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Ottendorfer Zeitung : 09.06.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191206096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19120609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19120609
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-09
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 09.06.1912
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' Regierung Und z Parlak em Hach I" Sitzung ki' Regierung ^en Minich Zerlassen t» z geschünde» nun zunich" Maßnah»«« ises, der ch rheit, biA i Hause m in eine» prechung "7 rdnetenhaB »lassen bgeordnetff >ent sei. T» auch in ds? mhauies <7 es nötig L lassen, b damit, F n des i Tisza, i" der Pkl' Fitzung Budapest ei" umfassende worden. an von de" i überrB t, datz d» chche und °d urchzusetze^ man jeds"* Rechtmöß^' an auf d»" MagnE Osteaei^ n GegE sich an A' machen, wmöglich^ Kampl Parla-ne"' e. r nimmt s'" n der SpE n, woruM» nerzeit ntreadm"^ ffizieca Nayslowe' 1 entgeg^ und °° ' hoffe, d merita E ein Ach' , Taft >F nser rn GegM die gesaM' -stellt id rief au^ ist!" aus rstreren ° )esSchf„ sie KoM^ Trinhs utsche 'Ä? kett «-Ä ich ltschen.SK -ersuch,! rnem mural erSE, icklung das -er naE genaue >er schr"§ ob ec "r an M AI wD hatte ^"nn Är dtwK selbst e'" men, r Mowe^' .s Äbe"^ SS 'S Da»!" L a koM»' die 0^ orgen ° Von I^lak unä fern. vBelohnung eines Kohle-Künstlers durch Kaiser Wilhelm. Ein Künstler auf dein Gebiete der Schnitzereien in Steinkohle nnd andern Kohlearten ist der Bergmann Dudeck von der Kleophas-Grube bei Kattowitz. Seine Handfertigkeit hat aus der gewöhnlichen Kohle schon eine ganze Anzahl herrlicher Kunst- ver'e, darunter auch Porträts hervorragender Persönlichkeiten, geschaffen. Vor einiger Zeit ibersandte Dudeck einige dieser eigenartigen Kunstwerke dem Kaiser als Geschenk. Der Monarch hat sie in Anbetracht ihrer Eigenart und Originalität ausnahmsweise angenommen Ad ließ dem Künstler jetzt aus seiner Privat- Mulle als Dank einen größeren Geldbetrag MMeisen. Gememfinn Danziger Bürger. Vor Azem kaufte ein auswärtiger Rentner in der «ngsversteigerung des am Langen Markt zu Tnnzig belegene Hotel „Englisches Haus". Asses Hotel ist noch eines der schönsten Bauten W dem Mittelalter. Das Gebäude war Wer s^r Zeit der Hansa) das Gildehaus der fluchen Kaufleute, das für den jetzigen Hotel- Arieb aber nicht recht patzte und daher einem ^eubau Platz machen sollte. Um dies zu ver- Mdern und den schönen Bau zu erhalten, Allie die Stadt Danzig jetzt das Haus für WM Mk ankaufen. Da aber aus städtischen Mitteln nur 80 000 Mk. für solche Zwecke ver- War waren, wurde die fehlende Summe in Anigen Tagen durch Sammlungen in der olirgerschaft aufgebracht — ein schönes und AHahmenswertes Beispiel opferwilligen Bürger- Aus. Verbrecherischer Anschlag auf ein Poft- nuto. Zwei Bauernburschen aus der Um- Wung von Mittenwald wälzten aus Rache Am den Chauffeur des von Partenkirchen Mittenwald verkehrenden Postautos an Mr Wegkurve große Steine auf die Parten- Mer Chaussee. Nur dem vorsichtigen Fahren A Lenkers war es zu danken, wenn das diese Me des Nachts passierende Auto, das voll- Atzt war, nicht in die Tiefe stürzte. Die Täter "Aden verhaftet. An schwerer Unfall ereignete sich im Mischen Militärlager zu Aldershot. Als am Zmittag die Pferve im Kavallerieteich in die Avomme getrieben wurden, stürzte ein Pferd V einem Gemeinen vom 19. Husarenregiment. M andrer Gemeiner, vom selben Regiment, Damm dem Kameraden zu Hilie. Beide er- Um Hufschläge von dem wild gewordenen Ade und gingen unter. Ein Sergeant be- AAe sich verzweifelt, sie zu retten und ging Mei ebenfalls unter. Alle drei ertranken. Ein .Mor, ein Leutnant und mehrere Gemeine ""Aen nach ihnen, doch ohne Erfolg. Ein deutscher Offizier als Lebens- Aer, Eine vornehme türkische Dame, die Mge eines unglücklichen Zufalls in den Mporus hineinfiel, wurde von dem deutschen Dallerie-Jnstrukteur Oberstleutnant Veit unter Mer Lebensgefahr aus dem tiefen, reißenden ?Wer gerettet. Veit-Bei ist bereits wegen Doller Lebensrettungen in der türkischen Dtstadt sowie in Deutschland ausgezeichnet Aden. Tas Grofifeuer in Konstantinopel. D den letzten Schätzungen hat das Feuer in Daniinopel vierzehn Straßen in Mitleiden- LA gezogen, in denen etwa 2300 Häuser und s- A viederbrannten, darunter vier Moscheen, ^.Schulen, zwei Derwischklöster und zwei Aoleen. Der Schaden wird auf anderthalb D°Nen Pfund (dreißig Millionen Mark) ge- HjM- Von den bei dem Brande Perwundeten ^,.Aei Polizisten gestorben. Fünfundzwanzig DE, die während des Brandes zu stehlen DMen, wurden verhaftet. Die türkische DE widmet der Katastrophe lange Artikel ^Dauert die Nachlässigkeit der Regierung, Dach so vielen schweren Brandkatastrophen DA Noch nicht die nötigen Löschvorrichtungen habe. schnall eines amerikanischen Kriegs- Vk H ' Bei Nock Maine, einem Seebad an .DAobscotbucht, stieß der neue amerikanische U?, Abend, in die weite, schöne Welt hinein, ich Dhnen das nicht auch so ? — Wer was frag' Sie DL töricht ? — Ich weiß ja schon, daß -ich alljährlich nn Frühling eine große Studien- E.'A'chen, von der Sie mit Skizzen beladen Mehren.'- Ist es nicht so?" syDMend sah er sie an. — Plötzlich stand Dollar das Erlebnis seiner letzten Studien- Wen seinem geistigen Auge. Alles Ver- D wurde plötzlich wieder lebendig. D a er nicht gleich antwortete, ftagte sie »Nun, woran denken Sie denn so sagte üe einen Augenblick fest an, dann tzrD.r: »Are Worte erinnern mich an ein M vom letzten Frühling." DD, gewiß eine Liebschaft!" rief sie be- L: „Schnell, schnell, erzählen Sie mal!" IhDmnend verneinte er: „Es ist gar nicht es H sogar sehr ernst, und ich habe DHt traurige Rolle dabei gespielt." pogend und ernst sah sie ihn an. H Dm Augenblick zögerte er. — Sollte er !«> „A erzählen? — JaI Es war ganz gut tzkiyiA Kewährte ihm in diesem Augenblick eine hier als Schuldigen an- wurde immer erstaunter. Aber sie Ho auch jetzt noch. Unausgesetzt sah sie um das Lind!" fuhr er fort. „Dori A -z A dem Nest verblüht sie ungesehen, und . doch so viele Herzen enlzücken." DDtonnte sie ihre Neugierde nicht mehr Uen. Auch eine leise Eifersucht keimte Panzerkreuzer „Arkansas" bei seiner Probefahrt auf ein unterseeisches Riff; 45 Fuß seines Bodens wurden aufgerissen; nur der doppelte Boden verhinderte seinen sofortigen Untergang. In Eis und Nebel festgehalten. Durch größere Eismassen und Nebel wurden im Weißen Meere fünfzig Dampfer, vorwiegend ausländische, festgehalten. Ein aus Norwegen nach Archangelsk entsandter großer Rettungs- dampfer machte nach längeren Bemühungen die Dampfer frei. zweiwöchiger Verhandlung von der Straf kammer gefällt worden. Wegen ihres Ver schuldens an der Eisenbahnkatastrophe im Juli vorigen Jahres, bei der vierzehn Menschen ge tötet worden sind, wurden der Lokomotivführer Platten zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis, der Zugführer Leonhard Bähr zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Plaiten werden zehn Monate Untersuchungshaft auf die Strafe angerechnet. Der dritte Angeklagte, der Heizer Männle, wurde freigesprochen. I-uMckiffakrt. — Der nordwestdeutsche Rundflug ist infolge andauernden schlechten Wetters am Dienstag nachmittag abgebrochen und auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Frhr. v. Wangenheim. Der neue deutsche Botschafter in Konstantinopel ist der bisherige Gesandte in Athen, Freiherr von Wangenheim. Dieser mit der orientalischen Politik wohlvertraute Diplomat war ursprünglich Soldat und widmete sich erst mit 28 Jahren der diplomati schen Karriere. Nachdem er in Petersburg, Kopen hagen, Madrid, Stuttqart und Lissabon tätig gewesen war, kam er im Jahre 1899 als Erster Sekretär und Botschaftsrat nach Konstantinopel. Während feiner dortigen Tätigkeit batte er oft Gelegenheit, den be urlaubten Botschafter zu vertreten. Im Jahre 1904 wurde er als Gesandter nach Mexiko ge sandt und fünf Jahre darauf nach Athen ver setzt, nachdem er noch Ende 1908 als Vertreter des beurlaubten Gesandten Dr. Nolen das Deutsche Reich in Tanger vertreten hatte. Schon dieser kurze Abriß seiner Karriere zeigt, daß Frhr. v. Wangen heim Gelegenheit hatte, den Orient genau kennen zu lernen und sich auf seine neue große Aufgabe vorzubereiten. — Dir von verschiedenen Blättern ver breitete Nachricht, Graf Zeppelin beabsichtige von der Hamburger Luftschiffhalle aus Versuche zu einer Luftfahrt nach New Jork zu unter nehmen, entsprechen nicht den Tatsache«. ES sind lediglich Versuchsflüge aufs Meer hinaus geplant, die wissenschaftlichen Zwecken dienen sollen. Ob später die Idee eines Fluges über den Atlantischen Ozean greifbare Gestalt an nehmen wird, wird gegenwärtig unter den maßgebenden Persönlichkeiten überhaupt nicht er örtert. HEine einzigartige Ausstellung von Flug zeugmodellen ist in Kassel eröffnet worden. Die Begeisterung für den Flugsport scheint bei der Kasseler Schuljugend ganz enorm zu sein. Die Jungen haben in ihrer freien Zeit Hunderte von Flugzeugmodellen bis zur Größe von einigen Metern angefertigt. Diese werden jetzt im Verein mit andern Erzeugnissen der deutschen Flugzeug-Industrie auf Anregung eines Regie rungs-Baumeisters in einer besonderen Aus stellung vereinigt und der Öffentlichkeit gezeigt. Der Reinertrag fließt der nationalen Flugspende zu. Gericklskaüe. Freiburg i. B. Das Urteil im Müll heimer Eisenbahn-Prozeß ist nach mehr als f^äcktlicker Strakenkampf in L^üttick. In verschiedenen Orten Belgiens ist es aus Anlaß des Wahlsieges der Regierungspartei zu schweren Ausschreitungen gekommen. Während aber in Brüssel nur vereinzelte Zusammenstöße stattfanden zwischen den in Gruppen von Hunderten brüllend umherziehenden Tumultuanten und der Bürgergarde, die alle Hauptkreuzungs punkte der Straßen besetzt hielt, wobei lediglich Fensterscheiben eingeschlagen wurden, gewannen in Lüttich und Verviers die Krawalle eine große Ausdehnung. Die Polizeimannschaften wurden überwältigt und entwaffnet, das gleiche Schicksal widerfuhr der Bürgergarde. Jetzt wurden reitende Gen darmerie und eine Schwadron Ulanen mobil gemacht. Inzwischen hatte sich die Revolte immer weiter ausgedehnt. Von den Terrassen der Restaurants wurden Tische und Stühle und alles Bewegliche zu Barrikaden aufgeschichtet, und es entwickelte sich ein regelrechter Straßen kampf, wobei sowohl aus der Menge wie aus dem sozialdemokratischen Volkshause geschossen wurde. Daraufhin feuerten auch die Gendarmerie und die Soldaten, namentlich in die Fenster des sozialdemokratischen Volkshauses, aber auch in die Menge. Erst nach Mitternacht gelang eS einer zweiten Schwadron Ulanen, von den Regimentern der Gardeschützen und der Bürger- Wehr unterstützt, die Aufrührer zu zerstreuen. Während der Kampf hin und her wogte, schleppte man die Schwerverwundeten durch die Straßen in die Hospitäler. Drei wurden tot eingeliefert. Fünf andre Männer find schwer verwundet. 17 Personen liegen außerdem mit lebensgefährlichen Verletzungen durch Schuß- und Hiebwunden in den Hospitälern. Nach Dutzenden zählen die verwundeten Personen, die sich in ihre Behausungen flüchten konnten. Ebenso sind unter den Hunderten von Ver hafteten viele leicht verletzt. Auch Gendarmen und Soldaten wurden mehrfach durch Schüsse verwundet oder sonst schwer mißhandelt. Die Plätze und Straßen der Stadt, wo der Aufruhr bis nach 1 Uhr morgens tobte, boten morgens einen furchtbaren Anblick. Das Pflaster war mit Blut besudelt und mit Trümmem übersät. Alle Fensterscheiben in den Straßen sind zer schlagen und zerschossen. Alle Gaskandelaber, mehrere Hunderte an der Zahl, umgerissen. Alles, was als Waffe und Wurfgeschoß an den Haussronten erreichbar war, wurde herab- geriffen. Zrau Pankhurst im Gefängnis. A Die Führerin der englischen Frauenrecht lerinnen, Frau Pankhurst, wird nun wiederum, und zwar auf neun Monate, die englischen Ge- fängnisse zum unfreiwilligen Aufenthalt nehmen müssen, und sie sieht dieser Zeit, so süß auch das Märtyrertum im allgemeinen sein mag, mit viel Unbehagen entgegen. Bei einem Mit arbeiter des ,Temps' hat sie sich bitter über die Behandlung beklagt, der die Frauenrechtlerinnen in den englischen Gefängnissen ausgesetzt sind. Der französische Korrespondent wurde bei der von ihren Anhängerinnen fanatisch verehrten Führerin durch eine niedliche Frauenrechtlerin aus den besten Kreisen eingeführt, die ihm auf dem Wege voll Stolz ihr Debüt als Fenster einwerferin bei dem „großen Krach" im März erzählte. „Es war das erstemal," so berichtete sie voll Eifer, „daß ich auf der Straße einen Stein schleudern sollte. Ich hatte viel Sorge, ob ich's auch ordentlich machen würde. Ich ging also mutig aus den Polizisten zu, der das schon in ihr empor. Unruhig fragte sie: „Ja, wer ist denn dies Geschöpf, von dem Sie noch jetzt, nach Jahresfrist, so schwärmen können?" „Ach, es ist das süße Mädel auf meinem großen Flieder-Bild!" — Förmlich begeistert war er. Beruhigt und leichthin sagte sie: „Ach so! Das kleine Plättmädel, — Sie deuteten mir ja schon so etwas an, als ich das Bild zum ersten Male sah." Sehr ernst entgegnete er: „Sie tun der Kleinen unrecht, liebe Freundin; sie ist nämlich durchaus nicht das, was Sie jetzt glauben — es ist wirklich schade um das Kind, das Mädel hat etwas gelernt, und es ist sehr begabt; würde es hier in die rechten Hände kommen, dann könnte etwas aus ihr werden — da drüben in dem Nest wird sie jedenfalls versimpeln." Plötzlich wurde sie sehr lebhaft. — „Wer das Mädel ist doch hier, soviel ich weiß." Erstaunt blickte er sie an. — „Hier? Die Elsbeth ist hier?" Ganz eigentümlich klang das. Leise erschrak sie über den Ton seiner Stimme. Dann sagte sie so leichthin: „Nun ja! Wissen Sie denn das nicht? Einer meiner Bekannten hat sie kürzlich bei Schulte vor dem Bilde gesehen, er hat sie sofort erkannt." Er sagte nichts darauf. Wer er dachte: „Sie ist hier, hier in Berlin? Ja, weshalb denn das nur? Weshalb denn nur? Da wurde der schönen Frau die Sache langweilig, und kurz entschlossen sprang sie zu einem andern Thema über. Und nun merkte er, daß er sich hatte zu sehr gehen lassen, und mit gesellschaftlicher Elastizität nahm ex nun auch das andre Thema auf. Aber Frauen hören scharf: doppelt scharf hören Frauen, die lieben. Und die schöne Frau Hellwig merkte sehr bald, daß ihr Partner nicht so recht bei der Sache war, wenigstens nicht so, wie er es sonst zu sein pflegte: seine Gedanken waren anderswo, und das beun ruhigte sie, das ängstigte sie sehr! Diesmal wurde das Teestündchen kürzer als sonst. Er schützte einige Besorgungen vor. Und sie hielt ihn auch nicht länger zurück. Als er fort war, wurde sie ernst und sinnend, — sie fühlte es ganz deutlich, daß sich heute abend etwas zwischen sie und den Freund gedrängt hatte, etwas Fremdes — der Gedanke, die Erinnerung an das schöne Mädchen, das war es — sie fühlte es ganz deutlich, und lange sann sie nun darüber nach. * * * Fritz Fröhlich lief mit pochendem Herzen dahin. Weshalb, weshalb war Elsbeth in Berlin? Das ließ ihm keine Ruhe. Darüber mußte er Gewißheit haben. Sofort ging er in die erste beste Kneipe und ließ sich das Adreßbuch geben. Zuerst wollte er im Nachtrag nachsehen, denn er vermutete, daß sie doch erst am 1. April gekommen sei; da aber der neueste Nachtrag nicht zur Hund war, schlug er den Hauptteil auf, obgleich er es eigentlich für zwecklos erachtete, denn er konnte sich nicht denken, daß sie schon seit Oktober vorigen Jahres in Berlin sein Men. Haus des Ministers bewachte, und fragte ihn nach irgendeiner Adresse. Als er die nicht wußte, sagte ich: „Hoffentlich kennen Sie wenigstens den Weg nach dem Polizeibureau", und dabei warf ich meinen Stein. Ich erschrak tödlich, denn statt des lärmenden Geklirrs, das ich erwartet hatte, hörte ich nur ein kleines kurzes Geräusch. Der Polizist sagte mit schlichter Würde: „Folgen Sie mir" und führte mich ab. Den ganzen Weg hatte ich nur einen einzigen Gedanken und schließlich fragte ich ängstlich: „Glauben Sie, daß das Fenster entzwei ist?" „Sie können ganz ruhig sein," erwiderte der Polizist; „es "ist in kleine Stücke zerschlagen." „Dann ist alles gut," meinte ich erleichtert. Die Polizei, müssen Sie wissen, sympathisieren häufig mit uns. Manche tragen sogar unsre Abzeichen unter ihrer Uniform. Ihre Frauen gehören vielfach zu uns. Eines Tages sah ich einen Polizisten, der weinte, als er sah, wie man die Damen hin- und herstieß. Und der, der uns vom Gericht nach dem Gefängnis brachte, wo ich meine Strafe abgebüßt habe, der sagte, wir sollten ihm den Frauenrecht- lerinnen-Marsch singen." Unter solchen Er zählungen ist man bei Frau Pankhurst angelangt, vor deren Ehrfurcht gebietendem Blick die kleine Frau sofort in Demut verstummt. Sie macht wirklich einen würdigen und bedeutenden Ein druck und am meisten überrascht, daß sie keines wegs exaltiert oder leidenschaftlich erscheint, sondern in ihrem Wesen und in ihren Urteilen maßvoll und beherrscht ist. „Wir haben durch aus nicht zu unsrem Vergnügen zur Gewalt gegriffen," sagte sie sanft, „aber ich glaube, man kann von der Regierung nur etwas er langen, wenn man sie in ihrer Ruhe stört. Die friedlichen Petitionen haben nichts genützt, wir mußten also zu andren Mitteln greifen, und von diesem Augenblick an fing man an, sich mit uns zu beschäftigen." Frau Pankhurst beklagt sich dann darüber, daß man die "Frauenrecht lerinnen nicht als politische Gefangene behandle, sondern mit gewöhnlichen Verbrechern zusammen sperre. Der französische Radikalist Hervö, der die Soldaten aufgefordert habe, auf ihre Offiziere zu schießen, genieße alle Vorteile eines politischen Gefangenen in Frankreich; ihnen werde keine Erleichterung gewährt. „Man stellt uns mit den gewöhnlichen Verbrechern auf eine Stufe. Dieselbe Kleidung, dieselbe Be handlung. Die Nahrung ist ungenügend und widerlich. Das Frühstück besteht aus einer Tasse Tee, der in großen Bottichen gekocht wird, einem Stück harten, unverdaulichen Brots und Margarine; das Mittagessen tagaus, tagein aus einem Stück Rindfleisch, drei Kartoffeln und manchmal etwas Gemüse, alles halbroh und ungenießbar, wie auch der Tee oder Kakao am Abend. Wir dürfen uns keine Nahrung selbst besorgen. Wohl gibt es Baderäume, aber die Gefangene darf ihn nur alle vierzehn Tage ein mal benutzen. Viele von unS sind von dieser Behandlung krank geworden. Und noch schlimmer sind die seelischen Foltern. Nur einmal im Monat dürfen wir Besuche empfangen in Gegen wart einer Wärterin. Briefe schreiben ist ver boten. einreibt. Gemeinnütziges. Erdbeersaft für Kranke. Ein Pfund Zucker kocht man mit wenig Wasser zu perlendem Sirup, legt 1V-Pfund recht reife Walderdbeeren hinein, rührt sie behutsam mittels eines Holz löffels oder einem silbernen Löffel durch den Zuckersast ohne sie zu zerdrücken und läßt sie sehr heiß werden, nicht kochen. Alsdann schüttet man die Beeren in ein feines Porzellansieb und läßt den Saft, ohne zu rühren, durchlaufen. Nachdem der Saft erkaltet ist, wird er von Bodensatz abgegossen und in kleine Gläser ge füllt. Die Erdbeeren, die, wie oben bemerkt, nicht zerrührt werden dürfen, sind erkaltet ein wohlschmeckendes Kompot. Der Saft ist be sonders Brustleidenden sehr zu empfehlen, da derselbe heilsam und erquickend wirkt. *** Sommersprossen verschwinden oder bleichen bald, wenn man Borax- oder Schwefel seife verwendet und mit einer milden Salbe Aber siehe da, er sand, was er suchte: Witwe A. Bürger, geb. Schwarz, Weiß näherin, NW., Emdener Straße 60, Seiten flügel HI, 1 Treppe. Da stand es, das mußten sie sein, Mutter und Tochter. Also waren sie schon ein halbes Jahr in Berlin, und er hatte nichts davon geahnt. Weshalb, weshalb nur war sie hier? Diese Frage kam ihm immer und immer wieder. Er zog die Uhr. Sechs war es, also hinaus nach Moabit. Er sprang in die erste freie Droschke und fuhr davon. Er versprach dem Kutscher ein gutes Trinkgeld, nur schnell, schnell! Ganz eigentümlich war ihm zumute — io froh, so frei, so im Vorgefühl einer großen Freude, daß er ganz laut hätte aufjauchzen können. Das liebe, kleine Mädel! — Ob sie noch so schön und so lieblich, so köstlich naiv war wie damals? Er konnte gar nicht die Zeit ab warten, sie wiederzusehen. Aber auf einmal fiel ihm ein, daß er nach alledem, was vorgegangen war, doch eigentlich gar nicht gut zu den Damen hinaufgehen konnte. Er wußte doch gar nicht, ob man seinen Besuch wünschte. Und was wollte er denn eigentlich da? Was sollte er denn lagen, um seinen Besuch zu begründen? Fata!, äußerst fatal! Er sann und sann . . . Nein, es war un möglich, er konnte nicht hinaufgehen. Li 2» lFortsetzuus folgt.) ' ' D
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