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^ 112, 19. Mai 1910. Nichtamtlicher Teil. Kleine Mitteilungen. Versteigerung von alten Stammbüchern. — Eine Ber steigerung im Antiquariat von Karl Ernst Henrici in Berlin in voriger Woche brachte Stammbücher aus alter Zeit, unter denen das hervorragendste das der Prinzessin Luise von Preußen, geborenen Prinzessin von Anhalt-Bernburg, war. Das Album stammte aus dem Besitz des Prinzen Georg von Preußen, dessen Mutter Prinzessin Luise war, und enthält farbenprächtige Aquarelle der Burg Rheinstein, des Schlosses Ballenstedt, aus Schloß Benrath, sowie viele Porträts, u. a. das Porträt des Prinzen Georg als blutjungen Leutnant, der Prinzen Alexander und Friedrich von Preußen, der Prinzessin Wilhelmine Luise u. a.; von der Hand der Prinzessin Luise von Preußen sind 20 Aquarelle; — es erzielte 600 -//. — Stammbuch eines sächsischen Adligen »von Einsiedel« aus der Zeit 1780—1790 mit einer Sammlung von 145 Original-Silhouetten, darunter Zar Paul I. von Rußland: 350 X. — Stammbuch des Freiherrn Hans Wilhelm zu Eltz auf Mayenburg aus den Jahren 1614—1619 (enthält besonders wert volle Beiträge des damaligen brandenburg.-preußischen Fürsten hauses): 305 — Stammbuch des vr. Gabriel Schumann aus Danzig von 1720—1724 mit Eintragungen von Fürsten und be rühmten Gelehrten aus Thorn, Breslau, Warschau, Wien, Paris, Leipzig, Königsberg, sowie feinen Miniaturen: 350 — Stamm buch der Marie von Herder aus Weimar, 1813—1820, in dem meist Namen von Frauen aus dem klassischen Weimar vertreten sind; und Stammbuch des Grafen Ernst von Wrisberg mit Adelswappen, und 84 Eintragungen: 370 (Vossische Ztg.) Ein RcichS-ZeitnngSmuseum. — Die Vorarbeiten zur Ver wirklichung der Idee einer systematischen Sammlung und Zugäng lichmachung der deutschen Zeitungen sind im Gange. Eine zu diesem Zwecke auf dem vorjährigen Histvrikertage in Straßburg gewählte Kommission versendet jetzt an alle größeren reichs- deutschen Bibliotheken und Archive ein Schreiben, worin um An gabe über die gesammelten und vorhandenen Zeitungsbestände gebeten wird. Ein beigegebenes statistisches Formular enthält Fragenj nach Namen, Erscheinungsort und Erscheinungsweise der Zeitungen, nach dem Gründungsjahre, ferner nach dem Maße der Vollständigkeit, nach dem Zustande und nach der Aufbewahrungs weise der Bestände. Schreiben sind zu richten an Geheimrat vr. Wolfram, Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek in Straßburg. (Wiener Zeitung.) Beschlagnahmte Druikschrlft. —Der im Verlag von R. Piper L Co. in München und Leipzig erschienene Roman »Schling pflanzen« von Irma Goeringer ist auf Grund von § 184 des Reichsstrafgesetzbuchs beschlagnahmt worden. (Leipziger Zeitung ) Die Gültigkeit der alten Frachtbriefe verlängert. — Der Präsident des Reichseisenbahnamts hat soeben auf die wiederholten Beschwerden kaufmännischer Korporationen die Gültigkeit der alten Frachtbriefformulare bis zum 31. De zember 1911 verlängert. Die ursprüngliche Zeit, während der die alten Frachtbriefe noch verwendet werden durften, war am 1. April 1910 abgelaufen. Es hatte sich aber herausgestellt, daß viele Firmen noch große Posten von alten Formularen liegen hatten, die nun hätten vernichtet werden müssen. Die neuen Frachtbriefformulare unterscheiden sich von den alten im wesent lichen dadurch, daß die Art der Adressierung weit genauer ist und daß neue Rubriken geschaffen worden sind, die es dem Ab sender ermöglichen, den Beförderungsweg genau anzugeben. (Verl. Lokal-Anzeiger.) Wilhelm Meisters theatralische Sendung. — Den »Leip- ziger Neuesten Nachrichten« wird aus Weimar geschrieben: Nach dem die Goetheschen Erben, die Familien Vulpius und Henckel v. Donnersmarck, die neu aufgefundene Wilhelm-Meister- Handschrift auf Grund ihres Urheberrechts von dem Züricher Be sitzer, der sich bei den gepflogenen Verhandlungen im höchsten Grade entgegenkommend erwies, käuflich erworben haben, haben sie, wie vr. W. Vulpius in Weimar bekannt gibt, über das literarische Kleinod solche Bestimmungen getroffen, daß die lite rarische und lesende Welt Deutschlands vollauf zufrieden sein kann. Es wird eine große Volksausgabe des Werkes zu billigem Preise bei gediegener Ausstattung veranstaltet, der jeder- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. mann die Anschaffung ermöglicht. Den Wünschen der Biblio philen wird daneben durch eine numerierte Luxusausgabe Rechnung getragen. Die Weimarer Sophien - Ausgabe der Goetheschen Werke erhält demnächst in Anerkennung ihrer be sonderen Verdienste und Bedeutung das Veröffentlichungsrecht im Rahmen ihres Unternehmens als freies Geschenk von den Erben; auch wird später, aber noch vor Ablauf der zehnjährigen Schutzfrist, noch anderen Verlegern die Aufnahme von Wilhelm Meisters theatralischer Sendung ermöglicht werden. Die Hand schrift selbst geht an das Goethe- und Schillerarchiv in Weimar über; sie ist bereits seit einer Reihe von Tagen in den Händen des vr. Vulpius. Postpakete nach Peru. — Von jetzt ab können gewöhnliche Pakete über 5 bis 10 nach Peru auf dem Wege über Ham burg und durch die Magellanstraße unter günstigeren Bedingungen als bisher versandt werden. Die erheblich ermäßigten Gebühren betragen von Hamburg ab (also außer dem deutschen Porto) für Pakete über 5 bis 7 4 60 H „ „ „ 7 bis 10 kx 5 40 «-. Konsulats- und Nebengebühren werden nicht erhoben. * Post. Schiffsliste für billige Briefe nach den Ver einigten Staaten von Amerika (10 H für je 20 ^). »George Washington« ab Bremen 21. Mai »Kaiser Wilhelm II.« ab Bremen 24. „ »Kaiser Wilhelm der Große« ... ab Bremen 31. „ »Cleveland« ab Hamburg 2. Juni »Kronprinzessin Cecilie« ab Bremen 7. „ »Kaiserin Auguste Victoria« .... ab Hamburg 9. „ »Prinz Friedrich Wilhelm« .... ab Bremen 11. „ »Kronprinz Wilhelm« ab Bremen 14. „ »Deutschland« ab Hamburg 16. „ »Kaiser Wilhelm II.« ab Bremen 21. „ »Amerika« ab Hamburg 23. „ »George Washington« ab Bremen 25. „ »Kaiser Wilhelm der Große« ... ab Bremen 28. „ »Cincinnati« ab Hamburg 30. „ Alle diese Schiffe außer »Cincinnati« und »Cleveland« sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Ab gang die schnellste Beförderungsgelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerk, wie »direkter Weg« oder »über Bremen oder Hamburg«, zu versehen. Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw., und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. B. Kanada. Neue Photographische Gesellschaft. — Im Geschäfts bericht konstatiert die Verwaltung, daß der Rückgang des Umsatzes bis zur Mitte des Jahres angehalten hat. Die ungenügende Be schäftigung während der ersten Hälfte des Jahres sei vor allem die Ursache für das ungünstige Resultat des Berichtsjahres. Auf das Kapital der Meßters Projektion G. m. b. H. sind 10 Prozent Dividende gezahlt worden, nachdem die Vorbesitzer die durch Auf gabe verschiedener Theater entstandenen Verluste übernommen hatten. Die Aussichten dieser Unternehmungen im laufenden Ge schäftsjahre erscheinen, nachdem die Umsätze sich gehoben haben, besser. Der Verlust der F. W. Ebbinghaus G. m. b. H. stieg auf 359109 bei einem Nominalkapital von 750 000 Trotz dieses äußerst ungünstigen Abschlusses gibt sich die Verwaltung der »Neuen Photographischen Gesellschaft« der Hoffnung hin, die Fabrik doch noch zu einem gewinnbringenden Unternehmen zu gestalten. Weiter heißt es im Bericht: »Die auf dem Grundbesitz von F. W. Ebbinghaus lastenden Hypotheken sind gelegentlich der Ausgabe einer ersten Obligationsanleihe von 1 Million Mark zur Löschung gelangt. An Stelle der von uns dem Borbe sitzer gegenüber seinerzeit neu übernommenen Garantie für die Hypotheken mußten wir eine solche für die prompte Rückzahlung des entsprechenden Teils der Obligationen über nehmen. Gegen Deponierung eines Betrages von 400 000 ^ der Schuldverschreibungen wurde der Gesellschaft von einem auswärtigen Bankhause ein Kredit von 360 000 ^ eröffnet, 770