Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 28.07.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191207289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19120728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19120728
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-28
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.07.1912
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
me der Do» )er Nordsee, telmeer Indien Asführunge» ch der KG „Die selbst' lste Neigung, des Reiches und in der m mehrm inistern statt' en' zwischen nst und der ne dauernde Ausstellung ) Erörterung ' zur aien on die Rede England eine e noch G' irungen der nOberhautt, „Ich Md; sten Stunde" Stunde, G nicht G' st sich ?«' auf sein' der freuG !t, die uni« prochen E nstrengE -chnen mun; werden, 7 Anstrengung agt, d°ßF es Angrif rdanktst. j,e ZK sSS fundeM^ zu rutd s Sen" j iN Prop^'F ach )err, >5 )> end/M Mlö alles/,? >eu, ziig, -UnverS »e r fol^t- oas M wi^. ? ,» s» rater tt" Lkrist^' en nie ÄU rut rna^eii neueE^ ,Temps ; rühaeb Aleichg^W d-pl°D? > Mtltl^che en eng ympat^d- gen >v i -tt s du^ ? richttS> kchnietter r H-^K rische 6" Leben beabsichtig Das ist ; das ist^I adet haben- ch herbe'p der Meinun» ;ur See °, zenn 'v d, ls Schlv», er, wenn" nds die^s rmer ms /A enwart » in Beg?, 7^ I-» ««s keiner Mger- und zlugzeug-Lrsatz. Von einem Fachmann erhält die,Nordd. Allgem. Ztg/ folgende Zuschrift über Flieger und Flugzeug-Ersatz: Im Falle eines Krieges Uß unsre Armee über eine Anzahl tüchtiger Reger und kriegsbranchbarer Flugzeuge ber ingen können. Es wird mit der Zeit unmöglich werden, den Anforderungen der Truppe dadurch gerecht zu werden, daß die Militärverwaltung die notwendige Anzahl Flieger und Maschinen Wertig unterhält. Ein solches Verfahren Ure zwar das idealste, dürfte aber ungeheure Mittel verschlingen, wenn das Fliegerkorps stets wahrhaft kriegsbereit sein soll. Der Begriff Mgsfertig" ist hier nämlich sehr eigenartig. Noch immer ist die Flugzeug-Industrie in ihrer «twickelung begriffen. Neuerungen und Ver besserungen folgen rasch aufeinander. Daher wäre es unklug, wenn man eine Nahe Anzahl von Flugzeugen beschaffen würde, Ai sie im Kriegsfälle zur Stelle zu haben, selbst wenn ein Flugzeug einstmals die vor- Mriebene Prüfung bestanden hat, ist es nur dann „kriegsbereit", wenn es „betriebsfertig" ^halten und von einem Steuermann geführt wird, der sich selbst mit ihm in der Übung hält, Ane Eigenart, Vorzüge wie Mucken kennt und die Leistungsgrenzen der Maschinen beurteilen dann. Selbstverständlich muß die Armee über Ren großen Stamm solcher Flieger und Flug- iW verfügen, um in der militärischen Ver wendung Erfahrungen zu sammeln und ein ge eignetes Beobachtungs- und Bedienungskorps heranzubstden. . Aller ihre verhältnismäßig geringe Zahl 'eicht bei weitem nicht aus, um alle die Auf- Wen zu lösen, für welche der Flieger zum -ttarteil der Truppe und zur Führung im Kriege Awandt werden kann. Zur Ergänzung des Wörfliegerstammes muß und wird auf die Privatflieger zurückgegriffen werden. Es ist Wer von größtem Wert für die Militär- "ttwaltung, daß ein gutes Fliegerpersonal auch w der nichtmilitärischen Flugkunst vorhanden ist. Was aber verlangt die Militärverwaltung W einem Flieger, der zum Felddienst einge- f°gen wird? Zunächst muß ereineMaschine steuern Alinen, die den militärischen Anforderungen ge wachsen ist. Sie muß zur Mitnahme eines Beobachters eingerichtet sein, freien Ausblick ge- ,7>ten, gute Steigfähigkeit und einen zuver- Wgen Motor besitzen. Die Schnelligkeit allein sa nicht ausschlaggebend. Der Führer muß Mnde sein, auch auf kleinen Plätzen und auf weichem unebenen Boden leicht zu starten und Mr zu landen. Der Führer muß ferner seine Maschine kennen und in der Lage sein, bei Be- Wtebsstörungen, Beschädigungen, Unfällen, Trans- Wten usw. schnelle und richtige Anordnungen A treffen. Er muß Erfahrungen in größeren Merlandflügen besitzen, um seinem Begleiter bei dar Orientierung, den wichtigen Beobachtungen Rd Meldungen tatkräftig zu unterstützen. Er wuß sich den vorgesetzten Dienststellen unterordnen, M militärischen Verhältnissen und Verwen- Mgszwecken gewandt anpassen, bei allem aber 7ch die volle Verantwortung in flugtechnischen Ragen behalten. . Es ist klar, daß zur Erfüllung solcher Än derungen mehr gehört, als das alleinige Be- 'when der Flugzeugführer-Prüfung. Nur durch Mssenhafte technische Ausbildung und Unter- Mng hervorragender Flieger sowie durch "Miche Unterstützung geeigneter Flugzeuge kann -R solcher Ersatz geschaffen werden. Wenn Rver der gesamte Flugsport und vor allem die Wien Wettbewerbe diesen Anforderungen Rech- Mg trügen, dürsten wir in einiger Zeit sicher M eine größere Anzahl besserer und kriegs- /Warerer Flugzeuge verfügen als bisher. k)eer uns flone. — Der kleine Kreuzer „Magdeburg" hat erste Probefahrt von Bremen aus in See Mernommen. Die „Magdeburg" ist der erste Minenkreuzer, den die A.-G. Weser für die Mhche Marine fertiggeftellt hat. Das Schiff Turbinen ausgestattet. Die Erprobung "er neuartigen Maschinenanlagen verlief bei der ersten Fahrt so befriedigend, daß die Probe fahrt für die Übergabe bereits in einigen Tagen stattfinden kann. — Die Kaiserjacht „Kaiseradler", die jetzt zum Abwracken an die Handelsgesellschaft für Armee-, Marine- und Großbetriebe nach Geeste münde verkauft wurde, hat bei dem jetzigen Verkauf den seinerzeit angebotenen, aber abge lehnten Höchstpreis von 150 000 Mk. bei weitem nicht erreicht. Das Schiff wurde für nur 123 000 Mark losgeschlagen. Von und fern. Eine ganze Familie vergiftet. In Wiesenthal im Isergebirge wurden ein Glas drucker, seine Gattin und deren zwölfjährige Tochter vergiftet aufgefunden. Man nimmt an, daß es sich um ein Verbrechen handelt, da die Familie in durchaus glücklichen gesicherten Ver hältnissen lebte. Ein deutsch-österreichischer Bündnis- tnrm bei Bodenbach. Auf dem Hopfenberg bei Bodenbach (an der deutsch-österreichischen Grenze) werden reichsdeutsche und deutsch-öster reichische Kreise, darunter zahlreiche nordböhmtsche Gemeinden, einen deutsch-österreichischen Bündnis turm errichten. Wolkenbruch inOsterreichisch-Schlesien. Infolge eines nachts über Friedet und Um gebung niedergegangenen wolkenbruchartigen Regens trat die Ostrawitza (ein Nebenfluß der Oder) über die Ufer und überschwemmte das umliegende Gebiet. Die Reguüerungsarbetten erlitten schweren Schaden. Drei bei diesen Arbeiten beschäftigte Erdarbeiter kamen in den hereinstürzenden Wassermassen um. Eine Pariser Brücke in die Luft ge flogen. Nachts ging ein Passant im Süden der Stadt Paris über eine einsame Brücke. Der Spaziergänger steckte sich eine Zigarette an und warf das Streichholz achtlos fort. Kaum hatte er die Brücke passiert, als eine furchtbare Explosion erfolgte. Das Streichholz war in eines der Abflußrohre gefallen und hatte dort Gase zur Explosion gebracht. Die ganze linke Seite des Bruckenbelags flog in die Luft und stürzte dann zum Teil ins Wasser. Bald darauf schlugen Flammen aus dem Brückenbogen empor, und da die Explosion auch die Wasserleitung zerstört hatte, gab es eine kleine Überschwemmung. Der Brand konnte durch die Feuerwehr bald gelöscht werden. Beendigung des Streiks der fran zösischen Seeleute. Der Ausstand der fran zösischen Seeleute, der über 7 Monate gedauert hat, kann als beendet angesehen werden, da es den Schiffahrtsgesellschaften gelungen ist, ge nügend Mannschaften anzuwerben, um einige Dampfer zu bemannen. Damit kann der Ver kehr wenigstens notdürftig aufrecht erhallen werden. Anarchistische Verbrechen von Tchul- knaben. Die Gendarmerie von Pontoise nahm fünf Knaben fest, die einen Schnellzug zum Entgleisen bringen wollten, indem sie 25 große Steine auf die Schienen legten. Der Anschlag wurde vereitelt, da der Lokomotivführer recht zeitig bremsen koynte. Die verhafteten Knaben erklärten, daß sie Anarchisten seien. — Wahr scheinlicher ist wohl, daß es sich um einen frivolen Dummenjungenstreich handelt. Spanische Eisenbahnräuber. In der Nähe der spanischen Eisenbahnstation Torres Cabrera hielten acht maskierte Räuber einen Personenzug an und plünderten die Reisenden mit vorgehaltenem Revolver vollständig aus. Den den Zug begleitenden Zivilgardisten gelang es, drei der Verbrecher zu verhaften. Sie konnten es jedoch nicht verhindern, daß sich die übrigen mit ihrer Beute schleunigst flüchteten. Rückgabe einer kriegsgefangene« Glocke. Im Jahre 1854, während des Krim- Krieges, raubte der Kommandeur eines englischen Kriegsschiffes vom Glockenturm des Solowezki« Klosters am Weißen Meere eine der Glocken, die er der Hafenkirche in Portsmouth schenkte. Jetzt hat die englische Regierung die russische benachrichtigt, daß sie die Glocke dem Kloster zurückgeben möchte. Demnächst soll diese kriegs gefangene Glocke wieder in der Heimat ein treffen. Der Heilige Synod hat ein besonderes Festprogramm zusammengestellt, um die Wieder einweihung der Glocke festlich zu begehen. — Die Rückgabe dieser Glocke nach 58 Jahren ist ein bedeutsames Zeichen sür die immer inniger werdende englisch-russische Freundschaft. I^uMckiffakrt. — Das Militärluftschiff „Z. 3" ist jetzt nach einer Geschwindigkeitsprüfung in Baden-Baden vom preußischen Knegsministerium angenommen worden. Die Geschwindigkeit des Luftschiffes wurde mit über 21V- dis fast 22 Sekundenmeter Achmed Mukhtar-Pascha, der neue türkische Großwesir, ist einer der besten Sol daten, über die die Türkei zurzeit verfügt. Der Großwesir ist im Jahre 1832 zu Brussa geboren, steht mithin bereits im 80. Lebensjahre. Er hat, nachdem er schon in Mmen und in der Herzegowina tapfer gekämpft hatte, im letzten russisch-türkischen Kriege auf dem asiatischen Kriegsschauplatz mit solcher Auszeichnung gekämpft, daß ihm der Name „Ghazi", der Siegreiche, zuerkannt wurde. Reich begütert und ein ehrlicher Charakter, war er gegen die Bestechüngs- geiüste Abd ul Hamids gefeit. Dem jetzigen Sultan steht er persönlich sehr nahe und hat den Thron folger Jussuj Jzzeddin erzogen. Ler Sohn des neuen Großwestrs, der in Deutschland wohlbekannte und sehr beliebte Mahmud Mukhtar-Pascha, tritt als Marineminister in das Kabinett seines Vaters. festgestellt. Der „Z. 3" ist damit das schnellste aller Luftschiffe. — Der Flieger Mesguich, der vor einigen Tagen mit seinem Kollegen Mollin Versuche mit seinem neuen Wasserflugzeug in der Nähe von Antibes (Frankreich) ausführte, hat bei einem neuerlichen Fluge einen ernsten Unfall erlitten. Er war mit dem italienischen Haupt mann Ceruchi aufgestiegen und beabsichtigte, eine kleine Fahrt über das Meer zu machen, als nach etwa 500 Metern der Motor aus setzte und die Flugmaschine ins Wasser stürzte. Die Flieger konnten gerettet werden, die Maschine ist jedoch verloren. Gericktskalle. 88 Berlin. Das Kammergericht hatte sich mit der Frage zu beschäftigen, inwiefern Sonntags Flug blätter vertrieben werden dürfen. K. war in B. an einem Sonntage mit einem Paket Flugblätter über die Straße gegangen, um sie in den Häusern zu verteilen; eine Verteilung hatte noch nicht stattge funden. In sämtlichen Provinzen sind Polizei- Verordnungen ergangen, die öffentlich bemerkbare Arbeiten an Sonn- und Feiertagen, insbesondere während des Gottesdienstes verbieten. Auf die er hobene Anklage behauptete' K., er habe keine Flug blätter verteilt, in dem Tragen oder Verteilen von Flugblättern sei auch keine öffentlich bemerkbare Arbeit zu erblicken. Das Landgericht aber verurteilte K. zu einer Geldstrafe, da es sich um eine mü An ¬ strengung verbundene Tätigkeit gehandelt habe, di» geeignet gewesen sei, das religiöse Gefühl zu ver letzen. Diese Entscheidung focht K. durch Revision beim Kammergericht an, das indessen die Revision als unbegründet zurückwies, da die Vorentscheidung ohne Rechtsirrtum ergangen fei. Auch in dem Tragen und Verteilen von Flugblättern könne ein» Arbeit erblickt werden. Arbeit sei jede mit Bewußt sein und Anstrengung auf einen gewissen Zweck ge richtete Tätigkeit. Der Monat Mi, -er schlachtenreichste Monat. LL Der Monat Juli, der uns im allge meinen als der „Monat der Reise" und der „Monat der Ferien" in angenehmster Erinne rung ist, hat in der Weltgeschichte eine weniger friedliche und angenehme Bedeutung. Er ist unbestritten derjenige Monat, der den unruhigsten Charakter trägt, sowohl was Schlachten gegen den äußeren Feind, als was revolutionäre Um triebe in den einzelnen Ländern anbetrifft. Um einige Beispiele anzuführen, möge darauf hin gewiesen sein, daß schon im Jahre 1571 die Revolution der vereinigten niederländischen Pro vinzen im Julimonat begann. Am 9. Juli 1769 sah Rußland eine Palast-Revolution, da an diesem Tage Katharina 11. von Rußland ihren Gemahl vom Throne stieß. Am 17. Juli des Jahres 1777 brach die Revolution der Ver. Staaten von Nordamerika aus. Es ist, als ob die Hitze, die meistens diesen Monat beherrscht, auf die Gemüter einen ganz besonders auf regenden Eindruck machte, denn alle großen Revolutionen spielen m diesem Monat. DaS Hauptereignis der großen französischen Revolution war die Erstürmung der Pariser Bastille, die gleicherweise in diesen Monat fällt. Bekanntlich fand sie am 14. Juli 1789 statt. Vier Jahre später sah derselbe Monat wieder ein blutiges Ereignis von größter Bedeutung für die Revo lution. Am 9. Thermidor, also nach gewöhn licher Zeitrechnung am 28. Juli 1793, wurde Robesspierre gestürzt. Eine große französische Revolution hat sogar vom Monat Juli ihren Namen, es ist die zweite französische Revolution, die am 27. Juli 1830 ausbrach, und die unter dem Namen „Juli-Revolution" allgemein bekannt ist. — In demselben Monat sind auch so viele entscheidende Schlachten geliefert worden, wie in keinem Monat vorher. Am 6. Juli 1187 kam durch die Schlacht bei Tiberias das Königreich Jerusalem in die Hand der Türken. Die Schlacht von Ourique am 25. Juli 1139 machte Alphons I. wieder zum König von Portugal. Eine Schlacht von der weittragendsten Bedeutung für zwei große Männer und für zwei große Reiche war die Schlacht bei Poltawa, die am 8. Juli 1709 stattfand. Durch sie wurde Karl XII., der große Schwedenkönig, ins Elend gestürzt, während von diesem Tage die Machtfülle Peters des Großen von Rußland datiert. Die Erstürmung von Alexandria durch Napoleon I. fand am 2. Juli 1798 statt. Der 3. Juli 1799 sah die Schlacht von Abukir und die gewaltige Schlacht von Wagram wurde am 5. und 6. Juli 1809 geschlagen. Schließlich ist noch zu er wähnen, daß die entscheidende Schlacht im Kriege 1866 am 3. Juli geschlagen wurde. Es war die Schlacht bei Königgrätz. Kuntes Allerlei. » Politischer Humor i« Amerika. „Halten Sie eigentlich die gegenwärtige Poli- tische Erregung wegen der Präsidentenwahl, di« so viel Unruhe hervorruft, für wünschenswert?" fragte ein Bürger. — „Aber unzweifelhaft, wir mußten doch endlich einmal eine Gelegenheft haben, unsre Fußballspieler daran zu erinnern, daß sie nicht die einzigen bedeutenden Persön lichkeiten auf Erden find." Die Hauptsache. Herrin: „Marie, ich möchte eines der Kinder mit zum Geburtstag meiner Freundin nehmen." — Marie: „Jawohl, gnädige Frau l" — Herrin: „Welches von ihnen paßt wohl am besten zu meinem neuen roten Wechselnd mit der linken Schulter ein paar Male heftig. Seine Kollegen kannten das und gißten, daß, wenn dieses Zucken oder Ruckten M den Schultern los ging, seine Teilnahme für ""Und etwas sehr lebendig war. - Josephine schwieg und sah still weinend zu -""den. Der alte Herr richtete seine Augen Mdenklickst gegen die Zimmerdecke. Zwischen Kigefinger und Daumen hielt er eine Prise, As er eben aus der silbernen Dose aus dem fische genommen, in Kopfeshöhe eine Weile, Me sie zu verschnupfen. Endlich schien er sich Mz Amts zu erinnern. Er nahm die Prise M>g zu sich. »Ja, Demoiselle, das ist sehr schön und gut, M nicht zur Sache gehörig. Das kann ich Mi sich nicht zu Protokoll nehmen. — Also, wo von lebt Herr Mosjeh?" „Auch darüber vermag ich nicht Auskunft zu Mcn. In den ersten Jahren unsres Bei- ?Mmenlebens hatte er viel Geld — von aus- Mts bekam er nichts geschickt — er muß wohl M großes Vermögen besessen haben. Später M reichte es für unsre Bedürfnisse nicht aus, ? M viel den Armen gab und viele seine Me mißbrauchten. Da wurde denn ein kost- ores Silbergerät, ein Möbel nach dem andern voräußert, und als gar die Krankheit ihn ergriff, M kaum das nötigste mehr vorhanden, und ? wurde das letzte verkauft. — O, mein Mr," fuhr Josephine schluchzend fort, „das Mr eine traurige Zeit. Ich konnte nichts oer- 'Mn, da ich immer um ihn sein mußte, ihn Mt verlassen durfte. Als er ruhig starb und we lieben Augen brachen, hielt er noch meine Hände fest, als wären sie das letzte, was er im Leben besitze, was er nicht lassen wollte I — O, und nichts war vorhanden, ihn zu beerdigen; da mußten fremde Leute ins Mittel treten, und auf Kosten der Stadt wird seine Beerdigung besorgt. O, wie ist es ein schmerzliches Gefühl, so ganz arm zu sein und ganz verlassen, wie ich es bin!" Der Schmerz kam über sie und versagte ihr zu sprechen. Der alte Herr schien das Protokollieren auf gegeben zu haben, sah wieder an die Decke hinauf und zuckte sehr heftig mit den Schultern. „Also nichts hat Mosjeh hinterlassen — nichts?" „Nichts," sagte Josephine, seine Papiere alle mußte ich auf sein Geheiß acht Tage vor seinem Tode verbrennen, auch seine Bücher. Als sie die Flammen verzehrten, wie sah er da so traurig in die Glut. Es sollte nichts von ihm bleiben, nichts, sagte er und seit dem Augenblick hat er beinahe nicht mehr gesprochen. Nur —" „Nur? nur?" „Nur ein kleines Kästchen gab er mir und ließ mich schwören, es nur im äußersten Not fall, in größter Bedrängnis zu öffnen." „Und was ist in dem Kästchen." „Mein Herr, ich habe geschworen —" „Nun gut, gut — und was wird aus Ihnen — was wollen oder können Sie tun, Ihr Leben zu fristen?" „O, das ist eben mein Unglück — ich bin ganz fremd hier — wir hatten mit niemand Umgang — ich kenne niemand. Arbeiten kann ich und will ich auch gern, aber wie soll ich's anfangen, an wen mich wenden, wer wird mich in sein Haus aufnehmen?" Der alte Herr hatte wieder sehr nachdenklich in die Höhe gesehen und heftig mit den Schultern gezuckt. Dann legte er hastig die Feder aus der Hand und die Brille ab. „Kommen Sie, Demoiselle, mit mir in Ihre Behausung — wie heißen Sie doch?" „Josephine." „Also, Demoiselle Josephine, kommen Sie mit mir. Wir wollen sehen. Vielleicht läßt sich's tun." Er sah sie fest und forschend an, den Überrock anziehend und nach Hut und Stock langend. „Kommen Sie mit zu Mosjeh! — Die Menschen sind schlimm, sehr schlimm und böse, und junge Personen, wie Sie, haben rotes, warmes Blut, sehr rotes und sehr warmes Blut! — Sie würden es böse und schlimm unter den Menschen haben. — Vielleicht wird sich's tun lassen, Demoiselle! — Wegen des Geld stücks sprechen wir später. — Kommen Sie!" Der Regen hatte aufgehört und die Helle, heiße Julisonne trank die feuchte Luft in vollen Zügen auf. Bald standen sie vor dem Hause Mosjehs. Sie traten ein. 3. Dem alten Herrn war es unterwegs warm geworden. Er hatte kein Wort gesprochen und nur hin und wieder bald mit der einen, bald mit der andern Schulter heftig geruckst. Er war demnach äußerst aufgeregt. In dem vorderen Zimmer Mosjehs sah es öde und leer aus. Ein wackliger Tisch mit zer- brochener Platte und abgeriebenen Beinen, ein alter, hoher Lehnstuhl, der auf drei wurmstichigen Füßen gegen die Wand gelehnt und so melancholisch dastand und wer weiß von welchen Dingen träumte, die er erlebt, und an alle die dachte, an die Schönen und Guten, an die Bösen und Häßlichen, denen er in jungen Jahren redliche Dienste geleistet, waren das ganze Meublement. Die Türe nach der Hinteren Schlafkammer war geöffnet, das Fenster ausgehoben und den Laden geschlossen. Durch einen breiten Riß in demselben siel in dem dunklen Zimmer ein Sonnenstreifen, wie ein Ordensband, über die Leiche Mosjehs, die in der Mitte des Zimmers auf drei Stühlen in einem einfachen schwarzen Sarge stand. Der Sonnenstreifen schnitt in scharfer, Heller Linie gerade über das Herz des Toten, als wollte er dieses vornehmlich aus zeichnen vor dem übrigen irdischen Leibe, und dennoch spielten in demselben tausend und aber tausend Staubatome sichtbar durcheinander, deren jedes der Liebe Gottes so wert war, wie das Herz des toten Mannes. Josephine führte den alten Herrn in diese Kammer und kniete an dem Sarge nieder, leise betend und weinend. Der alte Herr stand da vor, die Hände gefaltet, und sah ernsten Blickes der Leiche in das hagere, blasse Gesicht, dessen edle Züge, die hohe, marmorglatte Stirne und römisch längliche Nase deutlich hervortraten. Ff 2 (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)