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Ottendorfer Zeitung : 08.05.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191205080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19120508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19120508
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-08
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 08.05.1912
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Vie Dienstzeit der Kavallerie. In der Budgetkommission des Reichstages kam u. a. auch die Frage zur Debatte, ob es nicht ratsam sei, die Dienstzeit bei der Infanterie ganz allgemein auf ein Jahr und bei der Kavallerie auf zwei Jahre festzusetzen. Im Ver lauf der Debatte erklärte der preußische Kriegs minister v. Heeringen: „Die aktive Dienstzeit muß so bemessen sein, daß der Mann als fertiger Soldat in den Beurlaubtenstand über tritt. Beim überraschenden Eintritt eines Krieges, wo wir sofort vor großen Schlachten itehen werden, müssen die Leute des Beurlaubten standes sofort in die Verbände eingestellt werden und sofort verwendbar sein. Die Verringerung der Dienstzeit der berittenen Truppen ist nicht möglich; die Ausbildung von Mann und Pferd ist schwieriger geworden. Das Fußgefecht ist sehr in den Vordergrund getreten. Die franzö sische Kavallerie hat eigentlich keine zweijährige Dienstzeit mehr, da sie einen großen Prozentsatz von länger dienenden Leuten hat. Bei der reitenden Artillerie müssen die Leute im Fahren, Reiten und Schießen ausgebildet werden, was in zwei Jahren nicht zu leisten ist. Die Bezug nahme mehrerer Redner auf die kurze Aus bildung in der Schweiz ist nicht richtig. Das schweizerische Heer hat andre Aufgaben als das deutsche im Kriege. Den einjährigen Dienst einzuführen, ist nicht angängig, da wir sonst zeitweise keine schlagfertige Armee haben. Die Schweiz kann sich die kurze Dienst zeit leisten, weil an ihrer Grenze keine kriegs bereiten Heere stehen, die unter Umständen über sie herfallen. Die Forderung der Miliz ist eine rein politische Forderung der Sozialdemokratie. Die Selbständigkeit im Gefecht kann nur durch eine intensive Ausbildung erlangt und ge fördert werden. Die Mannschaften werden im Oktober eingestellt und sofort ins Gelände ge führt. Paradedrill geschieht überhaupt nicht mehr. Wir haben nur 20 Tage zwischen Ent lassung und Einstellung der Mannschaften; diese 20 Tage sind notwendig für die Instand setzung der Kasernen, Bekleidungsstücke usw. Die Zeit der Winterausbildung wird mit vollstem Eifer ausgenutzt. Eine Verkürzung durch spätere Einstellung ist nicht möglich, denn dann könnte der Rekrut im Frühjahr bei einer Mobilmachung als verwendbarer Soldat nicht in die Truppenkörper eingestellt werden. 15 000 Einjährige sind in der Armee in jedem Jahr, der jährliche Zugang an Reserveoffizieren ist 1000 unter Berücksichtigung des jährlichen Ab ganges. Strammes Exerzieren muß gefordert werden, um die Disziplin zu fördern und um die Massen bewegen zu können. Alle Armeen, die kriegsmäßige Ausbildung haben, arbeiten genau so. In der Jugend ausbildung muß noch mehr geschehen. Die Armee hat alles getan, um sie zu fördern und zu unterstützen. Erfolge können sich aber erst mit der Zeit zeigen. Die Jugendausbildung soll nur eine Erleichterung schaffen für die hohen Anforderungen der Ausbildung in zweijähriger Dienstzeit; deren Herabsetzung kann nicht er folgen. Die ziffermäßige Überlegenheit über Frankreich haben wir nicht mehr. Wir müssen das durch die bestmöglichste Ausbildung aus gleichen, und das wird uns ermöglicht durch unser stärkeres Unteroffizierkorps." — Bei der Ab stimmung wurde der sozialdemokratische Antrag auf Herabsetzung der Dienstzeit bei den be rittenen Truppen zum 1. Oktober 1915 mit 13 gegen 13 Stimmen abgelehnt. Politilcke Kuncilckau. Deutschland. *Kaiser Wilhelm hat den griechischen Ministerpräsidenten Venizelosauf der Insel Korfu in Audienz empfangen und ihm das Großkreuz des Roten Adlerordens verliehen. *Wie halbamtlich gemeldet wird, hat sich bereits die Mehrheit der schiffahrenden Mächte im Grundsatz mit der deutschen Anregung ein ¬ verstanden erklärt, eine Konferenz für das Rettungswesen zur See einzuberufen. Über den Ort der Konferenz und über den Zeitpunkt ihrer Einberufung haben Verhand lungen noch nicht stattgefunden und sie werden wohl auch nicht eher ausgenommen werden können, als bis alle Antworten auf die deutsche Anfrage eingegangen sind. *Die Zentrumsfraktion des Reichstags hat einen Antrag zum Militärgesetz, nicht zur Wehrvorlage, eingebracht, wonach kein Offizier wegen einer gesetzlichen Handlung, also auch wegen Verweigerung des Duells, aus dem Heere entfernt werden darf. Italien. *Die Kammer hat grundsätzlich den Wahl reformentwurf, der ein fast allgemeines Wahlrecht einführt und die Zahl der Wähler von drei auf mehr als acht Millionen erhöht, angenommen. Balkanstaaten. * Die türkische Regierung hat jetzt amtlich in Berlin mitgeteilt, daß sie die Wiedereröffnung der Dardanellen für die neutrale Schiffahrt unter denselben Be dingungen wie vor der Schließung, d. h. mit der Verpflichtung für die Handelsschiffe, sich den Vorschriften des Lotsendienstes zu unterwerfen, beschlossen habe. Die Wiedereröffnung würde erfolgen, sobald die zur Verteidigung ausge legten Minen gehoben seien. Die Türkei be hält sich vor, die Meerengen wieder zu schließen, falls sich die „Notwendigkeit" hierzu heraus stellen sollte. Aus ctem Keicbstage. Der Reichstag setzte am Donnerstag die Be ratung des Kolomaletats fort. Staatssekretär Dr. Solf erwiderte auf Ausführungen des Abg. Müller-Meiningen vom vorhergehenden Tage, daß die Verwaltung bemüht fei, Jagdschutzverordnungen zu erlassen. Die Kritik an der Justizpflege sei un berechtigt. Das HauS wandte sich bei Beratung des Etats für Südwestafrika besonders der Diamanten frage zu. Die Budgetkommission forderte in einer Resolution eine Reform der Diamantenregie unter Beteiligung der Diamantenförderer. Abg. Hoch (soz.) warf der Regie vor, daß sie Schmutzkonkurrenz treibe und die ganze Produktion lahm gelegt habe. Abg. Erzberger (Zentr.) sprach die Hoffnung aus, daß dem Staatssekretär die Regelung der Diamantenfrage gelingen möge. Nach weiterer Debatte erklärte Staatssekretär Dr. Solf, daß die Regierung nationale Bedürfnisse, wenn irgend mög lich, befriedige. Im neuen Vertrage sei der Preis verbessert. Der Grund für die Unzufriedenheit mit der Regie sei der, daß Leute keinen Einfluß auf den Absatz der Ware haben, die sie fördern. Abg. Ledebour (soz.) begründere eine Resolution auf Aufhebung der Verordnung, daß den Eingeborenen die Großviehhaltung von der Ge nehmigung des Gouverneurs abhängig macht. Staatssekretär Dr. Solf sagte eine Milderung zu. Bei der Beratung des Etats für Samoa stand die von der Budgetkommission beantragte Resolution zur Beratung, durch Gesetz die Gültigkeit der Ehen zwischen Weißen und Eingeborenen sicherzustellen. Staatssekretär Dr. Solf bat um Ablehnung der Resolution, während Abg. Ledebour (soz.) seine Ausführungen bekämpfte. Am 3. d. Mts. stehen auf der Tagesordnung die Geschäftsordnungsanträge. Staatssekretär Delbrück gibt namens der Ver bündeten Regierungen die Erklärung ab, daß die Regierung in die Geschäftsordnung, die ein ein seitiges Recht des Reichstages darstelle, nicht ein greifen werde, daß sie aber anderseits nur solchen Einrichtungen zustimmen könne, die die verfassungs mäßigen Rechte des Kaisers und der verbündeten Regierungen nicht beschränken, keinerlei staatsrecht liche Konsequenzen haben und gegen die Ver fassungsbestimmungen nicht verstoßen. Der Reichs kanzler sei jedoch bereit, kurze Anfragen zu be antworten, soweit sie den angeführten Bedingungen nicht wiedersprechen und soweit damit nicht in schwebende Angelegenheiten eines Gerichts-, Ver waltungs- oder DispiplinarverfahrenS eingegriffen wird. Hinsichtlich der kurze« Anfragen beantragt die Gejchäftsordnungskommission die Ein schaltung neuer Paragraphen in die Geschäftsord nung. Danach können vie Mitglieder des Reichs tags Anfragen an den Reichskanzler stellen, die schriftlich einznreichen, dem Reichskanzler unverzüg ¬ lich mitzuteilen und auf die Tagesordnung der nächsten für die Anfragen bestimmten Sitzung zu bringen sind. Am Dienstag und am Freitag jeder Woche darf die erste Stunde auf die Anfragen ver wendet werden, wenn sie nicht einem Gegenstand der Tagesordnung der Sitzung vorgreifen. Eine Be sprechung der Antwort des Reichskanzlers und An träge zur Sache sind unzulässig. Der Fragesteller kann sich mit einer schriftlichen Antwort begnügen. Die Konservativen und die Reichspartei beantragen, zunächst die weitere Bestimmung zu streichen, wonach zur Ergänzung und Berichtigung der Anfrage der Fragesteller das Wort verlangen kann; die Sozial demokraten dagegen wollen dieses Recht jedem Mit glieds des Haufes etnräumen. Weiter wollen die Konservativen und die Reichspartet die Zulässigkeit der Anfragen nur auf solche beschränken, die Tat sachen von allgemeiner Bedeutung aus dem Gebiete der inneren oder äußeren Politik des Reiches zum Gegenstand haben und nicht in ein schwebendes Ver fahren eingreisen. Abg. Gröber (Zentr.) erstattet den Bericht der Kommission. Die Behauptung, mit den kurzen Anfragen beabsichtige man eine Verschiebung der MachtverhSltnifse zwischen Reichstag und Regierung, ist ein Phantasiegebilde. Präsident Kämpf teilt mit, daß über die An träge der Konservativen namentlich abgestimmt wer den soll, jedoch erst an einem späteren Tage. Abg. Ledebour (soz.): Die Mitteilungen des Staatssekretärs waren entweder überflüssig oder nicht berechtigt. Niemand beabsichtigt mit diesen Anträgen eine Ausdehnung der Machtbefugnisse des Reichstags. Halten wir es für nötig, dann werden wir es nicht auf diesem Umwege tun, sondern auf dem direkten Wege des Antrags auf Verfassungs änderung. Der Redner empfiehlt die Anträge seiner Partei und weist auf die günstigen Erfahrungen in England hin. Abg. Kretb (konf.): Wir find der Ansicht, daß ohne die Absicht tatsächlich der Erfolg erreicht wird, daß die Rechte des Reichstages auf Kosten der Autorität der Regierung vergrößert werden. Die linksstehende Presse macht ja kein Hehl daraus, daß der ganze Zweck der Aktion eine Vergrößerung des Reichsiagsrechtes ist. Schon der Zwang für dm Reichskanzler oder seinen Vertreter, zweimal wöchent lich hier Reds und Antwort zu stehen, ist eine große Belastung sür ihn. Die Linke sollte die Sachlage noch einmal prüfen und unsre Anträge annehmen. Die Erklärung der Regierung deckt sich völlig mit unserm Standpunkt. Der Vergleich mit Eng land ist nicht stichhaltig. Dort ist der Sprecher allmächtig, das wird hier immer verschwiegen. Ein Sozialdemokrat, wie bei uns, wäre dort unmöglich. Würden wir im großen und ganzen mit England tauschen, die Rechte würde bei uns nicht zu kurz kommen. Die Anfragen dürfen nicht in einzelstaat liche Verhältnisse ein greifen und nicht in ein schweben des Verfahren; wenn das selbstverständlich ist, so können Sie es in die Geschäftsordnung ruhig auf nehmen. Wird unser Antrag abgelehnt, dann lehnen wir die kurzen Anfragen ab. Abg. List (nat.-lib.): Die Anträge der Ge schäfts ordnungskommisston entsprechen unsern Wün schen. Wir werden ihnen in vollem Umfange zu stimmen und die neuen Anträge von rechts und links ablehnen. Wir erblicken in der Einführung der kurzen Anfragen eine Bereicherung des parlamentari schen .Lebens. Der Gedankenaustausch mit der Re gierung wird dann lebhafter und ersprießlicher wer den. Wir haben geprüft, ob eine Schmälerung der Rechte der Regierung vorliegt; dies muß unbedingt verneint werden. Abg. M ü l l e r-Meiningen (fortschr. Vp.): Auch wir begrüßen die Kommtssionsbeschlüsfe. Äon einer Erweiterung der Rechte des Reichstages zum Schaden der andern verfassungsmäßigen Fak-oren kann nicht die Rede sein. Der Reichstag hat die Pflicht, ein zugreifen, wenn z. B. das Äereinsgeietz mißbraucht wird. Wenn der Reichskanzler sich weigern sollte, so müßte eben das große Geschütz der Interpellation ausgefahren werden. Die kleinen Anfragen sind sehr beliebt, z. B. in England, Frankreich usw. Man erspart damit die Zeit, macht das Parlament beweglicher und belebt den Verkehr zwischen Regie rung und Parlament und Parlament und Volk. Auch die Regierung hat damit Gelegenheit, rasch Aufklärung zu geben. Um die Frage bald zur Erledigung zu bringen, werden wir alle Ab- änderungsanträge ablehnen. Abg. v. Halem (ReichSP.): In England sind in einem Jahre 7000 Anfragen gestellt worden. Das System der schriftlichen Anfragen wäre besser. Auch jetzt kann man von der Regierung schon Rede und Antwort erhalten. Wenn die Kautelen, die die konservativen Anträge bringen, abgelehnt werden, lehnen wir auch die kurzen Anfragen ab. Abg. Bell (Zentr.): In die verfassungsmäßigen Rechte der Negierung oder des Kaisers wird nicht eingegriffen. Wir stehen daher auf dem Boden der Beschlüsse der Kommission. Anfragen gibt's ja schon jetzt, z. B. während der Etatsberatung. Neu ist nur die Form. Abg. Westarp (kons.): Die kurzen Anfragen werden kein praktisches Institut sein. Wir werden mit Anfragen überschwemmt werden. Ich behalte mir also den Antrag vor, daß im Interesse der Würde des Hauses die Materie an die Kommission zurückverwiesen wird. Abg. Müller-Meiningen (fortschr. Bp): Früher verhielt sich die Rechte nicht so ablehnend. Jetzt sieht sie auf einmal eine Verfassungsgefahr. Ich bitte Sie dringend, es bei dem Kompromiß zu belassen. Abg. Bell (Zentr.): Da wir den dringenden Wunsch haben, einen positiven Beschluß zu erzielen, ziehe ich unsre Anträge zurück. Abg. Schultz (ReichSP.): Sie scheinen in Reise stimmung zu sein. Dreieinhalb Jahre schwebt die Frage, und nun soll sie in einer kurzen Sitzung er ledigt werden. Man will in die Rechte der Krone eingreifen. Ich Halle die kurzen Anfragen für übe- flüssig und schädlich. Lehnen Sie es ab, in ein schwebendes Gerichtsverfahren einzugreisen! Sie stören sonst die Unhefangenheit des Gerichts. Abg. Graf Westarp (kons.) beantragt nochmals Zurückweisung bis zur allgemeinen Revision der Geschäftsordnung. Bbg. Graf v. Posadowsky (b. k. Fr.): Ich halte es für bedenklich, in ein Gerichtsverfahren ein zugreifen, auch nachdem das Urteil ergangen ist. Ich lehne von meinem politischen Standpunkte jede Erweiterung der Rechte des Reichstages und jedes Hinstreben zum parlamentarischen System ab, weil es nicht der geschichtlichen Entwicklung in Deutsch land entspricht, und weil ich ein Parlament für un fähig halte, die Zügel der Regierung zu ergreifen, zumal ein Parlament, das elf politische Parteien umfaßt. Die Aussprache schließt. Die Kommissions- befchlüsse werden gegen die Stimmen der Rechten angenommen. Es folgt die Besprechung des zweiten Teiles dec Geschäftsordnungsanträge: Anträge bei Inter pellationen. Der neue (wichtigste) Paragraph 33» lautet nach den Beschlüssen der Geschäftsordnung- kommisfion: Bei der Besprechung einer Interpellation können Anträge gestellt werden, die die Feststellung verlangen, daß die Behandlung der den Gegenstand der Interpellation bildenden Angelegenheit durch den Reichskanzler der Anschauung des Reichstages ent spricht oder daß sie ihr nicht entspricht. Diese An träge müssen von mindestens 30 anwesenden Mt- gliedern unterstützt werden. Die Konservativen und Reichspartei beantragen die Beseitigung dieser Bestimmung. Abg. Kreth (kons.): Die neuen Bestimmungen bedeuten einen Eingriff in verfassungsrechtliche Zu stände. Der Reichskanzler soll vom Reichstag ab hängig werden. Die neuen Bestimmungen richten sich gegen den Kaiser. Die Autorität der Krone und das Recht der Einzelstaaten soll nicht geschmälert werden. Wir brauchen eine feste Regierung, Autorität, nicht Majorität! Abg. David (soz.): Den Grund der Gründe für seine ablehnende Haltung hat der Vorredner nicht genannt: sie betrachten die verbündeten Regie rungen als ihren Exekutivausschuß. Die Rechte hat bisher noch jeden Kanzler gestürzt. Die Befürchtung aber, eS werde eine neue Obstruktionsmöglichkeit ge schaffen, ist hinfällig. Abg. Junck (nat.-lib.): Wir danken dem Abg- Kreth für den Antrag auf namentliche Abstimmung- Seine Rede war im übrigen bezeichnend für den Geist, der jeden Fortschritt im Parlament ver hindern will. Abg. Gröber (Ztr.): Wir hallen an den Kow- missionsbsschlüssen fest und lehnen auch die konser vativen Abänderungsanträge ab. Nachdem noch die Abgg. v. Halem (Rp.) und Bell (Ztr.) sich kurz geäußert, schließt die Aus sprache. Die Abstimmungen, die namentlich sei" werden, werden am Mittwoch stattfinden. Nächste Sitzung Dienstag. Von unct fern. Kaiser Wilhelm hat die Farmen Dickdora und Kosof irn südwestafrikanischen Bezirke Gibeon für 96 000 Mk. auf den Rat des gegenwärtig Deutsch-Südwestafrika bereisenden Hoflammerrates Heckel angetauft. Die Farmen sollen dem Betrieb der Wollschafzucht dienen- Der Bezirk Gibeon liegt in der Südhälftc der Kolonie. Gibson selbst ist Station der Nord- Südbahn, die von Windhuk im Norden nach Keetmannshoop im Süden verläuft. Das Ge biet, um das es sich handelt, ist von den schweren Kämpfen mit den Eingeborenen noch in Erinnerung. Es ist ein steppenreicher Land strich, der zur Schafzucht sehr geeignet erschein'- K Siegenäe I^iebe. 10s Roman von Paul Bliß. Als der Maler am nächsten Diorgen kam, überreichte er Elsbeth ein kleines Päckchen. Errötend nahm sie es — Goethes Gedichte in Prachtband — mit aufrichtiger Dankbarkeit reichte sie ihm die Haud. „Das war lieb von Ihnen I" sagte sie. Stumm küßte er ihre Hand. Dann begann die Arbeit. „Der letzte Tag," sagte er mit wehmütigem Ton. Sie schwieg und nahm ihre Stellung ein. Still und emsig begann er zu arbeiten. Selten sprach einer von beiden ein paar Worte. Mit ganzem Eifer war er bei dem Werk — noch einmal alle Kraft zusammennehmen, noch einmal sich ganz konzentrieren — dann war es vollendet. Eine ganze Stunde malte er ununterbrochen — dann stand er auf, trat zurück, betrachtete das Bild lange und eindringlich — dann legte er Pinsel und Palette hin und sagte scherzend: „Mein gnädiges Fräulein, ich danke verbmd- lichst,!' Wie erlöst atmete sie auf, sprang lachend herbei und rief: „Fertig!? Na, Gott sei Dank!" Sie trat wieder hin vor das Bild, es an- -usehen. Er aber faßte sie unter den Arm, führte sie .weg und sagte: „Nun lassen wir es mal ein vaar Tage vollständig unbesehen in der Ecke stehen, und dann beschauen wir es erst, dann haben wir einen freieren, ungetrübten Blick. — So, und nun reden wir mal 'ne ganze Weile von etwas anderm!" Unter dem Nußbaum an dem runden Tisch ließen sie sich nieder. Sie wickelte das Gedichtbuch aus, und plötz lich blieb ihr Blick an dem Zeitungsblatt des Umschlags hasten. Erstaunt fragte er: „Was haben Sie denn da?" Lächelnd wies sie auf ein Inserat, eine Theateranzeige des Opernhauses in Berlin. — Am Sonntag gibt's den „Tannhäuser"!" sagte sie mit strahlendem Blick. Er nickte. — „Kennen Sie die Oper?" Heiter sah sie ihn an. — „Woher sollte ich wohl die Oper kennen? Ich bin doch noch nie aus diesenr Nest herausgekommen! Aber ein zelne Stücke daraus sind mir bekannt. Es war nämlich Papas Lieblingspoper, und einige Sachen daraus hat er mir so ost vorgespielt, daß ich sie fast kenne." Interessiert fragte er: „So, welche denn?" „Das Lied an den Abendstern und den Pilgerchor," erwiderte sie lebhaft. „Ach, das Lied müssen Sie singen! Kommen Sie hinein, ich begleite Sie!" rief er. Nun wurde sie verlegen. „Aber wir haben doch kein Instrument mehr; das ist ja nach Papas Tode alles ver kauft worden." „Wie schade," sagte er still. Aber plötzlich kam ihm eine andre Idee. Schnell fragte er: „Möchten Sie wohl die Oper hören, Fräulein Elsbeth?" „Und ob ich möchte!" antwortete sie lebhaft. „Wer der Wunsch wird mir wohl vorest nicht erfüllt werden." Da rief er heiter: „Also hat man doch einen noch unerfüllten Wunsch!" Lächelnd schwieg sie. Er aber sprach schnell weiter: „Na gut, Sie sollen die Oper kennen lernen, ich lade Sie ein dazu!' Glücklich, aber auch ungläubig sah sie ihn an. „Ja, ja! Wirklich! Ich lade Sie ein, Sie und das Mütterchen! Machen Sie sich nm be reit. Es soll Sie keinen Pfennig kosten. Das soll meine Revanche sein für Ihre Sitzung!' „Ja, aber wie denn?" — — Sie wußte sich noch immer nicht zu fassen. „Nun, ganz einfach. Wir fahren nach Tisch hier fort, dann sind wir um drei in Berkin; dort gehen wir ein bißchen spazieren, abends in die Oper und dann mit dem Nachtzug zurück. Sie sehen, es geht herrlich. Um zwölf Uhr sind Sie schon wieder zu Hause." Vor Aufregung wurde sie ganz rot. — „Aber was wird Muttchen dazu sagen?" stammelte sie nur. „Das werden wir gleich erfahren. Kommen Sie nm, ich werde ihr sofort seierlichst meine Einladung überbringen." Und ohne erst einen Widerspruch abzuwarten, ging er mit der Kleinen ins Haus. Frau Bürger sah erstaunt über ihre Brille weg von der Näharbeit auf. Mit heiterer Würde begann der Maler:! „Meine verehrte Frau Burger, ich erlaube mir, Sie und Ihr Fräulein Tochter für den Sonn tag einzuladen — wir fahren nachmittags nach Berlin, gehen abends in die Oper und sind um zwölf Uhr wieder hier." Die alle Frau sah ihn starr an — sie glaubte nicht recht gehört zu haben. „Nun, was meinen Sie dazu? Haben Sie Lust? Fräulein Elsbeth möchte nämlich gern den „Tannhäuser" hören!" „Aber das kann doch gar nicht Ihr Grast sein, Herr Fröhlich," sagte Muttchen endlich. „Doch, doch! Es ist mir sogar sehr ernst' versicherte er. „Und ich möchte Ihre Zustimmung am liebsten jetzt gleich haben, damit ich dur« einen Freund die Billerts besorgen lassen kaum „Meine Zustimmung? Ja, ich weiß wirkst« nicht" — sie war ganz ratlos und sah bi« Tochter an. . „Hättest du nicht auch ein bißchen Lust' Muttchen?" fragte Elsbeth weiter. , „Aber, Kind, das ginge doch gar nicht, sagte sie da. Doch schnell rief der Maler: „Oho! War»?e soll es denn nicht gehen? Gestatten Sie doch, mich sür all die erwiesene Liebenswürdig keit zu revanchieren! Und wenn Sie mir nU" einen Korb geben, so würde ich das als ew Beleidigung ansehen!" ... Muttchen indes gab diesmal so leicht MW nach. Aber die Tochter im Verein mit de» jungen Mann waren doch stärker, uns 1° zwackten sie der alten Frau denn endlich da» Jawort ab. Beglückt ging Fritz Fröhlich fort, um Nonvendige sofort zu veranlassen. ii^Wie verst Latschen N don no , An Parise, Öderer erst Anten Par Mtags in Anm Buren ''B!sen. - 2 A der Täte Micher Kaffe A keinem der ' Äsenden Bea A Hanstor. die vertreten. 5°U zuM. den Passau z SchisMata An de ' Mndischs LsranMsch Schnee N bohrst Kung des - ' des Mam L staMn un O konnten sic! «-scheu S tzZann der! ..Wieder ei, Z°". Der z d-r", dec m jA» in den ej-'M eine Ur O-i'-er und z' ums Leb s^us End. Me Oberstb >, «ptbeteni Ander von < eicheidenen j^'r Expl Aschen -! Jubari-K ist Mmmene. N-ute sind kV" ° ^?"d Elsbei E und küß U fort blieb jas Leben ^-Mutter ^"Inen w r« Eger Ole AArt. 8 A^osfizier t ^fns kurz Sg-Lindentl lArverwaltui »»sündigem F ü» Wmen t h, Zwitchenlai L wi ik Muten in mngschuppc Am Mist !e Luftschiffe K'Mug " Luf ^mSellungei »Ache über »A wurden Und Gr V??u, blu !-,j/zizikl uni indem üA-n ju das 3" em von Sn -!j. dem Fein >^Aomben Paar 3 ^Merhast, H'tet, denn Hute ma zu maö htz tzen lass dend nä! db unermii h As Frau i ^Sen: „A Mein < k Abeth abe chuvpfen, d A kam en ß,?chön, wie er an Ander Fris ^iihmorgev L Lachend hx "e hsure s ^ien Muti Mudentao Aß und i war sie.
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