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Ottendorfer Zeitung : 27.09.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191109275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19110927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19110927
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-27
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.09.1911
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t Krise ufgenommen n Tagen in anem ergeb- n ein wenig st, wie denn gemeines ist. wgischer triit ungünstigen sie über die ^Handlungen iche Deutsch- mrchaus an- ftlichen Ver- genüber den verbreiteten Verhältnisse Deutschland den, daß sie : und zumeist iland en mit del e an einem gleich bereits New Uork erigkeiten im lm Berliner erluste über- Ebenso sind e von M- den Spar schießen weit hlich find ste ieringste Be- lmt bei den arkassen be- stark gegen» 1 Milliarden Die ands er Zeit zur en, daß ds? uthaben, die 0 Mill. M- ieringen Be hne daß der Erschütterung sich dabei^ ierüber »er- um Kündi» lediglich um sandelt. Dis war allseitig «jährlich M September- >d, sondern : den Geld- ihre nk war mit te vorange- nd die Bank ch-ungariD en sich >n idern euw- fließen. K diesmalige vielleicht il eben die and mit si« nisse äußer st zu hegew rtschiedenheit 'den, die den zu deutlich izu bestimmt irtschaftslagl m." - Dis rs nach dem n Einigung chen Schütz ten über den sie Krise ist whergesehene e Verhant- Zeit beendet ach mit dec e genüber dek »Haft finden kein schöner >es Wortes, und schlanh imponierend nregelmäßig, -klen Augen gaben seinem Usches und wartete ec Else durch vorgestoßene vorhin von Ihnen über s nicht der Holthoff? tor," gab sie !ame wurde d mir nicht s jetzt ganz r. Was ist gegen mich wbcn Sie es auch nicht, ndert haben ein, und im en. Wollen unstübungen nnere mich.- Vas Attentat auf Ztolypm. ! Bei der Galavorstellung im Kiewer Stadt- ^eater am 14. September, während Bagrow "G Attentat auf Stolypin verübte, war das Wische Theaterorchester durch Mitglieder des deutschen „Schneevogt-Orchesters" verstärkt Wor ten. Unter den deutschen Musikern befand sich stu Herr aus Steglitz bei Berlin, der jetzt in m .Steglitzer Zeitung ausführlich berichtet, m erzählt: „Die Lieblingsoper des Zaren, »Zar und Zimmermann", war von den Kiewer Behörden für die Galavorstellung erwählt wor in; aus unbekannten Gründen jedoch wurde russische Oper „Zar und Sultan" gespielt. Mz nach ein Viertel auf neun Uhr erschien °er Zar in Begleitung der Zarin, Stolypins B zahlreicher Mitglieder der Hofgesellschaft. M zuverlässige Leute hatten Einlaßkarten zu Mr Vorstellung erhalten, und die polizeiliche Mdolle zu dieser Vorstellung war äußerst ssteng gehandhabt worden. Neben dem Zaren H der Ministerpräsident, nicht in einer be feren Loge. Der Zar verfolgte mit Freund- Weit und offenbar in sehr guter Laune das Wei. Glücklich war der erste und zweite Akt A Ende gegangen. Da knallte mitten in den Mall hinein ein kurzer, peitschenschlagartiger, Mfer Schuß. Hochaufgerichtet stand in einer W der Zarenloge ziemlich entfernten Loge ein Mch aussehender Mann, einen Revolver in pt Hand des ausgestreckten Armes. Eine Mose Stille trat ein. Alles bekreuzigte W Stolypin war zu Boden gesunken. M Zar erhob sich, beugte sich zu dem ^letzten nieder und sprach einige Worte und Meß sodann die Loge. In diesem Auaen- M tönten die Worte des Attentäters: „Ich M es gewesen! Hier bin ich!" durch die Ms. Eine unbeschreibliche Verwirmng folgte. M Attentäter war der einzige unter all den Menschen, der ruhig blieb. Stolz und gerade gerichtet erwartete er seine Verhaftung. Die Waten der zarischen Leibgarde stürzten auf ihn N, nebst einigen Männern aus dem Publikum. Mend führte man ihn ab. Bagrow, ein ge ister jüdischer Rechtsanwaltsgehilfe, hatte Wen Fluchtversuch unternommen. Dann erfolgte stört eine Absperrung. Die Musiker des Theater- Westers, das durch Mitglieder des Schnee- ^l-Orchesters verstärkt worden war, wurden W einzeln entlassen. Hierbei wurde der Bläser ^rger durch den Säbelhieb eines Kosaken ver- M Weil er sich zu früh von seinem Platze Mbegsben wollte. Also keine zweite Kugel Attentäters, sondern ein Säbelhieb hat ihm Verwundung beigebracht. Auch auf der Mße wurde sofort eine gründliche Absperrung ^genommen, so daß es manchem recht schwer ^rde, in seine Wohnung zu gelangen." Es ! bemerkenswert, wie sehr diese Schilderung M Augenzeugen von den Petersburger halb- Mchen und amtlichen Darstellungen abweicht. Gerücht, derZar selber habe in ernster Lebens- Mhr geschwebt, bestätigt sich also; denn der Asten - Zsr hätte den Zaren ebenso gut erreichen können st den Ministerpräsidenten. Der ganze Vor- Wg Wirft auf die Organisation der mit so Wen Kosten unterhaltenen Ochrana(Sicherheits- Wzei) in Rußland grelle Schlaglichter. Wie ver- Wet, soll der Zar den Wunsch geäußert haben, H der Prozeß des Mörders Bagrow öffentlich ?str Gewährung eines Verteidigers für den geklagten verhandelt werden soll. Wahrschein- H wird die Regierung dem Wunsche des Zaren leisten. Der Prozeß kommt in Peters- Ä zur Verhandlung. Der Attentäter soll Allens den Behörden aufsehenerregende und sie äußerst wertvolle Enthüllungen in Aus- gestellt haben, wenn man ihm das Leben f)eer unä flotte. c,—Die Entlassungen der Marinereservisten Mn von Mel aus sür die Ostseestation ihren OlMg genommen. Sie betrafen Reservisten .ZK Matrosendivision und der stationierten Mfie „Hohenzollern" und „Kaiser Wilhelm II.". KFreitag erfolgten die Entlassungen bei der Eerftdivision; am 27. d. Mts. die der Hoch- wir darin noch vor einigen Tagen der- Meinung waren. Aber vielleicht haben auch darüber Ihre Ansichten inzwischen ge- ^>ert?» ^Sein Ton war fast noch verletzender als Worte. Mit einer kleinen trotzigen ^wewegung erhob Else die Augen zu seinem »Sie werden mir also gestatten, allein hinzu- hM, Herr Doktor! Denn es ist immer noch ^wger unangenehm, dilettantische Kunst- Kstge» anzubören, als so unfreundliche Be- Mngen." hätte ihn wirklich verlassen, wenn er ihr in den Weg getreten wäre. ^ »Verzeihen Sie mir; ich wollte Sie nicht sKwn. Aber es tut mir weh, denken zu sollen, KMrch Sie wie diese andern sind. Ich war KWh, in der Gewißheit, daß wir gute Freunde As, und nun behandeln Sie mich plötzlich mit U abweisenden Kälte, zu der ich Ihnen mit KM und Willen sicherlich keinen Anlaß ge- habe. Gerade bei Ihnen hätte ich solche sMen nicht erwartet, und gerade bei Ihnen sie mir Schmerz." ^Me zögerte mit der Antwort, und sie wurde sehr rot, als sie endlich sagte: ^j»3ch bin mcht launenhaft, und es war nicht Absicht, Sie mit abweisender Kälte zu tadeln. Meine Gesinnungen sind ganz un- Kstdert geblieben. Aber ich möchte Sie recht MH bitten: Lassen Sie uns nicht weiter sprechen — wenigstens nicht jetzt und ^ Wer. W kann unmöglich Ihr Wunsch sein, Verlegenheiten zu bereiten." seeffoite. Die kleineren Marineteile schließen sich dann an. — Der Ablösungstransport für den in den marokkanischen Gewässern weilenden „Eber" verläßt mit dem Dampfer „Bürgermeister" am 11. Oktober Hamburg. Die Ankunft in Las Palmas soll am 23. Oktober erfolgen, wo sofort der Besatzungswechsel stattfindet. Die abgelösten Mannschaften werden mit dem Dampfer „Henny Woermann" die Heimreise antreten und am 31. Oktober in Hamburg eintreffen, von wo aus die Mannschaften ihren Truppenteilen zu geführt werden. Auf der Ausreife besteht der Transport aus sieben Offizieren bezw. im Offiziersrang stehenden Militärpersonen, ferner 3 Deckosfizieren, 29 Unteroffizieren und 87 Mann. Exzellenz v. Waldow, der neue Oberpräsidem von Pommern. Der Wechsel im Oberpräsidium der Provinz Posen hat eine Versetzung des bisherigen Posener Oberpräsidenten v. Waldow in gleicher Eigenschaft nach der Prcvinz Pommern zur Folge gehabt. Oberpräsident Wilhelm v. Waldow, der sich beson ders durch seine maßvolle, von geschickter Politik zeugende Stellung in der Ostmarkentrage ausge zeichnet hat, ist am 31. Oktober 1856 zu Berlin geboren. Seit 1903 stand v. Waldow als Ober präsident an der Spitze der politisch so außerordent lich bedeutungsvollen Provinz Poisn. — Als drittes großes Schiff der Hochsee flotte scheidet nach den Linienschiffen „Weftin" und „Mecklenburg" nunmehr der große Kreuzer „Roon" aus dem Verband der Hochseeflotte. „Roon" ist erheblich jünger als die beiden Linienschiffe. Der Bau des Kreuzers wurde am 1. August 1902 auf der kaiserlichen Werft in Kiel begonnen und so rasch gefördert, daß am 27. Juni 1903 der Stapellauf erfolgen konnte. Nach den heutigen Anschauungen muß „Noon" trotz der kurzen Zeit seiner Jndienst- haltung schon als veraltet gelten. Die Pläne für „Roon" sind nahezu 10 Jahre alt, ent stammen also einer Zeit, in der man wesentlich andern Anschauungen hinsichtlich des Baues von großen Kreuzern huldigte, als heute. Als Ersatz für den sehr schnell veralteten Kreuzer dürste „Göben" in Frage kommen. Von unö fern. Kaiser Wilhelm und Karl Hagenbeck. Karl Hagenbeck, der Inhaber des Stellinger Tierparks, wurde in Kadinen, wo er aus Ein ladung Kaiser Wilhelms weilte, zum preußischen Kommerzienrat ernannt. Der Monarch über reichte ihm sein Porlrätrelief in Porzellan. Die Kaiserin schenkte ihm zwer junge Katzen. Die Tiere stammen von Katzen ab, die dem Kron prinzen seinerzeit vom König von Siam geschenkt worden sind. kN Wieder ein Opfer des Humpelrocks. Ms dieser Lage der O-Zug aus Berlin in Sie sah bezaubernd lieblich aus in ihrer mädchenhaften Verwirmng, und die finstere Wolke war jetzt ganz und gar von Walter Gemsdorffs Gesicht verschwunden. „Aber ich sehe nicht ein, Fräulein Else, warum ich Ihnen nicht hier und gleich auf der Stelle sagen sollte —" Der warme Klang seiner Stimme ließ ver muten, daß er etwas Bedeutsames hatte aus sprechen wollen; aber er kam mit dem be gonnenen Satz nicht zu Ende, denn der Diener des Kommerzienrats, der ihn schon längere Zeit vergebens gesucht haben mochte, trat in diesem Augenblick rasch auf ihn zu. „Ich bitte um Entschuldigung, Herr Doktor I Aber draußen ist ein Dienstmann, der einen sehr dringenden Auftrag an Sie haben will. Ich glaube, es handelt sich darum, daß der Herr Doktor sogleich nach dem Krankenhause kommen möchten." Gernsdorfs hatte einen raschen Blick auf seine Taschenuhr geworfen. „Es muß etwas Besonderes vorgefallen sein, daß sie mich vor der Zeit mfen lassen. Da gibt es freilich kein Zögern. Lassen Sie den Mann warten — ich komme auf der Stelle. So muß ich Ihnen denn für hmte gute Nacht wün schen, Fräulein Else, und zuvor noch recht viel Vergnügen. Darf ich hinzufkgen: Auf baldiges Wiedersehen?" „Auf baldiges Wiedersehen, Herr Doktor!" sagte sie herzlich, indem sie ihm die Hand reichte. „Und ohne Groll — nicht wahr?" Er küßte die kleine weiche Hand nicht, aber er drückte sie ungestüm. Thorn einlies, wollte eine Dame aus der zweiten Klasse den Wagen verlassen, doch war der Ab stand vom Boden des Wagens bis zum Tritt brett für sie infolge des engen Humpelrocks zu groß, um den nötigen Schritt machen zu können. Da die Dame sich nicht lächerlich machen wollte, indem sie erst Hilfe erbat, sprang sie kurz ent schlossen über die Stufe hinweg direkt auf den Bahnhofperron. Der enge Rock hinderte sie aber beim Abspringen so sehr, daß sie stürzte und mit erheblichen Verletzungen an den Füßen und im Gesicht sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. X Vergrabene Diebesbeute. Bei einem Einbruch in der Averhoffstraße in Hamburg wurden vor einigen Wochen in Abwesenheit der Bewohner für 15 000 Mk. Schmucksachen, Pelz waren, Silberzeug und zwei Sparkassenbücher über 1400 bezw. 900 Mk. gestohlen. Von den Büchern sind 200 Mk. abgehoben worden. Als mutmaßlicher Täter wurden der frühere Ewer- führer, jetzige angebliche Versichsrungsinspektor Corsten, und als Helferin seine Geliebte, eine Kontoristin, in Haft genommen. Vor einigen Tagen fand ein städtischer Angestellter auf seinem Gartenlands am Wiesendamm, unter einem Düngerhaufen versteckt, 121 Stück Silbersachen vor, die, wie die Untersuchung ergab, zu der Beute aus obigem Einbruchsdieb stahl gebürten. Nunmehr hat die Kontoristin ein Geständnis abgelegt, ihren Geliebten als Täter bezeichnet und das Versteck der übrigen gestohlenen Sachen angegeben. Es wurden auch an der bezeichneten Stelle auf einem Hofe in der Elsaßstcaße Pelzsachen, ein kostbarer Brillantschmuck und sonstige Schmuckgegenstände, aus denen teilweise die Brillanten herausge nommen sind, vorgefunden. Es fehlen von den gestohlenen Sachen nur noch einige Stücke und die ausgelösten Brillanten. Corsten be streitet nach wie vor die Tat. Bon Spielgefährten verbrannt. In kind lichem Unverstand und aus Lust am Quälen, haben in Niederdodeleben zwei siebenjährige Knaben ein fünfjähriges Mädchen zu Tode ge martert. Sie spielten an einem Kartoffelfeuer. Im Scherz packten sie das kleine Mädchen und brachten es so nahe an die Glut, daß die Haut versengt wurde. Das wiederholten sie so oft, bis das kleine Wesen, das jämmerlich schrie, still wurde. Als Erwachsene hinzukamen, war die Haut am Körper in solchem Umfange ver brannt, daß die Kleine alsbald verschied. A Postlagernd. Uber die Nachteile von postlagernden Korrespondenzen ist schon viel erzählt worden, aber der Fall, der sich vor kurzem in Sebastopol ereignete, ist doch selten. Ein junger polnischer Ingenieur, Georg K., ließ sich in Jalta in der Krim nieder. Er war der Einsamkeit müde, und von dem Wunsch erfüllt, eine Lebensgefährtin zu gewinnen, be gann er die Heiratsannoncen in den polnischen Blättern zu lesen, die ihm aus der Heimat zu- gesandt wurden. Da las er auch von einer „Witwe auf der Höhe ihrer Schönheit", die sich mit einem jungen Mann zu verheiraten wünschte: „Stattliches Vermögen. Angebote post lagernd nach Warschau." Da der junge Ingenieur in Warschau viele Bekannte hatte, trug er doch Bedenken, unter seinem Namen zu schreiben, er benutzte zu seinen Briefen die Schreibmaschine und schrieb irgend einen Namen unter den Brief. Bald kam eine Antwort, die Dame schien ebenso vorsichtig, sie bediente sich jedenfalls der gleichen Vorsichtsmaßregeln, aber nun begann eine rege Korrespondenz, die bald ein leidenschaftliches Gepräge annahm, und schließlich in der Verabredung eines Zusammen treffens in Sebastopol ausklang. Der ersehnte Tag ist endlich da, der junge Ingenieur läßt sich bei der inzwischen eingetroffenen Warschauer Dame einführen, verbeugt sich im Türrahmen und sieht sich — seiner eigenen Mutter gegen über, die ebenfalls (ihrer langjährigen Witwen- schaft müde) auf der Heiratssuche war. Deutsche Polizeihunde für Serbien. In der Belgrader Billa des serbischen General konsuls in Budapest, Christitsch, war ein Ein bruch verübt worden, bei dem den Dieben für dreißigtausend Mark Schmucksachen und Bargeld in die Hände fielen. Die Polizei will die Spur „So wahr ich lebe — ohne Groll! Aber ich werde die Stunden bis dahin zählen; denn das nächste Mal — machen Sie sich darauf gefaßt! — das nächste Mal habe ich Ihnen sehr viel zu sagen." Ohne sich sonst von irgend jemand zu ver abschieden, eilte er hinaus. Else aber kehrte zu der Gesellschaft mit einem so glücklichen, sonnig verklärten Antlitz zurück, daß Käthe von Lingen bei ihrem An blick sich nicht enthalten konnte, ihr aus der Ferne bedeutsam lächelnd mit dem Finger zu drohen und ihrem glücklich wieder eingefangenen Gatten zuzuflüstern: „Gib acht, Herbert, das wird ernst! — Wie ich meinen Bruder kenne, ist er nicht der Mann für eine oberflächliche Tändelei!" Der Regierungsassessor drehte cm seinem schönen, blonden Schnurrbart und ließ ein paar Laute vernehmen, die wie ein halb unterdrücktes spöttisches Auflachen klangen. Aber es schien ihm nicht der Mühe wert, seiner kleinen Frau etwas zu erwidern. 2. Der Dienstmann stand noch im Vorzimmer, als Gernsdorfs hinaustrat; aber auf die Frage, ob er vom Krankenhause aus geschickt worden sei, schüttelte er den Kopf. „Der Herr HM mich auf der Straße an gerufen, und er wartet mit einer Droschke unten vor der Tür. Nm falls der Herr Doktor nicht gleich kommen wollten, sollte ich sagen, daß Sie im Krankenhause nötig seien. — Für meinen Gang bi« ich schon bezahlt. — Schönen guten Abend." des Täters mit Polizeihunden verfolgen, die extra dazu aus Deutschland in Belgrad ange kommen sind. Eine furchtbare Hungersnot herrscht in Westsibirien. 250 000 Personen bedürfen der öffentlichen' Verpflegung. Die Lage fit ver zweifelt. GericktskaUe. 8? Berlin. Das Kammergericht Katte darüber Erörterungen anzustellen, wann ein Wirt sein Lokal schließen muß. Der Destillateur und Schankwirt H. war angeschuldigt worden, die Polizeistunde, die allgemein auf 10 Uhr abends durch Polizetverord- nung festgesetzt worden war, um etwa 20 Minuten überschritten zu haben. Ein Polizeibeamter fand noch gegen 10 Uhr 20 Minuten abends über 15 Gäste im fraglichen Lokal, die Bier- und Brannt» Weingläser vor sich stehen hatten und Kartenspielten. H. betonte, er habe nach 10 Uhr keine Ge tränke mehr verabfolgt; es sei aber allgemein üblich, das; die Gäste nach Eintritt der Polizeistunde ihre Geiränke austrinken und das begonnene Karlen- . spiel beendigen. Die Strafkammer verurteilte aber H. wegen Überschreitung der' Polizeistunde zu einer Geldstrafe und nahm an, daß H. nicht berechtigt war, noch 20 Minuten nach Eintritt der Polizei stunde Gäste in seinem Lokal zu dulden. Diese Ent scheidung focht H. durch Revision beim Kammergericht an und betonte, von einer Überschreitung der Polizeistunde könne vorliegend nicht die Rede sein; würde er Arbeiter um 10 Uhr auffordern, sein Lokal sofort zu verlassen, so seien Gewalttätigkeiten zu befürchten. Das Kammergericht wies jedoch die Revision als unbegründet zurück und führte u. a. aus, zutreffend. nehme die Strafkammer an, daß H. Gäste nicht noch zwanzig Minuten nach der Polizeistunde in seinem Lokal dulden durste. Es reiche auch nicht aus, wenn ein Wirt beim Eintritt der Polizeistunde nur Feier abend biete und keine Getränke mehr verabfolge. Von einem Wirt müsse gefordert werden, daß er alle positive Mittel zur Anwendung bringe, um eine Überschreitung der Polizeistunde zu verhüten. , . , Kiel. Ein gerichtliches Nachspiel zum Untergang des deutschen Unterseebootes „U 3" fand vor dem Kriegsgericht statt. Es hatte sich der leitende Ingenieur des Unterseebootes „II 3", Marine-Ingenieur Jwen, wegen fahrlässiger Verschuldung des am 17. Januar im Kieler Hafen erfolgten Unterganges des Schiffes und wegen fahrlässiger Tötung der bei dem Unfall ums Leben gekommenen zwei Offiziere und eines Matrosen zu verantworten. Nach mehr stündiger Verhandlung wurde das Urteil ver kündet. Marine-Ingenieur Jwen wurde von jeglicher Schuld freigespcochen. In der Urteils begründung wurde ausgefühn, daß er in jeder Beziehung seine Pflicht getan habe, und daß lediglich ein unglücklicher Zufall die Ursache des Unglücks gewesen sei. (ZememnMLiges. D Gegen übermäßiges Schwitzen der Hände empfiehlt es sich, sie morgens und abends mit etwas Seifenspiritus einzureiben. D Pelargonien müssen jetzt umgesetzt wer» den und bei Eintritt des Frostes m einem Hellen, frostfreien Raum aufbewahrt werden. Kuntes Allerlei. Im Rechtsverkehr zwischen der Schweiz und dem Deutschen Reich wurde mittels Gegenrechtserklärung die Auslieferungs pflicht auf folgende, in der nächsten Nummer der ,Deutschen Juristen-Zeitung' zum ersten Male veröffentlichte Handlungen ausgedehnt, sofern sie nach schweizerischem wie deutschem Recht strafbar sind: Vorsätzliche Fälschung oder. Verfälschung von Lebensmitteln in einer für die menschliche Gesundheit schädlichen Weise, sowie Feilbieten und Inverkehrbringen von solchen ge fälschten oder verfälschten Lebensmitteln, und vorsätzliche oder rechtswidrige Vernichtung oder Unterdrückung einer öffentlichen oder Privat urkunde, sofern die Handlung in der Absicht begangen ist, einem andern Schaden zum- fügen. Im letzten Jahre (1910) wurden au Schweiz insgesamt 593 Auslieferungsam-u.,e gestellt, von denen allein 36V auf Deutschlano Die sonderbare Art, in der dieser Rus cm ihn erging, befremdete Gernsdorff wohl ein wenig; aber er war nicht gewöhnt, lange zu überlegen, wenn es sich um die Erfüllung seiner ärztlichen Pflichten handelte. Rasch warf er seinen Mantel über di« Schullern und eilte hinab. Die Droschke hielt richtig vor der Tür, und neben dem geöffneten Schlag stand, in einen eleganten Pelz gehüllt, die schlanke, hoch gewachsene Gestalt eines Mannes. Sein Ge- sich war so beschattet, daß Gernsdorff ihn erst erkannte, als er ihm bis auf zwei Schritte nahe gekommen war. Nun freilich war seine Über raschung um so größer. „Vater — du?" rief er in unverhohlenem Erstaunen. „Du lässest mich durch einen Dienst mann Herausrufen, während man dich oben schon seit mehreren Stunden als Gast er wartet ?" „Eben deshalb wollte ich nicht hinaufgehen, und ich mußte dich unter allen Umständen aus der Stelle sprechen. Du wirst mir, wie ich hoffe, die kleine Notlüge nicht weiter verübeln." Die Sprache des Mamies war hastig und seine Stimme klang heiser wie die eines Menschen, der sich in übergroßer Erregung befindet. Als jetzt die Wagenlaterne einen Hellen Lichtschein aus sein Gesicht fallen ließ, war Doktor Gernsdorff sichtlich bettoffen von der sahlen Färbung dieses Antlitzes und von den tiefen Leidenslinien, die sich um Biund und Augen emgegraben hatten. M 2 cForoe^ung lolgul
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