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Ottendorfer Zeitung : 08.09.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191209084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19120908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19120908
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-09
- Tag 1912-09-08
-
Monat
1912-09
-
Jahr
1912
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 08.09.1912
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MssenerLranLnngen durch Nahrungs» und Genußmiltel. Unter zahlr-ick-er Beteiligung von Vertretern aller an der öffentlichen Gesundheitspflege be teiligten Faktoren aus allen Gauen des Deutschen Reiches fand in Breslau die 37. Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesund heitspflege statt. Der erste Punkt der Tages ordnung betraf das durch das Massensterben im Berliner Obdachlosenasyl (Ende 1911) inter essant gewordene Thema: „Massenerkrankungen durch Nahrungs- und Genußmittel/ Dazu führte Stabsarzt Dr. G. Mayer-München auS: Die Gesetzgebung über Nahrungs- und Genuß mittel läßt sich bis in die Anfänge der Kultur völkergeschichte zurück verfolgen. Sie war in den deutschen Reichsstädten im Mittelalter schon gut ausgebildet. Die wichtigsten Nahrungs mittelgesetze sind dann in der Zeit von 187g bis 1900 erlassen worden. Von den einzelnen Arten der Massenerkrankungen sind die Vergiftungen durch Metalle infolge des Gesetzes über blei- und zinkhaltige Gegenstände und jenes über gesundheitsschäd liche Farben selten geworden. Es kommen noch Bleivergiftungen durch Mehl vor infolge der Unsitte, Mühlsteine mit Blei auszugießen. Unter den Massenerkrankungen durch giftiges Korn standen früher die Mutterkornerkrankungen an der Spitze, deren fortlaufende Reihe vom Jahre 1850 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der Vortragende nunmehr vorführt. Durch die immer mehr eingeführten modernen Sortier maschinen sind Maffenerkrankungen aus Deutsch land in den letzten 30 Jahren nicht bekann geworden. Ole und Fette können schon an sich giftig wirken; berüchtigt ist die Marrattiöl- vergiftung durch den Zusatz von Marrattiöl zur Margarine, wovon vor zwei Jahren Hamburg und dreißig andre deutsche Städte betroffen wurden. Aber auch ranzig gewordene Ole und Fette haben zum Beispiel in Osnabrück Er krankungen an blutigem Durchfall verursacht. Äußerst gefährliche Gifte sind die schweren Alko hole, von denen der Methylalkohol seit Mitte der neunziger Jahre zunächst in Eng land und Rußland zur Fälschung von Schnaps benutzt wurde, dann auch im ersten Jahrzehn dieses Jahrhunderts in Ungarn und Deutsch land. Sogar pharmazeutische Präparate wurden gefälscht. Seit 1897 wurden Hunderte von Erkrankungen im Ausland bekannt, bis die Ge wissenlosigkeit von Berliner Schnapsfabrikanten im Dezember vorigen Jahres mehr als 160 Er krankungen mit 89 Todesfällen bewirkte. Der Genuß von Pilzen verschuldet alljährlich eine große Menge von Erkrankungen und Todes fällen, insbesondere durch Verwechslung des Champignons mit dem.Knollenblätterpilz, des Steinpilzes mit dem Satanspilz und der Morchel mit der Lorchel. Belehrung des Publikums, besonders der Schulkinder, und scharfe Markt polizeikontrolle sind hier nötig. An Fischen ver zehrt Deutschland gegenwärtig 7 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Eine Reihe unsrer Flußfische, besonders Barbe, Hecht und Quappe, ist zur Laichzeit giftig, besonders die Rogen erzeugen schweren Brechdurchfall. Im ganzen sind aber die Fischvergiftungen durch zersetzte Ware, namentlich jene durch Seefische, viel seltener, als das Publikum ge wöhnlich annimmt. In den letzten zwölf Jahren find in Deutschland rund 500 Menschen durch den Genuß von Fischen erkrankt. Die Auster, die Herz« und Miesmuschel können unter Umständen giftig sein, KSsevergiftungen find in Deutschland in neuerer Zeit sehr selten ge worden, sie wurden noch in Mecklenburg und Franken beobachtet, und zwar Vergiftungen durch Hart- und Weichkäse. Massenerkrankungen durch Eierspeisen sind nicht allzu selten. Ver giftungen durch Fleischkonserven sind in Deutsch- land so gut wie unbekannt. Durch Gemüse konserven ist eine sicher erwiesen: die bekamte Vergütung durch Bohnengemüse in Darmstadt, und in diesem Falle handelte eS sich um haus gemachte Konserven. Recht häufig find dagegen Erkrankungen durch Krabben, die unsauber zu bereitet werden und obendrein mit Borsäure, versetzt find, obwohl neuere Verfahren die Borsäure unnötig erscheinen lassen. Die Trichinose hatte namentlich in früheren Jahren eine furcht bare Verbreitung in Deutschland. Seit 1860 sind 15 479 Fälle menschlicher Erkrankung nack gewiesen. Seit dem Jahre 1900 geht sie Nord- und Mitteldeutschland, namentlich durc Einführung der Trichinenschau, schnell zurück während sie in Bay ern, wo keine Trichinenschau besteht, steigt. Vergiftungen durch den Genuß des Fleisches kranker und notgeschlachteter Tiere wobei der Erreger der Vergiftung mcht bekann wurde, sind in den letzten 80 Jahren 5500 be kannt geworden. In 66 von 111 Epidemien waren kranke, namentlich geburtskranke Kühe die Ursache. Diese Art der Fleischvergiftung herrscht hauptsächlich auf dem Lande bei un genügender Fleischbeschau und dort, wo Haus chlachtung stattfindet. Durch Fleischwaren sind m gleichen Zeitraum 174 Epidemien vorge kommen mit rund 5000 Erkrankungen, 63 mä war schlechte Wurst, 34 mal schlechtes Hackfleisch die Ursache. Das Bakterium Proteus ist eir Fäulniserreger, der auch Fleischwaren durchsetzt sowie andre Nahrungsmittel. Seit 20 Jahren sind rund 600 Erkrankungen durch ihn ent standen. Die Wurstvergiftung wird durch den Bazillus Botulinus verursacht, der ein Gift bildet, von dem ein Zeyntausendstel Gramm Tiere krank macht. In Deutschland kamen in den letzten dreißig Jahren 800 Fälle dieser Ver giftung vor, von denen 200 einen tödlichen Ausgang nahmen. Ein sehr gefährlicher Nahrungsmittelvergister ist dasEntiritisbakterium, das in 22 Jahren in Deutschland 30 Massen erkrankungen mit 2000 Fällen verschuldete. Ebenso giftig ist das Paratyphusbakterium, das in den letzten 17 Jahren 77 Vergiftungen mit 2000 Fällen herbeiführte. Von der Unsauberkeit mancher Wnrstfavrikation kann man sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt, daß der Vortragende in einem Gramm aus dem Laden bezogener Wurst bis zu sechzehn Millionen Keime nachwies. Da die gleiche Wurstart aus andem guten Geschäften keimfrei war, handelt es sich um grobe Unsauberkeiten, die dadurch abzustellen sind, daß festgestellt wird, wie beim Wasser, wieviel Keime in einem Gramm Wurst enthalten sein dürfen. Die Ab hilfe gegen die Fleischvergiftungen kann jedoch nicht allein durch polizeiliche Verordnungen ge schehen, die Hauptsache ist die Belehrung des Publikums, das sich vor allem hüten sollte, rohes Fleisch zu genießen. Politische Kunälckau. Deutschland. * Die Schweizer Bevölkerung brachte dem Deutschen Kaiser, der am 3. d. MtS. nachmittags in Basel anlangte, herzliche Kund- Hebungen dar. Die Fahrt Kaiser Wilhelms >urch Zürich, wohin sich der Monarch von Basel aus zunächst begab, gestaltete sich zu einem ärmlichen Triumphzuge. — Am Mittwoch wohnte der Kaiser dem Manöver bei, das sich als eine Schlacht um das Flußtal der Thur darstellte. Kaiser Wilhelm folgte dem inter essanten militärischen Schauspiel mit großer Aufmerksamkeit und spendete der Manövrrleitung rückhaltlosen Beifall. * Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Kide rlen-W ächter hat die zurzeit n der Neichshauptstadt weilenden Vertreter der chwedischen Presse im Garten des Auswärtigen Amtes empfangen. * Dem Deutschen Juristentage, der diesmal n Wien seine Tagung abhält, ging ein nternationaler Richtertag voraus. Das Hauptthema der Sitzung war die Stellung res Richters im Rechtsstaats. Dr. v. Engel- Salzburg unterbreitete zu diesem Thema folgende Leitsätze, die nach längeren Erörterungen ein stimmige Billigung fanden: 1) Die gegenwärtige Stellung des Richters vermag der Aufgabe, die er im Rechtsstaate zu erfüllen hat. nicht zu genügen. 2) Die Stellung des Richters bedarf einer Reform: -r) durch Begrenzung des Richter amtes, wobei möglichste Reinmachung des richter lichen Arbeitsfeldes von Verwaltungsgeschäften anzustreben wäre; b) durch rechtliche Ausstattung des Richteramtes in einer den Aufgaben dieses Amtes entsprechenden Weise. 3) Dir Aus gestaltung der richterlichen Stellung hat in be sonderen Richtergesetzen zu erfolgen. * Bei der durch den Tod des Abgeordneten Firzlaff notwendig gewordenen Ersatzwahl zum preußischen Landtage im Wahl kreis Köslin-Kolberg-Bublitz wurde der konser vative Kandidat Lehrer Buttke einstimmig gewählt. Die liberalen Wahlmänner enthielten sich der Stimme. Der Wahlkreis war alter konservativer Besitzstand. *Jn 69 Volksversammlungen, die am Dienstag von der Sozialdemokratie in Groß-Berlin einberufen worden waren, wurde die Teusrungsfrage erörtert. In allen Versammlungen wurde ein gleichlautender Be schluß gefaßt, der die sofortige Einberufung des Reichstages verlangt, damit dieser die Öffnung der Grenzen für Vieh und Fleisch und die Abschaffung der Lebensmittelzölle beschließen könne. Bemerkenswert war, daß eine Anzahl Redner erklärten, daß die Partei vielleicht in Erwägung ziehen werde, die Sperre über gewisse Lebensmittel zu Vorhängen; freilich sei das eine sehr schwierige Frage, da man dann für die nötigen Ersatzmittel sorgen müsse. Alle Versammlungen, die von vielen Tausenden besucht waren, verliefen ruhig. Bei der Besprechung der Teuerungsfrage in der bayrischen Abgeordnetenkammer erklärte der Minister des Innern v. Soden, daß die Steigerung der Lebensmittelpreise im letzten Jahrzehnt eine internationale Erscheinung geworden sei. Es bestehe kein Anhaltspunkt, daß die Preissteigerung ihren Grund in den Bestimmungen der deutschen Zollgesetzgebung habe. Es sei also der Versuch, die Schuld an der jetzigen Lage der deutschen Landwirtschaft oder der Regierung zuzuschieben, unberechtigt. Eine Beseitigung der Zölle würde zu einem Zu sammenbruch des gesamten deutschen Wirtschafts lebens führen. Eine Steigerung der Preise von Brotgetreide sei seit 1881 nicht eingetreten, Ge treidezölle und Einfuhrscheine trügen keine Schuld an der Verteuerung der Lebensmittel. Es müsse an der bewährten deutschen Schutzzoll politik unbedingt festgehalten werden. England. * In der Gegend von Aldershot und Windsor haben die englischen Armee-Manöver mit großen Bewegungen der Kavallerie und Artillerie begonnen. Was den Übungen eine besondere Note verlieh, war die Verwendung des Luft schiffes „Ganna" und von über 20 Flug zeugen zum Zwecke der Aufklärung. Italien. * In Rom sind verschiedene Vertreter der zwölf von Italien besetzten türkischen Inseln im Ägäischen Meere einge troffen, um von der italienischen Regierung die Zusage zu erwirken, daß diese Inseln bei einem etwaigen Friedensschluß nicht an die Türkei zurückgegeben werden, sondern völlige Selbst- rerwaltung erhalten. Die amtlichen Stellen haben jedoch einen Empfang der Jnselvertreter rundweg abgelehnt. Holland. *Der in Amsterdam tagende Versiche rungskongreß behandelte in seiner ersten Sitzung das staatliche Pensionswesen. Am Schluß der Aussprache wurde der deutsche Staatssekretär Dr. Delbrück zum Ehren präsidenten gewählt. Balkavstaaten. * Entgegen allen beruhigenden Versicherungen per türkischen Regiening, daß es sehr bald ge- ingen werde, den inneren Wirren ein Ende zu machen, lassen die neuesten Meldungen erkennen, daß an Frieden im Lande nicht zu denken ist. In Türkisch-Armenien wurden mehrere Dörfer von Kurden überfallen, wobei vierzehn Personen getötet wurden. Auch die Albanier, mit denen die Regiening nach langwierigen und für sie nicht gerade günstigen Verhandlungen zu einem Ausgleich gekommen zu sein schien, drohen mit einem neuen Aufstand, wenn die Waffen frage nicht in ihrem Sinne gelöst wird, d. h. wenn sie nicht Waffen in unbeschränkter Zahl erhalten. Gefangennahme von GWerrfliegern im Manöver. M Bei den jetzt beendeten russischen großen Manövern bei Zarskoje Selo ereignete sich die erste Gefangennahme von Militärfliegern, »el diesen Manövern, die unter starker Beteiligung von Luftschiffen und Flugzeugen stattfanden, gelang es einer Abteilung Kosaken, mehrere Fliegeroffiziere mit ihrer ganzen ambulanten Station, also nebst Flugzeugen, Transport wagen, Ersatzteilen, Reparaturwerkzeugen ulw. gefangen zu nehmen. Diese Gefangennahme war für die davon betroffene Manövsrpartet von weitgehenden Folgen begleitet, denn die gefangenen Flieger mußten sich unter Ehrenwort verpflichten, nicht mehr zu Beobachtungsflügen aufzusteigen. Dadurch wurde die Partei, za der die Flieger gehörten, des wichtigen Erkun- dungSmittels der Flieger beraubt, während di« andre Partei fast ungehindert von ihren Fliegern Gebrauch machen konnte. Somit war die ein« Partei der andern gegenüber erheblich im Nachte» und der Verlauf der Manöver gab denjenigen recht, die im Fliegen heute schon ein Kriegs werkzeug von großer Bedeutung sehen. Aus dem Bericht der russischen Militärflug schule über diese Manöver geht deutlich hervor, wie großen Werr man jetzt auch in Rußland dem Flugzeuge bcimißt. Die Apparate machten während der Manöver mehr als 40 Aufstieg« und vermochten über 60 Berichte zu bringen, die maßgebenden Einfluß auf den Verlauf der Manöver hatten. Die Leistungen waren nach dem Berichte „kolossal* und „übertrafen die Erwartungen des Generalstabes weit". Di« Offizierflieger bewährten sich ausgezeichnet, sie leisteten zum Teil Erstaunliches, was um io mehr ins Gewicht fällt, als noch mehrere Appa rate längst veralteter Typen zur Verwendung kamen. Mit einem dieser Flugzeuge, eine« alten, schweren und ungelenken Henry-Farman- Apparat, der im Grunde kaum noch zu Schul zwecken recht brauchbar ist, stellte sogar dessen Führer, Leutnant Prustch, mit einer höchsten Höhe von 1350 Metern und einer längsten Flug dauer von 1V« Stunden zwei russische Re korde auf. Ein Apparat, ein Eindecker, war mit Vor richtungen zum Abwerfen von Bomben und zllt Abgabe von Signalen aus der Lust versehen die glänzende Wirkungen erzielten. Ähnlich gut waren die Leistungen der an den Manöver» beteiligten Luftschiffe „Lebedy" und „Jastreb". Es hat sich auch in Rußland gezeigt, daß die Rolle des Luftschiffes für Heereszwecke keines wegs ausgespielt ist, daß es vielmehr neben dem Flugzeug selbständigen Wert hat, eine» Wert, der mit weiterer Vervollkommnung noch sehr vergrößert werden kann. Die Luftschiff« nahmen aus 1000 Meter Höhe Pläne und photographische Bilder von den Stellungen des Feindes auf, aus denen ein genaues Bild über die Absichten des Feindes zu gewinnen war. Der Verlauf der Manöver wird eine groß« Ausgestaltung der russischen Armeeluftschiffahrt zur Folge haben. k>eer unc! flotte. — Die deutschen Behörden haben dem Mit arbeiter des Londoner ,Daily Expreß' die Teil nahme an den Kaisermanövern untersagt. Das Blast hatte auf dem üblichen Wege durch das englische Auswärtige Amt ein Gesuch für seinen Berliner Korrespondenten eingereicht, aus das ihm jetzt Sir Edward Grey die Antwort zn- kommen ließ, der englische Botschafter in Berlin sei seitens der deutschen Regierung dahin unter richtet worden, daß eS unmöglich sei, den Ver treter des ,Daily Expreß' zu den Manövern zuzulassen. Eine Begründung dieser ablehnende» Antwort ist nicht erfolgt. K Ans l-icdt gekrackt. ZL) Roman von H. Köhler. sHorNetzung.i „Ach, wenn ich mit und an Klaras Seite sein könnte," sagte leise Elisabeth. „Nun, wir wollen sehen, wie sich noch alles macht," nickte der Justizrat vor sich hin. „Gwt hi Dank, wir haben doch wenigstens noch ein paar Tage Luft, und vielleicht bringen wir bis dahin den Gefangenen auch zum Geständnis. Assessor Berthus hat ihn in Händen und wird ihn mürbe machen, den schlechten Kerl. Ergibt sich dann aus der Untersuchung ein Resultat, so war unsre ganze Angst unnütz." Damit war das Gespräch für jetzt abge brochen, und der Justizrat mußte gleich darauf wieder auf das Amt, hatte sich aber insofern in dem Gefangenen geirrt, als dieser hartnäckig bei seinem Leugnen blieb. Der Ring, das gestand er ein, war nicht sein rechtmäßiges Eigentum; er hatte ihn ge funden und nicht der Polizei angezeigt, — noch dazu in einem Haus gefunden, wo der wirkliche Eigentümer leicht zu ermitteln gewesen wäre, und darin mochte er gesündigt haben, — in weiter nichts. Er wollte auch das Haus nicht einmal mehr kennen; als man ihn aber, mit Bedeckung natürlich, in den Hausflur führte, auf dem das Stiftsfräulein früher gewohnt, er innerte er sich ohne wei eres daran, daß es hier — oder doch wenigstens in einem ganz ähnlichen Hausflur gewesen sei. Da — gerade dort, auf einem kleinen Absatz, der von dem Flur mit zwei Stufen nach der links befindlichen Tür führte, hatte der Ring gelegen. Der Handwerksbursche erzählte dabei, er habe dort an dem nämlichen Griff geklingelt, aber niemand hätte geantwortet, auch auf sein zweites Anläuten nicht, und wäh rend er so an der Tür gewartet, sei sein Blick auf den funkelnden Stein gefallen, den er auf gehoben und sich dann entfernt habe. Dabei blieb er, — von weiter wollte er nichts wissen und beteuerte, auf das Kriminal- gericht zurückgeführt, wieder und wieder, daß er jenen inneren Raum nie betreten, eine alte Dame nie gesehen, auch niemand darin gehört habe. Es sei alles totenstill dort gewesen, und er end lich wieder fortgegangen. „Und warum er nicht eine oder zwei Treppen höher gestiegen wäre, da er doch des Fechtens wegen in das Haus gekommen? — ja nicht einmal auf der andern Seite bei der der Modewarenhändlerin angeläutet habe?" „Er hätte gefürchtet," sagte der Handwerks bursche, „des unglücklichen Ringes wegen gefragt zu werden, und deshalb seinem Kameraden draußen auch gesagt, es würde in dem Hause nichts gegeben." „Und wo der andre jetzt sei?" „Das wisse er nickt." „Und wie er hieße?" „Das könne er auch nicht sagen; er habe ihn nur „Bruder Breslauer" genannt, da er aus Breslau stamme — er sei Gürtler gewesen, wie er selber." Der Justizrat kam nach dieser zweiten Untersuchung wieder, den Kopf voller Zweifel und Bedenken nach Hause. Die Gegenstände, die der Handwerksbursche bei sich führte, waren so unverfänglicher Art und so ärmlich, daß daraus keinenfalls hervorging, er habe vor kurzer Zeit einen beträchtlichen Raub ausgeführt. Der Ring machte ihn allerdings verdächtig, aber konnte den der eigentliche Täter nicht wirklich vor der Tür verloren haben? Die Möglichkeit ließ sich keinesfalls läugnen. Der Herbergsvater, wo jener Handwerks bursche damals übernachtet hatte, sollte noch befragt werden, ob er in jener Zeit mehr als gewöhnlich Geld verausgabt, war aber schon seit gestern unglücklicherweise über Land, und wurde erst heute abend oder morgen früh zu rückerwartet. So verging die Zeit, und der Tag von Klaras Trauung rückte mit raschen Schritten näher. Was geschehen sollte, mußte bald ge schehen, wenn es nicht zu spät sein sollte. Elisabeth befand sich in einer fieberhaften Unruhe, und trotzdem wagte sie nicht, ihren Vater weiter zu betragen, zu drängen — lastete doch das Gefühl: die Ursache einer so schweren Anklage gegen den Bräutigam der Freundin zu sein, schon zu turchtbar auf ihr. — Sie hatte jetzt ibre Pflicht getan — mehr konnte kein Menschen von ihr verlangen. So rückte der Mittwoch heran, — am Sams tag sollte die Trauung sein, und Elisabeth hatte es noch nicht über sich gewinnen können, Klaras Brief zu beantworten, — der nächste Tag mußte ja auch die endliche Entscheidung bringen — und selbst der Mittwoch verging und Donnerstag kam, ohne daß der Justizrat ein Wort weiter erwähnt hätte. Jetzt litt es sie aber nicht länger, — sie mußte Gewißheit haben, und war eben fest entschlossen, ihren Vater, so bald er nach Hause käme, zu fragen, was er jetzt willens sei zu tun, als dieser zu ihr ins Zimmer trat und ruhig sagte: „Liebes Kind, packe deinen Koffer, — i» zwei Stunden reisen wir —. „Nach Bonn?' „Nach Bonn — wir haben noch Reise gesellschaft." „Von hier?" „Assessor Berthus ist allerdings schon gestern mit einem Aktuar dorthin abgegangen, aber Madame Belchamp und die kleine Jeanette werden uns begleiten." „O du mein Gott!" stöhnte Elisabeth. „Hältst du dich nicht für stark genug, Kind " sagte der Vater freundlich, „so will ich dich nicht dazu zwingen, — bleibe dann lieber hier —" „Daß mich die Angst in der Zwischenzeit tötet?" „Es ist eine schwere Stunde, der du ent gegengehst, überlege es dir wohl vorher, mein Herz." l „Ich gehe mit dir, Vater," sagte Elisabeth entschlossen, „ich muß an Klaras Seite sein, denn sie wi d den Schlag am härtesten fühlen, — aber wenn er doch unschuldig wäre, Vater! — Seit ich dich nicht gesprochen und keine Stunde weder bei Tag und bei Nacht die Gedanken aus meinem Kopf bringen konnte, sind mir die Verdachrsgründe, die ich gegen dich ausgesprochen, so schal, so nichtig vorgekommen, daß ich mir selber sckon die bittersten Vorwürfe darüber gemacht. Denke dir, Vater, denke dir reichst u, dem Patz der! ^Meltaus Übernehm- bpen wi stattfinde ^Munvei Innern I ^erichiedeiu V, Viele . Hr H Schiffe auch r fassen erk sb-hen Kri ^Uschiffe „t schwerer Un durch ^gend aus erkrankter T^eil ernst ^Nehospital ^nternati ^^rnt * §sgch beriet sAg eine I tzMre 191' ^e Nachrick Von j Une Ehr» deiner Bat literarische iv. Geburt- Rschen Drc sld. Novem aus der in Schles dortige Ms abgele M 50. Geb mit Ann nämlich M sich um '»icht gekr Amanns gb " Angelege heiler i» s Dachstuhl! 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