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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Fernsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. Zs. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 2Y(48. Achriftieitung, Druck und Verlag: Hermann Kühle, Gr»H-<Vfrtlk» Nummer 9 Freitag, den 23. Januar l92O ^9- Jahrgang Amtlicher Teil. Umsatzsteuer. Die au-gegebenen Vordrucke für die Umsatzsteuer- erklärungen sind gewissenhaft ausgcfüllt vis 31. ds. Mts. im Gemeindeamt (Kaffe) abzugeben. Htteudorf-M-ritzdorf, am 21. Januar 1920. Der Gemeindevorltand Hundesteuer betr. Die Hundesteuer ist bis Knde Januar ds. Is. gegen Entnahme der Hundesteuermarke zu bezahlen. Wird ein steuerpflichtiger Hund nach Ablauf des Zahlungstermines für die Hundesteuer ohne gültige Steuer marke auf öffentlichen Verkehrsräumen betroffen, so wird dessen Besitzer, fall» er nicht der Hinterziehung schuldig ist, mit einer Geldstrafe bi» 30 Mark bestraft. Ottendorf-Mo ritzdirf, am 21. Januar 1920. Der Gemeindevorstand. GasgeldeinHoler. Energischer und zuverlässiger Mann zum Einholen der GaSgeldcr gesucht. Geeignete Ortseinwohner (auch Kriegs beschädigte) wollen sich bis 28. dieses Monats im Gemeindeamt melden, woselbst Bedingungen erfragt werden können- Ottendorf-Woritzdorf, am 20. Januar 1920. Der Gemeindevorstand. zwar dem und 6,50 13,00 19,50 32,50 3,25 1,30 bezahlen sie fürs Einmarkstück Zweimarkstück Dreimarkstück . . . . . Füufmarkstück . . . . , Eine halbe Markstück oder altes Fünfzigpfennigstück silbernes Zwanzrgpfennigstück // Mark // Opernsänger hinuntergestürzt hatten, vergriffen sich wieder an anderen und so ging es bund durcheinander. Kurz und gut, es war schlimmer, als es im Irrenhaus sein könnte. Man kann sich denken, daß der Geistige Gewinn dieses Abend« nicht eben groß war. Mügeln. Das Explosionsunglück hat leider zwei Todesopfer gefordert. Ihren Verletzungen erlegen sind der Schlosser Auer und der Arbeiter Oehme. Der Bau Mrd von einer bayrischen Firma nach einem eigenen Patent aus geführt. Das Dach des eisernen Gasbehälters war bereits feriiggestellt, während der Mantel noch unvollendet war. Nach einer Angabe soll die Ursache die Explosion eines Schweißapparats sein. Durch den Luftdruck wurde da« etwa 6- bis 800 Zentner schwere eiserne Dach mehrere Meier hoch emporgeschleudert, fiel dann wieder nieder und verbog die eisernen Säulen und das Gerippe des Behälters. Die Arbeiter wurden von der Galerie geschleudert Die Verletzten haben Schädelbrüche, Rippenbrüche und Ver. letzungen des Unterleibes erlitten. Die Fertigstellung de« neuen Gasbehälters, der die Gaszufuhr für das große Ver- sorgungsgcbiet de« Weckes und den Gasdruck günstig beein flussen soll, ist durch die Exvlosion auf lange Zeit hinaus verzögert. Kamenz. In Großhänchen geriet ein Monteur der hiesigen Firma Burckhardt bei Ausführung von Jnstallations- arbeiten in die Hochspannungsleitung. Da der Strom nicht voll eingeschaltet war, wurde der Unglückliche nicht sofort getötet, sondern mußte, da eine Rettung unmöglich war, einen qualvollen Tod erleiden. Bautzen. Einem furchtbaren Verbrechen ist die städtische Kriminalpolizei hier auf die Spur gekommen. Vor etwa 5 Wochen verschwand plötzlich die 28 Jahre alte Ehefrau des Fabrikfchloffers Schubert und ihr 5 Jahre alter Sohn. Polizeiliche Ermittlungen haben ergeben, daß Schubert seine Ehefrau und feinen Sohn umgebracht hat. Nach seinem Geständnis hat er der Frau nach einem Streit einen heftigen Stoß verfetzt, daß sie bewußtlos zusammen- brach. Dann hat er sie mit einem Hammer totgeschlagen und den Leichnam verscharrt. Um sich auch seines Sohnes zu entledigen, hat er diesen mit nach der Vergrabungsstelle genommen, ihn dort erwürgt, und ebenfalls vergraben. Die Leichen sind gestern morgen an der vom Täter bezeichneten Stelle ausgegraben worden. Der Mörder ist 27 Jahre alt und Kriegsteilnehmer. Um jeden Verdacht zu verwischen, hatte er damals in öen Bautzner Zeitungen eine Anzeige erlassen, in der er warnte, seiner abgängigen Frau etwa» zu borgen. Zitlau. Ein Verbot der Kinos für Schüler, hat der Siadtrat den hiesigen Lichtspielbesitzern in Aussicht ge stellt, falls weiterhin, wie es in der letzten Zeit zu beobachten s gewesen ist, Filme oorgesührt werden, die für Jugendliche s vollkommen ungeeignet sind. Falkenstein. In einer von den Erwerbslosen ver- veranstalteten Versammlung erschien plötzlich der von der Staatsanwaltschaft Plauen steckbrieflich verfolgte und seit tanger Zeil gesuchte Kommunist Hölz, der seinerzeit die -Putsche in Falkenstein heraufbeschworen hat. Als Hölz einige Zeit gesprochen hatte, erschien ein Schutzmanns- aufgedot, das den gesuchten verhaftete. Plötzlich wurde da» Lrcht im Saale abgedreht und Hölz von seinen Genoffen befreit. Die Schutzleute wurden von allen Seiten Mlich angegriffen, sodaß sie den Verhafteten loslassen mußten. Dieser gelangte durch eine freie Gaffe an ein Saalsenster, durch das er entwich. Es ist bereits das viertemal, daß Hölz in Versammlungen austauchte und stets wieder recht zeitig entweichen konnte. Bei der gewaltsamen Enthaftung des Saales wurde ein Wachtmeister zu Boden geschlagen und schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft in Plauen hat oie auf die Ergreifung des Kommunisten Max Hölz aus- gesetzre Belohnung von 2000 auf 5000 Mk. erhöht. Zwickau. Die seit einigen Tagen ausständigen 2000 Arbeiter des Werkstättenbahnhofes haben am Montag die Arbeit wieder ausgenommen, nachdem eine am Sonntag abgehaltene, von 4000 Eisenbahnern aus Zwickau und den Nachdarstädten besuchte Eisenbahnerversammlung die Ein stellung des Streiks unter der Voraussetzung beschlossen hatte, daß die Montag mittag zusammentretende Lohn- Kommission die Verhandlungen über die Lohnsätze auf der Basts der neueingrreichten Forderungen führt und mit einer Tariferhöhung von minoestens 75 Prozent der Mehr- forderungen zum Abschluß bringt, daß die Streiktage be zahlt werden und keine Maßregelungen stattfinden. Für einen alten Taler werden auf Grund seines höheren Feingehaltes 21,50 Mk. gezahlt. Voraussetzung für die vorstehenden Preise ist, daß die Münzen Pafsiergewichl haben. Bei leichteren Münzen wird ein entsprechender Abzug gemacht. — Die verschwindenden Nickelmünzen. Das auffällige Schwinden der Nickelmünzen aus dem Verkehr ist eine Wirkung des im Volke nicht mehr verstummenden Gerüchtes vom nahenden Slaatsbankerott. Es ist dahin gekommen, daß auf fünf Mart der alten Nickelzehnpiennigstücke ein Aufgeld von etlichen Marl in Papiecschemen gezahlt wird. Das ist ein Gradmesser für die Bewertung des nationalen Kredits durch das eigene Volk. Eine gewisse Rolle spielen hierbei auch die regelmäßigen Geldflandsausweise der Rerchsbant. Dre meldeten seit geraumer Zeit schon oon i vermehrtem Papiergeldvruck. Ist es da ern Wunder, wenn s die Leute bemüht sind, ihre „Papierfetzen" gegen Nickel-! münzen auszuwechseln unter Drangabe beträchtlichen Aus-' gelbes. Der standhafte Metallwerl gleicht ihnen das wieder - aus. Der Reichsfinanzminister scheint sich um diese Dinges nicht zu kümmern. Er sollte sich aber doch einmal mit s dem Rcichsbankpräftoenten ins Vernehmen setzen. Das Vaterland ertrinkt sonst im Papiergeldmeere. — Keine Pappe mehr für Fahrkarten. Der allgemein in Deutschland herrschende Papier- und Pappenmangel macht sich auch im Eisenbahnbetriebe bemerkbar. Es mangel! an der zur Herstellung der Fahrkarten erforderlichen Spezial- pappe. Daher werden schon in nächster Zeil einzelne Gattungen von Fahrkarten gelangen, die stall aus Puppe aus starkem gelben Papier hergenellt sind. Drese Karlen sollen jedoch alsbald wieder aus dem Verkehr gezogen werden, sobald wieder Fahrkartenpappe in der erforderlichen Menge geliefert werden kann. Dresden. Die Dadaisten gaben Montag abend- hier ihr erstes Gastspiel. Es führte zu Auftritten, die man kaum jemals rn der sächsischen Hauptstadt erlebt har. An scheinend betrachtete ein Teil der Zuhörer dre Sache von vornherein als einen ausgezeichneten Ulk, denn gleich zu Beginn fingen emrge Personen an zu schreien, schnarren, Pfeifen, luten, andere brüllten, steckten sich Zigaretten an, auch mehr oder minder faule Aepfel flogen durch den Saal. Wieder andere schrieen, bis ihre Kehlen nicht mehr weiter konnten. Damit nicht genug, entklomm ein Teil des Publikums das Podium, balgte, rang uno raufte sich. Ern Opernsänger, der Ruhe stiften wollte, flog von der Rampe hinunter ins Publikum. Einige Personen, die diese Misse tat rächen wollten, stürzten sich aus diejenigen, die den Zweiganjtalten die Silbermünzen schon jetzt zu einem Marktpreise des Inlands entsprechenden Preise an, OerMches onN SächKschcfi. Gttendorf-VkriVa, den 22. Januar ^20 — Verlängerung der Frist für die Steuererklärung zur Kriegsabgabe. In den Ausführungsbestimmungen der beiden Kriegsabgabengefetze vom 10 September 1919 war als Frist für die Abaabe der Steuererklärung die Zeit vom 15 Dezember 1919 bis 5. Januar 1920 bestimmt worden. Dwie Frist hat sich nicht einhalten lassen. Das Reichs- finanzministerium hat daher in den zu den genannten Ge setzen erlassenen Vollzugsanweisungen die Landesfinanzämter ermächtigt, die Frist zur Abgabe der Steuererklärung bi? zum 15. Februar 1920 zu verlängern. Es darf ange nommen werden, daß die Landesfinanzämter von dieser Be fugnis Gebrauch machen. — Durch W. T- B. wird amtlich mitgeteilt: Infolge der ganz außerordentlichen Steigerung der Silberpreife ist der Metallwert der Silbermünzen weit über den Nennwert gestiegen Infolgedessen sind diese Münzen völlig aus dem Verkehr verschwunden, sodaß sie tatsächlich als Zahlungs mittel keine Verwendung mehr finden. Mit Rücksicht hierauf besteht die Absicht, sämtliche Reichssilbermünzen in allernächster Zeit autzer Kurs zu setzen. Um diese außer Kurs zu setzenden Münzen dem deutschen Wirtschaftsleben nutzbar zu machen, kaufen aus Anordnung des Reichsbank- Direktonumb die Reichsbankhauptkasse und die sämtlichen Neuestes vom Tage. — Aus Aachen trifft die Nachricht ein, daß gestern morgen um 6 Uur kurz hintereinander die ersten Eisenbahn züge mit deutschen Kriegsgefangenen in Herbesthal Linge- troffen find. Em dritter wird in wenigen Stunden erwartet. Diese drei Züge sind gestern von Lille, von Noyon und Albert abgegangen. Sie werden nach Jülich, Düren und Eschweiler weitergeleitet. Infolge des Verbots der fran zösischen Besatzungsbehörden mußte ein feierlicher Empfang unterbleiben, So brachten die Helferinnen vom roten Kreuz der Verpflegungsstelle Herbesrhal den Heimkehrenden den ersten Gruß aus Heimatsboden dar. — Die von der belgischen Regierung bisher festge haltenen 20 Geiseln sind nunmehr im Durchgangslager Jülich eingetroffen und der deutschen Lagerbchörve über- geben worden Die Heimkehrer sind zuletzt in der Nähe von Brüssel unlergebrachl gewesen. Mit ihnen sind oie letzten Deutschen aus belgischer Gewalt in die Hermat zu- rückgekehrt. — Der Umstand, daß der Wirtschaftsminister Schwarz nicht einmal in der sozialdemokratischen Presse warme Ver teidiger für sein unglaubliches Verhalten in der Volks kammer gesunden hat, scheint ihn überzeugt zu haben, daß er sich mit seiner Galgenandrohung als Minister jetzt so ziemlich um Kopf und Kragen gebracht hat. Er hat sich nun einen Ausfrager bestellt, dem gegenüber er u. a. gesagt hat, er habe lediglich erklärt, daß, wenn durch da» Verhalten der Deutschnationalen ein Zusammenbruch, also eine zweite Revolution erfolgte, die Femoe von recht» die ersten seien, die an den Galgen kämen. Weiter hat er erklärt: „In diesem Sinne sprach ich bildlich vom Galgen." Dem sei gegenübergestelli, daß der Abgeordnete Beutler über oen Zusammenstoß mit Minister Schwarz in der Volkskammer erklärte: „Minister Schwarz forderte für den Fall, daß es zu einem Zusammenbruch kommen sollte, zur Ermorvung der deutschnationalen Abgeordneten auf. Er sagte zum Ab geordneten Beutler: „Sie sollen die ersten sem, die am Galgen hängen. Diese Versicherung hören sie von mir" E» ist eine schwächliche Ausrede, wenn jetzt der Minister Schwarz e« so hinstellen will, als habe er nur eine Ansicht geäußert und nur bildlich vom Galgen gesprochen. Nern, er bestimmte, wie oie einzelnen Worte erkennen lassen, direkt, daß der Abgeordnete Beutler und ferne Genossen dre ersten fern müßten, die an den Galgen kommen. Wohl noch me empfahl ein «Mister in der gesitteten Welt in solcher Weise Abgeordnete die lediglich ihre Ueberzeugung zum Ausdruck brachten, für den Galgen. — In Erwartung eines bolschewistischen Vorstoßes aus der Ukraine unterzeichnete der Ministerrat die Gesamrmobtti- fierung de» polnischen Heere«.