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Ottendorfer Zeitung K- >> > lt I Bezugspreis: vierteljährlich 1,20 Mark frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich Mk. Einzelne Nummer io Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. V Ä Unterünttt>ng8'- unä Änzeigeökatt s 0 Anzeigenpreis: Für die kleinspaltige Korpus-Zeile joder deren Raum 10 pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 25 Pfg. Anzeigenannahme bis ^2 Uhr mittags. Beilagegebühr nach Vereinbarung. Ü— ' 11 wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". druck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. Nummer sZ2 Freitag, den 8. November M2 Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Gkrilla. U- Jahrgang Amtlicher Teil. Vergebung von Stiftungszinsen. Es sind folgende Stiftungszinsen zu vergeben: l. l3 M. 96 Pfg. aus der „Luise Walther-Stiftung" an zwei würdige und bedürftige Einwohner aus dem Ortsteil Moritzdorf; 2. 32 M. 08 Pfg. aus der „Johanna verw. Nollain-Stiftung" an eine Witwe, welche durch plötzlichen Tod ihres Mannes in Not und Drangsal geraten ist, oder an 1 oder 2 Witwen, die durch Krankheit und Alter, insbesondere vorzeitiges Alter, in Not sind. Gesuche sind bi» zum 2. Dezember d. I. schriftlich oder mündlich im Gemeinde amt anzubringen. Ottendorf-Moritzdorf, den 7. November 1912. Der Gemeinderat. Das Neueste vom Tage. Antivari. Die letzten Gefechie der Montenegriner vor Slutari waren weniger Molgreich. Vom Kriegsschauplätze zurück- ^kehrte Verwundete teilen mit, sah es nicht gelungen ist, Bardanjolt zu hallen. Die Türken hätten die Montenegriner bis Vraki zurückgcworfen, wo General Marinowitsch neue Streitkräfte onsammelt, um die Angriffe z>l erneuern. Auch aus dem Taradosch haben die Türken zwei von den Montenegrinern be setzte Positionen wieder gewonnen. Un bestätigten Gerüchten zufolge sollen 150 Albanesen, die mit montenegrinischen Ge wehren ausgerüstet waren, in dem Augen- blicke, als sie zu den Türken übergehen wollten, gefangen genommen worden sein. Die Transporte von Verwundeten nach Rjeka dauern fort. Konstantinopel. Ein fluchtartiger Rück zug der ganzen Ostarmee findet auf die Tschataldschalinit statt. Alle Verbände sind ielöst. Die Truppen befinden sich in denkbar schlechtester Verfassung, die Artillerie ist gröhtenteilS ohne Geschütze. Der Ver- pflegungsdienst hat vollkommen versagt. Die Soldaten sind seit acht Tagen ohne Nahrung. Da» Land ist hier dem Feinde offen bis Konstantinopel. Die Landbevölkerung flüchtet zu Tausenden nach Konstantinopel. Ein weiterer Kamps hat zwischen Türken und Bulgaren bei Lüle-Burgas stattgefunden, der nach längerer Dauer mit dem weiteren Rück züge der Tüiken endete. Die Serben und Griechen sollen dicht vor Saloniki stehen und die Stadt bereits zur Nebergabe aufgesorderi haben. Wien. Aus diplomatischen Kreisen ver lautet über die Friedensbedingungen: Die europäische Türkei wird außer Albanien, Konstantinopel und Saloniki ausgeteili. Albanien erhält Autonomie mit einem unter Aussicht Europas stehenden Fürsten, Kon stantinopel und Saloniki sollen als Freie Städte erklärt und internationalisiert werden. Dem Sultan wird Biussa als Residenz zu- gewiesen. New-Aork. Der Demokrat Wilson wurde zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Nach der Berechnung des »Evening Sun" vereinigte Wilson von 531 Stimmen des Wahlmännerkollegiums 303 aui sich. Die zur Wahl nötige Zahl betrug 266. Bon den übrigen Stimmen erhielt Roosevelt etwas mehr als Tast. OertUcheS und Sächsisches. Dttendorf-Dkrilla, r. November M. —* Oeffentliche Gemeinderatesitzung am 6. d. M. Sämtliche Geineindevertreter waren anwesend. Herr Gemeindevorstand Richter eröffnet die Sitzung mit einigen Mitteilungen. Die König!. AmtShavplmannschast regt einige Ergänzungen der Onsbauordnung an, ins besondere soll das herkömmliche Verfahren bei A eolabtretungen zu Straßenzwccken gesetzliche Grundlage erhalten. Ein neuer Paragraph regelt die Anliegerlcistungen bei bebauten Grundstücken, die von den Straßen- und Baufluchtlinien berührt werden. Kollegium stimmt dielen Asnderungen dem Vorschläge des Bauausschusses gemäß allenthalben zu. Eine Eingabe verschiedener Gemeindemitglieder erbittet Erhöhung der Zahl der unansässigen Gemei,ndevertreter von 2 ans 4 und Klassen einteilung. Der Herr Vorsitzende erläutert die in Frage kommenden Bestimmungen der Landgemcindcordnung für größere Gemeinden und eröffnet die Debatte, an welcher sich hauptsächlich Herr Gemeindevertreter Lehmann beteiligt. Es wirk hieraus beschlossen, Ver mehrung der unansäffigen Vertreter einstimmig, Einteilung nach Klassen gegen 3 Stimmen, lieber dir Bildung der Klassen Hit der Ver- fassungcausichuß noch zu beraten Dem An träge des Bauausschnsses entsprechend, soll das Anfahren der Straßensteine frei in der Weise vergeben werden, daß für 1 cbm aus die Radeburgerstraße 1,70 M., auf die Teich« und innere Lomnitz-rstraße 1,90 M gezahlt wird. Einstimmig beschließt das Kollegium noch, die im Herbste zur Entlassung ge kommenen Reservisten ein Vierteljahr von Gemeindesteuern zu befreien. Hierauf geheime Sitzung. — Das neue Kaiserbild auf den preuß ischen Münzen. Der Kaiser hat angeordnet, daß von seinem 25. Regiernngsjubiläum ab, das im nächsten Jahre stattfinvet, ein neues lafterbildnis sür alle Gold- und Silbermünzen, die von diesem Zeitpunkt ob geprägt werden, eingesührt werden soll, Professor Sturm Hit den Auftrag erhalten, Entwürse sür dieses neue Münzenbildnis anzufertigen, die dann dem Kaiser zur Auswahl vorgeie^t werden sollen. Außer diesem neuen Kaiserbild auf den preußischen Münzen wird auch eine Erinnerungsmünze zum 25 Regierungsjubiläum des Monarchen mit einem Hinweis auf dieses Jubiläum ge prägt werden. — Zur Geschichte der Marlinsgans Warum heißt u> sere Bratengans eigentlich Marlinsgans. Das hat eine ganz eigene Be wandtnis. Um die Zeit der Völkerwanderung nämlich lebte als Abt in einem französischen Kloster ein gar heiliger Mann. Er hieß Martinus und wurde wegen seiner übergroßen Fiömmigkeit schon bei Lebzeiten der heilige Martinus genant. Weit und brett war sein Kloster berühmt wegen seiner vorzüglichen Wei ne, seiner lustigen Mönche und wegen der im Essen und Trinken enormen Leistungfähigkeit seines Ables. Durch den Tod des bisherigen Bischoss wurde der B-schosssluhl in Tours frei. Wen sollten die Mönche wählen? Natürlich den leistungsfähigsten Pater. So war eS kein Wunder, daß ihr Auge auf den heiligen Marti nus siel, Aber der fromme ^dt wollte in semer Bescheidenheit von der ihm angetrageuen Ehrung nichts wissen, er wollte lieber in sei ner Einsamkeit feinen Wein schlürfen und sei nen Braten schmausen, als in dem weithin ächtbaren gläsernen Hause eines Bischofs sitzen. Als die feierliche Gesandtschaft nahte und in die Festräume der Klosterhallen geführt wurde, da fah sie wohl die Reste eines eben ver- assenen guten Eß- und Trinkgelages, aber einen Abt Martinus. Wo steckt der frumbe kann? Man durchstöbet alle Zellen, alle säume des weiten Klostergebäudes, geht kops- chüttelnd über den Hof, um in den Klosler eller zu gelangen, wo der würdige Abt viel- cicht beim Studium beschäftigt ist. Da tönt plötzlich den Gesandteu gewaltiges Schnattern aus einem Bretterverschlag entgegen. Man öffnet die Gänsebehausung und sieht den jeiligen Abt mitten unter ihnen. Verlegen 'trahlte in Röte sein Gesicht, als er sich an riesem Ort entdeckt sah. Er mußte sein Ver steck verlassen und wohl oder übel Bischof von Tours werden. Wütend aus die schnatterh siten Högel, lud er alle die frommen Gesandten zu einem leckeren Muhle. Daß dabei gerochen iei, dieser Gänse Büberei, schlachtet er sie allesam- men, brät sie dann in heißen Flammen! Das war das erste große Gänsebralenessen am Ta ge des heiligen Martin. Auch an würzigem Trunk hat es dabei selbstverstänlich nicht ge- ehlt. Eine gutgebralene Gans mitsamt einem orschen Trunk ist seither in oller Welt be rühmt geworden. Lasse sie sich auch diesmal in der Gänse-Saison jedermann wohlschmecken! — Eine neue Beamtenklasse beim Justiz ministerium. Für die Militäranwärter ist eine neue Anstellungsmöglichkeit geschaffen worden. Die preußische Justizverwaltung hat die Schaffung einer besonderen Beamtenklasse im mittleren Dienst in Aussicht genommen; sie beabsichtigt, bei den einzelnen Gerichten besondere Stellen für Protokollführer ein- zurichten. Gedacht sind diese als Auirückestellen lür jüngere Kanzlcibeamte, die eine ent- ^reichende Ausbildung genossen und eine be sondere Prüfung bestanden haben. Das Ge halt der Protokollführer soll höher sein als das der Kanzlisten. Gleichzeitig wird eine Vermehrung der Kanzlistenstellen beabsichtigt. Diese sind sämlich den Militäranwärtern Vor behalten. Die Notierungsgejuche sind an den Oberlandesgerichtspräsidenten zu richten, in dessen Bezirk die Anstellung erwünscht ist. Vorteilhaft ist es, sich für mehrere Ober laudesgerichtsbezirke notieren zu lasfen. Dresden. In der Zeit vom Sonntag bi» Montag früh ist in rin aus der Amalienstraße gelegene« Hat- und Pelzwarengeschäst ein gebrochen worden. Durch ein in das Schau- fenstcr geschlagenes Loch haben die Täter für etwa 700 Mk. Pelzwaren, StolaS und Müsse gestohlen. — Empfindliche Störungen des Straßen bahnbetriebes ereigneten sich im Verlaus des Dienstag. Zwischen 1 und 2 Uhr versagte auf der Strecke Georgplatz—Pirnaischer Platz infolge Kurzschluffes in einem Isolator die Ltromzuleitung, sodaß die genannte Strecke mit haltenden Wagen besetzt war und auch die Strecke Pirnaischer Platz—Pillnitzer Straße in umgekehrter Richtung stehende Wagen auf wies, Gegen 2 Uhr war der Defekt behoben und die Wagen konnten wieder verkehren Ein« nur kurze Störung stellte sich gegen Hal 3 Uhr abermals auf dem Pirnaischer, Platz ein. Am empfindlichsten war die Störung i den Abendstunden. Diese Störung, die einen ziemlich erheblichen Teil der Stadt in Mit leidenschaft zog, hatte ihre Ursache im Durch schlagen eines Kabels, das eine Strecke in der Südvorstadt speiste. Dadurch entstand eine Uederlastung einiger übrigen Strecken, und wegen des Zusammenhang S d-r durchfahren den Linien pflanzte sich die Störung fast über das ganze Stadtgebiet fort. In Mitleiden schaft wurde auch eine größer« Reihe von Kraftstromabnehmern gezogen, die ihren Strom aus dem Straßenbahnbetrtebswerk empfangen Die JnstandsitzungSmbciten wurden sofort mit größter Beschleunigung ausgenommen und noch am Abend beendet. — Von einem Automobil überfahren wurde am Montag nachmittag der 89 Jahre alte Ku'scher Hermann Augsten. Da» eine Vorder rad ging ihm über den Rücken. Der Mann trug «inen Gchlüffelb-tnbruch und Kopf verletzungen davon. Der Besitzer beS Auto» rächte den überfahrenen Kutscher nach dem Krankenhause. — Dienstag vormittag sprang ein ungefähr 0 jähriges Dienstmädchen oberhalb der Friedrich- August-Brücke in die fElbe. Sie wurde durch den Bootsmann Schulz von der WalsischauS- tellung wieder aus Land gebracht und nach lern Friedrichstädter Krankenhaus^ übergesührt. Marsdorf. In der Nacht zum Donners tag ging hierselbst die dem Gutsbesitzer Her mann Meißner gehörige Roggenfruchtseime im jerte von etwa 2500 Mk. in Flammen auf. Glücklicherweise war dieselbe versichert; die Ver- ächerung lief aber am s. November ab' — Nossen. Ein auf Rittergut Choren beschäftigter jüngerer russisch-polnischer Arbeiter sat dort am Vormittag des Reformation-feste» neu größeren Diebstahl ausführt Während eine Mitarbeiter aus dem Felde beschäftigt waren, hat er deren sämtliche Behälter erbrochen und außer einem guten Anzug und einer Uhr noch etwa bare 1400 Mk. in Gold gestohlen. Der Dieb heißt Iwanow Petroff und hat außer dieser DiebeSbeute von seinen Arbeits kollegen auch noch fünf Auslandspässe an sich genommen. Zittau. Die Mafien-Erkrankungen an Trichinose in den benachbarten Orlen Grob radisch, Diehsa, Lollm und Thraena haben noch kein Todesopfer gefordet. Seit Donnerstag vor acht Sagen machten sich bet verschiedenen Bewohnern des Dorfes Großradisch auffällige KrankhetSerschrinungen bemerkbar, die in An schwellungen der Muskeln und de» Gesicht» sowie in Müdigkeit bestanden. Man maß den Kaankheiissymptomen, die sich auch in Uebelkeit und Erbrechen zeigten, zunächst keine besondere Bedulung bet. Als dann aber über sechzig Personen mehr oder weniger schwer erkrankten, erstattete man Meldung. Die hinzugezogenen Aerzte konnten sich da» Krank- heitsdild auch nicht erklären, zumal jeden Tag neue Erkrankungen gemeldei wurden. Man nahm anfangs Gelenkrheumatismus an und richtet« auch danach die Behandlung ein. Da die Erkrankungen stets unter den gleichen Er scheinungen sich weiter anhäuften, wurde schließ lich der Kreistierarzt in Rotenburg benachrichtigt, der mit dretgAerzten aus Görlitz eine ein gehende Untersuchung vornahm, um di« Krank heitsursache sestzustellen. Da alle erkrankten Personen von dem Fleischer Hänsch aus Collm und einem anderen Fleischer, der viel mit Hänsch zusammen schlach ele und im Nachbarorte wohnte, rohe Mettwurst oder Schweinefleisch g«- geffen hatten, nahm man an, daß dir Er krankungen eine Folge des Genusses trichinen haltigen Fleische» sei. Der gleichfalls erkrankte Oberförster aus Collm ließ sich vom Kreisarzt aus dem Oberarm ein Stück Fletsch auSschneiden. ES wurde nun sestgestellt, daß dieses Fleisch durch und durch von Trichinen besetzt war. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschloffen, wie es möglich war, so trichinöse» Fletsch zu verlausen. Leipzig In der Empfangshalle de» Haupt- bahnhoss ereignete sich ein schweres Unglück. Daselbst war der 34 Jahr« alt« Fensterputzer Paul Hüttenrauch der Saxonia-ReinigungS- gesellschaft aus einer Letter stehend in 15 Meter Hühe mit dem Putzen von Scheiben beschäftigt, als plötzlich die Leiter umkippte und der Mann au» der Höhe herabfiel. Der Bedauernswert« erlitt anscheinend einen Becken- und Ober« schenkrlbruch.