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Ottendorfer Zeitung : 19.01.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191201191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19120119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19120119
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-19
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 19.01.1912
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unselige Nachricht seinen Wirten verhakt zu weichen." Wohl hatte sich zu seinen Lebzeiten schon, und namentlich unter den Unzufriedenen seiner nächsten Umgebung, die Kritik geregt. Die junge Generation glaubte, daß der alte Mann die neue Zeit nicht verstände, und wie Schiller hatte auch Goethe den Verfasser der Schrift über die deutsche Literatur scharf getadelt. Aber während bei Goethe sich bald das Urteil über den Großen wandelte und zur ehrjürchtigen Be wunderung steigerte, trat in der Allgemeinheit Friedrichs Gestalt nach wenig mehr als einem Jahrzehnt in den Schatten vor der dämonischen Größe, des „Sohnes der Revolution", des korsi schen Eroberers. Unter seinem Nachfolger waren die geistigen und wirtschaftlichen Grundlagen CalvadoS. Das Schwurgericht verhandelte bahn Karl Tiegelmüller, der letzte österreichische Soldat, der im Besitz des Düppeler «sturm- Hrier Oer römilcke ^ailerpalast m eine der großen Sebenswürdigkeiten der an ist ^uMckiffakrt dem fortschreitenden Verfall Einhalt zu tun. Staat hat za diesem Zwecke kürzlich eine mberbSlkte Stations- nische« zur eresse aus ieges ver- bisher die i neutralen An dieser z geändert nicht »ine Der erste Übernahme nchjam er daß dann mz anders teilnehmer r derFür- ung. Es ! naue Nm- eren Hin- . teilnehmsr nd Mann- ratz- und rr Marine, ite» unier- ibeu. Od Heges die in kriege- wbündeien leichgütttz. ' der ehren- i Unker- 64 ist die honen des s i« der ie südliche r Krrdgs- ls Kc-egs- . Juli bis ie Knegs- >reite« s« oder dmch a Betracht dirjkckgen ls.Kriegs- Zeit vom , 1 an dem che Grenze !N Haden. an einem n Grenze« nicht gaij interessanten altrömi'chen Ruinen so reichen MM- ftadt. Das weile Ruinenfelo liegt in der Trierer Altstadt. ES sind vie Reste eines Palastes, dec aus dem ersten nachchiistlichen Jahrhundert stammt und später eine Zeitlang sogar die offizielle Resisenz der weströmischen Kaiser gewesen ist. Seit langem denkt man daran, den Palast wieder neu ausznbauen, aber das würde nach der gelindesten Schätzung 30 Millionen kosten. Vorläufig mutz man sich daant begnügen, kürzlich gegen den achtzehnjährigen Baron Robert de Couvrigny, der am 24. September v. Js. auf das Anstiften seiner Mutter seinen Vater, den Schloßherrn von Fresne Lamere, als er von einem Jagdausfluge zurückkehrte, meuchlerisch durch einen Flintenschuß getötet hatte. Das Gericht verurteilte die Baronin Couvrigny unter Versagung von mildernden Umständen zum Tode, den Sohn, als geistig nicht vollwertig und ganz unter dem Einflüsse der Mutter stehend, zu 20 jährigem Zuchthaus. Gleichzeitig wurde verfügt, daß die Hinrichtung der Verurteilten, die gehalten sein sollte, mit 714 000 Mark für eine Briefmarken sammlung. Die ungarische Briefmarkenhand lung BÄa Szekula erwarb dieser Tage für 714 000 Rik. eine der größten und wertvollsten keuz»s war Er nahm 1864 an dem Sturm zege» die Düppeler Schanzen teil und wurde «o» Prinzen Friedrich Karl mit dem Düppeler Sturmkreuz ausgezeichnet. Zwei Jahre später machle er den Krieg gegen Preußen mit und er- hiek die österreichische Tapferkeitsmedaille. Betrogene Pfandleiher. Auf geheimnis- »olle Weise wurden mehrere Wiener Psandleih- «istalten, darunter auch das Kaiserliche Versatz- »mt, geschädigt. Es wurden Goldketten verpfändet, von denen nur die punzierten Glieder echt waren, während die andern falschen ausgehöhlt Md mit einer Flüssigkeit ausgefüllt waren, die das Gewicht wieder ausglichen. Diese Flüssig- iril verdunstete jedoch mit der Zeit, so daß zum Beispiel eine Kette, die 27 Gramm wog, nach acht Tagen acht Gramm weniger hatte. Nach vielen Bemühungen gelang es, die Geliebte eines Preziosenhändlers und einen zweiten Preziosen händler als Täter zu verhaften. Rate von 40 000 Mark bewilligt. Vielleicht bietet sich später doch die Möglichkeit, gröbere Teile des alten Palastes in ihrer ganzen ehemaligen Pracht wieder erstehen zu lassen. Noch lange aber wird der ganze Komplex des Trierer KaijerpalasteS bleiben, was er ist: ein imposantes, aber melancholisches Ruinenfeld. . . .. ... Holtischer gehörte. Nach Aussprüchen von Fachleuten soll die Sammlung eine der reichhaltigsten der ganzen Wett sein, da sie fast alle seltenen Marlen in bester Verfassung enthält. Allein in der Spamen- Sammlung steckte ein Wert von 145 000 Akk. Die Sammlung ist in 17 Bänden untergevracht »nd enthält seltene Marken bis zum Werte von 6800 Mk. pro Stück. Ei« Kämpfer mit und gegen Preuhen ' wegen Ungebühr zu einer sofort zu vollstreckenden geft-rben. Dieser Tage starb in Wien der Haflstrafe von einem Tage verurteilt wurde. 72jährige Bahnmeister der österreichischen Staats- Calvados. Das Schwurgericht verhand " Ein furchtbares Automobilunglück er riete sich am Sonntag auf dem Wege von Tremon (New Jersey) nach New Jork. Drei Mgr Damen kehrten mit ihren zwei Begleitern don einem Ball in Trenton zurück, als plötzlich 4r Kraftwagen gegen einen Stein stieß und »st Böschung hinunter in den Delaware-Kanal «ürzie. Sämtliche Insassen wurden unter die Eisdecke gezogen und ertranken. Der Lenker Md der Besitzer des Automobils konnten sich allem retten. Die Ertrunkenen wurden durch 'die schweren Lederschutzdecken des Automobils ^gehalten und konnten sich nicht daraus be- jreie». Briefmarkensammlungen der Welt, die einem Budapester Architekten R. Holtischer gehörte. die »sr andlunae« rden ooer der ehrc«- ! im oll- estimmou- durch sie Teilnahme v 1870,71 'N. eitslose« en Anzahl waltmgM ür wurorn in Amatz e Arbeits- i, SlrayM ingen be find »ach ehen. »a»de ix tbrück vec- ich in d«s ihnen o«c Ne ihn n, bis dar. r geweckt, al PotlM- ier benach- ihrten eine nwa 4HM — Auf dem Manöverfelde von Jffy les Moulineaur bei Paris trug sich ein schwerer Zusammenstoß zweier Flugmaschinen zu. Auf dem Flugfeld bewarb sich der frühere Rennfahrer Rug-re um das Fliegerdiplom. Nach einer Wendung teines Zweideckers wurde dieser von dem auch eben aufgestiegenen Eindecker des Negers Anouilh angerannt. Beide Apparate stürzten herab und zerbrachen. Rugöre erlitt nur leichte Verletzungen, Anouilh dagegen zog sich eine tiefe Kopfwunde zu und wurde ins Kranken- buus gebracht. - Auf dem Flugfelde von Pau erzielte der Flieger Vedrines neue Weltrekorde der Ge- Awindigkeit. Er bedeckte über der geschlossenen B«hn w Kilometer in 4 Minuten 13-/« Sekunden, Kilometer in 21 Minuten S Sekunden, Kilometer in 41 Minuten 5EV,. Sekunden, MO Kilometer in 62 Minuten 437, Sekunden. 0» der Stunde legte Vedrines 142 430 Kilo meter zurück. Die mittlere Geschwindigkeit für die ichueüste 5-Klometer-Runde betrug 145Kilo- "ikter in der Stunde. Gericktskatte. X Braunschweig. Wegen Beleidigung ! eines städtischen Wächters wurde der Büffetier Auheim Sch. vom Schöffengericht zu sechs Biarl Geldstrafe verurteitt. Beim Verlassen des E^ungs aales halte dec Angeklagte schon den HM ausgesetzt; er nahm ihn aber wieder ab Mü ries dem Gerichtshof einen „guten Morgen I" Man ries ihn wieder zurück, worauf er dem schwarzem Schleier der Gattenmörderin angetan zur Guillotine zu schreiten, in Caen staltzufinden habe. Es wäre dies seit fünfzig Jahren der erste Fall der Hinrichtung einer Frau in Frankreich; wahrscheinlich wird aber der Präsident der Republik von dem ihm zu stehenden Begnadigungsrechte Gebrauch machen. 8rie-rich -er Große im Urteil -er Nachwelt. s Als die Nachricht vom Tode des großen Friedrich durch die deutschen Lande ging, da rief ein schwäbisches Bäuerlein aus: „Wer soll nun die Welt regieren?" und Unzählige, die es nicht aussprachen, dachten dasselbe. Wahrlich, die Herzen der ganzen Welt hatte sich „der größte Mann seines Jahrhunderts" erobert; der Kaiser der alten österretchilchen Feinde verehrte ihn schwärmerisch, die Franzosen liebten ihn wie einen ihres Geistes, die Engländer bewunderten seine Taten und die Russen waren „gut fritzisch". Bis in die Türkei und zu den Tataren reichte der Enthusiasmus. Sogar Muley Jsmaöl, der Kaiser von Marokko, setzte seinen Piralengelüsten ein Ziel und ließ dem „größten König" zu Ehren eine preußische Schiffsmannschaft unverletzt, erklärte, niemals werde er einem Untertanen dieses erhabenen Monarchen ein Leid antun lassen. Goethe mußte sogar in einem kleinen italienischen Land städtchen die Kunde von Friedrichs Heimgänge geheim halten, „aus Besorgnis, durch eine >o seines Systems rasch beseitigt worden; die Katastrophe von 1806 schien die dauernde Wirkung feiner staatlichen Schöpfung zu ver nichten. Nur wenige hielten an ihm fest: zwei so völlig ver-schiedene Charakiere, wie Napoleon und die Königin Luise, wußten doch beide ver möge ihrer eigenen Größe die Beveuiung des genialen Mannes zu begreifen. Die Zeit der Romantik und der nationalen Erhebung aber wandte sich mit unerhörter Heftigkeit gegen ihn. Die Politiker, vor allem der Freiherr vom Stein, geißelten die maßlose Zentralstation der Verwaltung, den irreligiösen Charakter seines Regiments, die Verachtung der völkischen Kräfte und Regungen. War das 18. Jahrhundert für diese dem Mittelalter und einer tiefen Mystik zugewandten Geister überhaupt die Hölle, so war Friedrich der Fürst dieser ungläubigen und weltbürgerlichen Aufklärungsperiode. Am stärksten hat der leidenichaflliche E. M. Arndt gegen den „Französling" und Tyrannen aus dem preußi schen Thron getämpst. Wohl erkennt er seine Größe an, aber dieser „Geist des geistigen Zeit alters" habe doch aus seinem Staat nur eine tote Maschine geschaffen, die „als Zeilwerk alten und zerfallen wird/ Und doch erwiesen gerade die Erhebung Preußens und die Frei heitskriege, wie mächtig der Geist Friedrichs noch in dem von ihm geschaffenen Organismus waltete. Allmählich mußte seine Gestalt dem Volksbewußtsein wieder näher treten. Je mehr die unruhigen Wogen der Romantik verebbten, je stärker sich die chaotischen Nebel der Phan tastik lichteten, desto reiner und klarer trat das 7 von der hellsten Sonne des Verstandes rnn- strahlte Bild des PHU»s»phen°Kön»As hervor, s Viele wurden sich allmählich dessen bewußt, was der Hegelianer Gans 1B7 an Barnchagen schrieb: „Es ist merkwürdig, wie lange ein Weltgenie vorhält. Wir können mit alle» Ab waschungen des Mittelmäßigkeitswassers doch nicht die incisive Farbe Friedrichs des Großen loswerden." Die Fäden des „jungen Deutsch- land", die wieder an die Aufklärung und das 18. Jahrhundert anknüpften, führten notwendig zu der dominierenden Heldenfigur dieser Zeit. Die materialreichen Arbeiten des verdienstvollen Preuß brachten nun zum erstenmal die Doku mente seines Lebens zusammen und trugen sie in geschickter volkstümlicher Darstellung in das Publikum: die von Preuß geleitete Akademie- Ausgabe der Werke — noch heute die einzige vollständige — erschien m den vierziger Jahren ; die bildende Kunst stellte das Bild des Alke« Fritz und seiner Umwelt in anschaulicher Wieder belebung dar, in Schadows und Rauchs Statuen und vor allem m Menzels wundmamen Nsu- schöpfungen der sriderizianischen Ara, di« viel leicht am meisten dafür getan haben, daß man Friedrich wieder verstehen, erleben und vor allem sehen lernte. Im Revolutionsjahr ge staltete Ranke in dem wundervoll klaren, kimstlr- riich vollendeten Stil seiner Lharakterzeichnung die erste psychologische Entwicklungsgeschichte des Begründers von Preußens Großmacht in keiuen „Neuen Büchern preußischer Geschichte". Unter dessen war in England das all« Zerrbild des Königs in Macaulays Aussehen erregender Ab» Handlung wieder auigelebt, während die Frauzoien eigentlich am stetigsten bis zu den jüngsten Arbeiten von Sorel, Laviffe und Waddington dem Verehrer gallischer Bildung und Freunde Voltaires ihre Sympathie be wahrt haben. Der Hochmut des Whig, die religiöse Engherzigkeit des Puritaners und der Widerwille des Engländers gegen straffe Zen tralisierung wirkten bei Macaulay zusammen und sein Urteil fand vielfache Zustimmung, bis sich ein vorurteilsloserer Verehrer jeder Heldengrsße für diesen „letzten Herrscher einer endenden Kultur" erhob: Thomas Carlyle. 1858 fmd die ersten Bände seines biographischen Meister werkes erschienen, das einen begeisterten Lok- geiang anstlmmt auf die alles überwindende, unbegreifliche Kraft des gegen sich selbst und gegen die ganze Welt kämpfenden Genius. So viele Mängel und Dunkeiheiien auch dem Buch anhafien, Bismarck hatte doch recht, als er Carlyle schrieb, er habe „den Deutschen unser« großen Pceußenkönig in seiner vollen Gestalt, wie eine lebendige Bildsäule, hingesteül." Kuntes ^Uer'ler. A König Georgs Mciftrrschnst. Im Anschluß an die Kaiserkrönung König Georgs in Indien sind große Jagden abgehalien wor den, über deren Ergebnis die englischen Zei tungen genaue Schilderungen bring'». .Der König ist bekanntlich ein ausgezeichneter Schütze. Er hat im Verlaufe dieser indischen Treibjagden bis jetzt die stattliche Strecke von 39 Tigern, 18 Nashörner, 4 Bären erlegt, ohne der kleineren Tiere zu gedenken. Bon diesen 39 Tigern der kaiserlichen Jagdbeute hat der König allein 24 selbst geschossen. Von einem 'Meisterschuß aber veröffentlicht sogar das ,Reuimche Bureau' einen besonderen Bericht: eines Morgens er legte der König aus dem Anstand mit zwei Schüssen seines dopelläungen Jagdgevehres einen Tiger und einen Bären und zwar den Tiger mit dem Schuß des rechten Laufes und den Bären mit dein des linken. * * * Ein Glück. Gatte: „Die Milch ist ja ganz grün!" — Malerin: „Wirklich? da habe ich wohl in Gedanken einmal mit dem Pinfel um gerührt. Na, zum Glück habe ich nur gislsreie Farben." >,Meggr»d»rkrr Blätter".) In der Gesellschaft. „In dem grünen Zimmer sitzen ja lauter Herren mit auffallend mürrischen Gestuftem?" — „Ja, bas ist heute der Salon der Angepumpten!" """" .Mc-oendorier Butter- n, begann Fragen zu Kein Wort >r Zimmer. reichte sei« lackt. Mit n. nix getan- blich war, ibdampfen. ehr. lmer ver- und der en siand-w tickten sich reit. id ar^etts- em G ück. stiftest be- Zrübeleien ell wie sie war, sirg lamkeit zu Sehn'nckt ch unrecht e es nun ihn nun ivirkich versöhnen wollte? Bei dem Gedanken daran ging ihm ein Himmel voll Glückseligkeit auf, denn — obschon er es sich noch nicht ein- Mehen wollte — eine tiesinnere Stimme sagte 'hm doch, daß seine Neigung zu ihr noch nicht erloschen sei, daß unter der Asche noch immer dir Funken glühten. Dann aber brach mit einmal all der wilde Trotz in ihm auf, der so lies beleidigte Mannesstolz bäumte sich jäh empor und er brachte die Stimme der Sehn sucht schnell und gewaltsam zum Schweigen. New, nein! Es konnte nicht wahr sein! So sebr konnten selbst diese fünf ernsten Jahre ihren Cbarakter nicht verändert haben, daß aus dem lebenslustigen Weltkind nun ein erkenntnis reiches Weib geworden sein sollte. Nein, sie war ibm für immer verloren! Sicher kamen 'hre Worte nicht aus dem Herzen. Es war ihr nicht ernst damit! Nur eine Laune war es — der Gedanke eines sentimentalen Augenblicks halte sie vielleicht geweckt! — und einer solchen Augenblicköstimmung wollte er nicht gern zum Opfer fallen. Nein, nicht zum zweiten Male solche innerliche Niederlage erleben! Um keinen Preis I — Und schnell und energisch versckeuchte er die wehmütigen Gedanken, machte sich stark und hart, und mit eiserner Willenskraft sargte er von neuem alle Erinnerungen an diese seine erste und einzige Liebe ein. Und nun wieder an die Arbeit, seine beste Trösterin! So war ihm der Sommer mit den arbeits- , reichen Erntelagen willkommener denn je ge- weien, und von früh bis spät war er auf den Beinen, um in der Nacht traumlos und fest schlafen zu können. Und Fräulein Berta, seine ernste und stille Wirtin, die Wohl fühlte, was er nun heimlich durchkämpfen mochte, tat alles, um seine Sorgen zu lindern. Mit zarter, feinfüblender, Nie mals ausdringlicher Art war sie nun erst reckt bestrebt, ihm sein Heim traulich und ge mütlich zu gestalten, Io daß er nie einen Wunsch oder gar eine Beschwerde nötig hatte. Mit stiller, opfermutiger Freude tat sie alles und ließ ihre Persönlichkeit ganz verschwinden hinter ihrem Werk. Das alles tat ihm unendlich wohl, und er genoß mit behaglichem Empfinden, was ihre zarte Fürsorge ihm angedeihen ließ. Aber nie kam er auch nur im entferntesten aus den Ge danken, daß hier mehr als bloße Pflichterfüllung am Werke war. Und das war es, was das stille Mädcken immer schweigsamer, immer ernster und äußer lich immer noch härter machte. Oftft wenn er sich ein paar freie Stunden ließ, saß er dann wohl und sah ihrem Han tieren heimlich zu, und immer wieder kam ihm der Gedanke: wie hart und emsi das liebe Ge schöpf doch vom Leben herumgestoßen sein mußte, daß es so wortkarg und so zäh geworden war! Armes, armes Mädel! So gingen die Sommermonate in Schönau vorüber, und vor steter Regsamkeit merkte man erst das Herannahen des Herbstes, als die Tage anfingen, kürzer zu werden. Auch in Wcrdenberg, im Hause Büttner und Sohn, hatte es einen arbeits- und erträgnis- reichen Sommer gegeben. Und der junge Herr Kurt hatte reichlich Gelegenheit gehabt, nun die Probe auf sein Versprechen zu machen. Aber er war sich treu geblieben. Von nun an war er ein zuverlässiger Mann auf seinem Posten. Nur, daß er noch immer gar keine Anstalten machte, sich nach einer Lebensgefährtin umzu sehen, das war die einzige Sorge für Vater und Tantchen. Aber einen Menschen gab es in Werdenberg, der gar keinen guten Sommer verlebt hatte. Onkel Klaus war das. Sein so eklatanter Mißerfolg bei den jungen Liebesleuten hatte ihn derartig verstimmt, daß er fast für alle seine Bekannten ungenießbar war, und selbst sein tonst so goldiger, wenn ost auch derber Humor schien ihn vollkommen ver laffen z» haben. Zuerst plante er, dem eigensinnigen Welt fremdling auf Schönau eine gehörige Stand pauke zu halten, um ihm endlich mal ganz klar zu macken, was für ein vollendeter Narr er eigentlich sei, — dann aber iah er sehr bald das Zwecklose seines Vorhabens ein; — und als ibm dann gar das höchst sonderbare, ihm so völlig unerklärliche Benehmen seiner Nichte ein fiel, da gab er seinen Plan vollends auf, — mochte» doch diese beiden undankbaren Menschen kinder sehen, wie sie allein fertig wurden, — er würde sich zum zweiten Male nicht die Finger verbrennen bei dem undankbaren Geschäft, nein, er ganz gewiß nicht mehr! Uud voll Ingrimm Katte er dann eines Tages seinen Koffer gepackt und war, ohne sich von jemand zu verabschieden, an die See ge fahren. Und das war ihm famos bekommen. Dort vergaß er schnell und sand schon in wenig Wochen all seine behagliche Lebensfreude wieder. Als er Ende August zurückkam, war er der Alte von ehedem, konnte wieder harmlos lachen und machte einen dicken Strich durch alle seine Be- glückungspläne. Und da mit einmal geschah etwas völlig Un erwartetes. Mitte September war die schöne Frau Doktor Grete Bergmann wieder da. Onkel Klans ließ vor Überraschung leine eben erst angerauchte Zigarre fallen, und völlig sprach los starrte er auf die junge Frau, die liebreizen der denn je aussah und zuerst nur ei« klein s wenig verlegen dreinschaute. „Da bin ich nun schon wieder, Onkelchen," sagte sie und streckte ihm mit leichtem Erröten die Hand hin. „Also bist du es wirklich? Ich konnt's noch gar nicht so recht glauben," rief er lachend und drückte ihr so derb und fest die Hand, daß sie fast aufschrie. Jetzt schwand natürlich die leichte Befangen heit bald, denn Onkelchen war die Liebens würdigkeit selbst, es schien, als habe er all seinen alten Groll vom Frühling völlig ver gessen, und das bloße Erscheinen der schönen jungen Frau habe wieder alle seine LieblingS- pläne von damals zu neuem Leben erweckt. „Du bist wohl wieder nur auf der Durch reise?" fragte er schelmisch, und seine lustigen Augen unter den buschigen Braue» blmzeften sie an. EM l» fForisetzmig folgt.)
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