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-5116 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 97, 29 April 1910 Miltionenstiftung an Stockholms Hochschule. — Der kürzlich verstorbene Bankdirektor Eduard Heckscher in Stockholm hat, nach Abzug von einigen Legaten, Stiftungen, sowie 200 000 Kr. an die neulich eröffnete Handelshochschule, dort, sein ganzes übriges Vermögen, etwa zwei Millionen Kronen, der 8tookbo1w8 IlöSskola vermacht, die er schon bei Lebenszeit reich bedacht hatte. Vorschriften über die Verwendung dieser Schenkung sind nicht gemacht. Wie der Rektor, unter Hinweis auf die An deutungen in der Rede bei Einweihung des Neubaues Ende 1909, mitteilte, denke man daran, die Lehrkräfte in Botanik, Geo logie und Physik zu verstärken, je eine neue Professur in Geo graphie und in Geschichte, auch vielleicht in Statistik, Sozial ökonomie und Pädagogik zu schaffen und in der juristischen Fakultät, der es ja stets schwer falle, ihre hervorragendsten Lehr kräfte behalten zu können, namentlich wo es sich, wie hier, um keine Staatsuniversität handle, die Gehälter zu erhöhen, Reise stipendien und geordnete Pensionsverhältnisse einzurichten. ö. VII Buchhandlungsgehilfen - Kantatefeier in Leipzig. — Alten Überlieferungen getreu hatten sich auch dieses Jahr die Buchhandlungsgehilfen Leipzigs am Kantatesonntag ver sammelt, um sich für die vorangegangenen arbeitsreichen Wochen durch eine Feier schadlos zu halten. Der Besuch übertraf alle Erwartungen, denn es hatten sich von den 1500 Angemeldeten etwa 1100 eingefunden, so daß der große Festsaal im Zentral theater bis auf den letzten Platz gefüllt war. Nach einigen Konzertstücken des Leipziger Tonkünstler- Orchesters Günther Coblentz bewillkommnete der Vorsitzende des Festausschusses, Herr Münz, die Erschienenen und gab seiner Freude über die rege Teilnahme Ausdruck. Dann gelangte das von Herrn Dreß!er in sinniger Weise zusammengestellte und von der Fürstlich priv. Hofbuchdruckerei (F. Mitzlaff) in Rudol stadt geschmackvoll gedruckte Liederbuch zur Verteilung, und die Feier wurde mit dem von Herrn Prokurist Nietzsche! ver faßten Liede »Kantate 1910« eröffnet. Nach einer kurzen An sprache des Vorsitzenden eröffnete die Reihe der Aufführungen eine Musterriege Leipziger Turner mit meisterhaften Leistungen am Reck. Nicht endenwollender Beifall lohnte die wackere Turnerschar. Dann erfreute uns die Sängerrunde des Buch handlungs-Gehilfen - Vereins unter Leitung des Kollegen Felix Beyer durch zwei wirkungsvoll vorgetragene Männerchöre. Den humoristischen Teil vertrat Herr Kollege Kanicke mit einigen Soloverträgen. Das erst kürzlich gegründete Bernhardtsche Solo- quartett brachte die Lieder »O, daß es muß im Frühling sein« von Nolopp und »Stabstrompeter« von Koschat zu Gehör und erntete dafür so reichen Beifall, daß es sich zu der Zugabe des »Schneiderliedes« von Diegert verstehen mußte. Von dem Festausschuß des Börsenvereins war »Das Lied vom großen Kometen«, eine launige Dichtung des Herrn Verlagsbuchhändlers Georg Merseburger, zur Verfügung gestellt. Nach Absingung dieses Liedes brachte der Vorsitzende ein Hoch auf den anwesen den Verfasser, in das die Versammlung begeistert einstimmte. Herr Merseburger dankte allen Teilnehmern für die freundliche Aufnahme seines Liedes. Den Clou des Abends bildeten die kinematographischen Darbietungen des Herrn Direktors Laube vom Institut Kosmos. Die hier gebotenen Drolligkeiten stellten große Ansprüche an die Lachmuskeln der Zuschauer. Durch Gesang der vom Kollegen Eck verfaßten Lieder »Zeppelin und der Buchhandel« und »Neues vom Tage« wurden die Pausen ausgefüllt. Das letztere Lied war vom Kollegen Eberwein ge schmackvoll illustriert und auf einer halben Packpappe gedruckt. Gedenken wir noch des von Mitgliedern der Vereinigung ehe maliger Buchhändlerschüler aufgeführten ?? Trauerspiels ??: »Der Mord in der Kohlmessergasse«, das mit seinen komischen Zwischenfällen wohl Tränen des Lachens hervorrief, so wären wir am Ende des Programms. Wie aus Vorstehendem ersichtlich, hat der Festausschuß nichts versäumt, um einen genußreichen Abend zu bieten. Den Dank der Teilnehmer dafür brachte Herr Hintzsche in beredten Worten zum Ausdruck. Zum Schluß seien noch die Firmen genannt, die durch Gaben die Feier verschönen halfen: Franz Berger, Pappengroßhandlung, Leipzig, Czermaksgarten; I F. Bösenberg, Buchbinderei, Leipzig; Breslauer Aktien-Malz-Fabrik, Breslau; Fischer L Wittig, Buchdruckerei, Leipzig (Druck der Einladung); Fürstlich priv. Hofbuchdruckerei (F. Mitzlaff), Rudolstadt; Julius Hager, Buchbinderei, Leipzig (Einband des Liederbuches); Gebrüder Hoffmann, Buchbinderei, Leipzig; H- F- Jütte, Graphische Kunstanstalt, Leipzig; Jul. Klinkhardt, Graphische Kunstanstalt, Leipzig; Fr. Wilhelm Nuhfus, Geschäftsbücherfabrik, Dortmund; I. F. Schreiber, Eßlingen; Fritz Schulz jun. A.-G., Chemische Fabrik, Leipzig; E. A. Seemann, Leipzig; Verlag der »Jugend«, München; F. A. Wölbling, Papiergroßhandlung, Leipzig. Allen Firmen ist der Dank der Teilnehmer sicher. Der Festausschuß aber dankt allen, die ihm bei der Aus gestaltung der schönen Feier unterstützten, aufs herzlichste, ^l/. * Buchhandlungsgehilfenverein Buchfink« in Wien. — Die Generalversammlung vom 12. April 1910 wählte folgende Herren in den Vorstand: I. Vorsitzender: F. Rebay; — II. Vor sitzender: P. Nie mann (Urban L Schwarzenberg); — Kassierer: I. Fey-Felber (Gerold L-Comp.); — Bibliothekar: Joh. Kohl (H. Martin); — I. Schriftführer: C. Weynar (L- W. Seidel L- Sohn); — II. Schriftführer: C. Stelzig (I. äafak); — Ordner: C. Fromme (W. Frick, Hofbuchhändler) und St. Schmidt (Buch handlung Rosner); — Beisitzer: F. Pribyl (Buchhandlung Lang) und H. Diegel (H. Martin). Personalnachrichten. * Beruföjubiläum. — Der Österreichisch-Ungarischen Buch- Händler-Correspondenz entnehmen wir folgende Mitteilung, die wir mit unfern besten Glückwünschen für den auch uns nahe stehenden geehrten Herrn Jubilar gern hier wiedergeben: (Red.) 50 Jahre Buchhändler. Am 1. Mai d. I. werden es 50Jahre, daß unser geschätzter Mitarbeiter Herr Georg Schoener in seiner Vaterstadt Schweinfurt a. M. in die Buchhandlung von G. I. Giegler als Lehrling eintrat. Seine Wanderjahre führten ihn nach vierjähriger Lehrzeit nach Nürnberg, Landau, Aarau (erster Sortimenter der Firma H. R. Sauerländer), Triest, Brünn, Ischl (Geschäftsführer der Filiale Mänhardt), Stockholm (Vorstand der ausländischen Abteilung der Fritze'schen Hofbuchhandlung) und im Jahre 1876 nach Wien (Perles, Friese L Lang, Fromme, Jos. Eberle L Co.), wo er schließlich am 5. Oktober 1887 als Buch halter und Kassierer bei der Firma Artaria L Co. eintrat, welchem Posten er noch jetzt in voller Rüstigkeit vorsteht.' * Björnstjerne Björnson — Am 26. April ist in Paris der berühmte norwegische Dichter Björnstjerne Björnson ge storben. Er war am 8. Dezember 1832 in Osterdal als Sohn eines Pfarrers geboren und verlebte seine Kindheit in der gewaltigen Natur von Romsdal. 1852 bezog er die Universität Christiania und begann bald darauf sich schriftstellerisch und dichterisch zu betätigen, zunächst als Journalist, dann auch als Bühnendichter (mit »Zwischen den Schlachten«), als Theaterdirektor (in Bergen), als Redakteur der »L6rAou8xo8t«. Die Aufregung, die seine leidenschaftliche Polemik ihm in letzterer Stellung brachte, veranlaßte ihn zu ausgedehnten Reisen. Lange Jahre verlebte er in Italien, Deutschland und Frankreich, und diese Jahre waren für sein dichterisches Schaffen besonders fruchtbar. — Nachfolgend seien seine bedeutendsten Dichtungen und Schriften in chronologi scher Folge angeführt: Zwischen den Schlachten; — Arne; — Synnöve Solbakken; — Ein frischer Bursche; — Schön Synnöv; — Sigurd Slembe; — Maria Stuart; — Die Neuvermählten; — Das Fischermädchen; — Gesammelte Gedichte und Gesänge; — Ein Fallissement; — Der Redakteur; — Maria von Schottland; — Der König; — Magnhild; — Kapitän Mansana; — Leonarda; — Das neue System; — Der Vrautmarsch; — Uber die Kraft; — Geographie und Liebe; — Das Haus Kurt; — Paul Lange und Tora Parsberg; — Ragni; — Neue Erzählungen; — Uber den hohen Bergen; — Laboremus; —Thomas Rendalen; — Absaloms Haar; — Wenn der junge Wein blüht; — Auf Gottes Wegen; — Flaggen über Stadt und Hafen; — Mary; — Eisenbahn und Kirchhof. Ein Lebensrätsel. Der Vater.