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Ottendorfer Zeitung : 26.01.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191201261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19120126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19120126
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-26
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 26.01.1912
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te. betriebet wn Kriegs 'rsonen M en Notba" ist mit di^ n. An d in Trip«! Interesse, - ie sehr K re Länge« von 1» italieniE t vollkom»^ l Hafen »' lr die iia« Bedeul" Klippen, ) die SA cden. A Hafenda^ t in Sing« eiter Krieg' cuk ersteh"- inlage ei«« Es ist «« l daran ge^ r bauen, ie italiew!» r wenig der Verw^ rchnnngsjE d Würltei«' ne es vB !l, alljähÄ iberschüW" zu Übungs" beabsiW - mgen soll«« folgen, i>K i Truppe"' 4 Woche« ausgebW ehnwöchige" Zehrordnu«« uden Jahre« 8 und oo« Wiederau!' ist wLhreu« illen Reichs cd die söge' mß. Kriegs' dneien de« 'den. Tck cngeschränl" cgten Volks' kl'N. em Lehrt« ter Gesah« -ulkinder i« rnover g«' 'richlsstun«? anfälle. Ee cktcn illinde« s den N«! whoben st" r Ausgang« erreichte" nenbrache«' funken, oa? >g heraus' ließlich ch. Einige t, daß st« aber ihr« der Straß« Wimmer« wm eisige« ausmerha" Ne Ursache nueno aUl! Ne Unter' Explosionsuuqlürt auf einer Zeche. Auf Zeche Nordstern der Aktiengesellschaft Phönix explodierte ein Gaskessel. Eie Be- Nebsanistent und ein Maschinist wurden dabei getötet. Eine neue Station für Fernphoto- graphie ist in Monte Carlo installiert worden, und zurzeit wird ein regelmäßiger Betrieb zwischen Paris und der französischen Riviera eingerichtet. Die ersten Versuche in Monte Carlo wurden von Professor Korn und Pro zessor Glatzel geleitet. So konnte z. B. das Bild des neuen französischen Ministerpräsidenten Wncarä telegraphisch von Paris in Monte Carlo empfangen und in dem dortigen Kasino zusammen mit den Depeschen aus Paris ange schlagen werden an demselben Abend, an dem sich das Ministerium bildete. Feuersbrunst i« einem Petersburger Theater. In dem riesigen, vom Kaiser unter haltenen Theater, das nach dem Zaren Nikolaus II. genannt ist und 4000 Zuschauer W, brach nachts auf der Bühne Feuer aus. Trotz des energischen Vorgehens der Peters burger Wehren wurden sämtliche vier Etagen des Bühnenraumes mit allen Kulissen und Dekorationen und die Ankleideräume der Künstler vollständig zerstört. Über die Ursache des Brandes ist man noch im unklaren, doch nimmt man an, daß bei der Vorstellung des Patriotischen Stückes „Sebastopol" wahrschein lich Funken von Feuerwerkskörpern in die Kulissen fielen und dort unbemerkt weiterglimmten. Der Schaden ist ungeheuer. Geheimnisvoller Selbstmordversuch «»es russischen Polizeivigilanten. Ein junger Mann, der im Dienst der Petersburger Geheimpolizei stand, suchte sich, nachdem er von der Behörde ein Schreiben erhalten hatte, zu erschießen. Er war, als er das Schreiben be kam, auf die Straße gestürzt und hatte, als er d°n einem Schutzmann zum Ausweis über leine Person aufgefordert wurde,. gerade noch Zeit, einen Schuß auf sich abzugeben. Im Krankenhause erklärte der Schwerverwundete, wegen „Wahrung des Amtsgeheimnisses" dürfe er den Grund zu seinem Selbstmordversuch nicht angeben. l-uMckiffakrr. — Die Eigentümerin des sogenannten öster reichischen Lenkballons, der einzigen originalen österreichischen Bauart, die Mutter des Jn- genieurs Stagl, mußte vor einigen Monaten in Konkurs gehen, weil der Ballon, der wesent liche Kosten verursachte, nicht verwertet werden konnte. Wie verlautet, macht die türkische Ne gierung den Versuch, den Ballon von der Konkursmasse anzukaufen. Der österreichisch ungarische Kriegsminister hat daher den Konkurs verwalter aufgefordert, eine Offerte einzureichen, damit vor Verkauf an die türkische Regierung erprobt werde, ob der Ballon nicht doch für die österreichisch-ungarische Militärverwaltung zu verwerten sei. — Ein tragischer Fliegerunfall ereignete sich auf dem Flugplatz von Juvisy beiIZaris. Der Flieger Alfred Wagner,- ein, Student der Medizin aus Nancy, stürzte während eines Merlandfluges mit einem Zweidecker infolge einer zu kurzen Wendung aus etwa 25 Meter Höhe ab. Der Apparat fing Feuer. Man zog den jungen Mann, der schwere Verletzungen er litten hatte, aus den Flammen hervor und brachte ihn in das Spital. Doch verstarb er dort bei seiner Ankunft. Gericktskalle. 88 Berlin. Das Kammergericht hatte sich mit der Frage zu beschäftigen, wie weit Gewerbetreibende in ihren Bekanntmachungen gehen dürfen. Ein Bäcker 8. zu B. hatte in seinem Laden ein von der Straße sichtbares Plakat des Inhalts angebracht, daß er die Forderungen des Bäckcrverbandes bewilligt habe. 8- wurde auf Grund des 8 9 ff. des preußischen p-reßgesetzes angeklagt, das u. a. vorschreibt, Nn- schlagszettel und Plakate, die einen andern Inhalt haben, als Ankündigungen über gesetzlich nicht ver botene Versamm taugen, über öffentliche Bergnügun- bm, über gestohlene oder verlorene Sachen, über — all« en hin zu ne Arme! er rieselte f zog es Fingern timm sie, nie es in es durch Wie mü lewaltsan< l schwach > so nas- ! - Der cerbe und hoch, - üederlage ils Onkel n, nahm em Gruß hlos da. ). Tann m Nichte enn nun um aus iese zwei , Frieden Zelbsucht gar nicht frau hin- wgeben? rannen." Grete stand aus, schluckte ihr Schluchzen mutig hinunter und wollte schnell entschlüpfen. Aber das gab es nun nicht. Ebenso schnell hielt Onkelchen sie fest und zog sie zurück. „Bitte, diesmal entkommst du mir nicht! Jetzt wird erst mal gebeichtet, verstanden!" Doch das Frauchen beichtete kein Wort. Stumm umfaßte sie den Alten, lehnte ihren Kops an seine Brust und weinte ganz still in ßch hinein. Und das griff den guten Onkel ans Herz. Zärtlich streichelte er über ihr Haar und klopfte »schmeichelnd am ihren Nacken. Dann sagte «s tröstend: „Nu hör' auf, Kindchen, wein' nicht mehr. Das ist dec dumme Kerl wirklich nicht wert! Was hat er denn wieder ange- nchtet, der Hans Taps? Hat dir wohl weh Wan, wie?" Da nickte sie, ohne aufzusehen. Dann machte sie sich aber doch schnell frei und lief davon. Diesmal hielt er sie nicht zurück. Kopfschüttelnd sah er ihr nach. War >o was nun wohl auszudenken ? Zwei Menschen, wie füreinander geschaffen, haben sich gern und kommen nicht zusammen, weil sie sich 'Miner neue Hindernisse in den Weg legen. Wär' das nicht so traurig, wahrhaftig, es wäre, um sich halbtot zu lachen. . Aber auf den Bruno hatte er von nun an Nne heillose Wut. Der sollte ihm nur mal wieder über den Weg laufen! O, der sollte es gut haben! 8. Als Bruno vom Onkel sortgerannt war, Verkäufe oder andre Nachrichten für den gewerblichen Verkehr dürfen nicht angeschlagen oder in sonstiger Weise öffentlich ausgestellt werden. Die Straf kammer erkannte gegen Z. auf eins Geldstrafe, weil das Plakat keinen rein gewerblichen Inhalt hatte, aus dem Inhalt des Plakats gehe vielmehr hervor, daß auch Politik dabei eine Rolle spiele. Die Revision gegen diese Entscheidung wurde vom Kammergericht abgewtesen und u. a. ausgeführt, 8 9, 10 des Peeuki'chen Preßgesetzes seien gemäß 8 30 des Reichspreßgesetzes aufrecht erhalten. Hier nach seien nur rein gewerbliche Plakate gestattet, politische Plakate seien verboten; solche Plakate dürfen auch nicht mit polizeilicher Erlaubnis ange bracht werden. Leipzig. Das Reichsgericht verurteilte den Spion Holst wegen versuchter Spionage in drei Fällen zu vier Jahren Zuchthaus, Aberkennung Kraft erst recht zum Verständnis kommen, wenn wir einen Blick in sein Haus, seine Familie tun dürfen, oft versucht, Bismarck „zu Gesicht zu bekommen". Erst am 6. August 1892, auf dem Srettiner Bahnhof, konnte er genau in seine Züge schauen, im nächsten Jahre wagte er es, „als Historiker, der jetzt berufen sei, seine Geschichte zu lehren", ihn um eine Audienz zu bitten, die ihm am 14. März 1893 gewährt wurde; von Hamburg fuhr er morgens nach Friedrichsrnh, kurz nach 12 Uhr stand er, am Frühstückstische, Bismarck gegenüber. Den Be richt über diesen Bestich veröffentlicht er jetzt zum erstenmal in dem kürzlich erschienenen Werke „Männer und Zeiten", und wenn er auch „nichts Besonderes zu vermelden weiß," ^LÜregeln zur L,mäerung äer IVot m Men. Unentgeltliche Verteilung von Brot an die Armen der Stadt. Infolge der Lebensmittelverteuerung herrscht unter der Wiener Arbeiterbevölkerung eine große Not, die durch die starke Kälte der letzten Zeit noch verschärft worden ist. Die Behörden und wohltätige Vereine suchen der armen Bevölkerung durch allerlei Hilfsmaßregeln ihr Los nach Kräften zu erleichtern. Der „Kaiser-Jubiläums-Verein", der sich be sonders der Armen der Arbeiterbezirke Hernals und Favoriten annimmt, läßt jetzt täglich etwa 200 Brotlaibe austeilen. Die Verteilung findet in einem Gasthaus im Bezirk Hernals statt. Schon lange vor der angesetzten Stunde drängen sich die armen Leute vor dem Haute, und wenn sie dann eingelaffen werden, herrscht in dem Verteilungsraume ein so grobes Gedränge, daß die Angestellten des Vereins sich durch eine Holzbarricre vor dem An drang schützen mußten. Schließlich erhält aber jeder der armen Menschen sein großes Stück Brot und gehl befriedigt nach Hause. der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre und Stellung unter Polizeiaufsicht. Der An geklagte hat Zeichnungen der Festungsanlage in Kiel, insbesondere in Friedrichtzort angefertigt und beabsichtigt, sie an Rußland, England und Frankreich zu verkaufen. Durch seine Verhaf tung ist es bei dem Versuch geblieben. Douai. Das Schwurgericht verurteilte den Deutschen Otto Geutsch, der an Bord des Dampfers „Cordoba" den Deutschen Wilhelm Schutz ermordete und dessen Leiche im Wasser klosett verbarg, zu lebenslänglicher Zwangs arbeit. Der 6ismarck-8iograpk bei Kismarck. » Erich Marcks, der Bismarck-Biograph, von dessen großangelegtem Werke bis jetzt der erste Band vorliegt, hat, wohl von dem Be wußtsein durchdrungen, daß uns eines Menschen Geheimnis eifft kund wird, wenn wir ihm Auge in Auge sehen, daß uns die Wurzeln seiner so sagt er doch mit Recht, daß jede Schilderung aus der Nähe des Gewaltigen ihren Wert hat, und wir haben ihm für sein „ehrliches und un entstelltes Spiegelbild" zu danken. Marcks spricht zuerst von der äußeren Erscheinung des Fürsten; das Antlitz des 78jährigen verleugnete die Spuren des Alters nicht. Aber trotz aller Verwitterung und einiger Erschlaffung fand er es noch monumentaler als wohl irgend ein andres Menschenantlitz, und wenn in daS Ge sicht der große historische Zug ganz nur bei einer stärkeren Bewegung hineintrete, so zeigten doch seine Augen auch an jenem Tage manch mal, wenn er sie nach oben kehrte, ihre volle Gewalt: es ist dann etwas schwer Auszu sprechendes darin, das Löwenhaste, Übermensch liche. Wer noch Gelegenheit gehabt hat, Bis marck im Reichstage zu hören, wird meist von der Stimme des Hünen enttäuscht gewesen sein. Auch Marcks erzählt, daß die Worte in der denkbar nachlässigsten, ja unschönsten Form zu tage gekommen seien: hervorgestoßen und ge hackt. Selten einmal eine ganze Phrase im Zusammenhang . . . zwischen den Worten ein mühsames Atmen . , . er sucht nach Lust; weniger nach Worten, denn --so erfahren wir — „was er sagte, war immer ein wundervolles Deutsch; eine Fülle von Pointen ... Er f prägte alles sauber und blinkend aus. Aber dabei kein Hauch von ästhetischer Mühe, von Absicht, von Koketterie." Von dem Inhalt der Unterhaltung, die fich zum größten Teil um politische Dinge drehte, mag vielleicht, wo die Marokko-Verhandlungen noch nicht weit hinter uns liegen, ein Urteil Bismarcks interessieren, das in die Worte gefaßt ist: „Wir sind eben ganz schlecht vertreten gewesen. Wir haben ge drängt, anstatt abzuwarten." Das galt damals dem Handelsvertrag mit Österreich. Auf Zeitungsnachrichten, daß Miquel und Berlepsch den russischen Handelsvertrag zum Scheitern ge bracht hätten, erklärte Bismarck, „da hätten sis endlich einmal etwas Verständiges getan." Für ein freundliches Verhalten mit Rußland sei er immer eingetreten, „allein Handelsvertrag? Mir hat noch niemals selbst mein bester Freund die Zumutung gestellt, auf meinen Gütern zu seinen Gunsten eine Passivrente eintragen zu lassen: genau das aber haben wir Österreich bewilligt." Auch das bekannte Bismarckwort: ! „Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts in der Welt," das Kaiser Wilhelm kurz vorher in einer Rede in Hamburg angewendet hatte, was als eine Annäherung an den Altreichskanzler gedeutet worden war, wurde in der Unterhaltung berührt. Bismarck bestritt diese Bedeutung, und auf den Hinweis, daß das Wort auf hundert Bildnissen Bismarcks abgedruckt sei, entgegnete er: „Es ist hundertmal abgedruckt worden. Es ist zur Redensart geworden." Bei der Er wähnung der Schlacht von Waterloo fand Bis marck Gelegenheit, seinem Zorn über die Aus länderei der Deutschen die Zügel schießen zu lasten: „Belle-Alliance! Das ist so recht deutsch; die Engländer schämen sich der Gemeinschaftlich keit des Kampfes, reden nie von unsrer Beihilfe, die doch entschied; ihnen ist es eine üble Alliance. Sie sagen Waterloo. Die würdelose Kriecherei der Deutschen muß natürlich das Gegen teil tun. Mich empört es jedesmal, diesen Schlacht namen zu hören." Kuntes Allerlei. Wo befindet sich der Degen des „alten Fritz"? In einer Lebensbetrachtung über Friedrich den Großen eines bekannten Historikers ist die Behauptung ausgestellt worden, daß der Degen des großen Preußenkönigs sich im Jnvalidenhotel in Paris befinde. Napoleon I. habe ihn s. Zt. vom Sarge des großen Königs in der Königlichen Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam sortgenommen und ihn dem Jn validenhotel zum Geschenk gemacht. Das ist eine ganz irrige Behauptung, denn der Dege« ruht wohlverwahrt in der Königlichen Kunst kammer in Berlin. Allerdings nennt das Jn validenhotel einen Degen Friedrichs des Große« sein eigen. Woher dies kommt, finden wir in einer Anmerkung zu Dr. Fr. Försters „Neuere Preußische und Deutsche Geschichte", Band 1, Kapitel 43. Auf Seite 864 heißt es hierüber: „Die gewöhnliche Sage, als habe Napoleon von dem Sarge Friedrichs Degen und Schärpe genommen, ist ein Märchen. Diese Gegenstände befanden sich in einem Zimmer von Sanssouci, wo sie der Kaiser ein zupacken befahl. Er-erhielt indessen nicht eine« Degen, den Friedrich getragen, sondern einen von dem Kaiser Paul ihm zum Geschenk ge machten. Der Degen, den Friedrich be ständig trug und dessen aufgetrennte Scheide er, um sie nicht yom Riemer aussticken zu lassen, öfter mit Siegellack zusammenleimte, wurde von Friedrich Wilhelm II>. mit nach Königsberg genommen und nach dem Feldzug von 1814 dem historischen Kabinett der König lichen Kunstkammer in Berlin übergeben. Die Franzosen besitzen also gewissermaßen nur eine Imitation oder, wenn man es genau bezeichnen will, ein Falschstück. Im Restaurant. „Du, da eignet sich jemand deinen Spazierstock an!" — „Still! — er hat ihn wahrscheinlich wiedererkannt l" r. ». .Meggendorscr BiLtt-l', hatte er sofort seinen Gasthof aufgesucht; so gleich mußte der Kutscher anspannen und dann ging's nach Hause hinaus. Und während das leichte Gefährt nun schnell durch die herbstlich kahlen Felder dahin fuhr, saß der Gutsherr in die Ecke des Rück sitzes gedrückt, mit zusammengepreßten Lippen, und starrte düsteren Auges vor sich hin. Noch immer bebte alles in ihm, noch immer konnte er nicht zur Ruhe kommen, denn noch immer stand das Bild der schönen, so hilflos daliegenden Frau vor seiner Seele. Und er wütete nun gegen sich selber. Denn er fühlte jetzt, daß er zu hart gewesen war. Empörend, ganz unerhört brutal war sein Betragen gewesen! Wie hatte er nur so roh zu einer Dame sprechen können! Niemals würde sie ihm das ja verzeihen können! Herr Gott, was mußte sie nun bloß von ihm deuten! Vorwurf auf Borwurf lam, eine Anklage folgte der andern, — ja, ja, er hatte sich geradezu pöbelhaft betragen! Und mittendurch erklang noch etwas andres in ihm. Ein leises Sümmchen war es, fast wie ein untechrückles, wehes Weinen erklang es — und daß war die Erkenntnis, daß die schöne Frau nicht seinethalben, sondern des Bruders wegen wiedergekommen war. Und das, das traf ihn mehr als alles andre. Es bohrte und nagle an ihm, es quälte ihn schmerzvoll und ließ ihn leinen Augenblick zur Ruhe kommen. Denn jetzt fühlte er es, daß die Liebe zu der schönen Frau noch immer in ihm lebte und hoffte, jetzt erkannte er es sonnenhell, daß es nur dieses Wiedersehens bedurft hatte, um alle seine guten Vorsätze rücklings über den Hausen zu werfen — ja, ja, er liebte sie! Mit der ganzen Glut seiner Jahre liebte er sie noch! Alles Totgeglaubte wurde wieder lebendig, alles Vergessene wurde ausgelöscht — und aus der Asche hervor, hell wie ein leuchtendes Jubel feuer, flammte von neuem seine alte, heiße, wilde Liebe wieder auf! — ja, ja, er liebte sie noch immer! Und nun zugleich auch erkennen zu müssen, daß diese Liebe hoffnungslos war, daß nicht er, sondern der Bruder der Auserwählte war, das nagte, das bohrte, das quälte ihn, das brachte ihn an den Rand des Verzagens, das trieb ihn zur Verzweiflung. Immer dieser Bruder I Er hatte ihm die Liebe des Vaters genommen! Um seinetwillen war er srüh ins Leben und in die Fremde ge jagt worden! Er mit seiner spielerischen Ele ganz, mit seinen einschmeichelnden Planieren, er hatte ihn, den Älteren, den stillen Menschen, den ungelenken Bauern, allenthalben zurückge drängt! Die erste Rolle hatte er immer ge spielt! Um ihn halte sich alles gedreht! Und nach dem Einsiedler da draußen hatte niemand, niemand gefragt! Und nun kam dieser GlückS- knabe und nahm ihm auch das Letzte noch, seine Liebe, sein letzles bißchen Lebenshoffnung riß er an sich! — Ach, er ha;,le ihn, diesen vom Glück verwöhnten Weichling. Ja ja, er Haßle ihn ehrlich und ausrichtig. Auch das ward ihm jetzt klar. Heiß und wild, wie seine Liebe war, so auch sein Haß. Mit diesen Gefühlen kam er zu Hause an. Und mit diesen Qualen im Herzen ging er von nun an herum. Kein Tag mehr brachte Sonne in sein Haus. Mit müden, stumpfen Sinnen, mit mattem Gleichmut ging er seinen Geschäften nach. Nichts erregte ihn sonderlich mehr. Mit einem Achselzucken oder mit einem leichten Lächeln tat er alles ab. Weshalb, weshalb denn sich abmühen oder Plagen? Für wen denn? Für wen denn eigentlich noch sich Sorgen machen? — — — Ja, sür wen? Sinnend, mit trüben Augen blickte er hinaus und dachte über diese Worte nach — Für wen denn? Das alles sah niemand so schnell, und auch niemand so grell, wie seine Wirtin. Das arme Ding! Noch mehr als sonst war sie in steter Sorge bemüht, ihm jein Heim traulich und wohnlich zu gestalten. Nie rastete sie. Nie dachte sie an sich. Immer nur er. Und doch erntete sie nie einen Dank sür all ihre opferwillige Mühe. An allem ging er stumpf und gleichgültig vorüber, ohne eia LächM, ohne auch nur ein Wort der An erkennung für sie zu haben. Wie selbstver ständlich nahm er alles hin. Denn all sem Denken und Sehnen war ja anderswo. Das wußte sie wohl. Und sie wußte auch, wohin es ihn zog. Zu gut nur wußte sie es! Sie hatte es längst in Erfahrung gebracht, was sür Besuch beim Onkel Klaus wieder emgekehrt war. Und deshalb, deshalb gerade suchte sie nun ja ihm sein Heim traulicher denn je zu gestalten. SM iS (Fortsetzung folgt.-
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