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Ottendorfer Zeitung : 07.11.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191511072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19151107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19151107
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-11
- Tag 1915-11-07
-
Monat
1915-11
-
Jahr
1915
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 07.11.1915
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„Müde eines nutzlosen Krieges". Die Engländer batten sich den Verlauf des Weltkrieges ganz anders vorgestellt, als er sich nachher entwickelte. Sonst hätten sie ihn be stimmt nicht vom Zaun gebrochen. Jene ehr geizigen Politiker, die in König Eduards Kiel wasser die Einkreisungspolitik fortsetzten, hatten Las englische Volk schmählich getäuscht. Sie hatten in ihm die Überzeugung großgezogen, Deutschland werde erdrosselt sein, wenn über ihm unter englischer Regie das französisch russisch - italienische Netz zusammengezogen werde. Der Krieg sollte in des Wortes unübertragener Bedeutung nur eine Art von Fortsetzung der Einkreisungspolitik sein, dem vielleicht eine Anzahl Russen und Franzosen als Opfer gebracht werden müßten, dem aber Eng land sozusagen vom Regiestuhl aus zuschauen könnte, ohne selbst eigentlich agierend eingreifcn zu müssen. Daß die englischen Diplomaten dabei vielleicht selber betrogene Betrüger sind, vermindert ihre Schuld der Welt gegenüber nicht um das geringste. Als der Krieg aus brach, schmunzelte England und hoffte auf leichten Gewinn aus der Tasche des rasch be siegten Deutschlands. Die höchsten Lobesworte fand es für seine Diplomaten, die alles so fein eingefädelt hätten. Indessen hat sich das Blatt gehörig ge wendet, und schon vernahm man im englischen Parlament das Wort von den Laternenpfählen, an denen gewisse Diplomaten baumeln sollten. Ws das englische Volk statt leichten Gewinns schwere Opfer bringen sollte, fing es an zu murren, und verweigerte die Nachfolge. Die mehr als unschönen „Werbefeldzüge" bilden sicher kein Ruhmesblatt in Englands Geschichte. Schon wankt die englische Regierung und kracht in allen Fugen. Sie wird eigentlich nur noch aus Angst vor der Blamage vor dem Ausland zusammengehalten. Das Weltteich blutet aus tausend Wunden, selbst an Stellen, an denen sich Lebensadern hinziehen. Vor allem aber, das englische Volk beginnt einzusehen, daß es von seinen Diplomaten in die dunkelste Irre geführt ist. Dieser Stimmung gibt ein englandsfreund liches amerikanisches Blatt den rechten Ausdruck, wenn es unter dem Titel „Trug" den „völligen Fehlschlag der englischen Diplomatie im letzten Jahrzehnt" bespricht. Man denke! So schreibt ein englandabhängiges Blatt über eine Diplo matie, die man vor 15 Monaten noch als den Inbegriff aller englandfördernden diplomatischen Arbeit pries. Die.Tribüne' meint dann weiter, die andauernde Kabinettskrise sei ein letzter Schritt in der fortschreitenden Enthüllung eines Betruges und im schließlichen Zusammenbruch einer Lüge. Jahrzehntelang sei das englische Volk getäuscht worden. Könne es überraschen, daß das englische Volk der Politiker müde sei, den der Mut fehlt, die Wahrheit zu sagen, weil sie glaubten, das Volk wolle die Wahrheit nicht wissen? England sei der Marktschreier und Lügner überdrüssig und bereit, der Wahrheit in die Augen zu sehen. Die englische Nation sei nicht kriegsmüde, wohl aber müde eines nutzlosen Krieges. Das englische Volk habe von der Schlachtfront aus Briefen von Söhnen und Brüdern stückweise die Wahrheit erfahren. Wenn man das liest, so kann man an nehmen, daß das nur eine sehr bittere Wahrheit gewesen sein kann. Uns aber kann es sehr einerlei sein, ob das englische Volk nun „kriegs müde" genannt wird oder nur „müde eines nutzlosen Krieges". Im Gegenteil, die letztere Erkenntnis begrüßen wir mit noch größerer Freude. „Müde eines nutzlosen Krieges" — das sind Verdammungsworte für die eng lischen Kriegsmacher, wie sie schlimmer nicht gesunden werden konnten. Wir Deutschen aber, die wir von England in den Krieg gehetzt wurden, sind nicht „kriegsmüde", trotz unserer Friedens liebe; noch weniger aber sind wir müde eines nutzlosen Krieges; denn all' unser Gut und Blut sind wir bereit, dafür zu opfern, daß dieser Krieg mit seinen Riesenopfern nicht nutzlos für uns war, sondern uns den dauernden Frieden bringt. Bis dahin wird man in Denischland nichts von Kriegsmüdigkeit zu spüren bekommen. Hier wie immer bewahrheitet sich das Wort, daß der friedliebende Soldat der beste und tapferste Soldai ist, während der Piraten- und Nüubersoldat versagte, wenn ihm die Hoffnung auf sichere Naubbeute entschwunden ist. Das hätte sich England sagen sollen, ehe es sich von ehrgeizigen Diplomaten in den Krieg Hetzen ließ. Jetzt weis; man in England, daß der Ministerpräsident leichtfertig urteilte, als er meinte, England könne bei einer Teilnahme am Kriege nicht mehr riskieren, als, wenn es unbe teiligt bliebe. Schon heute — inmitten des Krieges, in dem sich der Erfolg immer mehr den Mittelmächten und ihren Verbündeten zu neigt — muß England einen verlorenen Posten buchen, den sein Ansehen als Weltmacht kaum entbehren kann. Das ist die gewaltige Stellung, die das Jnselreich in der mohammedanischen Welt einnahm. Nach dem mißglückten Darda- nellcnabentener, nach den Niederlagen, die Eng länder und Franzosen durch die Türken erlitten, ist dieses Ansehen unwiderbringlich dahin und welche Folgen sich daran knüpfen können, ist heute noch nicht abznsehen. England kann nicht mehr frei schalten und walten, es steht unter dem Zwange der Geschehnisse, die die Waffen der Deutschen und ihrer Verbündeten geschaffen haben. Hat England überhaupt noch die Mög lichkeit, diesen „nutzlosen Krieg" zu seinen Gunsten zu bewerten? Verschiedene Kriegsnachrichten. (Von der mit. Zcniurbebörde zugelassenc Nachrichten.) Joffre wird deutlich. Die Londoner .Daily Mail' schreibt: Wir sind in der Lage, zu berichten, daß Joffre nach London kam, weil er endlich wissen wollte, was auf dem Balkan geschehen soll. Er ging nicht fort, bis er von den 21 Mitgliedern des Konversationsklubs, der sich Kabinett nennt, erreicht hatte, was sonst nie aus ihnen heraus- zukricgen ist: ein entschiedenes Ja oder Nein. Joffres sehr deutliche Be merkungen über die Lage gingen als ein Nervenchok auf das Kabinett nieder, in dem man dergleichen nach fünfzehnmonatiger gegen seitiger Bewunderung der Kabinettsminister nicht gewohnt war. * Ungünstige Lage des Vierverbandes. Der Amsterdamer ,Het Nieuws van den Tag' schreibt: Serbiens Schicksal kann nur noch durch kräftige französische und eng lische Hilfe abgewendet werden, worauf jedoch so gut wie keine Aussicht mehr besteht. Serbien fällt also vielleicht als Bundes genosse so gut wie ganz weg. Daß die direkte Verbindung zwischen Berlin und Konstantinopel zustande kommt, ist schon beinahe sicher. Die Deutschen und Türken können dann ihre Heere durch Kleinasien und Mesopotamien bis nach Englisch-Judien werfen und auch den Suez kanal angreifen, mit einem Worte, die Lage im nahen Osten wird für die Vierverbändler außer ordentlich ungünstig sowohl in strategischer wie in politischer Hinsicht. * Serbiens Drohung mit dem Sonderfrieden. Das Budapester Blatt ,Villag' meldet aus Sofia: Der serbische Gesandte in Petersburg, Spalajkowitsch, erschien im russischen Ministerium des Äußeren und teilte mit, daß, wenn Rußland nicht baldigst solche Truppenmassen nach Bul garien schicke, daß der wesentlichste Teil der ser bischen Küste befreit werde, die serbische Negierung genötigt wäre, mit den Zentralmächten und Bulgarien einen Sonderfrieden zu schließen. * Vereitelte russische Landung bei Baltschik. Der russische Versuch, bei Baltschik Truppenlandungen vorzunehmen, wurde vereitelt, da die rumänische Negierung entschieden dagegen Stellung nahm. Diese Haltung des Bukarester Kabinetts hat in bulgarischen poli tischen Kreisen große Befriedigung hervorgerufen. * Englische Vcrteidiguttgsmastnabmcn am Suez-Kanal. In Neapel mit dem Dampfer „Montcbcllo" aus Alexandrien eingetroffene Reisende berich teten, der römischen ,Tribuna' zufolge, daß die Engländer am Suezkanal gewaltige Vorbereitungen gegen einen etwaigen türkisch-deutschen Angriff getroffen haben. Große Anlagen seien geschaffen worden, um längs des Kanals weite W ü st e n stre ck e n unter Wasser setzen zu können, aus denen nur ein zelne befestigte Plätze wie Inseln hcrausragen würden, deren Besatzungen der Proviant durch Torpedoboote zugeführt werden soll. Der Kalkan unter lick. Aus Sofia wird von gutunterrichtcter Seite dem ,B. T.' geschrieben: - Eine der bemerkenswertesten Folgen des neuen Balkankricges ist die tiefe Wandlung, die in den Gefühlen Bulgariens gegenüber Griechen land' eingetreten ist. Man erkennt mit auf richtiger Dankbarkeit an, daß Griechenland sich gegen Bulgarien in diesen schweren Tagen durch aus freundschaftlich verhalten hat. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, daß, wie der bulgarische Gesandte in Athen Pasarom vor wenigen Wochen gesagt hat, die Beziehungen zwischen Griechenland und Bulgarien nur von dem Baum alten Hasses überschattet werden, dessen Wurzeln längst abgestorben sind, daß aber die Interessen beider Sünder in Wahrheit vielfach völlig übereinstimmen, so ist er in diesen Tagen gegeben worden. Die kriegerischen Pläne, die wie überall auch in Sofia manche Kopse erfüllten, gehören der Ver gangenheit an. Bulgarien weiß, daß es dank diesem Kriege Jahrzehnte des Friedens brauchen wird, um das, was ihm das heutige Ringen bringen soll, auszubauen und daß es wegen einiger Orte, deren Namen zum Schlagwort ge worden ist, nicht neue Kriege führen kann und darf. In diesem Sinne hat sich Minister präsident Radoslawow auch einem Besucher gegenüber ausgesprochen. „Wir sind leine Leute," so sagte der Ministerpräsident, „die überspannten Ideen nachjagen und um einiger Orte willen höhere Zukunftsinteressen opfern. Ich will das Wort von dem neuen Balkanblock nicht gebrauchen, aber wenn die Diplomatie der Zentralmächte, denen wir uns angeschlossen haben, auf eine freundschaftliche und dauernde Verständigung zwischen uns und Griechenland hinarbeitet, so findet sie bei uns vollstes Ver ständnis." Das sind die Gedanken und Gefühle, die heule nicht nur die stets besonnenen Männer der bulgarischen Regierung, sondern wirklich die öffentliche Meinung Bulgariens erfüllen, und ungestraft kann man heute überall das noch vor kurzem streng verpönte Wort von der Unan tastbarkeit Griechenlands gebrauchen. Blau darf ruhig sagen, daß die gesamte Balkanpolitik der Zentralmüchte als im gemeinsamen Interesse ge legen, heute auch in Bulgarien volles Ver ständnis findet. Das ist, wenn man ehrlich sein will, bis vor kurzem noch nicht überall der Fall gewesen, und um so herzlicher darf man sich über diese Wandlung freuen. Diese Stimmung konnte in Bulgarien nur aufkommen, weil man überzeugt ist-, daß Griechenland sich strikter Neutralität befleißigt. Schreibt doch der Berichterstatter des ,Daily Telegraph': Wenn die Bulgaren die serbische Armee nach Albanien drängten, so würden die Folgen äußerst gefährlich sein. Griechenlands Interessen in Albanien seien gewachsen, und wenn die serbischen Truppen sich dorthin zurück zögen, so könne der König von Griechenland so energische Maßregeln ergreifen, um die dortigen griechischen Interessen zu schützen, daß sie eine neue unwillkommene Änderung in der Lage am Balkan herbeiführen könnten. Der König treffe bereits Vorbereitungen. Artillerie und Kavallerie würden eiligst an die maze donische Grenze gesandt; besondere Gesetze für die Kriegszeit seien in Vorbereitung, Griechen land versammele seine Truppen in Richtung Monastir, aber schütze nicht Drama, Seres und Kavalla. Bulgarien habe ihm vielleicht Monastir zügesagt. Die griechische Neutralität sei durchaus unparteiisch. Auch in Rumänien tritt immer klarer das Bestreben zutage, in strikter Neutralität zu ver harren. Das zeigt eine Meldung, die die „Köln. Ztg.' aus Bukarest empfing. Darin heißt es: Auf das Verlangen des deutschen Gesandten hin erklärte die rumänische Negierung sich bereit, die Bürgschaft dafür zu übernehmen, daß Zwei in Turn-Severin liegende russische Torpedoboote und ein bestückter russischer Donaudampfer genau nach den inter nationalen Vorschriften behandelt würden. Damit ist ein Angriff dieser Schiffe auf etwa vorüberfahrende andere Dampfer aus geschlossen. Es scheint, daß es der rumänischen Negierung überlassen worden ist, auf welche Weise sie die russischen Kriegsschiffe aus der Donau unschädlich machen will, ob durch Ent waffnung oder irgendeine andere Art. Hierbei trat die Ansicht des rumänischen Ministerpräsi denten Bratianu klar hervor, die berechtigten Forderungen der deutschen Negierung auch dann zu erfüllen, wenn Rußland dies nicht genehm sein sollte. — Der Vierverband scheint demnach das Ziel auf dem Balkan endgültig verloren zu haben. Politische Aunälckau. Deutschland. * Eine Herabsetzung der Schweine fleischpreise steht, wie verlautet, unmittel bar bevor. Die Verordnung bezweckt, den Kleinhandelspreis für Schweinefleisch so zu regeln, wie die Rücksichten auf die Ernährung der Bevölkerung es erfordern. Der Klein handelspreis für Schweinefleisch dürste dabei gegenüber den Preisen der letzten Zeit ziemlich herabgesetzt werden. Eine Regelung der Preise für Rindfleisch ist einstweilen noch nicht in Aus sicht genommen. Auch die weiteren auf Rege lung der Versorgung mit Milch, Käse und Eier bestimmten Maßnahmen stehen alsbald bevor. *Wie der Oberbürgermeister von Karlsruhe, Siegrist, im Bürgerausschr sie mitteitte, haben sich die süddeutschen Negierungen, ausgenommen Hessen, geeuigt, beim Reichs kanzler in Abweichung von den Berliner Grund preisen eine Festsetzung des Kleinhandels preises für Tafelbutter auf 2 Mark zu beantragen. Der Prod izentenpreis sür Molkereien soll 1,80 Mark bettagen. Für so genannte Landbutter, die die Bauern auf den Markt bringen, soll der Verkaufspreis nicht höher als 1,80 Mark sein. Frankreich. * Clemenceau beginnt bereits die Laugs seines beißenden Spottes über das Ministe rium Briand auszugießen. Besonders kritisiert er den „Nat der Alte n". Clemen ceau wirft dann einen plückblick auf das bisher geübte System des blinden Vertrauens von Parlament und Presse zu gewissen hohen Per sönlichkeiten, die das Land einem katastrophalen Zusammenbruch entgegengeführt haben. Jetzt müßte man endlich mit allen Schwätzereien brechen, die Zeit der Charakterschwachen sei vorbei, und alles komme darauf an, sofort ein Maximum von militärischer Kraft zu organisieren. Nustland. * Der Vernichtungskrieg gegen das Deutschtum wird mit allen Rütteln weitergeführt. So sind jetzt Adelsmarschall von Mirbach und Bürgermeister Pfeifer, beide aus Dünaburg, nach Irkutsk verbannt worden. Es wurde ihnen abgeschlagen, auf eigene Kosten zu reisen. Pfeffer sollte zunächst nur nach Zen tralrußland verschickt werden, als plötzlich ohne Begründung die Verbannung nach Sebirien verfügt wurde. Asien. *Nach üblichem Rezept beginnen jetzt Eng land und Rußland Persien zu drohen, da dieses sich geneigt zeigt, mit den Mittelmächten zu halten. Rian kündigt Persien die bitterste Feindschaft an und drobt, seine Selbständigkeit anzutasten, wenn es nicht zu Kreuze triecht. Das nennt man in London und Petersburg die Freiheit der kleinen Nationen schützen. Eine f»errennatur. 80j Roman von Henriette v. Meerheimb. (F-rMtzuug.) Unter dem Schub einer dickten Buchsbaum becke brannte der Gärtner das etwa? primitive FeuerwerkinziemlichlanaenPaustn ab.aderten baam.'ostnBouernkindernerschienendiepacn Ra- kestn, Schwärmer und bunten Lichter wie die Wnnder einer Märchenwelt. Nadine war von der Wirtin kehr freundlich bevrüßt worden. Die mnven Mädch-n, denen man sie vorüelltt. wußten ihr freilich nickt viel zu sagen. Fräulein v. Jn-nplitz vertrau!« Ibr an, daß sie zu Papas Geburtstag eine Tale mit Slreublümchen Vemvlen würde, und Fräulein v. Brederlom meinte: .Malen ist surckibar schwer! Das ist so komiick — wenn ich gelb und blau zusammenrühre, Wilds allemal mün." Die junaen Offiziere und unverheirateten Herren der Nachbarschaft waren entrückt von der neuen, in diesem einfachen Kreise iebr opart ausiebenden Erscheinung." „Gnädiges Fräulein sind aus München? Diese Frage mit verschiedenen kleinen Abweichungen stellten alle. Nadine war daher sehr froh, als Herr von Jagow, denen sie doch schon besser tannre, ihr den Arm zur Polonaise bot. Ihr En ü-en über dies einfacke Gartenfest überraschte ibn. „Sehen Sie einmal dieses Beet mit den weißen Lilien, den silbernen Abendstern über der blühenden Linde, den dunklen N^chthimmei üa^u — Schöneres gibls nicht." „Al o das Landleben in Lehmm geiällt Ihnen?" fragte er lebbait. Unwillkürlich ver hielt er den Schritt, um Zwischen sich und den anderen lackenden, plaudernden Paaren einen größeren Abstand zu lassen. .Sehr gut geiällt es mir in Lehmin. Frau von Stechow ist die Güte selbst, der kleine Jobst ein entrückendes Kmd". tobte Nadine. »Und die G>äin Lehmin?" Nadin- zögerie mit der Antwort. „Na, ein wenig steif und hochmütig ist sie," gab Jagow zu. „Aber wenn man ihr nä! er tritt, merkt man bald, daß sie eine Prachtfrau ist. Ob sie freilich die geeianete Gattin ist sür eine Künst ernatur. wie m-in guter Georg eme ist, möchte ich nicht behauplen." Nadine schw ea, weit ihr Feingefühl ihr verbot, selbst mit diesem Hausireuno über Anne-Marie und Georg zu sprechen. „Hoffentlich bleiben Sie noch lange in Leh min?" forschte Jagow weiter. „Das hängt oänzttch von der Gesundheit der alten Gesellschatterm ab. Für immer möchte ich auch nickt M nch n verlassen. Ich hatte nur zuletzt eine unüberwindliche Sehn sucht nach der Heimat; darum nahm ich diese Stelle als Aushilfe an, weil mir das die Rene ermöglichte. Ebe ich nach München zurückkehre, besuche ich jeden alls mein tiebes Weimar mit den Gräbern meiner Eitern." Seltsame Gedanken sti gen in Jagow aust Die Nähe des schönen Mädchens berauschte ihn förmlich. Nadine war so ganz anders, als er ücheme kleine leichtsinnigeMalmin ge- dastt hatte. Elwas Träumerisches. Schwer mütiges lag ü er ihrem Weien. Warum sollte er nicht oertuchen, rbr näaer zu treten ? Er war reich, unabhängig, n emand verantwort lich. ganz sein eigener Herr! Die Kapelle des Hularenreglments be endete mit einem schmetternden Tutch die Polonaise. Das war der Jugend angenehm, denn nun sollte das eigentliche Tanzen erst angehen. — Erst nack dem Abendessen konnte Georg sich von all d-n ibn umringenden älteren tarnen freimachen. Jede wollte genau über Anne-Maiies Empfinoen und die Ursache ihrer Verletzung Auskuntt erhalten. Jede wußte ein anderes untrügliches Mittel gegen Verren'ungen zu nennen. Er gab immer zeistteutme Aniworten, als die Muäk einjetze und einen wiegenden Wal er begann. Cr mußte an jenen A'end ikk Pachiholel in München denlen. „Liebe verzeiht!" Wte sehn süchtig sang damals jene Zigeunerkapelle! Stumm lehnte er in eurer Ecke des aus- geiäumlen Saales und sah dem Tarnen zu. Nadine glitt von einem Arm in den an deren, Bald umschlang ein schwarzer, dann ein hellblauer Arm ihre schmale Taille. Ihre sanit dahingleitenben Bewegungen, die Art, wie sie den Kops h elt, die Stirn ein wen g ge enkt. so daß man n ir den locker gedrehten schwarzen Haarlnoten im Nacken, das seine Proßi mit den niedergeschlagenen Augen sah,, entzückte ihn. Auch die weich herunteifl'eßenden Falten ihres losen, siloergiauen aleides, das nur vorn an der Brust ein Strauß roter Mohnblumen ichmückte, war so anders wie die we ßen oder rosa steifgestärkten Mullkleidchen der übrigen junaen Mädchen, aul deren ieftaeflocktenen Zöp en vo e Rosen- oder Bergitzmeinmcht- kränre lagen. Bei dem Überfluß an Tänzern en'hie'ten die verheirateten Herren sich gänstich des Tan ens. Die meisten drückten sich schon wieder in das beliebte Rauchzimmer mit den Spieltisch en Rocklitz wollte auch Georg dazu einiangen, denn an dem einen Tisch fehlte noch ein Strohmann zur Whistparlie, aber Georg machte sich frei. „Suchen Sie sich jemand anders, lieber Rocklitz," bat er, una ohne eine Ann mt des etwas erstaunten Wirtes adzuwarten, ging er auf Nadine zu. Nach einer flübtig-n Verbeuaung vor Jagow, der ihr Tänrer war, legle er den Arm um iie und zog sie mst sich fort. Erst als die Musik verstummte, ließ er sie los und führte sie auf ihren Platz zurück. „Na. das war aber ein ausgedehnter Walzer!" schalt Jagow. „Und dabei hart n Sie mir den Lanz gegeben, gnädiges Fräulein." Nadine atmete so hestig nach dem stür mischen Lanzen, daß sie nur mit einem Lächeln antworten konnte. Georg tanzte den Abend nicht mehr; meist saß er aber im Tan saal. Daß er sa i vo rg schweigsam blieb, schoben die meisten aus «eine begreifliche Verstimmung wegen Anne-Manes Abwesenheit. Sehr jckarssichiig konnte man die guten Leitte zum G-ück ja nicht nennen. Das aber vemeriten die anwesenden Mütter nur zu gut, daß Nadme emsckieden die gestieltste Tänzerin Les Festes heute war. Natürlich — eme neue
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