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Ottendorfer Zeitung : 07.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191511072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19151107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19151107
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-11
- Tag 1915-11-07
-
Monat
1915-11
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 07.11.1915
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Menn äie Vomben fa!len. Luftichiffangriff in London und Venedig. Ein der akiucllsten und dringendsten Fragen in London ist gegenwärüg die der Verteidigung und des Schutzes vor Luftangriffen. Im Zu sammenhang mit dem letzten deutschen Luft angriff auf London veröffentlicht der .Daily Telegraph' einen Artikel über die Schutzvor kehrungen in den beiden Städten Venedig und London, dem wir die folgenden interessanten Stellen entnehmen: Mit Hilse der Militäringenieure wurde in Venedig an den Schutz aller Denkmäler und sonstigen Kunstwerke geschritten. Vor allem schaffte mau alles fort, was man von seinem Platz zu rücken vermochte. Gegenwärtig ist nicht viel von der berühmten Schönheit Venedigs zu sehen, alles ist verschleiert, verhüllt und ver dunkelt. Die berühmten Gebäude, wie der Togen palast, verstecken sich hinter Mauern von Ziegeln und Holzwerk, die zugleich als Stütze im Falle von Erdcrschütternugen dienen müssen. Auch Saudsücke sind in großen Mengen zu sehen. Die berübmten Pferde aus Goldbronze, die seinerzeit durch Napoleon I. entführt wurden und später wieder nach Venedig zurückkameu, «mrden wiederum von der Markuskirche fort genommen und in einen eigens hergerichteten Schlupfwinkel geborgen. Die Colleoui-Rciter- slatue wurde mit einer Art Käfig umgeben. Die kostbaren Gemälde in den Kirchen und Palästen wurden sämtlich entfernt. Im Vergleich mit diesen Verhältnissen fragt man sich, was wir in England zum Schutze Londons, zum Schutze seiner künstlerischen und Lrchitektouiichen Schätze getan haben. Denn es lässt sich nicht bestreiten, das; London weit größeren Gefahren durch den Luftkrieg ausgesetzt ist. Auch bei uns hat die Bergung der Bildwerke, Gemälde und Kunstgcgenstände aus den öffentlichen Galle rten Fortschritte gemacht, aber dies geschieht in viel zu langsamer und unzureichender Weite. So lange wir noch bloß mit der Möglichkeit von Luftangriffen rechneten, einer Möglichkeit, die sogar von leichtsinnigen und dummen Leuten bestritten wurde, tonnte dieser Zustand noch an- gehcn. Nun aber, da aus dem Schatten der Drohung eine gefährliche, beängstigende Wirklich keit geworden ist, erscheinen die in London ge troffenen Maßnahmen keineswegs ausreichend. Im Hinblick auf die Geiahr, die uns täglich, ja stündlich bedroht, muß die Nalionalgallerie voll kommen ausgeräpmt werden. Von noch größerer Wichtigkeit für die Nation, ja überhaupt für die ganze angelsächsische Nasse, ist die Beschützung der Westminster-Abtei. Was wurde bisher zum Schutze dieser grössten Kost barkeit Englands, des historischen Dokumentes des englischen Volkes getan? Im Innenraum der Westminster-Abtei wurden bisher überhaupt noch keine Schutzvorrichtungen getroffen. Sollen wir auch in diesem Falle uns wieder das berühmte „Gedulde! euch und wartet ab!" sagen lassen? Sollen wir warten, bis die Katastrophe eintriti und die Wirkung des Bombenfeuers die größten Verheerungen an richtet? Sollen wir selbst in dieser Zeit der von der Gefahr diktierten dringendsten Erforder nisse dulden, daß man an den Verantwortlichen Stellen nicht seine Pflicht erfüllt? Daß man sich nichtsahnend verhält, ohne das Drohen des Sturmes zu bedenken? . . . Von unä -fern. Mannschaftsnnterhaltungsabende in Ostende. Die Kaiserliche Kommandantur Ost ende veranstaltet seit einiger Zeit in dem Marinc- Lichtspicl-Theater, früher Skala-Theater, unter dem Titel „Mannschafts-Unterhaltungsabende" Vorstellungen, die von Künstlern, die in Ostende in Garnison stehen, ausgesührt werden. An diesen Abenden ist das, übrigens sehr hübsch ausgesiattete Theater bis auf den letzten Platz gefüllt, ein Beweis, wie sehr das Be dürfnis für derartige Veranstaltungen unter den Offizieren und Mannschaften vorhanden ist. Gegen die übcrgrostc Knochcubeilage. Ansehnliche Knochenbeilagen bilden jetzt häufig uncrwünjchte Zugäben beim Flcischkauf. Der Oberbürgermeister in Essen hat in dieser Hin sicht mit einer beachtenswerten Verordnung ein gegriffen, die folgenden Inhalt bat: Beim Ver kauf friichen Fleisches werden vielfach übermäßig viel Knochen, minderwertige innere Teile usw. als Beilage zugegeben. Es wird deshalb hier mit angeordnet, daß 1. bei Ochien-, Rind-, Kalb- und Hammelfleisch 1 Pfund Fleisch nicht mehr als ein Viertelpfund Knochen enthalten darf, 2. Schweinefleisch nur mit den im natür lichen Zusammenhänge verwachsenen Knochen verkauft werden darf, 3. das Beilegen von minderwertigen Fleischleilen, wie Herz, Euter »sw. nicht statthaft ist. Gegen Metzger und Fleischhäudler, die hiergegen verstoßen, werde ich uunachsichtlich das Verfahren auf Schließung des Geschäfts aus Grund der BundeSratsbekamft- machung vom 23. September 1915 einleiten. Spende des Deutschen Schnftenbnndes. In der letzten Vorstandssihung des Deutschen Schützenbundes, Sitz in Nürnberg, ist be schlossen worden, dem bulgarischen Noten Kreuz 1000 Mark zuzuwenden, nachdem bereits dem deutichen Noten Kreuz 10 000 Mark, dem öster reichischen Noten Kreuz und dem türkischen Halbmond je 1000 Mark gestiftet worden sind. Teure Preise für Wcihnachtsbänme stehen in Aussicht. Die Großhändler, die bereits seit einigen Wochen in den Forsten ihre An käufe besorgen, müssen für das Schlagen und den Abtransport der Bäume nach den Bahn stationen bedeutend höhere Preise als sonst zahlen, was auf den Kleinhandel mit Weih- nachtSbäumen nicht ohne Einfluß bleiben kann. Um dem Mangel an männlichem Arbeitspersonal abzuhelien, sind zum Baumschlag vielfach Frauen herangezogen worden, denen ebenfalls ein höherer Tagelohn Zu zahlen ist. Ein Polizcibcamter erschossen. Im Elberfelder Polizeigefängnis wurde der Polizei- scrgeant Lüdicke bei Vernehmung zweier Burschen aus Essen im Alter von 17 und 18 Jahren, die dort 1200 Mark gestohlen hatten, von einem derselben durch drei Revolverschüffe getötet. Eine Diplomaten-Mist. Die englische Negierung hat zum erstenmal eine Dame zum Diplomaten ernannt, und zwar eine der Führe rinnen der Bewegung für Frauenstimmrecht namens Preszley-Smith, die zur ^Legations- sekretärin an der Gesandtschaft in Christiania ernannt ist. Vorbereitung ans die Lehrerprüfung im — Kriegsgefangenenlager. Daß unsere Kriegsgefangenen auch in feindlichen Lagern nicht vergessen, soweit dies möglich ist, an ihrer beruflichen Fortbildung zu arbeiten, beweist der Fall eines Kriegsgefangenen A. P. in Leigh (England). Er halte sich an die Berliner Hand werkskammer mit der Bille um Überweisung passender Bücher zur Vorbereitung auf die Fort bildungsschullehrerprüfung gewandt. Der Vor stand der Kammer beschloß, das Gesuch an die Tischlcrschule weiterzugeben. Arbeiterverhaftnngen in Moskau. In den jüngsten Tagen sind in Moskau die meisten Führer der dortigen Arbeiterschaft auf direkten Befehl des Ministeriums des Innern verhaftet worden, so der Vorsitzende des Moskauer professionellen Arbeiterverbandes Komarow, der Geschäftsführer der Moskauer Arbeiterkonsum vereine Nestler, der Vorsitzende der Moskauer Metallarbeiterorganisation Ustjugow und, was wohl besonders bezeichnend ist, der Vorsitzende des Arbeiterbureaus an der allrussischen Semstwo- Organisation Miljutin. Gleichzeitig sind nach erfolgten Haussuchungen sämtliche Bücher und Dokumente dieser Organisationen mit Beschlag belegt worden. VolksnirtlcbaMickes. Mahnung an Kartoffclproduzcntcn. Amtlich wird mitgctcckl: Wie sich aus verschiedenen Anzeichen ergibt, bestehen im Publikum vielfach irrige Auf fassungen über die neue Verordnung betr. Regelung der Kartoffclpreisc -vom 28. Oktober 1915. Die Produzcntcnhöchstprcise gelten für alle Arten und Sorten Kartoffeln, also auch für Saat-, Salat-, Eicrkartoffctn und dergleichen. Sie gelten auch Nicht nur für die bis znin 29. Februar 1916 für die Kommunalvcrbände zu reservierenden Vorräte (10 Pro zent), sondern für die gesamte Kartoffelernte. — So genannte Reports, Verwabrungsgcbührcn usw. gibt eS nach der neuen Verordnung nicht. Es in alio ratiam, die Kartoffeln so rasch wie möglich au den Markt zu bringen, da ein längeres Ambcwahren keinerlei Vorteile, sondern Nachteile für den Landwirt bringt. Zum.deutschen Erfolg im Westen. Ein Brennpunkt der verflackernden französischen Offensive war in den letzten 14 Tagen Tahure ge wesen. Das Verlangen der Franzosen nach dieser Stellung äußerte sich am 12. Oktober in sieben äußerst erbitterten Angriffen nördlich und südlich der Strecke Tahure—Souain. die, ebenso wie Nacht angriffe, erfolglos waren. Am 17. Oktober kamen neue Angriffe an derselben Stelle ebenso wenig, zur vollen Entwicklung wie am 24. Oktober. Jetzt, am 80. Oktober, baden sic cs erleben müssen, daß die selben deutschen Truppen, die man zu durchbrechen Karte zur Erstürmung der „Butte de Tahure". versucht batte, ihnen eine Höhe „Butte de Tahure" durch Sturm cutrissen. Die Franzosen wehrten sich freilich verzweifelt genug, so daß der Kamps die ganze Nacht hindurch andauertc, verloren aber endlich die Stellung mit den unter diesen Ver hältnissen beträchtlichen Verlusten von 1236 Ge fangenen. In Paris wird man mit Schrecken ent decken, daß die deutschen Truppen keineswegs er mattet, sondern selbst zu ernster Offensive fähig sind. Hannover. Die Dicnstmagd Minna Blume hat am 12. April, während sie bei der Frau Schmidt in Hcllendors in Stellung war, deren HauS vor sätzlich in Brand gesteckt. Sic hat sich auf den Boden des Hauses begeben und hat dort lagernde leicht brennbare Sachen mit einem Streichholz ange- steckt. Es verbrannten zwei Betten, 20 Sacke und ein Pferdegeschirr und die Balken des Hauses waren bereits stark angebrannt, als es der Feuerwehr gelang, Herr des Fcucrs zu werden. Es entstand ein Brandschaden von 920 Mark, der durch die Ver sicherung gedeckt ist. Einen eigentlichen Grund für ihre Tat hat daS offenbar zum Leichtsinn neigende Mädchen nicht angcben können. Sie hat eS nach eigener Angabe bei ihrer Dienstherrschaft sehr gut gehabt. Der Vertreter der Anklage beantragte 1 Jahr Gefängnis. DaS Gericht ließ die jugend liche Brandstifterin unter Zubilligung mildernder Umstände mit 4 Monaten Gefängnis davonkommen. Köln. DaS Schöffengericht verurteilte einen Schlächter zu 14 .Tagen Gefängnis, Wei! er auf dem städtischen Schlachthof zu Anfang Oktober dieses Jahres 171 Kilogramm rohes Rindcrfett zu 4 Mark das Kilo anbot und zu 3,60 Mark verkaufte. Zur Be gründung des Urteils führte der Vorsitzende u. a. aus: „Allgemein kennzeichnen sich Preistreibereien in der gegenwärtigen Zeit als frevelhafte, höchst gemein gefährliche Ausbeutung der Notlage des dadurch zur Erbitterung getriebenen Volkes. Sie bilden einen schreienden, unerträglichen Kontrast zu dem, was das Volk draußen vollbringt. Wie mögen die Empfin dungen der Unsrigcn in.Feindesland sein, die, mitten aiis ihren Geschäften und Stellungen gerissen, ihr ganzes Sein und Haben hingcbcn, wenn sic bei Er- duldung unsagbarer Kricgsmühseligkeiten, den Tod und Schlimmeres vor Augen, erfahren, wie in dcr Heimat ihre Frauen und Kinder durch die Schuld gewissenloser, nur nach ihrer Bereicherung »achtender Menschen unnötig leiden." Im I^erLen LeMens. Zwischen Negotin und Petrovae. Die Erstürmung Ncgolins durch bulgarische Truppen bedeutete den Vorstoß in das Herz von Serbien von Nordosten her, um den deutsch-österreichischen Truppen die Hand Zu reichen. 100 Jahre sind es gerade her, daß hier die Serben bei Negotin ebenso wie bei Deligrad und an der Drina eine entscheidende Niederlage erlitten. Damals waren die Türken die Sieger, die in ihrem guten Rechte waren, denn die Serben halten den ihnen so günstigen Bukarester Vertrag von 1812 schnöde gebrochen. Auf der andern Seite drangen zugleich deutsche Truppen auf Rasanac und Nanovac vor. Letzteres ist ein Dorf von etwa'2700 Ein wohnern in 520 Häusern und hat eine hübsche Pelcr- und Paul-Kirche, zu der auch das kleinere Kladurovo eingepsarri ist. Hier kam es am Himmelfahrtstage vor 100 Jahren zu einer im Grande unentschiedenen Schlacht zwischen- Serben und Türken, die so heftig war, daß das Flüßchen Pilovnica, an dessen Ufern der wie zu homerischen Zeilen in zahllose Einzel- kämvfe ausgelöste Streit tobte, „sich vom Birne rötete". Eine traurigere Berühmtheit in Serbien selbst Hai Nanovac als Sitz von Milosav er langt, dem Günstling des ersten „Befrcier"- Woiwoden Niilosch Obrenovic, der sich durch Brandschatzungen der Bauern gleich seinem Herrscher Obrenovic ein Niesenvermögen er worben hatte. In Nasanac oder Naschanac ist der Mittelpunkt einer großen Mehlindustrie, die im Mlawatal außerdem noch in Letryikovac und Malo Grnic ihre Zentren hat. Jnleressant ist, daß hier der Großmühlenbesitzer' Bailloni die Gemüsezucht durch Erfurter Samen und die Nmdviehrassen durch Einführung Mürztaler Stiere verbesserte. Die einzige nächste starke Stellung der Serben für den Morawa- wie Mlawa-Abschnitt ist bereits Petrovac, das früher sehr wahrheitsliebend aber unpoetisch „Svittji" - Schweinedorf hieß und erst im Jahre 1859 umgetauft wurde. Es ist ein Bezirksstädtchen mit reicher Mais- und Weizenkultur, bemerkenswert durch seine prozentual bedeutende, säst ein Viertel der 3000 Seelen zählenden Bevölkerung aus- machcnde Kolonie rumänischer Walachen, deren Ansiedlung die Serbcnfürsten seit Milosch Obren owftsch tatkräftig begünstigten. Hier soll Senia Markowitsch, eine tragische Gestalt aus dem ersten serbischen Freiheitskriege im Stile Puschkins, sein Trauerlied gedichtet haben, das mit der Klage beginnt: „An dem Stronie, aus dein Walle Siebt nach Belgrads Falle Karagcorge, um die Seinen Bitter zu beweinen. Keine Hilfe: nur Verderben, In der Serben Heer ein Sterben . . Das Lied der Verzweiflung war nicht prophetisch gemeint, aber es ist wie für den heutigen Tag geschrieben, wo das große Ver derben auf dem Lande lastet und das rastlose Sterben durch das Serbenheer geht . . . 6oläene Morte. Die Treue steht zuerst, zuletzt Im Himmel und auf Erden. Wer ganz die Seele eingesetzt, Dem wird die Krone werden. Drum mutig drein — und . nimmer bleich! Die Freiheit — und das Himmelreich. Gewinnen keine Halben. Ernst Moritz Arndt. Herr, in dieser Zeit Gewog, Da die Stürme rastlos schnauben, Wahr', o wahre mir den Glauben, Der noch immer mich betrog! Geibel. Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Be wußtsein der Freiheit. Hegel. Wer alles aufs Ziel gesetzt, Hat sicher zuviel gesetzt. Erscheinung, das reizt immer die Herren! Die au'allende Machart ihres Kleides, die sonükibare Haarfrisur, das schreirote Mohn- blumenbukctt - alles so gesucht - wurde denn auch crebübrend besprochen. Eigentlich kann ck> von der gwen Rochlitz, dies unbekannte Mäd chen, von dem niemand recht wußte, wober es eig nilich stammte, in ihrem eng ge- schlosienen vreis zu ho en! Bisher war das niemals üblich gewewn, Ge'ewchaster nnen mit aut die Bälle zu nehmen! Und Jagow, die beste Partie der Gegend, blieb auch den ganzen Abend test an der Malerin Seite, statt sich an Luischen Jtzenplitz heran mmachen, wie Schicksal, Etternmitle und Nähe der Güler ihm deml-ch vonchricbcn. Gewiß würde er nie mals solch ein Narr sein, die möge Mck- lebrerin wirklich heiraten zu wollen, aber schon dieses Courmachen mißriet a- en. Dat Georg srüher als die anderen Gäste auibiach, sand je er begreif! ch. Die Mütter zollten ihm un edingten Beifall. Auch Nadine erhob keinen Einwand, obgleich sämtliche tunge Herren sie und den „Tyrannen" aus Lehm n mit Bitien bestürmten, wenigstens den Blumen» wa zer noch abzuwmten. „Wären Sie gern noch länger geb'ieben?" fragte Georg, als sie im Wagen saßen. Er wickelte Nadine sorgsam in den Mantel. Sie 'ah ihn freundlich an. „Nnn — ich bin bas Lan-en so wenig gewst nt, daß es nvch sehr müde mackne. AVer das Fest war wunderhübsch, und ich danke Ihnen sehr, daß Sie w-ch mitg-mommen haben. Ich werde noch of! an di sen Abend den en " .Ich auch!" sagte er mit mühsam ver» j kaltener Leidenschaft. Es war eine warme, blülenduftige Val!« Mondnacht. Nadine 'ah während des Fahrens, den Kopf zurückgelebnt, immer nach oben. Der Himmel schien mit der schlafenden Erde zusammencufließen. .Mir ist, als führen wir dirckt in den Himmel hinein!" sagte sie einmal leise, wie im Traum vor sich hin. „Nein — den Weg dorthin haben wir ver fehlt, Nadine." Nur wie ein Hauch streiften die leisen Worte ihr Ohr. Sie awwouete nicht. Der Zauber der Sommernacht hielt sie umfangen. Sie schrak zusammen, als der Ho in Sicht tam, und der Wagen gleich daraus vor dem Schloß hielt. „Sie iönncn zu Bett gehen. Ich brauche nichts mehr." jagte Gco g zu dem ihnen eni- gegeneilenüen Diener. Der Mann steckte die bereitstehenden Lichter an und velschmand. „Ha en Sie schon Lust zu schlafen?" fragte Georg Nadine. Er Vlies das eine Licht wieoer aus uno nahm Sen anderen Leuchter wieder in die Hand. „Nein, ich werde mich noch an mein Fenster setzen. Die Nacht ist zu schön, um sie zu verschlafen." „Dos meine ich auch. Kommen Sie mit, sch w ll Ihnen etwas Wundervolles zeigen. Wollen Sie?" .G.rn." „Gur. dann folgen Sie mir, aber treten Sie vo sicht g au ." Georg ging mi« dem Licht voran. Nadine folgte ihm. Ihr K eid glitt mit leisen Surren über den giatten Mosaikboden der Ha le. Ge org Surchichrikt mearere Nebenflure. dann einen langen, steingepflasterten Gang. Das L^bt, das er trug, warf unruhig zitternde Sck alicn auf die weiße Kalkwand. Der Gang wurde ichma er, verengte sich zu einer Treppe, dis steil mit Zerbröckelten, aus getretenen Stu en in die Höhe führte. Gras, wftde Kamill n und Glockenulumen wucherten zwischen den zersprungenen Steinen. Nadine bl eb stehen. .Das wird ja fast unheimlich! Wohin sührcn Sie mich eigent lich ?" .In den romanftschen ältesten Teil des Schloßes, in den alten Twin. Von oben hat man eine wundervolle Aussicht über den Garten unddie angiencenden Wiesen und Felder. Bet Monden'chctn ist das ieenbait schön, für ein Ma eiauge wirklich sehenswert. Ich gehe o t hier her. Der Tui m ist nur noch von innen .ugänolich. Van arn en ist die Treppe morsch. Aber ich n öäpe nickt, das dman gcoaut was, sonü bricht vielleicht alles zusammen. Und ein Neubau würde alle Poesie zerstören. — Bleiven Sie nur dickt hinter mir. Die Treppe ist etmas unbequem." Nad ire hoo ihr Kleid. Ihre kleinen Füße in den goidledernen Schuhen heiraten unsicher lastend die altersschwachen Stift n. Georg stieß eine nur angelehnte Tür auf. Die rolligen Angeln knarncrr. Sie waren oben. Auf der fteten Plattform lag das Mondftcht taghell. Mit einem leisen Rui des Enlzückens lral Nadine bis an den Rano der PlaU- sorm. Tief unter ihr tag der Gar en. Der Schatten des Turmes fiel lang über die hcllcn Kiecm-me. Wie ocrülocrt glrn !e der Ra en. Der Nebe! stieg in leichten Schteterwotleu von den Wiesen auf. Um die Kornfelder schwamm SiEerduft. Nadme strnd mit lose herabhängenden Armen, in ihrem licktgrauen, flies enden Kleid mit den roten Mohnblumen im Gür el nor Georg. Sein Wem ging rauch. Er trat näher zu ihr — noch näher. Sie achtete gar nicht auf ihn. „Wie die Sommernacht draußen siehst du aus!" tagte er teile. „Sommernächte sind auch nie ganz dunkel, sondern silbern — der Mohn blüht. Du trägst an deinem Kleid Den Schlummer meiner Nackte — weEt du das? Glaubst du etwa, ich hätte auch nur eine Nacht ruhig schlaien können. ,e.t du wieder in meiner Nähe bist?" „Haben Sie mich h ciheigcdracht. um solche Woue m 'prechen?" ries sie ooiwur'sool. .Ja." ontworate er mit verbissenem Trotz, „deshalb tat ick es. Du sollst es wissen, daß ich dich liebe, immer nur dich geliebt bade." Ein schmerzliches Lächeln glitt um ihren Mund. „Liebe? Ist das L ebe, wenn man den andern in seinem Elend verlä t. ohne auch nur zu tragen, wie er den Jammer er tragen wird?" .Ich haoe dir doch getrieben, wie die Ver hältnisse mich zwangen. Nadine .Ich war Ihnen ia auch nicht böse. Ich begriff, dap wa nie zusammeng, hören konnten." „Wir gehören aber zusammen — jetzt und im vier. .Nein — niemals!" (Fortsetzung folgt.)
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