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Ottendorfer Zeitung I I —o Bezugspreis: vterteljvirlich ^20 Mark frei Kis ^sss. I» der Geschäftsstelle abgeholt viertel. Mritch 1 Mk. Einzeln« Nummer 10 pfg. Lrscheiut am Dienstag, Donnerstag «s Seanatxnb Nachmittag- » — ü Unterüaktung8- unä Anzeigeökatt Mit »Scholtüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel and Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Made". ^nck mH vertag »«, Hunam» Rühle, Buchdruekerti in Groß-Dkrilla. verantwarttich ssr hi« Reaktion h. Rühle in Okatz-GsiiSa. Nummer Freitag, den 2Y. Oktober M5- Jahrgang Amtlicher Teil. Sonnabend, den 30. Oktober, abends 8 Uhr öffentl. Kemcinderais-Sihung in der neue« Schute. Die Tagesordnung hängt am Amtsbrett im Gemeindeamt aus. UU. Ottendorf-Motitzdorf, am 28. Oktober 1915. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Im Westen war die allgemeine Kampf tage am Dienstag vorwiegend ruhig. Die Franzosen arbeiten in der Hauptsache an der Wiederherstellung der von unserer Artillerie zusammengeschossenen Hindernisse. Das läßt den Gedanken auskommen, daß wir vor dem Ende der mit großen Anstrengungen unter, nommenen französischen Offensive stehen. Ob die Tatsachen diesen Gedanken bestätigen werden, bleibt allerdings abzuwarten Es ist selbstverständlich, daß auch in Zukunft die Be obachtung aller militärischen Vorbereitungen der Franzosen und Engländer ernsteste Auf merksamkeit erfordert. Auch im Osten ist es ruhiger geworden. Es ist ein entschiedene« Nachlassen der russischen Massenangriffe fest zustellen. Die Offensive ebbt ab. Es scheint auch, als wenn die Ruffen neuerdings wieder stark unter Munitionsmangel zu leiden haben. Am Styr geht es gut vorwärts. Die Beule die in unserer Linie vor einigen Tagen durch einen russischen Offensiostoß entstanden war, ist durch unseren Gegenangriff wieder aus geglichen. — Die mageren Früchte, die den Franzosen ihre Angriffe nördlich von Le Mesnil in der Champagne am 24. Oktober eingetragen haben, sind ihren Häuden bereits wieder ent wunden worden. Sie haben die 250 Meter unserer Stellung, die sie unter schweren Ver lusten in ihren Besitz gebracht hatten, wieder verloren und haben dabei auch noch etwa 160 Mann an Gefangenen eiubüßt. In der Nähe von Souchez versuchten sie es wieder einmal mit Handgranatenangriffen, sie wurden damit jedoch abgenuesen. Sprengungen, die sie im Priesierwalde nordwestlich von Pont ä-Mouffon vornahmen, blieben gleichfalls ergebnislos, während wir mit solchen auf der Combres-Höhe südöstlich von Verdun den ge wünschten Erfolg erzielten. — Gestern schien es fast so, als sollte es noch einige Tage dauern, bis die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen, die bei Ocsova die Donau überschritten hatten, unv den sich zurückziehenden Serben gefolgt waren direkt vcn von Nejvtin und am Südnfer der Donau vorruckenden Bulgaren die Hand reichen könnten. Heute meldet der deutsche Heeresbericht, vag in Liubicavac an der Donau die Verbindung zwischen dem linken Flügel der Armee Gallwitz der bei Orsooa über die Donau gegangen ist, und der bul garischen Armee des Generals Beladjeff durch Ojfizierspatrouillen hergestellt worden ist. So ist, denn das Ziel erreicht, das wir so lange erstrebt haben: Der Landweg nach Kon- stantinopel ist eröffnet, und es besteht kein Hindernis mehr, das wir mit unseren Ver bündeten das austauschen, was jeder bedarf: Kriegswittel, Bodenerzeugntffe und Rohprodukte für unsere Industrie. Schott mit der Ver jagung der Serben vom südlichen Donauufer durch die bei Orsova übergegangenen Truppen der Armee Gallwitz war der Wasserweg srei. Der Wasserweg auf der Donau, über den Serbien bis dahin Kriegsmaterial und Vor räte aus Rußland erhalten hatte. Schon sind in Orsova Transportschiffe zusammengezogen worden, um auf dem Wasserwege den Bul garen mancherlei zuzuführen und den Waren verkehr mit der Türkei zu eröffnen. — Die Lage in Saloniki nimmt, wie eine Privatpeeson schreibt, jetzt einen bedrohlichen Charakter an. Zusammenstöße zwischen den griechischen Soldaten und den Truppen der Alliierten sind unvermeidlich. Die Nahrungs- mittelnot und die Armut haben einen hohen Grad erreicht Gewaltakte und Einbruchs diebstähle seitens der gelandeten Truppen sind an der Tagesordnung. Politische Kreise nehmen an, daß ein Rücktritt Zaimis zu gunsten von Gunaris oder Theodokis bevor stehe, um der Neutralität eine feste Form nach außen zu geben. Die Regierung habe außerdem vor, Truppenlandungen anderwärts zu verbieten. Die griechisch-bulgarisch-rumäni scheu Verhandlungen schreiten besriedigend fort. — Die Beschießung von Dedeagatsch durch englische und französische Schiffe erfolgte ohne jede vorherige Verständigung und ohne Rück sicht auf die Bevölkerung der Stadt, die nicht einmal Zeit hatte, sich zu retten. Bisher ist festgestellt worden, daß mehr als 25 Frauen und Kinder getötet wurden und ein großer Teil der Stadt zerstört ist. Alle Gebäude am Meeresufer sind Trümmerstätten. Durch die Beschießung sind überdies auch zahlreiche Brände verursacht worden, die den Rest der Stadt verheerten. Dedeagatsch bietet jetzt einen traurigen Anblick von Schutthaufen, unter welchen die Sappeure noch Leichen von Frauen und Kindern hervorziehen, Opfer ohnmächtiger Wut der Engländer und Fran zosen, die in Ermangelung von Siegen auf den Schlachtfeldern sich rühmen können, den Tod einiger Dutzend unverteidigter Wesen herbeigesührt zu haben. Dieses brutale und unmenschliche Vorgehen der Flotte der Alliierten ruft größte Entrüstung hervor. — Wie der „Franks. Ztg." aus Budapest gemeldet wird, sind nach einer Athener Meldung des „Az Est" 70000 türkische Soldaien in Dedeagatsch eingetroffen, um gemeinsam mit den Bulgaren die Küste gegen euglisch-sranzösische Angriffe zu verteidigen. — Nach einer Budapester Meldung teilte das dortige bulgarische Generalkonsulat mit, daß die serbischen Verteidiger in Uesküb voll ständig ausgeriebeu wurden. Die seindlichen Truppen flüchteten in der Richtung nach Kadzia. Die Serben ließen auf dem Schlacht felds mehr als 500 Tote und Verwundete zurück. Unsere Truppen setzten die siegreiche Offensive in allen Richtungen fort. — Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Budapest: Zahlreiche aus Frankreich in die Heimat zurückgekehtre Bulgaren geben sehr interessante Schilderungen über die Zustände in Frankreich. Nach einem Berichte des „Az Est" aus Sofia herrschte seit der katastrophalen Erfolglosigkeit große Verwirrung und Bitter nis über die enormen Verluste. Ueberall werde nur vom Frieden gesprochen. Die Stimmung sei offen gegen PoincarL Del- caffös Ansehen sei gestiegen, seitdem er erklärt habe, daß französische Soldaten wie Söldner sür fremde Interessen kämpfen müßten. Wenn England Soldaten für Aegypten benötige, dann hätte es rechtzeitig für Soldaten sorgen ollen. Allgemein herrsche die Uebeizeugung, raß Serbien nun bald aufhören werde, zu existieren. Auf Rußland und Italien fetze niemand mehr in Frankreich seine Hoffnung. — Reuter meldet: Am Sonntag ist der Dampfer „Haro" von der Elder-Dempter-Linie mit brennendem Vorschiff bei North-Deal vor Anker gegangen. Große Flammensäulen chlugen aus dem Schiffe und stiegen bis zu ren Spitzen der Masten empor. Schlepp dampfer, die das Schiff umringten, suchten das Feuer zu löschen, aber der starke Nord wind fachte den Brand immer wieder von neuem an, so daß gegen Mitternacht das Schiff der ganzen Länge nach brannte. Am folgenden Morgen wütete das Feuer noch fort. Als jedoch die Flut kam, schlugen die Wellen über das Deck und löschten das Feuer. Gegen Mittag erfolgte dann eine furchtbare Explosion, durch die der Dampfer vernichtet wurde. Tausende von Wrackstücken wurden umhergeschleudert. Der größte Teil der Be satzung konnte das Land erreichen. Auch einige verwundete Matrosen wurden gerettet. Der Dampfer verdrängte 2800 Tonnen. Ueber die Ursache des Brandes ist nichts be kannt geworden. — Nach Meldungen, die der „National zeitung" aus Kopenhagen zugehen, sind bei dem letzten Zeppelin-Bomabrdement Londons nicht weniger als tausend Prrsonen getötet oder verwundet worden. Der Schaden soll siebzig Millionen Mark betragen. Die Panik die in London ausbrach, lasse sich gar nicht schildern. OertUcheS und Sächsisches. Vttendorf-Vkrtlla, 28. Oktober 191s. — Der erste Schnee. Empfindlich kalt war es heute morgen. Dächer und Fluren waren stark bereist und die Wassertümpel bedeckte eine dünne Eisdecke. An manchen Stellen zeigte das Thermometer heute morgen 2 >/z Grad und an ungeschützten Orten noch mehr Kältegrade an. In der zehnten Vormitlagsstunde wirbelten Schnee flocken vom Himmel hernieder: der erste Schnee! Der Frost in vergangener Nacht und heute morgen dürfte Gärtnern und Landleuten manchen Schaden verursacht haben. Es wird Zeit, die noch anstehenden für Kälte empfindlichen Feldsrüchte in die Feimen und Keller zu bringen. — Zur Gustav-Adolf-Kollekte am Re- formaüousfeste enthält der „Sächi. Gustav- Adolf-Bote" in seiner 'Resormationsfest- nummer folgenden beherzipenswerten Auf ruf l „Kriegszeit ist Opserzeit, Dem alten Brauche treu sammeln wir am 31. Oktober die Kollekte für den Gustav-Adolf-Verein. Sie ist in der Kriegszeit von besonderer Bedeutung. Wir führen diesen Krieg zur Wahrung deutscher Kultur. Deutsche Kultur ist nicht denkbar ohne deutsches evangelisches Christentum. Für dieses aber kämpst der Gustav-Adolf-Verein, Die Opferwilligkeit in unserem Volke ist groß. Deutschland hat erkannt: Kriezszett ist Opferzeit. Möchte das Reformationsfest 1915 mit seiner Gustav-Adolf-Kollekte unserer alten Losung Ehre machen: Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen! Sieh die Mark nicht an, mein Bruder, meine Schwester, wenn es die Gustav-Adols-Kollekte gilt. Kriegszeit ist Opserzeit!" — Die Annahme von Postpaketen nach den Vereinigen Staaten von Amerika muß bis auf weiteres eingestellt werden. Die kn der letzten Zeit dahin abgesandten, während der Beförderung angehaltenen Pakete werden den Absendern wieder zu gestellt werden. — Die Taxermäßigunqen für Brief sendungen nach Orten in China, in denen deutsche Postanstalten bestehen, müssen wegen Aenderung in den Postverbindungen bis auf weiteres aufgehoben werden: ES gelten daher künftig für Briefsendungen nach China allgemein die Portosätze des Weltpostvereins. — Mit Görz (österr. Küstenland) ist der Postanweisungs- und Postgiroverkehrwieder ausgenommen worden. — Gegen die selbstsüchtige übermäßige Einkaufswut mancher Leute richten sich die folgenden Ansführuugen des Reichsdeutschen Mittelstandsverbandes für Rheinland und Westfalen: „Nicht oft und nicht scharf genug kann das Vorgehen jener gegeißelt werden, die, auch in dieser schweren Zeit nur an sich denkend und keine Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmend, mit Hilfe ihres gutgefüllten Geldbeutels und unter An wendung aller möglichen Kniffe und Listen öroße, über den jeweiligen Bedarf weit hinausreichende Vorräte an Lebensmitteln ausstapeln, und zwar nicht nur von solchen die in reichlichen Mengen vorhanden sind — das wäre nicht so schlimm — sondern auch von solchen, die knapp bemessen sind. Ja, gerade auf diese stürzen sie sich. Man denke nur an Fett! Es wäre doch zu schrecklich, wenn sie einmal etwas entbehren müßten — was sage ich, einmal ihre Speisen nicht so zubereiten und ihre Eßlust nicht so befriedigen könnten, wie sie es ge wohnt sind. Was kümmern sie ihre Mit, Menschen, die nicht über so viel Geld wie sie verfügen und sich nicht so wie sie ver sorgen können! Was schert eS sie, daß durch ihr rücksichtsloses Vorgehen eine immer größere Knappheit und damit eine wettere Preissteigerung hervorgerufen wird. Leider ersaßt dieses unverantwortliche Vor gehen immer weitere Kreise. Das schlechte Beispiel wirkt. Leute, die sich bisher vom Hamstern ferngehalten haben, verlegen sich darauf mit der — freilich durchaus nicht stichhaltigen — Begründung, daß, wenn diese und jene keine Rücksicht nähmen, sie auch keine zu üben brauchten. Und man kann sicher sein, daß all diese Menschen sich am meisten darüber aushalten und am lautesten darüber schelten, daß alles so teuer ist. Daß sie selbst diese Teuerung mitverschulden, das kommt ihnen nicht in den Sinn oder das wollen sie nicht ein- sehen. Ja, sie sind die „Lebensmittel wucherer" unter den Verbrauchern, denen durch behördliche Maßnahmen ebenso das Handwerk gelegt werden müßte, wie den „Wucherern" in Handel und Produktion". Ziltau. Wegen Forderung über mäßiger Butierpcetse hat der Rat mehrere Butterverkäufer der Staatsanwaltschaft zur Strafverfolgung angezeigt. Den Händlern steht eine empfindliche Bestrafung, u. a. auch Schließung ihrer Geschäfte bevor. Auch sonst geht jetzt der Rat mit Ent- schiedenheit gegen die Lebensmittelverteurer vor. Er hat sich wegen der überhöhen hiesigen Butterpreise an die Kreishaupt- Mannschaft gewandt und Festsetzung von Höchstpreisen und Eclaß eines Austuhr- Verbots beantragt. Um ein Einschreiten der Staatsanwaltschatl gegen Lebensmittel- verteurer zu ermöglichen, fordert der Rat die Einwohnerschasl ferner am, in einzelnen Fällen genaue Angaben über die eriolgte Forderung von Wucherpccisen zu machen, damit die Behörde die zur Strasverfolgung nötigen Ermittlungen machen kann.