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Ottendorfer Zeitung Bezugspreis: vterteljLhrüch l^o Mark frei ins ^«s. I» »er SeschLstsstell« abgeholt viertel- Dhrtich i Mk. Einzelne Nummer ,o Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «» Sennadend Nachmittag, Unterüaktung8 -v unä Anzeigeökatt M bi. deren X«m,, fsr »te NetußpeM^ Pelit'Weite „ »»»«<§,n«n»«tz»e N» Wr Mit »Schmlüch erscheinender Sonntagsbeilage ^Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel and Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Made". Dank »d Verlag von Hermann Rühl«, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. Verantwortlich für öie Redaktion H. Rühle in Oroß«GN»Ga. Nummer 125 Mittwoch, den 20. Oktober W5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Der Sonntag brachte starke englische Angriffe, vornehmlich gegen das Hohenzollern- we t au' weiches die Engländer großen Wert zu legen scheinen, wahrscheinlich vor allem um ves Namens willen. Lie Engländer be- hauvielen, wie erinnerlich, bereits schon vor mehreren Tagen, daß sie das Hohenzollern- wnk in Besitz hätten. Sie haben es aber ebensowenig wie damals. Das Hohenzollern« werk ist vielmehr nach wie vor fest in unseren Händen. Die Angriffe der Franzosen in der Champagne werden jetzt von Tag zu Tag schwächer. Offenbar haben die Franzosen bei ihrem dau-rnben Ansturm so schwere Verluste e.lit'en, daß ihnen die Kraft zum Nachstößen ,etz! lehlt. Von einem Abtransport fran. o oche. Truppen nach Saloniki ist an diesem Tert der Front nichts zu bemerken. Auch die ranzosischen Angriffe auf unsere Stellung am Schratzmünnle waren vergebens, dagegen werden wir voraussichtlich in einem der .mchnen Berichte des Generals Joffre von eurem französischen Erfolge am Hartmanns- nerlerkopf lesen. Wie der deutsche General- uab am Sonntag mitteilte, haben wir unsere Stellungen am Westabhange des Hartmanns- weuerkopfes eingeebnet und geräumt. Dre Htunzoien hatten davon keine Ahnung, und nach den Schilderungen unserer Soldaten mug es sehr seltsam ausgesehen haben, wie dre Franzosen sich unter Beobachtung aller nur denkbaren Vorsichtsmagregeln an diese Stellungen heranpirschten, um erst ganz zuletzt zu bemerken, daß kein deutscher Soldat mehr dort war. — Zum großen Gasangriff der Engländer vom >3. Oktober wird gemeldet, daß der Feuw nach mittelmäßigem Trommelfeuer und umker Gasentwicklung auf der ganzen Front Upem—Loos hatte attgreifen wollen. Um 2 Uhr nachmittags ging dann der Feind programmätzig zum Angriff über, der auf oem Frvntablchnitt südltch des Kanals von Lu Basste bis Loos sehr heftig war. Auf den übrigen Teilen gelang es ihm vielfach mch., feme Leute zum Sjurm vorzubringen. Au, dem genannten Abschnitt wiederholten Engländer ihre bekannte Methode. Erst u..».en kleine Gruppen, hinter denen dann dichte Massen nachorängten. Schon bevor die erpen Angreifer unsere Drahthindernisse er eicht hatten, biach alles in unserem Feuer !i ammen. Während die Verluste, die der ans oie,e Weife erlitt, wieder in das mure gingen, waren die unseren ganz u.i.ng, va lein Mann von uns die Deckung haue zu verlassen brauchen In den ersten Abendstunden war der ganze groß geplante Angriff erledigt. — Wie bereits halbamtlich mitgeteilt ist, hat ore deutsche Regierung Schritte unter nommen, nm das nötige Material über die crmvr. ung der Mannschaften des deutschen Unterieebvote« - wahrscheiniich ist es „V 27" ucme;m — durch ein englisches Patrouillen boot zu erhallen. Der deutsche Gesandte in Washington Gras Bernstorff ist telegraphisch b au, ragt worden, so schnell wie möglich die eidlichen Auslagen der vier amerikanischen Puffaglere zu beschaffen und hierher zu senden damit sie zur Grundlage eines weiteren energischen Einschreitens gemacht werden können. — Bor Dünaburg geht es jetzt vorwärts, Abermals sind bei dem Orte Jlluxt, nord, westlich voir Dünaburg, russische Stellungen in einer Breite von drei Kilometern erobert woi den. Auf der übrigen Front wurden ver- s-medene russische Angriffe abgewlesen, so bei Jucobfladt an der Düna, bei Smorgon, wo von den Angreifern 177 gefangen genommen wurden, und südöstlich von dem Eisenbahn ¬ knotenpunkt Baranowitschi, an der Eisenbahn, die über Ljachowitschi nach Süden führt. An der wolhynischen Grenze haben sich jetzt zwischen dem schon vielumstrittenen Orte Rafalowka und dem 25 Kilometer weiter südlich liegenden Kulikowiczy zu beiden Seiten der Eisenbahn Kowel—Sarny neue Kämpfe entwickelt, die aber noch nicht ent schieden sind. — In Serbien gehen die Operationen günstig vorwärts. Der Aufmarsch unserer Armeen nach Erzwingung des Donau-Ueber- ganges ist im wesentlichen beendet. Damit ist die wichtigste Vorbedingung für ein gutes Förtsch cenen der weiteren Angriffe gegeben Auch die Leistungen der Bulgaren verdienen hohe Anerkennung, da diese bei ihrem An sturm auf die Höhen zum Teil schon durch Schnee gehen mußten. Eine einheitliche Führung der deutschen, österreichischen und bulgarischen Truppen ist, wie außerdem aus den Berichten der letzten Tage zu ersehen ist in erfreulicher Weise gewährleistet. Ob be reits englische oder französische ^Truppen in Serbien stehen, ist zweifelhaft. Man darf es für unwahrscheinlich halten, weil die einzige, noch dazu eingleisige Bahn von Saloniki nach Nisch den Serben für den Nachschub von Proviant und Munition unentbehrlich ist. Der Gedanke ist daher naheliegend, daß die Landung in Saloniki vielmehr einen politischen als einen militärischen Erfolg im Auge hat. — Lyoner Blättern wird nach der „Voss. Ztg." gemeldet, daß eine große Schlacht in der Umgebung von Walandowo im Gange sei, das von 400000 Bulgaren mit zahl reicher Artillerie angegriffen sei. In Maze- donien stehe ein Zusammenstoß zwischen den den Serben zu Hilfe geeilten Verbündeten und den Bulgaren bevor. In Saloniki werden seit dem Sonnabend starke englische Truppenkontingente gelandet. — Nach einer Reutermeldung aus Nisch ist eine große Feldschlacht im Raume von Wiles im Gange, wo die bulgarischen Truppen versuchten, die Eisenbahn von Nisch nach Saloniki zu erreichen und die Ver bindung der serbischen Truppen mit dem Meere und der Mitte des Landes ab zuschneiden. — Aus Konstantinopel wird der „Franks. Ztg." gemeldet: Nach sicheren Nachrichten aus Ncsch nimmt die Verwirrung in den serbischen leitenden Kreisen überhand. Der Hof und sein Gefolge haben sich in Pranska Banja, einem kleinen, zwischen Nisch und Vranja gelegenen Badeorte provisorisch nieder gelassen. Das fremde diplomatische Korps hat das gleiche getan, doch werden jetzt schon Vorbereitungen zur definitiven Uebersiedelung nach Pristina getroffen. Stimmen, die zu einem raschen Frieden mit den Zentralmächten raten, sind in der Zunahme begriffen. Sie werden sich zweifellos noch vermehren, wenn oie sehnsüchtigst erwartete Hilfe der Entente ausbleibt und es dem bulgarischen Vorstoße gelingt, die Eisenbahnlinie Kumanowa — Vranja in Besitz zu nehmen. Der Verlegung oer serbischen Hauptstadt nach Pcistina liegt oer Gedanke zugrunde, im Falle der Niederr cingung Serbiens eine gesicherte Fluchtlinie zu haben. König Peter hat vielleicht die Absicht, beim König von Montenegro ein schon einmal benutztes Asyl zu gewinnnen, oder über Monastir den griechischen Boden zu erreichen. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, <8. Oktober M. — Vom 15. Oktober ab ist der Privat paket' und Frachtstückgutverkehr an alle Truppen des östlichen und westlichen Kriegs, schauplatzcs freigegeben. Er bleibt vor läufig nur noch für die auf dem Balkan kämpfenden HeereZangehörigen gesperrt. Im Verkehr nach dem Nordosten muß mit ver langsamter Beförderung gerechnet werden, weshalb es sich empfiehlt, den Versand dorthin einstweilen auf das Notwendigste zu beschränken — Unmittelbar bevor steht eine An ordnung der preußi'chen Staatsregierung (auf Grund der Bundesratsvcrordnung vom 2 Februar 1915), die weitere Ein schränkungen in der Verwendung der Milch zu gewerblichen Zwecken Vorsicht, um für die Versorgung der Bevölkerung mit Frisch milch größere Mengen sreizumachen Wie man erfährt, wird die Anordnung im Ein zelnen enthalten: 1) Das Verbot des Inverkehrbringens von Sahne, abgesehen von Sahne zur Herstellung von Butler; 2) das Verbot der Verwendung von Milch und Sahne zur Herstellung von Schokolade Bonbons, Pralinees usw.; 3) Das Verbot der Herstellung von Schlagsahne schlechthin 4) Das Verbot von Verfülterung von Vollmilch an Kälber und Schweine, die älter als sechs Wochen sind; 5) Das Ver bot der Verwendung von Magermilch bei der Bereitung von Brot; 6) Das Verbot der Verwendung von Milch bei der Fabri kation von Farben; 7) Das Verbot der Verarbeitung von Milch zur Herstellung von Kasein für technische Zwecke; 8) Das Verbot der Herstellung von Sahnepulvern. Mtlchpulver sollen im Sinne der An ordnung wie Milch behandelt werden. Die Durchführung dieser Anordnung bietet die Gewähr, daß sowohl die produzierte Milch unmittelbar in größtmöglichstem Umfange der Volksernährung zugeführt wird, wie der in der Milch enthaltene Fettgehalt in der Hauptsache zur Butterbereitung ver wendet wird. Die Anordnung, die baldigst ergänzt werden wird durch eine Regelung der Preisbewegung am Buttermarkt dürste einem großen Teil der vorhandenen Miß stände in kurzer Zett abhelfen. — Als charakteristischen Beweis für die ungemeine Dreistigkeit, mit welcher in der gegenwärtigen Zeit die Lebensmittel- Verfälscher zu Werke gehen, und wie sie zu diesem Zwecke geradezu verständnisvoll Hand in Hand arbeiten, verlas in einem Butterfäischungsprozesse vvr der Düssel dorfer Strafkammer der Stadtchemiker Dr. Loock das Angebot einer Fabrik, welche Butter-Knetmaschinen herstellt, an Butter händler und Butterhersteller. Es sind da nach diese Maschinen in der Lage, nicht nur die Herausknetung des Wassers aus der Butter zu verhindern, sondern es kann damit — was als besonderer Vorzug der Maschine betont wird! — Wasser in die Butter hineingetrieben werden, Das heißt doch wohl nichts anderes, als daß ganze Industrien sich schon mit der Verfälschung so unentbehrlicher Lebensmittel, wie Butter Milch und Fleisch befassen! Und alles das ohne daß es bisher möglich gewesen wäre, diesen sauberen Elementen gründlich das Handwerk zu legen. Coswig. Der am Sonnabend abend 10 Uhr 35 Minuten nach Meißen ab gegangene Personenzug Nr. 1658 ist bet der Ausfahrt aus dem hiesigen Bahnhose mit einem Güterzuge leicht zuscmmen- gestoßen. Beide Lokomotiven sind teilweise entgleist. Verletzt wurde niemand. Der Materialschaden ist unbedeutend. Nach zwei Stunden war das durch den Unfall ein« getretene Verkehrshindernis wieder beteiligt. Ueber die Ursache konnte bisher noch nichts ermittelt werden. Lommatzsch. Dem Fleischermeister Z. ist es pelungen, auf einem Acker Land 5550 yiu ein selbst in Landwirtskreisen iberraschendes Ergebnis zu haben. Er hat etzt auf diesem Landgebiete die noch nie erreichte Menge von 403 Zentner gute Kartoffeln geerntet, während eine normale durchschnittliche Ernte 200 Zentner sein würde. Er hat an einzelnen Pflanzen 18 bis 22 Kartoffeln gehabt. Löbau. Die Amtshauptmannschaft Löbau erläßt eine Bekanntmachung, in der cs u. a. heißt: Es ist bei der Amtshaupt- mannschaft verschiedentlich, auch seitens der Gemeindehörden, darüber Klage geführt worden, daß Landwirte in einzelnen Teilen des hiesigen Bezirkes mit dem jVerkaufe von Kartoffeln zurückhalten oder dafür un angemessen hohe Preise fordern. Ein solches Verhalten verdient scharfen Tadel; eine Weigerung, zu verkaufen, ist angesichts der Größe der Ernte und jetzt, wo sich mitten in der Ernte besonders günstige Gelegenheit zum Verkaufe bietet, keines wegs gerechtfertigt. Alle Landwirte werden deshalb aufgesordert, ihre Vorräte, soweit sie nicht in der eigenen Wirtschaft not- wendig gebraucht werden, Kauflustigen zu verkaufen und die Bestrebungen der Ge meinden und der Vertreter der Genoffen schaften in der Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln zu unterstützen. Für den Landwirt müssen im allgemeinen als an gemessene Verkaufspreise für gute Ware einschließlich des Transportes bis zum nächsten Güterbahnhofe die von der ReichS- kartoffelstelle für das Königreich Sachsen bei der Enteignung bestimmten Preise von 57 Mark für die Tonne oder 2,85 Mark für den Zentner bei Barzahlung an gesprochen werden. Eine angemessene Sackleihgebühr darf hinzulreten, der Handel kann einen entsprechenden Händlergewinn bet dem Verkaufe zuschlagen. Die Amts- Hauptmannschaft erwartet von der vater ländischen Gesinnung der Bevölkerung, oaß sie nicht gezwungen werden wird, ein zuschreiten, sondern daß schon diese ernste Ermahnung genügt, um Landwirte wie Händler an ihre Pflichten gegenüber der Allgemeinheit zu erinnern. Anzeigen, die Vergehen gegen die erwähnte Bekannt machung zum Gegenstände haben, können bei den Gemeindebehörden und bet der Amtshauptmannschaft angebracht werden, dabei sind die in Frage kommenden Tat- fachen und Personen genau zu bezeichnen. Anzeigen ohne Namensnennung des An zeigeerstatters bleiben unberücksichtigt. Chemnitz. Der Rat hat eine Preis prüfungsstelle eingerichtet. Sie wird, wie es bisher schon in ähnlicher Weise erfolg, reich die Ueberwachungsstelle getan hat, insbesondere alle ausgehängten Preistafeln nachprüsen lassen und ihr dadurch oder bei sonstigen Ermittlungen bekannt werdende unverhältnismäßig hohe Preise erörtern und Schuldige, soweit nötig, durch Abgabe der Ermittlung an die Staatsanwaltschaft und der Schließung der Läden zur Ver antwortung ziehen. Unterstützung durch die Allgemeinheit ist dem Rate erwünscht. Bautzen. Am Sonntagabend ist ein kriegsgefangener Russe vom ArbeilS- kommando Mrlkwitz bei Bautzen entwichen. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 21. Oktober 1915. Ottendori-Okrilla. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde.j