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Ottendorfer Zeitung : 28.02.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191202283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19120228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19120228
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-28
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.02.1912
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Urlegsbegeisterung in der . italienischen Uammer. In der letzten Zeit, da die Siegesnachrichten vom tripolitanischen Kriegsschauplatz nur spärlich in die Heimat kamen, schien es, als ob das anfangs so kriegebegeisterte italienische Volk seine Meinung gründlich geändert habe; aber — es ''schien eben nur so. Die Eröffnung der Kammer, die während des Krieges zum erstenmal zu- sammemrat, bewies, daß Italiens Kriegslust noch ungebrochen ist. Zwar hatten vor dem Parlamentsgebäude in Rom eine Anzahl von Sozialisten eine Kundgebung gegen den Krieg geplant; aber ihre Rufe erstickten unter dem Jubel der tausendköpfigen Menge, die immer aufs neue rief: „Es lebe die Armee, es lebe die Flotte!" Und ähnlich ging es auch in der Kammer selbst zu, nur mit dem Unterschiede, daß hier die Sozialisten sich ebenfalls von der allgemeinen Begeisterung Hinreißen ließen. Von dem Verlauf der Sitzung gibt folgender Bericht ein Bild: Der Präsident der Kammer, Marcora, Ministerpräsident Giolitti und alle Minister be traten zusammen den Saal der Deputicrten- kammer, von andauernden begeisterten Kund gebungen empfangen. Alle Abgeordneten er hoben sich, und Kammerpräsident Marcora brachte der Armee und Marine seinen Gruß dar, was mit langanhaltendem stürmischen Bei fall ausgenommen wurde. Sehr viele Offiziere, Soldaten und Matrosen hätten, sagte Marcora, den Heldentod erlitten, der alle Klassen des Volkes geistig fester zusammengebracht hat. „Wir wollen", so fuhr der Präsident fort, „an den Gräbern der Gefallenen weinen, aber uns dabei daran erinnern, daß der, der für das Vaterland stirbt, schon genug gelebt hat. Wie heute, werden wir immer einig sein und der Ehre und der Grütze Italiens jedes Opfer bringen." Nachdem sich der Beifallssturm gelegt hatte, erklärte Kciegsminister Spingardi, die Armee schließe sich mit brüderlicher Liebe und berechtigtem Stolz den hohen Ehrungen an, die von so maßgebender Stelle und unter so begeisterter Zustimmung ihren Brüdern von den Land- und Seestreitkräslen gezollt würden, die io mutig für die italienische Tüchtigkeit Zeugnis ablegien, durch ihr Leben die neuen Geschicke des Vaterlandes heiligten und sich ' opferten, damit das Vaterland größer, glücklicher und mächtiger werde. Die Armee habe gewußt und wisse, daß das Vaterland mit seiner ganzen Seele bei ihr sei. Als dann eine Tagesord nung verlesen wurde, die dec Armee den Gruß Italiens entbietet, erhoben fich alle Abgeordneten und alle Tnbünenbesuchec und äußerten ihre . begeisterte Zustimmung. Sodann erhob sich Ministerpräsident Giolitti, begrüßt von einer langandauernden großartigen Kundgebung, und brachte den Gesetzentwurf ein betr. Gültigkeits erklärung des Erlasses, in dem die volle Souveränität Italiens über Tripolis und die Cyrenacka erklärt wird. Der Minister präsident führte m seiner Rede folgendes aus: „Gestatten Sie, daß ich des Heroismus des Landes gedenke. Alle Bevölkecungsschichten und sozialen stände haben sich einmütig um dis Armee und Marine geschart und freudig ihre Söhne hergegeben, um für das Vaterland zu sterbeil. Diese. Haltung des Landes ist die größte Stärle, die eine Nation dem Auslände gegenüber zeigen kann, und diese Kraft ist um io mächtiger, als sie sich unter der von der unge heuren Mehrheit der Italiener anerkannten könig lichen Standarte kundgab." Wieder erhoben fich alle Anwesenden und einstimmig — auch von den Bänken der äußersten Linken — scholl es durch das Haus: „Es lebe der König I Es lebe Italien!" Ats die Kundgebung, die von seltener Begeiste- I wm getragen war, sich gelegt hatte, beantragte Gu ni, die Kammer möge dem Präsidenten Vo..macht erieilen, eine Kommiffion von 21 Mitgliedern zu ernennen, die den Gesetzent wurf prüfen solle. Der Antrag wurde uw.er Beifall angenommen. Niemand fragte, welche Ovicr au Geld und Blu! noch gebracht werden müßten, niemand dachte daran, daß von dem Lande, dessen Angliederung die Regierung vor- schlägt, noch nicht ein Zwanzigstel im Besitz Italiens ist — die Welle echt nationaler Be geisterung hatte alle Bedenken und Erwägungen noch im Keime erstickt. Freilich — später beim Etat, wenn die Unbarmherzigkeit der kalten Zahlen spricht, wird man ein wenig ab gekühlt sein. Politische Aunciscbau. Deutschland. *Kaiser Wilhelm, der seit etwa einem Monat täglich den Reichskanzler empfängt, oder ihm einen Besuch macht, gewährte Herrn v. Bethmann-Hollweg am Donnerstag eine längere Audienz. Der Kanzler hielt dem Monarchen Vortrag über die politische Lage und erörterte sodann den Entwurf der neuen Wehrvorlage. Wie halbamtlich dazu bemerkt wird, ergab sich in allen Einzelheiten die Über einstimmung der Anschauungen des Kaisers und Herrn v. Bethmann-Hollwegs. * Der Bundesrathat der Vorlage betr. Zollerlaß für Kartoffeln und der Vorlage betr. Ergänzung und Änderung des Taratarifs zugestimmt. Zur Annahme gelangten ferner die Vorlagen betr. die Prägung von 5 Mill. Mt. in Zehnpfennigstücken, von 21 Mill. Mk. in Dreimarkstücken sowie von je 4,5 Mill. Lik. in Zwei- und Einmarkstücken, von 2 Mill. Mk. in Zweipfennigstücken und von 3 Mill. Mk. in Einpfennigstücken. * Ein Entwurf betr. die Erhöhung der Zeugen- und Sachverständigen- gebühren ist im Reichsjustizamte aus gearbeitet worden. Der Entwurf wird jedoch dem Reichstage vorläufig nicht zugehen, da zu starke finanzielle Gründe gegen die Einbringung eines solchen Entwurfs zurzeit vorliegen. *Die neuen Wehrvorlagen haben den Bundesrat noch nicht beschäftigt und weder über die Höhe der Forderungen noch über die Art ihrer Deckung sind bisher Beschlüsse gefaßt worden. Die beteiligten Instanzen beschleunigen jedoch nach Möglichkeit die Arbeiten, und es kann, wie halbamtlich erklärt wird, erwartet werden, daß in kurzer Zeit über die Regie rungsvorlagen Klarheit geschaffen sein wird. Die Vorschläge der Kriegsverwal tung, auf die der weitaus größte Teil der Neuforderungen entfallen wird, sind jetzt in die Hände des Reichskanzlers gelangt. * Aus allen Teilen von Deutsch-Süd- westafrika werden andauernde Regenfälle gemeldet. Ein gleichmäßiger Landregen hat weite Flächen in den mittleren und nördlichen Gebieten fußhoch unter Wasser gesetzt. Die Farmen find damit auf längere Zeit vom Weide- und Wassermangel befreit. Österreich-Ungarn. * Kaiser Franz Joseph hat sich auf einer Ausfahrt, der ersten seit zwei Monaten, leicht erkältet. Nach der Erklärung der Arzte ist das Allgemeinbefinden des Monarchen zufriedenstellend und Grund zur Besorgnis nicht vorhanden. Frankreich. * Die deutsch-englischen Verhand lungen, die, über was weiß man nicht, geführt werden, scheinen bereits von einer Stockung bedroht. Wenigstens melden Pariser, den Regierungskreiseu nahestehende Blätter, daß die Verhandlungen zwischen London und Berlin ins Stocken geraten könnten, wenn nicht ein wohlmeinender Dritter gewonnen würde, um sich in den Dienst der für Europa so wichtigen Verständigungs-Angelegenheit zu stellen. Es scheint demnach, als ob Frankreich seine guten Dienste anbieten wolle. — Man sieht jedenfalls, daß die Nerständigungsgeschichte nicht so einfach ist, als sie anfangs von allen Seiten geschildert wurde. Hus clem Knckstage. Der Reiwstag setzte am Donnerstag die Be sprechung üer Teuerungs-Interpellationen fort. Abg. Antritt !!oz ) mcims, die Regierung erkenne einen Notstand an, dürfe ihm aber aus Rücksicht am die Junker nicht abhellen, und nannte die Schutzzölle ein fluchwürdiges System der Hölle. Reichsschatz sekretär Wermuth nannte den gegenwärtigen Zeitpunkt für die Interpellationen wenig glücklich, da gerade jetzt ein Sinken der Preise seftzustellen sei. Die Aufhebung des Kartoffelzolls sei nicht gegen den Zolltarif gerichtet. Die verbündeten Re gierungen hoffen damit Stutzen zu stiften. Abg. Gte Aberts (Zentr.) führte aus, daß die Land wirtschaft an einer llberteuerung kein Interesse habe. Die Debatten darüber hätten nur agitatorischen Charakter. Der Schutzzoll müsse weiter beibehalten werden. Er habe eine Blüte der deutschen Volks wirtschaft zuwege gebracht. Abg. Weilnböck (kons.) erklärte, die Kartoffel gegen die Sozialdemo kratie in Schutz nehmen zu müssen. Was diese Partei schützen wolle, sei die Luxuskartoffel aus Malta. Bayern sei mit Vieh überschwemmt, daher sei eine Aufhebung der Futtermittclzölle unnötig. Abg. Feg ter lsortschr. Vp.) meinte, die Kleinbauern haben keinen Einfluß aus die Preisbildung. Seine Partei erstrebe eine gesunde Bauernpolitik. Abg. Gebhardt (wirtsch. Vgg.s stellte die Beschaffung billiger Nahrungsmittel als Ausgabe der Stadtver waltungen hin unter der besonderen Betonung, daß alte Zollermäßigungen Preisherabsetzungen nicht veranlassen würden. Abg. He st er mann (Dt. Bbd.) warnte vor einer dauernden Aushebung des Kar toffelzolls. Nach kurzen Bemerkungen des Abg. Schweick Hardt lsortschr. Vp.) schloß die Besprechung. Am 28. d. Mts. steht auf der Tagesordnung die erste Lesung des Gesetzes gegen den Mädchen handel. Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt Kriege: Ich teile Ihnen mit, daß die geschaffene Zentralstelle bereits eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet hat. Das Rechtsabkommen stellt fest, daß der Mädchen handel eine strafbare Handlung ist und begründet die wechselseitige Auslieferungspflicht. Ehrenpflicht des Deutschen Reiches ist es, das Übereinkommen sofort zu ratifizieren. Abg. Göhre (soz.): Lange genug hat eS ge dauert, die Konvention zustande zu bringen; freilich, die Schwierigkeiten auf diesem dunklen, schmerzlichen Gebiete waren groß. Das deutsche Nationalkomitee hat sich große Verdienste erworben. Der Mädchen handel in jeder Form muß als eines der schlimmsten Verbrechen in der schwersten Weise bestraft werden. Leider sind die Schweiz, die Türkei, die Balkanstaaten, Nord amerika und fast alle Staaten Südamerikas dem Abkommen noch nicht beigetreten, auch die eng lischen Kolonien fehlen. Es muß scharf auf diese Staaten eingewirkt werden, daß sie den Anschluß vollziehen. Abg. Pfeiffer lZentr.s: Wir stimmen der Vor lage zu. Im letzten Jahrfünft sind über neunzig Mädchenhändler in Deutschland zur Bestrafung ge langt. Die Berliner Polizeiliste umfaßt 1400 Mävchenhändler. Die strafen müssen so streng und kräftig wie möglich sein. Abg. Graf Kanitz (kons.): Vor 15 Jahren brachte ich den Antrag ein, Zuchthaus bis zu fünf Jahren auf Verleitung zur Auswanderung einer Frauensperson zum Zwecke der gewerblichen Unzucht zu setzen. Dieser Antrag fand mit einer von Bebel vcantragten Verschärfung einmütige Annahme. Die Jmvorfiänver fehlen bei der Konvention. Aber auch in der Umgrenzung der strafbaren Handlungen be stehen Lücken. Großer Wert ist auf die Aufklärung der in die Großstädte kommenden Mädchen zu legen. Ich appelliere an die Richter, von ihrer Straf befugnis den weitgehendsten Gebrauch zu machen. Abg. Meyer-Herford (nat.-lib.): Wir stimmen ebenfalls zu. Aufklärung ist in weitesten Kreisen notwendig. Abg. Müller- Meiningen sfortschr. Vph : Wir sind mit den andern Parteien völlig darin einig, daß dieser schmayliche Weisse Sklavenhandel mit allen Mitteln bekämpft werden inuß. Auch wir wünichcn dringend, daß die deutsche Regierung alles aufb:cten möge, um die Vereinigten Staaten und Südamerika zum Anschluß an die Konvention zu bringen. Das beste Mittel zur Beseitigung des Mädchenhandels wird aber eine richtige Kultur- und Schulpolitik sein. Abg. Dombek (Pole) stimmt dem Vorredner zu. Leider wird der Osten von den Mädchen händlern heimgesucht. Die Kontrolle muß mehr ausgedehnt werden, besonders durch mehrsprachige Beamte. Abg. Werner-Gießen (wirisch. Vgg.): Der jetzige Erfolg ist dem Naüonat-Komitee zu danken, aber auch der christlichen Liebcsläugkek der inneren Mission. Ministerialdirektor Kriege: Die z im Ausdruck gebrachten Wünsche tonn ich voll umerichceiben: die Konvention möglichst zu erweiic-n. Wir werden gern auf die ander» Staaten einwirken, aber em solches Abkommen geht einen iangiamsn Weg. K 6egen leinen Millen. 1j Novelle von A. v. Gersdorff.*) 1. Die stütze Dämmerung eines Wintertages liegt in dem hohen, ernsten Gemach, dem Arbeitszimmer des Regierungspräsidenten von Karlstem. Der Tag war klar, und rötlich ist das sanste Abendlicht des Himmels, das durch die breiten Bogenfenster über den mit Büchern und Papieren bedeckten Schreib tisch fällt. Die dunkelbraunen Seidengardinen sind weit zurückgezogen. Spitzenvvrhänge sind gar nicht vorhanden. Stumpfe Farben, schweres, solides Eichenholz, edle, aber glanzlose Lietalle herrschen in diesem, der ernsten Arbeit geweihten Raume vor. Es liegt etwas Eigenartiges, das mit Be wußtsein sich der Kunst und der Schönheit beugt, etwas dem innersten Wesen des Be wohners Gehörendes in dem Ernst und in der Strenge des Ganzen. Der Präsident lehnt in dem hohen, mit herrlicher Schnitzarbeit verzierten Sessel vor dem Schreibtisch. Aber er arbeitet nicht mehr. Freundlich und nachdenklich ruhen seine Augen aus dem Gaste, der ihm gegenüber sitzt- Folko von Karlstem ist em Mann, der kaum die Mitte der Vierzig erreicht haben kann. Sein Auge ist von leuchtendem Stahlblau, die Stirn hoch und edel, mit einer tiefen Falte zwischen den Brauen über dem stischbräunlichen Farben- *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. ton der unteren Gesichtshälfle; in das braune glänzende Haar mischt sich kaum merklich das Silber des reiferen Alters und noch weniger in den kurzen Vollbart, der den eigentümlich fein und fest geschnittenen Mund sichtbar werden läßt. Stolz und selbstbewußt ist die Haltung des schmale!! Kopfes auf kurzem, kräftigem Nacken, die Gestalt hoch, mager und sehnig, den feinen, schöngeformten Händen sieht man kaum die be rühmte physische Kraft au, die sie besitzen sollen. Herr von Karlstein gehört zu den Männern, von denen man sich erzählt, daß sie Zinkteller ohne sichtbare Anstrengung zusammenrollen, als seien diese Papier. Er liebt aber dergleichen Kraft kunststücke nicht und legt keinen Wert auf diese Begabung. Desto mehr auf seine geistige. Dieser und seinem eisernen Willen hat er seine glänzende, rasche Karriere zu danken Seinem eisernen Willen! Er hat ihn nölig ge habt. Niemand weiß das so gut, wie er selbst. Denn in ihm ist noch eine Gewalt, die gegen den Zwang mechanisch geregelter Tätigkeit an den grünen Tischen der Bureaus lein Leben laug opponiert Hal. Er Hai gekämpft und ist zu der Überzeugung gekommen, daß er die Kraft hat, zwei starke Gewalten in seiner Brust, die Forderungen des Vaterlandes und des Beamtendienstes an seinen Geist und Charakter mit der Hingebung an eine ernste, anspruchsvolle Kunst zu vereinigen. Zwei gleich hochsiutende Ströme dämmte er bis jetzt mit der Kraft feines souveränen Willens so in ihre Grenzen, daß keiner das j Gebiet des andern streifte. Er verlangte viel «von sich und viel von denen, die er schätzte und liebte. Dem festen Willen aber trauie er schier übernatürliches zu. Sein Gegenüber erscheint in jeder Weise als sein Gegenstück; ein sehr junger, fein ge bauter Mann mit weichen, fchönen Zügen; blondes Haar lockt sich anmutig über einer weißen, reinen Stirn. Die hellbraunen Augen haben einen leidenschaftlichen, trotzigen Bück, über den jugendlichen Lippen kräuselt sich ein blondes Bärtchen. Es ist der Referendar Graf Schleppenberg, der Erbe eines der größten Majorate der Provinz. Herr von Karlstein scheint seine Rede geendet zu ,haben, denn er wendet den Blick ab unb blickt gedankenvoll in den Winterabend hinaus. ie, Kamill, den ich mit io Herz- , strengerem Tone wieder an: . :e in fast all Ihi-sn LsbsnK- »nh i „Das freu! mich, lieber Schleppenberg, Entwicklungsphasen verfolgte, Sic, der Erbe de- Schleppenbergschen Majorats, das Ihr greif? Onkel vielleicht bald in Ihre Hände legen mP- der einzige Sohn Ihrer Mutter, machen ih" machen uns Sorge. Unpünktlichkeit und M Zuverlässigkeit sind an sich kein Verbrechen, dc? man der Jugend nicht verzeiht, aber allzu v" führen sie zu ernsten, folgenschweren Konflikten- Dem Manne, und besonders dem Beamlen- kann man Pünktlichkeit und Strenge gegen selbst, seine Neigungen und Wünsche gar sest genug ans Herz legen. — Der LUN Wahrheit gehört dazu" — schloß der Präsides und heftete jetzt seinen ernst und gebietend g? wordenen Blick fest auf des jungen Freunds Gesicht — „der Haß gegen Unwahrheit uP Halbheit!" Das Gesicht des jungen Graff" halte fich mit leichter Röte überzogen, fein senkte sich beschäm!. „Ich versichere, Herr Präsident/ begann stockend, „daß ich die freundschaftliche Teilnah^' Darauf wird der Gesetzentwurf in erster «nä zweiter Lesung angenommen. Die Verlängerung des Handels- u"' Schisfahrts-Vertrages mit der Tür!" wird in erster und zweiter Lesung ohne Erörtert! genehmigt. Es folgt die erste Lesung des Reichs- u"! StaatsangehörigkeitsgesctzeS. StaalSsekretäa Delbrück: Das Staal? angehörigkeitsgefetz soll das Gesetz vom 1. Juli W ersetzen, es aber nichl von Grund auf änds" sondern nur ergänzen, entsprechend der Entwickle der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse d? Deutschen Reiches. Das bisherige Gesetz, das not zu den grundlegenden Gesetzen des Norddeutsch Bundes gehört, hat auch bis heute im großen ganpf allen Anforderungen genügt. Der Grundsatz, d«! die Reichsangehörigksii durch die Staatsangehörige zu einem Bundesstaat erworben wird und mit ih«^ Verlust erlischt, muß festgeyalten werden. Er e?' spricht dem föderativen Charakter des Reiches. G"" selbständige Reichsangehörigkeit, wie sie im lMj schwang patriotischer Begeisterung gefordert wur^ würde Schwierigkeiten bringen. Nur in den Koß' nien und Schutzgebieten kann eine unmittelbar! Neichsangehörigkeit erworben werden. Eine wesenn ltche Änderung wird also nur bezüglich des D? lustes der Staatsangehörigkeit nach 10 jähriger M Wesenheit aus dem Reiche getroffen. Dieser 8" flammt aus einer andern Zeit. Ende der Sechzig? Jahre war die sehr erhebliche Auswanderung i? die Bundssfiaten ein schwer empfundenes, ab«? schwer abwendbares Übel. Es waren nicht die schlechtesten Köpfe mrd Hände, die dem Vaterlande entzogen wurden. Selbst weh die Regierung damals den Willen gehabt hätte, die" Deutschen in Beziehungen zum alten Vaterlands l" hallen, sie hätte ihnen nicht den nötigen Schutz h Auslande gewähren können. Nun haben sich t? Verhältnisse geändert. Der Ausländsdeutsche in lebhaftem Verkehr mit dem wirtschaitlichen uh geistigen Leben feines Heimatlandes. Das 7? wußisem, ein Deuticher zu sein, gibt gleichzeibf das Gefühl der Sicherheit, das alle diejenige" haben, die sich unter dem Schutze einer starke Flagge befinden. Auch die Gründe der Auswanderu"! sind zum größten Teil andre geworden. K? heute geht, tut es meist im Dienst des Vaterlands- Auch das Deutfche Reich hat ein Interesse daran diese Deutschen ans Vaterland zu fesseln. verliert die Staatsangehörigkeit nicht, wer vor de? Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit a" s seinen Antrag die schriftliche Genehmigung der zu ständigen Behörde seines Heimatstaates zur behaliung der Staatsangehörigkeit erhalten Nun gehört die Waffenpflui-t zum Schutze d-s Vaterlandes zu den vornehm len Ausgabe» des Deutschen. Wer also seine S.aatsangehörigkeit h Auslande behalten will, muß bis zum vollendete" 31. Lebensjahre seiner Tic ,»Pflicht genügen oder sink Regelung dieser Die-moflicht herbsigcführt habe" Für Erleichterungen i- dieser Hinsicht ist gesor/ Um juristische Schwür »leiten zu beseitigen, verlier' derjenige, der eine neue Slaatsangehörigkeit in eine? Bundesstaat erwirb«, die bisherige, wenn er niM besonders ihre Beibehaltung beantragt. Das Ge«k wurde seit Jahren stürmisch verlangt. Möge unm seiner Herrschaft dem Deutschtum !m Inlands uh Nuslande auch weiterhin eine glückliche wirckchaktlM und politische Entwicklung beschieden sein. Abg. Liebknecht (soz.): Unsre Wünsche weüergehcnd. Der Schutz im Auslaude wird de"' Arbeiter nicht 10 gewährt wie dem Vertreter Kapitalisten. Die ausländischen Arbeiter werden Deutschland wie Sklaven behandelt. Nach 8 7 eh' scheidet, wem: ein Bundesstaat gegen eine Aufnah"? durch einen andern Bundesstaat Bedenken erM? der Bundesrat. Diese Bestimmung muß uubedM. ausgeschaltet werden. Wir beantragen eine Mglisdr' Kommission. Abg. Spahn iZemr.) stimm« Veil-Bemmmuml? des Gesetzentwurfs zu und erhebt nur Bede»?' gegen die Vorschrift, daß beim Übertritt in Staatsangehörigkeit eines andern Bundesstaates des bisherigen erlisch!, falls kein besonderer Anv« vsrlicgt. Abg. Giese (kons.): Mr sind einvcrstanM Der Hauptpunkt für uns ist die Erhaltung Deutschtums im Auslande. Auf die Erfüllung Wehrpflicht legen wir besonderen Wert. Abg. B e ck-Heidelberg (nat.-lib.): Jahrzetznihh? gehegte Wünsche sind endlich müllt worben. wirklich deutsch empfindende Manu wird die B« pflichtungen, die ihm «in Auslande auferlegt werde? mit Freuden erfüllen, um die Beziehungen !' Heimat aufrschtzuerhalten. . Abg. Waldstein lsortschr. Vp.): Wir UiM«? dem Gesetz zu. Es wirb unsern Volksgenossen ' Auslande von Nuyen fein. Die mehrfache Sm/ angehörigkeii «ollte vieiveu unö nur auf besonder^ Munch auiyörm. Las Haus vertagt sich bis Dienstag. Der Referendar macht Miene, sich zu erheben, eine Bewegung des Vorgesetzten fesselt ihn aber an seinen Platz, aus dem er sich unbehaglich be findet, und vergeblich kämpft er gegen das demütigende Gefühl, hier eigentlich, wie einst recht s ... häufig im Zimmer des gestrengen Schuldirektors, das Interesse, das der Herr Präsident unsc^ einer damals „Pauke" genannten Ansprache Haufe widmen, hoch zu schätzen weiß." s lauschen zu müssen. Ein kaum merkliches Zucken näherte ! Der Präsident iährt fort m einem eigeutüm- feinen, dunklen Brauen des älteren Man«^ sich leifen, nachdenklichen Tone, als spräche er einander. Sollte dieser junge Mensch wage? kaum direkt zu dem jungen Manne, «andern nur auf die Huldigungen, die der Präsident de- so im allgemeinen, während seine Augen diesen Schwester desselben, der Komtesse Gabriele nur ab und zu mit ihrem stahlblauen Leuchten ; Ellen genannt — darbrachte, anzuspielen? zu sireisen scheinen: > das war doch nichl möglich. Nichts als j „Ihr Vater ist mein äliester und bester j schämung und Unbehagen lag auf dem friD^ Freund gewesen. Seine Freuden und Sorgen ! Gesicht des Grafen Kamill. Und so hob j gingen meinem Herzen nah wie die eines > Präsident nach einer leichten Pauie in etw^ ! Bruders, und Si , " " - .. . - . ' sicher Anteilnahme 'm fast all Ihren Lebsns-'und Vo Weiter Klanensen im Deutsche 31. Januar Gehöfte we« keuche oder Zum Vergl« iober v. Js gesperrt w, Betracht k waren sog verseucht, nach der i Drittel, na Siebentel : ?t die Seu« der Provinz Württemberg, schweig ist s X Die deuten. C schule in Br derzeitigen vn ein un sandte dem '0. Geburts was eine Ar 'einen Dank durtstagsges die kleine G schenk vom ! halten. X Ein dieser Tage lüngen Mä! Die Berstork iu Grabe g« eines der 1 brennenden ßngelten il Gehende Mä Minder schwe acherweise sc Gefahr vorh Drohe» Mskolosses Dell des Dc ünd sofort Korden, um Ein r« begraben. Bancsowa ui Gesellschaft , Treibeis an erste Floß gekippt, und Passer. D 'naßen befin herbei, aber Maud zwis Mer Kampf. Mfige zu sp wng. Der i das Ufer e: ^Wanden ui M die gesa der Donau l Masern« Mis herrsch "eiche Opfer, ^schlossen w Mders in Montmartre änd 1422 Ki Men, währ derstarben. Ein c ^ährend der "vmans stack Zilles Paris« kesser ins H °'n. Der II ^M Lesen di haben. Die k der Küche Kudern konn! . Schaden 'dinncrei. Sie meine Ihr ganzes eben diese i Noch einen Ihrer Fami bringen, ob! wich in Ihr wie gesagt, älteren, erfa Leben tret« frechen lass standen zu l Die Röt dars gewich gleichsam al andern. Se ahne bereitw sich nur stu Mesen war das Komme alles sehr tr vine Erörter solche sein U Wer er l der dem ei Sohne gegei Wesen war, bieten, wenn sind der Pr, die Gaben z und ihren S Einsicht. . „Ich wei ich Ihnen, brauche, den
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