst in hiesiger Kirche Gastpredigten halten. Zwickau. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben auf den Rekurs der Stadtgemeinde Zwickau wegen des Schutzes der inneren Stadt gegen Boden- sentungen infolge des Bergbaues dahin entschieden, daß der vom Königlichen Berg amt und der Königlichen Amtshauptmann schaft Zwickau in derselben Sache gefaßte Beschluß aufgehoben und die Genehmigung zum Kohlenabbau unter einem Teile der inneren Stadt wegen der damit ver bundenen Gefährdungen der eng bebauten Oberfläche zurzeit versagt wird. Glauchau. Eine schwere Bluttat hat sich in der Nacht zum Montag in dem be nachbarten Hohndorf zugetragen. Der dort gegenwärtig auf Urlaub befindliche, bet einem Dragonerregiment in Oesterreich dienende Bergarbeiter Hladik hat den bet ihm wohnenden Bergarbeiter Enderle mit seinem Säbel erstochen. Enderle starb auf der Stelle. Tie beiden Männer waren in Streit geraten, dem Eifersucht zugrunde lag. Hladik wurde noch in der Nacht ver haftet und in das AmtsgerichiSgcfängniS zu Lichtenstein eingeliefert.