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Ottendorfer Zeitung : 17.01.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191201179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19120117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19120117
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-17
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 17.01.1912
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Gesetz. ay ^on unci fern. ine Militär«' Drohender Generalstreik der curopär- tus dw Ven schxn Kohlenarbeiter. Die Abstimmung der englischen Kohlenarbeiter über einen General- .ndselMei!^ s^eik zwecks Durchsetzung ihrer Forderungen hat rden >nein« eine große Mehrheit für den Streik ergeben. 1>e erhalten Mim nun die Verhandlungen mit den Ärbeit- l, als ma» gchem ergebnislos verlaufen, so rechnet man in -8 letz! aus-» engli' len Gewertschaftskreisen mit einem gleich zeitigen Generalstreik aller Kohlenarbeiter des ens und europäischen Festlandes. eiten folgen !." DumN ucht beendet )ßen Reichs mgolei will er russischen englischen! ier Rußland unternehmen ei mit dieser tick aus die inuggsäuße' nmen darin hen in der Verletzlichkeit ußeren Pro' araus hinge' mvermeidliq der Rkächte timmtgkeiten agehen ein' swo. Die atsache, dah wben hätten, ! Vorgehen unft , chne Zweiset seinen Ver' ischurei auS' e Worte an, ebehält, wie wrn Vtächten l und den Deutschland- inas konimt, uer bleiben! chinesischen im Süden- iplomaue in ;aben. Ter älteste preußische Militärkapell meister gestorben. In Trier ist der älteste Kapellmeister der preußischen Armee, Musik meister Kirschbaum, der vor vier Jahren das Jubiläum seines fünfzigjährigen Dienstes feiern konnte, im Alter von 74 Jahren gestorben. Feuersbrunst im Danziger Freihafen. Im Freihafenbezirk in Neufahrwasser brannte in der Nacht ein etwa 5000 Quadratmeter Grundfläche umfassender großer Lagerschuppen der Eifenbahndirektion Danzig vollständig nieder. Er war vom Keller bis unters Dach mit Stück gütern aller Art, mit etwa 120 Wagenladungen Zucker, mit Salpeter, Schafwolle und einem großen Posten englischer landwirtschaftlicher Maschinen vollgepfropft, die einer Reihe von Import- und Exportfirmen gehören. Trotz aller Bemühungen konnte nichts vom Inhalt des Speichers gerettet werden. Der Schaden wird Eich aus über 1 bis 1Mll. Mk. geschätzt, kann aber auch Höber sein. Folgenschwerer Einsturz eines Neu baues in Düsseldorf. Ein in Düsseldorf in der Dorkstraße bereits bis zum Dach aufge- ührter dreistöckiger Neubau stürzte ein. Dabei wurden sechs Arbeiter verschüttet. Zwei von Rum find nach kurzer Zeit gestorben, die übrigen vier sind schwer verletzt. Die Ursache des Unglücks -schreiben Fachleute dem ab wechselnden Regen und Frostwstter der letzten Tage zu, das zweifellos sehr ungünstig auf den Bau eingewirkt haben dürfte. X Tragödie eines Deserteurs. Im Kirschhause am Schierberae bei Rieder wurde der Kürassier Hans Schmidt von der Quedlin burger Schwadron de?, siebenten Kürassier-Re giments in beklagenswertem Zustande aufge« künden. Schmidt, der aus Aschersleben gebürtig und von Beruf Malergehilfe ist, war vor mehreren Tagen von seinem Truppenteil deser tiert nnd hatte sich zunächst in einer Feldscheune, später im Kirschhause verborgen gehalten. Bei seiner jetzt erfolgten Verhaftung stellte sich heraus, daß ihm beide Beine erfroren waren. Der Bedauernswerte wurde nach Quedlinburg zurückgebracht. le. sörbert dis Bekanntlich wereine und aufgeiordert, inne zu be> imm hat sich der Bitte iB Uchen Manne dienen toll sein Ersuche" he Werst für die obe" sich bei den ieichtz wanne' zur Jugend' ur um solA hr verwend rag und da? Bemannung nforderunge" er Sicherheit timmlen M' ausgejchteoen rc die Zwecke aterländischec eren Binnen' rer Belastung noch völlig : Wasser ge' X Ein früherer Gutsbesitzer als Ein brecher. Ein Masseneinbrecher ist in der Person des früheren Gutsbesitzers Hugo Schaller aus Loß, Kreis Saaan, entlarvt und fest- «ienommen worden. Zu Spottpreisen setzte er das ausschließlich ans Leinenwaren bestehende Diebesgut in den Kreisen Sprottan, Sagan und Sorau ab, ohne daß man die unehrliche Herkunft der Waren auch nur ahnte, weil der Hausierer stets Zweifel mit der Behauptung zu Zeitigen wußte, daß er Massenlager billgist aufgekauft habe. Nachdem aber in neuerer Zeit bis in die Weihnachts- und Neuiahrswoche hinein umfangreiche EinbrnchSdiebstähle in die Warenlager mehrerer Lausitzer Leiuenfabriken ausgeführt worden waren, wurden die Be hörden auf den Hausierer Schaller aufmerksam, und als er jetzt in Sorau wieder auftauchte, rrfolgte seine Verhaftung! er hat bereits ein umfassendes Geständnis abgelegt. Schließlich konnte noch sestgestellt werden, daß Schaller wegen mehrfacher schwerer Einbrüche und Dieb- Mle schon wiederholt vorbestraft ist. Beim Brunnenbau verschüttet. In Hardt wurde beim Brunnenbau der Arbeiter Kamp verschüttet. Der Brunnenbauer Wirtz, der ihn retten wollte, geriet ebenfalls unter das Erdreich. Beide sind tot. Bulgarische Bombcnwerser. Wie die Wiener,Neue Freie Presse' aus üsknb meldet, wars eine bulgarische Bande drei Bomben m eine Versammlung der Einwohner von Zilkowa, während sie eine Friedenskundgebung für die Türkei veranstaltete. Dreizehn Personen wurden getötet, 22 verwundet; sechs der Täter wurden verhaftet. Feuer im Chicagoer Börfengebäude. Nachdem erst vor wenigen Tagen Amerika durch den Brand des Eqnitable-Palastes in New Dork schwer heimgesucht worden ist, kam am Donnerstag im Chicagoer Haudelsamt ein Feuer aus, das auch auf die Produktenbörse Übergriff. Als dichte Rauchwolken in die Börsensäle drangen, brach unter den Börsen besuchern ein gewaltiger Schrecken aus. Bei der Flucht aus dem Gebäude wurden mehrere Personen verletzt. — In dem englischen Hafen Sheerneß hat Leutnant Samson einen erfolgreichen Aufflug mit einem Doppeldecker von dem Kriegsschiff die Ereignisse der letzten Wochen erklärlich ist. Bekanntlich sind in den letzten Wochen mehrere Landesverratsangelegenheiien, bei denen aber auch nur zum Teil Deutsche und zum Teil naturalisier«! Deutsche eine Rolle spielten, zur Sprache und Aburteilung gekommen. Die wirklichen Verhältnisse, wie sie sich aus dem Durchschnitt mehrerer Jahre ergeben, sehen aber ganz anders aus. Es liegen von verschiedenen Ländern über Verurteilung wegen Landes verrats Mitteilungen bis zum Jahre 1909 vor. Von dieser Betrachtung werden von vornherein alle Verurteilungen fremder Spione in Deutsch land und andern Ländern ausgeschaltet, bei denen das Wort Landesverrat nicht am rechten Platze wäre. Es sollen nur die eigenen Landes kinder berücksichtigt werden, soweit dies aus den Statistiken zu ersehen ist, da des öfteren Spionage- nnd Landesverratsprozesse gleich zeitig Landeskindern und «Fremden gemacht wurden. Die absolut meisten Landesverräter scheint Rußland zu haben. Aber Rußland hat Tum Rücktritt äes fran^ölileken Kabinetts OaiUaux. Die Kabinettskrise in Franüäch iü eine Folge des deulsch-sranzösischen Kongo-Aötonuuens. Dis Krise begann in der Sitzung der sranMschm SenaiSkommisswn. Der alte „Mimsterüärzer" Karges Clemenceau fragte den Minister des Nm-eren de Selbes, ob er mit den Erklärungen des Ministerpräsidenten Caillaux einverstanden sei, der erklärt Katte, er habe niemals Verhandlungen außer halb des Ministeriums des Äußeren und ohne Wissen des Botschafters JaleS Cambon geführt. De Selves erwiderte, er könne sich aus Gründen der'Gemein samkeit darüber nicht äußern und gab dann sofort seine Demission. Caillaux versuchte darauf, das Kabinett zu hallen und an Stelle de Seines' dem bisherigen Marineminister Delcasss das Portefeuille des Äußeren anmvertrauen, daS dieser in Frankreich bä hst populäre Staatsmann bekanntlich schon in den Jahren 1898 bis 1905 verwaltet hat. ClemenceauS Gegnerschaft gegen Delcassö vereitelte aber diese Be mühung, und so fiel das ganze Kabinett Caillaux, das erst vor einigen Monaten das Erbe der Re- gmung Monis' angetreien hat und dessen wichtigste Leistung die Erledigung der Marokko- und Kongo frage war. „Afrika" aus unternommen. Das Deck des Schiffes war von dem vorderen Turm bis einige Fuß über den Bug hinaus mit glatten Planken bedeckt. DaS Flugzeug wurde mit einem Krahn gehoben, und eine halbe Stunde, nachdem es auf Deck der „Afrika" ausgestellt war, nahm es einen Anlauf über die Planken und schoß über den Bug hinweg in die Luft. Es erhob sich leicht bis auf 100 Meter Höhe, umkreiste zuerst die Masten der „Afrika", zog weitere Kreise um den Hasen und flog dann nach dem Flugplatz des nahegelegenen Orles Eastchurch. fränkrelek Kal äie meisten Landes Verräter. Ul' Jüngst wurde in der Presse die Frage erörtert, ob der Vorwurf zutreffend sei, daß Deutschland die meisten Landesverräter auf weise. Diese Frage wurde aber nicht beant wortet, sondern es wurde nur der Vermutung Ausdruck gegeben, daß der Vorwurf nicht zu treffend sein dürfte. Diese Annahme ist richtig. Tatsächlich, hat nach den Ausweisen der Statistik Deutschland bei weitem nicht die größte Anzahl von Landesverrätern, sondern steht, was dieses schimpfliche Verbrechen anbetrifft, erst an vierter Stelle unter den Kulturvölker Europas. Die Anzahl der deutschen Landesverräter ist im Durchschnitt sogar so erstaunlich ge ring, Lc-ß der gemachte Vorwurf, Deutschland besitze die meisten Landesverräter, nur durch auch die bei weitem größte Bevölkerung. Außer dem sind hier die Erhebungen nicht ordnungs gemäß durchgesührt, so daß die eigentlichen Er gebnisse nicht zu erkennen sind. Wenn man alle die bei der Beirachiung der Frage vorhandenen Schwierigkeiten bedenkt, und berücksichtigt, daß Verhandlungen wegen Landesverrats und Spionage nicht nur vor dem Reichsgericht in Deutschland, 'sondern auch in andern Ländern aufs strengste in den meisten Fällen gehsim- gebalten werden, so kommt man zu dem Er gebnis, daß Frankreich im Durchschnitt der letzten IO Jahre alljährlich ungefähr 175 Prozesse wegen Landesverrats aufzuweisen hatte, an denen Landeskinder beteiligt waren. In Ruß land dürften ungefähr 250 Verurteilungen erfolgt jein. In England kann mau pro Jahr einen Durchschnitt von 80 Verurteilungen annehmen und Deutschland hat einen Durchschnitt von 14 Verurteilungen, also kaum den zehnten Teil der Landesverratsprozesse Frankreichs und ungefähr ebenso viel wie Österreich und Italien. Ver hältnismäßig hat es aber weniger als diese beiden Staaten, da hier eine viel größere Be völkerung m Betracht kommt. Nach dem reinen Zahlenergebnis steht Deutschland an vierter Stelle, nach den Verhältniszahlen berechnet aber erst an sechster Stelle. Daraus ist zu erkennen, wie gering in Deutschland die Anzahl der Landes verräter ist. Es gab mehrere Jahre, wo die Zahl sogar weit unter diesem Durchschnitt bis aus drei sank. Erfreulich ist dabei der Umstand, daß Soldaten in den allerseltensten Fällen Landesverrat begingen. Dagegen sind Frauen handelt. verhältnismäßig ost als Angeklagte zu finden, in Deutschland weniger als in Frankreich. Gemeinnütziges. *** Alte Rostflecke entfernt man aus weißer Wäsche, indem man die Stellen mit stark verdünnter Salzsäure benetzt; danach be tupft man die Flecken mit etwas Schwefel wasserstoffammoniak (in der Drogerie erhältlich) und spült dann die Wäsche mehrere Male tüchtig durch, Vergilbte Wäsche wird wieder zart, wenn man sie 24 Stunden in Buttermilch eiuweicht und dann wie jede andre Wäsche be- Eine Cragödie ans dem Leben. A Vor dem New Yorker Polizeigericht erschien , dieser Tage eine zerlumpte, schmutzige, völlig be-; trunkene Frau und forderte, daß man jemand vor Gericht laden solle. Den Beamten war es jedoch unmöglich, die Worte, die sie mit schriller l Stimme ihnen zuschrie, zu verstehen, und sie ließen sie m die Zelle abführen, bis sie wieder - nüchtern wurde. Als sie dann wieder vor den Schranken des Gerichts erschien, erklärte sie, daß sie nichts mehr mit dem Gericht zu tun zu' haben wünschte, und damit humpelte sie müh sam wieder hinaus. Die Frau, die hier als ein vollständiges menschliches Wrack vor dem Gericht erschien, war Evelyn Granville, vor zwanzig Jahren die berühmte Schönheit deS z Broadway, anerkannt die schönste Frau der: 80er Jahre auf der amerikanischen Bühne, weit und breit als „Amerikas griechische Göttin" ge rühmt. Sie war nach New Jork gekommen,: als sie noch ein kleines Mädchen war, und schon damals fiel sie wegen ihrer Schönheit' auf. Wenn sie zur Schule ging, pflegten dies Leute auf der Straße sich nach ihr umzusehen. Man redete ihr dann ein, daß sie für die Bühne geboren wäre, und die Theaterdirektoren schätzten den Wert ihrer Schönheit so hoch ein, ! daß sie sie mit Engagementsanträgen über»' I häuften, obwohl sie weder singen noch spielen ! konnte. Auf der Bühne feierte sie glänzende Triumphe, die sie aber ausschließlich ihrem blendend schönen Gesicht und ihrer hohen, ele ganten Erscheinung verdankte. Sie trat nach einander in den verschiedenen damaligen Mode theatern auf und wurde stets aufs höchste ge feiert. Die Wendung in ihr Schicksal brachte ein reicher Buchmacher, Burton Webster, mit dem sie immer zusammen gesehen wurde. Es kam zu einer Tragödie, die merkwürdig an den berühmten Fall Henry Thaws unsrer Tage er innert. Eines Abends, im Jahre 1891, be suchte Charles Goodwin, ein Mitglied der Börse, zusammen mit seinem Freunde Evelyn, während Webster nicht zu Hause war. Als dieser dann wiederkam, erzählte sie ihm, die beiden' Männer hätten sie gröblich beleidigt, und am nächsten Morgen suchte Webster Good win in seinem Bureau auf und schoß ihn nieder. Einer der größten Sensationsprozesse war die Folge. Die Geschworenen wandten auf Webster das berühmte „ungeschriebene Ge setz" an und verurteilten ihn nicht wegen Mordes, sondern fanden ihn nur des Tot- schlages schuldig; er erhielt neunzehn Jahre Gefängnis, wurde aber nach Ablauf von sieben Jahren wieder freigelassen. Während des Prozesses fand die Hochzeit von Evelyn Gran ville in dem Gefängnis statt. Als Webster in das „Sing"-Gesängnis überführt worden war. um seine Strafe abzubüßen, ging es mir Evelyn jäh bergab. Sie begann zu trinken und Betäubungsmittel zu gebrauchen, die bald vollkommene Herrichaft über sie gewannen. Die Tage des Glanzes waren vorüber, sie mußte ihre vornehme Wohnung aufgeben, Stufe auf Stufe glitt sie hinab, und aus der schönen, ge feierten Schauspielerin wurde das abschreckende, dem Trünke ergebene Weib, das, von allen verlassen, im tiefsten Elend dahinlebt. Ihr Er scheinen vor Gericht hat ihren Namen aus der völligen Vergessenheit noch einmal heraus gehoben und den New- Yorkern in Erinnerung gebracht. hörte soeben, >ar. Ich bin ft! tun hatte, tzt bei Fran «„Tut mir f den Fried« besuchen." türmte Kuck cker hinaus- Zeniter und lur!" dach« m entgegen« ne Freundin un diesmal j wiederum dem weiten, zurücklebne. le. sie sich. Und nte er die > dsch war ße Worte, ein gen Leuten, en haben, junge Frau, Wiversehn' i'lS man sich wieder traf, war es nur auf ein paar flüchtige Augenblicke, denn diesmal war Onkel Klaus dabei, und der fand schon bald einen Grund, den jungen Herrn wieder zu verabschieden. .Das fiel sogar der jungen Frau auf, so daß sie lächelnd fragte: „Sonderlich ins Herz ge- Wosseu scheinst du ihn ja nicht zu haben, wie?" WaS er denn auch ehrlich eingestand: »Nee, mein Freund ist er nicht, der Wind hund !" Jetzt aber sorgte er ernsthaft dafür, daß man einander nicht so leicht wieder begegnete. Und an einem der nächsten Tage fuhren sie dann hinaus nach Schönau. Sowohl Onkel wie Nichte waren gleich freudig erregt, wcunschon im Herzen der schönen Frau doch ein ganz klein wenig Angst vor diesem Wiedersehen aufleimte. Der alte Herr sah ihr das an. Natürlich sagte er nichts dazu. Aber im stille» lächelte er doch und dachte: Sicher ist sie nur zu nur gekommen, um den Bruno widerzusehen. Draußen in Schönau war man direkt über rumpelt. Aber das gerade wollte Onkelchen ja auch Denn hätte er seinen Besuch vorher angemeldit, daun wäre der Bruno vielleicht gar ausgmückt, zuzutrauen war ihm das doch! So aber hatte er keine Ahnung von dem, was Inner hante, und arbestete ruhig und rüstig auf dem Felde. Fräulein Berta empfing die Herrschaften. Ader auch sie erschrak heimlich, denn sie er- tanute ne junge Frau jofort und ahnte, was Nun folgen würde. Sogleich wollte sie einen Boten zu dem Herrn ins Feld senden. Doch Onkelchen fing den Knecht ab, steckte ihm einen Fünfziger zu und prägte ihm ein, nicht zu Werraten, wer da sei. Indessen zeigte der alte Herr seinem Besuch die Räumlichkeiten im Hause, sogar durch die Küche und Molkerei führte er die junge Frau, damit sie sich überzeuge, wie gut alles imstande gehalten war. Und Fräulein Berta, die natürlich als Führerin fungierte, bekam oftmals einen roten Kopf, wenn der Onkel ihre Tüchtigkeit heraus strich. Nach einer kleinen halben Stunde erschien dann auch der Hausherr. Munter und bester Laune trat er ein. Aber als er den Onkel genauer ansah und das Schelmische in semem Blick gewahrte, ahnte er, was nun folgen würde. Und da ging es wie ein Wetterleuchten über seine Züge. Doch hart und zäh biß er die Zähne zusammen. Im nächsten Moment ging die Tür auf und Frau Grete trat ein. Nun also sahen sie sich wieder. Nach fünf langen Jahren standen sie sich nun rum ersten mal wieder gegenüber. Einen Augenblick waren sie beide wie ge bannt und blickten sich an, tausend Ge danken, Erinnerungen, Wünsche und stumme Fragen zogen auf unsichtbaren Fäden herüber und hinüber, dann aber brach es schnell und jäh ab. Höflich, freundlich, gastlich reichte er ihrs die Hand und sagte: „Guten Tag, Grete. Das ist nett, daß du auch mal zu uns herauskommjt." Zögernd, zuerst sogar zaghaft, erwiderte sie feinen Händedruck, und ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie die Worte herausbrachte: „Guten Tag, Bruno." Onkelchen aber, um dem ersten Wiedersehen das Peinliche schnell zu nehmen, rief heiter: „Na, ist mir die Überraschung nicht brillant ge lungen ?" „O ja," antwortete Bruno, „sogar über alle Erwartung." Es sollte wohl fröhlicher klingen, aber eö hatte doch einen recht herben Nebcn- klang, so daß die junge Frau leise zusammen fuhr. Sie setzten sich. Bruno zog eine Flasche Wein auf. Und so kam man denn schnell über die ersten peinvollen Minuten hinweg. Natürlich sorgte Onkelchen dafür, daß der Unterhaftungsstoff nie ausging, war lustiger und redseliger denn je, obschon er im stillen dachte: Eigentlich gibt's doch nichts Dümmeres, als wenn zwei Verliebte sich gegenüber sitzen und keiner von beiden so recht mit der Sprache heraus will. Als man aber eine gute Viertelstunde bei einander saß, die Flasche jchon ziemlich leer war, und sich die ganze Unterhaltung noch immer nur aus allgemeine» Fragen und Antworten zu- sammenMd, da ging dem alten Querkopf die Geduld aus, und er rislieite nun seinen letzten Trumpf. Kurz entschlossen stand ertzauf und ging hinaus. Mochten sich die beiden kiu» allein ausiprechen! Ane» Moment lang saßen die sich jetzt stumm gegenüber. Sie sah bange und bebend noch der Tür, in der Onkelchen eben verschwand. Bruno aber blickte fest und entschlossen zu ihr hin. Dann fragte er schnell und selbstsicher: „Du gehst nach Tirol, wie mir Onkel Klaus sagte, nicht wahr?" Sie bejahte stumm und sah ihn an, aber als sie seine ernsten Augen sah, senkte sie ver legen den Blick. Eine Pause entstand. Und wieder begann er, schnell und hart: „Und weshalb machtest du dabei den Umweg s über Werdenberg?" Da sah sie auf, frei und ruhig; denn plötz lich war ihr der Mut gekommen. Und still und zart sagte sie: „Weil ich dich Wiedersehen wollte, - Bruno." Z Er bebte am ganzen Körper. Wie ein Feuerstrom rann es durch seine Adern und; trieb ihm das Blut in den Kopf, so daß es in j seinen Schläfen hämmerte. Wortlos, mit zu- l sammengepreßten Lippen, mit brennend erregten! Augen stand er auf und starrte sie an. Auch sie erhob sich schnell. Und tapfer spracht sie weiter: „Ja, ich mußte dich Wiedersehen, Bruno. Es ließ mir keine Ruhe. Ich habe dir da mals weh getan. Jetzt weiß ich es. In diesen sünf Jahren, die für mich keine glücklichen waren, habe ich über alles, was hinter mir. liegt, nachgedacht. In diesen Jahren bin ich j reif geworden, Bruno, und ich habe eingejehen, daß ich dir damals weh getan' habe. Und ddeshalb, Bruno, bin ich nun hier, um dir l abzubitten. Hier, fchlag' ein, verzeih' mir, es- ist mir herzlich leid, das darfst du glauben."; «tN is Horgcylmg loigl.)
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