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Nedanwneller Teil. 218, 17. September 1921. scheu Urteil des Kunstverständigen brauchen sie sich nicht zu verstecken. Gewiß, die alten Einbände sind fast ausnahmslos von reinster Schön heit, und man kann ruhig sagen, daß nicht bei allen der ausgestellten modernen Arbeiten die künstlerische Absicht völlig verwirklicht ist, daß auch manches mißlungene Oberflächliche zu finden ist; aber im allge meinen ist die künstlerische Ausbeute doch überaus reich, um so reicher, als sie den Eindruck ernsthaftesten Willens und unablässigen Strebcns nach neuen Zielen erkennen läßt. Bevor wir Einzelnes aus der Fülle herausgreifen, noch ein Wort zu einer für die deutsche Kunstbuchbindcrci hochwichtigen Angelegen heit. Der Ausstellung hat eine große Reihe von Bücherfreunden Ein bände zur Verfügung gestellt, die ihnen von Mitgliedern des Krauße- bundes gefertigt worden sind. Das Erfreuliche daran ist, daß wir die Zahl der einbandlicbenden Bücherfreunde Deutschlands, die deut schen Buchbindern Aufträge geben, im Wachsen begriffen sehen. Wenn aber Bücherfreunde, wie wir aus der Ausstellung ersehen, den Buch binder zu Einbandverzierungen zwingen, die alles andere als künstle risch sind, und die in der Wiedergabe von Illustrationen und Zeich nungen aus dem Buchinnern oder in möglichst enger Anlehnung an den Buchinhalt nichts weiter sind als artistische Spielereien, dann hat diese Sache doch auch etwas Bedenkliches. Es ist gewiß nötig, daß die Mitglieder des Krauße-Bundes, wie es Paul Kersten im einleitenden Aussatz des Katalogs der Ausstellung sagt, verständnisvoll auf die Wünsche der Besteller eingehen. Aber wenn diese Wünsche der Besteller künstlerische Entgleisungen darstellen, so fällt das letzten Endes nicht auf den Auftraggeber zurück, sondern auf den jenigen, der sich als Hersteller und Entwerfer des Einbandes bezeich net. Wir möchten also wünschen, daß die Zahl der deutschen Bücher freunde sich weiter vermehrt, daß aber nur solche Einbandliebhaber dem Buchbinder Aufträge zuteil werden lassen, die selbst künstlerisches Verständnis besitzen oder wenigstens vom Buchbinder nicht Kitsch und Unknnst fordern. Zu den Meistern, die aus einem fast unerschöpflichen Reichtum der Gestaltung schaffen, gehört Paul Kersten, Berlin-Schönebcrg. Es ist schwer, seine künstlerische Richtung zu bestimmen, weil seine Ein bände immer die geistig ornamentale Übersetzung des Buchinhalts sind. Kersten denkt seine Verzierung immer aus dem Buch und der Verzierungstechnik heraus, und wenn er im Ornament Anspielungen auf den Titel gibt, so ist das niemals leeres Symbolisieren, sondern stets konzentrierteste gedankliche Umdeutung des Buchinhalts, dessen ornamentaler Extrakt. Der Weimarer Otto Dorfner liebt die bewegte Linie, aber er versteht es ausgezeichnet, mit geraden Goldliuien Einbandcntwürse geistigen Gehalts zu schaffen. In seinem Entwurf zu Hölderlins Hymnen strebt das Linienspiel geradezu zum Himmel. Zu den ersten Meistern der deutschen Einbandlunst gehört auch Karl E b e r t - München. Er liebt für seine Einbände das Schwcins- leder, das er mit Blinddruck versieht. Aber nicht nur die anti kisierende Art liegt ihm, in zwei Einbänden mit schwarz umrahmter Lederauflage leistete er außerordentlich Geschmackvolles. Die moderne Bewegtheit des Einbandmusters fällt auch an den Arbeiten der Hamburger Werkstatt für Bucheinband, geleitet von den Damen Zacharias und Michahclles, auf. Aus Linien und kleinen Stempeln werden hier ausgezeichnete feine Muster geschaffen. Der Frankfurter I. Niederhöfer hat sich die Mehrzahl sei ner Einbände von dem Künstler M. Schwerdtfegcr entwerfen lassen. Wir finden einige darunter, die einen gelungenen Versuch darstcllen, mit Hilfe von Lederauflage und Handvcrgoldung expressio nistische Bilder aus den Einband zu bringen. Sehr schöne Einbände sehen wir von Ernst R e h b e i n - Leipzig im Hause Leipziger Buchbinderei A.-G. vormals Gustav Frihsche, der sich die Mehrzahl seiner Einbände von bekannten Buchgewerbekünst lern entwerfen ließ. Reizvoll sind die Pergamentbände nach eigenen Entwürfen mit farbiger Beizung. Das gebeizte Pergament pflegt auch Otto Ulrich Fischer- Leipzig im Hause H. Sperling. Dabei ziehe ich seine Einbände vor, wo das Muster weniger reich den Deckel cinnimmt. Heinrich Vahle- Leipzig im Hause Hübel L Dcnck lehnt sich bet den meisten seiner Einbände an klassische Vorbilder an, aber doch so, daß ein eigenes vornehmes Stilgefühl zum Durchbruch kommt. Man kann sagen, dieser Buchbinder wird beherrscht von der Schönheit alter Stempel und einfacher Formen. Ein sehr sicheres Stilgefühl hat auch Hugo Wagner-Breslau in Einbänden mit Lcderauflage. Doch ist ihm zu raten, die Schrift nicht allzu groß und derb auf dem Einband anzubringen. Vollendete Wiedergaben klassischer Motive sehen wir auf den Ein bänden von Jakob O e t i n g e r - Frankfurt a. M. im Hause August Osterrieth 13s6 Otto Pfaff-Halle gibt mit seinem Einband in hellblauem Kalbleder zu »Tausend und eine Nacht« ein ausgezeichnetes Beispiel eines ornamentalen Bildes, das, aus dem Bucheinband erdacht, für die Technik der Handvergoldung umgestaltet ist. Schöne Einbände, die er im Jahre 1914 für die Firma H. Sper ling-Leipzig nach Entwürfen bekannter Künstler geschaffen hat, stellt Robert M a t t h e s - Berlin, Baumschulenweg, aus. Mit den einfachsten Mitteln versteht es Friedrich Meint. Berlin-Schönebcrg, im Hause Axel Junckers Buchhandlung Kar! Schnabel, sehr feine Einbände zu gestalten. Seine Stärke liegt in der Zusammenfassung der Verzierung im Mittelfeld. Ein sicheres ornamentales Gefühl auch für die Vereinigung der Vcrzterungstechniken hat Artur Schauer, Berlin-Schönebcrg. Die Mitglieder Gerhard Baum, Breslau, P. Bieger, Des sau, Felix Dudtk, Aachen, Hans Glöckler, Berlin-Schöne berg, im Hause Georg Schauer, Ludwig Heller, Mcersburg am Bodensee, Karl- Hetterich, Wiesbaden, G. Keilig, München Alte Haide, Neinhold Maetzke, Berlin W., Erich Merckel, Wiesbaden, Hermann Nitz, Leipzig, im Hause Spamer'sche Buch binderei, und Richard Oesterreich, Dresden, sollen noch ge nannt sein. Neben Ganzlederetnbänden gibt die Ausstellung auch Halbfranz- bände, Halbpergamentbände und Pappbände, die als vorbildlich für einfache Einbände und auch für Massencinbände gelten können. Ein zelne Mitglieder haben farbenschöne Buntpapiere ausgestellt, die sie für ihre eigenen Einbände verwenden. Was an einer solchen Ausstellung zu bedauern ist, ist die Tatsache daß man nur das Außere der Bücher sicht, daß man nicht Gelegen heit hat, einen Vergleich zwischen dem Einband und dein Buche selbst zu ziehen. Könnte man die Bücher aufschlagcn, so würde man kost bare Bucherscheinungen herausfinden, würde sehen, daß die Jakob Krauße-Bündlcr nicht nur den richtigen Einband für das schöne Buch Herstellen können, sondern daß sie auch das schöne Buch selbst ausfin dig zu machen verstehen. Und so möge zum Schluß gesagt sein, daß kein Fachmann des Buchgewerbes den Besuch dieser Ausstellung ver säumen sollte. Durch die Einbände der Mitglieder des Jakob Kraußc Bundes wird jeder Angehörige des Buchgewerbes, ob Drucker oder Verleger, ob Schriftgießer oder ein Mann der Vervielfältigungstech uik, geehrt. Durch diese schönen Einbände steigert sich ihm der Wert seiner eigenen Leistungen. Mille Mitteilungen. ^ Zur Balutaordnung. — Der Musikalienhandel legt bei Lieferungen nach dem übervalutigen Ausland feit dem 17 September die nachstehender. Umrechnungskurse, bzw. Aufschläge zugrunde. Tabelle Nr. 38. Verkaufsordnung für Auslandlieferungen. Für den Musikalienhandel festgesetzter Umrechnungskurs und Valuta-Ausgleich. Gültig vom 17. September 1921 an. Bleibt so lange in Kraft, bis eine neue veröffentlicht wird. Für das Publikum Für den Buchhandel des In- und Auslandes Land lüis dl» Laden- M Argentinien 2.- Pes.G. 210°ch 4.20Pes.G. 180°/-, 12,50 Pes.P, 2S0°ch 10.50 Pes.P. 200o<, Belgien-Luxemburg 72,-Fr. 450°/» «0.-Fr. 380öch Brasilien 21,—Milr. 140°ch 18. Milr. IOOÄ iioH Chile 28.— Pesos 30 —Kr. I50°ch 23.50Pesos Dänemark 450»/» 25,—Kr. 360°ch England und Kol. . 28./- Schill. 450^ 23,!S Schill, 380°/, Frankreich 72.- Fr. 4S0°/„ 80-Fr. 3S0°/o Griechenland .... 45.—Drach. 140°ch 38.- Drach. 180°/, Holland 18,—Guld, 430°/„ 13.50Gulden 350°/-, Italien 90.— Lire 300°/„ 78.- Lire 240^ Zapan 11.—Pen WO°/o 9.—Pen 300°/, Norwegen 30.—Kr. 310°ch 25.—Kr, 240°/, Portugal 27.-Milr, 130°ch 23.—Milr, 100»/-, Schweden 2S.—Kr, 450°,s. 21.—Kr. 360°/, 380°/, Schweiz 30,-Fr, 450 °ch 25,—Fr. Spanien Verein. Staaten und 32.—Pes. 350 °ch 27,— Pesos 280°/, Mexiko 5.—Doll, 430 °/o 4.10Doll. 330°,° Bei Lieferungen an Deutsche in den ehemaligen deutschen Kolonier beträgt der Valuta-Ausgleich 100A.