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sinn verfiel, befindet sich jetzt in der Irrenanstalt Wittenau. — Das Urteil lautete wegen Be drohung und Körperverletzung auf 1 Jahr Ge fängnis unter Anrechnung von 3 Monaten der Untersuchungshaft. Der Staatsanwalt hatte 2V- Jahre Gefängnis beantragt. Görlitz. Das Schwurgericht verurteilte einen Gefangenenaufseher wegen Falschmünzerei zu zwei Jahren Gefängnis. Sein Komplice und Haupttäter, der Maler Adam, der geflüchtet ist, konnte noch nicht gefaßt werden. Die Falsch stücke waren Hundertmarkscheine. Leipzig. Im Spionageprozeß Kagelmann wurde der Angeklagte wegen versuchten Beirats militärischer Geheimnisse in einem Falle zu sechs Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverlust und Prinz Peter von Montenegro. Die montenegrinischen Truppen haben sofort nach der Kriegserklärung den Kampf ausgenommen. Bei Podgoritza kam es zu einem blutigen Zusammenstoß mit den Türken, bei dem sich Prinz Peter, der im Range eines Kapitäns bei der montenegrinischen Armee steht, besonders ausgezeichnet hat. Er war es, der den ersten Schuß gegen den Feind abfeuerte. Prinz Peter ist der jüngste Sohn des Königs Niko laus und am 28. September 1889 a. St. geboren. Er bekleidet auch einen Offiziersrang in einem russi schen Schützenregiment. ick!' durch die HM- angetreten nmen. Der ohnmächtig Kameraden ie gebracht, ich danach rch die auf M wurde, tte schwere le enthielt etwa 500 n Fässern sie Vorsicht ß weiteres >0 bis 150 befindliche aus Well tappen ab- eiben zer- auch die außen ge- arbeit der beschränken, nden Halle mgen war, chung des res festge- der Halle iffe „M / >ie Hüllen m Hinteren derem Teil eckt. Di- Hülle des . 2" durch wird einer i die Gas- n. M. 3' ist i1) Wieder- Unglücks- werste Un- aber 1911 ceptow an Manöver- ckundungs- ssion geriet und wurde konnte sich nbeschädigt der Werst t zerstörte Js. unter- zeug von das beste ' nahm es vorauf es im Kaiser- h hierbei rorragende der roten ;roße Er- t der vor- die ganze chaftete. mgeordnet restimmten er Zähn- ilazaretten richtet, die soffizieren Sanitäts hilfe und ie Zahn- vernach- rsatzstück-n daß solch- fällen He inz" der >r Schutz- ur, unter ttlm aus- Gencbtskalle Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. Vier Monate wurden als durch die Untersuchungshaft verbüßt erachtet. Von den zur Anklage stehen den Fällen hat der Senat zwei fallenlafsen und nur denjenigen als erwiesen erachtet, in dem der Angeklagte versucht hat, eine Karte der Jahde einem englischen Agenten zu übergeben und auszuliefern. Er habe die Karte während seiner Dienstzeit auf dem Aviso „Pfeil" in den Jahren 1905/06 kennen gelernt und gewußt, wie äußerst wichtig gerade diese Karte für die Sicherheit des Deutschen Reiches sei, und welchen außer ordentlichen Wert jede auswärtige Macht, ins besondere England, auf diese Karte lege. K Berliner kwmor vor6erickt. Der verkannte Schwiegerpapa. Die Zimmer vermieterin H. und der Kaufmann N. erschienen in einer Privatklage-Sache als gegnerische Parteien vor dem Schöffengericht. Frau H. verlangte Sühne für beleidigende Äußerungen, die N. ihr gegenüber getan hatte. Als Zeugen waren eine Flurnachbarin und ein Rentier K. geladen. Vorsitzender (zur Klägerin): Der Angeklagte behauptet, er habe sich nur deshalb zu den unparlamentarischen Ausdrücken hinreißen lassen, weil Sie ihn verklatscht hätten. Wie verhält es sich damit? — Klägerin: Det hat man von seine Jutmütijkeet! Kann ick denn wissen, det zufällij mal een Besuch kommt, der nich wejen Schulden vorspricht? Mit Ausnahme von den Herrn, um den't sich hier handelt, hat der Anje- klachte, solange er bei mir wohnte, immer bloß Besuch von Leute jekriejt, die Jeld haben wollten, , Berlin. Ein Nachspiel zu der Familien- NSödie, die sich im Juli d. Js. in dem Vorort abspielte, beschäftigte die erste Straf- Mer des Landgerichts. Aus der Unter- Hungshast wurde der Arbeiter Gottfried Mdrich vorgeführt, um sich wegen gefährlicher Aperverletzung, Bedrohung und Beleidigung N-r inzwischen in Geisteskrankheit verfallenen Mau zu verantworten. Die Beweisaufnahme »Allte ein unsäglich trauriges Familienbild. Ehefrau des Angeklagten wurde damals, Adem sie aus Furcht vor ihrem Manne ihre A Kinder in der Badewanne ertränkt und sich jD zu ertränken versucht hatte, von Haus- Mhnern noch lebend aufgefunden und nach ^Krankenhaus geschafft, wo sie, nachdem sie Von I^ak unä fern. überfall auf einen deutschen Marine- Aach^. Auf einer Landzunge von Ragusa Ache der deutsche Marineattachs Kapitän z. S. Kas Harry Posadowsky - Wehner, ein Ver- Aichter des ehemaligen deutschen Staats- Ätärs des Innern und jetzigen Reichstags- ! geordneten, mit einer Schnittwunde am Halse ^gesunden. Man brachte den Schwerver- Pen in ein Marine lazarett. Man glaubte Wächst an einen Selbstmord, für den an- ginend aber keine Gründe sprechen. — Nach g an amtlicher Stelle vorliegenden Näch sten ist das Gerücht, wonach Graf v. Posa- °Mky - Wehner einen Selbstmordversuch Ze ucht hätte, völlig unbegründet, es erscheint Äniehr als wahrscheinlich, daß der Graf das gier eines verbrecherischen Überfalles ge- Achen ist. Meuterei auf einem Hamburger Ampfer. Als der Hamburger Dampfer -Lotte Menzell", der mit Stückgut beladen aus g Fahrt von Norfolk nach Kopenhagen und ^nzig war, in Horta auf Madeira landete, guterten 21 Leute der Besatzung, und zwar L Matrosen und drei Offiziere, während sich s'r Kapitän der „Lotte Menzell" an Land be- gd. Der diensthabende 1. Offizier ver- Mdigte sofort das zufällig im Hasen von Ata liegende deutsche Kriegsschiff „Hertha". M der „Hertha" aus wurden mehrere Boote A Marinesoldaten an Bord der „Lotte Inzell" geschickt und die Meuterer gefangen Mommen. Sämtliche 21 Mann wurden dem glichen Konsul in Horta übergeben, der dort le deutsche Gerichtsbarkeit ausübt. Der Konsul Mle die Meuterer dann dem Kriegsschiff -Hertha" aus, das sie an einen nach Deutsch- Ad fahrenden Passagierdampfer abgab, auf Msie als Gefangene nach Deutschland trans- "Mert wurden. . Die leere Gesandtschaftskasse. Der Wer ,Figaro' erzählt, der Gesandte eines Manstaates in Paris habe sich genötigt ge- An, da er in den letzten Tagen für 10 000 Mk Depeschen abgeschickt habe und daher die Asrndtschaftskasse vollständig leer gewesen sei, Meinen Landsleuten kleine Darlehen aufzu- Nmen, um die Fortsetzung der telegraphischen Mchterstattung wenigstens einige Tage zu er blichen. Brand eines Spiritusdampfers. Der Ampfer „Vagundes Varello" des Argen- Aschen Lloyds ist infolge Explosion der Mritusladung an der Küste von Sergipe ver mut. Neunzehn Personen sind dabei um- ^ommen. . sechzehn Kisten Gold gestohlen. In ?r Ortschaft Phrissie (Transvaal) wurden von Aem Transportwagen sechzehn Kolli Gold Sohlen. Die Diebe haben mit dem Kutscher Mrochen und ihm dabei ein Glas Wein ge- Mn, das ein Schlafmittel enthielt. Die Cholera in Japan. Die Erkrankungen Cholera mehren sich in Japan erschreckend. A wenigen Tagen sind elfhundert Fälle zu Michnen. Die Preise für Fische und Obst, A deren Genuß die Seuche fälschlicherweise »rückgeführt wird, fallen stark. infotjedessen hab' ick den ollen Herrn ebenfalls for ^Bewußtsein wieder erlangt hatte, in Wahn- I eenen Jläubijer jchalten! — Vors.: Sie meinen den lautere« brauche» m OM . .Auch i Hutter schob de« sagte Ke, - ;m Auge itter be- Beißt d« reu ? Md sie di« deutsch-^ o lange >e. ..»5 exerziert, seit r«« schwing wen es n, Elste, Her de« weiß A erkürt Aber st Krieg- n. daß der ».»Ei nun," war Elises Antwort, „wenn vom Md abfallen Verrat ist —" i.»Aber der König soll es doch nicht gewollt 'M." »Zum Schein, Käthe. Der König ist noch Ader Gewalt des Kaisers und darf ihn nicht Aden Kopf stoßen. Es mag ihm hart an- Nwen, einen General wie Jork zu verleugnen. M gebe Gott, daß der General seinen „Ver- ? durchführt; denn das ist die Rettung deS Akrlandes. Wenn du betest, Käthe, vergiß A Nork nicht... Da ist noch ein Ring, nimm A den mit." i, Käthe sah sie verwundert an. „Das ist derselbe, den du so lange von Ostarp trugst!' < »Nenne den Namen nicht," fiel Elise hastig O „Geh', verkaufe den Ning und schenke A Erlös einem hungrigen Soldaten, der aus Mänd kommt. Du triffst ihrer auf allen M-n genug. . ... < »Was?" schrie Käthe auf. „Du willst Franzosen was Liebes tun? Ich möchte A Dreschflegel nehmen und die Schufte auf U Straßen zusammenschlagen. Sechs Jahre her, daß sie uns aULplünderten bis auf vaur, keiner deutschen Sitte mehr achten A alle Schändlichkeiteu ausüben. Hast du i»» dicht gesagt, daß der gute« Königin Luise hAHerz gebrochen ist über der Slot ihres und einem solchen Hallunken still ich —" tz»Mhe hielt inne vor dem eigentümlichen Mln EliseS, welche sagte: tz, «Sieh, da weißt du ja auf einmal, gegen U es losgeht. Das hat dir dein Herz ge- A Mrd anders kaun es ja auch sicht sei«." Ernster fuhr Elise fort: „Käthe, jene elenden Flüchtlinge schaden uns nicht mehr, und Gott will, daß wir uns des geschlagenen Feindes er barmen." Käthe schien schmollen zu wollen. „Du hast doch immer die besten Aus- und Einreden. Gott weiß, warum ich so dumm bin. Wenn ich nm auch was tun könnte wie du. Alle West gibt sein Letztes her und mir nehmen sie dagegen alles, was ich noch opfern könnte." „Wer was haben sie dir genommen, Käthe?' Käthe fing an zu schluchzen. „Meinen Wittich. Ist das noch nichts? Ist er nicht nach Berlin abkommandiert worden, wir mir Soldaten gesagt haben?' Elise mußte beinahe lachen, wie sie Käthe so ansah, weil diese die Hände nicht frei hatte, sondern die Schürze halten mußte, und daher die vom Weinkrampfe verzogenen Mienen nicht bedecken konnte. / „Nun Käthe," sagte Elise, „soll er denn ewig bei seinem Mädchen hocken? Er folgt seiner Soldatenpflicht." „Aber wenn es nun losgeht? Es wäre doch bart für Wittich." „Pfut," rief Elise erstaunt. „Sollt' ich mich in meiner Milchschwester täuschen? Was wäre hart?" „Wenn Wittich —" fing Käthe zu schluchzen an. „Nun?" sagte Elise. „Die erste schlacht gegen die Franzosen —" .Mitschlüge?' Rentier K., der als Zeuge geladen ist. Wir wollen dessen Aussage gleich mal hören. — Zeuge K.: Die Sache fing damit an, det eenes juten Dages meine Dochter, wat die zweeie, die Jrete iS, zu mir kommt und sacht: „Vata, ick hab' dir eene Eröffnung zu machen: Ick will mir demnächst verloben und heiraten." — „Nanu," frach' ick, „so uff'n Plutz? Weeßte denn, wat dazu jehört?" — „Natürlich," meent sie, „een Mann. Und den hab' ick. Jtbst'de denn deine Einwillljung?" — „Immer man sachte," erwidere ick, „so rasch jetzt det nich. Erst muß ick seh'n, wat de dir jeangelt hast. Wenn't een. achtbarer Mensch iS, denn woll'n wa mal seh'n. Heutzutage muß man mit de Bräut- jams vorsichtij sind. Stell'» mir mal vor." — Da- druff würd' ick mit dem Herrn Anjeklachten bekannt jemacht. Ick möchte nich zu Ville sagen, aber ick derf nich verschweijen, det ick's doch for neetig hielt, mir mal'n bißken nach seine Referenzen zu erkundijen, und eenet VormittachS sprach ick deswejen bei seine Wirtin vor. „Herr N. iS nich da," meente die Frau, „komm' Se wejen Feld?" — „Det jerads nich," jab ick zur Antwort, „aber eene wichttje Sache is et immerhin ooch." — „Ach, det kennt man schon," sacht die Frau, tun Se man nich so jeheimnisvoll, wat sollt's denn weiter sind. Jedulden Se sich man noch'n bißken, Se werden Ihr Geld schon kriegen, aber drängeln dürfen Se nich, denn mit Jewalt is da nischt zu machen — zu pfänden jibt et nischt mehr." — „Sagen Se mal. liebe Frau," sracbt' ick, „kriejt Ihr Herr Schamberjarniste öfter Besuch — wejen Jeld?" — „Alle neesenlang!" meent sie. „die Menschen sind zu ausvaschämt. Manche lasten sich jar nich abweisen, dabei zahlt er, wenn er Jeld hat, herzlich ferne. Aber wo nischt is, da hat der Jerichtsvollzieher sein Recht verloren, übrijens is er keen schlechter Mensch, bloß 'n bißken leichtfüßij, wie nu mal die jungen Leute von heute sind; er hat sojar eene reiche Braut in Aus sicht, Sie könn' also janz beruhijt sind —Mit meine Jrete jab's zwar eenen Kampf, als ick ihr bet Erjebnis von meine Erkundijung mitteille, aber da se een verständijet Mächen is, bracht' ick se schließlich doch zur Einsicht und der Heiratskandidate wurde abjewunken! — Vors.: Draußen ist noch die Flur nachbarin, die bekunden soll, daß der Angeklagte Schimpfworte gebraucht hat. Sollen wir diese Zeugin noch vernehmen? — Angekl.: Js nich neetij, Herr Jerichtshof. Als der Absagebrief von den Zeugen K. kam, jab's Krach, denn die indiskreten Anzüg- lichkeeten, die darin standen, konnte der Absender nur von meine damalige Wirtin erfahren haben. Ick jede zu, det ick ihr foljende Schmeicheleien jesacht habe . .-. — Vors.: Es ist nicht nölig, daß Sie die Worte von damals wiederholen. Die Beweis aufnahme ist hiermit geschlossen. — Das Urteil lautete auf 20 Mk. Geldstrafe. Vie Heerführer -er Türkei im Kriege. 8? Im bevorstehenden Kriege mit Monte negro werden die Heerführer der Türkei eine ausschlaggebende Rolle zu spielen haben. Wenn auch das montenegrinische Heer sehr klein und im Verhältnis zu den Streitkräften der Türkei unbedeutend zu nennen ist, so sind doch die Montenegriner geborene Soldaten und werden dadurch zu gefährlichen Gegnern. Es ist aber die Frage, ob sie mit so modern ausgebildeten Heerführern, wie sie die Türkei besitzt, einen erfolgreichen Strauß werden durchfechten können. Bedeutsam ist nämlich der Umstand, daß sämt liche türkischen Generale, die für die Führung in den bevorstehenden Balkankriegen in Betracht kommen, ihre kriegerische Ausbildung in Deutsch land oder von deutschen Generalen erhalten haben. Der Generalissimus des gesamten Heeres ist nach der Bestimmung des Sultans der Kriegsminister Nasim-Pascha. Er hat zwar zuerst die Kriegsschule von St. Cyr in Frank reich besucht, hat aber den Hauptteil seiner militärischen Ausbildung dem Generalfeld marschall Frhrn. v. d. Goltz zu verdanken, dem er beigeordnet war. Nasim-Pascha gilt heut als der hervorragendste türkische Stratege, der durch seine soldatischen Eigenschaften, durch seinen scharfen Blick und seine schnelle Entschlossenheit ein Armeekorps wert ist. Die Hoffnung der Türkei ruht in erster Linie auf diesem Mann, der als Kommandeur des 2. Armeekorps in Adrianopel bewiesen hat, welch hervorragende Eigenschaften er als Erzieher des Heeres besitzt. Neben ihm hat die größte Bedeutung der Armee kommandeur Ali Risa-Pascha. Er ist der Reformator des gesamten türkischen Artillerie wefens, das er völlig neu auf moderner Grund ¬ lage nach deutschem Muster aufbaute. DaS „Artillerie-Reglement" des türkischen Heeres hat ihn zum Schöpfer. Es baut sich auf dem preußischen Reglement auf, das Ali Risa-Pascha jahrelang studiert und für das türkische Heer sogar teilweise übersetzt hatte. Besonders ver dankt er nach seiner eigenen Aussage seinen Dienstjahren in einem deutschen Feldartillerie- Regiment die Grundlage seiner Kenntnisse auf artilleristischem Gebiete. Auch dieser Mann hat demgemäß sich an deutschem militärischen Geiste geschult und hat es durch seine Tätigkeit in leitenden Stellungen des türkischen Artillerie wesens — er war eine Zeitlang „Chef der türkischen Artillerie-Anstalten" — bewiesen, daß er eine hervorragende Kraft auf dem Gebiete des Militärartilleriewesens ist. Auf organisato rischem Gebiete hat sich bisher der dritte türkische Heerführer Abdula-Pascha hervorragend bewährt. Auch Abdula-Pascha verdankt einen großen Teil seiner militärischen Ausbildung deutschen Offizieren. Besonders Generalfeldmarschall v. d. Goltz ist unter seinen Lehrern zu nennen. Er ist der Förderer und Freund des bekannten Majors Enver-Bei, der augenblicklich auf dem Kriegsschauplatz in Tripolis weilt. Bei der Organisation der "türkischen Erhebung gegen Abdul Hamid hat er als Organisator eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Er war des öfteren der Leiter der großen Manöver. Be sonders für die moderne Umgestaltung des türkischen Heeres, wie sie in den letzten Jahren erfolgte, hat er eifrig gewirkt. Er ist stets der Fürsprecher einer stärkeren Befestigung der Dardanellen gewesen und stimmte darin voll kommen mit dem vorgenannten Heerführer Ali Risa-Pascha überein. Nur dem Widerstande Abdul Hamids und dem ständigen Geldmangel, der früher in der Türkei herrschte, ist es zuzu- schrsiben, daß die Dardanellen nicht heute schon auf der Höhe einer modernen ausgerüsteten Festungslinie stehen. Was die drei Heerführer der Türkei besonders auszeichnet, ist die Tat sache, daß sie alle drei von größter soldatischer Einfachheit sind und stets das gewöhnliche Lagerleben mit den Soldaten geteilt haben. Die Zuversicht und das Vertrauen des Heeres auf ihre Führer ist darum grenzenlos. Es ist felbstverständlich, daß nicht alle diefe Heerführer gegen Montenegro zur Verwendung kommen werden, der Verlauf der Ereignisse dürfte sie aber, wie es scheint, bald alle in den Vorder grund des Interesses rücken. bestimmt worden. Buntes Allerlei. A Wie London seinen Bürgermeister wählt. In dem stattlichen Rathaus Londons, in der Guildhall, wird in diesen Tagen der neue Lord Mayor der Themsestadt gewählt, und dabei entfaltet sich wie stets bei diesem bedeut samen Vorgänge der ganze altertümliche Prunk, der seit Hunderten von Jahren bei der Bürger meisterwahl zur Schau tritt und den unver ändert zu erhalten die Überlieferung gebietet. In der weiten Halle versammeln sich die wahl berechtigten Zunftmitglieder der Stadt London. Dann tritt der „Common Cryer", der Gemeinde aufruser, vor und fordert mit lauter Stimme: „Alle Personen in dieser Halle haben ihre Kopf bedeckung abzunehmen." Wenn das geschehen ist, wird wiederum mit lauter Stimme gerufen: „Alle diejenigen, die nicht Liverymen sind, wer den aufgefordert, bei Strafe der Einkerkerung den Saal zu verlassen." Die „Liverymen" sind die wahlberechtigten Zunftmitglieder; sie allein dürfen bei der Wahl des Lord Mayors gegen wärtig sein. Dann tritt ein Mitglied des Rates aus der Schar der Wähler und stellt nach altem Brauche drei Fragen an den Kandidaten, der dazu ausersehen ist, Oberhaupt der Stadt Lon don zu werden, die dieser in herkömmlicher Weise beantwortet. Erst dann wird der neue Lord Mayor als rechtmäßig gewählt ausgerufen. Im feierlichen Zuge fährt der Neugewählte in das Mansion - House, wo der frühere Bürger meister seinen Nachfolger empfängt und ihm am Abend ein Bankett gibt, zu dem alle Würden träger der Stadt London geladen sind. In diesem Jahre ist Sir David Burnett zum Lord Mayor „Nein, Elise, versäumen müßte!" Elise umarmte sie bewegt. „Das war ein Wort, Käthe. Nun bin ich dir doppelt gut. Sieh, dieses Gefühl ist auch eine Gabe fürs Vaterland. Jetzt aber geh' und trage die Sachen nach dem Rathaus!" Käthe wendete sich nach der Tür, kehrte aber um und sah Elise traurig an. „Elise! Ich habe wohl meinen Wittich, den ich dem Vaterland zum Geschenk machen kann. Aber du, armes Mädchen —" Elise kehrte sich schnell ab: „WaS schwatzest dn da! Geh!" „Ich versteh's nicht, weshalb sie einen so braven Hauptmann in Arrest setzen, und er hat doch den General selbst —" „Laß mich allein. Gehl" „Nun ja doch!" 19. Elise ging langsam und tief aufschluchzend nach dem Fenster und blickte mit aufgestütztem Arme lange träumerisch in die Straßen hinaus. Sie schien es nicht zu beachten, als drei Mi nuten später ein sonderbarer Aufzug im Zimn^r erschien, wahrscheinlich weil sie des Anblicks ge wöhnt war. Denn hereinmarschiert kam der Professor Delbrück, den Säbel mit der Rechten schulternd und mit der Linken die Scheide tragend. An einer Seite des mit Schnüren besetzten Rockes befanden sich zwei sackähnliche Taschen, aus den die Griffe zweier Pistolen puffer heraussahen. Ein niedriger Hut ä la L-ckontaine saß auf dem Kopf, mit einer schwarz-weißen Kokarde geziert, und schien auf den dicken Messingbügeln der Brille vom auf zuruhen. Der Professor trug spitz zugeschnittene Lederschuhe, um die die Knopfmaschen sich an schmiegten. Die zweite Figur war Ehrenfest. Auch der lange hagere Diener schulterte seinen Säbel, indem er im Paradeschritt dem Gebieter folgte. Aber sein Schritt war nicht so stramm, wie Delbrücks. Lag es am Alter oder an der Körperlänge — genug, er schritt etwas gespreizt, wie die preußischen Soldaten früher auf der Parade getan hatten. Möglich auch, daß er den Schritt noch ms jenen Zeiten behalten hatte. Dazu machte er ein furchtbar ernstes, aber gequältes Gesicht, während Delbrücks Mienen eher Behagen und Laune ausdrückten. „Das Volk steht auf, der Sturm brich los !" deklamierte der Professor. — „Rechten — Linken — Wer legt noch die Hände feig in den Schoß — Rechten—Linken—Bataillon, Halt! Ehrenfest, aus Ihm wird im Leben kein Kriegsmann." „Ach, ich glaub's auch nicht!" winselte der Famulus. „Er hat kein Herz!" „Mit Erlaubnis, Herr Professor. Da tu' ich Einspruch. Als ich der Jungfer Tochter die Tauben abschlachten sollte, da war ich's nicht imstande. Wie so? Ich hatte zu viel Herz. Aber die Beine — da liegt's! Die Racker sind nicht mehr so patriotisch wie damals, als ich Ihnen in Halle die Stiefeln wichste, oder als wir gegen die Landsmannschafter auf der Mensur lagen. Und sagen Sie mir, Herr Professor, wollen wir denn wirklich mit in de« Krieg, west wir so grausam exerzieren?" St» ir (Fortfetzung ioigt.)